56. DHS Fachkonferenz in Erfurt. Abstinenz Konsum Kontrolle: Warum diskutieren wir darüber? Dr. Theo Wessel, Berlin
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1 56. DHS Fachkonferenz in Erfurt Abstinenz Konsum Kontrolle: Warum diskutieren wir darüber? Dr. Theo Wessel, Berlin
2 Verlauf 1. Saufteufel und Selbstkontrolle 2. Sucht (Bsp. Alkohol) und Suchthilfen 3. Abstinenz Konsum Kontrolle 4. Debatte Kontrolliertes Trinken 5. Wertigkeit der Zielsetzungen 6. Ziel und Weg der Abstinenz (Empfehlungen) 7. Trinkmengenreduktion (Programme) 8. Zieloffene Suchtarbeit
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4 4 Altägyptische Schrift um 1500 v. Chr.
5 5 Antikes Griechenland
6 Post-Moderne Ob das funktioniert? (aus: Peyer, 1991) 6
7 Konsumverteilung Alkohol (18-65 Jahre)
8 Sozio- und gesundheits-ökonomische Daten zu Alkoholfolgen in Deutschland Mortalität pro Jahr: ~ (Rauschgifttote 2009: 1.313) Volkswirtschaftliche Kosten alkoholbezogener Krankheiten (ohne Kriminalität und intangible Kosten): ~ 24,4 Mrd. im Jahr Alkoholbezogene Arbeitsunfähigkeitsfälle: im Jahr Rehabilitationsmaßnahmen Abhängigkeitskranke: im Jahr Alkoholbedingte Frühberentungen: im Jahr Straftaten unter Alkoholeinfluss (2008): bei Gewaltkriminalität (31,3% aller Gewaltstraftaten); bei Sachbeschädigung (27,2% aller dieser Straftaten); alle Tatvewrdächtigen (12,2% aller Tatverdächtigen) Krankenhausbehandlungen im Akutbereich (F10 Diagnosen ICD- 10): im Jahr 2004 Alkoholunfälle im Straßenverkehr mit Personenschäden: im Jahr 2008, dabei 528 Getötete
9 Wieviel Alkohol ist zuviel?
10 Standardgetränke (Zählmaße)
11 Alkoholische Getränke und Risikoentwicklung
12 Übersicht über die Angebote der Suchthilfe
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15 Abtinenz-Konsum-Kontrolle Gleichwertige Alternativen, bzw. Optionen in der Beratung, Behandlung, Betreuung von Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen oder generell im Umgang mit Suchtmitteln? Differenzierte Angebote für unterschiedliche Zielgruppen unterschiedliche Stadien in der Veränderung riskanten Konsums?
16 Aktuell, zum Beispiel: Suchtberatungsstellen mit strukturierten Angeboten zum Kontrollierten Konsum oder Reduzierten Konsum (Kurse) Früherkennung und Frühintervention - Kurzinterventionen Suchtmedikamente, pharmakologische Therapie mit entsprechenden Versprechungen Entwöhungsbehandlung mit dem Ziel Punktabstinenz
17 Klinische Bedeutung? Geringer Unterschied/Nebenwirkungen
18 Suchthilfe ist mehr als Abstinenzorientierung Hilfeziele-Pyramide von Dirk Schwoon aus den 1980er Jahren z.b. bei Drogenkonsumierenden vorrangigere Ziele ( Harm Reduction ) Hilfeziele-Pyramide hat Suchthilfeangebote nachhaltig beeinflusst
19 aus Meili et al., Suchttherapie 2004
20 aus Meili et al., Suchttherapie (2004)
21 Kontinuum der Wohn-Optionen Wohn-Option Nasses Wohnen Feuchtes Wohnen Trockenes Wohnen Haltung zum Substanzgebrauch Relativ tolerant Irgendwie tolerant Relativ intolerant Case-Management- Phase Aufbau einer Behandlungsallianz Überzeugung und Motivation Aktive Behandlung und Rückfall-Prävention Primäre Funktionen Schutz und Sicherheit Stabile Unterkunft Allianz aufbauen durch Toleranz Stabiles Wohnen mit Grenzen für den Gebrauch Konsequenzen des Suchtmittelgebrauchs explodieren Richtung Reduktion Abstinenz Stabiles Wohnen mit abstinentem Lebensstil Freiheit von Konsum- Peer-Gruppe Soziale Unterstützung durch Abstinente Tagesstruktur und soziale Beziehungen verbessern 21
