Stefan Schäfer (Hg.) / Christian Porth: Georg Büchner: Dantons Tod. Auer Verlag AAP Lehrerfachverlage GmbH, Donauwörth

Transkript

1 Seit 1787 erschütterte eine schwere Finanz- und Wirtschaftskrise Frankreich. Zugleich stieß das althergebrachte Feudalsystem mit steigendem Einfluss und Wohlstand des Bürgertums auf immer mehr Widerspruch. Die Macht im Land lag in den Händen des I. und II. Standes, deren Mitglieder zwei Prozent der Bevölkerung ausmachten. König Ludwig XVI. rief im Mai des Jahres 1789 zur Bewältigung der Krise die Generalstände ein. Der III. Stand konnte durchsetzen, dass zukünftig nach Personen abgestimmt wurde. Mit der gleichzeitigen Erhöhung der Abgeordnetenzahl war nun eine Mehrheit möglich. Nachdem sich der III. Stand nach einem Zusammenschluss mit Teilen des Klerus zur Nationalversammlung (Assemblé nationale) erklärt hatte, wurden die Abgeordneten des Versammlungsraums verwiesen. Sie wichen in das sogenannte Ballhaus aus, gaben sich das Recht, Steuern zu genehmigen, und postulierten die Immunität ihrer Abgeordneten. König Ludwig der XVI. akzeptierte schließlich die Existenz einer Nationalversammlung, ließ aber zugleich Truppen vor Paris zusammenziehen und entließ seinen Finanzminister Necker, dem man die Bewältigung der Wirtschaftskrise zugetraut hatte. Die Abgeordneten sowie das Volk in Paris befürchteten eine Verschwörung des Adels. Die Bürger bewaffneten sich und stürmten die Bastille in der Hoffnung, dort Waffen zu erbeuten. Es war die Revolution der Sansculotten, der kleinbürgerlichen Händler und Handwerker derer die eben keine Kniebundhosen ( culottes ) trugen. Zeitgleich fanden auf dem Land zahlreiche Bauernaufstände statt, die sich gegen das Steuer- und Abgabensystem richteten. Die Rufe nach Abschaffung der Monarchie wurden lauter. Zunächst wurde jedoch eine konstitutionelle Monarchie eingeführt, allerdings noch mit einem Vetorecht des Königs. Die 1791 etablierte Gesetzgebende Versammlung bestand jetzt aus 745 Abgeordneten, darunter zahlreiche Besitzbürger, sogenannte Girondisten, Mitglieder des Pariser Revolutionsklubs (Jakobinerklub), zu dem auch Danton und Robespierre gehörten. Die Girondisten befürworteten 1792 einen Krieg gegen Österreich. In diesem Zusammenhang kam es dann zu einem Aufstand der Sansculotten, der sich auch gegen die Nationalversammlung richtete. Beim Sturm auf die Tuilerien wurde die Absetzung des Königs gefordert. Aus diesen Unruhen ging die Pariser Kommune als neue politische Macht hervor, die für Gleichheit und direkte Demokratie stand, sich aber auch für die rücksichtslose Verfolgung der Feinde der Revolution stark machte. Ihr Wortführer war Robespierre. Danton wurde Justizminister. In dieser Funktion forderte er ein Ende der Auseinandersetzungen und hob Männer für das Heer aus. Dieses Heer vertrieb die ausländischen Mächte aus dem Land, was Danton zu großer Popularität verhalf. Um die von innen und außen bedrohte Revolution zu retten, errichtete die Pariser Kommune 1793 die Terreur, die Schreckensherrschaft. Es folgte der Bruch mit den Girondisten, die als Sündenböcke für die sich verschärfende Wirtschaftskrise und den Krieg gegen Österreich herhalten mussten. Tausende wurden nach Schnellverfahren durch das Revolutionstribunal hingerichtet, darunter auch der König. Es kam zur systematischen Unterdrückung und Verfolgung aller tatsächlichen und potenziellen Gegner. Danton ließ sich im März 1793 aus dem Wohlfahrtsausschuss abwählen und wird zum Gegner der Schreckensherrschaft. Er kritisierte auch die starken Eingriffe Robespierres in das Wirtschaftssystem. Robespierre stand aber nicht nur deshalb unter Druck, er wurde auch von Hébert angegriffen, dem die Schreckensherrschaft noch nicht weit genug ging ließ Robespierre Danton verhaften und hinrichten. Noch im gleichen Jahr wurde er selbst Opfer der Terreur.

2 Lektüre mit Anmerkungen, PC mit Internetzugang, Plakate zur Präsentation DIN A3 Einstieg Erarbeitung I Erarbeitung II ertiefung Ausklang 1 Sammeln von orwissen Wissen zur Französischen Revolution Aufgabe 1 2 Informationen zu den auptfiguren des Dramas Aufgaben 2 und 3 4 Informationen zu wichtigen Ereignissen der Französischen Revolution Aufgabe 4 1 Erwartungshaltung an das Drama formulieren Aufgabe ggf. inweise zur Bearbeitung von AB 1 Brainstorming mit Cluster als Tafelanschrieb Alternative: Blitzlicht: Jeder Schüler notiert einen Satz zum Thema. Anschlie end Ergebnispräsentation: Jeder Schüler liest seinen Satz vor, zentrale Elemente werden an der Tafel gesammelt. Gruppenarbeit: Erstellen von Steckbriefen hierzu Internet und Anmerkungen in der Lektüre nutzen auf Plakaten anschlie end Ergebnispräsentation anhand von Infoplakaten: Einzelne Gruppen stellen ihre Ergebnisse vor. Gruppenarbeit: Erstellen von Kurznachrichten hierzu Internet und Anmerkungen in der Lektüre nutzen anschlie end Ergebnispräsentation: Einzelne Gruppen stellen ihre Ergebnisse vor. Leseerwartungen formulieren später mit den gewonnenen Erkenntnissen abgleichen Methode Brainstorming und Cluster anwenden Sachtexten Informationen entnehmen und stichwortartig festhalten, Medien sinnvoll und zielgerecht einsetzen Sachtexten Informationen entnehmen und zu kompakten Informationen zusammenfassen, Medien sinnvoll und zielgerecht einsetzen Erwartungen formulieren

