Klimaänderung und Tourismus Szenarienanalyse für das Berner Oberland Hansruedi Müller Fabian Weber

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1 Klimaänderung und Tourismus Szenarienanalyse für das Berner Oberland 2030 Hansruedi Müller Fabian Weber

2 Herausgeber Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF) der Universität Bern Auftraggeber Destinationen Berner Oberland (DBeO) Roger Seifritz, Gstaad-Saanenland-Tourismus (Leitung Arbeitsgruppe) Roland Huber, Adelboden-Tourismus Sammy Salm, Grindelwald-Tourismus Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Bern, beco Projektleitung Hansruedi Müller, Prof. Dr.rer.pol Sachbearbeitung Fabian Weber, lic.phil. Foto (Titelblatt) Hansruedi Müller, Prof. Dr.rer.pol Gestaltung Desk Design, 3032 Hinterkappelen Druck Länggass Druck AG, 3012 Bern Copyright FIF Universität Bern ISBN Bern 2007

3 Klimaänderung und Tourismus Inhalt Zusammenfassung 3 Ausgangslage 3 Methodik und Aufbau 3 Ausgangsszenario bis ins Jahr Ökologische Konsequenzen 5 Konsequenzen für den Tourismus und spezifische Massnahmen 7 Fazit Ausgangslage Szenarienanalyse Methodisches Vorgehen Faktoren der Szenarienanalyse Wirkungsmodell «Klimaänderung Tourismus» Ausgangsszenario bis ins Jahr 2030 (Einflussfaktoren) Ökologische Konsequenzen Temperatur und Niederschlag Schneesicherheit Permafrost Gletscher Landschaft, Vegetation Naturgefahren Wasserhaushalt Weitere Parameter Fazit Konsequenzen für den Tourismus und spezifische Massnahmen Bergbahnen und Skischulen Beherbergung, Hotellerie Bergführer/Outdoor-Veranstalter Tourismus-Organisationen und Gemeindebehörden Massnahmenbeispiele Ökonomische Effekte der Klimaänderung auf den Tourismus im Berner Oberland Annahmen Effekte auf den Tourismus (Schritt 1 ohne Anpassungsmassnahmen) Klimabedingte Investitionskosten für den Tourismus (Schritt 2 Anpassungsmassnahmen) Effekte auf den Tourismus (Schritt 3 mit Anpassungsmassnahmen) Fazit 59

4 Klimaänderung und Tourismus 8. Generelle Verminderungs- und Anpassungsstrategien Verminderungsstrategien Anpassungsstrategien Tourismus im Berner Oberland 2030 eine Ballonfahrt Anhang Auswertungen zu Niederschlag und Temperatur im Berner Oberland Gletscher im Berner Oberland Permafrost im Berner Oberland Skigebiete im Berner Oberland Literatur 86

5 Klimaänderung und Tourismus Zusammenfassung Ausgangslage Mit der Klimaänderung sind zukünftig in der Schweiz deutlich höhere Temperaturen zu erwarten. Im Alpenraum dürfte die Klimaänderung besonders stark ausfallen. Neben der Erwärmung sind auch Änderungen bezüglich Niederschlag und anderer Klimaaspekte zu erwarten. Die Anfälligkeit des Tourismus auf klimatische Veränderungen ist sowohl aufgrund seiner wirtschaftlichen Bedeutung im Berggebiet als auch aufgrund der Exponiertheit gross. Für die Betroffenen ist es unumgänglich, sich rechtzeitig der Herausforderungen bewusst zu werden und über mögliche Zukunftsstrategien nachzudenken. Die Destinationen im Berner Oberland möchten dabei eine Vorreiterrolle einnehmen. Sie beauftragten das Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF) der Universität Bern, in einer Studie mögliche Folgen der Klimaänderung für den Tourismus im Berner Oberland aufzuzeigen, um eine fundierte Diskussion über mögliche Anpassungs- und Verhinderungsstrategien führen zu können. Methodik und Aufbau Da sowohl bezüglich des Ausmasses der Klimaänderung als auch bezüglich der daraus folgenden Konsequenzen grosse Unsicherheiten bestehen, wird die Spannbreite durch ein Minimal- und ein Maximal-Szenario abgedeckt. Das Augenmerk gilt ausschliesslich denjenigen Faktoren, die mit der Klimaänderung in direktem Zusammenhang stehen. Beim System Klimaänderung-Tourismus handelt es sich um eine Wirkungskette, die verschiedene Ebenen umfasst. Abbildung 1 möchte modellhaft die für die Evaluation relevanten Wirkungszusammenhänge aufzeigen.

6 Klimaänderung und Tourismus Abb. 1: Übersichtsmodell zur Szenarioanalyse Treibhausgase Einflussfaktoren Klimaänderung (Temperatur, Niederschlag u.a.) Ökologische Konsequenzen Konsequenzen für den Tourimus Massnahmen und Strategien Temperatur, Niederschlag Bergbahnen/ Skischulen Permafrost Beherbergung/ Hotellerie Gletscher Landschaft, Vegetation Destinationen Berner Oberland Touristische Nachfrage, Reiseverhalten Handlungsfelder Outdoorveranstalter/ Bergführer Wasserhaushalt, Nebel Naturgefahren Schneesicherheit Tourismusorganisationen/Gemeinden Vermeidungs- und Anpassungsstategien Quelle: FIF 2007 Ausgangsszenario bis ins Jahr 2030 Das Ausgangsszenario wurde aus verschiedenen Klimamodellen berechnet und prognostiziert Temperatur und Niederschlag für die Alpennord- und Alpensüdseite pro Jahreszeit. (Frei 2004) Tabelle 1 zeigt die probabilistische Temperaturprojektion für die Schweiz; Tabelle 2 die wahrscheinlichste Niederschlagsprojektion mit Änderungen des mittleren jahreszeitlichen Niederschlags, wobei sich die Änderungen auf das Basisjahr 1990 beziehen. Die äusseren Spalten bezeichnen den 95% Unsicherheitsbereich der Änderung. Tab. 1: Temperaturveränderung in Grad Unsicherheits bereich (Minimal- (Maximal- Szenario) Szenario) Nord-Schweiz DJF (Dez. Feb.) Quelle: Frei 2004 MAM (März Mai) JJA (Juni Aug.) SON (Sept. Nov.)

7 Klimaänderung und Tourismus Tab. 2: Niederschlagsveränderung (in Prozent) Unsicherheits bereich (Minimal- (Maximal- Szenario) Szenario) Nord-Schweiz DJF (Dez. Feb.) Quelle: Frei 2004 MAM (März Mai) JJA (Juni Aug.) SON (Sept. Nov.) In jedem Fall wird zukünftig mit höheren Temperaturen zu rechnen sein. Während es im Sommer mehr Trockenheit geben wird, ist im Winter mit mehr Niederschlägen zu rechnen, in unteren Höhenlagen in Form von Regen, in oberen in Form von Schnee. Aus der Spannweite der Unsicherheiten dieses Szenarios wurden sowohl ein Minimal-Szenario als auch ein Maximal-Szenario bis ins Jahr 2030 erstellt, ohne dafür konkrete Wahrscheinlichkeiten zu berechnen. Das Minimal-Szenario geht von der kleinstwahrscheinlichen Zunahme der Temperatur sowie von den minimalen Veränderungen des Niederschlags im Vergleich zum Status Quo aus. Das Maximal-Szenario nimmt die aufgrund der Berechnungen grösstmögliche Temperaturzunahme an sowie die maximalen Abweichungen der Niederschläge. Zwar liegen die wahrscheinlichsten Werte jeweils zwischen den Szenarien, doch wird in dieser Form die Palette möglicher Veränderungen am besten abgedeckt. Ökologische Konsequenzen Das Minimal-Szenario Die Temperatur nimmt bis ins Jahr 2030 (gegenüber 1990) im Winter um 0.4 C und im Sommer um 0.6 C zu. Der Niederschlag wird im Sommer und Herbst leicht abnehmen, im Winter jedoch eine minime Zunahme verzeichnen. Die Schneefallgrenze wird um ca m ansteigen, das Auftauen des Permafrosts leicht zunehmen, aber weiterhin grossen Schwankungen unterworfen sein. In den häufiger auftretenden heissen Sommern wird es punktuell vermehrt zu Steinschlägen und Felsstürzen kommen. Der Gletscherrückgang wird sich gegenüber den letzten Jahren etwas abschwächen. Wo sich heute aufgrund gefährlicher Gletscher Bedrohungen ergeben, wird sich die Situation zuspitzen. Die Gebiete um die heutigen Gletscherzungen werden durch den Gletscherrückgang freigelegt. Ansonsten sind in Bezug auf die Landschaft kaum wesentliche Veränderungen zu erwarten. Bezüglich Naturgefahren gibt es keine klaren Tendenzen. Bisherige Trends werden sich tendenziell verstärken. Insbesondere Starkniederschläge dürften häufiger auftreten. Die Sommer werden etwas trockener. Insgesamt würden die Veränderungen im Minimal-Szenario etwas weniger turbulent verlaufen als in den letzten Jahren.

