INVESTITIONSKLIMA UND -RISIKEN FINNLAND

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1 INVESTITIONSKLIMA UND -RISIKEN FINNLAND

2 Finnland (Februar 2014) Gute Standortbewertungen / Relativ hohe Kosten Helsinki (gtai) - Finnland erhält in internationalen Rankings Topplatzierungen und die ausländischen Direktinvestitionen sind in den letzten Jahren weiter gestiegen. Aber Finnland ist auch ein teurer Standort. Wichtige Industrien durchlaufen einen Strukturwandel und 2011, 2012 und 2013 hatte das nordische Land erstmals seit den frühen 90er-Jahren ein Handelsdefizit. Angesichts des globalen Konkurrenzdrucks investieren auch finnische Unternehmen verstärkt an anderen Standorten. Investitionsklima Finnland ist ein Standort mit hoher politischer Stabilität, der in internationalen Rankings sehr gute Bewertungen erhält. Im Index von Transparency International, der eine Einschätzung von Geschäftsleuten und Länderanalysten zum Korruptionsgrad in 177 Ländern widerspiegelt, liegt Finnland 2013 weltweit auf dem drittbesten Rang. Auch das Weltwirtschaftsforum in Davos (World Economic Forum, WEF) führt Finnland in der globalen Wettbewerbsfähigkeit 2013 von 148 untersuchten Ländern an dritter Stelle. In den Kategorien Institutionen, Innovation, höhere Bildung und Ausbildung sowie Gesundheit und Grundschule ist Finnland sogar weltweit führend. Auch bei der Entwicklung des Finanzmarktes und der Qualität des Geschäftsumfeldes steht das nordische Land mit Rang fünf sehr gut da. Lediglich in Bezug auf die Marktgröße nimmt es mit 5,4 Mio. Einwohnern nur die 55. Position ein. WEF-Länderrating 2013, Finnland (wirtschaftlicher Rang von insgesamt 148 Ländern) Kriterien Finnland Schweden Deutschland Gesamtrang Institutionen Infrastruktur Makroökonomisches Umfeld Gesundheit und Grundschule Höhere Bildung und Ausbildung Effizienz der Gütermärkte Effizienz des Arbeitsmarkts Entwicklung des Finanzmarkts Technologische Reife Marktgröße Qualität des Geschäftsumfeldes Innovation Quelle: World Economic Forum: Global Competitiveness Report: Auch im Doing-Business-Report der Weltbank, der jährlich die aus Unternehmenssicht relevanten Rahmenbedingungen für Investitionen in 189 Ländern bewertet, belegt Finnland 2014 einen guten zwölften Rang. Die besten Platzierungen erhält es dabei in punkto Betriebsschließung (3.), Vertragsabschluss (8.) und beim Im- und Exportverfahren (9.). Nur internationales Mittelmaß ist Finnland dagegen bei den Baugenehmigungen (36.), Kreditzugang (42.), Unternehmensgründungen (55.) und Investorenschutz (68.). Germany Trade & Invest 1

