MARKTREPORT. VERSICHERUNGEN Ausgabe Juni 2012
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- Kerstin Bach
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1 MARKTREPORT VERSICHERUNGEN Ausgabe Juni 2012
2 INHALTSVERZEICHNIS ÜBERBLICK...1 SACH- UND ERTRAGSAUSFALL-VERSICHERUNG...2 HAFTPFLICHTVERSICHERUNG...3 D&O-VERSICHERUNG...4 KREDITVERSICHERUNG...5 TECHNISCHE VERSICHERUNG...6 TRANSPORTVERSICHERUNG...7 KRAFTFAHRTVERSICHERUNG...8
3 ÜBERBLICK Sach- und Ertragsausfall- Versicherung Seite 2 Haftpflichtversicherung Seite 3 D&O-Versicherung Seite 4 Kreditversicherung Seite 5 Technische Versicherung Seite 6 Transportversicherung Seite 7 Kraftfahrtversicherung Seite 8 Nach einem von Naturkatastrophen gekennzeichneten Jahr 2011 und einer gestiegenen Schadenbelastung der Versicherer ist trotzdem nicht von einer Marktverhärtung in der Breite auszugehen. Konsequentes schadenverhütendes Riskmanagement wird von den Risikoträgern weiterhin durch gute Konditionen belohnt. Im Bereich der Naturgefahren zeigen sich jedoch Kapazitätsengpässe und Verteuerungen für gefährdete Zonen weltweit. Hier hält der kundenfreundliche Markttrend klar an. Inhaltlich sind in 2012 keine relevanten Veränderungen zu erwarten. Es stehen ausreichend Kapazitäten auch für schwere Risiken, wie zum Beispiel Chemie und Pharma, zur Verfügung. Während sich die Umweltschadenversicherung bereits etabliert hat, erlebt die Versicherung gegen Cyberrisiken erst ihren Anfang. Hier bleibt der Einstieg etablierter deutscher Anbieter abzuwarten. Ein harter Prämienwettbewerb führt verbunden mit breiten Bedingungswerken zu einem Käufermarkt. Die wachsende Anspruchsmentalität bedingt eine hohe Anzahl von Schadenmeldungen, die sich aber, oft nur auf Abwehrkosten beschränkt, derzeit noch nicht in der Prämie niederschlagen. Compliance ist das Thema der Stunde, insbesondere im Bereich der internationalen D&O-Programme. Die Auswirkung auf die Prämie aufgrund des administrativen Mehraufwandes bleibt abzuwarten. In Deutschland bietet der Kreditversicherungsmarkt unverändert moderate Prämien, niedrige Selbstbehalte und in vielen Branchen noch immer sehr gute Zeichnungsquoten. Es ist davon auszugehen, dass in 2012 keine Trendwende eintritt. Allerdings ist jetzt schon absehbar, dass die für Kreditversicherer problematischen Branchen, wie z. B. die Solarbranche, zunehmend restriktiv gezeichnet werden. Trotz eines leicht gestiegenen Schadenaufwands bleibt es beim weichen Markttrend der letzten Jahre. Ausreichende Kapazitäten und ein reger Wettbewerb unter den Anbietern sorgen für kundenfreundliche Angebote. Das Thema Risikomanagement auch für kleinere Risiken gewinnt an Bedeutung. Insbesondere die Rückversicherer sorgen für Produkttrends, wie z. B. die Delay in Start-up Deckung. Der GDV geht von einem gestiegenen Schadenaufwand in 2011 aus; eine Trendwende weg vom weichen Markt ergibt sich hierdurch nicht. Von Versicherern als negativ eingeschätzte Risiken werden nur moderat saniert. Auch wird eine ausreichende Zeichnungskapazität in 2012 vorhanden sein. Die Konzentration von Risiken an exponierten Standorten wie Häfen, verbunden mit zunehmenden Naturkatastrophen, wird langfristig zu steigenden Rückversicherungsprämien führen. Die Einschätzung zur Verhärtung des Marktes aus dem Vorjahr hat sich bestätigt. Die Versicherer fordern marktweit Sanierungen bei schlechten Schadenverläufen und teilweise bestandsweite Erhöhungen über Prämienanpassungsklauseln. Nach unserer Einschätzung wird sich diese Tendenz zum nächsten Renewal fortsetzen und noch verstärken. 1
