Zur Neuausgabe von Ekkeharts IV. Casus sancti Galli
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- Katja Bauer
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1 Zur Neuausgabe von Ekkeharts IV. Casus sancti Galli Ernst Tremp, Freiburg i. Ü. / St. Gallen Quellenausgaben: Melchior Goldast, in: Alamannicarum rerum Scriptores I (1606), S ([ ], S ; [ ], S Ildefons von Arx, in: MGH SS 2 (1829), S Gerold Meyer von Knonau, in: Mittheilungen zur Vaterländischen Geschichte 1/16 (1877), S Ekkehard IV., Casus sancti Galli / St. Galler Klostergeschichten, hrsg. und übers. von Hans F. Haefele (Freiherr vom Stein Gedächtnisausgabe, Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters 10), Darmstadt 1991, 2013 (mit einem Nachtrag von Steffen Patzold). Deutsche Übersetzungen: Gerold Meyer von Knonau, in: Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, Zehntes Jahrhundert, Bd. XI (1878; ). Gerold Meyer von Knonau, Placid Bütler, in: Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, Zweite Gesamtausgabe, Bd. 38 (192). Hanno Helbling, in: Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, Dritte Gesamtausgabe, Bd. 102 (198). Hans F. Haefele (wie oben unter Quellenausgaben). Italienische Übersetzung: Cronache di San Gallo, A cura di Gian Carlo Alessio, Introduzione e note di Peter Erhart, Nota alle illustrazioni e apparato iconografico di Fabrizio Crivello, Turin 2004 Literaturauswahl: Haefele, Hans F., Untersuchungen zu Ekkehards IV. Casus sancti Galli, 1. Teil, in: DA 17 (1961), S ; 2. Teil, in: DA 18 (1962), S Ders., Zum Aufbau der Casus sancti Galli Ekkehards IV., in: Typologia litterarum. Festschrift für Max Wehrli, Zürich 1969, S Hellgardt, Ernst, Die Casus Sancti Galli Ekkeharts IV. und die Benediktsregel, in: Literarische Kommunikation und soziale Interaktion, hg. von Beate Kellner u.a. (Mikrokosmos 64), Frankfurt a.m. u.a. 2001, 27 0 Ekkehart_Vortrag_SG_LateinIXber_1_Tischvorlage 1
2 2 Schmuki, Karl, Das köstlichste Geschichtsbuch des Mittelalters. Die St. Galler Klostergeschichten Ekkeharts IV., illustriert an Handschriften aus der Stiftsbibliothek. Führer durch die Ausstellung in der Stiftsbibliothek St. Gallen (29. November November 199), mit einer Einleitung von Peter Ochsenbein, St. Gallen 199. Ders., Klosterchronistik und Hagiographie des 11. bis 13. Jahrhunderts, in: St. Gallen. Geschichte einer literarischen Kultur, hrsg. von Werner Wunderlich, Bd. 1: Darstellung, St. Gallen 1999 Tremp, Ernst, Ekkehart IV. von St. Gallen ( um 1060) und die monastische Reform, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 116 (200), S Chronologische Übersicht über die Casus-Handschriften: ( = Codex Sangallensis, Stiftsbibliothek St. Gallen; VadSlg = Vadianische Sammlung, Kantonsbibliothek Vadiana St. Gallen) (* = Volldigitalisat samt Beschreibung und Literaturhinweisen unter: Stand:6.11.1) Handschrift (mit Sigle) Datierung Berichtszeitraum: 883 um um * 61 (B)* VadSlg 70 (D) 610 (D1)* VadSlg 69 (D2) 612 (C) 611 (C1) 613* um 900 Ratpert um 1200 Ratpert Ekkehart Cont. anonyma um 140 Ratpert Ekkehart Cont. Conradus de 142 Ratpert Ekkehart Cont. Conradus de 1491/9 Ratpert Ekkehart Cont. Conradus de Ende 1. Jh. Ratpert Ekkehart Cont. Conradus de 129/42 Ratpert Ekkehart Cont. Conradus de 126 Conradus de Fabaria um (V)* 1220/30 Vita Notkeri Balbuli
3 3 Stemma der Überlieferung: Ekkehart, Casus sancti Galli Autograph (verloren) B Vita Notkeri Balbuli (V) D D1 C D2 C1
