Brennpunkt Demenz. Kongress Pflege Berlin, 28. Januar Anforderungen an die Pflege. von Prof. Dr. Adelheid Kuhlmey
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- Benjamin Dittmar
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1 Brennpunkt Demenz Kongress Pflege 2012 Berlin, 28. Januar 2012 Anforderungen an die Pflege von Prof. Dr. Adelheid Kuhlmey Institut für Medizinische Soziologie Charité - Universitätsmedizin Berlin C h a r i t é U n i v e r s i t ä t s m e d i z i n B e r l i n
2 Demenz als Herausforderung Demenz ist mit dem hohen Lebensalter verbunden und eine Herausforderung für die regionale pflegerische Versorgung
3 Bickel et al. 2002; 2009 C h a r i t é U n i v e r s i t ä t s m e d i z i n B e r l i n
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6 Demenz als Herausforderung Führt relativ schnell zu Pflegebedürftigkeit
7 Pflegebedürftigkeit als Herausforderung Pflegebedürftige nach Alter und Geschlecht im Jahre 2005 Quelle: Statistisches Bundesamt 2007
8 Pflegebedürftigkeit als Herausforderung Entwicklung der Pflegebedürftigen (in Millionen) Jahr Prognose Basisjahr SQ 1 2,24 2,38 2,86 3,28 3,77 4,35 Eigene Berechnung KT 2 (2007) 2,35 2,69 2,93 3,19 3,50 SQ (2000) 2,13 2,47 2,71 2,98 - Rothgang (2001) KT (2000) 2,01 2,21 2,38 2,59 - Statistisches SQ 2,13 2,40 2,91 3, Bundesamt (2008) KT (2005) 2,30 2,68 2, Rürup (2003) SQ (2002) - - 3,10 3,40 - Blinkert, Klie (2001) SQ (1998) 2,21 2,58 2,81 3,11 3,45 Dietz (2002) SQ (2000) 2,04 2,37 2,61 2,87 3,17 Ottnad (2003) SQ (2002) - - 3,11-4,00 Häcker, Raffelhüschen 1,93 (2006) SQ (2004) ,79 Häcker, Höfer, 1,97 Raffelhüschen (2005) SQ (2005) 2,21 2,70 3,09 3,60 4,25 1 Status quo-prognose; 2 Prognose bei Annahme der Morbiditätskompressionsthese Quelle: GBE (2009), Statistisches Bundesamt (2006), Rothgang (2001), Statistisches Bundesamt (2008), Rürup (2003), Blinkert (2001), Dietz (2002), Ottnad (2003), Raffelhüschen (2005), Raffelhüschen (2006), eigene Darstellung, eigene Berechnung.
9 Pflegebedürftigkeit und Demenz Prozent von >60-jährigen Versicherten 25% 20% 15% 10 % 5% 0% Pflegebedürftige mit Demenz Pflegebedürftige ohne Demenz Anfang 2000 Anfang 2001 Anfang 2002 Ende 2002 Leistungsdaten von ca Versicherten einer BKK über 60 Jahre Der Anteil Dementer an den Schwerstpflegebedürftigen (Stufe III) wächst im Untersuchungsverlauf am stärksten. C h a r i t é U n i v e r s i t ä t s m e d i z i n B e r l i n 8
10 Pflegebedürftigkeit und Demenz Demenzen sind bei 22 % der Männer und 30 % der Frauen Ursache für Pflegebedürftigkeit. Bei steigender Pflegestufe nimmt ihre Bedeutung stark zu. Diagnosen, die mit einer eingeschränkten Kognition einhergehen, sind in Pflegestufe III bei Männern in 29 % und bei Frauen sogar in 46 % der Fälle pflegebegründend. Quelle: MDS 2006, SVR 2009
11 Demenz und Pflege Kognitive Einschränkung (Gedächtnisleistung) Alltagspraktische Einschränkung Nicht-kognitive Symptome (z. B. herausforderndes Verhalten )
12 Demenz und Pflege: Angehörige 66% der Menschen mit Demenz werden zu Hause gepflegt Nur 11% der pflegenden Angehörigen lassen sich dabei von freiwilligen Helfern unterstützen (Hilfe- und Pflegebedürftige in Privathaushalten, 2003) 73% der pflegenden Angehörigen sind Frauen (MuG III, 2005)
13 Demenz und Pflege: Angehörige Zustimmung zur familialen Unterstützung tzung ist hoch COMPASS Versichertenbefragung Einstellungen zu familialen Unterstützungsmöglichkeiten bei Pflegebedürftigkeit Pflege durch Familie passt nicht mehr in unsere Zeit Familienangehörige sollten möglichen Beitrag zur Pflege leisten Partner sollten sich verpflichtet fühlen, Pflegeaufgaben zu übernehmen... Anspruch darauf, von den Kindern gepflegt zu werden Stimme voll und ganz zu Stimme eher zu Stimme eher nicht zu Stimme überhaupt nicht zu kann ich nicht beurteilen
14 Demenz und Pflege: Angehörige Pflegende sind zuständig für: Körperpflege Haushaltsführung Behandlungspflegerische Maßnahmen Gespräche, Spaziergänge, Spielen Essenszubereitung Aufrechterhaltung der Sozialkontakte Entscheidungen treffen usw.
