East China University of Science & Technology (ECUST) 华东里工大学

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1 Erfahrungsbericht Praxissemester an der East China University of Science & Technology (ECUST) 华东里工大学 School of Bioengineering Meilong Road 130, Shanghai, PR China Agnes Buczkowski Chemie- und Umwelttechnik Wintersemester 2011/ September Februar 2012

2 Vorbereitung Am erfuhr ich, dass ich eine von drei Glücklichen war und das Shanghai- Stipendium bekommen habe. Ein sehr schönes Nikolausgeschenk, aber ich habe nicht damit gerechnet, denn ich war aus Zeitgründen nie ein Chinabuddy. Man kann sich also auch ohne Teilnahme am Chinabuddy-Projekt bewerben und genommen werden. Die Suche nach einem passenden Flug ist recht einfach und kurz. Je schneller man bucht, desto günstiger kann der Flug werden. Theoretisch kosten die Hin- und Rückflüge zusammen zwischen 450 und 700. Es geht natürlich auch teurer, aber das muss ja nicht sein. Aus eigener Erfahrung würde ich dringend empfehlen nur bei renommierten Fluganbietern zu buchen, vertraut also nicht jedem Billigangebot! Mit welcher Fluggesellschaft ihr dann letztendlich fliegt, ist unwichtig. Turkish Airlines würde ich allerdings sehr empfehlen. Achtet bei der Buchung unbedingt darauf, dass ihr ein Visum für 180 Tage und nicht für sechs Monate bekommt. Neben dem Shanghai-Stipendium habe ich auch AuslandsBAföG erhalten. Ihr könnt auch AuslandsBAföG beziehen, wenn ihr KEIN BAföG in Deutschland bekommt. Es lohnt sich also mal einen Antrag auszufüllen, nur denkt daran, mindestens 6 Monate vorher den Antrag wegzuschicken und andere Stipendien können dann nicht mehr beantragt werden. Entweder oder! Rechnet euch das am besten vorher aus, was sich mehr lohnen würde. Zur Einreise braucht ihr natürlich einen Reisepass, achtet darauf, dass dieser noch mindestens sechs Monate nach Ankunft gültig ist. Das Visum kann in Hamburg im Chinesischen Konsulat beantragt werden. Dazu braucht ihr den besagten Pass, ein Passbild, die Einladung der ECUST (Kopiert euch diese unbedingt!) und das ausgefüllte Formular ( Möchte man das Visum am selben Tag noch mitnehmen, kostet dies 30 und man muss den Antrag bis 11 Uhr eingereicht haben. Da ihr eine offizielle Einladung habt, braucht ihr euch auch keine Sorgen zu machen. Aber ihr könnt nur leider eine Einreise beantragen. Zwischendurch das Land zu verlassen geht also nicht und macht der ECUST große Schwierigkeiten, wenn es nötig wird. Dies gilt auch für Hong Kong und Macau. Wollt ihr trotzdem dort einreisen, tut dies am besten im letzten Monat eures Aufenthaltes, denn dann gibt es die Möglichkeit ein Touristenvisum vor Ort für 30 Tage zu bekommen und ihr könnt entspannt wieder einreisen und die letzten Tage in China verbringen.

3 Ich würde euch empfehlen eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen. Ich habe eine Versicherung für sechs Monate abgeschlossen bei der Hanse Merkur, was mich 156 gekostet hat. Es kann immer etwas passieren und es ist immer besser abgesichert zu sein. Für die Reiseapotheke würde ich euch etwas gegen Durchfall und Schmerzen empfehlen. Vielmehr braucht ihr eigentlich nicht. Da ich in einer Apotheke arbeite, hatte ich viel zu viel mit, zum Beispiel Spritzen, denn man weiß nie in welcher Gegend man landet, und dann bittet man einfach die Ärzte die eigenen zu verwenden, aber wie gesagt, das alles braucht man nicht. Beim Thema Impfung gibt es etwas, was ihr möglichst beachten solltet: Das Auslandssemester gilt als beruflich bedingte Auslandsreise, die Impfungen werden also nicht von eurer Krankenkasse übernommen. Im Falle eines Urlaubes im Ausland sind die Kassen jedoch gesetzlich verpflichtet wenigstens einen Teil zu übernehmen. Die Krankenkassen können natürlich nicht nachprüfen, warum ihr letztendlich nach China fahrt. Ich hoffe die Botschaft ist angekommen! Geimpft wird meistens gegen Hep-A, -B, Tetanus, Diphtherie und Polio. Denkt daran, um einen ausreichenden Schutz zu gewährleisten, müsst ihr ein halbes Jahr vor Abreise mit dem Impfen beginnen. Nun die Frage: Was nehme ich mit? Ihr könnt wahrscheinlich nur 30 kg mitnehmen, also überlegt erstmal, was ihr wirklich braucht. Für die weiblichen Stipendiaten unter euch: Schaut schon vorher wie viel Kosmetika und ähnliche Produkte ihr normalerweise in 6 Monaten verbraucht, wenn ihr nichts in China kaufen wollt. Glaubt mir, ihr braucht hinterher jedes einzelne Kilo. Ich habe zum Beispiel nur alte Kleidung mitgenommen und kurz vor der Abreise einem Obdachlosen geschenkt. China ist ein Einkaufsparadies, ihr werdet viel zu viel einkaufen! Ihr könnt natürlich auch Pakete verschicken, aber denkt an den Zoll! Zu den Vorbereitungen gehört natürlich auch die Auseinandersetzung mit China selbst. Ihr werdet sehr, sehr viel erleben und die ersten Wochen werden euch umhauen bis ihr euch eingelebt habt, aber es schadet nicht, euch vorher zu informieren. Ich empfehle daher unbedingt das von der China-Koordination regelmäßig angebotene Interkulturelle Training. Es findet an einem Wochenende statt und wird von Nicola Graessner geleitet. Da Nicola selbst Sinologie studiert hat und lange Zeit in China gelebt hat, weiß sie wovon sie spricht und ihr findet in ihr eine sehr kompetente Ansprechperson. Ansonsten würde ich euch sehr gerne die Bücher von Yu-Chien Kuan empfehlen. Besonders seine Biografie Mein Leben unter zwei Himmeln: Eine Lebensgeschichte zwischen Shanghai und Hamburg geht unter

