Wintergerste Landessortenversuche 2015/16 und Empfehlungen Herbst 2016 Landessortenversuche 2015/16
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1 Wintergerste Landessortenversuche 2015/16 und Empfehlungen Herbst 2016 Gabriele Käufler, Fachreferentin Marktfruchtbau des LLH, Landwirtschaftszentrum Eichhof Das Erntejahr 2016 wartete mit einigen Besonderheiten auf. Nach einer überwiegend problemlosen Aussaat konnten sich die Bestände vor Winter sehr gut entwickeln. Der nach den Erfahrungen des Vorjahrs befürchtete Blattlausbefall blieb gering, sodass Virusinfektionen in der Wintergerste keine olle spielten. Dank der milden und feuchten Herbstwitterung wurden die Jungpflanzen allerdings teilweise recht früh mit Mehltau infiziert, und regional trat der Befall im Dezember massiv in Erscheinung. Erst im Januar gab es nennenswerte Fröste, allerdings meist gepaart mit einer leichten Schneedecke sodass keinerlei Auswinterungsschäden festzustellen waren. Landessortenversuche 2015/16 Das feucht-kühle Frühjahr führte sowohl in der Praxis als auch in den Landessortenversuchen (LSV) zu einer eher verhaltenen Bestandsentwicklung. Standortspezifisch, vor allem auf Böden mit Strukturproblemen, waren die Pflanzen durch die Nässe in ihrer Wurzelentwicklung beeinträchtigt, was zu Lasten einer ausreichenden Nährstoffaufnahme ging. Der Befall mit pilzlichen Krankheitserregern wie hynchosporium oder Netzflecken blieb verhalten. Die Bestände konnten mit einer späten Fahnenblattbehandlung bis nach der Blüte gesund erhalten werden. Dann trat jedoch standortspezifisch vor allem in den südlichen und mittleren Landesteilen ein sehr akuter Befall mit amularia auf, der die Blattmasse in kürzester Zeit zum Absterben brachte. Da auch die Grannen stark befallen wurden, fehlte den Pflanzen die nötige Assimilationsfläche während der Kornfüllungsphase. Gepaart mit eher kühler, sonnenarmer Witterung führten diese Faktoren in ihrer Kombination zu häufig nicht den Erwartungen entsprechenden Erträgen, und auch die Hektolitergewichte erreichten nicht das Niveau der Vorjahre. An jeweils 5 hessischen Standorten werden die mehrzeiligen und die zweizeiligen Wintergerstensorten in getrennten Sortimenten geprüft. Die gleich gehaltene Düngung und Pflanzenschutzanwendung ermöglicht den Vergleich der Sorten hinsichtlich ihrer Ertragsfähigkeit, ihrer Krankheitstoleranz und obustheit. Neben den Erträgen werden von jedem Prüfglied auch die zugehörigen Qualitätseigenschaften ermittelt. So ist mit Hilfe von mehrortigen und mehrjährigen Ergebnissen eine umfassende Beurteilung jeder Sorte möglich. Die unbehandelten Varianten (Stufe 1) dienen dazu, die natürliche Sortengesundheit zu beurteilen, denn hier werden keine Fungizide und nur reduzierte Aufwandmengen an Wachstumsreglern ausgebracht. Stufe 2 (behandelt) erhält die volle ortsübliche Intensität um das Ertragsvermögen der jeweiligen Sorten überprüfen zu können. Der Mehrertrag gegenüber den unbehandelten Varianten lag im Mittel aller Standorte in diesem Jahr aufgrund der genannten Faktoren bei über 18 dt/ha in beiden Sortimenten im Vorjahr wurden nur rund 4 dt/ha Mehrertrag erreicht. Die höchsten Mehrerträge durch Behandlung wurden am