Erfahrungsbericht Australien

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1 Griffith University Semester 1, 2016 Erfahrungsbericht Australien Vorbereitung Die Idee mich für ein Auslandssemester in Australien zu bewerben entstand, als ich meinen australischen Freund kennen lernte. Etwas mehr als ein Jahr vor dem Austausch, im Januar 2015, begann ich mich an meiner Uni über Austauschmöglichkeiten, Stipendien und Partnerschaftsprogramme zu informieren. Ich freute mich sehr, als ich feststellte, dass es das Hessen-Queensland- Programm gab, da mein Freund auch aus Queensland kommt und die Gegend sehr schätzt. Ich recherchierte sehr viel zu verschiedenen Studiengängen, Universitäten, Visum, das Leben in Australien, Kosten und die unterschiedlichen Standorte. Es empfiehlt sich wirklich sehr für die Recherche viel Zeit und Geduld einzuplanen, auch da Webseiten der Universitäten teilweise sehr unübersichtlich sind. Ich entschied mich für den künstlerischen Bereich der Griffith University in Brisbane und begann die erforderlichen Bewerbungsunterlagen zusammenzustellen. Die Bewerbung kam mir wie ein scheinbar endloses Prozedere vor. Auch hier ist es gut sehr viel Zeit einzuplanen und sich nicht entmutigen zu lassen! Dinge die ich zwischen Januar und Ende Mai 2015 erledigte : Bewerbungsformular ausfüllen Kurse mit Kursnummer heraussuchen Motivationsschreiben Lebenslauf auf Englisch verfassen und korrigieren lassen Englischsprachtest bestehen Empfehlungsschreiben vom Professor einholen Nachweis der erhaltenen Scheine übersetzen lassen (Academic Transcript) Bewerbungsformular für das Promosstipendium ausfüllen Portfolio meiner künstlerischen Arbeiten mit englischen Informationstexten als pdf Mit dem Einreichen aller Dokumente war der erste Schritt geschafft und wenig später, bekam ich die vorläufige Zusage vom Hessen-Queensland-Programm. Die Bewerbungsaufforderung der Griffith

2 University ließ aber noch bis Anfang Oktober auf sich warten. Weitere Vorbereitungen und Schritte zwischen Oktober 2015 und der Einreise im Februar 2016 waren : Auf der Webseite der Universität noch einmal online bewerben Erhalt des Offer Letters Ende Oktober Bezahlen der verpflichtenden Krankenversicherung (322 AUD) Acceptance of Offer Form per Post an die Universität schicken WG-Zimmer, Verträge und Minijob kündigen Erhalt der Immatrikulationsbestätigung Anfang Dezember Beantragung des Studentenvisums (550 AUD) Buchung des Flugs (von der Buchungsseite Elumbus kann ich nur stark abraten) Einschreiben in verschiedene Kurse Ankunft in Australien Anfang Februar flog ich gemeinsam mit meinem Freund von Frankfurt nach Brisbane. Der Flug mit Emirates war sehr angenehm, trotzdem ist 24 Stunden Flug natürlich sehr anstrengend und ich brauchte einige Zeit, um mich an plötzliche 35 C und die Zeitverschiebung zu gewöhnen. Durch die Familie meines Freundes, die in einem Vorort von Brisbane wohnt, war die Einreise und Ankunft in Australien natürlich sehr angenehm und reibungslos. Wir wurden vom Flughafen abgeholt und konnten bei ihnen unterkommen. Durch die Einreise zwei Wochen vor der Orientation Week, hatte ich Zeit schon vor dem Semester die Umgebung etwas zu erkunden, mich einzuleben und das Jetlag zu überwinden. Bei der Orientation Week Ende Februar machte ich mich mit der Universität vertraut, lernte erste internationale Studenten kennen, erhielt meinen Studentenausweis und konnte meinen Stundenplan festlegen. Alle Erstsemester und internationale Studenten wurden sehr warm empfangen und uns wurde mehrfach ans Herz gelegt einfach zu fragen oder um Hilfe zu bitten, falls es Probleme gibt. Die Mitarbeiter der Griffith University sind wirklich total offen, hilfsbereit und beantworten auch s extrem schnell. Studium Der South Bank Campus an dem ich studierte, ist verglichen mit den anderen der Griffith Universität sehr klein und direkt im Stadtzentrum. Es gibt eine kleine Bibliothek, einen Laden für Künstlerbedarf und eine kleine Cafeteria. Direkt am South Bank Park gelegen, kann man die Mittagspause im Park oder am Brisbane River verbringen. Ich belegte drei verschiedene Kurse mit insgesamt 40 credit points (Vollzeitstudium) : Photojournalism & Ethics, Australian Art und Studio Methodologies. Erstere zwei waren Bachelorstudiengänge, letzterer ein Masterstudiengang. Nachdem ich geklärt hatte, dass ich mich im