4 die Haut, aber auch Der China-Knigge: Eine Gebrauchsanweisung für das Reich der Mitte und Die Langnasen: Was die Chinesen über uns Deutsche denken sind sehr informative und amüsante Lektüren. Und nur so zur Info: Yu-Chien Kuan war damals der Professor von Nicola!!! East China University of Science and Technology Die deutschen Stipendiaten der Fachhochschule Lübeck werden im Lizhi-Wohnheim im 14.Stockwerk untergebracht. Man bekommt ein Einzelzimmer mit eigenem Badezimmer, Balkon, Klimaanlage, Kühlschrank, Fernseher, Nachttisch, Bett, Bettwäsche (2x), Kleiderschrank und Schreibtisch. Das Zimmer ist klein, aber bietet sehr viel Stauraum und nach ein paar Tagen, wird es zu eurem kleinen Reich im großen Reich der Mitte. Wenn man einmal die Gelegenheit hat in ein chinesisches Wohnheim zu schauen, dann ist man mehr als zufrieden und schämt sich für den Luxus, den man hat, wenn chinesische Freunde zu Gast sind. Um Steckdosen braucht ihr euch nicht zu sorgen, Adapter sind nicht nötig, Steckerleisten könnt ihr vor Ort kaufen. Meine wichtigste Anschaffung war mein Wasserkocher, alles andere ist überflüssig, denn bei 7 möglichen Mensen auf dem Campus, ist das Essensangebot viel zu groß, um noch selbst zu kochen. Jedes Stockwerk hat eine Gemeinschaftsküche, jedoch muss man sich jedes kleinste Kochutensil kaufen und bei einem 6-monatigen Aufenthalt lohnt es sich meiner Meinung nach nicht. Ein Besuch in der Küche zur Essenszeit fördert jedoch den kulturellen Austausch zwischen internationalen Studenten, es lohnt sich! Nicht nur eine Küche ist vorhanden, auch zwei Waschmaschinen und Trockner sind auf jeder Etage. Es fehlt also nichts! Den Internetanschluss müsst ihr selbst beantragen, da hilft euch sicherlich euer chinesischer Buddy weiter. Ich habe mir das Internet mit einer zweiten Person geteilt, was meistens keine Probleme machte. Die Verbindung war größtenteils gut und man konnte sich bei Skype sehr gut unterhalten. Vergesst nicht, dass es in China eine Internetzensur gibt, d.h. ihr habt auf Seiten wie Facebook und YouTube keinen Zugriff. Theoretisch braucht ihr den Campus die sechs Monate über nicht zu verlassen, ihr findet alles, was ihr zum Leben und Überleben braucht. In der Nähe gibt es jedoch einen Walmart, falls man ein wenig mehr Auswahl braucht. Mit dem Geld aus dem Stipendium (1000 RMB) kommt man gut aus. Es reicht für Nahrungsmittel allemal!

