Quartiersentwicklung live: Wie können benachteiligte Quartiere verändert werden? Tagung 23. und 24. September 2010, Bremerhaven
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- Anton Weiss
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Umgang mit der Drogenszene in Bremerhaven - Umstrukturierung der Drogenhilfe im Stadtteil Lehe AUSGANGSPUNKTE UND ZIELE 2003 Beschluss zur Schließung des Kontaktladens in der Heinrichstraße Prüfung der Realisierung eines niedrigschwelligen Angebots an einem anderen Standort konzeptionelle Ausrichtung o Reduzierung der Belastungen im öffentlichen Raum o o Ausrichtung auf den Ausstieg aus der Drogenabhängigkeit Erhalt der Trennung von Suchtberatungs-Zentrum (Wurster Straße) und niedrigschwelligen Angeboten der Drogenhilfe im Stadtteil Lehe STELLENWERT NIEDRIGSCHWELLIGER ANGEBOTE Erfahrungen aus der Praxis und Ergebnisse wissenschaftlicher Evaluationen weisen auf die wichtige Brückenfunktion niedrigschwelliger Angebote für die Vermittlung in weiter gehende Hilfeangebote hin. Diese Brückenfunktion muss aktiv genutzt werden, um in Angebote wie Beratung, Entgiftung, Substitutionsbehandlung, Therapie, Beschäftigungsprojekte zu vermitteln. Mit der Einschränkung niedrigschwelliger Drogenhilfe würde die Reichweite der Drogenhilfe eingeschränkt werden; d.h. die Verbindung des Hilfesystems zur Drogenszene würde gekappt. Kontaktaufnahme, frühe Intervention, Sicherung des Überlebens der Betroffenen und Vermittlung in Entzug und Therapie würden schwieriger. Fehlende niedrigschwellige Angebote fördern eine offene Drogenszene. DATEN ZUR DROGENABHÄNGIGKEIT IN BREMERHAVEN Über die genaue Anzahl Drogenabhängiger in Bremerhaven gibt es keine gesicherten Erkenntnisse; Schätzungen (1998!) liegen bei 850 bis 1000 Personen. In Substitutionsbehandlung befinden sich am Personen Es gibt 4 Substitutionspraxen (davon 2 Schwerpunktpraxen) mit insgesamt 9 substituierenden Ärzten. Verteilung der Patienten auf die Substitutions-praxen in Bremerhaven Anzahl der Patienten in Substitutionsbehandlung Hafenstr. 134 Bgm. Smidt Str. 117 Borriesstr. 18 Fischereihafen 7 Gesamt 276 Quelle: KV Bremen
2 RAUSCHGIFTTODESFÄLLE IN BREMERHAVEN Quelle: Bremische Bürgerschaft, Drucksache 17/1305 PLANUNGSEBENEN Hilfefunktion Institution Kostenträger Niedrigschwellige Hilfen Kontaktladen Kommune Psychosoziale Betreuung (PSB) Kommune (amb.) Beratung u. Betreuung Suchtberatungs-Zentrum Kommune Krisenintervention Sozialpsychiatrischer Dienst Kommune Ambulante Behandlung Niedergelassener Arzt Krankenkassen Methadonsubstitution Institutsambulanz Krankenkassen Ambulante Behandlung Psychotherapeut Krankenkassen Stationäre Behandlung (Entgiftung) Krankenhaus Krankenkasse Ambulante Rehabilitation Suchtberatungs-Zentrum Rentenversicherung (Entwöhnung) Stationäre Rehabilitation Fachklinik Rentenversicherung (Entwöhnung) Eingliederungshilfen Betreutes Wohnen Stationäres Wohnen Sozialhilfeträger WEGMARKEN Akteure Partizipation Konzeption Standortsuche Konflikte und Kontroversen Finanzierung
3 AKTEURE MIT UNTERSCHIEDLICHER PROBLEMFOKUSSIERUNG Runder Tisch Sucht in Lehe Runder Tisch unter Vorsitz des Dezernenten für Soziales, Gesundheit, Jugend und Familie Bewertung der aktuellen Drogenproblematik und Identifizierung von Handlungsbedarfen Delegation von Arbeitsaufträgen an Fachämter bzw. Arbeitsgruppen, z.b. Entwicklung einer Konzeption (Federführung: Gesundheitsamt) und Standortvorschläge (Federführung: Stadtplanungsamt) Festlegung von Verfahren (Bsp.: Standortsuche) Abstimmung der vorgelegten Ergebnisse und Weiterleitung an Politik (Magistrat, Auschüsse) Verwaltung - Dezernent für Gesundheit, Soziales, Jugend, Familie - Dezernent für Bau und Umwelt - Gesundheitsamt - Stadtplanungsamt - Sozialamt - Amt für Jugend und Familie - Gartenbauamt - Führungsstab Polizei / Präventionsrat - Drogenfahndung - Schutzpolizei - Staatsanwaltschaft - Amtsgericht Bremerhaven - Agentur für Arbeit Politik - Vorsitzende der Fraktionen in der Stadtverordneten-versammlung - Rat ausländischer Mitbürger (RaM) Leistungserbringer - GISBU (Wohnungsnotfallhilfe) - Kontaktladen AWO - Suchtberatungszentrum AWO - Substitutionspraxen Fachgremien - Koordinierungsausschuss Abhängigkeitskranke - Arbeitskreis illegale Drogen - Koordinierungsausschuss Suchtprävention Präventionsrat Stadtteil - Sprecher Stadtteilkonferenz - Stadtteilmanagement - Werbekreis Lehe - Activity-Center Lehe ACL - Kath. Kirchengemeinde - Michaelis- u. Paulus-Kirche
