Dickhäuter- Gedächtnis
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- Anneliese Berg
- vor 8 Jahren
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1 Digitaler Sonderdruck für Deepinvent Software Dickhäuter- Gedächtnis -Archivierungslösungen Elektronische Nachrichten ersetzen immer häufiger die Briefpost. Leider lassen sich Mails nicht einfach Lochen und Abheften für die Langzeitsicherung muss daher eine andere Lösung her. Unternehmenskritische Informationen und Abläufe werden immer häufiger über elektronische Mails abgewickelt. Der Anwender muss für sich und sein zuständiges Finanzamt sicherstellen, dass geschäftsrelevante Nachrichten nicht verloren gehen. Dazu genügt es nicht, die Nachrichten in einem Ordner irgendwo im Outlook oder einem anderen Mailclient abzulegen. Dort sind sie nicht vor Hard- und Softwarefehlern des Clients geschützt und lassen sich zudem manipulieren. -Archivprogramme schützen s in einer nicht mehr veränderbaren Form. Sie arbeiten in der Regel unabhängig vom verwendeten Mailserver oder -Client. Damit überleben die archivierten Informationen auch umfassende Konfigurationsänderungen der IT-Infrastruktur. Hersteller von Backup- oder Dokumenten-Management-Lösungen offerieren oft optionale Module, welche s über die Basisplattform sichern. Diese Lösungen bleiben in diesem Test außen vor. Network Computing prüfte einige reinrassige -Archivierungslösungen. Dabei handelt es sich nicht um 1:1 vergleichbare in Konkurrenz zueinander stehende Lösungen. Vielmehr soll der Test einen Überblick über die möglichen Lösungsansätze geben. Im Test finden sich Produkte für kleine Unternehmen ohne lokalen Mailserver ebenso, wie Systeme, die bis tausende Benutzer skalieren. Mailstore 4 Von der Firma Deepinvent stammt eine simple Windows-Lösung für kleinere und mittelgroße Unternehmen. Mailstore besteht aus insgesamt drei Komponenten: Der Mailstore-Server beherbergt das Archiv und der Mailstore-Client gibt dem Endanwender darauf Zugriff. Der Mailstore-Proxy fängt eingehende und ausgehende POP3/SMTP-Nachrichten ab. Der eigentliche Mailstore-Server gibt sich mit recht wenig zufrieden. Dem Programm genügt Ausgabe November
2 bereits ein Windows-XP-Rechner. Nach der Installation übernimmt ein eigenes Tool die Basiskonfiguration. Dort legt der Verwalter das Verzeichnis des Archivs fest und konfiguriert die IP- Ports. Mailstore kommuniziert über Port 8460 mit seinen Clients. Zudem können Anwender ohne Client via Browser über http und https mit dem Server auf festzulegenden Ports eine Verbindung aufbauen. Alle weiteren Konfigurationen wickelt der Mailstore-Client entweder auf dem Server-PC oder jedem beliebigen anderen Rechner im LAN ab. In der Verwaltung kann der Administrator händisch lokale Benutzer mit jeweils mehreren Mail-Adressen anlegen. Zudem kann sich das Programm in ein bestehendes Active-Directory integrieren und die Benutzerkonten daraus extrahieren. Der Server kann mehrere Speicherorte für das Archiv verwalten. Das erlaubt beispielsweise, pro Quartal ein Archiv anzulegen. Die Indizes machen dabei alle Archive durchsuchbar. Bei der Index-Verwaltung kann der Verwalter pro Benutzer zudem angeben, ob die Inhalte von Anhängen wie DOC- oder PDF-Dateien für die Suche indiziert werden. Um SMTP-Mails abzufangen muss der Verwalter den Mailstore-Proxy