5 Projekt Mein Forschungsthema war: Enantioselective hydrolysis of racemic esters to optically active alcohols by recombinant bacillus subtilis esterase. Ich wurde in der School of Bioengineering bei Professor Jianhe Xu untergebracht. Anfangs fand ich alles noch sehr spannend und war begeistert von dem Thema, aber es stellte sich sehr schnell heraus, dass die chinesische Arbeitsmoral sich sehr von der deutschen unterscheidet. Wenn man also nicht flexibel genug ist, kann es zu Schwierigkeiten in einem chinesischen Labor kommen. Es kann zum Beispiel vorkommen, dass man eine Woche lang nicht arbeiten kann, weil bestimmte Stoffe nicht da sind. Man muss zusätzlich auch wissen, dass ein einmaliger Hinweis auf Bestellung nicht ausreicht, damit tatsächlich bestellt wird. Außerdem kann es ebenfalls vorkommen, dass Geräte ausfallen oder permanent besetzt sind. Das eigentliche Arbeiten fiel mir anfangs also schwer und mit der Zeit lernt man die Dinge mit einer chinesischen Gelassenheit anzugehen. So kam es dann auch, dass ich ungefähr die Hälfte von dem geschafft habe, was ich mir eigentlich vorgenommen hatte. Das störte aber keinen und ich habe sogar ein gutes Abschlusszeugnis bekommen. Die chinesischen Studenten in meinem Labor waren allesamt sehr nett und hilfsbereit. Es schien fast so, als wenn sie eher im Labor als im Wohnheim leben. Sie gucken Filme, surfen, spielen und schlafen dort. Wir haben sogar gemeinsam einen Ausflug in den Zoo unternommen. Mein Professor war ebenfalls hilfsbereit und sorgte sich auch immer um mich. Das verunsicherte mich anfangs, aber in China ist das normal, da das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler enger ist als in Deutschland. Im ersten Monat nahm ich noch am angebotenen Chinesisch-Sprachkurs teil. Dieser findet von Montag bis Freitag von 8 bis Uhr statt. Es macht wirklich großen Spaß, gerade weil die Teilnehmer aus allen Teilen der Welt stammen und man sich manchmal mit Händen und Füßen verständigen muss, aber es ist sehr zeitaufwändig. Die Lehrer erwarten, dass man jeden Abend lernt und so wird auch der Unterricht gestaltet: auswendig lernen! Jeden Morgen gibt es einen kurzen Vokabeltest. Ich musste dann abbrechen, da ich mit der Arbeit im Labor nicht hinterher kam.

6 Aufenthalt in China Ein Tipp: Versucht so viel, wie möglich zu reisen! Als Tourist in China sieht man wirklich sehr wenig, also nutzt die Chance und plant so viele Reisen, wie möglich. Geld sollte nicht unbedingt das Problem sein, denn man kann sich sehr günstig fortbewegen bzw. wohnen. Ein Muss ist natürlich Shanghai selbst. Das klingt nicht logisch, aber glaubt mir, selbst wenn ihr 2 Jahre dort lebt und jedes Wochenende etwas Neues entdeckt, habt ihr immer noch nicht alles gesehen. Natürlich muss man typische Touristenziele, wie Shanghai Oriental Pearl Tower, Shanghai World Financial Centre, Pudong, die chinesische Altstadt, Nanjing Road und natürlich die weltberühmte Promenade am Huangpu River Zhongshan Road besucht haben, aber es gibt so viel mehr Beijing sollte man ebenfalls nicht auslassen. Ich war 5 Tage dort und habe nur die wichtigsten Ziele gesehen. Die chinesische Mauer zählt da zu den Highlights. Man steht da und weiß, dass ist einer dieser Momente im Leben, den man nie wieder vergessen wird. Außerdem war ich noch in Nanjing, Chengdu, Hangzhou und Suzhou. Allesamt sehr zu empfehlen! Zum chinesischen Neujahrsfest wurde ich dann auch noch von den Eltern meiner Freundin nach Nanchang eingeladen. Es war wirklich ein Erlebnis den Alltag einer chinesischen Familie miterleben zu dürfen. Fazit Erst wenn man sechs Monate in China gelebt hat, wird einem selbst viel mehr aus seiner eigenen Heimat bewusst: wie sehr sich die europäischen Länder kulturell und sprachlich gleichen, wie unterschiedlich Menschen miteinander leben und auskommen können, wie engstirnig man selbst mit seinen Auffassungen manchmal umgehen kann und wie weit die Globalisierung bereits fortgeschritten ist. Einen so genannten Kulturschock habe ich nicht erlitten, denn ich fand mich relativ schnell zurecht und hatte sehr wenige bis keine Schwierigkeiten. Ich fand es sehr interessant manchmal einfach nur die Menschen zu beobachten und zu vergleichen. Natürlich hätte ich auch sehr westlich leben können und tagein tagaus alles bemängeln, was mir über den Weg läuft, aber ich habe versucht die chinesische Kultur zu verinnerlichen und zu verstehen. Dies würde ich auch allen raten, die sich für dieses Stipendium bewerben: Wenn ihr sehr verbissen und unflexibel seid, lasst es lieber gleich bleiben. Wenn ihr nur nach China wollt, weil es sich gut im Lebenslauf macht, dito.

7 Wenn man die Chance bekommt ein halbes Jahr in einem so fremden Land zu wohnen, sollte man jede Sekunde nutzen. Diese Erfahrung hat mich in vielen Ansichten bereichert und verändert. Dafür und für vieles mehr möchte ich mich ganz herzlich bei der China-Koordination bedanken, vor allem bei Nicola Graessner und Stefanie Bünning, die auch jede noch so kleinste und dümmste Frage immer beantwortet haben, beim Sino-German-College, besonders bei Frau Zhang und Frau Yang, für die dasselbe gilt und bei meinen German- Buddies Tang Han und Yi Qing Qing. Aber einen ganz besonderen Dank an eine mittlerweile sehr gute Freundin, die ich nicht mehr missen möchte und die mich zu einer Halb-Chinesin gemacht hat: Wu Yonglan.