Teil 4. LTR-14 Turner Special von modellbau-cnc. test

Transkript

1 10 Teil 4 test David Büsken bauen und fliegen 4/2013 Der Bau der Laird Turner Meteor hat sich länger hingezogen, als geplant und zum Jahresbeginn waren die Platz- und Wetterverhältnisse so schlecht wie lange nicht mehr. Letztlich konnte aber alles fertig gestellt und der Test des Modells mit dem Fliegen abgeschlossen werden. LTR-14 Turner Special von modellbau-cnc Bereit zum Transport Mit dem vom Hersteller eingesetzten Fahrwerk läßt sich das Modell problemlos in jedem Kombi transportieren, die einzelnen Teile wurden gezielt darauf ausgelegt. Da uns das kurze Fahrwerk nicht gefiel und wir ein höheres und gleichzeitig wohl auch breiteres Fahrwerk verwendet haben, kommt man nur schwer durch Türen mit Standardmaß und in einem VW Passat lässt sich der Rumpf nicht transportieren. Nach langem Überlegen haben wir ein Transportfahrwerk gebaut, dass gerade genug Bodenfreiheit gewährt. Für die einfache Montage des Fahrwerks am Flugplatz haben wir eine Auflage für den vorderen Rumpf aus Styrodur erstellt. Für das Ende des Rumpfvorderteils wurde ein neuer Transportspant erstellt. Dieser hat ein kleines Rad für den Transport und ragt oben so weit über den Rumpf, dass man den Rumpf auf dem Rücken darauf ablegen kann. Zusätzlich wurde ein Griffloch eingebracht, um das Modell vernünftig tragen zu können. Da der Rumpf ohne das Leitwerk auf die Nase kippt, wurden zwei Steckungsrohre in den Spant geharzt, die in die Führungen des Rumpfes eingeführt werden. Zum einen ergibt das auch für den Transportspant eine gute Krafteinleitung, zum anderen wurden die Rohre komplett mit Blei aufgefüllt. Da wir im Laufe der Erprobung schon mal das ein Turn left, watch your

