Tag der (zivilen) Luftfahrt auf dem. Do 27 im Zeichen der Eule. Die Geschichte eines Mehrzweckflugzeugs mit Tradition. Bekannteste Do 27 war D-ENTE

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1 Die Geschichte eines Mehrzweckflugzeugs mit Tradition Do 27 im Zeichen der Eule Tag der (zivilen) Luftfahrt auf dem Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt. Schätzungsweise Besucher kommen zum Ausstellungsgelände im Süden des Platzes, wo in ein paar Jahren Passagiere am künftigen Terminal III abgefertigt werden sollen. Fahrzeuge der Flughafen-Feuerwehr, Vorfeldgeräte, Vorführungen von Zoll und Polizei sowie 30 Klassiker der Lüfte, ein Airbus A380 und eine 737 der Lufthansa sind die Publikumsmagnete. Darunter bis zu 80 Jahre alte, internationale Oldtimer, alle noch flugfähig. Alle Motorflugzeuge sind sogar mit eigener Kraft zum Teil über längere Strecken nach Frankfurt geflogen. Älteste Vögel sind Bücker Jungmann T 131 von Stade nach Frankfurt benötigte der Doppeldecker drei Tankstopps und Messerschmitt Bf 108 Taifun, beide Baujahr Vergeblich sucht man nach Luftfahrzeugen der Bundeswehr. Als noch die United States Air Force in Frankfurt zu Hause war, und an gleicher Stelle zum Tag der offenen Tür auf die damalige Rhein-Main-Air Base einlud, war das alles ganz anders. Da waren so gut wie alle in Deutschland stationierten NATO-Partner mit fast allen aktiven Flugmustern vor Ort. Das waren Zeiten! Zum professionellen Showprogramm mit Volksfestcharakter kamen sechs Mal mehr Besucher als heutzutage. Bekannteste Do 27 war D-ENTE Welche Überraschung, man glaubt es kaum: Auf einer bereits fertiggestellten Position des neuen Terminals steht ein Flieger aus den Beständen der Bundeswehr! Zumindest die Hoheitszeichen lassen darauf schließen. Es ist eine Dornier Do 27 des Luftsportvereins JG 74 M das M steht für Mölders aus Neuburg an der Donau. Nur wenig Besucher können mit der Do noch etwas anfangen. Obwohl mal ein be- 72

2 rühmter Frankfurter einst so einen Typ besaß. Es war der Zoologe und Tierfilmer Bernhard Grzimek. Sein Sohn Michael stürzte 1959 in Tansania mit der legendären D-ENTE eine Do 27 im Zebra-Look nach einer Kollision mit einem Geier ab und kam dabei ums Leben. Heute gibt es wieder eine Do 27 mit der Kennung D-ENTE und Zebra-Bemalung. Sie gehört einem Air Controler aus Frankfurt und ist in Worms beheimatet. Viele Besucher sehen so ein Flugzeug zum ersten Mal. Denn in der ehemaligen Amerikanischen Besatzungszone, zu der Frankfurt gehörte, waren einst nur große Transportmaschinen wie die C-141 StarLifter, C-5 Galaxy, C-130 Hercules und DC-9-Lazarett-Flugzeuge der US Air Force sowie Bell UH-1, CH- 47 Chinook-Transport-Hubschrauber der US Army präsent. Und das auch nur bis Mitte der 1990er Jahre. Bundeswehrmaschinen gab es so gut wie gar nicht zu sehen, es sei denn, sie mussten auf der Air Base notlanden oder sie kamen zum Tag der offenen Tür. Do 27 hat ihren Ursprung in Spanien Kaum jemand weiß, dass die Entwicklung der Do 27 auf das Jahr 1951 zurück geht. Claudius Dornier jr. entwarf in seinem Madrider Entwicklungsbüro ein Verbindungsflugzeug mit STOL-Eigenschaften (Short Take-Off and Landing) für die spanische Luftwaffe, das am 25. Juni 1954 zu seinem Jungfernflug startete. Es trug damals die Bezeichnung Do 25 P1 und konnte mit außergewöhnlichen Langsamflug-Eigenschaften aufwarten. Als 1955 in Deutschland das Flugzeugbauverbot aufgehoben wurde, lief die Weiterentwicklung zur Do 27 auf Hochtouren, so dass schon im Januar 1957 das erste Serienflugzeug in Oberpfaffenhofen vom Band laufen konnte. Begegnung der ganz besonderen Art Die in Frankfurt gezeigte Maschine ist eine Do 27 A-3, Baujahr Sie diente unter anderem als Verbindungsflugzeug und Aufklärer in Bremgarten bei den Immelmännern. Ihr besonderes Erkennungsmerkmal: der Nacht-Peiler, eine große rote Eule auf der Motorverkleidung, dem einstigen Wappen des Aufklärungsgeschwaders 51 Immelmann. Dort war sie zusammen mit dem RF-104 Starfighter und der RF-4E Phantom Publikumsmagnet beim Tag der Luftfahrt 73