4 SACH- UND ERTRAGSAUSFALL-VERSICHERUNG 2 Die industrielle Sachversicherung war weltweit im Jahr 2011 von Schäden durch schwere Naturkatastrophen in bisher nicht gekanntem Ausmaß gekennzeichnet. Nach der Naturkatastrophenbilanz der Munich Re betrug der gesamtwirtschaftliche Schaden weltweit etwa 380 Mrd. US-Dollar (rd. 299,7 Mrd. EUR), das versicherte Schadenvolumen lag bei 105 Mrd. USD (rd. 83 Mrd. EUR). Allein die Erdbeben in Japan und Neuseeland verursachten dabei fast zwei Drittel dieser Schäden. Nach Hochrechnung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v. (GDV) stieg aber auch der für das Ergebnis der industriellen Feuer/FBU- Versicherung wesentliche Schadenaufwand für Großschäden um rd. 50 % auf 856,2 Mio. EUR. Im Ergebnis führt dies für die industrielle Sachversicherung insgesamt zu einer auf knapp 120 % gestiegenen kombinierten Schaden-Kostenquote (Combined Ratio) in 2011 gegenüber 99 % in Insgesamt hat sich der deutsche Markt für Vertragsverlängerungen in das Jahr 2012 als stabil und damit kundenfreundlich gezeigt eine Verhärtung in der Breite ist nicht eingetreten. Lediglich bei exponierten Einzelrisiken wurden erste Preiserhöhungen durchgeführt. Die von den Versicherern ersehnte Trendwende in Deutschland ist bisher nicht eingetreten. In der Naturgefahrenversicherung zeigt sich allerdings aufgrund der Schäden in 2011 ein deutlicher Kapazitätsengpass bei gleichzeitigem Prämienanstieg für gefährdete Zonen. Führende Rückversicherer haben in diesem Bereich Prämienanpassungen und Limitreduzierungen vorgenommen Unternehmen in Ländern mit hohen Schadenbelastungen mussten teilweise Preissteigerungen von bis zu 50 % hinnehmen, so zum Beispiel in Japan, Australien und Neuseeland. Dementsprechend werden Unternehmen mit hohem Naturkatastrophenrisiko oder negativem Schadenverlauf zunehmend mit Prämiensteigerungen rechnen müssen. Für Risiken, die in der Feuerversicherung vom Markt positiv eingeschätzt sind, sei es aufgrund der Branche oder auch der Schadenhistorie, können die guten Konditionen vorerst beibehalten werden. Das Thema Risikomanagement und Schadenverhütung wird beim Zeichnungsverhalten der Versicherer jedoch immer wichtiger. Problematische Risiken werden ohne das konsequente Umsetzen von risikotechnischen Auflagen weiterhin schwer versicherbar sein. Festzuhalten ist außerdem, dass Deckungserweiterungen mit sog. Kumulschadenpotential, wie Naturgefahren oder Rückwirkungsschäden durch Versorgungsausfall, verstärkt kritisch gesehen werden. Eine Verhärtung des Marktes kann nicht mehr generell ausgeschlossen werden. Versicherer sehen bereits vereinzelt die Chance, aus ihrer Sicht risikogerechtere Prämien umzusetzen. Des Weiteren gibt es Signale von Risikoträgern, die in den letzten Jahren aus Preisgründen zurückhaltend waren, den Wiedereinstieg in den Markt vorzunehmen, verbunden mit dem Ziel, ein höheres Prämienniveau anzutreffen. Empfehlenswert ist es deshalb auch weiterhin, die derzeit guten Konditionen durch die Vereinbarung mehrjähriger Laufzeiten fortzuschreiben, allerdings werden gewünschte Verlängerungen von den Versicherern wesentlich intensiver geprüft als in den vergangenen Jahren, so dass es hier zwischenzeitlich auch zu Ablehnungen kommen kann. Produkte Umfassenderer Versicherungsschutz ist ein Ergebnis des bisher weichen Marktes. Viele Kunden haben die Gunst der Stunde genutzt und sich erweiterten Versicherungsschutz eingekauft. So sind sowohl die Allgefahren-, als auch die sog. Supply- Chain-Deckung Versicherungen, mit denen sich die deutsche Industrie beschäftigt. Während sich die Allgefahrenversicherung als Marktstandard etabliert hat, hat sich die Supply-Chain-Deckung noch nicht durchgesetzt. Eine geringe Anbieterzahl, vergleichsweise niedrige Kapazitäten und relativ hohe Kosten stehen hier aktuell einem Erfolg noch entgegen.