8 Klimaänderung und Tourismus Im Minimal-Szenario kann die Betroffenheit der Destinationen im Berner Oberland zusammenfassend wie folgt eingeschätzt werden. Tab. 3: Minimal-Szenario Relevanz der Thematik für die Destinationen im Berner Oberland Destinationen Adel- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thuner- Wengenboden- region wald Saanen- Simmen- region see Mürren- Frutigen land tal Lötsch- Lauterberg brunnental Temperatur und Niederschlag x x x x x x x x x Schneesicherheit x x x xx xxx x xx xxx x Permafrost x xxx xx x xx x Gletscherschwund x xxx xx x x xx xx Landschaftsveränderung x x x x x Massenbewegungen xx xx xx x xx xx xx x x Überschwemmungen xx xxx xx x xx xx xx xxx x (Skala: x = geringe Relevanz xxxx = sehr hohe Relevanz) Quelle: FIF 2007 Das Maximal-Szenario Ausgehend vom Basisjahr 1990 wird bis 2030 mit einem Temperaturanstieg von +1.8 C gerechnet, für den Sommer sogar mit +2.6 C. Die Niederschläge werden im Winter deutlich um 11% zunehmen, während sie im Sommer um 18% und im Herbst um 8% abnehmen werden. Die Zunahme starker Niederschlagsereignisse im Winter führt zu einem höheren Lawinenrisiko in höheren Lagen (ab 2000 m.ü.m.). Umgekehrt wird durch die wärmeren Temperaturen die Schneefallgrenze in tieferen Lagen um m ansteigen. Im Sommer wird der Permafrost tiefgründiger auftauen. Das Risiko von Steinschlägen und Felsstürzen wird somit deutlich zunehmen. Die Gletscher werden markant zurückgehen und die Bedrohung durch gefährliche Gletscher wächst. Das Landschaftsbild wird durch den Rückgang in Gletschergebieten verändert. Lokal können auch die Spuren von Naturereignissen zu landschaftlichen Veränderungen führen. Naturereignisse werden häufiger auftreten und zu höheren Schäden führen. Insbesondere Hitzewellen im Sommer, aber auch Massenbewegungen nehmen zu. Im Frühling kommt es aufgrund höherer Wasserstände vermehrt zu Überschwemmungen. Im Sommer hingegen können die Wasserreserven durch extreme Trockenperioden kurzfristig zurückgehen. Die Auswirkungen für die Tourismuswirtschaft fallen deutlich stärker aus als in den letzten Jahren.

9 Klimaänderung und Tourismus Tab. 4: Maximal-Szenario Relevanz der Thematik für die Destinationen im Berner Oberland Destinationen Adel- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thuner- Wengenboden- region wald Saanen- Simmen- region see Mürren- Frutigen land tal Lötsch- Lauterberg brunnental Temperatur und Niederschlag xx xx xx xx xx xx xx xx xx Schneesicherheit xx xx xx xxx xxxx xx xxx xxxx xx Permafrost xx xxxx xxx xx xx xxx xx Gletscherschwund xx xxxx xxx xx xx xxx xxx Landschaftsveränderung xx xx xx x xx xx Massenbewegungen xxx xxx xxx xx xxx xxx xxx x xxx Überschwemmungen xxx xxxx xxx xx xxx xxx xxx xxxx xx (Skala: x = geringe Relevanz xxxx = sehr hohe Relevanz) Quelle: FIF 2007 Konsequenzen für den Tourismus und spezifische Massnahmen Neben vielen anderen gesellschaftlichen, sozialen und ökologischen Veränderungen hat die Klimaänderung einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung des Tourismus. Bei den prognostizierten Auswirkungen handelt es sich um Einschätzungen, die im Rahmen eines Workshops mit touristischen Leistungsträgern diskutiert wurden. Bergbahnen/ Skischulen Mangelnder Schnee, die steigende Schneefallgrenze und damit fehlende Winteratmosphäre sind für die Bergbahnen das zentrale Thema. In Zukunft wird die Zahl der schneesicheren Skigebiete stark abnehmen. Im Berner Oberland sind zwar weniger Skigebiete betroffen als im Jura, in der Ost- und in der Zentralschweiz, aber mehr als im Wallis und in Graubünden. Für die Skigebiete des Berner Oberlandes könnte sich die Schneesicherheit wie folgt entwickeln.

10 Klimaänderung und Tourismus Tab. 5: Schneesichere Skigebiete im Berner Oberland Region Anzahl Schneesicherheit Skigebiete aktuell 1200 m.ü.m m.ü.m. (Minimal-Szenario) Maximal-Szenario) Anzahl % Anzahl % Alpenregion Grindelwald Thunersee Wengen-Mürren-Lauterbrunnental Adelboden-Frutigen Lenk-Simmental Ferienregion Lötschberg Gstaad-Saanenland Quelle: FIF 2007 Weitere für den Tourismus relevante Aspekte sind: Fehlender Schnee im Mittelland, fehlende Winteratmosphäre, Nachfrageeinbrüche Knappes Wasser für die Beschneiung, teure Investitionen in Speicheranlagen Weniger Betriebstage im Falle einer Abnahme der Anzahl Sonnentage und/ oder Zunahme der Tage mit starkem Wind Neue Standorte für Skischulen, Verlagerung in höhere Gebiete Herausforderungen durch Naturgefahren, Attraktionsverlust (Gletscher), gefährdete Infrastrukturen (Permafrostböden) Gletscherschwund, evtl. Attraktionsverlust als Aufenthalts- und Aktivitätsraum Wärmere Sommer, Popularisierung der «Sommerfrische», Verlagerung von Frequenzen vom Winter in den Sommer Kurzfristig sind für die Bergbahnen und Skischulen unter anderem folgende Anpassungsmassnahmen von Bedeutung: Schneesicherheit künstlich erhöhen (Beschneiung, Speicherseen, Pistenkorrekturen) Skilifte durch bodenunabhängige Sessellifte ersetzen Angebote im Frühling, Sommer und Herbst ausbauen Skischulen in die Höhe verlegen Reaktion der Gäste beobachten und berücksichtigen alternative Attraktionen und Aktivitäten anbieten/ ausbauen: Wandern, Schlitteln, Skimiete etc. Beherbergung, Hotellerie Die Klimaänderung wird sich auf den Beherbergungssektor vor allem aufgrund der erwarteten Veränderungen im Wintersport auswirken. Wenn saisonale und räumliche Verlagerungseffekte der Touristenströme auftreten, bekommt dies auch die Beherbergung zu spüren, wohl aber etwas weniger stark als die vom Tagestourismus abhängigen Betriebe.

