Merkblatt Wissenschaftliches Arbeiten

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1 Merkblatt Wissenschaftliches Arbeiten Stand: März 2010_1 Inhalt 1 Formales und Aufbau 2 Sekundärliteratur 3 Quellenangaben und Fußnoten 4 Zitate und Paraphrasen 5 Markierungen und Markierungsformen 6 Sonstiges Die vorliegende Zusammenstellung dient einer groben Orientierung im Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Die Beispiele unterliegen dem Urheberrecht des Verfassers. Anmerkungen und Änderungen sind ans Team Kühn zu richten. Team Kühn/Nils Jablonski 1

2 1 Formales und Aufbau Eine wissenschaftliche Hausarbeit ist i.d.r. dreigeteilt in Einleitung, Hauptteil und Schluss. In der Einleitung werden der Gegenstand der Arbeit sowie die Vorgehensweise der wissenschaftlichen Arbeit dargestellt (von einer Vorstellung der Biographie eines Autors zu Beginn der Arbeit ist in jedem Falle abzusehen Stichwort Tod des Autors!). Im Hauptteil erfolgt die Analyse des jeweiligen Gegenstandes. Im Schlussteil der Arbeit werden die wesentlichen Ergebnisse zusammengefasst und ggf. auf eine eingangs aufgestellte Arbeitshypothese hin überprüft. Die Dreiteilung entspricht den Vorgaben der klassischen Rhetorik und ist eine bewährte Möglichkeit zur Strukturierung einer wissenschaftlichen Arbeit. Dies bedeutet nicht, dass dem zu untersuchenden Gegenstand dienliche! Abweichungen von einer solchen Dreiteilung unmöglich wären. Wichtig ist in jedem Fall, dass die Arbeit kohärent, verständlich und überzeugend bleibt. Beim Verfassen einer Hausarbeit sind in jedem Fall zu vermeiden: - Kapitelüberschriften ohne inhaltlichen Bezug (also nicht: Einleitung, Hauptteil, Schluss als Kapitelüberschriften verwenden, sondern mit den Überschriften einen Bezug zum Inhalt der Arbeit herstellen) - sog. Regieanweisungen (bitte nicht zu Beginn eines jeden Kapitels die weitere Vorgehensweise darstellen, auch wenn dies sehr gerne zum Platzfüllen getan wird was in der Arbeit wie passiert sollte der aufmerksame! Leser bestenfalls ohne zusätzliche Hinweise bemerken; das heißt allerdings nicht, dass an bestimmten Stellen keine kurzen Zusammenfassungen und/oder Rückverweise erfolgen dürfen, sofern diese zur Herstellung von Kohärenz und Kohäsion in der Arbeit dienen) - ein alltags- oder gar umgangssprachlicher Stil; schreiben Sie möglichst sachlich und neutral (und achten Sie bewusst auf die Verwendung Ihrer Sprache!) Folgende formale Aspekte sind beim Verfassen der Arbeit zu beachten 1 : - Schriftgröße 14 mit 1,5-fachem Zeilenabstand für den Haupttext - Schriftgröße 13 mit einfachem Zeilenabstand für Langzitate - Schriftgröße 12 mit einfachem Zeilenstand für Fußnoten Die Seitennummerierung bei wissenschaftlichen Arbeiten ist obligatorisch und erfolgt ab der zweiten Seite oben rechts in der Kopfzeile 2. 1 Diese Hochrechnung der Schriftgröße dient allein der Lesefreundlichkeit. Der allg. Standard für wissenschaftliche liegt entsprechend reduziert bei 12 Punkt/1,5-facher Zeilenabstand für den Haupttext; 11 Punkt/einfacher Zeilenabstand für Langzitate und 10 Punkt für Fußnoten. 2 I.d.R. werden Seiten, auf denen ein neues Kapitel beginnt, nicht nummeriert; da dies nicht mit jedem derzeit verfügbaren Textverarbeitungsprogramm möglich ist, reicht es, wenn nur das Deckblatt nicht nummeriert ist und alle folgenden Seiten fortlaufend paginiert werden. 2