15 Die Folgen für f r Angehörige Reduktion beruflicher Pflichten Angebundensein erlebte Ängste körperlich schwere Pflegeaufgaben Einbußen der körperlichen Gesundheit
16 Die Folgen für f r Angehörige Einbußen der körperlichen Gesundheit: Burnout spielt eine besondere Rolle: nach einer Forsa - Umfrage der TK (2009) fühlte sich aufgrund der Dauerbelastung und fehlender Erholungsphasen die Hälfte aller pflegenden Angehörigen am Rande eines Burnouts.
17 Was macht die Angehörigen verletzlich? Die Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität Die Tatsache, dass die Pflege fast immer eine Endlos-Pflege ist Die Emotionen in der Familie Pflegebedürftige Menschen mit Demenz fordern von Pflegenden, dass sie andere Maßstäbe anlegen!
18 Vorstellungen zur Versorgung bei Pflegebedarf COMPASS Versichertenbefragung 2010 Von den Versicherten bevorzugte Versorgungsformen bei Pflegebedürftigkeit 8% 0%1% 8% 18% 16% 2% 2% 5% 40% Pflege zu Hause durch Angehörige Pflege zu Hause durch ambulanten Pflegedienst Pflege zu Hause durch Angehörige und ambulante Pflegedienste Pflege zu Hause durch Personal aus dem Ausland Pflege in Wohngemeinschaften Pflege in Mehrgenerationenhaus Pflege in betreutem Wohnen/Servicewohnen Pflege im Heim Pflege im Ausland keine davon
19 Versorgungsart Quelle: Statistisches Bundesamt 2001 u. 2007; eigene Darstellung
20 Demenz und Pflege In Heimen versorgt werden etwa Menschen, das sind 32% aller Pflegebedürftigen. Zwei Drittel der Pflegeheimplätze sind von Patienten belegt, die an einer Demenz leiden.
21 Vorstellungen zur Versorgung bei Pflegebedarf COMPASS Versichertenbefragung 2010 Gründe für die Entscheidung zur Pflege im Heim zu große Belastung für pflegende Angehörige wenn ich verwirrt bin Kosten für Heimplatz sind abgedeckt Platz im Heim meiner Wahl ist vorhanden Wohnung kann nicht mehr verlassen werden Angehörige wollen nicht zu Hause pflegen familiäre Konflikte durch Pflegesituation Vereinsamung zu Hause Heimplatz ist billiger als häusliche Pflege unter keinen Umständen ich lebe bereits im Heim
22 Demenz und Pflege: Was gilt es zu tun? Mehr Prävention Ausbau der häuslichen Versorgung Modernisierung der Heimversorgung Neue Versorgungsformen einführen Interventionen anpassen
23 Demenz und Pflege: mehr Prävention Hohes Rehabilitationspotential im Alter: Frauen zwischen dem 76. und 78. Lebensjahr erzielten nach einer Trainingsdauer von 18 Wochen einen Kraftzuwachs von 30%. Nach einem Ausdauertraining (4 bis 5 Mal pro Woche) erreichten 60- jährige, vorher inaktive Männer nach 12 Wochen eine Ausdauerleistungsfähigkeit, die mit den Werten untrainierter 40- jähriger Männer vergleichbar war. Quelle: Bertelsmann Stiftung: demographischer Wandel, Präventions- und Rehabilitationspotentiale, 2005
24 Demenz und Pflege: : Ausbau der häuslichen h Versorgung Wünsche und Erwartungen an eine qualitativ gute Pflege Indikatoren für die Qualität der häuslichen Pflege Vertrautheit und Sicherheit 98 Gewohntes belassen 96 Fachkräfte einsetzen 93 Mindestlohn für Pflegekräfte 91 Richtlinien Qualitätsüberprüfung 87 Pflegeplanung
