Trauerbegleitung beim Tod eines Schülers

Transkript

1 Trauerbegleitung beim Tod eines Schülers Während der Ferien wurde ein Schüler einer 7. Klasse auf tragische Weise durch einen Verkehrsunfall aus dem Leben gerissen. Einige seiner Mitschüler, die als freiwillige Feuerwehr die Straße absperren sollten, sahen ihren schwer verletzten Mitschüler auf der Straße liegen. Sie waren dadurch nicht nur vom Verlust ihres Mitschülers betroffen, sondern mussten aufgrund der schrecklichen Bilder vor ihren Augen besonders betreut werden. Noch während der Ferien wurde deshalb die betroffene Klasse in die Schule eingeladen, um sich gemeinsam über das Gehörte und Gesehene austauschen zu können. Die Klasse gestaltete bei diesem Treffen zusammen zwei Kerzen (eine für ihr Klassenzimmer und eine für den Stilleraum) und einige Herzen mit Teelichtern, beschrieben mit Erinnerungen an ihren Mitschüler. Die Teelichter stellten sie dann bei der gemeinsamen Andacht nach vorn, die wir am ersten Schultag nach den Ferien für die ganze Schule öffneten, und an der auch die Familie des Verstorbenen teilnahm.

2 Im Anschluss an die Andacht war der Stilleraum geöffnet. Er wurde am ersten Tag sehr rege aufgesucht. An den folgenden Tagen war er nur noch während der Pausen geöffnet, wurde aber auch da noch sehr häufig genutzt. Andacht zum Tod von P. Musik zur Einstimmung Begrüßung (Rektor) Gedanken zu P. (Rel.päd. SS der Kl. 7b) Gedanken zu Tod und Leben (Rel.päd.) (Es geschah am Karsamstag) Erläuterungen zum Stilleraum (TB) Gebet (kath. Pfr.) Nachruf (Rektor) Gedanken zum Regenbogen (Rel.päd.) Bibeltext (Relilehrerin)

3 Gedanken zu P.: - Ein Stuhl heute bleibt leer. - Ein Platz im Klassenzimmer der 7b bleibt unberührt. - Ein Platz am Frühstückstisch der Familie P. bleibt frei und hinterlässt eine Lücke, eine Leere, die nicht mehr zu füllen ist. Ihr habt alle von diesem tragischen Unfall gehört, der P. mitten in den Ferien, mitten in einer fröhlichen, ausgelassenen Radtour aus dem Leben gerissen hat. Es geschah ohne Vorwarnung. Keiner hatte Zeit, sich von ihm zu verabschieden er sich nicht von uns und seinen Lieben und wir uns nicht von ihm. Weil P. ein Mitglied unserer Schulfamilie war, wollen wir uns heute die Zeit nehmen, nochmals gemeinsam an ihn zu denken und von ihm hier in der Schule Abschied zu nehmen. Die einen von euch kannten ihn vielleicht nur wenig, vielleicht sogar nur vom Sehen; Für andere war er ein echt guter Freund und Klassenkamerad, der jetzt eine große Lücke hinterlässt. Wer war P.? Seine Mitschüler haben sich Gedanken gemacht, was ihn gekennzeichnet hat, was sie an ihm geschätzt haben und was sie in Zukunft vermissen werden. Herz-Lichter vorlesen und zu P.s Bild stellen. P. ein freundlicher, fröhlicher, aufgeweckter Junge, der das Leben eigentlich noch vor sich hatte. Wie ich gehört habe, waren seine letzten Worte, als ihn ein Freund vor dem kommenden Auto warnte: Das schaff ich noch! So kennen wir ihn, voll Tatendrang - aber er schaffte es eben nicht mehr. Warum nur? Warum gerade er? Warum kommt das Auto gerade in dem Moment, als die drei die Straße überqueren wollen? Warum? Vielleicht habt ihr euch diese Fragen in den letzten Tagen auch gestellt. Und auch wenn es keine Antwort auf diese Fragen gibt, sie kommen immer wieder. Manchmal stellen wir sie uns sogar gegenseitig, obwohl wir eigentlich gar keine Antwort hören wollen. Denn jeder Versuch einer Antwort würde den Kern nicht treffen. Es gibt eben keine Antwort darauf. Auch über Jesus wird berichtet, dass er am Kreuz diese Warum-Frage an Gott stellte. Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Auch die Bibel erzählt nicht von einer Antwort auf die Frage. Aber allein die Tatsache, dass Jesus seine schreckliche Not aussprechen konnte, verändert ihn, so dass er am Ende doch voll Vertrauen sagen kann: In deine Hände lege ich meinen Geist. Wie es das Unglück wollte, auch P. schrecklicher Unfall geschah am Karsamstag, dem Leidenstag Jesu. Frau R., seine Klassenlehrerin, sagte: Die Nachricht erreichte sie, als sie gerade auf dem Weg zur Osternacht war. Auf dem Weg aus der Hoffnungslosigkeit hin zum Neuanfang. Und das ist das, was uns vielleicht ein bisschen Trost geben kann in dieser Traurigkeit. Auch wenn wir P. hier loslassen müssen und vermissen werden, so dürfen wir doch sicher sein, dass er bei Gott weiterleben darf. Dass er dort leben kann, ohne die Schmerzen, die seine Verletzungen mit sich gebracht haben. Nach der Karzeit, nach der Leidenszeit kommt das Osterfest, das Fest der Auferstehung, das Fest, dass das Leben über den Tod siegt. Auch wenn wir uns jetzt noch nicht darüber freuen können, so kann es uns doch ein Trost sein.

