Persönlicher Erfahrungsbericht meines Austauschsemesters in Hamburg 2016

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1 Persönlicher Erfahrungsbericht meines Austauschsemesters in Hamburg 2016 Persönliches Mein Name ist Nina, ich bin 21 Jahre alt und studiere Lehramt für Vorschulstufe und Primarstufe an der PHBern. Vor Beginn meines Austauschsemesters habe ich in Bern drei Semester absolviert. Da meine Schwester und zahlreiche FreundInnen schon ein Austauschsemester gemacht, und mir dies ebenfalls sehr empfohlen haben, stand für mich schon zu Beginn meines Studiums an der PH fest, dass ich diese Erfahrung auch machen möchte, wenn ich die Chance dazu haben würde. Ich erhoffte mir einen Einblick in die Kultur eines anderen Landes und wollte mich der Herausforderung stellen, aus dem gewohnten Umfeld auszubrechen und die Erfahrung zu machen, sich in einer fremden Stadt alleine zurecht zu finden. Nach der Informationsveranstaltung am IVP, wo uns erste Informationen über die diversen Partneruniversitäten gegeben wurden, informierte ich mich auf der Website der PHBern noch genauer über diese. Ich entschied mich ziemlich schnell für Hamburg, da ich schon einige Deutsche Städte besucht habe und von diesen immer sehr begeistert war. Allerdings war mir der Norden des Landes noch fremd und so bot sich Hamburg an. Auch der Anreiz, mal für eine Zeit in einer Grossstadt zu leben, trug zu meiner Entscheidung bei. Anreise Die Anreise erfolgte bei mir per Bahn. In Basel nahm ich den Nacht-Zug direkt nach Hamburg Hbf., Hamburg-Altona. Dies erschien mir als sehr praktisch, da man so weniger Zeit am Tag verliert und dank der Liegeabteile ziemlich komfortabel schlafen kann. Die Reise bei Nacht dauert etwas länger als bei Tag, damit der Zug nicht zu früh am Morgen schon ankommt. Ich startete in Basel um Uhr und war dann um Uhr in Basel. Auch für die Rückreise wählte ich die Bahn, da fuhr ich allerdings durch den Tag. Bis Basel fährt man sieben Stunden im bequemen ICE. Die Fahrt mit dem Zug kann ich nur empfehlen, da man sich nicht im Gepäck einschränken muss. Wenn man ausserdem früh genug bucht, bietet sowohl die SBB als auch die Deutsche Bahn Spartickets an, welche sehr günstig sind. Da ich mein Zimmer im Studentenwohnheim erst ab Beginn des Monats beziehen konnte und ich schon Ende März nach Hamburg reiste, konnte ich noch drei Tage in der Wohnung einer Freundin schlafen, welche zu dieser Zeit im Urlaub war. Am 1. April konnte ich dann in mein Zimmer im Studentenwohnheim einziehen. Dazu machte ich eine Woche vorher per Mail eine Uhrzeit mit der Hausverwaltung aus, wo mir die Schlüssel übergeben, das Zimmer gezeigt und alle wichtigen Informationen zum Wohnheim gegeben wurden. Unterkunft Wie schon erwähnt hatte ich mich im Vorfeld des Austauschsemesters auf ein Zimmer in einem Studentenwohnheim beworben und auch einen Platz erhalten. Ich wohnte im Paul-Sudeck Haus. Bei der Bewerbung darauf kann man keine Wünsche anbringen, dies wird zugeteilt und man erhält nur das eine Angebot, ein Wechsel ist nicht möglich.