11 Klimaänderung und Tourismus 9 Folgende Entwicklungen stellen für den Beherbergungssektor die zentralen Herausforderungen dar: Veränderte Immobilienpreise, höherer Druck auf schneesichere und gut erreichbare Gebiete Höhere Versicherungsprämien und Bankkredite aufgrund erhöhter Risiken Mehrkosten für Investitionen in Sicherheit und Alternativangebote Verlagerungen vom Winter in den Sommer, verminderte Saisonalität Fehlende Winteratmosphäre, Wegfall eines wichtigen Verkaufsargumentes Mehr Sommergäste, zunehmende Popularität der «Sommerfrische» Für den Beherbergungssektor sind u.a. verschiedene kurz- und mittelfristige Massnahmen zentral: Diversifikation und Branding auf der Ebene der Destinationen und der Betriebe verstärken Angebote differenzieren, Schnee und insbesondere Ski unabhängige Angebote ausbauen Marketing auf Stärken konzentrieren, «Sommerfrische» nutzen und bewerben Wachsendes Sicherheitsbedürfnis der Gäste berücksichtigen Bergführer/ Outdoor-Veranstalter Mit dem Rückzug der Gletscher verändert sich die alpine Landschaft stark. Neben dem möglichen Attraktivitätsverlust für Bergsteigen und Outdoor-Sportarten wird bereits heute beobachtet, dass die Gefahr von Steinschlag und Felsstürzen als Folge des auftauenden Permafrosts auf vielen alpinen Routen zunimmt. Durch vermehrte Extremereignisse (Unwetter, Überschwemmungen) verändern sich die Gefahrendispositionen und das Risiko für Outdoor-Sportarten. Winter: Die fehlende Winteratmosphäre bei wenig Schnee wird den Anbietern von Outdoor-Sportarten zunehmend zu schaffen machen. Die Angebotsstruktur wird sich verändern und Sicherheitsprobleme können auftreten. Sommer: Wärmere und niederschlagsärmere Sommer dürften für Outdoor-Veranstalter eher positive Auswirkungen haben. Schwierig abzuschätzen sind Veränderungen der landschaftlichen Attraktivität. Sicherheitsaspekte könnten für Bergsteiger im hochalpinen Raum vermehrt zu Problemen führen. Die Berücksichtigung der Gefahrendispositionen und entsprechende Massnahmen werden für Bergführer und Outdoor-Veranstalter eine zunehmende Bedeutung erhalten: Saison ausweiten Indoor-Attraktionen ausbauen, Infrastrukturen anpassen Neue Angebote schaffen: Trekking, Klettersteige, Begehung von Schluchten Auf andere Sportarten oder Aktivitäten ausweichen: Schneeschuhlaufen, Winterwandern etc. Neue Geschäftsfelder aufbauen: Sicherheitsarbeiten, Felsräumungen etc.

12 Klimaänderung und Tourismus 10 Tourismus-Organisationen und Gemeindebehörden Die Gemeindebehörden in den betroffenen Destinationen sind insbesondere dort gefordert, wo zusätzliche Risiken entstehen, das Gefahrenmanagement angepasst werden muss und Investitionen in die Sicherheit notwendig werden. Die Tourismusorganisationen in den betroffenen Destinationen sind primär in Bezug auf Kooperation und Information gefordert. Sie müssen die Entwicklungen antizipieren und die Kommunikation nach innen und aussen anpassen. Zu den wichtigen Massnahmen gehören: Angebot diversifizieren: neue Attraktionen, Inszenierung des Bergsommers Bevölkerung bezüglich Klimaänderung sensibilisieren Naturgefahren antizipieren und reduzieren: Erarbeitung von Krisenplänen, Klärung von Schnittstellen zu Kooperationspartnern Verkehrswege schützen Kommunikation professionalisieren: Erarbeitung von Krisenorganisation und -konzepten Ökonomische Konsequenzen der Klimaänderung Schätzungen zeigen, dass der Tourismus im Winter starke Umsatzeinbussen verzeichnen wird. Sie halten sich jedoch in Grenzen, weil das Berner Oberland mit einigen hoch gelegenen Skigebieten davon profitieren kann, dass Konzentrationsprozesse stattfinden werden. Von den negativen Folgen solcher Konzentrationsprozesse sind andere Regionen (v.a. auch im näheren Ausland) noch gravierender betroffen. Zudem ist das Berner Oberland bekannt für einen ausserordentlich starken Sommertourismus. Damit kann ein Teil der Umsatzeinbussen kompensiert werden. Wenn das touristische Angebot diversifiziert wird, kommt es zu saisonalen und strukturellen Verlagerungen der Erträge. In drei Schritten wurde eine Annäherung an die finanziellen Folgen der Klimaänderung auf den Tourismus im Berner Oberland unter den Bedingungen des Maximal-Szenarios versucht: Schritt 1: Veränderungen von Frequenzen und Umsätzen unter Ausblendung allfälliger Anpassungsmassnahmen des Tourismus Klimabedingte Umsatzeinbusse Winter Total: ca. 200 Mio. CHF jährlich oder ca. 30% Klimabedingte Umsatzsteigerung Sommer Total: ca. +80 Mio. CHF jährlich oder +7% Per Saldo klimabedingte Umsatzveränderung (unter den heutigen Strukturbedingungen): ca. 120 Mio. CHF jährlich oder ca. 7% Schritt 2: Kosten für klimabedingte Investitionen (Anpassungsmassnahmen) Zusätzliche klimabedingte Investitionen von jährlich rund 75 Mio. CHF Schritt 3: Veränderung von Frequenzen und Umsätzen unter Berücksichtigung der Anpassungsmassnahmen aus Schritt 2 Klimabedingte Umsatzeinbusse Winter Total: ca. 150 Mio. CHF jährlich oder ca. 22% Die klimabedingte Umsatzsteigerung im Sommer von ca. +80 Mio. CHF jährlich oder ca. +7% bleibt gleich wie ohne Anpassungsmassnahmen

13 Klimaänderung und Tourismus 11 Per Saldo klimabedingte Umsatzveränderung (mit Anpassungsmassnahmen): ca. 70 Mio. CHF jährlich oder ca. 4% Fazit Die tatsächlichen Auswirkungen der Klimaänderung auf den Tourismus hängen stark von den ergriffenen Massnahmen ab. Während kurzfristig primär Anpassungsmassnahmen (Adaptation) nötig sind, ist die Thematisierung von Klimamassnahmen nur dann glaubwürdig, wenn auch Verminderungsmassnahmen (Mitigation) ergriffen werden. Als Mitverursacher der Klimaänderung soll der Tourismus nicht nur reagieren, sondern möglichst Massnahmen zur Verminderung von Emissionen (Mitigation) auch als Chance sehen. Wichtige Strategien sind: Förderung des öffentlichen Verkehrs Konsequente Anwendung des Verursacherprinzips Verbesserung des Verkehrsmanagements Reduktion des Energieverbrauchs und der Emissionen von Heizanlagen Kompensation von CO 2 -Emissionen Gleichzeitig muss sich der Tourismus den veränderten Bedingungen anpassen. Die wichtigsten Anpassungsstrategien (Adaptation) sind: Sensibilisierung der Bevölkerung Förderung von Innovation und Diversifikation Erweiterung des Angebots und Verlängerung der Saison Gefahrenabwehr durch technische und organisatorische Massnahmen Klare Positionierung und gezieltes Marketing Intensivierung der Forschung Zur Erreichung einer wünschbaren Zukunft sind Ein- und Weitsicht erforderlich. Vom Tun und Unterlassen wird es abhängen, welche Entwicklung eintreten wird. Sie wird nur dann die gewünschte Wende nehmen, wenn man nicht auf irgendwelche «Andere» hofft, sondern selbst einen überzeugten und begeisterten Anfang macht. Jeder und jede von uns trägt dabei Verantwortung. So gesehen hat auch der kleinste Schritt in die richtige Richtung in sich einen Wert: Die «kleine persönliche Revolution» als Auftakt und Voraussetzung der grossen Veränderung.

14 Klimaänderung und Tourismus Ausgangslage Mit der Klimaänderung sind in Zukunft auch für die Schweiz deutlich höhere Temperaturen zu erwarten. Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) rechnet mit einem Anstieg der globalen Jahresmitteltemperatur von 1990 bis 2050 zwischen 0.65 und 2.75 C resp. bis 2100 zwischen 1.4 und 5.8 C. Alle Modelle weisen darauf hin, dass sich die Klimaänderung im Alpenraum eher stärker als im globalen Mittel bemerkbar macht. Für die Schweiz ergibt eine Szenarienanalyse für die gleiche Periode ( ) einen Anstieg um 0.5 bis 4.8 C (Proclim 2001, OcCC 2002). Neben der Erwärmung werden auch Änderungen im Niederschlag und in anderen Klimagrössen erwartet. Der Tourismus spielt im Alpenraum eine wichtige Rolle. Im Berner Oberland betrug der tourismusinduzierte Gesamtumsatz im Jahr Mrd. CHF, die Wertschöpfung 1.82 Mrd. CHF. Dies entspricht einem Beitrag des Tourismus am regionalen Bruttoinlandprodukt von 26.6%. (Rütter, Müller et al. 1995) Der Tourismus ist nicht nur Betroffener, sondern auch Verursacher der Klimaänderung, da Mobilität mit der damit verbunden Emission von Treibhausgasen eine zentrale Voraussetzung des Tourismus ist. Nichtsdestotrotz ist die Anfälligkeit des Tourismus auf klimatische und naturräumliche Veränderungen sowohl aufgrund der grossen wirtschaftlichen Bedeutung im Berggebiet als auch aufgrund der Exponiertheit im Alpenraum hoch. Der alpine Tourismus ist auf mehreren Ebenen von klimatischen Veränderungen betroffen, die ihn in Zukunft vor ernsthafte Probleme stellen könnten. Die neun Destinationen des Berner Oberlandes haben deshalb dem Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF) der Universität Bern den Auftrag erteilt, in einer Studie mögliche Folgen der Klimaänderung aufzuarbeiten, um eine fundierte Diskussion über mögliche Anpassungs- und Verhinderungsstrategien führen zu können. Ziel der Studie ist es, die hauptsächlichen Herausforderungen, die sich aus der Klimaänderung für das Berner Oberland ergeben, zu evaluieren und Strategien zur Minimierung negativer Effekte auf den Tourismus zur Diskussion zu stellen.