22 22
23
24 Ziel-Begriffe klären Kontrollierter Konsum als Strategie, das Konsumverhalten nach einem zuvor festgelegten Konsumierplan, bzw. nach festen Konsumierregeln auszurichten
25 Ziel-Begriffe klären Normaler Konsum liegt dann vor, wenn jemand ohne vorherigen Konsumplan aus der Situation heraus spontan entascheidet, ob konsumiert wird oder nicht
26 Ziel-Begriffe klären Reduzierter, moderater Konsum ist ein Konsummuster, dass weder auf gesundheitlicher und/oder sozialer Ebene Probleme und Schädigungen nach sich zieht (z.b. Konsummengenempfehlungen der WHO, DHS, )
27 Ziel-Begriffe klären Sozialer Konsum ist das Konsumverhalten, das im Rahmen eines sozialen Kontextes von allen Beteiligten als akzeptabel befunden wird und sich an allgemeinen sozialen, kulturellen Normen orientiert
28 Ziel-Begriffe klären Punktabstinenz Kein Konsum am ungeeigneten Ort (z,b. Arbeitsplatz) Kein Konsum zu ungeeigneten Zeitpunkt (z.b. im Vorfeld des Führens von Kraftfahrzeugen) Kein Konsum für bestimmte Personen (z.b. Schwangere)
29 Kontrolliertes Trinken -Debatte 2 Bereiche: gesundheitspolitisch/schadensbegrenzende Strategie vs. Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen, insbesondere in der Suchtselbsthilfe mit klarem Abstinenzziel als notwendige Orientierung kt als erster Schritt, bei Scheitern : Orientierung am Ziel lebenslange Abstinenz
30 Kontrolliertes Trinken -Debatte Aus neurowissenschaftlicher Sicht ist Abstinenz der erfolgreichere, nachhaltigere Weg Erlernen von Kontrolliertem Konsum ist eher nur für Wenige erfolgreich (nach nachjähriger Substanzabhängigkeit) Partielle Abstinenz, Punktabstinenz Medizinische Rehabilitation setzt auf Abstinenz (Erwerbsfähigkeit)
31 Veränderungen DSM IV zu DSM V
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33 Gewichtungen vornehmen Wie wichtig, bedeutsam ist Ihnen Abstinenz? Wie zuversichtlich sind Sie, dass Abstinenz erfolgreich umgesetzt werden kann?
34 Gewichtungen vornehmen Wie wichtig, bedeutsam ist Ihnen Trinkmengenreduktion? Wie zuversichtlich sind Sie, dass Trinkmengenreduktion erfolgreich umgesetzt werden kann?
35 Gewichtungen vornehmen Wie wichtig, bedeutsam ist Ihnen (selbst)kontrollierter Konsum? Wie zuversichtlich sind Sie, dass (selbst)kontrollierter erfolgreich umgesetzt werden kann?
36 Das Ziel und der Weg der Abstinenz
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38 Entzugsbehandlung Lat. abstinere: sich enthalten, fernhalten Ziel ist das Einstellen jeglichen Alkoholkonsums aus eigenem Entschluss. Eine konkrete Zeitdauer ist damit nicht verknüpft. Eine Trinkmengenreduktion kann ein Zwischenschritt zur Abstinenz sein. Häufig liegen gesundheitliche bzw. psychosoziale Probleme vor, die eine Alkoholabstinenz erforderlich machen können (z.b. notwendige Lebertransplantation) bzw. das Erreichen einer solchen erheblich erschweren können (z.b. trinkendes Umfeld). Ziel einer Entzugsbehandlung ist das komplikationslose Freiwerden vom Suchtmittel (Abstinenz). Die Aufrechterhaltung einer Abstinenz stellt eine eigene Herausforderung dar und profitiert in der Regel deutlich von den therapeutischen Hilfen einer Post- Akutbehandlung.