2 Ich hatte mit meiner Zuteilung grosses Glück. Das Wohnheim liegt im ruhigen, aber schönen Winterhude, einem Wohnquartier nordöstlich des Hauptbahnhofs. Knapp 5 Minuten zu fuss vom Paul-Sudeck-Haus entfernt, liegt der riesige Stadtpark, welcher sich perfekt zum Laufen, Grillen und vielem mehr eignet. Das Wohnheim liegt ausserdem direkt an der Station Borgweg der Bahnlinie U3. Diese Linie ist super, da sie einem zu allen wichtigen Orten innerhalb der Stadt bringt. Zur Uni musste man zwar einmal umsteigen, die andere U-bahn wartete jedoch immer, so dass dies kein Problem war. Von Tür zu Tür beträgt der Weg ca. 25 Minuten. Zum Hauptbahnhof beträgt die Fahrzeit 17 Minuten. Das Paul-Sudeck-Haus hat vier verschiedene Häuser (A,B,C,D), ich hatte ein Zimmer im frisch renovierten D-Haus. Dort leben immer Leute gemeinsam in einer Flurgemeinschaft. Jeder hat sein eigenes Zimmer, Wohnküche mit Esstisch und Sofa, sowie vier Badezimmer werden gemeinsam genutzt. Diese Gemeinschaftsräume werden unter der Woche täglich gereinigt, weswegen es trotz den vielen Leuten nie richtig schlimm war bezüglich der Sauberkeit. Da wir die ersten waren, die nach der Renovierung einziehen konnten, war die Einrichtung noch komplett neu und die Zimmer im Vergleich zu anderen Wohnheimen sehr schön! Zwar klein, aber sie verfügen über genügend Stauraum, einem Bett und einem Waschbecken. Ein Nachteil war, dass die Küchenausstattung sehr spärlich war, und teilweise von sehr schlechter Qualität. Aber abgesehen davon war ich sehr zufrieden. Das Wohnheim hat auch zahlreiche Angebote, welche es sich lohnt zu nutzen. So kann man im Sommer beispielsweise für fünf Euro pro Tag ein Kanu mieten und damit durch den direkt anliegenden Kanal auf die Alster rudern (bei einem Bootsausleih zahlt man ca. 13 Euro pro Stunde). Ausserdem hat es einen Fitnessraum, eine Turnhalle, sowie ein Musikraum mit Klavier, welche man nutzen kann. Jeden Dienstag Abend findet in der Bar des Wohnheims, wo am Wochenende auch teilweise Partys stattfinden, ein Food-Market statt, wo gerettete Lebensmittel gratis abgeholt werden können. In diesem Wohnheim sind die Zimmer so zugeteilt, dass alle Austauschstudierenden auf zwei Flurgemeinschaften verteilt sind, sodass man also nur mit International-Students zusammen wohnt. In anderen Wohnheimen ist dies anders geregelt, sodass Austauschstudierende auch mit deutschen Studierenden zusammen wohnen. Zu Beginn ist es sicher einfacher, mit anderen Austauschstudierenden zu wohnen, da alle auf der Suche nach neuen Kontakten sind und man so auf jeden Fall schnell Anschluss findet. Die Miete meines Zimmers betrug 335 Euro pro Monat, was im Vergleich zu anderen Studentenwohnheimen eher hoch ist, für unsere Verhältnisse aber günstig. Das Preis- Leistungs-Verhältnis stimmte für mich. Ich persönlich kann das Wohnen im Studentenwohnheim auf jeden Fall empfehlen, da ich wirklich Glück hatte bezüglich Lage, Einrichtung und Mitbewohner. Zu Beginn kann es etwas abschreckend wirken, wenn man bedenkt mit 10 anderen Leuten zusammen zu wohnen. Allerdings kommt man sich aufgrund sehr verschiedener Tagesrhythmen so gut wie nie in die Quere. Wenn man alleine sein will, kann man sich zurückziehen, wenn einem aber nach Gesellschaft ist, wird bestimmt auch immer jemand da sein. Wenn man sich dafür entscheidet, selbst ein Zimmer zu suchen rate ich, auf jeden Fall früh genug mit der Suche zu beginnen. Wenn man nichts findet macht es wohl Sinn, die

3 ersten Tage beispielsweise ein Airbnb zu mieten um dann vor Ort zu schauen, oft geht es dann ganz schnell. Viele Vermieter wollen einem einfach persönlich sehen und kennenlernen, bevor sie zusagen. Studium Schon kurz nachdem meine Bewerbung für den Austauschplatz an der Universität Hamburg angenommen worden ist, musste ich ein vorläufiges Learning-Agreement erstellen und dies der International Office der PH Bern zusenden. Das Erstellen dessen geht praktisch auf STINE, dies ist eine Plattform der Uni Hamburg wo die Kurse aller Fakultäten ersichtlich sind. Austauschstudierende können alle Kursen der Fakultät Erziehungswissenschaften wählen. Ich informierte mich also zuerst, welche Kurse ich in Bern in meinem Austauschsemester verpassen werde und versuchte anschliessend passende Kurse dafür bei STINE zu finden, welche ich mir anrechnen lassen könnte. Zu Beginn kann es ein bisschen verwirrend sein, das hängt unter anderem damit zusammen, dass das Lehramtsstudium in Deutschland ganz anders aufgebaut ist. Im Unterschied zur Schweiz wird nicht zwischen Primar- und Sekundarstufe unterschieden, die StudentInnen können nach Abschluss ihres Masters Klasse unterrichten. Ausserdem studieren sie nicht alle Fächer (so wie dies bei uns für die Vorschul- und Primarstufe der Fall ist), sondern nur zwei. Dementsprechend befassen sie sich mit diesen sehr intensiv und studieren die Fächer auch an den jeweiligen Fakultäten. An der Fakultät Erziehungswissenschaften besuchen sie lediglich die Fachdidaktiken ihrer Fächer, sowie Schulpädagogik-Seminare und den Lernbereich. Diesen Lernbereich absolvieren sie im zweiten oder dritten Jahr (zwei