Eins werden, worum wir Gott bitten wollen

Transkript

1 Texte: Matthäus 18,19 Autor: Roger Götz Predigt Eins werden, worum wir Gott bitten wollen Ich werde heute Morgen Fr verschenken. Wer möchte sie haben? Dieses Geschenk ist allerdings an eine Bedingung geknüpft: Ich gebe diese Zwanzigernote nur an zwei Personen, die sich einig sind, was sie gemeinsam mit dem Geld machen wollen. Also nicht einfach jeder bekommt Fr. 10.-, sondern es muss ein gemeinsames Projekt sein und die beiden müssen sich wirklich darin einig sein. Also, die Zwei, die sich am schnellsten einigen können, bekommen das Geld. Wenn ihr euch einig seid, kommt bitte nach vorne. Jeder soll mir dann einzeln ins Ohr flüstern, worauf ihr euch geeinigt habt. Wenn ihr wirklich übereinstimmt, gehört das Geld euch. Es wäre nun interessant zu untersuchen, wer sich mit wem zusammengetan hat. Vermutlich hast du dir nicht jemand ausgesucht, mit dem du sonst gar nichts zu tun hast, der dir suspekt ist oder mit dem du im Moment sogar Streit hast. Gott macht uns in seinem Wort grossartige Zusagen. Doch manchmal haben wir Mühe zu glauben, dass Gott sie tatsächlich einlöst. Irgendwie scheint es in der Praxis nicht zu funktionieren. Wenn wir den Bibeltext dann aber genau lesen und den Zusammenhang beachten, dann erkennen wir, dass an Versprechen auch Bedingungen geknüpft sind. Eine besondere Verheissung gibt uns Jesus in Matthäus 18,19: Wahrlich, ich sage euch: Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel.

2 Das klingt ganz einfach: Zwei sprechen sich ab, worum sie Gott bitten wollen und schon bekommen sie alles, was sie wollen. Beispielsweise könnten zwei darin übereinstimmen, dass sie Millionär werden möchten. Also bitten sie gemeinsam Gott um 2 Millionen und teilen sich nachher die Beute. Warum funktioniert das nicht? Sie waren sich doch einig, um 2 Millionen zu bitten? Sich einig sein, ist das nicht die Bedingung, die hier genannt wird? Ja, wie gesagt, wir müssen genau hinschauen, dann sehen wir, dass noch eine andere Bedingung genannt ist, nämlich im nächsten Vers 20: Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte. Dieses denn erklärt, warum Gebete erhört werden. Gebete werden erhört, wenn wir im Namen Jesu versammelt sind. Was bedeutet es, in seinem Namen versammelt zu sein? In seinem Namen bedeutet: In seinem Auftrag und in Übereinstimmung mit seinem Willen. Wir können uns das vorstellen wie bei Abgeordneten einer Regierung oder bei Diplomaten eines Landes. Wenn sie im Auftrag der Regierung irgendwo hingehen, dann können sie nicht sagen, was sie wollen oder was ihnen gerade einfällt. Sie müssen die Anliegen der Regierung oder des Staates vertreten und im Namen der Regierung sprechen. Wenn unsere Gebete erhört werden sollen, müssen wir also den Willen von Jesus kennen. Wie finden wir ihn heraus? Wiederum müssen wir den Textzusammenhang beachten und noch tiefer in Gottes Wort graben. Manchmal scheint es uns, als würde Jesus dauernd das Thema wechseln; als hätten die einzelnen Verse gar nichts miteinander zu tun. Aber das ist nicht so. Wir müssen auch bedenken, dass es im Originaltext der Bibel keine Verseinteilung, keine Kapitel und auch keine Überschriften gibt. Die einzelnen Bücher der Bibel sind also fortlaufende Texte. In unseren heutigen Bibeln werden durch die Einteilung in Verse und Kapitel mit Überschriften oft Sinnzusammenhänge auseinander gerissen. Hindernisse aus dem Weg räumen Schauen wir also, was Jesus unmittelbar vorher sagt. Hier steht etwas, das auf den ersten Blick nichts damit zu tun hat, aber es gehört untrennbar zu dieser Verheissung und ist ebenfalls eine Bedingung für Gebetserhörung. Vers 18: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr etwas auf der Erde bindet, wird es im Himmel gebunden sein, und wenn ihr etwas auf der Erde löst, wird es im Himmel gelöst sein.