39 Postakute Interventionen Generelle Wirksamkeit Postakute Interventionsformen sollen Patienten im Anschluss an die Entzugsphase als nahtlose weiterführende Behandlung angeboten werden. Dabei stellt die Abstinenz bei abhängigem Konsum die übergeordnete Zielsetzung dar. Empfehlungsgrad: KKP, LoE: nicht anwendbar Literatur: (1, 4, 5, 6, 7, 9, 11, 34, 52, 53, 58) Gesamtabstimmung: 76,9% KKP
40 Postakute Interventionen Bei postakuten Interventionsformen ist Abstinenz bei Alkoholabhängigkeitssyndrom (ICD10: F10.2) primäres Therapieziel. Ist die Erreichung von Abstinenz z.z. nicht möglich oder liegt schädlicher bzw. riskanter Konsum vor, soll eine Reduktion des Konsums (Menge, Zeit, Frequenz) im Sinne einer Schadensminimierung angestrebt werden. Empfehlungsgrad: A, LoE: 1a Literatur: (1, 4, 5, 6, 7, 9, 11, 34) Gesamtabstimmung: 100% A
41 Postakute Interventionen Bedingungen: Vernetzung der Angebote Zur nachhaltigen Abstinenzstabilisierung und Rückfallprävention soll nach der Postakutbehandlung (einschließlich Entwöhnung) nahtlos eine aufeinander abgestimmte suchtbezogene Versorgung von mindestens einem Jahr angeboten werden. Empfehlungsgrad: KKP, LoE: nicht anwendbar Literatur: (1, 3, 10, 11, 25, 46, 52, 53) Gesamtabstimmung: 100% KKP
42 Wirksamkeit Zur grundsätzlichen Wirksamkeit einer weitergehenden Behandlung von alkoholbezogenen Störungen im Anschluss an die Akutbehandlung finden sich Aussagen in drei internationalen Leitlinien und zwei systematische Reviews. Dabei stellt dauerhafte Abstinenz bei abhängigem Konsum (ICD10: F10.2) die übergeordnete Zielsetzung dar. Darüber hinaus sind situations- und verhaltensbezogene Risikosituationen zu unterscheiden, für die punkt- bzw. zeitraumbezogene Abstinenzzeiten angezeigt sind. Bei schädlichem bzw. riskantem Konsum sind (Punkt-)Abstinenz bzw. Reduktion des Konsums (Menge, Zeit, Frequenz) indiziert.
43 Empfehlung S3-Leitlinien Für die meisten Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit sollte das ange-messenste Ziel in Bezug auf Alkoholkonsum das Anstreben völliger Abstinenz sein. Mit zu-nehmendem Grad der Alkoholabhängigkeit wird die Rückkehr zum moderaten oder kontrollierten Trinken zunehmend schwierig (Edwards & Gross 1976; Schuckit 2009). Weiterhin ist für Menschen mit wesentlicher psychischer oder körperlicher Komorbidität (z. B. bei Depres-sion oder alkoholbedingter Lebererkrankung) Abstinenz das angemessene Ziel. Jedoch kön-nen Menschen mit riskantem und schädlichem Trinkverhalten und solche mit einem niedri-gen Grad der Alkoholabhängigkeit möglicherweise das Ziel eines moderaten Alkoholkonsums erreichen (Raistrick et al. 2006). Falls ein Betroffener das Ziel eines moderaten Konsums vertritt, der Behandler jedoch glaubt, dass damit beträchtliche Risiken einhergehen, sollte der Behandler ihm eindringlich dazu raten, dass Abstinenz am angemessensten ist; er sollte dem Betroffenen aber auf keinen Fall eine Behandlung vorenthalten, wenn dem Rat nicht gefolgt wird (Raistrick et al. 2006). (NICE 2011; Übersetzung durch A. Günthner).
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45 Beispiele
46 SKOLL
47 PEGPAK Psychoedukatives Gruppenprogramm bei problematischen Alkoholkonsumgewohnheiten Dr. Theo Wessel Dr. Heinz Westermann
48 PEGPPOK PsychoEdukatives Gruppenprogramm bei Problematischen Partydrogen- oder OpiatKonsum Dr. Theo Wessel
49 Zieloffene Suchtarbeit
50 Absichten
51 Absichten
52 Voraussetzungen
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55 Dancing not wrestling
56 TTM Transtheoretisches Modell DiClemente &Prochaska
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58 Ambivalenz und Veränderungsmotivation
59 Folie 59
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63 Stadien der Veränderung beim Tabakkonsum 63
64 Stadien der Änderungsmotivation Wie ist Ihre Absicht, am Rauchen, über das wir gesprochen haben, etwas zu verändern? Aufrechterhaltung Ich möchte dabei bleiben, nicht mehr zu rauchen. Absichtslosigkeit Nein, habe ich nicht vor. Umsetzung Bin schon dabei und nehme konkrete Hilfe in Anspruch. Entscheidung Ja, ich habe mich jetzt entschieden. Absichtsbildung Nein, aber es gibt etwas, das mich nachdenklich stimmt!
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66 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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