Autonomie und strukturelle Kopplungen des Wissenschaftssystems der Moderne: Historische und komparative Perspektiven
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1 Autonomie und strukturelle Kopplungen des Wissenschaftssystems der Moderne: Historische und komparative Perspektiven European Academy of Technology and Innovation Assessment, Bad Neuenahr-Ahrweiler, 9. Juni 2015 Rudolf Stichweh, Forum Internationale Wissenschaft, Universität Bonn
2 1 Funktionale Differenzierung der Gesellschaft: Fünf Beispiele 2 Entstehung von Autonomie- und Reinheitssemantiken in allen fünf Bereichen 3 Geschichte und Strukturen der Weltwissenschaft 4 Die strukturellen Kopplungen der Weltwissenschaft und die Form ihrer Autonomie
3 1 Funktionale Differenzierung der Gesellschaft: Fünf Beispiele
4 Funktionale Differenzierung der Gesellschaft : Fünf Beispiele Kunst Artes liberales, artes mechanicae, beaux arts, arts and sciences Kunst: Konvergenz von Musik, Poesie, Malerei, Skulptur zu einem einzigen System der Künste Kollektivsingular die Kunst (1764)
5 Politik, Staat Gemischte Regierungsformen: der Eine, die Wenigen, die Vielen (Monarchie/Tyrannis, Aristokratie/Oligarchie, Demokratie) - Republik als Oberbegriff Spiegelung der Stände als zu repräsentierende Sozialkollektive in die Beraratungs-, Entscheidungsgremien der Politik: Bauern, Bürger, Klerus, Adel (Riksdag) vierkamerales System mit Erfordernis der Zustimmung von drei Kammern Von der Politik ausgehende Homogenisierung ihrer sozialen Umwelt in Inklusionsbegriffen wie Volk und Nation Unterschiedslosigkeit aller Inklusionsadressen Kollektivsingular: die Politik das Politische der Staat
6 Wirtschaft Familienhaushalt und Produktionsstätte Auflösung des Verbundes im späten 18. Jh. Familieneigentum und Führung des Unternehmens Auflösung des Verbundes durch die Entstehung von Management als Funktion ca. 1830/1840 Kollektivsingular: die Wirtschaft
7 Erziehung, Hochschulerziehung Schule und Universität im 18. Jh. nicht eindeutig unterschieden: Artistenfakultät, akademisches Gymnasium, Kollegien der geistlichen Orden Ständische Orte der Hochschulerziehung: Ritterakademien, Collegii nobili Demarkation des Systemgrenze von Schule und Hochschule: Tertiarisierung der Hochschulerziehung, Standardisierung der Schulabschlüsse (1810) Kollektivsingular: die Universität
8 Wissenschaft, Science Mathematische Traditionen, mathesis applicata, Ballistik, Festungsbaukunst Experimentelle Traditionen, Experimentalphilosophie, Apotheke, Salon Geschichte, Philosophie, Mathematik alle Wissenschaft sucht das Gesetz (Kant) Kollektivsingular die Wissenschaft interne Differenzierung in die Vielzahl der Disziplinen
9 2 Entstehung von Autonomie- und Reinheitssemantiken in allen fünf Bereichen
10 Entstehung von Autonomie- und Reinheitssemantiken in allen fünf Bereichen Kunst: l art pour l art, moderne Kunst, abstrakte Kunst Politik: Demokratie als Autonomie- und Reinheitssemantik, die alle externen Begründungsformen des Politischen abweist Wirtschaft: Arbeit und Kapital, disembedding Hochschulerziehung: Self-cultivation, Bildung, Einheit von Lehre und Forschung Wissenschaft: Reine Wissenschaft, reine Mathematik; Grundlagenforschung, Elfenbeinturm
11 3 Geschichte und Strukturen der Weltwissenschaft