3 2 Sekundärliteratur Die Verwendung von Sekundärliteratur zu den in einer wissenschaftlichen Hausarbeit zu untersuchenden Primärtexten ist in der Literaturwissenschaft unerlässlich. Die Sekundärliteratur lässt sich unterteilen in selbstständig und unselbstständig erscheinende Publikationen 3. Zu den selbstständig erscheinenden gehören: Monographien wissenschaftliche Publikationen, die von einem Autor geschrieben sind Sammelbände wissenschaftliche Publikationen, die von einem ( Hg. ) oder mehreren Autoren ( Hgg. ) herausgegeben sind und aus Aufsätzen verschiedener Autoren bestehen Zeitschriften in regelmäßigen Abständen erscheinende Sammlungen von wissenschaftlichen Aufsätzen verschiedener Autoren Zu den unselbstständig erscheinenden Publikationen gehören entsprechend einzelnen Aufsätze in Sammelbänden und Zeitschriften. Die Art der Sekundärliteratur bedingt die Form der Quellenangabe der entsprechenden Publikation: Monographie Todorov, Tzvetan: Einführung in die fantastische Literatur. München: Hanser, Sammelband Conrady, Peter (Hg.): Harry Potter im Quadrat. Der unheimliche Erfolg eines Best-und Longsellers.Aachen: Athena, Zeitschrift Der Deutschunterricht. Jg. 38, Heft 5. Seelze: Friedrich, [oder kurz:] Der Deutschunterricht 5/1986. Sammelbandaufsatz Kopshoff, Nicola: Vom Zauberministerium und anderen Überraschungen Themensequenzen im Harry Potter. In: Conrady, Peter (Hg.): Harry Potter im Quadrat. Der unheimliche Erfolg eines Best-und Longsellers. Aachen: Athena, S Zeitschriftenaufsatz Greiner, Bernhard: Das Theater im Rücken: Botho Strauß Drama Der Park. In: Der Deutschunterricht. Jg. 38, Heft 5. Seelze: Friedrich, S Auch im Bereich der Primärliteratur kann zwischen selbstständig und unselbstständig unterschieden werden: Ein Gedicht erscheint immer unselbstständig, also nur innerhalb einer Sammlung mehrerer Gedichte; aus diesem Grund wird der Titel eines Gedichts immer in doppelte Anführungszeichen gesetzt. Ein Roman oder ein Drama erscheint selbstständig; die Titel werden daher entsprechend kursiviert; dasselbe gilt für den Titel von Gedichtsammlungen. Beispiel: Ernst Jandls Gedicht ein gleiches erscheint im Gedichtband der künstliche baum. 3

4 3 Quellenangaben und Fußnoten Die unverzichtbare Arbeit mit Sekundärtexten macht Quellenangaben in jeder wissenschaftlichen Arbeit obligatorisch. Dass die Art der Sekundärliteratur die Form der Quellenangabe bedingt, wurde an den Beispielen in Kapitel 2 gezeigt. Quellenangaben erfolgen grundsätzlich: - als Belegfußnoten nach Zitaten oder sinngemäßen Übernahmen 4 am Seitenende bei der ersten Nennung ausführlich beim wiederholten Verweis nur noch in Kurzform - im Literaturverzeichnis immer in ausführlicher Form In einer wissenschaftlichen Arbeit werden Fußnoten am Seitenende (keine Endfußnoten als Sammlung am Ende einer Arbeit) verwendet. Fußnoten werden mit arabischen Ziffern fortlaufend durchnummeriert 5. Fußnoten sind zu unterscheiden nach: - Belegfußnoten, die als Quellenangaben obligatorisch sind und i.d.r. bei der ersten Nennung einer Quelle so ausführlich wie im Literaturverzeichnis und danach in Kurzform abgefasst werden - Textfußnoten, die fakultativ sind und in denen zusätzliche Informationen dargelegt werden, die nicht in den laufenden Text passen Beispiele: Kurzzitat im Text In der Tradition antiker Philosophie wird der Mythos noch heute in den Bereich der Erfindung und der Fiktion verwiesen 1. > Belegfußnote (kurz) 1 Nünning , S Hinweis auf Textfußnote Im Unterschied zur Fantastik, deren konstitutives Merkmal nach Todorov u.a. eine Form des Zweifels, nämlich die bereits erwähnte Unschlüssigkeit, ist 2, schließt der Mythos den Zweifel aus. > Textfußnote 2 Insgesamt nennt Todorov drei sog. Bedingungen des Fantastischen, wobei die hier erwähnte erste Bedingung sowie die dritte (die Wahl zwischen verschiedenen Modi der Lektüre eines Textes) als gattungskonstituierend gelten (vgl.: Todorov 1972). 4 Eine andere Art des Belegs ist der Verweis auf die Quelle in runden Klammern im direkten Anschluss an eine zitierte oder sinngemäß übernommene Passage. Diese Art der Quellenangabe stört i.d.r. allerdings den Lesefluss erheblich, s.d. Fußnoten in jedem Fall vorzuziehen sind. 5 Die heutigen Textverarbeitungsprogramme besitzen automatisierte Funktionen zur Erstellung von Fußnoten: in Microsoft Word 2007 beispielsweise unter Verweise\Fußnote einfügen, in den Vorgängerversionen unter Extras\Referenz\Fußnote ; in anderen Textverarbeitungsprogrammen lässt sich schnell über die Suchfunktion in der Hilfe herausfinden, wie Fußnoten gesetzt werden können. 4

