Lebenslagen von Mädchen am Übergang von Schule und Beruf:
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- Theodor Böhmer
- vor 8 Jahren
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1 Lebenslagen von Mädchen am Übergang von Schule und Beruf: Konsequenzen für die Mädchenarbeit und Mädchenpolitik Dr. Claudia Wallner
2 Um wen geht es? jugendliche Mädchen am Übergang zum Erwachsenenleben am Übergang von der Schule ins Arbeitsleben auf dem Weg in die Selbständigkeit
3 Was sind die Bewältigungsaufgaben? Frau werden gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen gerecht werden familiären Erwartungen gerecht werden anerkannt werden unter Gleichaltrigen Ausbildung finden und absolvieren einstellen auf einen doppelten Lebensplan
4 Moderne Weiblichkeit = Mehrfachorientierung Hausfrau Mutter Berufstätige Einstellen auf die Jonglage des Lebens
5 Themen der Jonglage und Bewältigung am Übergang Mädchen heute: Wie bin ich richtig und wie soll ich sein? Schule: eine gute Bildung muss sein Ausbildung: es soll halt Spaß machen Zukunft: ein Mann, ein Beruf und Kinder
6 Das mediale Mädchenbild: Mythos Alphamädchen schön, stark schlank, sexy selbstbewusst, schlau cool und selbständig heterosexuell sexuelle aufgeklärt und aktiv weiblich und anschmiegsam gut gebildet und ausgebildet familien- und berufsorientiert zugleich frei von Schmerz, Problemen und Scheitern
7 Anforderung an Mädchen heute: widersprüchliche Erwartungen vereinbaren überbordende Anforderungen sortieren aus der Vielfalt das Eigene auswählen mit viel zu vielen Aufgaben und Anforderungsbereichen jonglieren individuelle Verantwortung von gesellschaftlichen Einschränkungen unterscheiden
8 Probleme im Heranwachsen junger Frauen Kein Mädchen kann dem Alpha- Mädchenanspruch gerecht werden Lebenslagen jenseits des Alpha-Bildes sind unsichtbar scheinbar gibt es sie nicht Probleme wie Armut, mangelnde Bildung, Gewalt, sozialer Abstieg, fehlende Integration etc. werden verdeckt Mädchen müssen sich jegliches Scheitern selbst zuschreiben
9 Folgen der neuen Mädchenbilder - für Mädchen/junge Frauen - großes Repertoire für weibliche Selbstinszenierungen und bilder kein Raum für Probleme, Scheitern, Überforderung, Benachteiligungserfahrungen großer Druck auf heranwachsende Mädchen
10 Rollenbilder heute: Verschränkung von alten und neuen Bildern Modernisierung heißt: Erweiterung konservativer Mädchenbilder um moderne, an Jungenbildern orientierte
11 Klassische Rollenvorstellungen sind weiterhin hoch wirksam Shell Jugendstudie: weibliche Werte soziales Engagement Hilfsbereitschaft Emotionalität Umwelt Gesundheit Ordnung und Sicherheit Fleiß und Ehrgeiz
12 Klassische Rollenvorstellungen sind weiterhin hoch wirksam Shell Jugendstudie: keine weiblichen Werte Konkurrenz und Wettstreit Macht und Geld Einfluss Modernität: - sich für Politik interessieren - politische Zusammenhänge verstehen - mit Technik umgehen können - Ämter in wichtigen Organisationen übernehmen
13 Oberfläche und Basis weiblicher Rollenbilder vordergründig und augenscheinlich: Modernität Vielfalt Unbegrenztheit in der Selbstinszenierung im Kern: hohe Wirksamkeit konservativer Frauenbilder
14 Wirksamkeit klassischer Frauenbilder zeigt sich auch in Schule und Beruf In der schulischen Bildung zeigt sich die Parallelität von klassischen und modernen Bildern
15 An Mädchen wird heute generell der gleiche Anspruch an gute Schulbildung formuliert wie an Jungen Moderne Aspekte das übererfüllen Mädchen bereits
16 Gymnasien sind mädchendominiert, Hauptschulen jungendominiert Mädchen Jungen Hauptschule 43,7% 56,3% Realschule 49,1% 50,9% Gymnasium Sek II 56,0% 44,0%
17 Förderung erfolgt im Rahmen klassischen Rollenverhaltens sie werden belohnt für Disziplin und Sozialverhalten sie werden gelobt für Lesen, Sprache, musische Kompetenz sie werden genutzt als sozialer Schmierstoff sie funktionieren besser, weil sie bereits in der Kita auf die Anforderungen des Unterrichts vorbereitet werden (basteln, malen, )
18 Zu wenig gefördert werden sie in Bereichen, die modernen Rollenaspekten entsprechen die Selbsteinschätzung von Mädchen in NaWi und Mathematik ist deutlich schlechter als die von Jungen bei gleicher Leistung ihre Benotung in diesen Fächern ist auch schlechter bei gleicher Leistung ihre Leistungen hier sinken zunehmend, sie wählen die Fächer ab sie werden nicht gefordert, weil die Fächer als untypisch für Mädchen angesehen werden
