Erfahrungsbericht. Zeitraum:
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- Friederike Günther
- vor 8 Jahren
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1 Erfahrungsbericht Zeitraum: Name der Gastinstitution: Cup of Cool Water In: Bujumbura/ Burundi Studienfach: Friedens- und Konfliktforschung 1. Meine Motivation für das Praktikum Ich plane in meiner beruflichen Zukunft in dem Bereich der zivilen Konfliktbearbeitung bzw. im Zivilen Friedensdienst (ZFD) in Sub-Sahara Afrika tätig zu werden. Aus diesem Grund bin ich generell sehr daran interessiert praktische Erfahrungen in der Friedensarbeit zu sammeln. Hierbei interessieren mich insbesondere Friedensprojekte, die von zivilgesellschaftlichen Akteuren durchgeführt werden. Vor meinem Praktikum bei Cup of Cool Water in Bujumbura, Burundi hatte ich zwar bereits (während meines Bachelor-Studiums) ein dreimonatiges Praktikum im Bereich der Friedensarbeit in Nigeria durchführt, allerdings habe ich damals bemerkt wie kurz ein dreimonatiges Praktikum in diesem Arbeitsfeld ist. Es braucht eigentlich mehrer Monate bis man sich wirklich an den lokalen Kontext angepasst hat und so auch befähigt werden kann eine Rolle einnehmen zu können. Die zivile Friedensarbeit setzt voraus, dass man den lokalen Kontext sehr gut kennt und die aktuellen gesellschaftlichen sowie politischen Prozesse nicht nur einordnen sondern auch in der eigene Arbeit berücksichtigen kann. Da ich während meines Praktikums in Burundi auch eine solch aktive Rolle als Praktikant einnehmen wollte, habe ich mich bewusst dafür entschieden ein sechsmonatiges Praktikum zu absolvieren. Ich hatte mich schon seit längerer Zeit für die Region der Großen Seen interessiert und mir gewünscht ein Praktikum in einem der Länder (Burundi, DR Kongo, Ruanda) durchführen zu können. Meine Wahl fiel sehr schnell auf Burundi, da ich mich generell sehr für die Wiederversöhnungsarbeit interessiere und sich die ethnischen Gruppen in Burundi (hauptsächlich Hutu und Tutsi) nach einem Jahrzehntelangandauernden - zum teil sehr gewaltvollen Konflikt - nun im Prozess der Wiederversöhnung befinden. Ich wollte unbedingt vor Ort erfahren wie diese Wiederversöhnungsarbeit von zivilgesellschaftlichen, lokalen Organisationen an der Basis durchgeführt wird und welche Erfolge/ Herausforderungen dort zu erkennen sind. Zudem hatte ich vor auch meine Französisch-Kompetenzen zu verbessern. 2. Informationen und Unterstützung Da ich das Praktikum unbedingt bei einer lokalen burundischen Organisation durchführen wollte, habe ich versucht durch Kontakte an ein Praktikum zu kommen, was letztlich auch sehr gut geklappt hat. Eine Kommilitonin von mir war bereits einmal in Burundi und hat dort Mitarbeiter der Organisation Cup of Cool Water (CCW) kennen gelernt. Nachdem sie mir ein wenig von der Organisation erzählt hat, habe ich ihr im Juni 2013 eine Bewerbung zugeschickt, welche sie an den Leiter von CCW weitergeleitet hat. Dieser hat mir dann eine Zusage für das Praktikum zugesendet. Insgesamt war die Unterstützung, die ich von CCW und allen Mitarbeitern/ Kollegen, vor und während des Aufenthaltes erhalten habe sehr gut. Ich konnte jegliche Herausforderungen, die ich in meiner Arbeit dort hatte, mit den Mitarbeitern teilen und habe immer die nötige Unterstützung erhalten. 3. Unterbringung und Infrastruktur