5 4 Zitate und Paraphrasen Zitate sind wörtliche Übernahmen aus einem anderen Text, Paraphrasen sinngemäße Übernahmen aus anderen Texten, die in eigenen Worten wiedergegeben werden. Sowohl Zitate als auch Paraphrasen müssen als Übernahmen fremder Gedanken entsprechend gekennzeichnet werden. Zitate (Kurzzitate/Langzitate) = wörtliche Übernahmen im Text markiert durch doppelte Anführungszeichen ( ) Beleg durch Belegfußnote am Ende der Seite mit direkter Angabe der Quelle in Langform bei erstmaliger bzw. in Kurzform bei wiederholter Nennung (aber immer inkl. Seitenangabe) Paraphrasen = sinngemäße Übernahmen fremder Gedanken im Text markiert durch Konjunktiv oder Hinweisformeln ( Volker Klotz zufolge ; laut Duden ) Beleg durch Fußnote am Ende der Seite mit direkter Angabe der Quelle (in entsprechender Lang- oder Kurzform inkl. Seitenangabe) und immer eingeleitet durch die Hinweisformel Vgl.: Bei Zitaten muss zwischen Kurz- und Langzitaten sowie deren unterschiedlicher Markierung im Text differenziert werden: Kurzzitate kurze wörtliche Übernahmen im Text markiert durch doppelte Anführungszeichen ( ) Beleg durch Belegfußnote am Ende der Seite Langzitate wörtliche Übernahmen mit einer Länge von mehr als zwei Zeilen bei normaler Formatierung im Text links und rechts eingerückt um einen Punkt kleiner Schriftgröße als der Haupttext keine zusätzliche Markierung durch doppelte Anführungszeichen Beleg durch Belegfußnote am Ende der Seite Beispiel für Kurz- und Langzitate: Im Gegensatz zum schwierig zu definierenden Begriff Fantastik gelten Mythen per definitionem als mündlich tradierte Erzählungen, die im Dienst einer vorwissenschaftlichen Erklärung und Beschreibung der Lebenswelt stehen und sich meist vor der Folie eines kosmischen oder übernatürlichen Bezugsrahmens abspielen. 1 In der Tradition antiker Philosophie wird der Mythos noch heute in den Bereich der Erfindung und der Fiktion verwiesen 2. 1 Nünning , S Nünning , S