5 HAFTPFLICHTVERSICHERUNG Nach Schätzungen des GDV sind die Beitragseinahmen in der allgemeinen Haftpflichtversicherung* in 2011 um rund 2% auf 6,9 Mrd. EUR gewachsen dies lag u. a. auch an der positiven konjunkturellen Entwicklung. Der Schadenaufwand hat sich um 0,5 % auf 4,7 Mrd. EUR leicht reduziert. Die Schaden-Kostenquote wird geschätzt um die 90 % liegen. Der weiche Markt und intensive Wettbewerb im Bereich der Haftpflichtversicherung hält weiter an. Ausschreibungsergebnisse in der konkreten Einzelsituation zeigen weiterhin auch bei relativ schlecht verlaufenden Risiken, dass etwaige Sanierungsforderungen abgemildert und manchmal auch verhindert werden können. Zum Renewal kann davon ausgegangen werden, dass dieser kundenfreundliche Trend weiter anhält. Insgesamt stehen für den Haftpflichtbereich ausreichend Kapazitäten zur Verfügung, selbst für schwere Risiken wie zum Beispiel Chemie und Pharma. Dafür sorgen auch neue ausländische Anbieter auf dem deutschen Markt. Gesetzliche Haftungsverschärfungen, die zu Veränderungen von Haftungssituationen führen, sind in 2012 nicht zu erwarten. Damit stehen auch keine einschränkenden Deckungsbausteine im Raum. Produkte Cyberrisiken rücken vermehrt in den Fokus der deutschen Industrie. Die Schäden durch Cyberangriffe und Datenraub sind drastisch gestiegen. Schnell entstehen Ausfälle in Millionenhöhe der finanzielle Schaden kann für ein Unternehmen existenzbedrohend sein. Das bislang fehlende Risikobewusstsein bei den Unternehmen hat sich in jüngerer Zeit geändert und eine lebhafte Nachfrage nach einer entsprechenden Absicherung ausgelöst. Zwischenzeitlich bieten einige Versicherer auf dem deutschen Markt eine Versicherungslösung an. Es bleibt allerdings abzuwarten, inwieweit und wann etablierte deutsche Anbieter in der Breite dem aktuellen Trend aus der anglo-amerikanischen Versicherungswelt folgen. Im Umweltbereich ist ein weiterer internationaler Versicherer auf den deutschen Markt getreten, der bereit ist, unbekannte Altlasten unter Versicherungsschutz zu stellen. Diese Deckung kann insbesondere beim Kauf oder Verkauf von Unternehmen, aber auch schon beim Erwerb einzelner Standorte von erheblicher Bedeutung sein. *Zahlen für die industrielle Haftpflichtversicherung sind vom GDV nicht erhältlich. Die Umweltschadenversicherung hat sich in Deutschland zwischenzeitlich etabliert. Jedoch bleibt festzustellen, dass sich nicht alle Kunden für sämtliche mögliche Bausteine entscheiden. Ausbleibende flächendeckende Schäden halten das Interesse auf niedrigem Niveau. In 2014 steht die Revision der EU-Richtlinie zur Umwelthaftung an. Vor dem Hintergrund weltweiter Umwelt-Großschäden wie Fukushima und dem damit verbundenen globalen wachsenden Umweltbewusstsein wird aus heutiger Sicht mit der Einführung einer Pflichtversicherung für Umweltschäden in der EU gerechnet. 3
