Erfahrungsbericht. University of California Santa Barbara

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1 Erfahrungsbericht University of California Santa Barbara Autor: Tobias Grosser Zeitraum: Wintersemester 2012/13 Kontakt:

2 1 Einleitung Sechs Monate direkt am Pazifik an einer der renommiertesten Universitäten der Westküste studieren was kann es Schöneres geben? Mein Auslandssemester an der University of California Santa Barbara (UCSB) war eine unvergessliche Zeit und ist in meinem Studium die bisher eindrucksvollste Erfahrung gewesen. Ich habe in den USA unglaublich viel gelernt und sehe den Auslandsaufenthalt als eine unschätzbare akademische und persönliche Bereicherung an. Ich kann daher jedem ein Auslandssemester in den USA nur wärmstens empfehlen. Es ist einfach eine once-in-a-lifetime-opportunity. Die einzigartigen Erlebnisse, die gewonnenen neuen Einsichten und die vielen Kontakte zu Studenten aus aller Welt möchte ich nicht missen. Daher möchte ich auch der Uni Potsdam und auch dem DAAD danken, die mir diesen wunderbaren Auslandsaufenthalt ermöglicht und mich finanziell unterstützt haben. Mein Erfahrungsbericht soll interessierten Studenten vor allem eine grobe Orientierung aber auch genauere Einblicke in das Studieren und Leben in Santa Barbara geben. Wenn ihr weitere Fragen zur UCSB habt, könnt ihr mich auch gerne kontaktieren; meine Kontaktdaten sind beim Akademischen Auslandsamt der Uni Potsdam hinterlegt. Die Bewerbung beim Akademischen Auslandsamt Ein Auslandssemester in den USA ist kein utopischer Tagtraum. Bekanntlich führen viele Wege nach Rom und das ist auch bei einem Auslandssemester nicht anders. Und egal für welchen Weg ihr euch entscheidet, die Chancen auf ein unvergessliches Semester in der Ferne stehen nicht schlecht. Ich habe mich für den Weg über die Hochschulpartnerschaften der Universität Potsdam entschieden. Die Plätze sind hier zwar begrenzt, dafür fallen weitaus weniger Studiengebühren an und der Organisationsaufwand ist verglichen mit Individualbewerbungen um einiges geringer. Darüber hinaus verfügt die Universität Potsdam u.a. mit der University of California (Berkely, Los Angeles, Santa Barbara und weitere Campusse), der Duke University und weiteren Hochschulen über sehr interessante Partnerschaften.

3 2 Der anschließend einsetzende Bewerbungsprozess an der Universität Potsdam war rückblickend zwar ausgesprochen intensiv, aber durchaus machbar. Niemand erwartet einen makellosen Lebenslauf oder perfekte Uni-Leistungen. Es ist aber auch kein Geheimnis, dass gute bis sehr gute Uni-Leistungen verbunden mit z.b. sozialem Engagement für Pluspunkte sorgen. Pluspunkte kommen aber vor allem von Motivations- und Empfehlungsschreiben, die zusammen mit allen weiteren Bewerbungsdokumenten einen ersten Eindruck von euch vermitteln. Dieser Gesamteindruck entscheidet darüber, ob ihr in die zweite Stufe des Bewerbungsverfahrens kommt und zum Interview eingeladen werdet. Wer es bis zum Interview geschafft hat, sollte eigentlich relativ gute Karten haben eure Unterlagen waren überzeugend, jetzt müsst ihr diesen Eindruck bestätigen. Das Interview wird i.d.r. von zwei bis drei Uni-Mitarbeitern (vom AAA und eurer Fakultät) auf Englisch durchgeführt, dauert in etwa Minuten und verlangt nichts Unmögliches von euch. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde können Fragen zu eurem Fach, zur Landeskunde, dem Studienvorhaben in den USA oder eurem Lebenslauf kommen. Wichtig ist, dass ihr euch gut auf das Interview vorbereitet, euch nicht aus der Ruhe bringen lasst und möglichst authentisch rüber kommt (besser auf Musterantworten verzichten). Nach dem Interview geht die eigentliche Wartephase los. Ihr erhaltet kein Feedback und müsst euch auf eine Nachricht der Uni gedulden. Die Zusage selbst kann recht spontan und unerwartet kommen. Nach der Zusage geht es auch direkt mit einem zweiten Bewerbungsverfahren weiter. Der Bewerbungsprozess an der University of California Das UC-System setzt sich aus mehreren Uni-Standorten in ganz Kalifornien zusammen und sieht ein weiteres Bewerbungsverfahren für nominierte Studenten vor. Die Bewerbung findet online statt und besteht aus mehreren Schritten. Zunächst müsst bzw. dürft ihr euch drei Campusse eurer Wahl aussuchen, diese nach Präferenz ordnen und für jeden Uni-Standort einen Musterstundenplan anlegen. Die Stundenpläne sollen nur zeigen, dass ihr euch mit den Campussen auseinandergesetzt habt und das Kursangebot kennt der eigentliche Stundenplan wird viel später erstellt und kann von dem Musterstundenplan abweichen. Weiterhin müsst ihr noch ein kleines personal statement einfügen und darlegen, was euch an den Kursen interessiert oder wie die Kurswahl mit euren Schwerpunkten an der Uni

