Brutvögel an Fliessgewässern
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- Karoline Huber
- vor 7 Jahren
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1 Brutvögel an Fliessgewässern Naturnahe Gewässer ornithologische Vielfalt
2 Vogellebensraum Fliessgewässer Flüsse im Wandel Fliessgewässer und von Fliessgewässern geschaffene Strukturen und Habitate gehören aus ornithologischer Sicht zu den artenreichsten Lebensräumen. Durch menschliche Nutzung hat sich deren Aussehen in den letzten zwei Jahrhunderten besonders in den dicht besiedelten Gebieten stark verändert. der Nähe von Fliessgewässern vor. Gänsesäger, Eisvogel, Wasseramsel und Bergstelze brüten praktisch ausschliesslich an Fliessgewässern, während andere Arten, die ebenfalls sehr eng an Fliessgewässer gebunden sind, entweder vollständig verschwunden sind (Flussuferläufer) oder Ersatzlebensräume bezogen haben. So brütet die Flussseeschwalbe einst ein Brutvogel auf periodisch überfluteten Kiesbänken von grossen Flüssen in der Schweiz nur noch auf künstlichen Brutplattformen an Seen. Viele Flussufer wurden in den letzten 150 Jahren stark verbaut. Fliessgewässer wurden zur Energiegewinnung, zum Schutz vor Hochwasser oder auch einfach zur Raumgewinnung verbaut, kanalisiert oder in Rohre verlegt. Dadurch sind typische Lebensraumstrukturen naturnaher Fliessgewässer vielerorts verschwunden und mit ihnen auch spezialisierte Vogelarten. Situation im Kanton Zürich Im Kanton Zürich kommen 38 von 139 Brutvogelarten bevorzugt in Flussuferläufer. Daneben gibt es eine Vielzahl von Arten, welche ökologisch weniger eng an Fliessgewässer gebunden sind, denen aber fliessgewässerbegleitende Strukturen eine wichtige Lebensgrundlage bieten. So brütet der Teichrohrsränger in Schilfgürteln an Flüssen und Seen, die Nachtigall bevorzugt in gewässerbegleitenden Gehölzen und der Pirol in ausgedehnten Auenwäldern.
3 Artenvielfalt durch Strukturreichtum Wichtige Strukturen Vögel sind angewiesen auf Nahrungs-, Deckungs- und Nistplätze und stellen dafür spezifische Ansprüche an ihre Umwelt. Zehn Strukturen und Lebensräume sind für den ornithologischen Wert eines Fliessgewässers von zentraler Bedeutung: Fluss- und Bachauenwälder Uferbegleitende Sträucher und Gehölze Ufer- und Sumpfpflanzen Ufernahe Altbäume Halbhöhlen, Nischen, Wurzelgeflechte etc. Kies- und Sandbänke/-inseln Uferabrisse, natürliche Erosionsstellen Schwimmblattgesellschaften Raubäume und Totholz im Wasser Nisthilfen und Kunstbauten Die wichtigste Zone ist nicht der Fliesskörper selbst, sondern der Wasserrand und die ans Wasser angrenzenden terrestrischen Lebensräume. Naturnahe Bachauen bieten vielen Vogelarten einen Lebensraum. Sehr wichtig sind Vertikalstrukturen, insbesondere Bäume, Büsche und Uferpflanzen, welche bereits zu Beginn der Brutzeit funktional zur Verfügung stehen (Uferpflanzen sollen z. B. nicht gemäht sein). Vögel haben als mobile Lebewesen aber auch Raumansprüche. Wichtige Strukturen und Lebensräume sollten deshalb eine gewisse minimale Grösse aufweisen. Bericht zur Situation im Kanton Zürich Möchten Sie mehr über unsere Fliessgewässervögel erfahren? Die Orniplan AG hat im Auftrag von ZVS/BirdLife Zürich mit Unterstützung des Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) Kanton Zürich einen Bericht verfasst, welcher die Situation der Brutvögel an Fliessgewässern im Kanton Zürich im Detail analysiert und konkrete Fördermassnahmen beschreibt. Dieser Bericht steht zum Download bereit unter Bauen am und im Gewässer