6 D&O-VERSICHERUNG Der D&O-Versicherungsmarkt ist entgegen den Erwartungen und jüngsten Äußerungen der Versicherer unverändert sehr wettbewerbsfähig. Über harten Wettbewerb können nach wie vor breiteste Bedingungswerke bei günstigen Prämienkonstellationen platziert werden. Sogar im Bereich der Finanzinstitute, die als Folge der Finanzkrise ab 2008 massive Prämienerhöhungen akzeptieren mussten, konnten vereinzelt wieder Prämienreduktionen festgestellt werden. Aktuell zeichnen sich keine gegenläufigen Entwicklungen ab. Risiken, die von den Versicherern als positiv eingeschätzt wurden, können nach Ausschreibungen in vielen Fällen zu leicht verbesserten Konditionen platziert werden. Selbst schwierige Risiken, insbesondere auch Unternehmen aus der Restrukturierung oder Sanierung, sind weiterhin zu attraktiven Prämien und Bedingungen platzierbar. Die Anzahl der Schadenmeldungen ist, auch aufgrund des Trends einer wachsenden Anspruchsmentalität, im Verlaufe der Jahre deutlich gestiegen. Durch verschärfte Compliance-Anforderungen werden Pflichtverletzungen deutlich schneller untersucht und Ansprüche angemeldet. Häufig fallen jedoch nur reine Abwehrkosten an, ohne dass es am Ende zu einer Schadenersatzzahlung durch den Versicherer kommt. Obwohl die breiten Bedingungswerke dazu führen, dass die oftmals hohen Abwehrkosten, bedingt durch spezialisierte Anwaltskanzleien, in vielen Fällen die Jahresprämie aufbrauchen, ist auf der Prämienseite keine eindeutige Trendwende erkennbar. Auf die gestiegenen Schaden- und Umstandsmeldungen reagieren die Versicherer jedoch bereits mit einer detaillierten Prüfung der Deckung bzw. mit der Forderung nach umfassenden Risikoinformationen. Produkte Die in 2010 eingeführte Versicherung von Selbstbehalten für Vorstandsmitglieder von Aktiengesellschaften hat sich zwischenzeitlich etabliert, dabei wurde zumeist das sog. Trennungsmodell ausgewählt eine von der Unternehmenspolice getrennte D&O- Versicherung für jeden einzelnen Vorstand. Im Zuge der unüberhörbaren Forderung nach Compliance wird auch die D&O- Versicherung zunehmend von einer Internationalisierung erfasst. Die bereits vor einigen Jahren aufgekommene Thematik bezüglich weltweiter Versicherungsprogramme, wie diese schon seit vielen Jahren im Bereich der Haftpflicht- und Sachversicherung Standard sind, wird im D&O-Bereich zunehmend umgesetzt. Das compliancegerechte Versichern von im Ausland tätigen Vorständen oder Geschäftsführern ist Gebot der Stunde. In einigen Ländern entsprechen nur lokal abgeschlossene Policen rechtlichen und steuerlichen Vorgaben. Folge hiervon ist ein beträchtlicher Administrationsaufwand, der insbesondere hohe Kosten mit sich bringt. Hier bleibt abzuwarten, inwieweit sich diese Kosten langfristig auf die Prämie auswirken werden. 4 Auch für das kommende Renewal kann zunächst von einem weichen Versicherungsmarkt ausgegangen werden. Dieser wird angekurbelt durch das Engagement von zwei weiteren Marktteilnehmern zu Beginn des Jahres 2012.
