PFLANZENSCHUTZ-WARNDIENST für die Landwirtschaft Region Ost Abteilung Pflanzenbau, Pflanzenschutz, Umwelt

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1 PFLANZENSCHUTZ-WARNDIENST für die Landwirtschaft Region Ost Abteilung Pflanzenbau, Pflanzenschutz, Umwelt Ausgabe Grüner Kamp Rendsburg Telefon: Telefax: ) Maßnahmen im Winterraps 2) Ungras- und Unkrautbehandlung im Wintergetreide 3) Feldmausbekämpfung 4) Auflauf von Ackerfuchsschwanzsaat nach Winterweizen 1) Maßnahmen im Winterraps Zur Vermeidung von erhöhtem Befall mit Schadorganismen wie der Kohlfliege, der verstärkten Ausbreitung von Kohlhernie und der Vorwinterinfektion mit Phoma (bis in den Stängelbereich) sollten Saattermine für den Winterraps nicht vor dem liegen. Dies gilt insbesondere für sensible Standorte, an denen mehr als alle 5 Jahre Raps steht oder wo regional intensiv Raps und/oder Kohl angebaut wird. Herbizideinsatz im Winterraps Aufgrund der ab Mittwoch vorhergesagten Tagestemperaturen über 25 C ist ein Clomazone- Einsatz nicht möglich (NT 127: Ab 25 C keine Anwendung). Es ist auf Clomazone-freie Varianten auszuweichen (siehe WD Nr. 11). Genaue regionale Informationen zu den Temperaturbedingungen bekommen Sie auch unter: Schadinsekten im Winterraps Aufgrund der weiterhin fehlenden insektiziden Beizmöglichkeit im Winterraps, sollten die Gelbschalen zur Überwachung des Zuflugs von Rapserdflöhen (REF) in die auflaufenden Bestände (direkt nach der Saat) gestellt werden. Eckige Gelbschalen sind etwas fängiger als die runden Schalen, ein zusätzliches Eingraben erhöht zusätzlich die Fängigkeit. Bei Überschreitung der Bekämpfungsschwelle ab ca. 50 Rapserdflöhen pro Gelbschale innerhalb von 3 Wochen sollte ein hierfür zugelassenes Pyrethroid eingesetzt werden. Ebenso gilt 10 % durch REF zerstörter Blattfläche bis zum Dreiblattstadium des Rapses als Schadschwelle (REF-Loch- und Randfraß - Nicht verwechseln mit Schneckenfraß). Aufgrund der bereits in Teilen Schleswig-Holsteins nachgewiesenen Resistenzen gegenüber Pyrethroiden sind vorbeugende Bekämpfungsmaßnahmen bei einem Befall unterhalb der Bekämpfungsschwelle jedoch unbedingt zu unterlassen. Ein Befall durch die Kleine Kohlfliege wird durch eine Insektizid-Maßnahme nicht erfasst. Gut entwickelte Frühsaaten sind sehr attraktiv für die Kleine Kohlfliege, und werden zuerst angeflogen. Sie sind besonders gefährdet. In den letzten Jahren waren vor allem Aussaaten vor dem von Starkbefall betroffen.