Standort Friedberg mit rund 23 dt/ha (mehrzeilige) bzw. 25 dt/ha bei den zweizeiligen Sorten gemessen. Ähnlich starke Effekte durch zeitgerecht gesetzte Pflanzenschutzmaßnahmen wurden auch 2014 festgestellt. Damals waren die Bestände ausgelöst durch amularia ebenfalls in kürzester Zeit zusammengebrochen. Dies unterstreicht nochmals die Potenz dieser Krankheit und die Notwendigkeit von gezielten Fungizidbehandlungen zur Absicherung der Ertragsbildung während der Kornfüllungsphase. In Tabelle 1 (mz) und Tabelle 3 (zz) sind die Ertragsergebnisse der hessischen Standorte als elativzahlen dargestellt. Als Vergleichssorte im mehrzeiligen Sortiment wird die zweizeilige Sorte California und im Gegenzug die mehrzeilige KWS Meridian im zweizeiligen Sortiment mit geprüft. In diesem Jahr konnten nur die ertragsstärksten zweizeiligen mit den mehrzeiligen Standardsorten mithalten. Dennoch sind Zweizeilige aufgrund der hohen und sicheren Qualitäten sowie der besseren Standfestigkeit im Hinblick auf die Vermarktungssicherheit für den Anbau empfehlenswert. Auffällig war der starke Mehltaubefall im frühen Frühjahr, insbesondere bei den Sorten KWS Meridian, KWS Keeper, Wootan, KWS Kosmos, LG Veronika, Sonnengold und der zweizeiligen Sandra. hynchosporium und Zwergrost traten nicht nennenswert in Erscheinung. Etwas höherer Befall mit Netzflecken war in LG Veronika, Sonnengold sowie Sandra, Effi und Paroli zu finden. Die in diesem Jahr generell schwächere Kornausbildung zeigte sich auch in der behandelten Stufe anhand des mittleren TKGs von nur knapp 39 Gramm bei den Mehrzeiligen bzw. 43,5 Gramm bei den Zweizeiligen. Die Marktwareanteile blieben bei knapp 93% (mz) bzw. 95% (zz) stehen, und die Hektolitergewichte erreichten durchschnittlich nur 63,4 (mz) bzw 64,2 kg (zz). Die höchsten Hl-Gewichte mit durchschnittlich
2 über 66,8 kg bei den Mehrzeiligen wurden am Standort Korbach erreicht. Insgesamt mit hohen Hl- Gewichten fielen KWS Meridian, Tamina, Wootan und Bazooka sowie bei den Zweizeiligen Sandra, Matros und Paroli auf. In der unbehandelten Stufe lagen die Hl-Gewichte im Mittel 4 kg niedriger und verfehlten damit die für die Vermarktung gewünschten 62 kg deutlich. Im Interesse einer guten Kornqualität zahlt es sich aus, die Bestände während der Kornfüllung möglichst lange gesund zu halten. Aufgrund der niedrigeren Erträge lagen die Proteingehalte diesjährig mit durchschnittlich 13% deutlich über dem Niveau des Vorjahres. Neue Sorten - Sortenbeschreibung Im Zulassungsjahrgang 2015/16 wurden vom Bundessortenamt zwei mehrzeilige (mz) und drei zweizeilige (zz) Sorten zugelassen. Die erstmals in den Landessortenversuchen geprüften Neuzulassungen werden hier kurz vorgestellt. Die aktuellen Einstufungen des Bundessortenamtes (Noten 1-9) aller geprüften Sorten sind in Tabelle 5 und 6 zusammengefasst. Dabei bedeutet die Note 1 jeweils eine niedrige Ausprägung des Merkmals (gering, kurz, früh), die Note 9 eine hohe Merkmalsausprägung (hoch, lang, spät). Die Note 5 wird bei durchschnittlicher Einstufung vergeben. Günstige Einstufungen sind in der Tabelle grün, weniger günstige Eigenschaften orange hinterlegt. Bazooka, mz (Syngenta) ist eine Hybridgerste der neuen