7 KREDITVERSICHERUNG Die Kreditversicherung mit ihren Sparten verzeichnete gemäß GDV-Prognose in 2011 mit rund 700 Mio. EUR einen gegenüber 2010 um rund 6 % gestiegenen Schadenaufwand. Gemessen an den Beitragseinnahmen von rd. 1,6 Mrd. EUR (Vorjahr 1,5 Mrd. EUR) liegt damit die Combined Ratio bei 55 %. Die Zahl der Insolvenzen in 2011 reduzierte sich laut Statistischem Bundesamt gegenüber dem Vorjahr um ca. 5,9 % auf Für die kreditversicherten Unternehmen waren in einigen Branchen Prämienreduzierungen möglich. Die nachgefragten und weitgehend auch gezeichneten Deckungssummen in der Warenkreditversicherung erhöhten sich im Vorjahresvergleich um bis zu 9 %, also ca. 27 Mrd. EUR (Basis 3. Quartal 2010). Somit kann trotz guter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen ein hohes Interesse der Unternehmen an der Forderungssicherung festgestellt werden. Eurokrise und Rohstoffpreiserhöhungen verursachen jedoch erste Kratzer im Blick auf das Jahr Nach neuesten Expertenmeinungen werden gerade die Exportmärkte in der Eurozone einen negativen Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Unternehmen haben. Die Krise in der Eurozone verlangsamt das globale Wachstum; die guten Exportmöglichkeiten in Länder außerhalb der EU und das Inlandsgeschäft können die insgesamt schwierigen Rahmenbedingungen nicht komplett ausgleichen. Insgesamt wird das Bruttoinlandsprodukt nur noch um ca. 0,7 % steigen, verglichen mit 3,0 und 3,6 % in den vergangenen Jahren. In Folge dessen wird eine Trendumkehr von zunehmenden Unternehmensinsolvenzen erwartet; für Deutschland berichten erste Versicherer bereits von einem erwarteten Anstieg der Firmenzusammenbrüche um rund 5 %. Weder traditionsreiche Industrieunternehmen wie MAN Roland noch Handelsgrößen wie Schlecker können sich heute den schnelleren und engeren Märkten entziehen. Vor allem der Anstieg der Zahl insolventer Unternehmen in den Partnerländern Südeuropas bedeutet für die deutsche Wirtschaft, die Anstrengungen in Monitoring, Controlling und Sicherung der Forderungen zu intensivieren. In Deutschland bietet der sich zwischenzeitlich beruhigte Kreditversicherungsmarkt aber nach wie vor sehr gute Konditionen (z. B. moderate Prämien, niedrige Selbstbehalte) und in vielen Branchen noch immer sehr gute Zeichnungsquoten. Auch in 2012 ist von einem weiterhin stabilen Kreditversicherungsmarkt auszugehen. Allerdings ist jetzt schon absehbar, dass die für Kreditversicherer problematischen Branchen, wie z. B. die Solarbranche, zunehmend restriktiv gezeichnet werden. Produkte Unternehmen können sich ihre individuelle Sicherheitslösung zusammenstellen, kombiniert mit z. B. befristeten Limitfestschreibungen, Möglichkeiten von Portfolioabsicherungen/Ausschnittsdeckungen, Einzeldeckungen oder Sicherung von Projektgeschäften über mehrere Jahre (gegen wirtschaftliche wie politische Risiken). Unternehmen, die sich nur gegen Großrisiken schützen möchten, stehen sogenannte Excess-of-Loss-Policen zur Verfügung, die sowohl auf dem deutschen, als auch auf dem Londoner Versicherungsmarkt erhältlich sind. 5
