Erfahrungsbericht. Auslandssemester in Metz an der Université de Lorraine
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- Reinhardt Kohler
- vor 8 Jahren
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1 Philipps-Universität Marburg Fachbereich 10, Romanische Philologien ERASMUS WS 2013/14 Erfahrungsbericht Auslandssemester in Metz an der Université de Lorraine Name: Manz, Natalie Gastuniversität: Université de Lorraine Studienfächer: Französisch und Deutsch Studiengang: Lehramt an Gymnasien marburg.de
2 Vorbereitung, Planung und Organisation Zunächst ist es wichtig, sich einen guten Überblick über die Universität und ihr Kursangebot durch die Hompage ( zu verschaffen, um sein LA zu erstellen. Die Veranstaltungen können sich nach jedem Semester ändern. Vor Ort erfährt man erst, was genau gewählt werden kann. Grundsätzlich können Erasmusstudierende Kurse aus verschiedenen Fachbereichen und verschiedenen Jahrgängen (L1-L3) besuchen. Ich habe Veranstaltungen aus Arts, Lettres, Langues (Lettres Modernes) und Sciences Humaines (Sciences du Langage) belegt. Bis Ende April sollte man das von allen unterschriebene LA seiner Gastuniversität zugeschickt haben. Nach etwa einem Monat habe ich alle Unterlagen und Dokumente sowohl zur Einschreibung als auch für den Wohnheimplatzantrag von Mme Sin und M. Ludmann per Mail erhalten. Ratsam ist es, sich im Vorfeld Gedanken über Bank, Krankenversicherung und andere Versicherungen wie z.b. Haftpflicht zu machen. Wenn man das Wohngeld (CAF) beantragen möchte, braucht man ein französisches Bankkonto. Ich hatte eines bei der Bank LCL. Eine Bekannte hat für mich eine Haftpflichtversicherung bei MAIF abgeschlossen, aber es gibt auch noch andere wie MGEL. Diese Filiale ist sogar direkt in der Nähe des Campus Saulcy. Unnötigerweise habe ich vor meinem Auslandsaufenthalt zahlreiche Passbilder, eine Geburtsurkunde und ein Gesundheitszeugnis ausstellen lassen. All diese Dokumente sind nicht mehr erforderlich und werden von niemandem verlangt. Unterkunft Nachdem ich meine Anmeldung für die Gastuniversität (LA, Transcript of Records und das Online- Anmeldefomular) abgeschickt hatte, habe ich etwa ein Monat später eine Mail erhalten, in der alle wichtigen Schritte und Hinweise für das Wohnheim enthalten waren. Untergebracht war ich in der Résidence Saulcy, was sich für mein Studienfach gut angeboten hat, da alle Gebäude für Sprachen und Geisteswissenschaften auf der Ile de Saulcy zu finden sind. Bei der Zimmerwahl hat man drei verschiedene Zimmertypen zur Auswahl. Empfehlen würde ich ein Zimmer mit eigenen Sanitäranlagen. Wer es sich leisten kann, könnte ein Studio nehmen, das sowohl größer ist als auch noch eine Kochecke enthält. Bei mir wurde eine Küche auf dem ganzen Flur geteilt, die lediglich nichts außer zwei Kochplatten, einen Tisch mit Sitzgelegenheit und ein Spülbecken enthielt. Für eine monatliche Bezahlung braucht man einen Garanten, d.h. eine Person, die in Frankreich wohnhaft ist und dort arbeitet. Falls man niemanden kennt, gibt es auch die Möglichkeit alle fünf Monate bar im Voraus zu bezahlen. Das Zimmer habe ich online reservieren müssen, indem ich eine Gebühr von 247 Euro bezahlt habe. Vor der Anreise ist es besonders ratsam, rechtzeitig (am besten 2 Wochen eher) beim Wohnheim anzurufen, um einen Termin für die Zimmerübergabe zu vereinbaren. Andernfalls kann es sein, dass man seinen Wunschtermin nicht erhält oder terminlos sehr lange warten muss. 2