25 Demenz und Pflege: Ausbau der häuslichen h Versorgung Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland sind dement (Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.v. 2007)
26 Häusliche Versorgung: Die Ressource Familie als beachtliche Versorgungsinstanz erhalten Entscheidungsfreiheiten für den Generationenaustausch konkrete Verbesserungen für die Vereinbarkeit von Familienpflege und Berufsarbeit Einrichtungen, die in Kooperation mit den privat Pflegenden arbeiten Eine breite öffentliche Diskussion
27 Demenz und Pflege: Modernisierung der Heimversorgung Wünsche und Erwartungen an eine qualitativ gute Pflege
28 Freiheitseinschränkende nkende Maßnahmen bei Menschen mit Demenz Neue Versorgungsformen: Vergleich von Wohngemeinschaften für f r Demente und Spezialwohnbereichen in Pflegeheimen Stecktisch 0% 1,8% Pflegeheim ambulant versorgte WG Fixiergurte 2,5% 5,2% abgeschlossene Zimmertür 0,5% 0% abgeschlossene Wohnungs-/ Wohnbereichstür 2,8% 18,4% Hochstellen von Bettgittern 19,2% 28,8% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% Die Studie wurde im Rahmen der Leuchtturmprojekte Demenz vom BMG gefördert und am Institut für Medizinische Soziologie der Charité in Kooperation mit der Alice Salomon-Hochschule durchgeführt ( )
29 Demenz und Pflege Interventionen anpassen Herausforderndes Verhalten tritt bei ca. 50 bis über 80% der Menschen mit Demenz im Pflegeheim auf (vgl. u.a. Zuidema et al. 2007, Schäufele et al. 2007) Basis solcher Verhaltensauffälligkeiten sind Bedürfnisse, die nicht mehr anders kommuniziert werden können Aufgabe in der Pflege: Erkennen dieser Bedürfnisse bzw. Probleme Bedürfnisbefriedigung / Problembeseitigung, in Zusammenarbeit mit Ärzten und Therapeuten
30 Demenz und Pflege: Interventionen anpassen Untersuchungsgruppe Kontrollgruppe Gesamt 12 NPI-Gesamtwert Neuropsychiatrische Symptome verbessern sich in beiden Studiengruppen nach Einführung verschiedener 4 pflegerischer Vorgehensweisen zum ursachebezogenen Umgang mit herausforderndem Verhalten 2 0 vorher 4 Wochen 6 Monate
31 Demenz und Pflege: Versorgungsformen und Interventionen anpassen Herausfordernde Verhaltensweisen dementer Pflegeheimbewohner nehmen deutlich ab, wenn ein strukturiertes pflegerisches Vorgehen auf der Basis verstehender Diagnostik erfolgt. Eine Reduzierung von Psychopharmaka-Verabreichungen konnte gleichzeitig erreicht werden. Auch allgemeine Versorgungsformen, die an die speziellen Pflegeprobleme bei Demenz angepasst sind (v.a. in kleinen, häuslich organisierten Wohneinheiten) scheinen zu einer Verbesserung der neuropsychiatrischen Symptomatik zu führen. Lebensqualität nahm im Untersuchungsverlauf verschiedener Studien trotz Zunahme von Hilfebedarf und Demenzschwere zumindest nicht ab, in einigen Dimensionen zeigen sich geringfügige Verbesserungen.
32 Vielen Dank für f r Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit! Das Leben ist ohne Probleme auch nicht leichter, sagt der Vater einmal. aus: Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil : Das Buch erzählt die Geschichte des Vaters, dem die Erinnerung langsam abhanden kommt
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