Generation, die mit leicht verbesserten agronomischen Eigenschaften aufwartet. Sie zeigt in den Versuchen eine bessere Strohstabilität und geringere Neigung zum Ährenknicken als die Verrechnungssorte Wootan. Das TKG liegt ebenfalls über dem von Wootan. Die etwas später abreifende Bazooka ist höher anfällig für Mehltau und auch für Netzflecken. Ertraglich und vor allem qualitativ erscheint Bazooka nach einjähriger Prüfung somit als leichte Verbesserung zu Wootan. LG Veronika, mz (Limagrain) reift etwas früher ab und bringt eine recht gute Blattgesundheit mit. Die Meridian-Kreuzung ist insbesondere in der Anfälligkeit für Mehltau und Zwergrost als gering eingestuft, dennoch wurde im Frühjahr stärkerer Mehltaubefall beobachtet. Bei mittlerer Neigung zu Lager und Ährenknicken, sowie leicht erhöhter Neigung zum Halmknicken sollte auf eine ausreichende Strohstabilisierung geachtet werden. Sie bringt im ersten Versuchsjahr jedoch nur unterdurchschnittliche Erträge. Sonnengold, mz (Secobra/BayWa) ist im Juli 2016 vom Bundessortenamt zugelassen worden. Diese etwas später abreifende Sorte hat eine etwas höhere Anfälligkeit für Mehltau und Netzflecken. Standfestigkeit und Halmstabilität sind nach vorläufiger Bewertung mittel eingestuft. Das erste Versuchsjahr schließt sie mit überdurchschnittlichen Erträgen ab. Effi, zz (Breun/Limagrain) ist eine gegen beide Gelbmosaikvirus-Typen resistente Neuzüchtung mit guter Standfestigkeit und Halmstabilität. Die Neigung zum Ährenknicken ist leicht erhöht. Die Anfälligkeit für Netzflecken und hynchosporium ist mittel, die für Zwergrost gering eingestuft. Die Sorte bringt gute Kornqualitäten und hohe Marktwareanteile, bleibt im ersten Prüfjahr allerdings deutlich unter dem Versuchsmittel. Kathmandu, zz (Sejet/Saatenunion) ist eine kompakte, etwas früher abreifende Sorte mit guter Strohstabilität und geringer Neigung zum Ährenknicken. Die Blattgesundheit ist recht gut, und der Mehltaubefall blieb bei dieser Sorte gering, nur auf Netzflecken sollte etwas geachtet werden. Bei dem für eine zweizeilige Sorte etwas knappen Hektolitergewicht erreicht sie jedoch hohe Marktwareanteile. Ertraglich liefert sie erstjährig ein überdurchschnittliches Ergebnis in der Stufe 2 ab. Mehrjährige Auswertung Einjährige Ergebnisse sollten niemals die Basis für eine Sortenentscheidung sein, denn bei der Aussaat lässt sich nicht absehen, welche Herausforderungen das neue Anbaujahr bringen wird. Zunehmend unberechenbare Witterungsverläufe und in dessen Folge auftretende Krankheiten machen ackerbauliche Anpassungsschritte notwendig um die isiken zu reduzieren. Ein wichtiger Baustein sind dabei mehrjährig ertragstreue Sorten. Der Blick auf die drei- und mehrjährig in Hessen geprüften mehrzeiligen Sorten bestätigt auch in diesem Jahr die Ertragssicherheit von KWS Meridian in beiden Intensitätsstufen (siehe Tabelle 2). Ähnlich ertragsstark zeigt sich erneut Tamina, die vor allem auch in der unbehandelten Stufe konstant überdurchschnittlich drischt und damit hier Spitzensorte ist. Die gegen beide Gelbmosaikvirusstämme resistente und sehr früh abreifende SU Ellen konnte mit dem Höchstertrag 2016 das schwächere Ergebnis