3 UE 1: Geschichtlicher Hintergrund des Dramas UAB 1 Tragen Sie Ihr Wissen über die Französische Revolution in Form eines Brainstormings im Plenum zusammen. Erstellen Sie dabei ein Cluster an der Tafel. Ordnen Sie mithilfe des Internets den Porträts folgende Namen zu: Camillle-Simplice, Maximilian Marie Isidore de, Louis-Antoine de, Georges-Jaques Erstellen Sie stichwortartige Kurzbiografien der Personen. Nutzen Sie hierzu die Anmerkungen in Ihrer Lektüre oder das Internet. Ordnen Sie die Schlagzeilen chronologisch und erstellen Sie Kurznachrichten zu den Schlagzeilen. Nutzen Sie hierzu die Anmerkungen in Ihrer Lektüre oder das Internet.. Formulieren Sie Ihre Erwartungshaltung an das Drama. 9

4 Aufgabe 1 Aufgaben 2 und 3 Aufgabe 4 Aufgabe Bild 1: Robespierre, Bild 2: Staint-Just, Bild 3: Danton, Bild 4: Desmoulins 1, Anwalt, ertreter des Dritten Standes, Begründer des Jakobinerklubs, Abgeordneter im Nationalkonvent, Befürworter des Revolutionstribunals und der Schreckensherrschaft, 1 4 hingerichtet 1, Offizier, Konventsabgeordneter, Mitarbeit an der erfassung, 1 4 hingerichtet 1, Anwalt, Mitglied des Cordelier- und Jakobinerklubs, Justizminister, Mitglied des Wohlfahrtsausschusses, 1 3 Rückzug aus der Politik, 1 4 hingerichtet 1, Anwalt, Sekretär im Justizministerium, erausgeber einer kritischen eitschrift, 1 4 hingerichtet 1 Nationalversammlung vom König an ihrer Arbeit gehindert Sturm der Pariser Bürger auf die Bastille altes Gefängnis ermutung, dass es dort Waffen gibt 1 2, Bedrohung Frankreichs durch sterreich und Preu en, Franzosen erklären Krieg August 1 2, Sturm der Pariser Bürger auf den Wohnsitz des Königs, König gefangengenommen, Monarchie au er Kraft gesetzt September 1 2, Sturm der Sanscoulotten auf die Gefängnisse, 14 Menschen umgebracht Septembermorde März 1 3 Revolutionstribunal zur erurteilung von Revolutionsgegnern besteht aus Richtern, Geschworenen, Chefankläger, Präsident und Stellvertreter März 1 3, orgehen gegen Gegner der Revolution, schnell vollstreckbare Todesurteile April 1 3, Wohlfahrtsausschuss als Exekutivorgan des Nationalkonvents gegründet Oktober 1 3, Ludwig der I. nach seiner erurteilung wegen Landesverrats als Bürger Louis Capet hingerichtet April 1 4 Danton verhaftet, weil er sich gegen die Schreckensherrschaft wandte und ein Ende der Terreur forderte

5 UE 1: Geschichtlicher Hintergrund des Dramas HAB 1 Klären Sie Ihnen unbekannte Begriffe aus dem Personenverzeichnis des Dramas. Lesen Sie die Szene I,1 aus gründlich. Nutzen Sie auch die Anmerkungen in Ihrer Lektüre. Fassen Sie kurz den Inhalt der Szene I,1 aus zusammen. Lesen Sie den folgenden Text zum Begriff Exposition und prüfen Sie, ob es sich bei der Einstiegsszene aus um eine Exposition handelt. Der Begriff stammt von dem lateinischen Wort und bedeutet Darlegung. Die Exposition ist zusammen mit der Peripetie und der Katastrophe ein wesentliches Bauelement des klassischen Dramas. Die Exposition führt den uschauer in die andlung ein und legt die erhältnisse und ustände dar, aus denen die dramatischen Konflikte entspringen. Die wesentlichen Personen werden vorgestellt, notwendiges Wissen über die orgeschichte vermittelt. Insgesamt ist es die Aufgabe der Exposition, alles zu liefern, was für das erständnis des weiteren Dramengeschehens von Bedeutung ist zugleich wird die andlung angesto en. Bei der ermittlung der einführenden Informationen gibt es verschiedene Möglichkeiten: In der antiken Tragödie wird seit Sophokles dem Einzug des Chores, also dem Beginn der andlung, ein Prolog vorangestellt. Dieser kann sowohl in Dialog- als auch in Monolog-Form gestaltet sein, zum Beispiel als Bericht. Im uge der Weiterentwicklung des Dramas umfasst die Exposition im neuzeitlichen Drama häufig den ersten Akt oder die erste Szene und ist im Gegensatz zur antiken Tragödie in die andlung integriert. Im anal tischen Drama kann die Exposition das ganze Stück umfassen, denn die gesamte andlung dient zur Offenlegung einer orgeschichte. In der offenen Form des Dramas kann die Exposition fehlen, da es hier auch keine in sich geschlossene andlung gibt. 11