19 OECD: PISA-Auswertung Geschlecht und Leistung 2009 schlechte mathematische Leistung von Mädchen ist auf stereotypes Rollendenken zurück zu führen Je höher die Gleichberechtigung in einem Land, desto ähnlicher die Leistungen von Mädchen und Jungen Studie:
20 Die Verstärkung von Geschlechterrollenstereotypen in der Schule hat Auswirkungen auf die Berufswahl Mädchen entscheiden sich in großer Mehrheit für Berufsfelder, die klassischen Zuschreibungen an Frauen entsprechen
21 Klassische Frauenrollen beeinflussen auch das Einstellungsverhalten von Arbeitgeber bieten Mädchen in großer Mehrheit frauentypische Ausbildungen an Arbeitgebern
22 Sie münden seltener als Jungen ins duale Ausbildungssystem und hier entscheiden sie sich mehrheitlich für wenige frauentypische Berufe
23 Berufsausbildung im dualen System nach Geschlecht Männer; 60,5% Frauen; 39,5%
24 Anteil der Auszubildenden an den 10 beliebtesten Ausbildungsberufen nach Geschlecht 120,00% 100,00% 80,00% 60,00% 40,00% 32,80% 53,30% 10 häufigste Ausbildungsberufe 338 übrige Ausbildungsberufe 20,00% 0,00% Männer Frauen
25 10 häufigste Ausbildungsberufe von Frauen sind: Ausbildungsberuf 1. Bürokauffrau 2. Kauffrau im Einzelhandel 3. med. Fachangestellte 4. Friseurin 5. zahnmed. Fachangestellte 6. Industriekauffrau 7. Fachverkäuferin Lebensmittelhandwerk 8. Kauffrau Bürokommunikation 9. Verkäuferin 10. Hotelfachfrau Gesamt: Anteil an allen weiblichen Auszubildenden 6,9% 6,6% 6,6% 5,7% 5,3% 5,1% 4,8% 4,5% 4,0% 3,8% 53,3%
26 Berufsausbildung an beruflichen Schulen nach Geschlecht Männer; 32% Frauen; 68%
27 Beliebteste Fachschulausbildungen 90% der Mädchen: Jungen mehrheitlich: Erzieherin Altenpflegerin Sozialarbeiterin/- pädagogin Heilerziehungspflegerin Maschinenbautechniker Elektrotechniker Bautechniker
28 Folgen der schulischen Ausbildung für Mädchen schlechterer Zugang zum Arbeitsmarkt seltener Erfahrungen im Arbeitsleben weniger häufig Einkommen bereits während der Ausbildung längere finanzielle Abhängigkeit erschwerter Arbeitsmarktzugang
29 Auch Studienentscheidungen fallen klassisch rollenspezifisch Frauenstudien sind: Männerstudien sind: Sprach- und Kulturwissenschaften (72%) Kunst und Kunstwissenschaften (65,8%) Medizin (61,3%) Ingenieurwissenschaften (78,9%) Mathematik und Naturwissenschaften (62,1%)
30 Entscheidend für die Berufswahl sind klassische Rollenstereotype - auf beiden Seiten - muss zum Mädchen-Sein passen schließt an klassische Rollenbilder an realisiert sich in dem Themenspektrum, das Mädchen gewohnt sind soll mit Familienplanung vereinbar sein stellt Einkommenshöhe und Aufstiegsmöglichkeiten hinten an knüpft noch an die Rolle der Zuverdienerin an
31 Lebenslagen am Übergang Einerseits: modernisierte Mädchenbilder von Stärke, Schönheit und Selbstbewusstsein Andererseits: kein Profit guter Schulbildung in Bezug auf Berufsausbildung klassisch weibliche Werteorientierung klassisch weibliche Rollenbilder klassisch weibliche Berufswahl
32 Konsequenzen für Mädchenarbeit in Kita in der Jugendarbeit in der Kooperation Jugendarbeit Schule in der Berufs- und Lebensplanung
33 Konsequenzen für die Mädchenarbeit: - Kita - Studien dazu von: Tim Rohrmann Melitta Walter Petra Focks Rollenstereotype in der Kita verhindern stattdessen breite Interessenförderung
34 Konsequenzen für Mädchenarbeit: - Jugendarbeit - Mädchen stärken Anforderungen und Widersprüche in den Mädchenbildern bearbeiten individuelle Wege des Mädchenseins finden Medien-, Technik- und Naturwissenschaftsprojekte
35 Konsequenzen für Mädchenarbeit: - Kooperation Jugendarbeit Schule - Sensibilisierung für Mädchenbelange gemeinsame Vernetzung und Qualifizierung gemeinsame Projekte auf Augenhöhe Angebote zur MINT-Förderung Reflexion zum eigenen Rollenverhalten Lernunterstützung
36 Konsequenzen für Mädchenarbeit: Berufs- und Lebensplanung Erweiterung des Mädchenbildes für ein breiteres Berufswahlspektrum nutzen Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse verdeutlichen: Immer mehr Frauen müssen vom eigenen Einkommen leben
37 Konsequenzen für Mädchenpolitik: einseitige Mädchenbilder dechiffrieren Benachteiligungen von Mädchen in Ausbildung und Arbeit veröffentlichen Mädchen am Rande der Gesellschaft sichtbar machen Konzepte zur Kooperation von Jugendhilfe, Schule und Wirtschaft anstoßen
38 Bleiben Sie aufmerksam und kämpferisch für Mädchen! Sie brauchen Ihre Solidarität! herzlichen Dank!
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