15 Klimaänderung und Tourismus Szenarienanalyse 2.1. Methodisches Vorgehen Bezüglich des Ausmasses der Klimaänderung als auch bezüglich der daraus folgenden Konsequenzen bestehen grosse Unsicherheiten. Deshalb sollen die Konsequenzen in einem Minimal- und einem Maximal-Szenario dargestellt werden. Unter einem Szenario wird gängigerweise die Beschreibung einer zukünftigen Situation verstanden sowie die Entwicklungsmuster, die vom Heute in die Zukunft führen. Mit Hilfe der Szenariomethode können isolierte Vorstellungen über positive und negative Veränderungen einzelner Entwicklungsfaktoren in der Zukunft zu umfassenden Bildern und Modellen zusammengefasst werden. (Vgl. Reibnitz 1991) Ein Szenario ist also ein Zukunftsmodell, das unter bestimmten, wissenschaftlich möglichst gut abgestützten Annahmen erstellt wird. Um ein Verständnis der Wirkungszusammenhänge zu entwickeln, wird eine umfangreiche Analyse der Gegenwartssituation vorausgesetzt. Im Anschluss müssen die Einflussparameter erfasst und unter Berücksichtigung der Unsicherheiten sowie Kenntnislücken bewertet werden. Das Ergebnis der Szenarioanalyse besteht in der Formulierung alternativer, in sich konsistenter Zukunftsbilder. Ziel der Studie ist nicht, alle möglichen Entwicklungen darzustellen, sondern spezifische Verläufe auszuwählen und entsprechend mögliche Trends auszuarbeiten. Die vorliegende Studie basiert primär auf der Auswertung vorhandener Untersuchungen und Statistiken. Die Erkenntnisse aus den Sekundärstudien wurden in verschiedenen Schritten der Arbeitsgruppe DBeO vorgelegt und in zwei Workshops vertieft diskutiert: Am in Interlaken mit 35 Personen aus allen touristischen Bereichen und am in Bern mit ausgewählten Persönlichkeiten zur Ableitung ökonomischer Konsequenzen. Der räumliche Bezug für die Analyse bildet das Berner Oberland. Folgende Akteure stehen dabei im Zentrum: Bergbahnen, Skischulen Beherbergung, insbes. Hotellerie Outdoor-Veranstalter, Bergführer Tourismusorganisationen und Gemeindebehörden

16 Klimaänderung und Tourismus Faktoren der Szenarienanalyse Das Ausgangsszenario, dem Emissionsszenarien und Modellrechnungen zugrunde liegen, berechnet die prognostizierte Klimaänderung bezüglich Temperatur und Niederschlag. Daraus werden ein Minimal- und ein Maximal-Szenario abgeleitet. Diese Variabeln beeinflussen wiederum mehrere ökologische Faktoren wie Schneefallgrenze, Permafrost, Gletscher, Landschaft oder Naturgefahren. Diese ökologischen Konsequenzen werden für die beiden Szenarien deskriptiv aufgearbeitet. Die ökologischen Faktoren bilden die Grundlage für die Bestimmung der tourismus-ökonomischen Folgen. Neben der Attraktivität des touristischen Angebots und des Landschaftsbildes können das Investitionsverhalten touristischer Leistungsträger und der öffentlichen Hand und natürlich die touristische Nachfrage betroffen sein.

17 Klimaänderung und Tourismus Wirkungsmodell «Klimaänderung Tourismus» Der Evaluation der Wirkungszusammenhänge liegt folgendes Modell zugrunde: Abb. 2: Übersichtsmodell zur Szenarioanalyse Einflussfaktoren Treibhausgase Klimaänderung (Temperatur, Niederschlag u.a.) Ökologische Konsequenzen Temperatur, Niederschlag Naturgefahren Schneesicherheit Permafrost Gletscher Landschaft, Vegetation Wasserhaushalt, Nebel Konsequenzen für den Tourimus Massnahmen und Strategien Bergbahnen/ Skischulen Beherbergung/ Hotellerie Destinationen Berner Oberland Touristische Nachfrage, Reiseverhalten Handlungsfelder Outdoorveranstalter/ Bergführer Tourismusorganisationen/Gemeinden Vermeidungs- und Anpassungsstategien Quelle: FIF 2007 Das Modell zeigt, dass es sich beim System «Klimaänderung-Tourismus» nicht um eine einfache Ursache Wirkung Beziehung handelt. Der Untersuchungsgegenstand stellt vielmehr eine Wirkungskette dar, die verschiedene Ebenen umfasst. Einflussfaktoren Auch wenn das genaue Ausmass des Beitrags von Treibhausgasen zur Klimaänderung nicht exakt bestimmt werden kann, gilt es als gesichert, dass ein signifikanter Zusammenhang zwischen anthropogenen Emissionen und der Klimaänderung besteht. Als Ausgangsbasis dient ein Szenario, das die Veränderungen der Klimaelemente Temperatur und Niederschlag simuliert. Ökologische Konsequenzen Die daraus folgenden Auswirkungen auf verschiedene naturräumliche Parameter sind mit einer grösseren Unsicherheit behaftet. Es werden jeweils zwei Szenarien ausgeführt, mögliche ökologische Konsequenzen beschreibend aufgezeigt und die Betroffenheit einzelner Destinationen skizziert. Konsequenzen für den Tourismus Daraus folgend wird die Bedeutung der Veränderungen für verschiedene Akteure im Tourismus eruiert. Dabei wird für die beiden Szenarien nur noch je ein Bild aufgezeigt. Schliesslich können mögliche Konsequenzen für das touristische Angebot und indirekt

18 Klimaänderung und Tourismus 16 für die touristische Nachfrage abgeleitet und anschliessend die resultierenden monetären Effekte grob umrissen werden. Massnahmen und Strategien Während für die Erarbeitung der Szenarien allfällige anthropogene Eingriffe noch ausgeblendet werden, gilt es zum Schluss mögliche Steuerungsmechanismen zu evaluieren sowie denkbare Massnahmen und Strategien zu erarbeiten. Abb. 3: Der Szenarienbaum 1. Klimaszenarien 2030 (Einflussmassnahmen) 2. Ökologische Konsequenzen 3. Konsequenzen für den Tourismus 4. Massnahmen und Strategien Quelle: FIF 2007

19 Klimaänderung und Tourismus Ausgangsszenario bis ins Jahr 2030 (Einflussfaktoren) In Bezug auf die zukünftigen Auswirkungen der Klimaänderung gibt es viele Unsicherheiten. Im Bericht des Organe consultatif sur les Changements Climatiques (OcCC 2003:5) ist nachzulesen, dass für die Beurteilung kleinräumiger Phänomene, die erhebliche Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft haben könnten, der momentane Wissensstand kaum ausreichend sei, denn die Klimamodelle verfügen nicht über die nötige räumliche Auflösung. Um mögliche Folgen aufzuzeigen, müssen deshalb Annahmen getroffen werden, die auf dem derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnisstand beruhen. Verschiedene Modelle berechnen die Entwicklung des Klimas in der Zukunft. Als Grundlage für die Untersuchung dient das Szenario von Frei (2004), das im Rahmen des EU-Projektes PRUDENCE auf regionaler Ebene Simulationen mit 16 verschiedenen Modellketten erarbeitet. Dabei handelt es sich um eine wahrscheinliche Projektion. Unsicherheiten sind Teil eines Szenarios. Berechnet wurden die Niederschlags- und Temperaturänderungen für die Nord- und die Südschweiz für das Jahr Als Zeithorizont für das Szenario wurde das Jahr 2030 festgelegt, da diese Zeitspanne überschaubar ist und es bis dahin aber trotzdem bereits sichtbare Veränderungen geben wird. Mögliche Kippeffekte (wie beispielsweise eine starke Abschwächung der Wirkungen des Golf Stroms) werden nicht betrachtet. Abb. 4: Veränderung der globalen Temperatur Quelle: Wigley & Raper median IPCC