3 Was wir im Sichtbaren tun und aussprechen, hat eine direkte Auswirkung auf das Unsichtbare. So ist es ja bei Gebeten, die Gott erhört. Wir sprechen etwas auf der Erde aus und Gott hört und erhört im Himmel. Aber was ist das, was wir auf Erden binden oder lösen können? Ich habe schon verschiedene Interpretationen gehört, die mich nicht überzeugten. Ich will lieber auf das Vertrauen, was wirklich im Textzusammenhang ausgesagt wird. Und dazu müssen wir noch einige Verse vorher ansetzen. Ihr merkt, wir sind vom Versprechen, das Jesus in Vers 19 gibt, ausgegangen und erkunden nun das Umfeld, um die Bedingungen zu entdecken. Lesen wir also auch noch den Abschnitt vorher. Und da steht wieder etwas, das scheinbar nichts mit dem folgenden zu tun hat. Aber ich bin überzeugt, Jesus will uns nicht durch Gedankensprünge verwirren. Er führt uns Schritt für Schritt durch einen Prozess, dessen Ziel die Gebetserhörung ist. Nun also Vers 15-17: Wenn aber dein Bruder sündigt, so geh hin, überführe ihn zwischen dir und ihm allein! Wenn er auf dich hört, so hast du deinen Bruder gewonnen. Wenn er aber nicht hört, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit aus zweier oder dreier Zeugen Mund jede Sache bestätigt werde! Wenn er aber nicht auf sie hören wird, so sage es der Gemeinde; wenn er aber auch auf die Gemeinde nicht hören wird, so sei er dir wie der Heide und der Zöllner! Dieser Abschnitt wird oft isoliert betrachtet und als sogenannte Gemeindezucht bezeichnet. Leider wurde dieses Vorgehen auch schon dazu missbraucht schwierige Glaubensgeschwister los zu werden. Doch das ist ganz sicher nicht die Absicht von Jesus. Wiederum müssen wir genau hinschauen und den Kontext beachten, dann wird klar, worauf Jesus abzielt. Das wichtigste Wort in diesem Abschnitt lautet gewinnen so hast du deinen Bruder gewonnen. Wie könnt ihr überprüfen, ob meine Behauptung richtig ist, dass das Gewinnen des Bruders für Jesus am wichtigsten ist? Ich hoffe, ihr habt den Trick nun raus! Jawohl, wir müssen den Zusammenhang beachten. Gehen wir also im Text noch einen Schritt zurück. Und was finden wir da? Das Gleichnis vom verlorenen Schaf! Vers 12-14: Wenn ein Mensch hundert Schafe hätte und eins von ihnen sich verirrte, lässt er nicht die neunundneunzig auf den Bergen und geht hin und sucht das Irrende? Und wenn es geschieht, dass er es findet, wahrlich, ich sage euch, er freut sich mehr über dieses als über die neunundneunzig, die nicht verirrt sind. So ist es nicht der Wille eures Vaters, der in den Himmeln ist, dass eines dieser Kleinen verloren gehe.