auf der Mailstore- Server oder einer anderen Maschine einrichten. Dieser Proxy akzeptiert alle ankommenden Nachrichten und leitet diese unverändert an den anzugebenden Zielserver weiter. Eine Kopie jeder Mail speichert der Proxy als eml-datei plus ein Textdokument mit den Header-Informationen in einem Verzeichnis. Ein SMTP- Routing für verschiedene Mail-Domains beherrscht der Proxy nicht. Allerdings kann der Verwalter mehrere SMTP-Weiterleitungen auf verschiedenen Ports konfigurieren: Also: Eingehende SMTP-Mail auf Port 25 geht an Mailserver1 während Mail über Port 26 dem Mailserver2 zugestellt wird. Mailstore 4 Hersteller: Deepinvent Potenzial Charakteristik: -Archivierung Preis: 300 Euro (5-User-Lizenz) Web: + Viele Funktionen für Mail-Import + Simple Administration und Konfiguration IMAP-Import kann abbrechen Der SMTP-Proxy kann auch als transparenter POP3-Proxy zwischen Mailclient und dem Mailserver eines Providers fungieren. Viele Wege in den Mailstore Zu den Stärken dieser Lösung zählen die vielen Funktionen des Mailstore-Clients, um Nachrichten in das Archiv zu verfrachten. Die Software kann: Mailserver über POP3 oder IMAP4 abfragen, Outlook-PSTs auslesen, rohe Mail-Dateien (.msg oder.eml) importieren, sich per WebDAV mit Exchange 2003/2007 Der Mailstore- Client gibt dem Verwalter Zugriff auf alle Archive. verbinden, Thunderbird/Seamonkey-Verzeichnisse importieren, Outlook-Express-Nachrichten einlesen, AVM-KEN-Maiboxen abfragen sowie Googl konten abrufen. Mit diesen Funktionen kann der Administrator Profile pro Benutzer generieren und diese einmalig oder als geplanten Task regelmäßig ausführen. SMTP-Nachrichten fängt Mailstore dabei über die Funktion eml-import und den SMTP-Proxy ein. Der Verwalter kann dabei festlegen, dass die über den SMTP-Proxy korrekt importierten Nachrichten gelöscht werden. Dabei bleiben die SMTP-Mails, mit denen Mailstore erst einmal nichts anfangen kann zumindest im Proxy gesichert. Im Test arbeiten nahezu alle geprüften Funktionen ohne Fehler. Lediglich ein Lotus-Domino-Server schafft es, den IMAP-Import von Mailstore auszuhebeln. Im Test trennt der Lotus-Server aus unbekannten Gründen immer bei einer besonderen Mail die IMAP-Verbindung. Auf diesen Sonderfall ist der IMAP-Import von Mailstoree leider nicht vorbereitet. Es fehlt eine Recovery-Funktion, welche die defekte Mail auslässt und alle anderen importiert. Der Task läuft stets nur bis zum Abbruch durch den Notes-Server. Network Computing hat den Hersteller über dieses Problem informiert und Deepinvent will in einer der kommenden Programmversionen den IMAP-Import verbessern. Unter dem Strich ist der Fehler nicht so tragisch und lässt sich mit einer der vielen anderen Import-Funktionen umschiffen. Im Test greift Network Computing einfach über einem Outlook-Client auf den IMAP-Dienst von Notes zu. Danach schickt der Mailstore-Client über den Outlook-Import-Filter die Nachrichten in das Archiv. Dabei fällt auch auf, dass Mailstore sehr zuverlässig Dubletten erkennt und entfernt. Auch wenn eine Mail über zwei verschiedene Pfade wie IMAP und Outlook-Plugin an das Archiv gelangt, sichert das Archiv die Nachricht nur einmal ab. Der Client-Zugriff erfolgt über das Web-Gui oder den Mailstore-Client. Der in Mailstore definierte Anwender kann hier komfortabel in allen ihm