4 Ornithologische Aufwertung Revitalisierungen Bei naturnahen Fliessgewässern entstehen die meisten der für Vögel wichtigen Strukturen durch Prozesse wie Erosion, Sedimentation und periodische Überflutungen. Die meisten Fliessgewässer im Kanton Zürich sind aber menschlich beeinflusst und räumlich gelenkt. Deshalb sollte das primäre Ziel bei Fliessgewässeraufwertungen sein, diese dynamischen Prozesse bei verbauten, überdeckten oder eingedolten Gewässern wieder herzustellen. Das Gewässerbett soll nach Möglichkeit so gestaltet werden, dass sich das Fliessgewässer einen eigenen Lauf suchen und sich eine natürliche Sohlenbreite einstellen kann. Wo eine vollständige Revitalisierung nicht möglich ist (beispielsweise aus Platzmangel), kann es sinnvoll sein, ornithologisch wichtige Strukturen künstlich zu erschaffen und zu erhalten. Die richtige Planung und Pflege dieser Strukturen ist dann besonders wichtig. Revision Gewässerschutzgesetz Das revidierte Gewässerschutzgesetz ist seit dem 1. Januar 2011 in Kraft und bietet eine geeignete Grundlage, um die Situation der Fliessgewässervögel in der Schweiz zu verbessern. Innerhalb der nächsten 80 Jahre sollen etwa 25 % der insgesamt km beeinträchtigter Gewässerabschnitte revitalisiert werden. Die Kantone sind zur strategischen Planung und zur Umsetzung von Revitalisierungsprojekten verpflichtet. Zusätzlich haben sie Gewässerräume, welche die natürliche Funktion der Gewässer und den Hochwasserschutz gewährleisten, festzulegen und zu sichern. Diese Gewässerräume dürfen nur extensiv bewirtschaftet werden. Im Rahmen des 1999 begonnenen Thurauenprojekts werden bis 2020 grosse Teile der unteren Thur schrittweise renaturiert. Bereits haben sich hier wieder bedrohte Fliessgewässerarten wie der Flussregenpfeifer angesiedelt. Impressum: Erstellt von der Orniplan AG, im Auftrag von ZVS/BirdLife Zürich und AWEL, Autoren: Martina Müller, Mathias Ritschard Bildnachweis: Archiv Orniplan, Fotoarchiv Zürcher Brutvogelatlas (Stefan Wassmer, Patrick Donini, Michael Gerber, Rita + Alfons Schmidlin, Beat Walser), commons.wikimedia.org (Teichrohrsänger: Jürgen Freisinger; Pirol: Michel Idre; Uferschwalbe: Rodrigo Saldanha de Almeida)
5 Brutvögel und ihre Lebensräume an Fliessgewässern Flussregenpfeifer Brütet auf vegetationsarmen Kies- oder Schotterflächen, oft in Wassernähe. Ursprünglich vor allem an Flussufern, heute oft in Ersatzlebensräumen wie Kiesgruben oder Baubrachen. Teichrohrsänger Brütet bevorzugt in hohen und dichten, im Wasser stehenden Schilfbeständen. Er klettert an Schilfhalmen und flicht sein Nest zwischen die Stängel. Wasseramsel Besiedelt rasch fliessende klare Bäche und Flüsse mit steinigem, nicht zu tiefem Untergrund, der eine reiche Wirbellosenfauna begünstigt. Bevorzugt werden gerölldurchsetzte Bergbäche mit Stromschnellen und ruhigeren, wenig tiefen Stellen. Uferschwalbe Baut ihre Brutröhren in tonigem Sand, Lehm oder Humus in vegetationslosen Steilwänden, idealerweise an frisch angerissenen Prallhängen von Flussufern. Brütet in der Schweiz nur noch in Ersatzlebensräumen wie z. B. Kiesgruben. Gänsesäger Brütet an klaren, fischreichen Seen und grösseren Flüssen. Legt seine Eier in Baumhöhlen, Felsnischen oder Nistkästen in Gewässernähe. Das Weibchen unterscheidet sich vom Männchen durch den rotbraunen Kopf. Flussseeschwalbe Benötigt übersichtliche und durch umgebendes Wasser gegen terrestrische Feinde geschützte Brutplätze in der Nähe fischreicher Gewässer. Brütet in der Schweiz nur noch in Ersatzlebensräumen (Brutplattformen). Pirol Brütet in lichten, feuchten Laubwäldern, insbesondere in Auenwäldern, wo er sich von Insekten und deren Larven ernährt. Trotz dem farbenfrohen Gefieder schwierig zu sehen, meist ist nur der jodelnde Gesang zu hören. Eisvogel Braucht fischreiche, klare und nicht zu stark belastete Gewässer unterschiedlicher Art mit kahlen, sandigen Steilufern oder Böschungskanten für die Bruthöhle. Ein Paar benötigt 1,2 2,5 km Fliessgewässerstrecke. Nachtigall Bevorzugt unterholzreiche Gehölze in warmen und niederschlagsarmen Gegenden, wo sie sich oft in Wassernähe in der dichten Kraut- und Strauchschicht an Wegrändern und im schattigen Unterholz aufhält. Bergstelze Brütet an rasch fliessenden Flüssen und Bächen, bevorzugt mit frei zugänglichem kiesigem oder steinigem Ufer. Das Nest wird in Nischen von Steilufern, Uferverbauungen, Staustufen oder an ufernahen Gebäuden angelegt.
6 Fluss- und Bachauenwälder Kies- und Sandbänke Ufernahe Altbäume Sträucher und Gehölze Uferabrisse Halbhöhlen, Nischen, Wurzeln Ufer- und Sumpfpflanzen Nisthilfen
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