20 Klimaänderung und Tourismus 18 Abbildung 4 zeigt die probabilistische Projektion von Wigley und Raper (2001) für die Änderung der globalen Mitteltemperatur im 21. Jh. gegenüber Verschiedene Graustufen entsprechen verschiedenen Konfidenzbereichen. Die im IPCC (Houghton et al. 2001) genannten Unsicherheitsbereiche sind vertikal dargestellt. Das Modell zeigt, dass sowohl beim Niederschlag wie bei der Temperatur die Änderung von der Jahreszeit abhängt. Im Norden der Schweiz wird bis zum Jahr 2030 im Winterquartal eine Niederschlagszunahme zwischen 0 und rund 10%, im Sommerquartal dagegen eine Abnahme um 3 bis 18% erwartet. Die beste Schätzung (der Median) der Änderung beträgt +4% im Winter und 9% im Sommer. Die Niederschlagsänderungen auf der Alpensüdseite sind quantitativ ähnlich. Die besten Schätzungen weichen um wenige Prozent von denjenigen der Nordschweiz ab, aber der Unsicherheitsbereich ist etwas grösser, besonders im Sommer. In den Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst sind sowohl Zu- wie Abnahmen möglich, wobei die besten Schätzungen minime Abnahmen aufzeigen. Abb. 5: Niederschlagsszenario für die Schweiz Quelle: Frei 2004 Alpennordseite Alpensüdseite Niederschlagsänderung DJF MAM JJA SON Jahreszeit DJF MAM JJA SON Jahreszeit 0.51 Die Abbildung 5 zeigt die probabilistische Niederschlagsprojektion für die Schweiz, nördlich (links) und südlich (rechts) des Alpenhauptkamms. Die Änderung des mittleren jahreszeitlichen Niederschlags ist als Verhältnis des zukünftigen gegenüber dem Stand 1990 dargestellt. (Linke Achse in logarithmischen Einheiten. Ein Wert von 0.50 bezeichnet zum Beispiel eine Halbierung gegenüber den Verhältnissen 1990.) Die vertikalen Balken beschreiben das 95% Konfidenzintervall und die horizontalen schwarzen Linien den Median

21 Klimaänderung und Tourismus 19 (beste Schätzung) der Änderung. Die Balken zeigen die Änderung bis ins Jahr 2030 (2050, 2070). Tab. 6: Niederschlagsveränderung in Prozent Unsicherheits bereich (Minimal- (Maximal- Szenario) Szenario) Nord-Schweiz DJF (Dez. Feb.) MAM (März Mai) JJA (Juni Aug.) SON (Sept. Nov.) Süd-Schweiz DJF (Dez. Feb.) Quelle: Frei 2004 MAM (März Mai) JJA (Juni Aug.) SON (Sept. Nov.) Die mittleren Temperaturen nehmen gemäss der probabilistischen Projektion in allen Jahreszeiten zu. Ausgehend vom Basisjahr 1990 werden bis ins Jahr 2030 in der Nordschweiz eine Erwärmung von 0.4 bis 1.8 C im Winterquartal und eine solche von 0.6 bis 2.6 C im Sommerquartal erwartet. Die beste Schätzung der Änderung ist 0.9 C im Winter und 1.4 C im Sommer. Es gibt kaum Unterschiede in den Resultaten zwischen der Nord- und der Südschweiz. Für die Übergangsjahreszeiten ist die Erwärmung vergleichbar mit derjenigen im Winter.

22 Klimaänderung und Tourismus 20 Abb. 6: Temperaturszenario für die Schweiz Quelle: Frei 2004 Alpennordseite Alpensüdseite Temperaturänderung ( C) DJF MAM JJA SON DJF MAM JJA SON Jahreszeit Jahreszeit Die Abbildung 6 zeigt eine probabilistische Temperaturprojektion für die Nord- und Südschweiz. Ausgehend vom Basisjahr 1990 sind die Änderungen in Grad bis 2030 (hell), bis 2050 (mittel) und bis 2070 (dunkel) gegenüber 1990 angegeben. Tab.7: Temperaturveränderung (in Grad Celsius) Unsicherheits bereich (Minimal- (Maximal- Szenario) Szenario) Nord-Schweiz DJF (Dez. Feb.) MAM (März Mai) JJA (Juni Aug.) SON (Sept. Nov.) Süd-Schweiz DJF (Dez. Feb.) Quelle: Frei 2004 MAM (März Mai) JJA (Juni Aug.) SON (Sept. Nov.)

23 Klimaänderung und Tourismus 21 Mehr Regen und weniger Schnee im Winter in tiefen Lagen Im Norden der Schweiz wird bis ins Jahr 2030 im Winter eine Niederschlagszunahme von ungefähr 4% erwartet und ein Anstieg der mittleren Temperatur um +1 C. Die Niederschlags- und Temperaturänderungen auf der Alpensüdseite sind quantitativ ähnlich (+6% beim Niederschlag, +0.9 C bei der Temperatur). Die Zunahme starker Niederschlagsereignisse im Winter führt zu mächtigeren Schneedecken in höheren Lagen ab 2000 m.ü.m. Umgekehrt wird durch die wärmeren Temperaturen die Schneefallgrenze um m ansteigen. Die Schneesicherheit sinkt. Mehr Trockenheit im Sommer Im Sommer werden die mittleren Temperaturen bis 2030 um ungefähr +1.4 C ansteigen. Gleichzeitig werden die Niederschläge um rund 10% abnehmen. Als Folge der Erwärmung werden Evaporation und Transpiration zunehmen. Die Kombination dieser Veränderungen kann zu einem vermehrten Auftreten von Trockenperioden führen. Ableitung der Szenarien Aus der Spannweite des oben aufgeführten Szenarios wurden ein Minimal- sowie ein Maximal-Szenario erstellt, ohne dafür konkrete Wahrscheinlichkeiten zu berechnen. Das Minimal-Szenario geht von der kleinstwahrscheinlichen Zunahme der Temperatur sowie von den minimalen Veränderungen des Niederschlags im Vergleich zum Status Quo aus. Das Maximal-Szenario nimmt die aufgrund der Berechnungen grösstmögliche Temperaturzunahme an sowie die maximalen Abweichungen der Niederschläge. Auch wenn die wahrscheinlichsten Werte jeweils zwischen den Szenarien liegen, wird so die Palette möglicher Veränderungen am besten abgedeckt.

24 Klimaänderung und Tourismus Ökologische Konsequenzen Für die ökologischen Konsequenzen gibt es keine Modellrechnungen, da die Zusammenhänge nach heutigem wissenschaftlichem Stand der Forschung nicht im Detail bekannt und entsprechend die Auswirkungen meist nicht quantifizierbar sind. Aufgrund der skizzierten Szenarien sollen deshalb nur Tendenzen aufgezeigt und Entwicklungen qualitativ eingeschätzt werden. Wo die wissenschaftlichen Grundlagen mangelhaft sind, werden schliesslich gewisse Aspekte diskursiv erläutert. Trotz grosser Unsicherheiten wird versucht, die ökologischen Konsequenzen für die einzelnen touristischen Destinationen im Berner Oberland einzuschätzen. Die Entwicklung der Klimaänderung kann nur bedingt auf eine regionale Skala herunter gebrochen werden. Zwischen den Destinationen oder Alpentälern gibt es teilweise mikroklimatische Unterschiede, die mangels Differenzierung der Klimamodelle nur andeutungsweise herausgearbeitet werden können Temperatur und Niederschlag Generell Veränderungen von Temperatur und Niederschlag haben diverse ökologische Konsequenzen, die für den Tourismus von Bedeutung sind. Änderungen von Temperatur und Niederschlag wirken sich direkt auf das Wetter aus und können die Disposition für Naturereignisse grundlegend verändern. Temperatur und Niederschlag Minimal-Szenario Maximal-Szenario Die Temperatur nimmt im Winter um 0.4 C, im Sommer um 0.6 C zu. Dies entspricht einer leicht schwächeren Zunahme als seit In Bezug auf den Niederschlag gibt es im Sommer und Herbst eine leichte Abnahme, im Winter eine minime Zunahme. Die Temperaturen in der Nord-Schweiz steigen um 1.8 C, im Sommer sogar um 2.6 C. Die Niederschläge nehmen im Winter deutlich zu (+11%) und im Sommer stark ab ( 18%). Auch im Herbst ist mit markant weniger Niederschlag zu rechnen ( 8%) Destinationen Berner Oberland Veränderungen von Temperatur und Niederschlag betreffen alle Destinationen in ähnlichem Masse. Durch höhere Wintertemperaturen fällt in tieferen Lagen weniger Niederschlag in Form von Schnee.