Semester) und hier kann ein drittes Unterrichtsfach dazu gewählt werden. Die Lernbereiche sind oft sehr praxisorientiert und nicht ganz so tiefgreifend wie beispielsweise die Fachdidaktiken, sie gleichen den Kursen bei uns an der PH. Studierenden der Vorschulstufe und Primarstufe würde ich demnach vor allem die Wahl verschiedener Lernbereiche empfehlen. Einerseits weil die Studierenden in diesen Seminaren sehr motiviert sind (da sie sich dies selbst auswählen konnten), und andererseits weil hier auch oft Gruppenarbeiten und kleinere Projekte gemacht werden, was das Knüpfen von Kontakten erleichtert. Weiter kann ich die Wahl von Seminaren unter der Rubrik Schulpädagogik empfehlen. In diesen beiden Rubriken habe ich persönlich die besten Erfahrungen gemacht. Das vorläufig erstellte Learning-Agreement mit den Kursen vom letzten Sommersemester konnte ich schliesslich in Hamburg leider nicht so übernehmen, da dieses Jahr einige dieser von mir gewählten Kurse nicht mehr angeboten wurden. Ich musste also ein neues Learning Agreement erstellen. Da man mit der Plattform vom letzten Mal dann aber schon vertraut ist, geht es auch schneller. Wenn man sich für seine Kurse entschieden hat, sollte man eine Liste erstellen und diese der Koordinatorin für Austauschstudierende der Fakultät schicken, Dilbar Ernazarova. Sie meldet einem dann für die Kurse an, da man selbst keinen Zugriff auf die Anmeldungen hat. Die Kommunikation mit Dilbar ist super angenehm, sie antwortet immer sehr schnell und hilft einem bei Schwierigkeiten. Das Erstellen des Learning-Agreement erfordert zu Beginn ein bisschen Geduld, ist aber eigentlich gar nicht schlimm. Ich entschied mich schlussendlich für sieben Veranstaltungen, in welchen ich gesamthaft 23 ECTS erzielte. In jedem Seminar musste eine Studienleistung erfolgen, diese unterschieden sich in den verschiedenen Kursen. Von kleineren Hausarbeiten, über ein

4 Portfolio, bis zu Präsentationen alleine oder in der Gruppe war alles dabei. Für den Besuch der Veranstaltung und das Ablegen dieser Studienleistung erhielt man schon Punkte, was bedeutete, dass dies für meine Anrechnung in allen Kursen schon reichte und ich so nur eine Prüfung schreiben musste. Der Aufwand während des Semesters war demzufolge etwas grösser als in Bern, jedoch hatte man dann am Ende gar keinen Stress mehr. Inhaltlich waren die Kurse sehr interessant und lehrreich. Im Unterschied zu den Seminaren bei uns in Bern ist mir aufgefallen, dass die KommilitonInnen grossenteils viel motivierter sind und sich mehr beteiligen. In den meisten Seminaren gab es immer wieder sehr interessante Beiträge und Diskussionen. Ausserdem erschien es mir, als wären die Studierenden auch ein Stück selbständiger als bei uns an der PH. Inhaltlich konnte ich sehr viel mitnehmen und profitieren. Freizeit Dank meinem kompakten Stundenplan konnte ich mir zwei ganze Tage freihalten, weshalb ich eine Menge freie Zeit hatte. Diese nutzte ich, um mit meinem Fahrrad, welches ich mir in Hamburg gekauft habe, die Stadt zu erkunden. Den Kauf eines Gebrauchtfahrrads kann ich wärmstens empfehlen, die Stadt eignet sich sehr gut dafür, da es kaum Steigungen hat und man einfach viel mehr sieht und die verschiedenen Gebiete besser erschliessen kann, als wenn man immer nur Bahn fährt. Wenn man sich kein Fahrrad kaufen will, kann man auch die Stadträder nutzen. Man kann sie bei einer der zahlreichen Stationen in der ganzen Stadt abholen und bei einer beliebigen wieder abstellen. Die erste halbe Stunde der Nutzung ist dabei immer gratis. Aber auch das U-Bahn Netz ist sehr gut ausgebaut, ausserdem können Studierende mit dem Semesterticket im ganzen Grossbereich des HVV (Hamburger Verkehrsverbund) umsonst fahren. Hamburg ist eine wunderschöne Stadt mit ganz viel Wasser und Grünanlagen. Sehenswert ist natürlich der berühmte Hamburger Hafen. Vor allem die Abendstimmung lässt sich dort wunderbar geniessen, sei es auf den Landungsbrücken, von der anderen Seite der Elbe auf der Steinwerder-Plattform (erreicht man durch den alten Elbtunnel), auf der HVV-Fähre (welche übrigens auch im Semesterticket inbegriffen ist) oder am Elbstrand. Obwohl es ein richtiger Sandstrand ist, badet dort niemand, da er sich immer noch mitten im Hafengebiet befindet. Wenn man an heissen Tagen baden will empfehle ich die Dove-Elbe oder diverse Badeseen, wie zum Beispiel der Eichbaumsee oder der Boberger See. Diese Badeoasen befinden sich alle im Südosten der Stadt. Der See mitten in der Stadt, die Alster, eignet sich zwar nicht zum baden, aber auf jeden Fall für eine Kanu- oder Tretboottour. An einem sonnigen Tag durch die Kanäle und auf der Aussenalster zu paddeln ist auf jeden Fall eine der schönsten Möglichkeiten, die Stadt zu erkunden. Zum Lesen und Ausruhen eignet sich der Alsterpark nahe der Uni, schöner finde ich persönlich es aber auf der anderen Seite (Ostseite) der Alster, wo es auch viele lauschige Plätze am Wasser hat, von welchen aus man den Sonnenuntergang und die Skyline Hamburgs geniessen kann. Weiter sehenswert sind natürlich die verschiedenen und vielfältigen Quartiere der Stadt.

