DREISCHEIBENHAUS DÜSSELDORF Innere Brandwände aus dem Bestand entwickelt

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1 In Düsseldorf ist das berühmte Dreischeibenhaus grundlegend saniert worden. Neben der Fassade und dem Innenausbau musste auch der Brandschutz überarbeitet werden, u.a. mit inneren Brandwänden aus massiven Gips-Wandbauplatten. Ohne kostenträchtigen Rückbau gelang die Ertüchtigung der vorhandenen Treppenhauswände zu inneren Brandwänden nach heutigen Sicherheitsstandards. MODERNISIERUNG DREISCHEIBENHAUS DÜSSELDORF Innere Brandwände aus dem Bestand entwickelt

2 DREISCHEIBENHAUS DÜSSELDORF DREISCHEIBENHAUS DÜSSELDORF Innere Brandwände aus dem Bestand entwickelt Mit dem Dreischeibenhaus in Düsseldorf haben im Jahre 1960 Hubert Petschnigg und Helmut Hentrich (HP Architekten) nicht nur eine Ikone der Nachkriegsarchitektur geschaffen, sondern auch eines der bis heute berühmtesten Hochhäuser in Deutschland. Das ist so interessant und markant, das wird nie aus der Mode kommen, soll ein berühmter Kollege noch 50 Jahre nach der Fertigstellung über das auch als Thyssen-Hochhaus bekannt gewordene Gebäude gesagt haben. Thyssen und später ThyssenKrupp waren langjährige Nutzer, ehe der Konzern seinen Düsseldorfer Sitz im Rahmen des Umzugs nach Essen verkaufte. Die neuen Eigentümer starteten eine Komplettsanierung, mit der auf den 26 Geschossen insgesamt rund Quadratmeter hochwertige Büroflächen sowie u.a. eine repräsentative Lobby, eine Tiefgarage und Dachterrassen mit spektakulärem Panoramablick entstanden. Außerdem wurden die haustechnischen Anlagen und das Brandschutzkonzept grundlegend modernisiert. Fassade erhalten und ergänzt Eine Besonderheit des Projekts ist sicher, dass mit der Planung des Umbaus die direkten Nachfolger der Urheber des Gebäudes beauftragt werden konnten, die heute als HPP Hentrich-Petschnigg & Partner GmbH + Co. KG firmieren. Damit war die Sensibilität gegenüber dem Bestand und seiner Architektur von vornherein gegeben, was sich eindrucksvoll an der Fassade zeigt. Denn die äußere tragende Fassadenkonstruktion inklusive der Brüstungselemente blieb unangetastet und erhielt lediglich eine neue Verglasung. Um jedoch einen zeitgemäßen Wärmeschutz zu erreichen, wurde die äußere Vorhangfassade geschossweise mit einer zusätzlichen wärmegedämmten Primärfassade ergänzt. Die Fenster dieser Primärfassade lassen sich manuell öffnen und erlauben somit die windgeschützte Be- und Entlüftung der Büroräume. Im Fassadenzwischenraum montiert, wirkt der Sonnenschutz wie außen liegend, sodass in der Fernwirkung das bekannte Bild mit geöffneten bzw. geschlossenen Sonnenschutzlamellen bestehen bleibt. Gar keine Änderung benötigten die Fassaden an den Stirnseiten der namensgebenden drei Hochhaus-Scheiben: Die hier verwendeten gekanteten Edelstahlflächen wurden gereinigt und konnten aufgrund der Dauerhaftigkeit des Materials bewahrt werden. Die Revitalisierung mit besonderem Fokus auf Fassade, Gebäudetechnik und Innenausbau erfolgte nach Green-Building-Kriterien und soll eine LEED-Zertifizierung in Gold-Standard erhalten. Im März 2015 wurde das Dreischeibenhaus außerdem in der Kategorie Best Refurbishment mit dem MIPIM Award der Immobilienmesse Cannes als weltweit bestes saniertes Gebäude ausgezeichnet.