4 Wir alle kennen dieses Gleichnis. Viele von uns haben es sicher schon in der Sonntagschule gehört. Aber war uns der Zusammenhang bewusst? In den meisten Bibeln kommt danach ein neuer Abschnitt mit einer neuen Überschrift. Aber diese beiden Texte das Gleichnis vom verlorenen Schaf und das Verhalten gegenüber Glaubensgeschwistern, die sündigen gehören zusammen. Wer sündigt, ist wie ein verlorenes Schaf. Was soll mit verlorenen Schafen geschehen? Sie sollen mit höchster Priorität gesucht und gefunden, sprich zurück zur Herde geführt werden. Es geht eben gerade nicht darum, so los zu werden, sondern sie zu gewinnen. Was aber hat das alles mit Gebetserhörung zu tun? Gehen wir nochmals Schritt für Schritt den Weg, den Jesus uns in Matthäus 18 durch die Vers 12 bis 20 führt. Der Weg zur Gebetserhörung 1. Schritt: Wir sollen alles daran setzen, dass Glaubensgeschwister, die sich auf falschen Wegen verirrt haben, wieder zurück in die Gemeinschaft geführt werden. Verlorene Schafe sind nicht in erster Linie Ungläubige, die nichts mit der Gemeinde zu tun haben, sondern eben solche, die bisher zur Herde dazu gehörten. Das muss oberste Priorität haben. Wir gewinnen den Glaubensbruder oder die Glaubensschwester, indem wir ihn oder sie mit ihrem Problem konfrontieren. Wegschauen hilft nicht. Wir müssen das ansprechen, was falsch läuft. Aber wir sollen es so behutsam machen wie ein Hirte, der ein verlorenes Schaf, das sich womöglich verletzt hat, auf dem Arm zurück zur Herde trägt. 2. Schritt: Wir müssen uns klar werden, dass wir im Himmel Dinge lösen oder binden durch die Art, wie wir mit dem Anderen und insbesondere mit seiner Sünde umgehen. Was aber bedeutet dieses Binden und Lösen konkret? Es gibt eine sehr aufschlussreiche Parallelstelle in Johannes 20,23: Wenn ihr jemandem die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, wenn ihr sie jemandem behaltet, sind sie ihm behalten. Wenn wir jemandem die Sünden vergeben, dann wird er von seiner Schuld befreit seine Schuld wird von ihm gelöst. Er ist frei. Aber kann es denn sein, dass wir darüber entscheiden, ob Gott jemandem die Sünden vergibt? Nein, sicher nicht! Gott vergibt jedem, der seine Schuld bereut, ganz unabhängig davon, was Menschen darüber denken. Was ist dann aber unser Beitrag zur Sündenvergebung? Sünde trennt. Sünde trennt uns in erster Linie von Gott. Aber wo Menschen aneinander schuldig werden, steht die Schuld eben auch trennend zwischen Menschen. Und da sind wir wieder ganz beim Thema Einheit und Eins sein im Gebet.

5 Wir können nicht eins werden mit jemandem, dem wir noch Schuld anrechnen. Selbst wenn Gott einem Menschen längst vergeben hat, ist er noch belastet durch die Schuld, die wir ihm anlasten. Seine Beziehung zu Gott wird davon nicht tangiert. Er hat freien Zugang zum himmlischen Thron. Aber seine Beziehung zu denen, die ihm nicht vergeben, ist stark beeinträchtigt. In diesem Sinn ist er noch an seine Schuld gebunden und unser gemeinsames Gebet wird verhindert. Deshalb müssen wir den anderen von seiner Schuld lösen. Wir tun dies hier im sichtbaren Bereich auf der Erde, indem wir jemandem Vergebung zusprechen. Dieser Akt der Vergebung wirkt sich bis in die unsichtbare Welt hinein aus. Es werden nämlich Blockaden gelöst, die unsere Gebete behindern. Wenn wir einander unsere Schuld nicht vergeben, vergibt Gott auch uns nicht, denn Jesus erklärt das Unser-Vater mit folgenden Worten: Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euer Vater eure Vergehungen auch nicht vergeben. (Mt 6,15) Somit sind auch wir an unsere Schuld gebunden. Schuld trennt uns von Gott. In Jesaja 59,2 heisst es: Eure Schuld - sie steht wie eine Mauer zwischen euch und eurem Gott! Eure Sünden verdecken ihn, darum hört er euch nicht. Auch durch diese Parallelstelle erkennen wir den Zusammenhang mit dem Thema Gebetserhörung. Gott hört und erhört, wenn uns keine Schuld mehr von ihm trennt. Was bezweckt Jesus, wenn er sagt Was ihr auf der Erde bindet, wird auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf der Erde löst, wird auch im Himmel gelöst sein? Will er, dass wir selber entscheiden, ob wir jemanden an seine Schuld fesseln oder ihn davon lösen? Nein, wir sollen immer vergeben, damit auch unsere Schuld vergeben wird und unsere Gebete nicht blockiert werden durch Bindungen im himmlischen Bereich. Nicht nur die Schuld unseres Nächsten ist dort gebunden, sondern auch all die Gebete, die Gott eigentlich erhören möchte. 3. Schritt: Einig sein können wir letztlich nur, wenn wir gemeinsam den Willen Jesu erkennen und unsere egoistischen Wünsche und Ziele beiseitelegen. Nur so sind wir in seinem Namen versammelt. Andernfalls ist jeder in seinem eigenen Namen anwesend und will seine eigenen Ideen verwirklichen.