3 Hauptstudium meines Diplomstudiengangs befinde, konnte ich mich für sowohl Bachelor- als auch Masterstudiengänge einschreiben. Für Photojournalism & Ethics sowie Studio Methodologies arbeitete ich an zwei fotografischen Projekten. In den Kursen wurden ab und zu Studentenarbeiten besprochen, hauptsächlich aber Arbeiten von etablierten Künstlern und Fotojournalisten. Obwohl die Aufgabenstellung war, ein eigenes Projekt zu entwickeln, lag der Fokus eher auf theoretischen Informationen, anstatt der Projektentwicklung jedes Einzelnen. Der kunsthistorische Kurs Australian Art war vom Aufbau ähnlich zu den Theoriekursen an meiner Heimatuni. Es gab eine wöchentliche Vorlesung zu einem bestimmten Thema und Studenten präsentierten einen kurzes Referat mit knappem, schriftlichen Resümee im anschließenden Tutorium. Zu Ende des Semesters sollte eine längere Hausarbeit zu einem der Vorlesungsthemen abgegeben werden. Sprachlich war das Studium für mich kein Problem und eine gute Herausforderung, was Theorietexte und Hausarbeiten anging. Abgesehen von einem etwas nuschelnden Professor, hatte ich keine Verständnisprobleme. Die Voraussetzung von B1 für das Studium macht auf jeden Fall Sinn, da theoretische Texte teilweise etwas fordernder sein können, auch wenn sie nicht so anspruchsvoll sind wie an meiner Heimatuni. Das Studium empfand ich ganz klar unter dem Niveau meiner Heimatuni und wesentlich verschulter. Es gab klare Deadlines an denen Projekte eingereicht werden mussten und strikte Vorgaben. Abgaben, Noten und Projekte werden an meiner Heimatuni wesentlich lockerer gehandhabt und der Schwerpunkt liegt mehr auf der Besprechung der persönlichen Projekte, offenen Diskussionen sowie der individuellen, künstlerischen Entwicklung. Trotzdem war es sehr spannend über australische Kunst zu lernen, von geschichtlichen Ereignissen zu erfahren und festzustellen, dass die Versöhnung zwischen Aboriginal und westlichen Menschen im Gegensatz zu meiner naiven Annahme noch überhaupt nicht abgeschlossen ist. Freizeit und Freunde Ich erkundete vor dem Studium, in den Osterferien sowie an Wochenenden Noosa, North Stradbroke Island, den Lamington National Park, die Glass House Mountains, Mount Coottha, den Bellingen River National Park, den Dorrigo National Park, Mullumbimby, den Mount Jerusalem National Park und vieles mehr. Die vielfältige Fauna und Flora Australiens ist wirklich beeindruckend und wunderschön zu entdecken. Die Ausflüge zu unterschiedlichen Stränden und Nationalparks lohnen sich wirklich und ich freue mich jetzt nach Ende des Semesters noch einen Monat Zeit zu haben, um North Queensland mit seinen Regenwäldern, Stränden und Unterwasserwelten zu erkunden. Es ist besonders schön auch abgelegenere Orte zu besuchen, die nicht so touristisch sind und zum Beispiel eine weite, unberührte Landschaft nur für sich zu haben. Während des Studiums besuchte ich verschiedene Ausstellungen in Brisbane, den botanischen