3 Innere Brandwand mit Prüfzeugnis: Brandabschnitte bilden Die Landesbauordnungen (LBO) und verschiedene Sonderbauverordnungen (MIndBauRL, BStättV usw.) verlangen für bestimmte Einbausituationen Brandwände als Gebäudeabschlusswände oder zur Unterteilung von Gebäuden in Brandabschnitte (innere Brandwände). Brandwände unterliegen einer eigenen Prüfung nach DIN 4102 Teil 3, bei der neben dem Feuerwiderstand auch die Belastbarkeit auf Stoß und außermittige Beanspruchung untersucht werden. Wegen dieser abweichenden Anforderungen können Brandwände nicht in die Feuerwiderstandsklassen der nationalen Norm DIN 4102 eingeordnet werden. Im Rahmen der europäischen Normung nach DIN EN entspricht eine nichttragende innere Brandwand der Klassifizierung EI 90-M. Der Buchstabe E steht dabei für Étanchéité (Raumabschluss), I für Isolation (Wärmedämmung unter Brandeinwirkung) und M für Mechanical (Mechanische Einwirkung, Stoßbeanspruchung), die jeweils für 90 Minuten gesichert sein müssen. Ein spezieller zweischaliger Aufbau aus Gips-Wandbauplatten hat die erforderlichen Prüfungen bestanden und kann gemäß allgemeinem bauaufsichtlichem Prüfzeugnis (AbP) als innere nichttragende Brandwand eingesetzt werden. Ihre besonderen Vorteile sind die reduzierte Masse und Dicke im Vergleich zu herkömmlichen Ausführungen. So ist die MultiGips Brandwand mit nur 160 mm besonders schlank und mit einer flächenbezogenen Masse von ca. 150 kg vergleichsweise leicht. Bei einer Bemessung der Decken mit Trennwandzuschlag kann auf zusätzliche Deckenverstärkungen oder Wandträger zumeist verzichtet werden. Innere Brandwände können für Wohn-, Büro- und Gewerbegebäude jeweils im Neubau und in der Sanierung eingesetzt werden. Das AbP geht von einem kompletten Neuaufbau der Brandwand aus und beschreibt die Ausführungsdetails. Im Dreischeibenhaus von Düsseldorf kam auf der Basis einer gutachterlichen Stellungnahme eine Modifikation der Bauweise zum Einsatz, bei der eine bestehende Wand durch eine zusätzliche Schale aus Gips-Wandbauplatten zur inneren nichttragenden Brandwand ertüchtigt wird. Brandwände aus Gips-Wandbauplatten lassen sich außerordentlich schnell und wirtschaftlich errichten. Sie bestehen aus zwei Schalen aus 60 mm dicken Gips-Wandbauplatten sowie einem beidseitigen Gipsputz inklusive Armierung. Die homogenen und sehr stabilen Wände aus massivem Gips mit max. Wandhöhe von 4 m benötigen keine Metallunterkonstruktion. Nähere Angaben zur Ausführung enthält das allgemeine bauaufsichtliche Prüfzeugnis der MPA Braunschweig

