American Bar REMAKE KONZEPT. Wien, Februar 2011

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1 KONZEPT Wien, Februar 2011 American Bar REMAKE SCHUBERTH UND SCHUBERTH ARCHITEKTUR UND INNENARCHITEKTUR SCHÖNBRUNNER STRASSE 88/4, 1050 WIEN T / F KONTAKT@SCHUBERTHUNDSCHUBERTH.AT

2 DER ARCHITEKT ALS BRICOLEUR Die Verdoppelung schärft den Blick auf das Original LUXUS FÜR ALLE warum das 19. Jahrhundert groß war, nach Joachim Fest:...aber etwas rät uns, nicht allzu sehr davon beeindruckt zu sein. Denn es ist ein Ehrgeiz aus gleichsam babylonischem Geist: maßlos, zum Unfertigen verurteilt und endend in grenzenloser Sprachverwirrung. Mit den Folgen haben wir zu tun.

3 warum das 19. Jahrhundert groß war, nach Joachim Fest:...aber etwas rät uns, nicht allzu sehr davon beeindruckt zu sein. Denn es ist ein Ehrgeiz aus gleichsam babylonischem Geist: maßlos, zum Unfertigen verurteilt und endend in grenzenloser Sprachverwirrung. Mit den Folgen haben wir zu tun. Porträt Peter Altenberg

4 Grundriss Das Projekt Die American Bar im ersten Bezirk die so genannte Loos-Bar, vom Architekten Adolf Loos im Jahr 1908 erbaut wird im Rahmen einer temporären Installation nachgebaut. Eine 1:1 Kopie, an einem neuen Ort und für einen begrenzten Zeitraum erstellt. Der Nachbau erfolgt mit einfachsten Mitteln und Materialien. Die komplexe Raumplanung und Materialvielfalt des Originals werden abgebildet und gleichzeitig gebrochen: statt Carrara Marmor und Mahagoni-Holz finden sich Plastilin, Kreide, Schaumstoff, Spiegelfolie, Styropor, und Holzstaffeln. Die Installation soll spielerisch benutzt werden, abends als Getränke-Schank oder tagsüber als kleines Cafe. Dadurch verändert sich auch der Raum, am Ende ist er verbraucht und wird abgebaut Schnitt Plastilinbild Peter Altenberg

5 Konzept Was passiert mit dem Raum, wenn er aus der vertrauten Umgebung des Ersten Bezirks in ein verändertes soziales Umfeld verpflanzt wird? Die Luxus Bar im Randbezirk. Welche Spannungen entstehen dabei, und wie lassen sich solche Spannungen nutzen und produktiv umwandeln? Die Verdoppelung, der Nachbau, schärft den Blick auf das Original. Die Installation soll das Original schmücken und nicht verulken. Der Nachbau zwingt zur Auseinandersetzung mit dem Original, der Besucher wird später auch die Ursprungs-Bar mit neuen Augen betrach-ten, mit geschärftem Sinn für Details und Ausführung. Der Doppelgänger übt Wirkung auf das Original aus. Der Nachbau erfolgt mit den einfachen und bastlerischen Mitteln des Theaterbaus. Wir möchten damit bei Architekten und Kunden die Lust wecken auf ungewöhnliche Materialien und den improvisierenden Umgang mit Raum. Weniger der fertige Montageplan und mehr ein Prozess der Auseinandersetzung steht bei der Herstellung im Vordergrund. Foto Musterecke

6 Hintergrund Das Berufsbild des Architekten hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr gewandelt. War der Architekt früher stark mit dem Handwerk verknüpft, so sind heute die Herstellungstechniken automatisiert und wenig nachvollziehbar. Auch die Entwurfsvorgänge wurden durch den Einsatz von CAD-Programmen verändert. Entwürfe werden oft nur am Computer erstellt, Modelle sind zunehmend von Computer- Renderings ersetzt worden. Die zeitgenössische Architektur ist häufig auf eine sehr begrenzte Materialpalette be-schränkt. Was von einem Standpunkt aus konsequent oder reduziert genannt werden kann, nimmt aus anderer Perspektive betrachtet, so manchem Gebäude Komplexität und Reich-tum, und lässt es banal und flächig erscheinen. Das Experimentieren mit Herstellungs- Techniken und das Entwickeln von Materialien haben heute hoch spezialisierte Industrial- Designer und Entwicklungsabteilungen großer Firmen übernommen, sie jonglieren mit teuren Spezial-Materialien und aufwendigen Hightech- Techniken. Der Raum von Loos ist das Beispiel eines Innenraums alter Schule, in seiner Materialvielfalt, den Farb- und Musterkombinationen und der engen Zusammenarbeit mit dem Handwerk seiner Zeit. Wir sind überzeugt, dass solches als Auseinandersetzung im Zentrum der Architektur bleiben sollte. Das Herantreten an ein Projekt mit einfachen Mitteln und Techniken muss, neben der technischen Hochspezialisierung, lebendig und möglich bleiben. Der Architekt als Bricoleur. Foto Musterecke Foto Musterecke Materialumsetzung, Transformation Um die Idee zu veranschaulichen haben wir in unserem Atelier eine 1:1 Musterecke aufge-baut (100x200x350cm). Bei den Materialien war es uns wichtig, veränderbare und haptisch anschauliche Materialien zu verwenden. Auch solche Materialien, die zwar aus dem Alltag bekannt sind, dort jedoch in anderer Gebrauchsfunktion vorkommen. Die Natursteinstützen an Wand und Decke werden mit Schichten aus schwarzem Plastilin übersetzt. Die weißen Marmorplatten an der Decke werden zu Styroporkassetten mit Glimmerlasur. Beschreibbarer Schultafellack findet sich anstatt der klassischen Mahagoni-Wandvertäfelung. Die hinter-leuchtete Tischplatte ist aus Wachs gegossen. Weißen Marmorfliesen am Boden sind aus Spiegelfolie geschnitten. Die seltsamen Formen der Onyxwand über dem Eingang werden als grafischer Schriftcode übertragen. All diese Materialien verändern sich durch die Benut-zung, sie fließen, zerrinnen, wetzen durch, scheuern ab, werden spröde und hart oder brö-ckelnd und weich. Realisierung Unser American Bar REMAKE kann entweder in einen bestehenden Raum hinein gebaut werden, oder frei stehend als Installation an einem offenen Ort ausgeführt sein. Der Eingriff kann im Rahmen einer Veranstaltung, oder anlassbezogen für eine Institution stattfinden. Die Installation lässt sich als Cafeteria oder als Getränkeausschank benutzen, und abends als Bar-Double betreiben. Die Dauer der Installation sollte beschränkt sein.