6 5 Markierungen und Markierungsformen Zitate, Änderungen an zitierten Passagen und sinngemäße Übernamen in Paraphrasen sowie sonstige Formen der Hervorhebung (am eigenen und am fremden Text) müssen im Text markiert werden. Dies geschieht auf unterschiedliche Weise und zwar durch: Verwendung doppelter Anführungszeichen ( ) - bei wörtlichen Zitaten (Kurzzitaten) - bei Titeln unselbstständig erscheinender Literatur Verwendung einfacher Anführungszeichen ( ) - sinngemäße Zitate - Übernahmen von Formulierungen bei veränderter Flexion - nicht belegbare Zitate (z.b. Redensarten etc.) - Begriffe - durch Wortartenbezeichnungen eingeleitete Grundformen - Distanzierungen von z.b. umgangssprachlichen Ausdrücken Kursivierungen - Titel selbstständig erscheinender Literatur - Hervorhebungen 6 enthält der zitierte Text an der entsprechenden Stelle bereits eine Hervorhebung, muss dies in der Fußnote erwähnt werden (Kennzeichnung: Hervorhebung im Original. ) wurde die Hervorhebung durch den Verfasser der Arbeit hinzugefügt, muss dies ebenfalls in der Fußnote erwähnt werden (Kennzeichnung: Hervorhebung von N.N. ) AllgemeineRegeln - im Zitat vorkommende doppelte Anführungszeichen (ein Zitat im Zitat oder wörtliche Rede) werden durch einfache Anführungszeichen ersetzt - in Langzitaten werden doppelte Anführungszeichen beibehalten - Auslassungen oder Hinzufügungen innerhalb eines Zitats werden durch eckige Klammern ( [ ] ) markiert - zur Angleichung von Grammatik und Syntax werden ebenfalls eckige Klammern verwendet 6 Hervorhebungen um Text sollten lediglich durch Kursivierung erfolgen, ggf. auch durch Anfettung, aber keinesfalls durch Unterstrichung: Unterstreichungen sind ein Relikt aus der Schreibmaschinenzeit und sollten dem Setzer des Typoskripts andeuten, dass die unterstrichenen Stelle im Druck kursiv zu erscheinen haben. 6

7 Besonderheiten - bei mehrmaligem Verweis auf einen bestimmten Text kann das allererste Zitat einmal ordnungsgemäß in einer Fußnote belegt werden und den folgenden Zusatz erhalten: Alle folgenden, auf diese Quelle bezogenen Zitate werden durch Nennung der Seitenzahl in runden Klammern unmittelbar nach dem jeweiligen Zitat im laufenden Text belegt. - beim Bezug auf Gedichte erfolgt der Beleg (nach einer ordnungsgemäßen Nennung der Quelle per Fußnote) von Strophe und/oder Vers direkt nach dem Zitat in runden Klammern - Strophen werden dabei durch römische, Verse durch arabische Ziffern wiedergegeben und durch eine Virgel ( / ) getrennt - eine einfache Virgel ( / ) markiert innerhalb eines Gedichtzitats eine Vers- und eine doppelte Virgel ( // ) eine Strophengrenze 7

8 6 Sonstiges Es gibt unterschiedliche Arten, eine Literaturangabe zu erstellen. Als in der Literaturwissenschaft gängige Form hat sich folgende erwiesen: Nachname, Name: Titel der Monographie. Verlagsort: Verlag, Jahr. 7 Nachname, Name: Titel des Aufsatzes. In: Nachname, Name (Hg.): Titel des Sammelbandes. Verlagsort: Verlag, Jahr. S. X-Y. Textquellen aus dem Internet können i.d.r. in ähnlicher Weise belegt werden, z.b.: Turi, Peter: Warum Harry Potter sterben muss. In: SpiegelOnline, 16. Juli Der Artikel ist online verfügbar unter (1.Oktober2007). Wichtig ist bei Quellenangaben aus dem Internet, dass in jedem Fall die vollständige URL einschließlich des Datums des Seitenbesuchs angegeben wird. Im Literaturverzeichnis reicht eine Nennung der allgemeinen Homepage ohne Datum aus. Das Zitieren von/aus Wikipedia-Artikeln ist nicht gestattet! Grundsätzlich sollte man die Vertrauenswürdigkeit und Seriosität von Internetseiten überprüfen, bevor man sie als Quellen für die eigene Arbeit verwendet. Bei weiteren Fragen ist das Team Kühn zu kontaktieren! 7 Mit einer hochgestellten Ziffer vor der Jahreszahl wird die Auflage bezeichnet. 8