4 Und so lasst uns in den kommenden Tagen, wann immer die Traurigkeit über euch kommt, diese Wut und die Not auch rauslassen. Wir dürfen Gott unsere Not immer wieder hinschreien. Wir dürfen fragen: Warum nur? Warum? und wir dürfen Gott bitten, dass er uns Kraft gibt, P. loszulassen. Gebet Zum Schluss hören wir ein Stück von der CD Let s bring a smile. P. hat uns viel Lächeln und Freude gebracht und diese Freude müssen wir jetzt stellvertretend für ihn weitertragen. Das Lied handelt von dem Hoffnungssymbol Regenbogen. Er steht dann am Himmel, wenn eine Regenzeit zu Ende geht und irgendwo am Himmel wieder die Sonne aufgeht. Manchmal haben wir in Regenzeiten keine Hoffnung, dass die Sonne irgendwann wieder scheinen wird; so geht es jetzt vielleicht auch einigen von uns. Aber hier in unserer Aula hängt der Regenbogen groß und mächtig. Gemeinsam sind wir stark! ist das Motto, gemeinsam werden wir es schaffen. Der Regenbogen ist auch ein Zeichen, das Gott in den Himmel gestellt hat. Immer, wenn ihr ihn seht, dann denkt daran: Gott steht zu dir. Er schlägt eine Brücke vom Himmel zur Erde; eine sichtbare Verbindung von Gott zu uns Menschen. AMEN Ein Ort, um auch hier in der Schule den eigenen Gedanken nachgehen zu können, ist der Stilleraum (der ehemalige Filmraum). Hier könnt ihr auch während des Unterrichts hingehen und innehalten. Es erwartet euch dort: - Musik - In der Mitte ein Bild von P. und Kerzen (guter Gedanke an ihn) - Steine (Leid, Last drauf schreiben) - Brief an ihn schreiben (Schönes oder Ärger) - Erinnerungs-Buch (Text + Bild -> später einkleben) heute den ganzen Tag in den kommenden Wochen mindestens in den Pausen

5 Hier kannst du P. einen Brief schreiben, falls du ihm gerne noch etwas sagen möchtest oder noch einen Streit mit ihm bereinigen möchtest. Die Briefe werden zu seinem Grab gebracht. Hier kannst du einfach verweilen und deinen Gedanken nachgehen. Wenn du magst, kannst du für P. eine Kerze anzünden und ihm im Stillen einen guten Wunsch schicken.

6 Hier kannst du alles, was dich bedrückt oder belastet, auf einen Stein schreiben. Lege den Stein mit deiner Last dann bewusst ab. Gott lädt uns ein und sagt: Kommt her zu mir, die ihr schwere Lasten tragt. Ich will euch die Last abnehmen. Hier kannst du die Erinnerung an eine schöne Begegnung oder ein schönes Erlebnis mit P. aufschreiben. Vielleicht hast du zu Hause noch ein Bild dazu. Die gesammelten Erinnerungen kleben wir später in das Memory-Buch, das wir P. Eltern überreichen werden.

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8 Gesegnet seien alle, die uns jetzt nicht ausweichen. Gesegnet seien die, die uns besuchen, obwohl sie Angst haben, etwas Falsches zu sagen. Gesegnet seien alle, die uns erlauben über P. zu sprechen. Wir wollen unsere Erinnerungen nicht totschweigen. Gesegnet seien alle, die uns zuhören, auch wenn das, was wir zu sagen haben, schwer zu ertragen ist. Gesegnet seien alle, die uns nicht ändern wollen, sondern uns geduldig so annehmen, wie wir jetzt sind. All deine Tränen sammle ich in einen Krug. Dein Schmerz und deine Trauer sind nicht umsonst. Ich will sie verwandeln in neues Leben. (nach Psalm 56,9) Gesegnet seien Jene, die uns fragen, was wir jetzt brauchen. Gesegnet seien diejenigen, die mit uns weinen, wenn uns danach ist. Gesegnet seien alle, die uns trösten und uns zusichern, dass Gott uns nicht verlassen hat. Oh Gott, birg du uns alle in Deiner Hand! Nimm Du Dich unser an. Bei dir bleiben wir ganz gleich, ob wir noch leben oder gestorben sind.

9 Hier kannst du dir einen Vers auswählen und deine Gedanken dazu notieren. Du kannst den Vers mitnehmen, hier lassen oder für das Memory-Buch gestalten. (grün: allgemeine Bibelverse blau: weltliche Texte zu Tod und Sterben orange: christliche Texte zu Tod und Sterben) nicht bildlich festgehalten In unserem Leben hast du deinen Platz verlassen in unseren Herzen bist du immer bei uns. Wir wollen nicht traurig sein, dass wir dich verloren haben, sondern froh, dass wir dich gehabt haben. Menschen treten in unser Leben und begleiten uns eine Weile. Einige bleiben für immer, denn sie hinterlassen ihre Spuren in unserem Herzen. Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern. Tot ist nur, wer vergessen wird. (Immanuel Kant) Die Erinnerung an das Schöne ist der Quell für unsere Kraft. In unserem Leben hast du deinen Platz verlassen in unseren Herzen bist du immer bei uns.

10 Meine Kräfte sind am Ende, nimm mich, Herr, in Deine Hände. Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird s wohl machen. Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an. (Ps 73,23) Halleluja, Jesus lebt! Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden. (Luk 24,5-6) Jesus spricht: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich. (Joh 14,6) Sterben ist nichts anderes als das Gleiten des Menschen von der einen Hand Gottes in die andere. Jesus spricht: Ich bin die Auferstehung Und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. (Joh 11,25) Aus Gottes Hand empfing ich mein Leben. Unter Gottes Hand gestalte ich mein Leben. In Gottes Hand Gebe ich mein Leben zurück. In Deine Hände befehle ich meinen Geist. Du erlösest mich, Herr, Du getreuer Gott.