2 Nachbehandlungen im Winterraps zum NAH-Termin: Im WD-Ost Nr. 11 wurde bereits die Herbizidbehandlung im Vorauflauf (VA) und im Bereich Nachauflauf-Keimung (NAK) behandelt. Hier wurde auch die sinnvolle Reduzierung der Metazachlormenge auf 500 g/ha diskutiert und in den Empfehlungen berücksichtigt, bzw. mögliche Überschreitungen aufgezeigt. Auf Standorten mit starkem Unkrautdruck/Ungrasdruck (Metazachlorwirkung auf Ackerfuchsschwanz beachten) kann bei Einhaltung der 500 g/ha vermehrt eine Nachbehandlung nötig werden, die auch bei der VA/NAK-bereits eingeplant werden sollte. 0,2 l/ha Runway gegen Kamille-Arten, Kornblume und Klatschmohn 0,3/0,7 l/ha Fox (Splitting ES 14 und ES 16) vor allem gegen Stiefmütterchen, Wegrauke, Hirtentäschel sowie (Nebenwirkungen) gegen Storchschnabel und Ochsenzunge/Ackerkrummhals 2,0 l/ha Stomp Aqua ab ES 16 gegen Ochsenzunge/Ackerkrummhals, Klatschmohn (die Anwendung sollte möglichst nahe an die Vegetationsruhe heran erfolgen). Zur Vermeidung möglicher Schäden an den Kulturpflanzen sollte Fox in Tankmischungen nur mit Runway oder Effigo eingesetzt werden, nicht mit anderen Pflanzenschutzmitteln/Wachstumsreglern. Darüber hinaus müssen die Blätter zum Zeitpunkt des Einsatzes trocken sein. Zu anderen Anwendungen sollte je nach Wetterlage ein Spritzabstand von einer Woche vor und nach dem Fox-Einsatz eingehalten werden. Regnerisches Wetter erschwert den Einsatz von Fox deutlich. Bekämpfung von Ungräsern und Durchwuchsgetreide: In früher gesäten Beständen, die pfluglos bestellt werden, sollten dann rechtzeitig die Behandlungen gegen Ausfallgetreide durchgeführt werden, z. B. mit 0,4-0,5 l/ha Agil-S, 0,8-1,0 l/ha Targa Super oder 1,0 l/ha Panarex 0,3-0,8 l/ha Fusilade Max 0,2-0,4 l/ha Gallant Super Die jeweils geringeren Aufwandmengen gelten für den Einsatz gegen Ausfallgerste, für die anderen Getreidearten sind die höheren Aufwandmengen erforderlich. Die Behandlung gegen Ausfallgetreide kann mit einem Wachstumsreglereinsatz kombiniert werden, z. B. mit 0,3 0,4 l/ha Tilmor. Zur Ackerfuchsschwanzbekämpfung sollte auf Flächen mit FOP-Resistenz ein Mittel aus der DIM-Klasse (2,0 2,5 l/ha Focus Ultra + 2,0 2,5 l/ha Dash, 0,5 l/ha Select 240 EC + 1,0 l/ha Para Sommer/Radiamix) eingesetzt werden. Select 240 EC (Achtung: Drainauflage NG405 bei Ware mit Para Sommer. Radiamix hat keine Drainauflage) benötigt nachfolgend ca. 14 Tage wüchsiges Wetter, damit der Wirkstoff umgesetzt werden kann. Das Mittel sollte aus Gründen der Verträglichkeit möglichst solo eingesetzt werden. 2) Ungras- und Unkrautbekämpfung im Wintergetreide Normalsaaten ab dem 20. September, und spätere Saattermine verringern die Probleme mit Krankheiten, Schädlingen/Virusvektoren und im Besonderen mit Problemungräsern wie dem Ackerfuchsschwanz. Frühsaaten sollten daher nur in gesünderen Sorten an Standorten ohne 2