7 Umsetzung - Aufbau Musterecke

8 Kärntner Bar im Kärntner Durchgang, Wien Innere Stadt. Geschichte und Bestand Eine der frühesten Arbeiten des Architekten Adolf Loos aus dem Jahr Das Straßenportal zeigt eine stilisierte amerikanische Fahne, die mit Glasmosaiksteinen verkleidet ist und auf vier Marmorpfeilern ruht. Ursprünglich betrat man den Raum durch die mittlere der Messingglastüren, heute wird die seitliche Tür benutzt. Über eine Art Schleuse gelangt man in das Innere der Einraum-Bar, die nur 4,45m x 6,15m groß ist, bei einer Raumhöhe von 4,15m. Die Materialpalette reicht von unterschiedlichen Marmoren, Onyx-Quarzstein, Spiegelglas, über dunkle Mahagoniholzfurniere und Messingarbeiten, zu den textilen Lampenschirmen der Wandleuchten. Häufig wird auf den optischen Trick der Raumvergrößerung durch deckennahe Spiegel verwiesen. Bemerkenswert auch die hinterleuchteten Messingtische. Die fast hundertjährige durchgehende Barnutzung hat zu einer Reihe unterschiedlicher Eingriffe geführt. So waren z.b. ursprünglich die Sitzbänke mit englischen Gobelin-Leinen mit Blumendekor überzogen.

9 Material - Ausführung Holzverkleidungen, Tafellack In der Loos-Bar sind Holzvertäfelung, der Bartresen und die Einfassung der Sitzbänke aus Mahagonifurnier gefertigt. In der Übertragung könnten diese Flächen mit speziellem Tafellack gestrichen werden. Mit Kreide lassen sich dann wechselnde Muster und Motive auftragen. Das Ziel besteht darin, vor Ort eine Textur oder ein Grafiksystem zu entwickeln. Die Flächen mit den Texturen sollen so ein eigenes Material bilden. Fehlende Einbauten hinter der Bar lassen sich einfach an die Wand zeichnen. Der Bartresen ermöglicht durch seine Beschreibbarkeit eine zusätzliche Ebene der Kommunikation. Rechts: Bei dem Umbau der Jugendberatung Check it in der Gumpendorfer Strasse 8 wenden wir diese Technik an, um wechselnde Beschreibungen, in der Art von Graffitis, durch die Jugendlichen zu ermöglichen. Mit Grafikkünstlerin Eleonore Bujatti erprobten wir unterschiedliche Text- und Grafiksujets in ihrer Auswirkung auf den Raum und die Benutzbarkeit. Eleonore Bujatti entwarf auch ein ein Schriftsystem basierend auf den rätselhaften Formschemen der Onywand in der Loos-Bar. Kreidetafeln Check it

10 Fotos Musterecke

11 Ausgewählte Projekte 2011 Haus Fellner, Wien-Hernals 2010 Installatin Chair up, Vienna Design Week, 2010 Stelzenhaus Weiss-Döring, Klosterneuburg 2009 Umbau und Sanierung Haus S., Wien Ober St.-Veit 2008 Die Zelle, Ausstellungsbeteiligung, Wien-Donaustadt 2008 Würstelstand am Albertinaplatz, Wien-Innere Stadt 2008 Villenpark Mauerbach, Mauerbach/ Niederösterreich 2006 Dachbodenausbau für Zentralverband der Hausbesitzer, Wien-Innere Stadt Büroprofil 2006 Check It, Beratungsstelle für Jugendliche, Wien-Gumpendorf Die Geschwister Johanna und Gregor Schuberth gründeten 2005 in Wien das gemeinsame Büro für Innenarchitektur und Architektur. Die große Bandbreite der Beschäftigung reicht bis ins Studium zurück. Johanna Schuberth studierte Innenarchitektur an der Akademie der bildenden Künste in München, Gregor Schuberth absolvierte das Architekturstudium an der Technischen Universität in Wien und Berlin. Gemeinsam mit dem Team entwerfen, planen und konzipieren Schuberth und Schuberth heute in allen Bereichen der Gestaltung. Das Tätigkeitsfeld reicht von Möbeldesign, künstlerischen Eingriffen und Ausstellungsbeteiligungen bis hin zur klassischen Architektur. SCHUBERTH UND SCHUBERTH ARCHITEKTUR UND INNENARCHITEKTUR SCHÖNBRUNNER STRASSE 88/4, 1050 WIEN T / F KONTAKT@SCHUBERTHUNDSCHUBERTH.AT