12 Geschichte der Weltwissenschaft Universalität der mittelalterlichen Universität Res publica literaria als Form der Autonomie der Gelehrsamkeit in der frühen Neuzeit Die Paradoxie der Nationalisierung in der Periode der Entstehung der Strukturen moderner Wissenschaft ( ) Die Paradoxie der Fundamentalität und Reinheit, Exklusion und Wiederkehr der Anwendungen Internationale wissenschaftliche Kooperationen (Erdmagnetismus, Telegrafenkabel 1830ff.) Weltausstellungen (1851 ff.) Internationale wissenschaftliche Konferenzen (1850ff.) Globale Wissenschaftssprachen
13 Strukturen der Weltwissenschaft (Bestimmungen von Autonomie) 1 Grundbegriffe: Universalität, Globalität, Kollektivsingular, Unizität, Inklusion 2 Systemebenen a) Interaktion b) Organisationen der Wissenschaft (Pluralisierung der organisatorischen Infrastruktur) c) Gesellschaft (globale Scientific Communities, Netzwerke) 3 Disziplinäre Differenzierung als Innendifferenzierung: Innendifferenzierung und Ausdifferenzierung (innere Umwelt, milieu interne) 4 Publikation als Kommunikationsform (Journale), Zitation als Beziehungsform, Kozitation als Strukturbildung 5 Forschung als Handlungstyp, die Institutionalisierung von erwartbarer Neuheit 6 Individualisierung, Wissenschaftler als autonome Professionelle oder szientifische Entrepreneurs 7 Kooperation und Koautorschaft als die Form der Netzwerkbildung (epistemische Communities und small world networks ) 8 Migration (Ausbildung, Karriere, Kooperation) 9 Inklusion und Exklusion von Regionen 10 Responsivität der Wissenschaft: Regionale Probleme und Weltprobleme 11 Global Governance der Weltwissenschaft 12 Die Öffentlichkeit der Weltwissenschaft
14 4 Die strukturellen Kopplungen der Weltwissenschaft und die Form ihrer Autonomie
15 Warum strukturelle Kopplungen Inklusion und Größenwachstum Universalität der Funktionssysteme
16 Die strukturellen Kopplungen des Wissenschaftssystems ( ) Wissenschaft und Hochschulerziehung: Die wissenschaftliche Disziplin und das Curriculum der Hochschule (1800). Der Aufstieg der Graduate School (1870) Wissenschaft und Schule: Die Ablösung der Sprachen. Die Fächer der Schule (1800) Wissenschaft und Berufe: Die klassischen Professionen, die Berufe des Staats, die sekundäre Beruflichkeit der Diszplinen, die Professionalisation of Everyone Wissenschaft und Wirtschaft: die technischen Wissenssysteme und Berufe, der Transfer von Forschung in Wirtschaftsorganisationen (1880) Wissenschaft und Recht (und Wirtschaft): Patente als ein globales Wissenssystem, das dem Rechtsschutz technisch auswertbarer Erfindungen dient Wissenschaft und Politik: die Entstehung von Wissenschaftspolitik (1910): Steuerung und Selbststeuerung der Wissenschaft Wissenschaft und Gesundheit: Klinische Medizin und biomedizinische Forschung Wissenschaft und Ethik: Kontrolle und Selbstkontrolle der Kompatibilität mit ethisch-moralischen Imperativen Wissenschaft und Öffentlichkeit: Vereinskultur, Popularisierung, Public Understanding of Science, The Third Culture Wissenschaft und Gesellschaft: Die Responsivität der Wissenschaft als autonome Reflexion der Wissenschaft auf die Probleme der Gesellschaft
17 Die Autonomie der gegenwärtigen Weltwissenschaft Die Multiplikation organisatorischer und funktionaler Abhängigkeiten der Wissenschaft Diversifizierung des Systems und seiner inneren Umwelt Multiplikation der externen Verknüpfungen mit äußeren Umwelten als die Form der Autonomie des Wissenschaftssystems der Moderne
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