4 KONZEPTIONELLER ANSATZ FÜR DROGENHILFE IN LEHE 1. Kontaktladen Die Einrichtung einer niedrigschwelligen Kontakt- und Anlaufstelle für Drogenabhängige, die Aufenthaltsmöglichkeiten, gesundheitsvorsorgende Maßnahmen und Sozialberatung bzw. Vermittlung anbietet, erfordert eine gute räumliche und zeitliche Erreichbarkeit. Die Öffnungszeiten am neuen Standort sollen von 4 Stunden täglich auf 7 Stunden an 365 Tagen p.a. verlängert werden. Damit soll eine Verbesserung der Erreichbarkeit der Zielgruppe ermöglicht werden. 2. Problemorientierte Beratungsangebote Die Brückenfunktion niedrigschwelliger Angebote soll aktiv genutzt werden, um in weitergehende höherschwellige Angebote wie Drogenberatung, Entgiftung, Substitutionsbehandlung, Therapie, Beschäftigungsprojekte zu vermitteln. Bestehende Beratungseinrichtungen (z.b. Suchtberatung, AIDS-Beratung, Schuldnerberatung usw.) sollen durch kurze, regelmäßige Präsenz im Kontaktladen die Gelegenheit erhalten, Kontakte herzustellen um potenzielle Klienten abzuholen und an die jeweiligen Beratungseinrichtungen heranzuführen. 3. Substitution Die Substitution mit Methadon verbessert den Gesundheitszustand der Abhängigen. Sie beugt der Übertragung ansteckender Krankheiten vor, verhindert den Heroinkonsum und den Gebrauch anderer Drogen, senkt die Mortalität und ist eine wichtige Voraussetzung für den Ausstieg aus der Drogenabhängigkeit. Die sozialen und rehabilitativen Möglichkeiten der Substitutionsbehandlung sollen besser genutzt werden. Ziele sind neben der Stabilisierung bzw. Verbesserung der Situation der Klientel auch ausstiegsorientierte Maßnahmen, die gemeinsam mit Patienten und der Psychosozialen Betreuung zu erarbeiten und einzuleiten sind. Voraussetzung ist die Unterstützung der Substitutionsärzte durch Sicherstellung eines Psychosozialen Betreuungsangebots. 4. Psychosoziale Betreuung (PSB) Psychosoziale Betreuung richtet sich an Klienten, die sich in Substitutionsbehandlung (276 Personen in BHV, ) befinden. Ziel ist, sowohl zur Stabilisierung und Verbesserung der Situation der Klientel beizutragen, als auch in Zusammenarbeit mit substituierenden Ärzten und Patienten ausstiegsorientierte individuelle Maßnahmen zu erarbei-ten und einzuleiten. Psychosoziale Betreuung wird mit einem Umfang von einer Stelle sichergestellt. Substitutionsbegleitende Hilfen werden zukünftig zielgerichteter angeboten für Personen, die Hilfen benötigen bzw. nutzen wollen und können. Grundsätzlich soll Psychosoziale Betreuung genutzt werden, um Abstinenzorientierung und Ausstiegsmotivation zu stärken bzw. Veränderungsprozesse anzustoßen. 5. Beschäftigung und Arbeit Von der Verknüpfung der Drogenhilfe mit Beschäftigungsmöglichkeiten sind gute rehabilitative Erfolge zu erwarten. Eine enge Kooperation zwischen Drogenhilfe-Zentrum und Beschäftigungsprojekten ist anzustreben. 6. Angehörigenarbeit Der enge Kontakt der Angehörigen zum Hilfesystem und die Kommunikation mit den professionellen Drogenhelfern soll durch die Einbindung der SADD Gruppe an dem neuen Standort gefördert werden.
5 ERGEBNISSE 2007 Bauliche bzw. Räumliche Maßnahmen Standortsuche und Abstimmung im Rahmen eines Runden Tisches mit allen relevanten Gruppen aus dem Stadtteil ( ) Ankauf des Gebäudes Rickmersstr. 133 durch Leistungserbringer langfristige Absicherung der Investitionsmittel sowie des Nutzungszweckes für die Stadt durch entsprechenden Mietvertrag bauliche Maßnahmen, Renovierung, Umbauten (2007) Umzug an den neuen Standort (11/2007) Eröffnung (12/2007) Umsetzung der Konzeption mit den Bausteinen 1. Kontaktladen Jump-In 2. Beratungsangebote 3. Substitution 4. Psychosoziale Betreuung 5. Beschäftigungsangebote 6. Angehörigenarbeit FINANZIERUNG Bau- und Sanierungsmaßnahmen in Höhe von ,-, davon ,- aus dem Programm Stadtumbau West (50% Bundesmittel, 50% städtische Mittel) sowie ,- aus dem Stadtteilsonderprogramm (100% städtische Mittel) Konsumtive Mehrbedarfe im Umfang von ca ,- p.a.. D.h. finanzielle Ausstattung der zuwendungsfinanzierten Suchtkranken- und Drogenhilfe durch den kommunalen Haushalt im Umfang von ca ,- p.a. RÉSUMÉE: FUNKTION VON STADTUMBAU WEST FÜR KOMMUNALE DROGENHILFE Verbesserte räumliche u. bauliche Bedingungen Bauliche Maßnahmen bzw. Stadtumbau West als Katalysator zur Umsetzung einer inhaltlichen Verbesserung der Drogenhilfe
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