25 Klimaänderung und Tourismus 23 Tab. 8: Relevanz der Thematik für die Destinationen Szenario Adelboden- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thunersee Wengen- Frutigen region wald Saanenland Simmental region Mürren- Lötschberg Lauterbrunnental Min. x x x x x x x x x Max. xx xx xx xx xx xx xx xx xx (Skala x = geringe Relevanz xxxx = sehr hohe Relevanz) 5.2. Schneesicherheit Generell Eine Untersuchung der Entwicklung der Schneedecke zwischen 1931 und 1999 zeigt bis in die frühen 80er-Jahre eine stetige Zunahme in Bezug auf Schneemenge, Dauer der Schneebedeckung und Anzahl Tage mit Schneefall. Seit den 80er-Jahren machen die Daten für alle untersuchten Variablen eine markante Abnahme deutlich. (Laternser/ Schneebeli 2003) Der Trend hin zu einem Klima mit weniger Schnee ist von der Höhenlage abhängig. Während Stationen über 2000 m.ü.m. kaum Tendenzen zu weniger Schnee zeigen, wird die Abnahme umso deutlicher, je tiefer eine Station liegt. Bei den Stationen unter 2000 m.ü.m. waren die 90er-Jahre mit grossem Abstand die schneeärmste Dekade seit (Laternser/ Schneebeli 2003) Mit mehr Winterniederschlag werden die Schneemengen in den höheren Lagen zunehmen, während in tieferen Lagen Niederschlag vermehrt als Regen fallen wird. Die Grenze, oberhalb welcher in einem milderen Klima mit grösseren Schneemengen zu rechnen ist, liegt zwischen 1700 und 2000 m.ü.m. Die Anzahl winterlicher Starkniederschläge im Alpenraum hat sich erhöht. Auch wenn aus der Vergangenheit keine Trends in Bezug auf Schneedecke und Schadenlawinenaktivität beobachtet werden können (OcCC 2003:77), gehen verschiedene Autoren davon aus, dass mit mehr Schnee in höheren Lagen die Lawinengefahr zunehmen wird. Nach einer Faustregel steigt die Schneefallgrenze pro Grad um ca m. Ein Gebiet gilt als schneesicher, wenn in mindestens 7 von 10 Wintern vom bis an mindestens 100 Tagen eine für den Schneesport ausreichende Schneedecke von mindestens 30cm liegt. (Vgl. Abegg 1996)

26 Klimaänderung und Tourismus 24 Schneesicherheit Minimal-Szenario Maximal-Szenario Bei einer Temperaturzunahme im Winter von 0.4 C ist von einem Anstieg der Schneefallgrenze um m auszugehen. Nimmt die durchschnittliche Wintertemperatur um 1.8 C zu, wird die Schneefallgrenze um m ansteigen Destinationen Berner Oberland In einer Studie der Abteilung Naturgefahren des Kantons Bern (Buri, Ryter o.j.) werden verschiedene Daten des Eidg. Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) aufgearbeitet, auf die im Folgenden zurückgegriffen wird. Spätes Einschneien: Nimmt man den 25. Dezember als Stichtag, zeigt sich, dass die Schneedecke zu diesem Zeitpunkt in der Tendenz auch in höheren Lagen immer dünner wird. Die durchschnittliche Schneehöhe an Weihnachten ist in den vergangenen 50 Jahren auf etwa die Hälfte gesunken. In den Jahren 1991 bis 2006 gab es deutlich weniger Schnee als im Durchschnitt der Jahre Abb. 7 zeigt die Entwicklung der Schneehöhen am 25. Dezember für Wengen. Entsprechende Grafiken für andere Messstationen sind im Anhang angefügt. Abb. 7: Schneehöhen an Weihnachten in Wengen (1310 m.ü.m.) Jährliche Werte und statistisch berechnete Trendlinie Quelle: Winterberichte SLF Schneehöhe (in cm) Trendlinie (Linear)

27 Klimaänderung und Tourismus 25 Wärmere Winter: Der Durchschnitt der Wintertemperaturen lag bei 2.4 C, derjenige von bei 2.9 C (Messstation Interlaken). Die Winter sind in Interlaken in den vergangenen 50 Jahren markant wärmer geworden. Diese Aussagen treffen auch für höhere Stationen zu (s. Anhang). Abb. 8: Wintertemperaturen im Interlaken Jährliche Werte, Mittelwerte und statistisch berechnete Trendlinie Quelle: Winterberichte SLF mittlere Temperaturen Trendlinie (Linear) Mittel Mittel Häufiger schneearme Winter: Seit 1990 war die Schneedecke in Adelboden meist dünner als im langjährigen Durchschnitt. Die Tendenz der Schneearmut ist nicht auf abnehmende Niederschläge zurückzuführen, sondern auf den Anstieg der Temperaturen. In höheren Lagen ist die Abnahme der Schneedecke weniger ausgeprägt, wie weitere Auswertungen im Anhang zeigen. Die Schneearmut in tiefen Lagen ist hingegen auffällig.

28 Klimaänderung und Tourismus 26 Abb. 9: Mittlere Schneehöhen ( ) Adelboden (1350 m.ü.m.) Quelle: Winterberichte SLF Schneehöhe (in cm) Trendlinie (Linear) Mittel Kürzere Winter: Folgende Auswertung basiert auf den gemittelten Werten der Vergleichsstationen Adelboden, Gsteig, Mürren und Wengen (s.a. Anhang). Fast alle Winter seit 1990 waren kürzer als der langjährige Durchschnitt von Mitte der Fünfziger- bis Ende der Achtzigerjahre. Dies ist die Folge sowohl des späten Einschneiens als auch der früheren Ausaperung.

29 Klimaänderung und Tourismus 27 Abb. 10: Tage zwischen Einschneien und Ausapern Mittelwerte Gsteig-Adelboden-Mürren-Wengen Quelle: Winterberichte SLF Schneebedeckung (in Tagen) Trendlinie (Linear) Mittel 55 89: 136 Mittel 90 05: Die Schneesicherheit wird vor allem in tiefen Lagen vermehrt zu einem Problem werden. Entsprechend sind vor allem Destinationen wie Thunersee, Interlaken aber auch Gstaad- Saanenland betroffen. Tab. 9: Relevanz der Thematik für die Destinationen Szenario Adelboden- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thunersee Wengen- Frutigen region wald Saanenland Simmental region Mürren- Lötschberg Lauterbrunnental Min. x x x xx xxx x xx xxx x Max. xx xx xx xxx xxxx xx xxx xxxx xx (Skala x = geringe Relevanz xxxx = sehr hohe Relevanz) 5.3. Permafrost Generell In der Schweiz sind 4 6% der Fläche Permafrostgebiete, rund doppelt so viel wie die heutige Gletscherfläche. Permafrost existiert primär in vier Bergregionen: im Engadin, im Wallis, in den Berner Alpen und im Tödi-Gebiet. Die Mächtigkeit des Permafrosts in den Schweizer Alpen ist variabel und reicht von wenigen Metern bis zu mehreren hundert