6 Diese drei Schritte auf dem Weg zu Gebeten, die erhört werden, sind die gleichen, die wir gehen müssen, um Einheit in der Gemeinde zu erreichen. Nochmals kurz gefasst: 1. Verirrte suchen 2. Schuldigen vergeben 3. Den Willen Gottes erkennen und egoistische Ziele ablegen Die Prioritäten wie Jesus setzen Nun könnten wir sagen: Das ist schön und gut, wenn verirrte Schafe zur Herde zurückfinden. Aber mit meinem Gebetsleben hat dies nichts zu tun. Ich kann mich ja mit jemandem zusammentun, der auf dem guten Weg mit Jesus ist. Mit so jemandem ist es leicht, eins zu werden, worum man bitten möchte. Der Haken daran ist, dass Jesus andere Prioritäten gesetzt hat. Der gute Hirte verlässt die 99 Schafe, die sich nicht verirrt haben, um das eine verlorene Schaf zu suchen. Beten ist gut. In der Gemeinschaft zu beten, ist besser. Aber am besten ist es, wenn wir den Willen von Jesus tun. Wenn Jesus will, dass wir Verlorene suchen, dann können wir nicht in seinem Namen irgendetwas anderes erbitten. Wir müssen schon seine Prioritäten beachten. Wenn wir also zusammenkommen, um zu beten, möchte Jesus uns in erster Linie seine verlorenen Schafe ans Herz legen. Wenn wir uns um sie gekümmert haben, können wir wieder zusammen kommen zum Beten vielleicht gerade mit denen, die in die Gemeinschaft zurückgefunden haben. Ich kann mir vorstellen, dass dann der Himmel besonders offen steht. Schliesslich wird ja ein Fest gefeiert im Himmel für jeden, der zu Gott zurück findet. Meine Frau und ich haben schon oft erlebt, wie Gott auf unsere gemeinsamen Gebetsanliegen reagiert hat. Besonders in Erinnerung sind uns jene Zeiten, wo wir gemeinsam im Gebet um Menschen gerungen haben, die uns sehr nahe stehen. Wenn Gott dann eingegriffen hat, war das auch für uns ein Grund zu feiern. Wir haben aber auch schon erlebt, dass unsere gemeinsamen Gebete nicht erhört wurden. Nicht immer können wir wissen, warum nichts oder scheinbar nichts passiert. Manchmal braucht es einfach noch länger Zeit und wir sollen im Gebet nicht aufgeben. Aber es ist bei unerhörten Gebeten auch immer gut zu prüfen, ob wir die Bedingungen für Gebetserhörungen erfüllen besonders was die Vergebungsbereitschaft angeht.

7 Schlussgedanke Am Anfang der Predigt habe ich Fr verschenkt. Nur 2 Personen konnten davon profitieren. Zum Abschluss möchte ich etwas an alle verschenken. Es ist viel mehr wert als eine Zwanzigernote. Ich gebe jedem eine himmlische Kreditkarte mit einer unlimitierten Summe. Ihr könnt damit bei Gott so viel abheben, wie ihr wollt. Da drauf steht: Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. Ich bitte euch einfach, das Kleingedruckte im Vertrag zu beachten. Ihr wisst ja jetzt, was nötig ist, damit unsere Gebete erhört werden und wir unbegrenzt bei Gott abheben können: Verirrte suchen, Schuldigen vergeben und den Willen Gottes erkennen und tun. Amen