3 Ackerfuchsschwanzprobleme durchgeführt werden. Bedenken sie die Auswinterungsproblematik. Sorten, wie Benchmark, KWS Maddox oder Mescal gehören nicht in die Frühsaat! Flächen mit Ackerfuchsschwanz sollten im Betriebsablauf zuletzt bestellt werden. Auf schweren AF-Flächen, auf denen die Etablierung einer Spätsaat, gerade in einem regnerischen Herbst, nur noch suboptimal verwirklicht werden kann, ist auch die Etablierung einer Sommerfrucht im Folgejahr in Betracht zu ziehen. Vor der Einsaat der Sommerfrucht kann die Zeit zur gründlichen Beseitigung von AF-Potential genutzt werden. Der befürchtete Minderertrag der Sommerung kann durch geringeren PSM-Einsatz und nachhaltige Standortverbesserung (Verringerung des AF-Potentials) vermindert oder sogar egalisiert werden. Herbizideinsatz auf Standorten mit Ackerfuchsschwanzbesatz: Die Aussaat auf Standorten mit starkem Ackerfuchsschwanzbesatz sollte erst ab Ende September/Anfang Oktober erfolgen. Auf vorgepflügten (und vorbearbeiteten) Flächen bietet es sich an, den aufgelaufenen Ackerfuchsschwanz 3 4 Tage vor der Saat mit einem Glyphosat-haltigen Mittel zu behandeln (mindestens 1000 g Wirkstoff/ha). Der Zusatz von 5 kg SSA verbessert die Wirkung. Die Ausbringung der Bodenherbizide sollte kurz nach der Saat im Vorauflauf erfolgen. Bodenfeuchtigkeit ist zwingend erforderlich. Dabei sollte die Aufwandmenge aus Resistenzgründen nicht reduziert werden (240 g/ha Flufenacet sind erforderlich!). Es stehen z. B. folgende Mittel zur Verfügung: 0,3 l/ha Cadou SC + 0,75 l/ha Bacara Forte, 0,6 l/ha Herold SC (mind. 5 m Gewässerabstand) 4,0 l/ha Malibu (mind. 5 m Gewässerabstand + neue Anwendungsbestimmungen für Pendimethalin) Auf mittleren bis schweren Böden ist der Zusatz von2,5 3,0 l/ha Boxer sinnvoll. Hierbei müssen die neuen Zulassungsbedingungen für den Wirkstoff Prosulfocarb eingehalten werden, was bedeutet, dass entsprechende Düsen, wie die TeeJet AI , Lechler ID , Hardi S Injet 05 oder die Syngenta VA-Düsen eingesetzt werden müssen, um mit einer Geschwindigkeit von 6,6 bis 7,5 km/h fahren zu können (entsprechenden maximalen Druck beachten!). Herbizideinsatz zur Windhalm- und Unkrautbekämpfung: Der optimale Behandlungstermin zur Bekämpfung des Windhalmes ist im Auflauf des Getreides (im Stadium 10 11) und bei feuchten Bodenbedingungen. Folgende Mittel werden dafür empfohlen: 0,8 l/ha Bacara Forte 0,3 l/ha Herold SC (mind. 5 m Gewässerabstand) 2,0 2,5 l/ha Malibu (mind. 5 m Gewässerabstand) 60 g/ha Sumimax (nur im Winterweizen!) + 0,2 l/ha Herold SC (mind. 5 m Gewässerabstand). 0,2 l/ha Herold SC + 1,5 l/ha Trinity (mind. 5 m Gewässerabstand) Speziell bei starkem Auftreten von Kornblume oder Ausfallraps ist bei einer Behandlung im Nachauflauf der Zusatz von 5-10 g/ha Lexus (ab ES 11) oder 30 g/ha Pointer SX ab ES 13 sinnvoll. Für eine gute Wirkung sind Tage Wachstum der Unkräuter vor Vegetationsende erforderlich. Auf Standorten ohne Drainage ist z. B. auch folgende Alternative möglich: 2,5 l/ha Carmina 640 3

4 Die auf der Packungsbeilage angegebene Sortenverträglichkeit in Winterweizen ist zu beachten! 3) Feldmausbekämpfung Die Entwicklung der Feldmauspopulationen auf den Acker- und Grünlandflächen hat in der Saison 2015 landesweit zugenommen. In der Saison 2016 hat sich dieser Trend jedoch nicht im gleichen Maße fortgesetzt. Regional ist es auf einzelnen Flächen zu Schäden gekommen. Für diesen Herbst ist daher allgemein von einem normalen Druck auszugehen. Es wird dennoch empfohlen, auf etablierten Befallsflächen zur Reduzierung der Feldmauspopulation unbedingt Sitzkrücken aufzustellen, ausreichend sind zwei Sitzstangen pro Hektar. Zur Kontrolle des Befalls sollten die Bestände mit der sogenannten Lochtretmethode auf Mäusebesatz untersucht werden. Dabei werden auf einer ca. 250 m² (16 x 16 m) großen Kontrollfläche alle