Naturerlebnisse im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft vom 26. September bis 10. Oktober 2016

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1 Naturerlebnisse im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft vom 26. September bis 10. Oktober 2016 Das Ostseebad Zingst ist Nationalparkgemeinde des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft. Der Nationalpark ist 806 km2 gross und umfasst Teile der Ostsee, Boddengewässer, Küstenlandschaften der Halbinsel Darss-Zingst, sowie der Inseln Hiddensee und Rügen. Er zeichnet sich durch eine einzigartige Küstendynamik, Windwatten, Röhrichte, Salzgrasland, Steilküsten, Wälder, Dünen und Strände aus. Im Herbst hat der östlichste Teil vom Zingst, der Pramort, grosse Bedeutung für den Vogelzug. Besonders der abendliche Einflug der Kraniche zieht alljährlich viele Besucher in seinen Bann. Das sind die Gründe, weshalb wir uns entschlossen haben, hierher zu reisen. Denn im Jahr 2004 sind wir zum ersten Mal mit einem Schiff hier gelandet und haben uns in die Gegend verliebt. Im 2008 und 2012 weilten wir für je zwei Wochen in Zingst und genossen herrliche Ferientage. Die Sehnsucht nach der wunderschönen Landschaft hat uns diesen Herbst erneut hierhergetrieben. Was wir alles erlebt haben, unterscheidet sich sehr von den letzten Aufenthalten. Da wir auf einer Schiffsreise im Sommer eine Schweizer Passagierin, Luzia, kennenlernten, welche im Oktober als Rangerin im Nationalpark einen Einsatz leisten wird, stand fest, dass wir die Gegend abermals besuchen werden. Wir logierten in derselben Ferienwohnung wie in den letzten beiden Ferien. Schon am ersten Tag unseres Aufenthaltes erlebten wir etwas Spezielles, die Hirschbrunft im Darsswald. Gemeinsam mit zwei Rangern und Luzia wurde uns eine Führung zu einer Lichtung ermöglicht, auf der ein einmaliges Spektakel stattfand.

2 Hier hatten sich viele Hirsche versammelt. Die Brunftzeit näherte sich dem Ende, es waren nur noch die kräftigsten Stiere aktiv. Ihr Röhren beschallte die ganze Gegend. Die Kühe zeigten sich unbeteiligt, sie ästen, als ob sie das ganze Spektakel nichts angehen würde. Die nächsten Tage waren von Sturmwinden gezeichnet, aus Westen blies der Sturm mit Windstärke 7 daher und tobte an den Weststrand, und wirbelte den Sand dem Ufer entlang. Nachmittags spazierten wir an den Nordstrand, an dem der Wind nur mässig blies und wir einige spannende Vogelbeobachtungen erlebten. In einem Trupp Lachmöwen und einigen Silbermöwen landeten plötzlich vier Brandseeschwalben. Der Westwind blies auch am nächsten Tag dermassen heftig, dass wir anstatt einer Radtour eine Schifffahrt unternahmen.

3 Auf der Insel Kirr versammelten sich hunderte Weisswangengänse, Graugänse, Pfeifenten, einige Höckerschwäne, sowie Kraniche und ein Seeadler. Ebbe und Flut findet in den Boddengewässern nicht statt, der Wasserstand ändert nur infolge des Windes. Weht er aus Ost, füllen sich die Bodden, weht er aus West, fliesst das Wasser ab. So können sich Unterschiede von ca. 1 m ergeben. Abends warten wir auf die Kraniche, derentwegen wir ja hierhergereist sind. Aber, infolge des heftigen Sturmwindes erscheinen nicht sehr viele «Vögel des Glücks» auf Kirr. Hoffnungsvoller Blick nach Osten, eine schöne Morgenstimmung kündigt sich an. Um 6 Uhr ist es noch finster, wir geniessen unser erstes Frühstück. Danach geht s an den Boddendeich, wo wir total überrascht werden. Die Kraniche stehen am Ufer vor Kirr im Wasser. So nahe sahen wir sie noch nie!!! Gemächlich bereiten sie sich zum Abflug ins Landesinnere vor. Mit lauten Rufen verständigen sie sich, ehe sie abfliegen.

4 Langsam verfärbt sich der Himmel und gemeinsam mit den Rufen der Kraniche ergibt sich eine traumhafte Morgenstimmung. An den Nationalparktagen am ersten Wochenende im Oktober besteht ausnahmsweise die Möglichkeit, mit Rangern geschützte Gebiete zu betreten. Eindrücklich sind die Spuren am Ufer, an dem riesige Bäume kreuz und quer liegen. Der Sand wird von Wind und Wellen ostwärts verfrachtet, wo er sich als sogenanntes Windwatt wieder ablagert. Das Windwatt ist ein sehr wichtiger Rastplatz für Limikolen und Kraniche, welche zur Zugzeit im Frühling und Herbst zu tausenden hier rasten.