2 oder andere Teil, vor allen Dingen die langen Spezialschrauber, vergessen haben, wurden entsprechende Halterungen für die beiden Schrauber und die Steckungsrohre des Leitwerks an der vorderen Rumpfhalterung montiert. Valach 210-B2 Der Motor musste, wie im letzten Teil bereits erwähnt, einige Stunden auf dem Prüfstand absolvieren. Dabei war der Anfang gar nicht so toll, wie erhofft. Zwar sprang der Motor auf Anhieb manierlich an, aber die Werkseinstellung des Vergasers die die ersten Betriebsstunden beibehalten werden soll war so fett, dass der Motor bei Viertelgas absäuft. Das ist erst einmal nicht weiter schlimm, er lässt sich danach aber nicht wieder anwerfen. Wir haben viel gerätselt und probiert, Kerzen getrocknet, Zündspannungen überprüft nichts half. Nur lange Ruhephasen brachten Besserung. Irgendwann haben wir dann die beiliegenden Kerzen gewechselt und das Problem war weg. Die mitgelieferten Kerzen sind scheinbar von minderwertiger Qualität. Am Ende der Einlaufphase sollen die Kerzen sowieso entsorgt werden, weil Metallabrieb die Kerzen zusetzt, aber bei einem Motor dieser Preisklasse sollte schon zum Einlaufen ein Satz vernünftiger Kerzen beiliegen. Wer sich beim Betrieb des Motors an die sehr gut Bei den ersten Flügen war die Turner noch ohne Dekor und Radpuschen unterwegs. Telemetrie Ich bin ehrlich, so richtig überzeugt war ich nicht, dass ich Telemetrie zum Fliegen meiner Modelle brauche. Auf der anderen Seite bin ich aber zu neugierig und technikaffin, um es nicht wenigstens mal zu testen. Die Laird bietet sich geradezu an, um die verfügbaren FASSTest-Sensoren von robbe einzusetzen. Ein Sensor für eine externe Spannung informiert so über die Spannungslage des Zündakkus. Das GPS-Modul gibt Aufschluss über die Geschwindigkeiten und Entfernungen, gerade bei einem doch recht großen Modell eine interessante Sache. Schlussendlich kamen noch zwei Temperatursensoren für die Überwachungen der Zylindertemperaturen hinzu. Die Ausführung bis 125 C muss verklebt werden, dazu habe ich zunächst Wärmeleitkleber benutzt und danach alles satt mit temperaturfestem Silikon vermufft. Erste Tests am Boden ergaben, dass sich bei montierter Motorhaube die Temperaturen am Zylinderkopf um etwa 10 C-20 C erhöhen. Und selbst minutenlange Leerlaufphasen am Boden sorgten für keine besondere Erwärmung des Motors. Das beruhigt doch ungemein, schließlich hängt das Wohl des Modells am einwandfreien Lauf des Motors. Im Laufe der ersten Flüge haben wir die Telemetriedaten regelmäßig überwacht. Dabei haben wir bei Luft-Temperaturen um 28 C eine maximale Zylinderkopf-Temperatur von 110 C am hinteren Zylinder gemessen. Die laut GPS-Modul ermittelten Geschwindigkeiten lagen bei einem Maximum von 170 km/h, bei nahezu Windstille. Die Geschwindigkeit halte ich für realistisch und sie passt optisch zum Modell. Die zusätzlichen Informationen haben nicht nur meine Neugier befriedigt, sie sorgen auch für mehr Sicherheit im Modellflug-Alltag. six! gemachte Bedienungsanleitung hält, sollte allerdings keine weiteren Überraschungen erleben. Die 22-seitige Anleitung ist sehr verständlich und hält viele Tipps und Beispiele aus der Praxis bereit. Fünf Liter Benzin haben wir auf dem Prüfstand verbrannt und man konnte eine Verbesserung der Laufeigenschaften deutlich merken. Nachdem die Leerlaufnadel magerer gestellt wurde, zeigte der Motor dann auch seine Qualität im Leerlauf. Es ist wirklich erstaunlich, wie niedrig die Leerlaufdrehzahl ist und vor allen Dingen: der Sound im Leerlauf ist klasse. Hubraum ist eben durch nichts zu ersetzen als durch noch mehr Hubraum. Trotz immer noch fetter Einstellung dreht der Valach 210 die Zoll-Luftschraube von Fiala mit /min. Für die gut 20 kg Modellgewicht sollte das mehr als ausreichend sein. Im Laufe der Flugerprobung hat sich der Valach nicht nur soundmäßig von seiner besten Seite gezeigt. Einmal eingelaufen und eingestellt, hat man ein zuverlässiges Triebwerk, welches für sich alleine schon eine Schau ist. Raus ins Grüne Nach quälend langer Wartezeit passte dann endlich alles. Die Startbahn in gutem Zustand, das Wetter mit 20 C, Sonne und 3 Windstärken Querwind, und die Zeit, in Ruhe den Erstflug anzugehen. Wie gewohnt springt der Motor problemlos

3 12 test bauen und fliegen 4/2013 an, dank Telemetrie lässt sich vor dem Start prüfen, ob der Motor bereits Betriebstemperatur erreicht hat. Ein letzter Vollgascheck und es kann losgehen. Dank des langen Rumpfes läuft das Modell am Boden sehr gut geradeaus und es braucht nur wenig Seitenrudereinsatz, um die Laird auf der Bahn zu halten. Nach 40 m ist das Modell bereits in der Luft und steigt kraftvoll auf Höhe. Es musste deutlich Höhe getrimmt werden und ein wenig Querruder. Nachdem das Modell geradeaus flog, konnte zum ersten tiefen Überflug angesetzt werden. Modelle dieser Größe sind allein aufgrund der Präsenz schon beeindruckend, zumindest für den Piloten. Die Reaktion auf das Höhenruder ist um die Mitte etwas zu direkt, das Querruder kommt sehr träge. Trotzdem fliegt sich die Turner sehr angenehm. Auf dem Rücken muss nur minimal gedrückt werden, Messerflüge gelingen ohne großartig aussteuern zu müssen. Zum Landen muss der Motor weit herunter gedrosselt werden. Die ersten zwei Anflüge waren trotz langer Leerlaufphase im Anflug zu schnell. Beim dritten Anflug habe ich kurzerhand das Triebwerk abgestellt und die Laird setzte sich sanft hin. Die Erleichterung nach einem geglückten Erstflug ist einfach durch nichts zu ersetzen. In dem Augenblick ist die Der Transportspant für die Rumpftrennung. Neben einem Rad auf der Unterseite hat er eine Ablage mit Griff und reichlich Blei, damit das Modell nicht auf die Nase kippt. Aufgrund des langen und breiten Fahrwerks ist ein Transportfahrwerk nötig. So passt der Rumpf aber in jeden normalen Kombi. Einer der S.Bus-Empfänger sitzt völlig frei von jeder Störquelle oder Abschirmung hinter dem Cockpit. So verpackt bleibt der Motor auch im Sommer ausreichend kühl. Laut Telemetrie wurden im Flug maximal 110 C erreicht.