4 3 Potsdam zusammenpasst. Schließlich muss noch ein Fragenkatalog abgearbeitet werden; so müsst ihr z.b. entscheiden, ob eure Eltern über eure Noten informiert werden dürfen. Damit ist auch die UC-Bewerbung abgeschlossen und die zweite Wartephase beginnt. Und die Phase hat bei mir am längsten gedauert. Irgendwann kommen dann langsam die einzelnen Zusagen wobei die Zusagen nicht alle zentral zur gleichen Zeit rausgeschickt werden. Es kann auch sein, dass ihr schon von einem Standort Infomails bekommt. Das ist zwar noch keine Zusage aber es zeigt doch schon eine Richtung, in die es gehen könnte. Wenn die definitive Zusage eintrifft, geht es mit administrativen Angelegenheiten weiter. Der Studierendenvertrag mit der Uni Potsdam muss unterzeichnet werden, die Beantragung eines Urlaubsemesters steht an und ein Visum muss beantragt werden. Der Zeitaufwand für die Bewerbung sollte keinesfalls unterschätzt werden; von Beginn an müsst ihr euch um eure Bewerbung kümmern und seit auf euch gestellt. Nach der Bewerbung ist vor der Bewerbung: Auch die Suche nach einer Unterkunft, die Beantragung des Visums und die Überwindung weiterer Hürden sind zeitintensiv. Darüber solltet ihr euch im Klaren sein. Das Visum Für das Auslandssemester braucht ihr ein Visum der Kategorie J-1. Das Prozedere ist wohl immer das gleiche und lässt sich am besten auf den Internetseiten des US- Konsulats nachlesen. Kurz und knapp: Ihr müsst einen umfangreichen online-antrag ausfüllen, einiges an Gebühren zahlen und dann zum Visa-Interview. Den online- Antrag fand ich recht umfangreich, während das Visa-Interview wiederum recht harmlos war. Wichtig ist nur, dass ihr unbedingt alle vollständigen Unterlagen parat habt und theoretisch Fragen zu eurem Studienvorhaben beantworten können solltet. In der Praxis sieht es so aus, dass ihr z.b. freundlich von den US-Beamten schlicht nach eurem Studienfach in Deutschland und in den USA gefragt werdet. Mehr ist es nicht. Nach knapp 4 Tagen landet dann das Visum im Briefkasten. Mit dem Visum in der Tasche trennen euch nur noch der Flug, die Suche nach einer Unterkunft und evtl. Stipendienbewerbungen von den USA. Die Ankunft in Santa Barbara

5 4 Nach den ganzen Hürden des Bewerbungsverfahrens vergeht die Zeit bis zum Abflug in die USA ganz schnell. Und ehe man sich versieht, steht man in Los Angeles und sucht einen Transfer nach Santa Barbara. Hier gibt es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten: Entweder fahrt ihr mit dem Santa Barbara Airbus vom Flughafen in Los Angeles nach Santa Barbara oder seht euch nach einem Mietwagen um. Die bessere Variante ist der Mietwagen (auch bei der U21-Regelung). Der Bustransfer kostet $44 und bringt euch nur bis zum Hyatt Hotel in Santa Barbara Downtown. Von hier sind es noch ~25 Minuten mit dem Auto bis zur Uni. Oder ~30 Minuten zu Fuß bis zur richtigen Bushaltestelle (Transit Center) und von hier weitere 20 bzw. 45 Minuten (Linie 24 x UCSB bzw. Linie 11) bis zum Campus. Ein Mietwagen kostet mit Navigationsgerät (absolut empfehlenswert) lediglich ~$60 (Vorbestellung) und bringt euch direkt vor die Haustür. Und die Rückgabestation ist direkt am Flughafen Santa Barbara, das ist fast direkt neben der Uni. Die ersten Tage in Santa Barbara vergehen auch sehr schnell. Die UCSB bietet einen Einführungsworkshop an, erläutert alle wichtigen administrativen Abläufe und bietet umfassende Hilfestellungen bei der Kurswahl, der Unterkunft und weiteren Anliegen rund um das Auslandssemester. Trotz dieser Hilfestellung ist es ratsam, möglichst viel von Deutschland aus zu klären. Wenn ihr euch z.b. erst in Santa Barbara um eure Unterkunft kümmert, gibt es erstens nur noch ein eingeschränktes Angebot und zweitens starten nach dem Einführungsworkshop auch bald die Kurse. Daher bietet es sich an, möglichst früh nach Kalifornien zu fahren. So könnt ihr noch offene Fragen vor Ort klären und euch schon langsam einleben. Die Betreuung an der UC Santa Barbara Die Betreuung an der UCSB ist sehr gut. Als internationaler Student habt ihr auf dem Campus gleich zwei Ansprechpartner: Das EAP (Education Abroad Program)- und das OISS (Office of International Students and Scholars)-Büro. Beide Organisationseinheiten betreuen internationale Studenten in sämtlichen Fragen um das Auslandsstudium. Zusätzlich sind auch die Professoren, Teaching Assistants und die jeweiligen Studienberater in den Fakultäten sehr hilfsbereit. Darüber hinaus bietet der Campus Learning Assistance Service (CLAS) auch akademische Unterstützung beim Anfertigen von z.b. term papers und bietet eine Art Nachhilfe in naturwissenschaftlichen Fächern. Weniger gut sind hingegen die buddy programs. Zumindest alle internationalen Studenten, die ich kennengelernt habe, waren von