30 Klimaänderung und Tourismus 28 Metern. (PERMOS 2003) Neben den Sommertemperaturen ist aufgrund der isolierenden Wirkung insbesondere die Schneedecke für den Permafrost entscheidend. Der Sommer 2003 hat erste Auswirkungen von ansteigenden Temperaturen auf Permafrostgebiete gezeigt. Zwischen Juni und August 2003 wurde eine sehr hohe Zahl an Felsstürzen im gesamten Alpenraum festgestellt, was als wahrscheinliches Anzeichen für die rasche Destabilisierung steiler Permafrosthänge bei starker Erwärmung erachtet wird. Die Auswirkungen der Klimaänderung auf die Schweizer Permafrostgebiete sind bisher kaum prognostizierbar. Unsicherheiten bestehen in Bezug auf die Ausdehnung des Permafrosts, den Eisgehalt des Untergrundes sowie auf den komplexen Einfluss der Klimaänderung. Insgesamt wird mit der Klimaerwärmung das Auftauen der Permafrostböden weiter zunehmen und somit auch die Stärke und Häufigkeit von Steinschlägen und Bergstürzen. Im Zusammenhang mit starken Niederschlagsereignissen kann das Auftauen von Schutthängen zu vermehrten und grösseren Murgängen führen und auch bisher nicht betroffene Gebiete gefährden. Permafrost Minimal-Szenario Maximal-Szenario Das Auftauen des Permafrosts wird weiterhin leicht zunehmen, insgesamt aber grossen Schwankungen unterworfen sein. Nur in besonders heissen Sommern wird eine Zunahme von Naturgefahren zu vermerken sein. Bei einer starken Zunahme der durchschnittlichen Sommertemperaturen (2.6 C) wird der Permafrost tiefgründiger auftauen. Das Risiko für Steinschläge und Felsstürze wird deutlich zunehmen Destinationen Berner Oberland Der Permafrost in den Schweizer Alpen wird seit 20 Jahren wissenschaftlich untersucht. Seit dem Jahr 2000 werden diese Beobachtungen im Rahmen von PERMOS (Permafrost Monitoring Switzerland) gesamtschweizerisch koordiniert. Neben Gebieten mit Bodentemperaturmessungen gibt es auch verschiedene Messstationen mit Bohrungen. Im Berner Oberland gibt es Bohrmessstationen auf dem Jungfraujoch (11 m, seit 1995) und auf dem Schilthorn (95 m, 2000) sowie Bodenmessungen auf dem Gemmipass (Furgentälti), auf dem Schilthorn und auf dem Sanetsch-Pass (seit 1998).

31 Klimaänderung und Tourismus 29 Abb. 11: Maximale Mächtigkeit und Zeitpunkt der sommerlichen Auftauschicht auf dem Schilthorn seit 1998 Quelle: PERMOS 2005 Nov Datenausfall 2001 Okt Tiefe (m) Die Daten der geophysikalischen Messanlage auf dem Schilthorn zeigen, dass alleine der Jahrhundertsommer 2003 zu einem fast 9 m tiefen Auftauen führte. (PERMOS 2005) Die Grenze des Permafrosts liegt heute auf ca m.ü.m. Betroffen sind im Berner Oberland entsprechend vor allem die Alpenregion und Grindelwald sowie die hoch gelegenen Gebiete der Destinationen Ferienregion Lötschberg, Wengen-Mürren-Lauterbrunnental, Adelboden-Frutigen, Lenk-Simmental und Gstaad-Saanenland. Tab. 10: Relevanz der Thematik für die Destinationen Szenario Adelboden- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thunersee Wengen- Frutigen region wald Saanenland Simmental region Mürren- Lötschberg Lauterbrunnental Min. x xxx xx x xx x Max. xx xxxx xxx xx xx xxx xx (Skala x = geringe Relevanz xxxx = sehr hohe Relevanz)

32 Klimaänderung und Tourismus Gletscher Generell Seit dem letzten Gletscherhochstand am Ende der Kleinen Eiszeit um 1850 weichen die Gletscher in der Schweiz generell zurück. Heute gibt es noch ungefähr 2000 Gletscher, die rund 1050 km 2 bedecken. Das sind 2.5% der Fläche der Schweiz. Zwischen 1850 und 2000 verminderte sich die Fläche um über 40% und das Volumen aller Gletscher um rund 50%. (Spreafico/Weingartner 2005) Allein im Hitzesommer 2003 haben die Alpengletscher weitere 5 10% des verbliebenen Volumens eingebüsst. (BUWAL, BWG, Meteo- Schweiz 2004) Gemäss dem Nationalen Forschungsprogramm (NFP) 31 wird bei einer Erwärmung um 2.1 C ein Anstieg der Gleichgewichtslinie um 300 m gegenüber 1990 erwartet. Das bedeutet, dass 1436 der Gletscher in der Schweiz verschwinden, was 75% der Gesamtzahl und 17% der Gletscherfläche entspricht. Von Gletschern können zudem verschiedene Gefahren ausgehen. Es werden folgende Gefahrenarten unterschieden: Längen- und Geometrieänderungen, Gletscherhochwasser, Eis- und Gletscherstürze. Diese drei Gefahrentypen können eng zusammenspielen und mit Rückkoppelungsmechanismen zu gefährlichen, schwer prognostizierbaren Ereignissen führen. Gletscherschwund Minimal-Szenario Maximal-Szenario Der Gletscherrückgang wird weiter voranschreiten. Dabei werden sich die Längenänderungen gegenüber den letzten Jahren etwas abschwächen. Der Gletscherschwund wird stärker zunehmen als im Durchschnitt der letzten Jahre. Veränderungen wie im Sommer 2003 kommen öfters vor. Das Risiko für Naturgefahren aus Gletscher nimmt markant zu Destinationen Berner Oberland Gletscher kommen in den Destinationen Alpenregion, Grindelwald, Gstaad-Saanenland, Lenk-Simmental, Ferienregion Lötschberg und Wengen-Mürren-Lauterbrunnental vor. Die Länge all dieser Gletscher ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Die tiefsten Gletscher, welche die stärksten Rückgänge verzeichnen, befinden sich in der Alpenregion und in Grindelwald.

33 Klimaänderung und Tourismus 31 Abb. 12: Steingletscher (ohne Jahrgang) Quelle: Sammlung Gesellschaft für ökologische Forschung Abb. 13: Steingletscher (2003) Quelle: Sammlung Gesellschaft für ökologische Forschung

34 Klimaänderung und Tourismus 32 Abb. 14: Entwicklung der Gletscherlängen im Berner Oberland seit 1970 Quelle: VAW Jährliche Veränderung (in m) Abbildung 14 zeigt die Längenänderungen der fünfzehn Gletscher mit Messstationen (vgl. Anhang) im Berner Oberland seit Tab. 11: Relevanz des Gletscherrückgangs für die Destinationen Szenario Adelboden- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thunersee Wengen- Frutigen region wald Saanenland Simmental region Mürren- Lötschberg Lauterbrunnental Min. x xxx xx x x xx xx Max. xx xxxx xxx xx xx xxx xxx (Skala x = geringe Relevanz xxxx = sehr hohe Relevanz)

35 Klimaänderung und Tourismus Landschaft, Vegetation Generell Viele Landschaftsphänomene wie beispielsweise Gletscher, Permafrost, Vegetation oder Boden sind sehr klimasensitiv und werden grosse Veränderungen erfahren. Als Folge davon werden sich auch die Naturgefahrendispositionen, die Prozessdynamik, die von Naturgefahren betroffenen Flächen sowie die Landschaftsattraktivität verändern. Insbesondere die alpine Landschaft mit ihren Gletschern und Schneefeldern wird sich wandeln, aber auch Flora und Fauna passen sich an veränderte Bedingungen an. Längerfristig kommt es zu einer leichten Verschiebung der Vegetationsgürtel in die Höhe. Dass sich insbesondere die dominierenden Waldgürtel bei einer Erwärmung nach oben verschieben werden, ist unbestritten. Es wird aber davon ausgegangen, dass diese Verschiebung sehr lange dauern kann und sich die heutige Baumartenverbreitung erst über Jahrhunderte den veränderten Verhältnissen anpassen muss. Zudem können Extremereignisse insbesondere Stürme kurzzeitig ökologische Funktionen beeinträchtigen und das Landschaftsbild verändern. Auch technische Massnahmen wie beispielsweise Flussverbauungen können das Landschaftsbild stark verändern. Inwiefern sich jedoch die Attraktivität der Landschaft ändert, ist kaum zu prognostizieren. Die diesbezügliche Wahrnehmung ist ausgesprochen subjektiv, und Gewöhnungseffekte spielen eine grosse Rolle. Die Academia Engiadina hat im GISALP-Projekt versucht, mögliche zukünftige Landschaftsentwicklungen zu modellieren. Dabei wurde mit einem mittleren Temperaturanstiegs-Szenarium nach IPCC von +3 C bis 2100 gearbeitet. (Houghton et al. 2001) Offensichtliche Landschaftsattraktionen wie z.b. Seen, Vegetationsflächen oder Gletscherflächen wurden zusammen mit der rechnerisch ermittelten Formen- und Prozessvielfalt und der nach objektiven Kriterien ermittelten Natürlichkeit zu einem Attraktionsindex zusammengeführt. Die modellierten Veränderungen bis ins Jahr 2100 sind in den folgenden Graphiken aufgezeigt. (Keller 2006) Im GISALP berechnete heutige Landschaftsattraktivität: Gletscherflächen, Seen und abwechslungsreiche Gebiete haben bei guter Einsehbarkeit eine hohe berechnete Landschaftsattraktivität (hell). Siedlungsgebiete und Flächen mit geringer Formenvielfalt und geringerer Sichtbarkeit sind gemäss Rechnungsmodell weniger attraktiv (dunkel). Die Täler Val Roseg und Val Morteratsch verdanken heute ihre Attraktivität der Gletscherwelt des Berninamassivs. Die Attraktivität des Stazerwaldes (östlich von St. Moritz) entsteht durch die Formenvielfalt und die gute Sichtbarkeit. Die im GISALP berechnete Landschaftsattraktivität im Jahre 2100 nach einer Klimaerwärmung von +3 C.: In den vom Gletscher freigegebenen Flächen im Val Roseg und Val Morteratsch dominieren Flächen mit Schutt. Zwei neue Seen im Vorfeld des Morteratschgletschers führen zu neuen Landschaftsattraktionen. In gewissen Gebieten wird die Landschaftsattraktivität erhöht. Gesamthaft gesehen verliert das Hochgebirge massiv an Landschaftsattraktivität.