4 13 Die Zündung sitzt gemeinsam mit den Temperatursensoren auf dem Motordom. Die Sensoren sind mit Wärmeleitkleber am Zylinder verklebt und anschließend mit temperaturfestem Silikon gesichert. Das Öl, das aus dem Kurbelgehäuse gedrückt wird, fangen wir in einer fast nostalgischen Filmdose auf. gesamte Arbeit und der Ärger beim Lackieren vergessen. Nun kann es an das Feintuning gehen. Ohne Radverkleidungen und Aufkleber sieht die Laird doch etwas nackig aus. Flugerfahrung Bei den folgenden Flüge gab es zwei Zwischenfälle, die ich hier ansprechen möchte, da sie die Sorgfaltspflicht im Umgang mit Modellen verdeutlichen. Flug Nummer zwei endete mit zwei Überraschungen. Erst bei der Landung fiel uns auf, dass wir unterwegs die Kabinenhaube verloren hatten. Zum Glück gab es keinerlei Beschädigungen am Heck durch die Haube. Außerdem hatte sich eine der Flügelschrauben gelöst. Es fehlten nur noch zwei Gewindegänge und sie wäre komplett weg gewesen. Zum Glück hielt aber der Flügel noch so weit auf dem Rumpf, dass der Torsionsstift im Rumpf saß. Nicht auszumalen, was hätte passieren können. Daraufhin wurden Die Flügelsicherungen von Secraft gibt es leider nicht mit dem passenden Gewinde, daher haben wir sie entsprechend für unseren Zweck überarbeitet. Bei der Steckung der Flächenservos setzen wir auf MPX-Stecker und Geflechtschlauch zum Schutz der Kabel, die Flügel werden nur über einen Torsionsstift gehalten. Bei 210 cm³ und einem Holzmodell kann man beim Vollgascheck schon mal eine zweite Hand gebrauchen. Start frei für einen stressfreien Erstflug. Nach lediglich 30 m war die Laird in der Luft.

5 14 test bauen und fliegen 4/2013 Smoke on! Die Powerbox-Smokepumpe und das dazugehörige Smokeöl sorgen für den passenden Effekt. Technische Daten Maßstab: 1:2,58 Spannweite: mm Länge: mm Rumpflänge bis Stoßkante (Steckung): mm Abfluggewicht: g Motorisierung: 4T-Benzin-Boxer Valach 210 cm³ alle Schrauben noch einmal auf festen Sitz kontrolliert. Flug Nummer drei endete mit einer zu langsamen Landung. Das Modell lässt sich wirklich extrem langsam machen, es neigt dabei nicht zum Abkippen. Nachdem die Laird allerdings durchgesackt ist, ging sie beim Ausrollen auf die Nase und blieb wie ein Fliegerdenkmal fast senkrecht stehen. Zum Glück gab es durch den Vorfall keine ersichtlichen Schäden am Modell. Beim Aufrichten fiel aber auf, dass die Motor- Die mehrfarbigen Logos wurden von Global-Stickers im Digitaldruck erstellt, die Buchstaben und Zahlen sind aus dünner Beschriftungsfolie geplottet und passen sich sehr gut dem Untergrund an. Zuerst wird die für den Rahmen notwendige schwarze Grundlage geklebt, danach der weiße Buchstabe. Zum Positionieren wird Übertragungsfolie verwendet. haube nicht mehr fest saß. Hier hatte sich eine Schraube von dem Ring gelöst, an dem die Motorhaube verschraubt ist. Nach langen Jahren Jetfliegen glaubt man einfach nicht, dass sich Schrauben trotz mittelfester Schraubensicherung lösen können. Hier ist neben entsprechender Sicherung eine regelmäßige Kontrolle unumgänglich. Letzter Feinschliff Für das perfekte Auftreten gehören zu jedem anständigen Modell ein paar Aufkleber. Dem Bausatz liegt ein Dekorbogen bei, der mir persönlich aus verschiedenen Gründen nicht gefällt. Zum einen sind die Logos in einer recht schlechten Qualität gedruckt und sehen aus, als wären sie von einem Decalbogen eines Plastikbausatzes gescannt. Zum anderen sind die Logos allesamt deutlich zu klein geraten. Die Kennungen passen zwar, je nach Ausführung in der Größe, aber haben einen gerundeten Schriftstil und nicht wie im Original eckige Buchstaben und Zahlen. Die Lösung meines Problems kommt von Global Stickers, einem jungen Unternehmen, das schnell und individuell nicht nur Aufkleber für Modellflugzeuge produziert. Im Prinzip habe ich einen Mix der unterschiedlichen Varianten des Laird-Finishs gewählt, schließlich handelt es sich hier nicht um einen Scale-Nachbau und ich wollte ein schickes Finish. Die mehrfarbigen Logos sind im Digitaldruck entstanden und auf einer relativ dicken Folie aufgebracht. Insbesondere bei dem großen Champion -Aufkleber muss man darauf achten, dass man nach dem vorsichtigen Positionieren auf dem bespannten Flügel die Folie von der Mitte nach außen hin gut anreibt. Die Buchstaben und Zahlen sind aus dünner Beschriftungsfolie geplottet und passen sich sehr gut der Kontur an. Man sieht nicht nur die einzelnen Zacken des Zackenbandes, sondern auch jedes Staubkorn und die Struktur des Klarlackes, der eine leichte Orangenhaut bildet. Nach einer guten halben Stunde waren die Aufkleber verarbeitet und das Modell stand in ganz anderem Licht da. You have a race! Wer Lust hat, sich mit Holz auszutoben und einen wirklich gut gemachten Bausatz für ein Großmodell sucht, der ist bei der Laird LTR-14 Turner Special genau richtig. Ein Scale-Modell darf man nicht erwarten, obwohl in dieser Größe auch eine originalgetreue Spannweite noch ein gutmütiges Modell