8 TECHNISCHE VERSICHERUNG 6 Nach Hochrechnungen des GDV betrugen die Prämieneinnahmen in den Technischen Versicherungen rund 1,6 Mrd. EUR im Jahre 2011 (3 % mehr als im Vorjahr), bei einem Schadenaufwand von knapp 1,2 Mrd. EUR (2 % mehr als im Vorjahr) über alle Sparten inkl. der Ertragsausfalldeckungen. Die Schaden-Kostenquote liegt bei 89 %. Der weiche Markttrend in den Technischen Versicherungen hält weiter an. Hierfür sorgen unter anderem auch die für Kunden vorteilhafte Wettbewerbssituation und die nachhaltige Etablierung ausländischer Anbieter im deutschen Versicherungsmarkt. Es stehen mehr als ausreichend Kapazitäten zur Verfügung. Das Thema Erneuerbare Energien findet durch in 2011 erlebte Umweltkatastrophen und nicht nachlassende Berichte über schmelzende Polkappen, Ozonlöcher und außergewöhnliche Wetterereignisse in der Gesellschaft, den Medien und in der Politik weltweit ein ungebrochen reges Interesse. Entsprechende energetische Bau- und Montageaktivitäten werden durch die Versicherungswirtschaft mit innovativen Deckungskonzepten eng begleitet. Neben ausreichenden Kapazitäten bietet auch die Schadensituation im Bereich der Technischen Versicherungen keinen Anlass, die Trendwende im Markt einzuläuten. In der Regel verlangen die Versicherer nur bei äußerst schadenbelasteten oder schweren Risiken Preiserhöhungen und ausgefeilte Schutzkonzepte. Allerdings wird mehr und mehr nicht nur für Großprojekte, sondern auch für kleinere Risiken das Vorhandensein eines funktionierenden Risikomanagements gefordert. Versicherer und Produkte Die bereits erwähnten ausländischen Marktteilnehmer mit ihren Niederlassungen in Deutschland, hier insbesondere Catlin, RSA, MSI, stellen ihre zwischenzeitlich hohen Kapazitäten unverändert zur Verfügung. Neben den großen bekannten Versicherungsgesellschaften zeichnen diese ebenfalls weiterhin wie im letzten Jahr Führungsgeschäft. Dies gilt sogar für kritische Risiken, die in der Vergangenheit lediglich im Rahmen von Beteiligungen mitgetragen wurden. Die für die klassischen Risiken bewährten Produkte der technischen Versicherungssparte wie Bauleistungs-, Elektronik-, Maschinen-, Montage-Versicherung etc. werden sukzessive modifiziert und modernisiert und an die veränderten Anforderungen der neuen Technologien der Energiewende angepasst. Neben den Erstversicherern, die hier unter anderem sogenannte Kombideckungen anbieten, bei denen Bauleistungs- und Montagedeckungen inklusive der Ertragsausfallversicherung (Delay in Start-up) zusammengeführt werden, sind auf diesem Sektor vor allem auch die Rückversicherer innovativ. Eine moderne Delay in Start-up Versicherung ersetzt geplante Deckungsbeiträge, die aufgrund von Verzögerung der geplanten Abnahme nicht erwirtschaftet werden können. Dabei können sogar Assets in den Versicherungsschutz einbezogen werden, die nicht Teil des eigentlichen Bauprojekts, aber trotzdem unerlässlich für dessen termingerechten Produktionsbeginn sind (z. B. Produktionsstätten von Zulieferern, Export-Stromkabel oder Schiffe). Sogar Mehrkosten, die durch nicht einzuhaltende Abnahmeverpflichtungen entstehen, können mitversichert werden. Die Rückversicherer entwickeln insbesondere für Großrisiken, wie z. B. Windkraft- Anlagen, neue Produkte, die nicht nur den herkömmlichen Sach- und Ausfallschaden, sondern auch Garantierisiken abdecken, die besonders bei langfristigen Garantieversprechen für die beteiligten Unternehmen schwerwiegende bilanzielle Auswirkungen haben können.