3 aus dem Vorjahr wieder wettmachen. Quadriga bleibt ertraglich am Versuchsdurchschnitt. Die inzwischen dreijährig geprüfte Hybride Wootan liegt knapp hinter den besten Liniensorten. Die sehr langstrohige aber dennoch standfeste und doppelresistente KWS Keeper bringt mehrjährig durchschnittliche Erträge. Von den zweijährig geprüften Sorten kann sich keine deutlich vom Feld absetzen. Die frühreife und doppelresistente Joker enttäuscht nach einem sehr guten Vorjahresergebnis, sie war sehr frühzeitig schon im Stroh zusammengebrochen. KWS Kosmos und die etwas später abreifende Bella erreichen nur durchschnittliche Erträge, wobei Bella in der Kornausbildung positiv auffällt. In dem Sortiment der zweizeiligen Sorten (Tabelle 4) liegt die langjährig geprüfte Sorte Matros in beiden Intensitätsstufen deutlich vorn und kann mit guter Ertragssicherheit aufwarten, obwohl sie nicht resistent gegen die Gelbmosaikvirosen ist. California streut ebenso wie KWS Glacier in den Erträgen etwas, beide liegen im Gesamtergebnis jedoch gleichauf. KWS Infinity kann das gute Ergebnis des Vorjahres nicht wiederholen und sich daher nicht mehr von den vorgenannten Sorten absetzen. Die bewährte Sandra zeigt ein solides Ertragsniveau am Durchschnitt, während Paroli, die eine esistenz gegen Gerstengelbverzwergungsvirus mitbringt, ertraglich etwas abfällt. Sorten- und Anbauempfehlung Die Sortenwahl für die kommende Aussaat steht an. Viele Praktiker orientieren sich an den Daten der amtlichen Versuche um hieraus ihre Anbauentscheidung abzuleiten. Ziel des Versuchswesens ist es, den Zuchtfortschritt schnellstmöglich über die Beratung an die Praxis weiter zu geben, wenn die Leistungsfähigkeit der Neuzugänge im Hinblick auf Ertrag, Qualität und Pflanzengesundheit in wichtigen Eigenschaften eine Verbesserung darstellt. Wie sich erneut bestätigt, sind mit den aktuell in den hessischen LSV geprüften Gerstensorten hohe Erträge und sichere Qualitäten zu erzeugen. Selbst wenn schwierige Witterungsbedingungen die Bestände teilweise erheblich unter Druck setzen, bringen leistungsstarke und robuste Sorten in jedem Jahr ihren Ertrag. Neben den bewährten Sorten können neue Sorten im Probeanbau auf die Leistungsfähigkeit am eigenen Standort getestet werden, um einen zukünftigen Sortenwechsel einzuleiten. Nach nunmehr dreijähriger Prüfung empfiehlt sich die etwas später abreifende Tamina. Sie bildet hohe bis sehr hohe Erträge bei mittlerem TKG und guten Hl-Gewichten aus. Da sie mit überdurchschnittlicher Blattgesundheit (Ausnahme Netzflecken) und ausreichender Winterhärte ausgestattet ist, kann sie mit geringem Anbaurisiko geführt werden. Tamina könnte in Veredlungsbetrieben ihren Platz finden, denn sie ist trotz etwas längerem Stroh sehr standfest. SU Ellen ist die am frühesten abreifende Sorte im mehrzeiligen LSV- Sortiment. Sie hinterlässt einen sehr vitalen, wüchsigen Eindruck bei dunkelgrüner Blattfarbe. Im Ährenknicken ist sie bei ansonsten sehr guter Standfestigkeit etwas schwächer eingestuft. Ihren Ertrag macht die Sorte durch die sehr hohe Kornzahl pro Ähre, die Hl-Gewichte sind jedoch leicht unterdurchschnittlich. Sie ist resistent gegen Gelbmosaikviren (GMV) Typ 1 und 2, kann aber von dem weniger aggressiven