2 Vor meinem Aufenthalt hatte ich den Leiter von CCW gefragt ob dieser ein Zimmer für mich vor Ort suchen könnte. Ich hatte großes Interesse daran in einer burundischen Umgebung zu wohnen um so auch lokale Kultur, Sprache und generell die Gesellschaft näher kennen zu lernen. Viele expatriates bleiben in afrikanischen Großstädten meist unter sich und leben in einer Art Parallelgesellschaft, welcher ich unbedingt fernbleiben wollte. Letztlich hat sich der Leiter von CCW dazu entschieden mir eine günstige Unterkunft in seinem Haus anzubieten. So habe ich die knapp sechs Monate mit ihm und seiner Familie zusammen leben können. Dies war eine sehr schöne und bereichernde Erfahrung, da ich in einer burundischen Gastfamilie leben und so vieles über die Kultur, Gesellschaft, Geschichte Burundis erfahren konnte. 4. Sprachliche Vorbereitung In Burundi wird meist Kirundi, Französisch oder Swahili gesprochen. Kirundi wird von eigentlich allen Burundiern gesprochen. Französisch zählt zwar auch, zusammen mit Kirundi, zu den offiziellen Amtsprachen, wird jedoch nur von denjenigen gesprochen, die die weiterführende Schule besuchen konnten. Auf dem Land wird Französisch nur von einer Minderheit gesprochen. Da ich mich die meiste Zeit in Bujumbura aufgehalten habe, konnte ich mich gut mit Französisch verständigen. Ich hatte bereits zu meiner Schulzeit Französisch gelernt und auch während des Studiums Französisch-Kurse auf B1 und B2-Niveau belegt. Mir fehlte jedoch immer die alltägliche Praxis um mein Französisch effektiv zu verbessern. Hatte ich am Anfang meines Praktikum-Aufenthaltes noch Probleme mich frei auszudrücken, so fiel es mir im Laufe der sechs Monate immer leichter Französisch zu sprechen. Die Französisch-Kurse, die ich im Sprachenzentrum der Universität Marburg durchgeführt hatte, haben mir auf jeden Fall geholfen mich sprachlich auf den Burundi-Aufenthalt vorzubereiten. Ich muss erwähnen, dass ich während der Arbeitszeit sehr oft Englisch gesprochen habe, da der Leiter der Organisation Englisch als Arbeitssprache bevorzugt. Obwohl Kirundi im Alltag eigentlich sehr wichtig ist, habe ich es leider verpasst genug dafür zu lernen, da ich mich darauf konzentrieren wollte meine Französisch-Kenntnisse zu verbessern. Außer dem elementaren Kirundi konnte ich leider nicht vieles in dieser Sprache sagen, was ich sehr bereue, da man mit den Menschen viel schneller und intensiver in Kontakt treten kann, wenn man die lokale Sprache, wenigstens ein bisschen, kann. Ich empfehle daher jeder Person, die einen Burundi-Aufenthalt plant, sich vor Ort die nötige Zeit zu nehmen um Kirundi zu lernen. 5. Kosten
3 Da die burundische Botschaft in Berlin nur Visa für jeweils drei Monate ausstellt (65 Euro), musste ich vor Ort mein Visum verlängern und meinen Rückflug umbuchen. Die Verlängerung des Visums um weitere drei Monate kostete insgesamt 90 Euro und die Umbuchung des Rückflugs 100 Euro. Für den Flug hatte ich vorher 930 Euro gezahlt. Da ich durch vorherige Aufenthalte in Afrika schon die nötigen Impfungen besaß, fielen hier keine Kosten mehr an. Meine monatlichen Kosten für Miete und Unterhalt beliefen sich auf ca Euro. Dadurch dass ich in einer Gastfamilie wohnen konnte, musste ich nicht viel Miete zahlen. Zudem wurde ich dort auch mit drei Mahlzeiten am Tag versorgt. Die monatlichen Kosten konnte ich mit meinem Bafög, das ich während der Zeit erhielt, decken. Mit dem PROMOS- Stipendium konnte ich 60% meiner Flugkosten finanzieren. Generell ist das Leben für einen Europäer in Burundi natürlich viel günstiger als in Deutschland, wobei man hier auch beachten sollte, dass es natürlich auch in Burundi unterschiedliche soziale Schichten gibt. Wenn man unbedingt europäisches Essen zu sich nehmen möchte und hierfür in teure Restaurants geht, dann zahlt man dort deutsche Preise. Wenn man aber auf diesen Luxus verzichtet, kann man dort recht sparsam leben. 