zugewiesenen Mailkonten nach Nachrichten suchen. Zudem gibt es eine gute Export- Funktion, die ausgewählte Nachrichten in Dateien sichert oder per SMTP versendet. Fazit: Mailstore 4 kann mit seinem großen Funktionsumfang überzeugen. Gut gefallen die vielen Import-Funktionen, die flexible Konfigurierbarkeit und die Option, pro Benutzer völlig unterschiedliche Mailkonten im Archiv zusammenzufassen. Den guten Eindruck trübt nur der Fehler im IMAP-Import. Das flexible Konzept lässt zudem viel Raum für Sicherheitslücken. Der SMTP- Proxy lässt beispielsweise ungeschützte Kopien aller Nachrichten unverschlüsselt auf einem XP-Verzeichnis, im Zweifelsfalle sogar mit SMP/CIFS-Freigabe, liegen. Hier wäre eine Echtzeit-Proxy-Funktion, welche SMTP-Mails direkt bei Ankunft in das Archiv verfrachtet eine sicherere Lösung. Mailstore 4 eignet sich für kleinste und kleine Unternehmen, welche zu Beginn vielleicht noch nicht einmal einen eigenen Mailserver oder eine eigene Maildomäne verfügen. Dank der vielen und sehr flexiblen Funktionen kann 2 Ausgabe November
3 Mailstore mit dem Unternehmen wachsen und sich an Änderungen der Infrastruktur anpassen. Auch mittelgroße Installationen mit Kerio/ Mdaemon- oder Exchange-Installationen und hunderten Benutzern können das Archiv verwenden. Für kommende Versionen hat der Hersteller Verbesserungen beim IMAP-Import und den Support von Linux als Mailstore-Server und -Client-OS angekündigt. Reddoxx Mail Depot Einen etwas anderen Ansatz verfolgt Reddoxx mit dem Mail-Depot. Die Lösung arbeitet als Appliance. Der Anwender kann dabei wahlweise eine vorkonfigurierte Hardware mit erwerben oder eine Virtual-Appliance für Vmware nutzen. Das Mail-Depot ist dabei nur eine von drei Komponenten des Reddoxx»Mail Protectors«. Die zwei anderen Komponenten kümmern sich um den Spam- und Virenschutz sowie die Mailverschlüsselung nach S-Mime-Standard. Das Lizenzmodell von Reddoxx erlaubt, die Komponenten einzeln zu verwenden. Die Appliance nutzt ein Linux-System als Basis. Nach dem initialen und wahrscheinlich einzigen Login des Administrators an der Konsole des Systems, ändert dieser die IP-Parameter und das Admin-Kennwort ab. Die weitere Konfiguration erfolgt im Reddoxx-Admin- Tool. Die kompakte Windows-Applikation läuft ohne vorherige Installation. Die Quick-Start- Option regelt die Grundeinstellungen wie IP- Informationen, Mail-Domain und SMTP-Routingpfad. Die Baumansicht des eigentlichen Admin- Tools stellt die einzelnen Module der Appliance dar. Bevor es an die Konfiguration der Komponente Mail-Depot geht, legt der Verwalter weitere Grundparameter fest. Darunter finden sich auch Parameter für den Betrieb in einem Fail-Over-Cluster. Einen erheblichen Raum nehmen die umfangreichen Konfigurationsoptionen für die E- Mail-Weiterleitung ein. Mail-Depot arbeitet dabei als SMTP-Router, welcher Nachrichten in Das Mail- Depot routet eingehende SMTP-Nachrichten zum jeweiligen Mailserver und sichert Kopien ins Archiv. Mail Depot Hersteller: Reddoxx Charakteristik: -Archivierung Preis: 1490 Euro für RX-50 VMware mit unlimited User (Spamfinder+ Mail-Depot), Option: MSX-Agent für 600 Euro für interne Archivierung bei Einsatz eines Exchange Servers. Web: + flexibles SMTP-Routing mit multipler Verzeichnisintegration + Spam/Virenschutz und Verschlüsselung als Option auf