5 Auf der Schanze, im Karolinenviertel und in Sankt Georg gibt es unzählige Restaurants, Kaffees, Bars und kleinere Läden, die auch zum Shoppen einladen. Sankt Pauli bietet natürlich die Reeperbahn, wo am Wochenende aber auch unter der Woche die Nächte durchgefeiert werden können. Dieser Teil Sankt Paulis ist natürlich sehr touristisch und etwas überlaufen, weiter oben in Richtung Schanze gibt es aber auch in Sankt Pauli viele coole und weniger kommerzielle Bars und Kaffee. Wem die Reeperbahn zum Feiern gehen nicht so entspricht, Hamburg hat auch vieles mehr zu bieten! Fans elektronischer Musik informieren sich am besten unter Ebenfalls das Schlendern durch die etwas weniger bekannten Quartiere lohnt sich. Zwischen Eppendorf und Hoheluft bietet der Isemarkt jeden Dienstag und Freitag viele frische Köstlichkeiten an. In Winterhude und Eimsbüttel findet man weitere kleine aber schöne Einkaufsmöglichkeiten um den Mühlenkamp und die Osterstrasse. An jeder Ecke findet man schöne Kaffees, die sich zum Frühstücken oder Kaffee und Kuchen eignen. Ein bisschen weiter weg vom Zentrum aber sehr lohnenswert ist ein Besuch in Ottensen. Das Viertel in Altona ist ein eigenes kleines Zentrum, hier kriegt man alles, was man braucht und dazu noch eine der schönsten Aussichten auf den Hafen vom Altonaer Balkon aus. Wer ein Flair für Industrieromatik hat, ist in Wilhelmsburg genau richtig. Besonders im Uferpark am Reiherstieg lohnt sich ein Bier bei Abendsonne. Am Wochenende kann man auch Ausflüge in die etwas weiter gelegene Umgebung machen. Wer Lust auf richtigen Badestrand hat geht am besten nach Travemünde an die Ostsee. Auf dem Weg dahin kann man zuerst noch der schönen Stadt Lübeck einen kurzen Besuch abstatten. Auch Lüneburg und Stade liegen sehr nahe an Hamburg und sind im HVV Ticket inbegriffen. Auch kulturell hat Hamburg Unzähliges zu bieten. Seien es Konzerte, Theater, Open-Airs und vieles mehr. Mit der App Heute in Hamburg findet man immer etwas Passendes. Fazit Nach diesen vier Monaten in Hamburg kann ich sagen, dass es für mich die perfekte Wahl für ein Austauschsemester war. Einige Leute fragen mich, weshalb ich mich für Deutschland entschieden habe, da ich ja die Sprache schon spreche. Ich sehe dies aber gerade als grossen Vorteil an, da ich so viele Leute aus der Stadt selbst kennenlernen konnte und so sehr Nahe am tatsächlichen Leben in der Stadt war. Von Beginn an habe ich mich in die Hansestadt mit ihren vielen Gegensätzen, welche sie so einzigartig machen, verliebt und freue mich, schon bald wieder zurück zu fahren, um die Freunde, welche ich dort gefunden habe zu besuchen. Ich kann ein Austauschsemester allgemein sehr empfehlen, es ist eine unglaublich lehrreiche und schöne Erfahrung. Auch wenn es zu Beginn teilweise schwierig sein kann und man sich etwas durchkämpfen muss, es lohnt sich auf jeden Fall, denn genau an diesen Herausforderungen wächst man. Für weitere Auskünfte stehe ich natürlich gerne zur Verfügung.