4 4 Beispieltext Casus sancti Galli c. 126: 10 1 De a Waltone decano 1 nec non et Chuniberto Altaha b abbate 2 grandia siquidem, quamvis non his similia, si vacaret, dicere poteramus. Quorum prior, quod eius officii quidem erat, memorabilem se posteris in secessus nostri structura difficillima fecerat 3. Non solum autem in hoc, sed et in aliis multis magnitudinem suam ostendit operibus. Nam Saracenos, quorum natura est in montibus multum valere, cum e parte australi nos et nostros adeo infestarent suis temporibus, ut alpes nostras et montes 4 optinentes, etiam fratribus crucem circa urbem sequentibus tela proximo c iacerent militumque abbatis manu, ubi laterent, investigari non possent, ipse quadam nocte cum familię audacioribus sibi, ubi laterent, proditos invasit dormientesque d nactos e ; lanceis et falcibus, securibus quoque quibusdam trucidatis, quibusdam quoque captis, cęteros fuga lapsos insequi inane duxit, cum capris fugatiores montes percurrerint 6. Quos autem cęperat, vinctos in monasterium ante se egerat. Qui tamen ipsi manducare f nec bibere volentes omnes perierant 7. Hęc de tragedia eius temporis et de Waltonis magnitudine tetigisse sufficiat. Nam si miseriam omnem, quam nostrates a Saracenis sunt passi, percurrerem, volumen efficerem Übersetzung c. 126: Von Walto dem Dekan 1 und desgleichen von Kunibert, dem Abt von Altaich 2, vermöchten wir nun ja Großartiges, wiewohl dem eben Geschilderten nicht Vergleichbares, zu erzählen, wenn die Zeit dazu bliebe. Von den beiden machte sich der erstere, was freilich zu seinen Obliegenheiten gehörte, bei den Späteren durch die Konstruktion unseres Abortes, die sehr schwierig war 3, der Erinnerung wert. Aber nicht nur hierin, sondern auch in vielen anderen Leistungen gab er seine Überlegenheit zu erkennen. Zum Beispiel im folgenden: Die Sarazenen, deren Wesen es entspricht, in den Bergen ihre Stärke auszuspielen, bedrängten zu seinen Zeiten uns und die Unsrigen von Süden her so sehr, dass sie unsere Alpweiden und Berge 4 besetzten und auf die Brüder während der Kreuzprozessionen um die Stadt sogar aus a) Davor rote Zwischenüberschrift De Waltone decano et Kuniberto praeposito Brisaugensi et morte Kuniberti D. b) Altaham D. c) e proximo Goldast. d) so C D; sichtbar dormientes- B; dormientes von Arx, M. von Knonau. e) nactus Goldast. f) nec manducare C.
5 10 nächster Nähe ihre Geschosse schleuderten; und sie konnten von einer Schar Krieger des Abtes in ihren Verstecken nicht aufgestöbert werden; da überfiel sie Walto in eigener Person eines Nachts mit den Kühneren aus dem Gesinde, nachdem man ihm den Schlupfwinkel der Sarazenen verraten hatte, und traf sie schlafend; mit Lanzen und Sensen, mit Äxten auch wurden etliche niedergemetzelt, etliche auch gefangen; die übrigen entkamen durch die Flucht: sie zu verfolgen hielt Walto für unnütz, da sie behender als Gemsen über die Berge dahinliefen 6. Die er aber gefangengenommen, ließ er gefesselt vor sich her zum Kloster treiben. Da sie jedoch weder essen noch trinken wollten, kamen sie alle um 7. Dieser Hinweis auf das Jammerspiel jener Zeit und auf die Größe des Walto möge genügen. Denn wollte ich alles Elend, das die Unsrigen von den Sarazenen erleiden mussten, der Reihe nach anführen, ich würde ein Buch zusammenbringen. 1 Vgl. c. 7 Anm Vgl. c. 91 Anm.. 3 M. v. Knonau S. 408 Anm vermutet den Bau einer Ableitung von den Latrinen der Brüder, die gemäss Klosterplan an der Südostecke des Konventsgebäudes lagen, gegen die Steinach hin. Zu den Klosterlatrinen vgl. Erwin Rigert, Irene Ebneter, St. Gallen Latrinen als Fundgruben, in: 12. Neujahrsblatt, hg. vom Historischen Verein des Kantons St. Gallen (2012) S Die nahe gelegenen Voralpen des Alpsteins. Flurprozession mit Kreuz und Fahnen am 2.4. (vgl. c. 66 mit Anm. 4 ) oder an den drei Bittagen (Rogationes) vor Christi Himmelfahrt um die wohl schon befestigte Klostersiedlung St. Gallen. 6 Der Überfall muss sich in den 940er oder 90er Jahren zugetragen haben. Zur Wendigkeit und Geländegängigkeit der Sarazenen in den Alpen vgl. Steiner, Sarazenen S. 483 f. 7 Ein Zusammenhang der Verweigerung von Essen und Trinken mit der Einhaltung islamischer Speisevorschriften ist unwahrscheinlich; vgl. Steiner, Sarazenen S. 496.
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