BaMM-Virus befallen werden. Die Anfälligkeit für Zwergrost ist zu beachten. Quadriga besticht durch sehr gute Einzelähren- und Kornausbildung mit überdurchschnittlichem Hl- Gewicht, blieb ertraglich aber im Mittelfeld und erhält daher nur eine eingeschränkte Empfehlung für bessere Standorte. Sie zeigt eine etwas verhaltenere Frühjahrsentwicklung und reift bei guter Halmstabilität etwas später ab. Die Winterhärte sowie Blattgesundheit sind leicht überdurchschnittlich. Joker ist ertraglich zwar mit der Höchstnote 9 eingestuft, kann aufgrund der enttäuschenden Ergebnisse im aktuellen Anbaujahr noch nicht abschließend beurteilt werden. Auffällig in den Versuchen war die sehr zügige Herbst- und Frühjahrsentwicklung, aber auch das frühe Zusammenbrechen des Bestandes in beiden Intensitätsstufen. Joker reift früh ab, bei mittlerem TKG ist der Marktwareanteil hoch und das Hektolitergewicht knapp unterdurchschnittlich. Bella ist eine recht spät abreifende, etwas langstrohigere Sorte mit guter Winterhärte, Blattgesundheit und Strohstabilität. Bella bildet ein mittleres TKG und Hektolitergewicht aus und erreicht damit hohe Marktwareanteile. Hier müssen weitere Versuchsergebnisse für eine abschließende Beurteilung abgewartet werden. Gleiches gilt für KWS Kosmos, die eine gute Winterhärte mit mittlerer eifezeit kombiniert, aber ertraglich im zweiten Jahr nicht überzeugen konnte. Sie bildet ein etwas höheres TKG und erreicht bei mittlerem Hl-Gewicht deutlich überdurchschnittliche Marktwareanteile. Die Anfälligkeit für Zwergrost ist zu beachten. Mehrjährig geprüft und uneingeschränkt empfehlenswert bleibt KWS Meridian, die neben ihrer Ertragskonstanz durch die gute Winterhärte und hohe Marktwareanteile punktet. Die Mängel in der Strohstabilität und Blattgesundheit können durch gezielte Pflanzenschutzanwendungen kontrolliert werden. Mit der recht winterharten, doppelresistenten und etwas später abreifenden KWS Keeper können ebenfalls solide Ergebnisse und gute Qualitäten erreicht werden. Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit, Ertragssicherheit und der guten Qualitätseigenschaften wird auch weiterhin die bereits 2001 zugelassene Lomerit empfohlen, denn diese Sorte reift zeitgerecht ab und ist, wenn man Ihre Mängel in der
4 Strohstabilität beachtet, unproblematisch zu führen. Als Hybridsorte der neuen Generation bietet sich Wootan aufgrund ihrer Vitalität und obustheit für schwierigere Anbausituationen wie z. B. Spätsaaten an. Wootan stellt eine ertragliche Weiterentwicklung bei den Hybriden dar, hat aber ebenfalls Schwächen in der Strohstabilität. Die notwendigen Mehrerträge zur Abdeckung der trotz reduzierter Aussaatstärke höheren Saatgutkosten je Hektar wurden im Vergleich zu anderen leistungsstarken Wintergersten in den Versuchen nicht erreicht. Im zweizeiligen Sortiment bleibt neben der für ihre sehr gute Kornausbildung bekannten Sandra auch California in der Empfehlung, wobei für California die etwas spätere Abreife zu beachten ist. Für nicht mit Gelbmosaikvirosen belastete Standorte kommt nach wie vor Matros für den Anbau in Frage, auch wenn die Marktwareanteile im Vergleich leicht unterdurchschnittlich sind. Diese sehr winterharte aber