der Appliance fehlender Web-Client Abhängigkeit der Zieladresse an verschiedene Mailserver versendet. Zu jeder Mail-Domain kann der Verwalter einen LDAP-Verzeichnisdienst angeben. So kann die Software bereits vor dem Durchreichen an den Mailserver prüfen, ob der Zielbenutzer überhaupt existiert. Mails an falsche Adressen wandern direkt in die Spam- Mülltonne und helfen dem optionalen Spamfilter. Zudem kann Reddoxx über die LDAP-Integration neue Anwender ermitteln und in die lokale Konfiguration eintragen. Als LDAP-Server können das Active-Directory (für Exchange 2003/2007) Exchange 5.5, Lotus-Domino oder Open-LDAP zum Einsatz kommen. Parallel zur Directory-Integration kann Mail- Depot aber auch mit lokalen Benutzern arbeiten. Über Aliase lassen sich den lokal definierten Benutzern auch mehrere Postfächer zuordnen. Die lokalen Appliance-Benutzer lassen sich unabhängig von den Mail-Domains und deren Anwendern gestalten. Auch hier lässt sich die Appliance an bestehende Verzeichnisdienste ankuppeln oder arbeitet mit lokalen Konten. Die Verwaltung des Archiv-Speichers arbeitet noch nicht sonderlich flexibel. Bevorzugt setzt die Appliance lokale Plattenressourcen ein. Alternativ kann Mail-Depot auf ein via SMB/CIFS gemountetes Netzwerklaufwerk zugreifen. Aktuell werden weder die schnelleren NFS-Freigaben, noch die Konfiguration mehrere Depots unterstützt. Laut Reddoxx soll das jedoch in der nächsten Version von Mail-Depot funktionieren. Exchange via Journal In erster Linie bezieht das Archiv seine Nachrichten aus dem weitergeleiteten SMTP-Traffic. Auch der Betrieb als transparenter POP3-Proxy ist möglich. Jedoch beherrscht die Reddoxx- Software kein IMAP-Protokoll. Für Exchange- Benutzer gibt es ein besonderes Plugin. Um das ans Laufen zu bekommen, muss der Verwalter Ausgabe November
4 4 einen besondern Journal-Benutzer auf dem Exchange-Server erstellen und Exchange anweisen, eine Kopie jeder ein- oder ausgehenden Mail ins Postfach des Journal-Accounts zu legen. Die händische Konfiguration dieser Option dauert etwas. Reddoxx liefert jedoch eine gute Beschreibung mit, so dass der MSX-Agent fehlerfrei seinen Betrieb aufnehmen kann. Als Client muss der Anwender ebenfalls auf ein kleines Windows-Tool zurückgreifen, was nicht explizit installiert werden muss. Ein Web- Frontend fehlt der aktuellen Programmversion. Auch hier soll das angekündigte Release 2 nachbessern. Nach der Anmeldung am Client erhält der Benutzer Zugriff auf sein Archiv mit allen zuvor deklarierten Mailkonten. Die Suchfunktion hilft, Inhalte im Mailkörper und den Kopfzeilen zu finden. Auch Anhänge werden vom Mail-Depot indiziert. Allerdings kann es nach der Installation der Reddoxx-Appliance einen Tag dauern, bis der Index zur Verfügung steht. Die Vorgabe-Konfiguration frischt die Indizes nachts auf. Ein kleines Outlook-Plugin integriert den Reddoxx-User-Client in den Outlook-Verzeichnisbaum. Allerdings kann der Anwender hier nicht einfach per Drag-and-Drop Nachrichten in das Archiv schieben. Fazit: Mail-Depot zeigt sich bei den Import- Funktionen ein wenig unflexibler als Mailstore. Reddoxx bietet größeren Kunden jedoch an, über nicht im Lieferumfang enthaltene Tools die initiale Fütterung des Archivs als Service durchzuführen. Gut gefällt an der Reddoxx-Lösung der flexibel konfigurierbare SMTP-Router