3 Finnland (Februar 2014) Positiv ist aus Investorensicht auch die Anfang 2014 umgesetzte Senkung der Körperschaftsteuer von 24,5 auf 20,0%. Insgesamt ist Finnland im internationalen Vergleich allerdings ein teurer Standort. Der reguläre Mehrwertsteuersatz liegt bei 24%. Während das Preisniveau in Deutschland 2012 laut Eurostat nur um 1,1% über dem EU-Durchschnitt lag, war es in Finnland um 21,7% höher und nach Luxemburg das teuerste in der Eurozone. Die finnische Arbeitsproduktivität war hingegen 2012 leicht geringer als im Durchschnitt der Eurozone. Auf dem finnischen Markt ist der Wettbewerb in vielen Branchen gering, da diese von wenigen großen Anbietern dominiert werden. Der finnische Durchschnittsbruttolohn erreichte 2012 im Schnitt Euro pro Monat und stieg bis zum 3. Quartal 2013 auf Euro. Aber auch die staatliche Ausbildung ist in dem nordischen Land auf einem hohen Niveau, was sich in der jüngsten, 2012 erhobenen PISA-Studie erneut bestätigt hat. Dort belegt Finnland in der Summe der mathematischen und naturwissenschaftlichen Fähigkeiten sowie Lesekenntnisse in Europa erneut den ersten Platz. Die hohen Kosten und der teilweise geringe inländische Wettbewerbsdruck sind auch Gründe dafür, dass Anbieter in Finnland trotz der generell guten Standortbewertungen in den letzten Jahren internationale Marktanteile verloren haben. Finnland hatte 2011, 2012 und 2013 erstmals seit den frühen 90er-Jahren ein Außenhandelsdefizit. Der Warenexport war 2012 nominal um 13% geringer als im Rekordjahr 2007 und ist 2013 weiter gesunken. Die finnischen Direktinvestitionen im Ausland haben sich von 2009 bis 2012 um 26,9% auf 114,7 Mrd. Euro erhöht. Vom Bestand entfielen zuletzt 58,8 Mrd. Euro oder 51,3% auf das verarbeitende Gewerbe. Den größten Anteil hatte dabei die Metallindustrie (34,6 Mrd. Euro), gefolgt von der Papier- und Chemieindustrie (11,2 Mrd. sowie 7,7 Mrd. Euro). Stand und Perspektiven für ausländische Direktinvestitionen Laut finnischer Zentralbank hat sich der Bestand an ausländischen Direktinvestitionen Ende 2012 auf 73,3 Mrd. Euro oder Euro pro Kopf summiert. Damit war das Niveau um 6,2% höher als 2011 und um 12,9% höher als Vom Bestand waren 2012 etwa 70% in Dienstleistungsbranchen und 26% in das verarbeitende Gewerbe geflossen. Im Tertiärsektor wiederum hatte das Finanz- und Versicherungswesen mit 24,0 Mrd. Euro den größten Bestand, der sich seit 2010 zudem kontinuierlich um insgesamt 14,3% erhöht hatte. Noch stärker hatte im selben Zeitraum der Handel zugelegt (um 64,1% auf 9,6 Mrd. Euro). Dagegen waren die Direktinvestitionen im verarbeitenden Gewerbe von 2010 bis 2012 stetig um insgesamt 11,0% gesunken. In der Chemieindustrie betrug der Rückgang sogar 42,0% (auf 3,8 Mrd. Euro). In der Metallindustrie hatte sich der Bestand dagegen um 6,9% auf 10,8 Mrd. Euro erhöht. Entwicklung ausländischer Direktinvestitionen (in Mio. Euro) Kum. Bestand Nettotransfers (Zunahme/Kapitalausfuhr: -) Quelle: Finnische Zentralbank 2 Investitionsklima und -risiken

4 Wenngleich sich der Bestand an ausländischen Direktinvestitionen zuletzt trotz der schlechten Konjunktur weiter erhöht hat, so waren 2012 nur und somit 0,9% aller finnischen Unternehmungen unter ausländischer Kontrolle. Diese stellten mit Beschäftigten allerdings 15,9% aller Arbeitsplätze und erwirtschafteten mit 75,2 Mrd. Euro 19,0% vom Gesamtumsatz. Die Zahl der deutschen Unternehmen hat sich zuletzt erhöht. Die finnische Statistik hat 2012 insgesamt 323 Gesellschaften mit deutscher Direktinvestition erfasst (2010: 294). Diese haben 2012 mit Mitarbeitern (2010: ) einen Umsatz von 8,6 Mrd. Euro (2010: 7,5 Mrd. Euro) erwirtschaftet. Damit lag Deutschland hinter Schweden (773 Unternehmen mit 15,7 Mrd. Euro Umsatz) und den USA (444 Gesellschaften mit 9,4 Mrd. Euro Umsatz) auf Rang drei. Die schwedische Wirtschaft hat mit Abstand die höchsten ausländischen Direktinvestitionen in Finnland getätigt, entfielen doch auf den nordischen Nachbarn Ende 2012 etwa 46,7% vom Gesamtbestand. Es folgten die Niederlande (21,5%) vor Dänemark (5,9%) und Deutschland (5,7%). Deutsche Direktinvestitionen in Finnland (in Mio. Euro) Kum. Bestand Nettotransfers (Zunahme/Kapitalausfuhr: -) Quelle: Deutsche Bundesbank Umsatzstärkster deutscher Konzern war in Finnland 2012 der Discounter Lidl. Darüber hinaus waren die größten deutschen Investoren im Logistiksektor und in der Industrie zu finden Größte deutsche Investoren in Finnland (in Mio. Euro) Unternehmen Branche Umsatz 2012 Lidl Suomi Einzelhandel 825 Schenker East Logistik 641 Bayer Industrie 621 Würth Industrie 298 Sachtleben Pigments Industrie 286 Siemens Industrie 272 DHL Freight Logistik 202 BMW Suomi Autohandel 166 Quelle: Zeitschrift Talouselämä Finnland hat seine Standortstärken vor allem in der Forschung und Entwicklung, im IT- und Kommunikationssektor und in der technologie- und kapitalintensiven Fertigung, wie etwa im Maschinen- und Anlagenbau oder der Medizintechnik. Diese Bereiche bieten sich auch weiterhin für ausländische Investitionen an, wobei die noch vor wenigen Jahren sehr wichtige Elektronikindustrie zuletzt stark an Bedeutung verloren hat. Daimler lässt seit Ende 2013 die Mercedes-Benz A-Klasse in finnischer Auftragsfertigung produzieren. Der finnische Stahlkocher Rautaruuki fusioniert 2014 mit SSAB aus Schweden, während Outukumpu 2012 die Edelstahlsparte von Thyssen-Krupp übernommen hat. Germany Trade & Invest 3