leider nicht GMV-resistente Sorte passt aufgrund ihrer tendenziell späteren Abreife nicht auf alle Standorte. Die zweizeiligen Sorten benötigen eine deutlich erhöhte Bestandesdichte um zum Höchstertrag zu kommen. Daher sollte die Saatstärke im Vergleich zu Mehrzeiligen um circa 50 Körner je Quadratmeter angehoben werden. Ertragsabsicherung Zur Ernte 2016 zeigt sich erneut, dass Standorte mit guter Bodenstruktur ihre Erträge bringen konnten, während zur Vernässung neigende bzw. schwerere Böden mit eingeschränkter Luftführung ertraglich oft hinter den Erwartungen zurück geblieben sind. Insbesondere im Gerstenanbau kommt der Bodenpflege hohe Bedeutung zu, und diese beginnt schon lange vor der Aussaat. Strukturschäden werden unter entsprechenden Witterungskonstellationen schnell sichtbar und schlagen direkt auf den Ertrag durch. Nach den vergangenen niederschlagsreichen Monaten muss vielerorts auch mit Kalk- und Kaliverlusten im Oberboden gerechnet werden. Bei suboptimaler Versorgung sollte zur Vorbereitung der Aussaat daher eine Kalkung durchgeführt sowie auf eine ausreichende Kaliumversorgung geachtet werden. Die Aussaattermine sollten nicht zu früh gewählt werden, denn Frühsaaten bergen mehrere isiken. Einerseits besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass sich Krankheitserreger und Schädlinge bereits im Herbst etablieren. Hier sei beispielsweise an die von Blattläusen übertragenen Gelbverzwergungsvirus- Infektionen aus dem Herbst 2014 erinnert, wo spätere Saaten deutlich geringeren Befall zeigten. Auch Blattkrankheiten können sich bei milder Herbstwitterung frühzeitig einstellen und die Bestände vergilben lassen. Andererseits neigen die Bestände bei langer Herbstvegetationszeit zum Überwachsen und sind dann auch in ihrer Winterhärte beeinträchtigt. Hinzu kommen die Probleme mit schwer bekämpfbaren Ungräsern, die sich in Frühsaaten stärker etablieren. Gute Sorten alleine machen noch nicht den Höchstertrag, auch die Produktionstechnik muss stimmen! Tabellen in separater Datei
5 esistenzen Tabellen Wintergerste 2015/2016 Tabelle 1: Sortenprüfung Wintergerste mehrzeilig 2015/16 Ergebnisse der Standorte in Hessen Ertrag relativ zum Versuchsdurchschnitt (VD) unbehandelt (rel. zum VD) fungizidbehandelt (rel. zum VD) FB FZ HEF KB M Mittel FB FZ HEF KB M Mittel VS (dt/ha) 85,5 85,4 57,0 69,7 81,4 75,8 104,8 99,9 76,4 85,2 98,7 93,0 VD (dt/ha) 83,3 86,5 59,3 70,0 79,9 75,8 106,0 102,3 77,6 85,0 99,5 94,1 GD 5 % (relativ) 8,4 7,1 11,9 9,2 7,2 6,6 6,0 9,1 7,5 5,8 KWS Meridian VS r California VS (zz) r Tamina r Quadriga r Wootan VS (Hybride) r SU Ellen r KWS Kosmos r Joker VGL r Bella r Bazooka (Hybride) r Sonnengold r LG Veronika r A n h a n g s o r t i m e n t KWS Keeper r Anja r VS = Verrechnungssorten des Bundessortenamtes VD = Versuchsdurchschnitt über alle Sorten GD = Grenzdifferenz (gibt die Differenz an, ab der der Sortenunterschied statistisch gesichert ist) r = resistent gegen Gelbmosaikvirus (GMV) r2 = resistent auch gegen GMV Typ 2 nr = nicht resistent gegen GMV gelb hinterlegte Zellen: Daten weisen erhöhte Streuung auf