5 Unser heutiges Ziel ist die neueröffnete Kranichbeobachtungsstation Das neue «Kranorama» steht direkt an den Nahrungsflächen. Die Kraniche werden durch Fütterungen sehr nah an die Plattform gelockt, so dass die scheuen Vögel gut beobachtet und fotografiert werden können. Die Fütterung dient auch zur Ablenkung der Vögel von Ackerflächen, um Schäden für die Landwirte zu verringern. Bis zu Kraniche rasten im Herbst in der Region. Welch ein Erlebnis, die «Vögel des Glücks» so nahe ungestört zu beobachten. Ganz entspannt suchen sie Futter und treiben Gefiederpflege. Noch sind nicht allzu viele Vögel eingetroffen, aus Skandinavien sind sie erst unterwegs.

6 Luzia verspricht uns noch einen sehr interessanten Platz mit einmaliger Aussicht. Also, geht s weiter entlang riesiger, teil abgeernteter Felder und durch kleine Siedlungen nach Barhöft. Vom kleinen Hafen aus führt ein Weg zum Aussichtsturm mit grossartiger Rundsicht über Bodden und Hinterland Die 38 m über dem Wasserspiegel gelegene Aussichtsplattform bietet einen Blick über die Insel Bock, hinaus auf die Ostsee, auf das Hochland von Hiddensee, auf Europas größtes natürliches Windwatt, auf die Insel Rügen, den Boddengewässern sowie dem Strelasund mit der neuen Rügenbrücke. Bei schönstem Wetter geniessen wir die einmalige Rundsicht über Bock und Bodden. Am Horizont erscheinen Kraniche in riesigen Keilformationen oder Gruppen. Zu hunderten steuern sie die Rastplätze im Binnenland an. Von verschiedenen Aussichtsplattformen aus geniessen wir Ausblicke ins Wasser und über Land. Eine klare Nacht, heftiger Wind und um 7 Uhr ein schöner Sonnenaufgang. Trotz enormer Windstärke startet «MS Swantevit» um 9.30 zur Boddenfahrt. Das Wetter ist sehr sonnig, den Himmel zieren nur ein paar Cumuluswolken. Auf der Insel Kirr erblicken wir noch etliche Vögel, Kraniche, Enten, Gänse, Schwäne, und als Höhepunkt, einen imposanten Seeadler.

7 Über dem Land fliegen noch sehr viele Kraniche und schrauben sich in die Höhe. Ob die schon weiterziehen? Denn die noch Rastenden sind schon frühmorgens aufs Festland geflogen. Die Darß-Zingster Boddenkette ist eine Wasserfläche an der Ostseeküste nordöstlich von Rostock. Sie besteht aus mehreren in westöstlicher Richtung aneinander gereihten Bodden bzw. Lagunen, die durch die Halbinsel Fischland- Darß-Zingst von der offenen Ostsee getrennt werden. Die Wasserfläche ist 197 km2 gross, die durchschnittliche Wassertiefe beträgt nur etwa zwei Meter. Auf der Retourfahrt steigert sich die Windstärke, die Gischt spritzt bis ans Salonfenster und, als wir um Uhr aufs Sonnendeck steigen, pfeifen uns Bf 8 um die Ohren. Welch ein Glück, dass unser Schiff noch die Meiningenbrücke passieren kann. Gemäss Aussage des Kapitäns könne die Brücke über Bf 7 nicht mehr geöffnet werden. Heute beginnt in Born bei den «Drei Eichen» eine Führung. Die Rangerinnen Angelika und Luzia geleiten uns Besucher durch den «urigen» Darsswald. Es wird uns sehr viel Interessantes über die Entstehung der Landschaft und die Waldentwicklung vermittelt. Dass keine Bewirtschaftung mehr stattfindet und das Totholz Lebensraum für viele Tiere bildet. Es ist eine sehr eindrückliche Wanderung durch den Wald. Wir staunen, dass trotz Sturm keine Äste von den Bäumen fallen. Das war unsere grösste Sorge.

8 Auf wunderschönen Wegen durchqueren wir den Wald, bis wir nach geraumer Zeit an die wilde Westküste gelangen. Was sich da abspielt, ist einfach phänomenal. Der Wind düst mit ungeheurer Stärke daher und peitscht die Wellen an den Strand. Von Stürmen entwurzelte Bäume des Darsswald liegen quer über den Strand und werden nur von den Kräften der Natur bearbeitet. Die Meeresströmung nimmt hier Land weg und lagert den Sand am nördlich gelegenen Darsser Ort ab, der langsam weiter in Richtung Norden wächst.