9 TRANSPORTVERSICHERUNG In der Transport- und Luftfahrtversicherung erwartet die Branche nach Hochrechnungen des GDV in 2011 ein Wachstum der Beitragseinnahmen von rund 5 %. Allerdings hat laut GDV die wirtschaftliche Erholung hier zu mehr Schäden geführt. Es wird mit einem Anstieg des Schadenaufwandes um 9 % im Vergleich zu 2010 gerechnet. Insgesamt liegt damit die Schaden-Kostenquote der Versicherer bei nahezu 100 %. Insbesondere die Warentransportversicherung, die bisher durch einen guten Schadenverlauf die Gesamtsparte getragen hat, ist nun durch die Prämienreduzierungen der letzten Jahre ebenfalls unter Druck gekommen. Viele Transportversicherer rechnen damit, dass die Transportumsätze durch die anziehende Weltwirtschaft auch zu höheren Transportprämienumsätzen führen. Die Anzahl der Großschäden über 1 Mio. EUR hat in 2011 deutlich zugenommen. Diese Entwicklung wird durch Großprojekte im Off-Shore-Bereich, Piraterie und Lagerrisiken getrieben. Dieser Trend hat sich Anfang des Jahres 2012 gleich mit einem Lagerhausbrand fortgesetzt, der in die Millionen geht. Die Ereignisse in Japan 2011 haben sich bei den deutschen Transportversicherern nicht bemerkbar gemacht und auch nicht zu Sanierungsforderungen geführt wurde die Sanktionsklausel eingeführt. Diese wiederholt zum einen die gesetzliche Bestimmung, dass Verstöße gegen EU- und bundesdeutsche Sanktionsregelungen zum Verlust des Versicherungsschutzes führen. Darüber hinaus finden für die Länder Syrien und Iran auch US-Sanktionen Anwendung. bezeichnen. Hier kommt es dann auf die individuelle Situation des Kunden an. Das Thema Naturkatastrophen wird die Versicherer auch 2012 weiter beschäftigen, denn durch die Vielzahl von Ereignissen 2011 rückt dieses immer mehr in den Fokus. Die Transportversicherer sind in der Zukunft insbesondere durch die Kumulsituation im Bereich von Häfen durch den steigenden Meeresspiegel und Überschwemmungen betroffen. Dies wird langfristig zu steigenden Rückversicherungsprämien führen. Trotz des gestiegenen Schadenaufwandes in 2011 ist momentan mit keinem steigenden Prämienniveau in der Transportversicherung zu rechnen. Auch wird eine ausreichende Zeichnungskapazität in 2012 vorhanden sein. Versicherer Die Allianz Versicherungs-AG hat ihr Transportversicherungsgeschäft auf die ESA, eine Tochtergesellschaft der Allianz, übertragen. Dies bedeutet, dass der gesamte Geschäftsverkehr (Betrieb/Vertrag, Underwriting und Schaden) künftig über die ESA erfolgen wird. Die Allianz bleibt weiterhin Risikoträger. Die TORUS hat STARR Marine übernommen und versucht nun mit einer gemeinsamen Mannschaft im deutschen Markt zu wachsen war ein Jahr, in welchem keine neue Gesellschaft in den deutschen Markt eingetreten ist. Eine generelle Verhärtung des Marktes, bezogen auf den Transportbereich, lässt sich nicht feststellen. Für Risiken mit positivem Schadenverlauf bieten derzeit nahezu alle Versicherer weiterhin attraktive Prämien an. Bei schlecht verlaufenden Verträgen fordern die Versicherer zwar oftmals Sanierungsmaßnahmen, diese sind in der Regel jedoch als äußerst moderat zu 7