6 esistenzen Tabelle 2: Sortenprüfung Wintergerste mehrzeilig 2015/16 Hessen Mehrjähriges Ergebnis , Ertrag relativ zum Versuchsdurchschnitt (VD) unbehandelt (rel. zum VD) fungizidbehandelt (rel. zum VD) Jahr Mittel Mittel Orte VS (dt/ha) 70,1 99,0 75,8 80,4 94,7 104,3 93,0 96,8 VD (dt/ha) 69,9 99,5 75,8 80,5 97,1 103,6 94,1 97,9 KWS Meridian VS r California VS (zz) r Tamina r Quadriga r Wootan VS (Hybride) r SU Ellen r KWS Kosmos r Joker VGL r Bella r Bazooka (Hybride) Sonnengold LG Veronika A N H A N G S O T I M E N T KWS Keeper r Anja r VS 2014 = Lomerit, KWS Meridian, California (zz) VS 2015 = Lomerit, KWS Meridian, California VS 2016 = KWS Meridian, California, Wootan
7 esistenzen esistenzen Tabelle 3: Sortenprüfung Wintergerste zweizeilig 2015/16 Ergebnisse der Standorte in Hessen Ertrag relativ zum Versuchsdurchschnitt (VD) unbehandelt (rel. zum VD) fungizidbehandelt (rel. zum VD) FB FZ GI HEF M Mittel FB FZ GI HEF M Mittel VS (dt/ha) 90,0 92,7 90,0 60,6 81,3 82,9 111,2 105,5 101,9 82,8 101,2 100,5 VD (dt/ha) 75,8 84,6 81,5 59,1 78,1 75,8 100,8 97,1 95,8 80,0 95,9 93,9 GD 5 % (relativ) 6,7 9,4 7,5 10,3 8,7 5,1 8,2 6,4 7,6 7,1 KWS Meridian VS mz r California VS r KWS Glacier r KWS Infinity r Effi r Kathmandu r A n h a n g s o r t i m e n t Sandra r Matros nr Paroli r Tabelle 4: Sortenprüfung Wintergerste zweizeilig 2015/16 Hessen Mehrjähriges Ergebnis , Ertrag relativ zum Versuchsdurchschnitt (VD) unbehandelt (rel. zum VD) fungizidbehandelt (rel. zum VD) Jahr Mittel Mittel Orte VS (dt/ha) 78,3 92,5 82,9 84,6 98,7 94,3 100,5 97,9 VD (dt/ha) 76,8 90,9 75,8 81,2 95,5 95,4 93,9 94,9 KWS Meridian VS mz r California VS r KWS Glacier r KWS Infinity r Effi r Kathmandu r A N H A N G S O T I M E N T Sandra r Matros nr Paroli r VS 2014 = Lomerit (mz), KWS Meridian (mz), California VS 2015 = Lomerit (mz), KWS Meridian (mz), California VS 2016 = California, KWS Meridian (mz)
8 Tabelle 5: Sortenbeschreibungen LSV Wintergerste mehrzeilig 2015/2016 Sorte KWS Meridian VS GM V Züchter / Vertreiber eife - zeit Neigung zu Anfälligkeit für Ertragseigenschaften Lager Bestandes -dichte Kornzahl pro Ähre KWS Lochow Tamina DSV / IG Quadriga Wootan VS (Hyb) Secobra / BayWa Syngenta SU Ellen 2 Nordsaat / SU KWS Kosmos KWS Lochow Joker VGL 2 Bella KWS Lochow / SU Nordsaat / Hauptsaaten Bazooka (Hyb) Syngenta Sonnengold Secobra / BayWa LG Veronika Limagrain KWS Keeper 2 KWS Lochow Anja Breun / Limagrain = auch esistenz gegenüber dem Virustyp BaYMV-2 TKG Pflanzenlänge Auswinterung Halmknicken Ährenknicken Mehltau Netzflecken hynchosporium Hektoliter K-Ertrag Stufe 1 K-Ertrag Stufe 2
9 Tabelle 6: Sortenbeschreibungen LSV Wintergerste zweizeilig 2015/2016 Sorte California VS GMV Züchter / Vertreiber eife - zeit Neigung zu Anfälligkeit für Ertragseigenschaften Lager Pflanzenlänge Auswinterung Halmknicken Ährenknicken Mehltau Netzflecke n hynchospo -rium Bestandes -dichte Kornzah l pro Ähre TKG Hektoliter Kornertrag Stufe 1 Limagrain KWS Glacier KWS Lochow KWS Infinity KWS Lochow Effi 2 Breun / LG Kornertrag Stufe 2 Kathmandu Sejet / Nordsaat / SU Anhangsortiment Sandra SZ Bauer / IG Matros N Syngenta Paroli 1 Ackermann / SU = auch esistenz gegenüber dem Virustyp BaYMV-2 * = esistenz gegen Gerstengelbverzwergungsvirus
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