und die Option, sich für Mail-Domänen und lokale Benutzer simultan in verschiedene Verzeichnisse einzuhängen. Die optionalen Dienste für Spam- und Virenschutz machen in einer integrierten Appliance sehr viel Sinn, da sich die Module gegenseitig unterstützen und zentrale Komponenten wie Mail- Routing und Directory-Integration gemeinsam nutzen. Die Lösung eignet sich für mittelgroße und große Unternehmen mit Exchange oder beliebigen anderen Mailservern. Das Test-Team vermisst im getesteten Release einen Browser- TESTVERFAHREN Ausgabe November 2009 EMA S40 -ARCHIVIERUNG Hersteller: Artec Charakteristik: -Archivierung Preis: ab 2000 Euro Web: + Simpler Betriebsmodus als transparente Bridge + gute Integration in Verzeichnisdienste kein SMTP-Forwarder Zugang zum Archiv, um auch Mac- und Linux- Nutzern Zugriff zum Archiv zu gewähren. Die kommende Version 2 muss zeigen, ob Reddoxx die Nachbesserungsversprechen erfüllen kann. Artec EMA Artec setzt auf eine Appliance als Archivlösung. Der Hersteller offeriert Geräte in verschiedenen Größen. Diese unterstützen sowohl kleine Büros mit einzelnen PCs als auch Unternehmen mit hunderten Arbeitsplätzen. Ins Labor Poing entsendete Artec die kompakte, lüfterlose S40-Appliance mit VIA-CPU und 2,5-Zoll-Festplatte für kleine Installationen. Zum Test der Funktionen genügt dieses Modell. Die EMA unterstützt einen Betriebsmodus, welcher besonders den kleinen Installationen entgegen kommt. Das Gerät lässt sich als Bridge mit zwei LAN-Adaptern zwischen den Router und den LAN-Switch einbinden. Fortan fängt es alle Nachrichten ab, die per POP3 oder SMTP gesendet und empfangen werden. Die Benutzerkonten lernt die EMA selbständig aus den Mail- Headern. Der transparente POP3-Proxy fängt zudem die Kennwörter der Anwender ab und kann damit automatisch passende Accounts auf der Appliance generieren. Die Benutzer erhalten dabei über den Web-Client sofort Zugriff auf ihr Archiv. Sollte der Verwalter dies nicht wünschen, stellt die Software den Benutzern eine Für den Test setzt Network Computing insgesamt vier Mailserver mit eigenen Mail-Domains ein: Alt-N Mdaemon , Kerio 6.6.2, Lotus-Domino und Microsoft-Exchange 2003 SP2 Mit Ausnahme von Lotus-Domino laufen alle Mailserver auf virtuellen Maschinen im Vmware-Cluster des Labors in Poing. Alle Server verfügen über ein paar Testbenutzer die regelmäßig Mails erhalten auch wenn es sich dabei nur um alle möglichen Newsletter handelt. Als Clients setzt das Test-Team Outlook-XP auf Windows-XP, Outlook-2007 auf Windows 7 und Mozilla Thunderbird auf Ubuntu 9.04 und Windows 7 ein. Die Hälfte der Windows-Clients arbeiten als Teil des Labor-ADS. Willkommens-Nachricht mit einem zufällig generierten Kennwort zu. Der transparente Betrieb eignet sich sehr für kleine Büros ohne eigenen Mailserver. Dabei ist nicht einmal eine Grundkonfiguration der Appliance nötig, da diese im Bridge-Modus sofort und ohne weitere Parameter ans Werk geht. In der Mehrzahl der Fälle arbeitet eine EMA jedoch mit einem lokalen Mail-Server zusammen. Dafür schaltet der Verwalter den Bridge- Modus ab und konfiguriert direkte IP-Adressen. Das zweite LAN-Interface kann in diesem Fall verwendet werden, um Mail-Server in anderen Netzwerksegmenten (beispielsweise der DMZ) abzufragen. Ein drittes LAN-Interface der zum Test vorliegenden