3 als Recce im Einsatz. Den Schacht für die Luftbildkamera und die Leuchtpistole die als Blitzlicht fungierte, ist heute noch vorhanden. Spätestens nach Dienstschluss oder am Wochenende schlüpfte die Do in die Rolle eines Schulflugzeugs. Dabei hatte der Autor während seines Grundwehrdienstes mit genau diesem Flugzeug eine Begegnung der ganz besonderen Art. Wenn Du erst mal groß bist, bringen wir auch Dir das Fliegen bei, durfte sich der Autor vom Do-Fluglehrer im richtigen Leben Phantom-Pilot auf der Flight sagen lassen, als ausgesuchtem Fliegerhorst-Bodenpersonal von den Staffel-Kapitänen auf jener Do 27 das Fliegen beigebracht wurde. Damals war der Flieger im zarten Teenager-Alter und hatte vorübergehend AC-957 als Kennzeichen. Das war 1976 auf dem Höhepunkt der Rudel-Affäre. Zu diesem Zeitpunkt war der Autor während einer Vorführung des Tieffliegermelde- und Leitdienstes, anlässlich des Flugschautages in Bremgarten, auf dem Fliegerhorst gestrandet. Der Grund: Wegen aufgetretener Mängel an der Radbefestigung, die bereits zu Unfällen geführt hatten, wurden die Radarfahrzeuge auf MAN-Basis, bundesweit gesperrt. Extremer Kurzstarter und Langsamflieger Aufklärer im Zeichen der roten Immelmann-Eule Etwa zur gleichen Zeit kam auch einer der Adoptivväter der Immelmann-Do, jedoch auf ganz andere Art, zur traditionsreichen 56+69, wie deren jetzige Kennung lautet, nachdem sie zwischenzeitlich YA-908 hieß. Neue Heimat, der Luftsportverein Jagdgeschwader 74 M das M steht für Mölders 74

4 Gerold Klaus (li.) und Otto Mittasch bei der Übergabe der Insignien Der angehende, flugbegeisterte Zahnarzt machte 1976 in Freiburg seinen Flugschein. Doch das dauerte, weil es am nötigen Kleingeld fehlte. So musste Gerold Klaus in jeder freien Minute als Zahntechniker jobben, um den Flugschein bezahlen zu können. Endlich geschafft, stürzte er sich gleich ins nächste Fliegerabenteuer und machte den Kunstflugschein in Jesenwang. Sein dortiger Fluglehrer nahm ihn mit zur Sportfluggruppe Immelmann, wo er die Do 27 erstmals fliegen durfte. Er war sofort begeistert. Besonders die STOL-Eigenschaften, die kurzen Start- und Landestrecken, hatten es ihm angetan. Genauso wie die Langsamflug-Fähigkeiten des Bauernadlers für Arme. Mit 24 bis 26 Knoten stabil fliegen zu können, oder mit einem kleinen Trick ausgefahrene Landeklappen, angezogene Bremsen, Vollgas nach nur 60 Metern Airborne zu gehen, sind schon phänomenal, was das Herz eines jeden Hobbyfliegers höher schlagen lässt. Das waren beste Voraussetzungen für eine abenteuerliche Zeit, wie man sie kaum mit einem anderen Flugzeugtyp erleben kann, als mit einer Do 27. Da schoss kurz vor Korsika Das von BMW in Lizenz gebaute Lycoming-Triebwerk 75

5 Das Cockpit der Do 27 D-EDPZ der tieffliegenden Papa-Zulu, so ihr vom Funk abgeleiteter Spitzname, ein auftauchendes U-Boot entgegen. In England grasten Schafe auf der Landebahn, die diese erst nach einer Platzrunde verließen und die Do so sicher landen konnte. In der ehemaligen CSSR markierten kunstflugbegeisterte Landwirte mit Mistgabeln die improvisierte Runway. Papa-Zulu muss Geld verdienen Doch es gab auch harte Zeiten für die in die Jahre gekommene Lady. Die Wartung wurde kostenintensiver, die Ersatzteilbeschaffung schwieriger. So kosteten allein neue Seilzüge über Euro. Zwangsläufig musste mit Rundflügen und Flugschau-Teilnahmen Geld für den Unterhalt verdient werden. Als dann der 1. Wart plötzlich starb, entschied sich Klaus, der fast 20 Jahre die D-EDPZ alleine finanzierte, die treue Weggefährtin schweren Herzens an den Luftsportverein JG 74 M weiter zu geben. Dort kümmert sich seit 2014 Otto Mittasch, langjähriger Soldat der Wartungsstaffel des Jagdgeschwaders, um die Dornier, die nun rechts die Immelmann-Eule und links das historische M-Wappen des JG 74 trägt. Auch hier sind zusätzliche Einnahmen, wie die beim Tag der Luftfahrt nötig. Denn der TÜV, Jahresnachprüfung genannt, kostet ohne Beanstandungen jedes Jahr 600 Euro. Der Liter Flugbenzin, sogenanntes Av- Gas, Kurzform für Aviation Gasoline, liegt in Deutschland bei über zwei Euro. Und das Lycoming-Triebwerk, von BMW in Lizenz gebaut, gönnt sich pro Stunde 60 bis 70 Liter und manchmal auch ein bisschen mehr. Ein neues Triebwerk ist nicht unter Euro zu kriegen. Aber daran will Mittasch, der Vereinsvorsitzende, nicht denken. Wir werden zusammen fliegen, bis das der Tod uns scheidet, sagt der 67jährige Do 27-Fan. Uwe Strauß 76