4 Garten und machte beim kostenlosen South Bank Sportprogramm mit. Es ist wirklich super, dass es solch ein Angebot nahe am South Bank Campus gibt. Die Kontakte zu meinen Mitstudenten blieben eher oberflächlich, da während den Kursen meist nicht viel Zeit für Unterhaltungen blieb und man sich nur einmal die Woche sah. Viele der Studenten waren um einiges jünger als ich, mit meinem 25 Jahren, da die meisten Australier mit 18 ihr Studium beginnen. Der Altersunterschied machte sich in unterschiedlichen Interessen sowie einer anderen Weltsicht bemerkbar. Natürlich wäre ich sicher auch offensiver auf Mitstudenten zugegangen, wenn ich den Freundeskreis und die Familie meines Freundes nicht gehabt hätte. Wohnung Ich lebte während des Semesters zusammen mit meinem Freund teilweise im Haus seiner Familie für eine äußerst günstige Miete für australische Verhältnisse und teilweise in einer WG. Die WG-Suche gestaltete sich sehr schwierig, da wir nur für einen kurzen Zeitraum suchten und zwei Personen waren. Die Miete der WG in einem Vorort von Brisbane war mit 540 AUD pro Monat und Person etwas teurer, als die Miete in Deutschland. Es war sehr angenehm nicht direkt in der Stadt zu leben und einen Garten mit Pool zu haben. Der Nachteil in einem Vorort von Brisbane zu wohnen ist ganz klar der längere Anfahrtsweg. Ich konnte die einstündige Busfahrt allerdings zum Lesen von Theorietexten nutzen. Kosten 365 Visum 745 Flug (Nur Hinflug) 215 Versicherung OSCH Ich hatte monatliche Ausgaben von etwa 800 bis 900 AUD für laufende Kosten ohne einmalige Kosten wie Flug, OSCH und Visum. Die monatlichen Ausgaben betrugen im Zeitraum, in dem ich in der WG wohnte, insgesamt etwa 1350 AUD, also etwa 880 : 32 Auslandsreisekrankenversicherung Hansemerkur 83 Gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland 360 Miete 260 Lebensmittel 75 Transport 70 Studienmaterial (Drucke, Filme, Filmentwicklung, Papier, usw.) Ärgerlicherweise kann man die gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland nicht kündigen, da man noch an der Heimatuni immatrikuliert ist. Kleidung, Ausgaben für Ausgehen und andere Extras sind hier nicht miteingerechnet. Berechnet habe ich auch nicht den Autokauf, den ich

5 zusammen mit meinem Freund getätigt habe. Es ist definitiv eine gute Investition ein Auto in Australien zu kaufen, in dem man auch übernachten kann, wenn man vorhat über längeren Zeitraum zu reisen. Wir haben uns für einen Ford Falcon für 2800 entschieden und ich hoffe, dass wir diesen für etwa den selben Betrag wieder verkaufen können. Ein guter Tipp, um kostenlos Geld weltweit abzuheben ist ein Konto bei der DKB. So spart man sich unnötige Kosten und es ist sogar möglich, das Konto zu eröffnen, wenn man schon im Ausland ist. Es dauert allerdings einige Zeit bis alle Unterlagen per Post eingetroffen sind und es ist geschickter die Kontoeröffnung vor der Abreise zu organisieren. Fazit Abschließend kann ich sagen, dass Australien und die Griffith University für Menschen mit hohem akademischen Anspruch im Hauptstudium / Masterstudiengang wahrscheinlich nicht das Richtige ist. Für wen aber das Erkunden des Landes, die Natur, das Kennenlernen der Kultur und der Menschen im Vordergrund steht, ist Australien die passende Wahl. Das Hessen-Queensland- Programm bietet die einzigartige Chance dieses Land über längeren Zeitraum kennenzulernen und hier ohne die ungeheuer teuren Studiengebühren zu studieren. Der große organisatorische Aufwand und Papierkram, der das Auslandssemester ermöglicht, ist sofort vergessen, wenn man am Strand liegt oder in den Regenwald eintaucht.