Offener Zugang in Europa: Best-Practice-Beispiel Schweiz
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- Wilhelmine Weiß
- vor 8 Jahren
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1 Bundesamt für Kommunikation Offener Zugang in Europa: Best-Practice-Beispiel Schweiz, Vize-Direktor, BAKOM Bundesamt für Kommunikation I I philipp.metzger@bakom.admin.ch
2 NGA Netze: Aktuelle Abdeckung und Ausbau Abdeckung heute: VDSL (bis ca. 50 Mbit/s): ca. 80% der Haushalte CATV mit DOCSIS 3.0: ca. 45% der Haushalte Outlook 2013 VDSL: 95% der Haushalte 2015 FTTH: 30% der Haushalte 2
3 Überblick über aktuelle Ausbausituation FTTH - Swisscom und EVU rollen FTTH-Netze aus (in grossen Städten oft gemeinsam, auf dem Land bisweilen eigenständig) Cable TV (HFC Netze) - CATV Anbieter investieren vor allem in DOCSIS 3.0 Infrastrukturwettbewerb durch neu eintretende EVU und bestehende CATV Anbieter führen zu grosser Investitionsdynamik - auch beim Ex- Monopolisten Swisscom Weitere Faktoren, die u.u. Investitionen begünstigen: 1) Unregulierter Wholesale-Markt bei Glas (L1 wie auch L2) 2) Keine Regelung, die Staatshilfen verbietet 3) Hohe Bevölkerungsdichte, hoher Endkunden-ARPU, tiefe Zinsen 4) Abgeschlossene Standardisierung (Round Table) 3
4 FTTH Weshalb treten EVU in den Markt? EVU verfügen oft über Kabelkanalisationen mit Kapazität für FTTH Ausbau; zudem ist beim Unterhalt des Elektrizitätsnetzes Verlegung von Glasfasern möglich Elektrizitätsmarkt-Liberalisierung führt zu marktorientierteren Denken bei EVU => neue Geschäftsmöglichkeiten, insbesondere durch Diversifizierung; Glasfasergeschäft verspricht hohe Margen Öffentlich kontrollierte EVU verteten auch öffentliches Interesse an moderner lokaler Infrastruktur => Fälle von Ausbau mit Staatshilfen (öffentliche Kredite) 4
5 FTTH Roll-out: Chronologie 2008/2009: EVU in Zürich, St. Gallen, Basel und Genf planen eigenständigen FTTH-Netzaufbau Swisscom kündigt parallelen Ausbau in diesen Städten an (vorher nur VDSL) Roll-out von parallelen Netzen im Zugangsnetz wirtschaftlich nicht sinnvoll, verglichen mit Multifaser-Kooperation (Partner erhalten zu tieferen Kosten ein ähnlich flexibles Netz) Reduktion von Immissionen (Lärm, Mobilität, etc.) 2010: v.a. in grossen Städten nehmen FTTH-Kooperationen zum Ausbau eines gemeinsamen FTTH Layer 1 P2P-Netzes zwischen EVU und Swisscom Gestalt an; Ausgestaltung der Verträge unterscheidet sich lokal stark 5
6 FTTH Round Table: Zielsetzung Präsidium ComCom, Koordination BAKOM Mit allen grossen Telekom-Anbietern sowie relevanten EVU Ziele: Koordination des FTTH Roll-outs Vermeidung direkter Finanzierung durch den Bund Fairer Zugang für alternative Anbieter ohne eigenes Netz Fragen der Flächendeckung 6
7 FTTH Round Table: Ergebnisse Die Teilnehmer einigten sich auf: FTTH Roll-out Kooperationen: - unnötige Duplikation von Infrastruktur wird vermieden - nur ein Anbieter baut das Zugangsnetz (auch Inhouse ) Multifaser-Roll-out (d.h. in der Regel 4 Fasern bis zur Wohnung) Zusage der Anbieter, alternativen Anbietern ohne eigenes Netz nicht- diskriminierenden Zugang anzubieten (Layer 1, Layer 2) Standardisierung der Gebäudeverkablung (BEP, Kabeltyp, Anschlussdose) Standardvertrag zwischen Netzbetreiber und Hauseigentümern Entwicklung einer gemeinsamen Bestellplattform für Wholesaleprodukte aller EVU 7
8 Profitabilitätsgrenze FTTH-Ausbau (WIK) 8
9 Übersicht aktuelle Glasfaserprojekte 9
10 FTTH Kooperationsverträge - Kooperation zum Ausbau eines Multifaser-Layer 1 P2P Netzes (Ausnahme: GPON), zu dem der Zugang geteilt wird (über IRUs an einem Teil der Fasern); Kontrolle über das Netz bleibt jeweils beim Anbieter, der das Netz betreibt - 2er Kooperationen (Ausnahme: 3er Kooperation) - zwischen Swisscom und EVU (Ausnahme: Kooperation mit lokalen CATV-Anbietern) - EVU bauen in der Regel Segmente Drop und Inhouse (d.h. terminierendes Segment), Swisscom baut Feeder (Verbindungsstück zwischen terminierendem Segment und Swisscom PoP); Austausch von IRUs bezüglich der erstellten Sub-Netze - Wo (auch) regional unterteilt wird, baut EVU eher auf dem Land,Swisscom eher in der Stadt; EVU haben z.t. auch lokale politische Verpflichtungen (d.h. Abdeckung des ganzen Versorgungsgebiets, inklusive nicht rentable Gebiete) - Fasern der EVU werden bis zum Swisscom PoP gezogen, wo SPs bereits präsent sind - Layer 1 Roll-out Kosten 60/40 geteilt, entspricht erwarteten Marktanteilen (Swisscom Marktanteil 2009 auf dem Breitbandendkundenmarkt: 53,5%); Bestimmung der Basiskosten als Herausforderung für Partner (da Kooperationen in der Schweiz nicht im Rahmen von JVs) 10