S40-Appliance bleibt mit fixer IP-Adresse als Management-Port reserviert. Damit garantiert der Hersteller, dass der Verwalter auch bei einer völlig vermurksten Konfiguration immer noch an die Konsole heran kommt. Für den Test deaktiviert Network Computing die Bridge und startet das Gerät mit fixer IP- Konfiguration neu. Die Grundkonfiguration führt den Anwender durch umfangreiche Setup-Dialoge. Dabei legt der Verwalter die zu archivierenden Mail-Domänen und die Anbindung zu einem Verzeichnisdienst fest. Dabei fällt auf, dass die EMA für den Betrieb mit einem Mailserver konzipiert ist dieser kann dabei natürlich mehrere Domains verwalten. Zwar unterstützt Artec viele verschiedene Systeme wie Exchange, Kerio oder auch Lotus-Domino aber nur mit Abstrichen im Simultanbetrieb. Es ist beispielsweise nicht möglich, das Gerät mit mehreren LDAP-Servern zu koppeln, um Benutzer für verschiedene Mail-Domänen zu synchronisieren. Im Regelfall integriert der Verwalter die EMA mit dem vorliegenden Benutzerverzeichnis. Das kann Lotus-Domino, Exchange/ADS, Imail oder einfach Open-LDAP sein. Dabei wird die Appliance immer versuchen, die zu archivierenden Mails den Benutzern dieses Verzeichnisses zuzuordnen. Mit der richtigen LDAP-Konfiguration können sich alle Mail-Benutzer ohne weitere Vorbereitung an dem Web-Gui der S40-Appliance anmelden. Die Benutzerverifikation erledigt die Artec-Lösung direkt über LDAP. Als Archivspeicher kann die lokale Platte der Appliance alleine herhalten. Das alleine genügt dem Hersteller jedoch nicht. Vielmehr soll der Verwalter dem Gerät Massenspeicher über SMB/CIFS, NFS, SSH oder iscsi zuweisen. Das Archiv liegt dann in Kopie auf der LAN/SAN- Freigabe und der lokalen Platte. Letztere behält dabei jeweils nur die aktuellsten Daten um schnelle Suchergebnisse liefern zu können, während die Daten auf der LAN/SAN-Freigabe vollständig archiviert sind. Die archivierten Nachrichten verschlüsselt und signiert die EMA, um Modifikationen auszuschließen.
5 Auch beim Zugriff über das Gui kann Artec einen verbesserten Zugriffsschutz aktivieren. Dabei darf ein einzelner Verwalter nicht alleine in die Archive der Benutzer blicken. Das Vier- Augen-Prinzip gibt dabei vor, dass sich zwei zuvor festgelegte Verwalter an der Appliance anmelden müssen, bevor sie Zugriff auf Benutzer- Mails erhalten. Auch die Rechte der Anwender selbst lassen sich sehr detailliert konfigurieren. Der Administrator kann einzelne festlegen, ob Anwender Mails aus ihrem Archiv herunterladen, weiterleiten als ZIP verpacken oder gar komplett exportieren dürfen. Zudem gibt es eine Vertreterregelung, bei der Anwender zeitbeschränkt anderen Anwendern Zugriff auf ihr Archiv geben können. Saugen statt weiterleiten Bei den Funktionen zum Abrufen von Mails zeigt sich die EMA nicht so flexibel wie der Mailstore. Prinzipiell unterstützt die Archivplattform nur POP3-Downloads oder eine direkte SMTP-Zustellung ohne Weiterleitung. Der Verwalter muss daher immer beim Mail-Server Hand anlegen und dort eine geeignete Weiterleitung konfigurieren. Bei Exchange nutzt Artec die Journaling-Funktion wie das auch bei Reddoxx funktioniert. Während Reddoxx mit einem eigenen Plugin die Journal-Daten vom Exchange-Server an das Archiv anliefert, kontaktierte die EMA über POP3 den Microsoft-Mailserver und holt den Inhalt