36 Klimaänderung und Tourismus 34 Abb. 15: Attraktivitätsveränderungen im Val Morteratsch und Val Roseg bei Pontresina ( ) Quelle: Ch. Rothenbühler, Academia Engiadina (Keller 2006) Quelle: Ch. Rothenbühler, Academia Engiadina (Keller 2006)

37 Klimaänderung und Tourismus 35 Landschaftsveränderung Minimal-Szenario Maximal-Szenario Die Landschaft verändert sich aufgrund der Klimaänderung nicht schneller als heute. Einzig die Veränderungen bei den Gletschern werden zunehmen und deutlich sichtbar sein. Neben dem Abschmelzen der Gletscher verändert sich auch die Vegetation, allerdings nur langsam. Zudem können lokal Naturereignisse das Landschaftsbild prägen Destinationen Berner Oberland Das Landschaftsbild ist ein wichtiger touristischer Angebotsfaktor, der wesentlich durch das Klima geprägt ist. Grundsätzlich können in allen Höhenlagen und Landschaftstypen Veränderungen auftreten. Der Klimawandel kann zu Anpassungen von Flora und Fauna sowie zu geomorphologischen Veränderungen führen. Solche Veränderungen passieren aber in der Regel über längere Zeiträume hinweg. Relativ schnell sichtbare landschaftliche Änderungen ergeben sich jedoch durch den Rückgang der Gletscher und durch die Spuren von Naturereignissen. Insbesondere Destinationen mit Gletschern bis in tiefe Lagen sind betroffen: Bei Kandersteg und Lauterbrunnen reichen die Gletscher bis unter 2500 m, in der Alpenregion und in Grindelwald sogar unter 2000 m. Tab. 12: Relevanz der Landschaftsveränderung für die Destinationen Szenario Adelboden- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thunersee Wengen- Frutigen region wald Saanenland Simmental region Mürren- Lötschberg Lauterbrunnental Min. x x x x x Max. xx xx xx x x xx xx (Skala x = geringe Relevanz xxxx = sehr hohe Relevanz) 5.6. Naturgefahren Generell Die Frage, ob extreme Wetterereignisse mit der Klimaänderung häufiger werden, ist aufgrund der definitionsgemässen Seltenheit von solchen Ereignissen sehr schwer zu beantworten. Je extremer und somit seltener ein Ereignis und je kürzer die Dauer der Datenaufzeichnungen, desto unwahrscheinlicher ist der Nachweis eines Trends. Der heutige Wissensstand deutet darauf hin, dass sich die Erwärmung der Atmosphäre auf die Intensität und Häufigkeit von Wetterextremen auswirken wird. Einiges weist darauf hin, dass die Wetterkapriolen und Extremereignisse zunehmen werden. Zwar können einzelne Extrem-

38 Klimaänderung und Tourismus 36 ereignisse nicht direkt mit der Klimaänderung in Verbindung gebracht werden, doch wird für verschiedene Ereignistypen in Zukunft eine Zunahme erwartet. Hitzewellen: Mit dem erwarteten Anstieg der Temperaturen ist mit einem häufigeren Auftreten von Hitzeperioden zu rechnen. Es ist wahrscheinlich, dass bereits gegen Ende dieses Jahrhunderts jeder zweite Sommer so heiss oder noch heisser ausfallen wird als der Sommer (Schär et al. 2004) Hitzewellen beeinträchtigen den Wasserhaushalt massiv und wirken sich auch auf die Landschaft und die Vegetation aus. Hochwasser: Es ist mit einer Zunahme von Häufigkeit und Intensität von Starkniederschlägen zu rechnen. Das Hochwasserrisiko steigt aufgrund der Zunahme bei den Winterniederschlägen und dem geringeren Schneeanteil in Höhenlagen zwischen 1000 und 1500 m. (Wanner 2003, OcCC 2003) Massenbewegungen (Rutschungen, Fels- und Bergstürze): Veränderte Hangstabilitäten durch den Rückzug der Gletscher und durch längerfristig auftauenden Permafrost führen zusammen mit erhöhten und häufigeren Niederschlagsintensitäten zu mehr Massenbewegungen wie Rutschungen oder Murgängen. Stürme: Die Sturmaktivität ist kaum prognostizierbar. Tendenziell wird bei den Stürmen eine Zunahme der Extreme erwartet. Lawinen: Aus den langjährigen Daten der Schneemengen und Lawinen sind bisher keine Trends erkennbar. Einige Forscher gehen davon aus, dass mit einer Zunahme von (starken) Niederschlägen im Winter die Lawinenaktivität in hohen Lagen zunehmen wird. Naturgefahren Minimal-Szenario Maximal-Szenario Extreme Naturereignisse werden weiterhin sehr unregelmässig auftreten. Die Wiederkehrperiode bestimmter Ereignisse wird leicht abnehmen. Insbesondere die Tendenz zu vermehrten Starkniederschlägen wird steigen. Für mehrere Naturgefahren ist eine Zunahme zu beobachten. Heute als selten geltende Ereignisse werden deutlich häufiger. Neben vermehrtem Auftreten von Hitzewellen im Sommer steigt insbesondere die Gefahr für Massenbewegungen und Hochwasser markant an Destinationen Berner Oberland Klimatische Ereignisse wie extreme Hitze- resp. Kälteperioden oder auch Stürme können alle Destinationen gleichermassen betreffen. Auch Überschwemmungen und Rutschungen können im ganzen Berner Oberland vorkommen, wobei die Seengebiete (Brienzersee, Thunersee) in Bezug auf Hochwasser ein erhöhtes Schadenrisiko aufweisen. Die

39 Klimaänderung und Tourismus 37 meisten Massenbewegungen (Lawinen, Steinschlag, Murgänge) betreffen alle Regionen des Berner Oberlandes ausser dem Raum Thun, wo einzig Rutschungen ein gewisses Gefahrenpotenzial bergen. Folgende Gletscher im Berner Oberland werden von der Abteilung Naturgefahren Gletscher der VAW 2006 (ETH Zürich) mittelfristig als gefährlich beurteilt: Alpenregion: Gauligletscher, Gruebengletscher, Hangendgletscher, Triftgletscher, Steingletscher Lauterbrunnen: Breitlouwenengletscher, Hochfirngletscher, Rottalgletscher/ Stuefesteigletscher, Giesengletscher/ Silberhorngletscher, Eigerhängegletscher Kandersteg: Altels, Balmhorngletscher, Sillere Gletscher, Doldenhorn-/ Fründen-/ unterer und oberer Oeschinengletscher oberhalb des Oeschinensees Grindelwald: Unterer Grindelwaldgletscher, Oberer Grindelwaldgletscher, Gutzgletscher Abb. 16: Gefahrenhinweiskarten Bern Lawinen Murgänge Rutschungen Steinschlag Quelle: AGI, Kanton Bern 2006 Tab. 13: Massenbewegungen: Relevanz der Thematik für die Destinationen Szenario Adelboden- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thunersee Wengen- Frutigen region wald Saanenland Simmental region Mürren- Lötschberg Lauterbrunnental Min. xx xx xx x xx xx xx x xx Max. xxx xxx xxx xx xxx xxx xxx x xxx (Skala x = geringe Relevanz xxxx = sehr hohe Relevanz)

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