11 Prüfung von Kooperationsklauseln Layer 1 Exklusivität (ein Partner verpflichtet sich, keine Layer 1 Produkte zu verkaufen) Kompensationsmechanismus: falls Marktanteile von den Investitionsanteilen abweichen, ist Transferzahlung vorgesehen; diese kann je nach Vertrag hoch oder tief sein Geographische Unterteilung des Netzes: Partner definieren, wer in welchem Gebiet baut Meistbegünstigung: Vertrag kann vorsehen, dass ein Partner alternativen Anbietern keine Angebote machen darf, die attraktiver sind als das Angebot, dass er dem Partner gemacht hat Vorkaufsrecht: Im Fall eines Verkaufs des Netzes hätte der Partner als Erster die Möglichkeit, das Netz zu übernehmen Joint-Venture: Ausnahme (1 Fall) 11
12 Angebotsentwicklung L1 und L2 In der Regel betreiben EVU auch L2 Plattform Auf Wholesalestufe werden in der Regel L2 Produkte und z.t. auch L1 Produkte angeboten Preisbeispiele: Standard Internet/ADSL Endkundenpreise in der Schweiz ca. 49 Fr./Monat Swisscom Kupfer L1 Entbündelungspreis Fr./Monat Swisscom L1 Glas-Entbündelung national ca. 39 Fr./Monat (?) EVU : regional unterschiedlich (?). 12
13 Freiwilliger Offener Zugang In der Regel sind EVU nicht auf Endkundenmarkt tätig (vertikale Separierung auf Layer 2), versprechen nichtdiskriminierenden Zugang auf L1 und L2 Wholesalestufe (d.h. voluntary open access commitment, s. auch GEREK- Bericht zu Open Access ) Je nach Grad der vertikalen Separierung stellen sich bezüglich Missbrauch von Marktmacht neben überhöhten Preisen auch Fragen des nicht-diskriminierenden Zugangs zu strategischen Layer 1 und Layer 2 Produkten 13
14 Freiwilliger Offener Zugang (GEREK) Case 1 Case 2 Case 3 Retail Market Retail Market Retail Market Vertical Integration - Retail Market - Layer 2 - Layer 1 Sells L2 X X Layer 2 Sells L1 Sells L2 Vertical Integration - Layer 2 - Layer 1 Sells L2 X Layer 2 Sells L1 Sells L2 Layer 1 Layer 2 Sells L1 Sells L2 SMP operator Competitor Competitor SMP operator Competitor Competitor SMP operator Competitor Competitor 14
15 Schlussfolgerungen I (Offener Zugang) In der Schweiz ist Fall 2 die Regel: EVU sind im Fall von Kooperation nicht auf Endkundenmarkt tätig, jedoch auf Layer 2 und verkaufen gleichzeitig Layer 1 Produkte (zumindest an ihren Partner Swisscom in Form von Multifaser Layer 1 - IRUs) Wenn Netz einmal gebaut ist, hat im Fall 2 Anbieter Interesse an eigener Kontrolle eines möglichst grossen Teils der Wertschöpfungskette, aber weniger Anreize für attraktive Angebote auf Layer 1 zuhanden der alternativen Anbieter Auch Separierung auf Layer 1 bei EVUs garantiert keine Nicht-Diskriminierung: während Pionierphase kann Partner genügend Druck aufbauen für präferenzielles Angebot (attraktiver als künftiges Angebot an andere Anbieter, sonst Eigenbau) GEREK folgert daraus, freiwillige Open Access Zusagen bei den Regulierungsabklärungen (Marktanalyse, Auferlegung von Regulierungsverpflichtungen) nicht zu berücksichtigen (Nicht-Diskrimierungsverpflichtung wäre deshalb weiterhin auf Einhaltung zu überprüfen) In der Schweiz aktuell keine Regulierung bei ULL und Bitstromprodukten, die im Anschlussnetz auf Glas basieren 15
16 Schlussfolgerungen II (Investitionen) Unter optimalen Bedingungen können FTTH-Investitionen in dichten Gebieten herbeigeführt werden; entscheidend sind vor allem unternehmerisch denkende EVU Auch von öffentlicher Hand kontrollierte Partner (EVU, Swisscom, lokale CATV Anbieter) gehen von einem langfristig positiven Business Case aus Schweizer Ansatz ist stark auf Investitionsanreize in Glasfaser im Anschlussnetz ausgerichtet => politischer Entscheid, kann aber Wettbewerb allenfalls auch negativ beeinflussen ( Überinvestitionen ) 16
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