9 Mit seiner sehr vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt bedeckt der Darsswald den größten Teil der Ostsee-Halbinsel Darß und steht unter dem Schutz des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft. Im Norden schließt sich ein Anlandungsgebiet an, der Darsser Ort. Im Westen reicht der Wald bis an die Ostsee. Dieser Weststrand ist besonders romantisch, da er sich ohne Menschenhand ständig verändert. Vom Sturm umfallende Bäume des Waldes bleiben liegen. Teile des Darßwaldes werden nicht bewirtschaftet und urwüchsig belassen. In dem insgesamt 47 km² großen Waldgebiet des Darßwaldes kreuzen sich 36 Wege und laden zum ausgiebigen Wandern mit dem Fahrrad oder zu Fuß ein. Für Pferde gibt es gesonderte Reitwege. Die Kiefern haben zum Teil noch deutliche Narben von der Harzgewinnung. Pro Baum und Jahr konnten 1,5 2 kg. Harz gewonnen werden. Die Harzgewinnung stammt noch aus der DDR Zeit, der Darsswald war zu dieser Zeit auch für die Zivilbevölkerung gesperrt. Grund hierfür war, dass der Darsswald Staatsjagdgebiet war, so konnten die Jäger der SED Führung ungestört hier jagen. Rothirsche in den Dünen und am Ostseestrand sind schon ein seltsamer Anblick, und im Herbst ein besonderes Erlebnis. In einem Erlenbruch steht in einer Lichtung eine riesige Buche. Ihr Alter wird auf ca. 250 Jahre geschätzt und der Stammumfang beträgt über 5 m.

10 Nun, da der Wind auf Nord-Ost gedreht hat, tost er mit voller Wucht in Zingst ans Ostseeufer. An der Stelle wo vor wenigen Tagen noch wir und die Vögel dem Ufer entlang spaziert sind, brechen sich die Wellen an den Buhnen Besonders eindrucksvoll ist eine Schifffahrt entlang der Insel Kirr. Da staunt man über die Kraft des Windes, wie er das Wasser aus der Ostsee in die Boddengewässer gedrückt hat. Der Wasserstand ist um einen Meter gestiegen, sodass die Kraniche einen anderen Platz zum Übernachten suchen müssen. An unserem letzten Ferientag erwachen wir um 5.30 Uhr und sind traurig, denn regnerisches Wetter verhindert wieder eine Radtour zur Meiningenbrücke, um die Kraniche beim Abflug zu beobachten. Um sieben Uhr spazieren wir im Nieselregen zum Boddendeich. Endlich, wie auf ein geheimes Kommando, starten die ersten Vögel und lösen eine Kettenreaktion aus. Mehrere Gruppen starten in Richtung Meiningenbrücke. Am Horizont erscheinen auch noch Scharen von Gänsen und Kormoranen.

11 Über dem Schilf kreisen Silber- und Graureiher. Ganz leise vernehmen wir die Rufe der Pfeifente. Ein Hausrotschwanz zwitschert auf einem Hausdach. Zum Radeln ist das Wetter auch heute zu nass, glücklicherweise bietet sich die Möglichkeit, erneut nach Barth per Fährschiff zu fahren. Der Sturm hat sich etwas gelegt, sodass wir den erstaunlichen Unterschied des Wasserstandes innert 24 Stunden auch heute wieder feststellen können / 12 Uhr / 12 Uhr Unser Aufenthalt hier nähert sich dem Ende zu. Dieses Jahr kamen die Kranichbeobachtungen leider etwas zu kurz, stattdessen durften wir einige eindrückliche Begegnungen mit freundlichen Rangerinnen und spannende Wettersituationen erleben. Ein letzter Besuch auf dem Deich mit Blick auf Kirr beschert uns eine einmalige Stimmung. Schon um Uhr treffen die ersten Kraniche auf der Insel ein. Endlich vernehmen wir ihre Rufe, die wir bis jetzt vermisst haben. Hunderte Kormorane besetzen die kleinen Inselchen, die noch aus dem Wasser ragen, Kiebitze und Gänse fliegen herbei, viele Enten schwimmen dem Ufer entlang und etliche Grau- und Silberreiher stehen am Wasserrand. Es ist ein wunderschöner Abschluss unserer Ferien hier. Das Wetter hat uns sehr oft im Stich gelassen, hingegen wurden wir mit vielen liebenswürdigen Begegnungen belohnt und haben eindrückliche Wald- und Strandspaziergänge unternommen.

12 Vogelbeobachtungen: 49 Arten Amsel, Bachstelze, Bekassine, Brandseeschwalbe, Braunkehlchen, Buchfink, Buntspecht, Elster, Erlenzeisig, Fischadler, Graugans, Graureiher, Grosser Brachvogel, Hausrotschwanz, Haussperling, Heringsmöwe, Höckerschwan, Kanadagans, Kiebitz, Kleiber, Kohlmeise, Kolkrabe, KRANICH, Krickente, Lachmöwe, Mäusebussard, Mittelmeermöwe, Nebelkrähe, Pfeifente, Rauchschwalbe, Ringeltaube, Rohrweihe, Rotmilan, Rotkehlchen, Schafstelze, Schwarzkehlchen, Schwarzspecht, Seeadler, Silbermöwe, Silberreiher, Star, Stockente, Sumpfmeise, Türkentaube, Turmfalke, Wasserralle, Weisswangengans, Zaunkönig, Zilpzalp. Doris und Remo Metzger