4 Das unter Denkmalschutz stehende Dreischeibenhaus wurde bis 2014 umfangreich revitalisiert. Der 96 Meter emporragende Düsseldorfer Solitär zwischen Hofgarten und Schauspielhaus entspricht nun heutigen Nutzeranforderungen zeitgemäßer Arbeitswelten. Zu den Maßnahmen zählten u.a. die energetische Ertüchtigung der Fassade, die Modernisierung der Haustechnik und des Brandschutzes sowie die Erarbeitung differenzierter Grundrissstrukturen, um die Büroflächen flexibel an die jeweiligen Bedürfnisse zukünftiger Mieter anpassen zu können. Die Sanierung erfolgte nach Green-Building-Kriterien, die Zertifizierung mit LEED Gold ist dabei angestrebt. Bewahren und Modernisieren beim Brandschutz Während bei der Fassade der Respekt vor der vorhandenen Architektur im Mittelpunkt stand, ging es bei der Haustechnik und den Brandschutzlösungen in erster Linie um die Implementierung zeitgemäßer technischer Wirtschaftlichkeit und Sicherheit für den Gebäudebetrieb. So konnte allein durch modernere und nunmehr zentralisierte Haustechnikkomponenten rund m² Nutzfläche gewonnen werden. Das denkmalgeschützte Foyer ließ sich im Originalzustand erhalten, weil mehrere Brandschutzvorhänge und ein zusätzlicher Notausgang heute die Sicherheit im Brandfall gewährleisten. Die vorhandenen Wände der Treppenhäuser mussten im Sinne des neuen Brandschutzkonzepts zu inneren Brandwänden ertüchtigt werden, wodurch klar definierte Brandabschnitte im Gebäude entstehen. Für die zu errichtenden Wände hat ein zweischaliger Aufbau aus massiven Gips-Wandbauplatten nach DIN EN die erforderlichen Prüfungen bestanden, wodurch die Anwendung auf der Grundlage eines allgemeinen bauaufsichtlichen Prüfzeugnisses (AbP) als innere nichttragende Brandwand erfolgen konnte. Die konstruktive Besonderheit: Zwischen Büros und Treppenhäusern wurden bereits in der Vergangenheit 100 mm dicke Wände aus Gips-Wandbauplatten eingebaut, die auf der Treppenhausseite zusätzlich eine Bekleidung auf einer Stahlkonstruktion aufwiesen. Mit allein einer zweiten Wandschale aus 60 mm dicken Gips-Wandbauplatten konnte also der bestehende Wandaufbau besonders wirtschaftlich zu einer inneren Brandwand nach heutigen Sicherheitsstandards aufgewertet werden. Dabei wurden alle Arbeiten von der Büroseite ausgeführt, sodass die Wandbekleidung im Treppenhaus erhalten blieb. Grundlage für dieses Vorgehen, das von der Ausführung der Brandwand nach AbP abweicht, war eine gutachterliche Bewertung, die die Ertüchtigung der Konstruktion und ihre Einstufung in die Feuerwiderstandsklasse EI 90-M unter genauer Festlegung der Randbedingungen bestätigte. Das Gutachten gilt nur für das Bauvorhaben in Düsseldorf. Es zeigt aber, dass sich auch bei besonderen Einbausituationen und vorhandenen (Teil-)Wänden innere Brandwände aus massiven Gips-Wandbauplatten errichten lassen. Dadurch können vorhandene Baustrukturen erhalten bleiben sowie Zeit, Kosten und Aufwand für ihren Abriss gespart werden. Mit der MultiGips Brandschutzlösung war im Dreischeibenhaus der Weg frei für den hochwertigen Innenausbau auf der Grundlage einer brandschutztechnisch sicheren Nutzung der Räume. Die Büroetagen wurden so nach und nach für die Neuvermietung modernisiert. Der Ausbau sowie die Gestaltung der Innenräume oblagen den Nutzern und wurden in Teilen mit Referenzen an das Haus realisiert, wie etwa unter Verwendung des tauerngrünen Marmorbodens.

5 Über HPP Das Büro Hentrich-Petschnigg & Partner GmbH + Co. KG ist eine der führenden Architektenpartnerschaften in Deutschland und realisiert seit mehr als 80 Jahren im In- und Ausland anspruchsvolle Bauaufgaben unterschiedlicher Art und Größe. Das Tätigkeitsfeld von HPP umfasst sämtliche Architekten- und Generalplanerleistungen, schwerpunktmäßig in den Bereichen Corporate Headquarters, Büro- und Verwaltungsgebäude der öffentlichen Hand, Hotel- und Wohnungsbau, Krankenhausbauten, Sport- und Freizeiteinrichtungen, Kulturbauten, Shoppingcenter, Bauten für Lehre und Forschung, Industriebau, Verkehrsbauten, Städtebau, Sanierung und Denkmalschutz. Projektdaten Projekt: Dreischeibenhaus Düsseldorf Bauherr: Dreischeibenhaus GmbH & Co. KG (ein Joint-Venture der MOMENI Gruppe und Black Horse Investments) Standort: Düsseldorf BGF: ca m² Baujahr: 1960 Modernisierung: /15 Geschosse: 26 ober-, 3 unterirdisch Höhe: 96 Meter Green Building: LEED Gold angestrebt Planung: HPP Architekten, Büro Düsseldorf Brandwände: ca m² massive Gips-Wandbauplatten DIN EN 12859, 60 mm Dicke, mittlere Rohdichte (ca. 850 kg/m 3 )

6 MG WP D VGO SAX 1 1 VG-ORTH GmbH & Co. KG Holeburgweg Stadtoldendorf Telefon Telefax info@multigips.de Bildnachweise: VG-ORTH 2015 sowie HPP Hentrich-Petschnigg & Partner GmbH + Co. KG (Zeichnungen), Ralph Richter Düsseldorf (Seite 2, 3) und Momeni Gruppe (Seite 5)