3 Ankunft In den ersten Tagen gibt es viel Organisatorisches zu erledigen. Nach der Zimmervergabe geht man am besten zuerst zur Direction Internationale, um seine Ankunft zu bestätigen. Anschließend wurde ich zu Mme Morel geschickt, um bei ihr alle wichtigen Einschreibungsinfos zu erhalten. Dort wird auch ein persönliches Onlinekonto erstellt und der Studentenausweis wird ausgehändigt. In der ersten Woche fand der Welcome Day statt, bei dem alle Auslandsstudenten empfangen wurden. Bei dieser Veranstaltung wurden viele hilfreiche Informationen zu allen Lebensbereichen bzw. zum Universitätsalltag gegeben. In der darauffolgenden Woche begann der Sprachkurs für französisch. Zusammen mit der Gruppe wurde eine kleine, nette Stadt- und Uniführung unternommen. Um meine Kurse für das Semester herauszusuchen, habe ich an allen Réunions von L1-L3 für Arts, Lettres, Langues und Sciences du Langage teilgenommen. Die Termine habe ich durch Mme Morel erfahren. Studium an der Gasthochschule Jedem deutschen Student sollte es bewusst sein, dass sich die Art der Veranstaltungen an einer französischen Universität sehr von den deutschen unterscheidet. Zur Verständnis gibt es weder eine visuelle Unterstützung durch Power- Point oder Ähnliches noch ein Angebot von Tutorien. Generell wird zwischen TD (Travaux Dirigé) und CM (Cours Magistral) unterschieden. Diese Unterscheidung habe ich nur selten bemerkt, da die meisten Seminare genauso wie eine Vorlesung abliefen: kaum Interaktion, keine Gruppenarbeiten, der Dozent diktiert oder liest vor, die Studenten schreiben das Wichtigste mit. Nur im Fachbereich Sprachwissenschaften gab es einen Übungsteil. Alle ausfallenden Veranstaltungen werden nachgeholt. Sehr unübersichtlich fand ich den Nachvollzug der Prüfungsleistungen. Nachdem ich die Changes eingereicht habe (bis kurz vor Anfang der Klausuren), stand in manchen Fächern noch nicht einmal fest an welchen Prüfungen die Erasmusstudierenden teilnehmen müssen. Diese Verwirrung sorgte für viele Gespräche. Sicherlich lag es an der Zusammenlegung zur Université de Lorraine mit Nancy, dennoch für mich kein Grund für eine solche Intransparenz. Zudem war der Umgang mit Quellen in dem Fachbereich Arts, Lettres et Langues als negativ und unseriös zu vermerken. So wurden beispielsweise Wikipedia-Links verwendet ohne die Quelle anzugeben oder bei Textauszügen gab es für die Klausur keine Zeilenangaben. Sehr schade war, dass die Integration der Auslandsstudierenden von der Universität nur gering gefördert wurde. In diesem Zusammenhang gab es keine Organisationen oder Veranstaltungen, um den kulturellen Austausch anzukurbeln. Im Vergleich zu anderen Universitätsstädten fanden in Metz auch keine Erasmusgruppenausflüge oder derartiges statt. Aus diesem Grund fiel es mir sehr schwer privat französische Kontakte zu finden. Daher ist es empfehlenswert, sich in der Bibliothek für einen Tandempartner anzumelden. Wir, drei Studentinnen aus Marburg, haben uns zu dritt mit einer Partnerin kontaktiert, da es kaum Nachfragen gab. Jedem Erasmusstudierenden würde ich den Sprachkurs für Ausländer empfehlen, weil er der einzige Kurs war, der abwechslungsreich und sprachpraxisorientiert gestaltet war. Des Weiteren habe ich an einem Atelier, das Atelier Patrimoine, teilgenommen, um in erster Linie Metz als historischen Ort kennenzulernen, aber auch um dort französische Kontakte zu knüpfen. Sehr gut gefallen hat mir das Unisportangebot (SUAPS), da man nur einmalig 10 Euro bezahlt und das ganze Angebot so oft wie man möchte nutzen kann. 3
4 Alltag und Freizeit Die Stadt Metz beeindruckt nicht nur mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten, sondern auch mit vielen kulturellen Veranstaltungen, Konzerten und Events. Fast jedes Wochenende gab es eine musikalische, künstlerische oder sportliche Veranstaltung. Ich denke, dass die Stadt für jeden Geschmack etwas zu bieten hat. Besonders sehenswert ist vor allem die Kathedrale St. Étienne, der Temple Neuf, der Platz Esplanade, der Platz St. Louis, das Porte des Allemands, die Oper sowie das Kunstmuseum Centre Pompidou. An den Journées du Patrimoine sind weitere Sehenswürdigkeiten geöffnet, die sonst nicht frei zugänglich sind. Die kleine Kapelle Templiers mit ihrer fantastischen Wandmalerei hinter der Kirche St. Nonnais würde ich mir unbedingt anschauen. Für Kinoliebhaber gibt es die Möglichkeit original französische Filme im Kino