10 KRAFTFAHRTVERSICHERUNG Bereits mit dem, Ausgabe Juni 2011, hatten wir von dem sich verhärtenden Kfz-Flottenmarkt berichtet. Nach mehreren Verlustjahren in der KFZ- Versicherung, der größten Sparte innerhalb der Schaden- und Unfallversicherung, hat sich diese Trendwende zum Jahreswechsel verdeutlicht und verschärft. Nach den vorläufigen Zahlen des GDV sind die Durchschnittsbeiträge im Geschäftsjahr 2011 leicht gestiegen. In Kombination mit einem wachsenden Bestand hat sich das Beitragseinnahmevolumen um ca. 3,5 % auf ca. 20,9 Mrd. EUR erhöht. Diese aktuelle Entwicklung reicht den Versicherern aber bei Weitem nicht aus, in eine versicherungstechnische Gewinnzone zu gelangen. Der Schadenaufwand in 2011 hat sich laut GDV um ca. 1,4 % verschlechtert. Die Gründe dafür sind ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, die Schneeperiode Ende 2010 / Anfang 2011, aber auch eine deutliche Zunahme von Unfällen mit Personenschäden. Erstmals seit 20 Jahren ist die Zahl der Verkehrstoten im Jahr 2011 wieder gestiegen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hat sich die Zahl der Verkehrstoten auf Menschen erhöht. Das sind 9,4 % mehr Todesopfer als im Jahr Alles in allem steuern die Kraftfahrtversicherer im Geschäftsjahr 2011 gemäß GDV-Prognose auf eine kombinierte Schaden-Kostenquote von wahrscheinlich 106 % zu. Für das reine Flottengeschäft wird dieser Wert voraussichtlich bei 115 % liegen. Der versicherungstechnische Verlust der Branche wird sich dann für 2011 auf über 1 Mrd. EUR belaufen; dies ist mit dem Verlust des Jahres 2010 mit etwa 1,5 Mrd. EUR ein weiteres Jahr mit versicherungstechnisch roten Zahlen. Die Erkenntnisse des abgelaufenen Renewals zeigen, dass der Kfz-Flottenmarkt sowohl lineare Prämienerhöhungen über Beitragsanpassungsklauseln durchsetzen konnte, als auch deutliche Sanierungen bei schadenträchtigen Verbindungen erreicht hat. Für Prolongationen in 2012 und für das Renewal zum Jahresende ist von weiteren Sanierungsforderungen der Versicherer auszugehen, selbst bei Schadenverläufen, die bisher als auskömmlich betrachtet wurden. Die KFZ-Versicherer werden zweifellos alles tun, um die selbstgesteckten Ziele in Form von rentablen Schaden-Kostenquoten zu erreichen und die Ergebnissituation nachhaltig zu verbessern. Produkte Nach einem BGH-Urteil aus 2010 zur Doppelversicherung von Zugmaschinen und Anhängern trägt der Anhänger- Versicherer 50 % des Kfz-Haftpflichtschadens. Dies führt zu erheblichen Prämiensteigerungen bei Anhängern/Aufliegern an fremden Zugmaschinen. Eine Initiative des Gesetzgebers zur Herstellung der früheren Haftungssituation wird sich voraussichtlich erst in 2013 umsetzen lassen. Die Situation führt nun dazu, dass die Versicherer gegenseitig bis zu 3 Jahre rückwirkend regressieren und einige sich komplett aus diesem Segment (z. B. Vermietung von Aufliegern) zurückziehen. Die generellen Sanierungsbestrebungen werden durch diesen Umstand vorangetrieben. Zum soll die Einführung des Wechselkennzeichens erfolgen. Steuererleichterungen sind allerdings nicht vorgesehen und die Versicherer sind zurückhaltend: Niedrige Fahrleistungen werden heute schon in den Privattarifen berücksichtigt. 8
11 Autoren Horst Hennig...Willis Hamburg Sach- und Ralf-Dietmar Berg...Willis Frankfurt...Ertragsausfallversicherung Jürgen Reinschmidt...Willis Frankfurt...Haftpflichtversicherung Jürgen Reinschmidt...Willis Frankfurt...D&O-Versicherung Gerald Hofmann...Willis Frankfurt...Kreditversicherung Klaus Unger...Willis Köln...Technische Versicherung Achim Mailänder...Willis Frankfurt...Transportversicherung Marcus Soetbehr...Willis Hamburg...Transportversicherung Dietmar Conrady...Willis Frankfurt...Kraftfahrtversicherung Redaktion Ulrich Dreßler Willis GmbH & Co. KG Bettina Rudy Solmsstr Frankfurt/Main Fotoquelle: Fotolia Willis GmbH & Co. KG, ein unabhängiger Versicherungsmakler, HRA VMR D-ZAOJ-SA6TT-15. Schlichtungsstellen: Versicherungsombudsmann e.v., Berlin sowie Ombudsmann Private Kranken- und Pflegeversicherung, Berlin.
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