Feldmauslöcher zugetreten und nach 24 Stunden eine Auszählung der wieder geöffneten Löcher (wgl) vorgenommen. Im Falle einer Überschreitung der für Winterraps und Wintergetreide geltenden Bekämpfungsschwelle von 4 6 wgl pro 250 m² sollte umgehend ein Rodentizid eingesetzt werden. Derzeit sind ausschließlich Mittel mit dem Wirkstoff Zinkphosphid zugelassen, die verdeckt und unzugänglich für Vögel etwa mit Legeflinten in die Nagetiergänge ausgebracht werden müssen, z. B. Ratron-Giftlinsen, Ratron-Giftweizen, Mäuse-Giftweizen, Detia-Mäuse Giftkörner, Mäuse-Giftweizen Segetan, jeweils mit einer Aufwandmenge von 5 Stück/Loch. Die Zulassungen gelten allerdings nicht für sog. Nichtkulturland, d. h. die Mittel dürfen nicht auf umgebende Flächen von Windkraftanlagen oder an Wegrändern eingesetzt werden. Wir weisen darauf hin, dass vorbeugende Maßnahmen zum Feldmaus-Management, wie z. B. das Aufstellen von Sitzkrücken und die Pflege von Überhältern im Knick bzw. solitärstehenden Bäumen, im Sinne der guten fachlichen Praxis oberste Priorität besitzen. 4) Auflauf von Ackerfuchsschwanzsaat nach Winterweizen Nach der Getreideernte kann nun der Auflauf von Ackerfuchsschwanzsaat auf den Stoppelflächen beobachtet werden. Die Kenntnis über die Länge der primären Keimruhe der AF-Saat hilft bei der Wahl der idealen Bodenbearbeitungsstrategie. Bei kurzer primärer Keimruhe läuft der AF, bei guter Bodenfeuchte, zügig nach der Getreideernte auf und kann in einem oder mehreren Bodenbearbeitungsgängen vor der Saatbettbereitung beseitigt werden. Zur Ermittlung der Länge der Keimruhe (abhängig von der Witterung zur Abreife) wurden einzelne AF-Saatpartien vom Standort Wöhrden am ohne weitere Einarbeitung in Töpfe ausgesät und bei standorttypischer Bodenfeuchte kultiviert. Aktuell konnte noch keine Keimung festgestellt werden. Auch an den Standorten der AF-Versuche 2015/16 konnte bisher kein Auflauf sicher beobachtet werden. Bleibt dies so, liegt lange primäre Keimruhe vor, was ein baldiges Vorpflügen der AF- Problemstandorte zur Beseitigung des AF-Potentials aus den Vorjahren rechtfertigen würde. Der AF kann regional differierendes Auflaufverhalten aufweisen, weshalb eigene Kontrollen der Flächen unumgänglich bleiben. Diese Untersuchungen gelten nur als Anhaltspunkte für Ihre eigenen Beobachtungen 4

5 Aktuelle Übersichten zu den in den Kulturen zugelassenen Pflanzenschutzmitteln mit Abstandsauflagen und sonstigen Anwendungsbestimmungen finden Sie auf den Internetseiten der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein unter über den folgenden Pfad: Startseite > Schnell zum Ziel: Pflanzenschutzdienst > Pflanzenschutzinfos zu den Kulturen > einzelne gewünschte Kultur anklicken > Pflanzenschutz So erreichen Sie uns: Name Telefonnummer -Adresse A. Klindt (FL, SL-FL) / asklindt@lksh.de Station Bovenau I. Bewarder (RD-ECK, KI, NMS) / ibewarder@lksh.de H. Jonas (OH, PLÖ) / hjonas@lksh.de M. Landschreiber (HL, OD, RZ, SE) / mlandschreiber@lksh.de Dr. M. Müller (Warndienst Landwirtschaft Ost) / mmueller@lksh.de Aktuelle Zulassungslisten: > Startseite > Schnell zum Ziel: Pflanzenschutzdienst > Pflanzenschutzinfos zu den Kulturen > Kultur > Pflanzenschutz Allgemeiner Hinweis: Die Hinweise in diesem Warndienst ersetzen nicht die genaue Beachtung der jeweiligen Gebrauchsanleitungen, Auflagen und Anwendungsbestimmungen. 5