6 5 den UCSB-buddies enttäuscht. Entweder kam ein Kontakt mit dem buddy gar nicht zustande oder erst zum Ende des Quarters wenn man sich schon richtig eingelebt hat. (UCSB-map: Die map ist gerade in den ersten Tagen sehr nützlich, um Gebäude und Hörsäle zu finden)

7 6 Studienorganisation an der UC Santa Barbara Die für mich größte Umstellung war die Studienorganisation. An der UCSB ist das Studium durch das Quarter-System geprägt. Ein relativ entspanntes Semester an einer deutschen Hochschule entspricht zwei vergleichsweise stressigen Quartern an den meisten US-Hochschulen. So stehen an der UC Santa Barbara bereits zwei bis drei Wochen nach der Einführungswoche die ersten Prüfungen an. Je nach Lehrveranstaltung können bis zur Abschlussprüfung am Ende des Quarters noch weitere Leistungsanforderungen (meist Essays) anstehen. Das Pensum ist jedenfalls recht ordentlich und wird regelmäßiger in Prüfungen abgefragt als ich es in Deutschland kennengelernt habe. Wenn ihr in den USA studiert, solltet ihr von Beginn an den Workload abarbeiten. Andernfalls kann es kurz vor der Prüfung schnell sehr stressig werden. Das Leben in Santa Barbara Von den Prüfungen abgesehen ist das Leben in Santa Barbara unschlagbar. Die UCSB liegt direkt am Pazifik, es gibt einen mehr oder weniger eigenen Uni-Strand. Neben Schwimm- und Wassersport bietet der Campus auch ein recht großes Fitnessstudio (Benutzung für jeden Studenten frei) und ein sehr umfangreiches Angebot an Sportkursen und Sportanlagen zur freien Benutzung. Sportkurse lassen sich direkt als Uni-Kurs wählen oder als Sport-Kurs in den Abendstunden buchen. In jedem Fall ist dieses Sportangebot sehr gut und es ist für Jeden etwas dabei. Neben dem Sportangebot bietet das Studentenviertel Isla Vista aber auch Santa Barbara Downtown ein gutes Nachtleben. An jedem Wochenende sind die Bars und Clubs von Studenten gut gefüllt. Die UCSB ist für ihr Nachtleben auch an anderen UC-Campussen bekannt, so dass auch gerne Studenten aus LA ihr Wochenende in Santa Barbara verbringen. Und schließlich bietet Santa Barbara mit seiner Lage einen guten Ausgangspunkt für Ausflüge in die Umgebung.

8 7 Wissenswertes, Tipps und Tricks Der wahrscheinlich wichtigste Tipp ist die Vernetzung mit amerikanischen und anderen internationalen Studenten. Die besten Möglichkeiten gibt es einerseits in den zahlreichen Clubs der Uni und andererseits in facebook-gruppen. Die facebook- Gruppe UCSB EAP Reciprocal Exchange ist vermutlich die beste Anlaufstelle für alle nur denkbaren Fragen rund um die Uni, Ausflüge und Parties. In dieser Gruppe findet ihr sehr viele gleichgesinnte internationale Studenten aber auch Mitarbeiter von der UC Santa Barbara, die euch z.b. bei Fragen rund um die Studienorganisation weiterhelfen können. Aber auch fachspezifische facebook- Gruppen können eine sehr gute Hilfestellung sein. Weiterhin wäre noch der Excursion-Club zu nennen. Der Excursion-Club ist eine Anlaufstelle für sportinteressierte Studenten und bietet jedem Mitglied die Möglichkeit Sportausstattung für alle möglichen Sportarten auszuleihen. Zusätzlich veranstaltet der Club z.b. Campingtrips oder Kanuausflüge in die Umgebung. Ausflüge mit anderen internationalen Studenten werden auch organisiert. Meist ist es die International Student Association (ISA), die Ausflüge oder auch eine Coffee-Hour zum Kennenlernen anderer internationaler Studenten anbietet. Auch wenn an der Uni so einige Prüfungen anstehen, lohnt es sich doch sehr, mit Studenten aus der ganzen Welt nach San Diego, Los Angeles, Las Vegas oder nach San Francisco zu fahren. Das sind unvergessliche Roadtrips! Ich hoffe, dass ich euch ein wenig für ein Auslandssemester in den USA begeistern konnte. Die gesamten gesammelten Eindrücke auf wenigen Seiten unterzubringen ist fast unmöglich wenn ihr Fragen rund um das Auslandssemester habt, könnt ihr mich gerne anschreiben.