des Journal-Postfachs per POP3 ab. Bei anderen Mailservern wie Mdaemon oder Kerio muss der Verwalter eine Weiterleitung der Nachrichten über SMTP an eine Pseudo-Adresse einrichten. Im Zweifelsfalle muss der Verwalter diese Weiterleitung jedoch von Hand für alle Mailbenutzer konfigurieren. Für Systeme wie Lotus-Domino gibt es gesonderte Plugins. Im Test ist die EMA zügig installiert und in das Active-Directory des Labors eingebunden. Da für das Setup bereits ein Journal-Benutzer existiert, fällt die Konfiguration für den POP3- Zugang leicht. Fortan bezieht das Archiv alle neuen Nachrichten und legt im Verlauf des Tests auch automatisiert Archive zu allen Exchange- Die EMA bedient sich aus der Journal-Mailbox eines Exchange-Servers oder lässt sich vom jeweiligen Mailserver Kopien aller Mails für das Archiv zusenden. Postfächern an. Die jeweiligen Benutzer können sich, ohne vorher auf der EMA deklariert worden zu sein, am Archiv direkt anmelden und ihre gesicherten Nachrichten einsehen. Fazit: Das transparente Proxy-Konzept der Artec-EMA eignet sich gut für kleine Installationen mit geringem IT-Know-how vor Ort. Auch den regulären Betrieb mit Mailserver beherrscht die Lösung. Gut gefällt dabei die nahtlose Integration in bestehende Verzeichnisse. Im Gegenzug lässt Artec einige Import-Funktionen wie IMAP oder SMTP-Forwarding vermissen und macht dem Verwalter damit im Zweifelsfall die Integration mit bestehenden Mailservern nicht gerade Einfach. Test-Fazit: Im Vergleichstest der Mail-Archivlösungen gibt es auf den ersten Blick keine klaren Gewinner und Verlierer. Alle Lösungen erledigen ihren Job gut wenn sie der Verwalter erst einmal in die Infrastruktur integriert hat. Allerdings unterscheiden sich die drei Systeme sehr stark bei der Art und Weise, wie sie Mails aus dem laufenden Betrieb und bestehenden Servern in ihr Archiv bekommen. Den größten Funktionsumfang liefert Mailstore mit diversen Client-Protokollen und -Tools sowie einem Proxy. Der nimmt es dabei aber nicht so genau mit der Sicherheit. Zudem arbeiten alle Importer dieser Lösung als geplante Tasks und nicht in Echtzeit. Weniger Import-Funktionen weist das Reddoxx-Mail-Depot auf. Dafür leistet die Appliance gute Dienste als flexibler SMTP-Forewarder für viele Mail-Domains sowie -Server und integriert sich bei Bedarf in mehrere verschiedene Verzeichnisdienste.Auch die Option, auf der Appliance gleich Verschlüsselungs- und Anti- Spam/Viren-Dienste mitzuverwenden dürfte vielen Administratoren entgegen kommen. Die EMA von Artec bedient sich sehr leicht und komfortabel und trumpft mit einer guten Verzeichnisintegration sowie dem transparenten Betrieb auf. Dafür kann die Lösung nur mit einem Verzeichnisdienst arbeiten. Zudem fordert diese Lösung vom Administrator etliche Konfigurationsarbeit an seinem Mailserver. Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile erreichen alle Lösungen glatte 4 von 5 Punkten wobei das Mail-Depot von Reddoxx im direkten Vergleich der Features die Nase geringfügig vorne hat aber für volle fünf Punkte genügt es auch hier nicht. Der IT-Manager muss im Detail für sich entscheiden, auf welche Funktionen er in seinem Umfeld gesteigerten Wert legt und worauf er verzichten kann. ast@networkcomputing.de Ausgabe November
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