Cameo Ariel anzusehen. Generell ist der Kinopreis für Studenten sehr günstig. Die Moselle oder das Plan d Eau bieten gute Gelegenheiten zum Joggen oder Spazieren gehen. Im Hinblick auf das Nachtleben gibt es genügend Orte, um zu essen, zu trinken oder zu feiern. Der Platz St. Jaques hat viele kleine, gemütliche Bars und Restaurants. Als Studentenkneipe kann ich persönlich das Berthom empfehlen, da es nicht nur sehr gute Angebote in der Happy Hour hat, sondern zudem mit einer lockeren Atmosphäre überzeugt. In Bezug auf Diskotheken und Clubs würde ich die Bar Latino vorschlagen, weil man dort auf viele andere Erasmusstudierende treffen kann. Außerdem gibt es zwei verschiedene Tanzbereiche mit unterschiedlicher Musik. Zum Einkaufen ist der Simply Market der zentralste Supermarkt der Innenstadt. Er befindet sich in unmittelbarer Nähe des Place St. Jaques. Da ich die Gelegenheit hatte mit dem Auto mitgenommen zu werden, war ich im Hypermarché Cora einkaufen. Er verfügt über ein wesentlich größeres Angebot und ist zugleich günstiger. Ansonsten gibt es auch einen Lidl, der besser mit dem Auto erreichbar ist. Falls man kein Auto besitzt, könnte man den Mettis als Transportmittel nehmen. Momentan kostet eine Fahrt 1,60 Euro, aber wahrscheinlich wird der Preis noch erhöht werden. Wer Kosmetik oder Pflegeprodukte braucht, sollte sich am besten einen Vorrat aus Deutschland mitbringen. Ansonsten muss man tief in die Tasche greifen, weil es in Frankreich keine preiswerten Drogerien gibt. Pflegeprodukte oder Kosmetik können in Apotheken, Supermärkten oder Kosmetikketten wie Sephora besorgt werden. Shoppingbegeisterte werden sich in Metz wohlfühlen: Die geeignetste Straße hierfür ist die Rue Sepernoise. Die meisten Geschäfte verfügen über teure Markenware. Günstigere Kleidung und Ware wie bei H&M oder Ähnliches sind eher eine Rarität. Mein persönliches Highlight des Auslandssemesters war das Echange gourmands. Dies ist eine Veranstaltung, an der Auslandsstudierende die Chance haben bei einer französischen Gastfamilie an einem typischen Mittagessen teilzunehmen. Für mich war es ein einmaliges Ereignis, um die Kultur besser kennenzulernen und mich einfach mal außerhalb der Universität lange unterhalten zu können. Meine Gastfamilie hat mich sehr nett aufgenommen und empfangen. Ich habe mich mit ihr danach noch weitere Male getroffen. Also an alle zukünftigen Erasmusstudierenden ein Appell: Nehmt unbedingt daran teil! 4
5 Fazit Wenn ich auf das Semester zurückblicke, muss ich zu meinem Bedauern feststellen, dass ich innerhalb der Universität viel Stress, Aufregung und überwiegend negative Erfahrungen hatte. Dies lag vermutlich an der Zusammenlegung zur Université Lorraine mit Nancy, da alle Lehrpläne und Prüfungsordnungen umgestellt wurden. Oftmals hatte ich das Gefühl, dass Dozenten selbst nicht genau wussten, wie wir Erasmusstudierenden geprüft werden. Ich hoffe, dass sich das System der Universität im Laufe des nächsten Jahres ändern wird, weil ich viel Chaos und Unordnung miterlebt habe. Auf jeden Fall habe ich gelernt, mich im Ausland zurechtzufinden und dort alles regeln zu können. Ich bin durch diese Erfahrung selbstständiger und selbstbewusster geworden. Vor allem habe ich durch Aktivitäten außerhalb der Universität viel Positives mitgenommen und ein Gefühl für das Land, die Leute und die Kultur entwickeln können. Ich denke, dass ich mich darüber hinaus sprachlich verbessert habe und ungehemmter sprechen kann, wenn auch nicht immer perfekt. Wer das Ziel hat fließend sprechen zu lernen, dem würde ich von einem Studium eher abraten. Stattdessen würde ich ein Praktikum oder Au pair- Semester empfehlen, da ich gemerkt habe, dass das alltägliche Sprechen in der Universität leider viel zu kurz kam. Alles in allem bin ich froh, mich für das Auslandssemester entschieden zu haben und kann jedem nur ein solches Vorhaben nahelegen. 5
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