6 15 Auch das passiert: Zu langsam, etwas zu hoch abgefangen und das Modell verneigt sich freundlich vor dem Piloten. Der bullige Rumpf verlangt nach einem schönen Schriftzug. Das Design ist ein Mix unterschiedlicher Laird-Varianten. ergeben hätte. Aber auch oder gerade mit der leicht erhöhten Spannweite bekommt man ein imposantes Flugzeug, die Form muss man eben mögen oder nicht. Fliegerisch ist dem Konstrukteur ein Lob auszusprechen. Die Laird fliegt wie auf den sprichwörtlichen oft benannten Schienen, auf dem Rücken muss fast nicht gedrückt werden. Die Tendenz, vom Messerflug in Normallage zurück zu drehen, ist sehr gering ausgeprägt. Ein Strömungsabriss ist kaum zu provozieren, das Modell geht irgendwann in den Sackflug und ist mit Querruder gut auszusteuern. Wenn man den Motor weit genug herunter drosselt, sind auch bei Windstille Landungen auf kurzen Plätzen problemlos möglich. Die Kombination Turner-Valach 210-Fiala ist wirklich ideal. Der Propeller begrenzt die Maximalgeschwindigkeit auf einen sinnvollen Bereich, schließlich haben wir es hier mit einem mehr oder weniger fragilen Holzmodell mit Gewebebespannung zu tun. Auf der anderen Seite braucht man die Bremswirkung des Propellers, um das Modell sicher landen zu können. Schon zwei bis drei Zacken erhöhter Leerlauf reichen, um den Gleitwinkel deutlich zu strecken. Das spricht wiederum für das gutmütige Flugverhalten der Laird, die uneingeschränkt für Einsteiger in der Großmodell- Szene zu empfehlen ist. Bleibt zu hoffen, dass bald noch viele weitere Laird Turner auf unseren Flugplätzen und Flugtagen anzutreffen sind. Und dann heißt es: Gentlemen, start your engines, you have a race! Weitere Infos und Bezug Hersteller: modellbau-cnc, Uwe Jordans, Schweinemarkt 9, Weilerswist, Tel.: , modellbau-cnc@t-online.de, Internet: Bezug: Aviation Scale Products, Holger Otte, Dorfstrasse 34, Oststeinbek (OT Havighorst), Tel.: , info@aviation-scale-products.com, Internet: Ausführung Short Kit Inhalt: Pappelsperrholz CNC-Laser-Cut Kit, GFK-Bauteile und Kabinentiefziehteile, Zukaufteile: Leisten, Beplankungs- und Bespannmaterial Preis: 1.139,- Ausführung Extended Kit Inhalt: Pappelsperrholz CNC-Laser-Cut Kit, GFK-Bauteile und Kabinentiefziehteile, keine Zukaufteile erforderlich Preis: auf Anfrage Zusätzliche Bezugsanschriften Toni Clark practical scale GmbH, Tel.: , Internet: Global-Stickers, Marvin Schlusen, Tel.: , Internet.: Fertig! Mit Radschuhen und komplettem Finish zeigt sich die Turner Special in voller Pracht.