6. Bewertung des Auslandsaufenthaltes Das Praktikum in Burundi sehe ich als große Bereicherung für und eine gute Vorbereitung auf meine späte Tätigkeit als Berater in der zivilen Konfliktbearbeitung. Im Vergleich zu vorherigen Praktika konnte ich bei CCW eine viel aktivere Rolle einnehmen. So habe ich z.b. jede Woche einen zwei bis dreistündigen Workshop für die Mitarbeiter und Freiwilligen von CCW durchgeführt. Hierbei haben wir innerhalb von 5 Monaten folgende Themen behandeln und gemeinsam bearbeiten können: Monitoring und Evaluation von Friedensprojekten, Konfliktanalyse, Do-No-Harm-Ansatz, Friedensbildung, Gewaltfreie Kommunikation, Partizipatives Theater. Zudem konnte ich für die Organisation eine Website erstellen ( wofür ich Texte verfasst und Bilder ausgewählt habe. Die Homepage soll nun dazu dienen die noch recht kleine und unbekannte Organisation bekannter zu machen und Spender für die Projektarbeit zu werben. Mir war es wichtig, dass das CCW Personal dazu befähigt wird die Website selbständig weiterzuführen. Aus diesem Grunde habe ich einen CCW-Mitarbeiter in diese Arbeit eingeführt. Eine weitere zentrale Aufgabe war es ein Monitoring und Evaluations-Tool zu entwickeln, mit Hilfe dessen CCW ihr Wiederversöhnungsprojekt evaluieren kann. Leider fehlten am Ende die Zeit und die nötigen Ressourcen um dieses Tool ganz zu implementieren. Allerdings konnten wir eine Evaluation beginnen, Daten sammeln und diese Daten zum größten Teil gemeinsam analysieren. So war ich zufrieden, dass wir diese wichtigen Schritte einmal gemeinsam durchführen konnten und die Mitarbeiter nun elementares Wissen zu Monitoring und Evaluation haben und dieses nun in ihrem Wiederversöhnungsprojekt selbständig
4 anwenden können. Eine weitere Tätigkeit, der ich nachging, war das Schreiben von zwei Projektanträgen, mit Hilfe derer CCW Fundraising betreiben kann um so ihre Projekte im nächsten Jahr finanzieren zu können. Diese erwähnten Tätigkeiten sind sehr relevant für meine spätere Arbeitstätigkeit. Ich konnte also durch die mir gegebenen Verantwortlichkeiten interessante neue Erfahrungen machen, die mir bei meiner folgenden beruflichen Laufbahn helfen werden. Bei vielen Tätigkeiten während des Praktikums konnte ich auf Inhalte aus meinem Studium der Friedens- und Konfliktforschung zurückgreifen. Hilfreich waren hierbei insbesondere Seminare zu den Themen Projektmanagement, Friedensbildung und Konfliktanalyse. Um mich jedoch auf die Workshops, die ich CCW Mitarbeitern angeboten habe, ausreichend vorzubereiten, musste ich mich hierzu nochmals detaillierter einlesen. Dies sah ich als eine gute Möglichkeit an, mich nochmals vertieft mit Inhalten zu beschäftigen, die für mein spezifisches Berufsfeld von Bedeutung sind und nur in vereinzelten Uni-Seminaren behandelt werden. Ich habe sehr geschätzt, dass CCW mir hier die Freiheit und die Zeit zur Verfügung gestellt hat, die es mir ermöglicht hat mich intensiv mit diesen Themen zu beschäftigen. Von unschätzbaren Wert waren mir die vielen menschlichen Begegnungen, sei es mit den CCW Mitarbeitern und Freiwilligen, meiner Gastfamilie, Nachbarn, den Menschen die von CCW-Projekten profitieren, Mitarbeitern anderer zivilgesellschaftlichen Organisationen, Menschen auf der Straße, etc.. Ich bin all diesen Menschen dankbar dafür, dass sie mich freundlich und wohlwollend aufgenommen haben und ihr Wissen über Burundi und die burundische Gesellschaft mit mir geteilt haben. Viele dieser Gespräche und Biografien bleiben mir unvergessen und werden sicherlich meine zukünftige Arbeit mitprägen. Die große Herausforderung, mit der ich während des Praktikums konfrontiert war, war die finanzielle Lage der Organisation. Leider verfügte CCW zur Zeit meines Praktikums über sehr bescheidene finanzielle Mittel und konnte keine Aktivitäten im Bereich der Wiederversöhnung durchführen. Somit konnte ich mir nur sehr beschränkt anschauen wie sie ihre Wiederversöhnungsarbeit praktisch anwenden. Insgesamt sehe ich das Praktikum, trotz des limitierten Einblicks in die Wiederversöhnungsarbeit von CCW, als eine wertvolle Erfahrung an, durch die ich einen interessanten Einblick in die burundische Gesellschaft haben und auch meine eigenen Kompetenzen in der Friedensarbeit stärken konnte. Das Praktikum hat mich in meiner beruflichen Zielsetzung bestärkt und ich freue mich darauf das Wissen, das ich mir in Burundi aneignen konnte, in Zukunft einsetzen zu können.
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