5 Finnland (Februar 2014) Erhebliches Investitionspotenzial bietet auch der Energiesektor, etwa bei der bisher noch wenig genutzten Windkraft. Auch bei Umwelttechnologien kommt eine 2012 erschienene Studie des Naturschutzfonds WWF und der Cleantech Group Ltd. zu dem Ergebnis, dass Finnland unter 38 untersuchten EU-, OECD- und Schwellenländern die viertbesten Chancen hat, Start-up-Unternehmen zu etablieren. Um seine Bedeutung als Standort zu stärken hat Finnland die Initiative Cleantech ( ins Leben gerufen. Das Interesse ausländischer Konzerne weckt auch der Abbau der reichen Metallvorkommen, der seit Mitte der 90er-Jahre nicht mehr staatlichen finnischen Betreibern vorbehalten ist. Hier laufen umfangreiche Explorationen und mit weiteren Investitionen ist in den kommenden Jahren zu rechnen. Über konkrete Projekte informieren wir Sie detailliert und aktuell auf Sind nicht Rohstoffvorkommen ausschlaggebend für den Standort, so wählen ausländische Investoren als (Haupt-)Niederlassung meist die Hauptstadtagglomeration mit den drei Kommunen Helsinki, Espoo und Vantaa. Weitere wichtige Zentren sind Tampere und Turku im Südwesten sowie Oulu an der Nordwestküste. Für eine Niederlassung im Süden spricht die Konzentration von Fachkräften, Wirtschaftsleistung und Kaufkraft und auch die gute Erreichbarkeit aus dem Ausland. Allein in der Provinz Uusimaa, wozu der Großraum Helsinki zählt, lebten 2012 etwa 28,9% der Gesamtbevölkerung. Der Anteil an der finnischen Wirtschaftsleistung betrug 2011 laut neuesten Daten sogar 37,8%. Der Bruttolohn lag im gleichen Jahr um 10,9% über dem Landesdurchschnitt. Weitere 24,8% aller Einwohner lebten 2012 in den anderen südwestlichen Regionen Varsinais-Suomi (mit Turku), Kanta-Häme, Päijät-Häme und Pirkanmaa (mit Tampere). Diese erbrachten 2011 weitere 22,1% der finnischen Wirtschaftsleistung. Insgesamt gliedert sich das Land in 18 Festlandprovinzen sowie in die stark schwedischsprachigen Aland-Inseln, die einen hohen Autonomiegrad haben. Kontaktanschriften Ministerium für Arbeit und Wirtschaft (Työ- ja elinkeinoministeriö) Besucheradresse: Eteläesplanadi 4; Helsinki Postadresse: PL 32; Government Tel.: 00358/ ; Fax: Internet: Invest in Finland, Finpro ry (Öffentliche Investitionsförderungsagentur) Besucheradresse: Porkkalankatu 1; Helsinki Tel.: / ; Fax: Internet: Finnvera (Öffentliche Wirtschaftsförderungsagentur) Besucheradresse: Eteläesplanadi 8; Helsinki Postadresse: Postfach 1010; Helsinki Tel.: / Internet: 4 Investitionsklima und -risiken

6 Finnischer Nationalfond für Forschung und Entwicklung (Sitra) (Suomen itsenäisyyden juhlarahasto) Besucheradresse: Itämerintori 2; Helsinki Postadresse: Postfach 160; Helsinki Tel.: 00358/ ; Fax: Internet: Finnische Förderagentur für Technologie und Innovation (Tekes) (Teknologian ja innovaatioiden kehittämiskeskus) Besucheradresse: Kyllikinportti 2; Helsinki Postadresse: Postfach 69; Helsinki Tel.: 00358/ ; Fax: Internet: Hauptverband der Finnischen Industrie (Elinkeinoelämän keskusliitto EK) Besucheradresse: Eteläranta 10; Helsinki Postfach: PL 30; Helsinki Tel / ; Fax: Internet: Deutsch-Finnische Handelskammer Besucheradresse: Mikonkatu 25; Helsinki Postadresse: Postfach 83; Helsinki Tel.: / ; Fax: Internet: Germany Trade & Invest 5

7 Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Villemombler Straße Bonn Tel.: +49 (0)228/ Fax: +49 (0)228/ Internet: Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, Berlin Geschäftsführung: Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer Autor: Torsten Pauly, Helsinki Redaktion: Edda Gaude, Tel.: +49 (0)228/ , Ansprechpartnerin: Barbara Kussel, Tel.: +49 (0)228/ , Redaktionsschluss: Februar 2014 Bestell-Nr.: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Layout: Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und von der Beauftragten der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

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