Massnahmenvollzug für Jugendliche und junge Erwachsene
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- Rosa Althaus
- vor 6 Jahren
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Transkript
1 Massnahmenvollzug für Jugendliche und junge Erwachsene Ein Rundgang durch die verschiedenen Stationen Massnahmenzentrum Uitikon Tel
2 Mit dieser Broschüre erleben Sie den Massnahmenverlauf aus Sicht des jungen Straftäters und erhalten damit Einblick in die verschiedenen Etappen einer Massnahme mit ihren Zielen und den damit verbundenen Herausforderungen. Jeweils auf der linken Seite bekommen Sie ergänzende Informationen zur Struktur und dem Aufenthaltsverlauf. Ziel einer jeden Massnahme im MZU ist es, den jungen Straftäter zu einem rückfallfreien Leben in Freiheit zu befähigen. Er lernt Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen, seine Freizeit sinnvoll zu gestalten und er erlernt einen Beruf. Um diese Ziele zu erreichen, arbeitet das MZU mit dem 3-Säulen- Modell: Sozialpädagogik, Deliktorientierte Therapie und Ausbildung. Die drei Säulen sind gleichwertig und fordern eine intensive Mitarbeit des jungen Straftäters. Gestützt auf das Jugendstrafrecht (Art. 15 und 25 JStG) und das Schweizerische Strafgesetzbuch (Art. 61 StGB) werden junge Männer zwischen 15 und 25 Jahren ins MZU eingewiesen.
3 Junge Straftäter, die zu einer Massnahme beziehungsweise zu einem Freiheitsentzug nach Art. 15/25 JStG oder Art. 61 StGB verurteilt worden sind, werden von der für sie zuständigen Behörde zu einer persönlichen Vorstellung im MZU angemeldet. Diese Vorstellung hat zum Ziel, ihre Massnahmefähigkeit, Massnahmebedürftigkeit und Massnahmewilligkeit abzuklären. Zudem wird die Möglichkeit geboten, einen ersten Einblick in die Arbeit der Geschlossenen Abteilung und der Offenen Abteilung zu erhalten. Ankunft...die können machen, was sie wollen......ich entscheide, was gut für mich ist......ich lass mich nicht verbiegen... Fällt der Entscheid für eine Aufnahme ins MZU, wird ein Eintrittstermin vereinbart. Junge Straftäter, die ihre Freiheitsstrafe im MZU verbüssen, werden direkt eingewiesen.
4 Mit dem Eintritt in die Geschlossene Abteilung beginnt für den jungen Straftäter der Alltag im Massnahmenvollzug. Auf der Wohngruppe und im Ausbildungsbereich wird dem jungen Straftäter eine Bezugsperson aus dem Bereich der Sozialpädagogik und Arbeitsagogik zur Seite gestellt. Diese sind seine ersten Ansprechpersonen und führen mit ihm regelmässig Gespräche. Ebenso wird dem jungen Straftäter eine therapeutische Bezugsperson zugeteilt. In den Ausbildungsbetrieben der Geschlossenen Abteilung erhält der junge Straftäter die Möglichkeit, verschiedene Berufe kennenzulernen und sich über seinen Leistungsstand ein Bild zu machen. Nach drei Monaten findet eine erste Vollzugsplanungssitzung statt, in der - abhängig von der individuellen Situation - über erste Vollzugsöffnungen entschieden werden kann. Das erfolgreiche Bestehen der ersten Öffnungen ist eine Voraussetzung, um in die Offene Abteilung überzutreten.
5 Tagesablauf, Zuverlässigkeit, Verbindlichkeit Im Alltag bieten sich unzählige Gelegenheiten, sich darin zu üben, zuverlässig und verbindlich zu sein. So muss man für das Einhalten des Tagesablaufs am Morgen pünktlich aufstehen, zur Arbeit gehen und Pausen einhalten. Auch das Einhalten von Terminen und Abmachungen wird täglich von Neuem geübt. Verantwortungsübernahme, Deliktbearbeitung Verantwortungsübernahme beginnt im Kleinen. Sei es beim Erledigen von Ämtlis oder beim gemeinsamen Kochen. Ganz besonders wichtig ist die Verantwortungsübernahme jedoch in Bezug auf die delinquente Vergangenheit. Die jungen Straftäter legen ihre Delikte in der Gruppe offen, besuchen eine Einzeltherapie und setzen sich mit dem Delikt auch in einem Gruppentraining und mit ihrer Bezugsperson auseinander. Konfliktlösungsmethoden Es ist uns ein Anliegen, mit den jungen Straftätern ihr Verhalten in Konfliktsituationen anzuschauen, zu besprechen und gegebenenfalls neue Konfliktlösungsmethoden auszuarbeiten. Dabei legen wir besonderen Wert auf einen respektvollen und wertschätzenden Umgang. Während der ganzen Massnahme besteht im Hinblick auf Alkohol und Drogen eine Nulltoleranz.
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7 In der Offenen Abteilung erhält der junge Straftäter weitere Vollzugsöffnungen. Ziel der Öffnungen ist es, das Beziehungsnetz zu pflegen und zu beweisen, dass ein verantwortungsvoller Umgang mit dem erhöhten Freiheitsgrad möglich ist. Voraussetzung dafür ist das Kennen der eigenen Risikofaktoren, die delinquentes Verhalten begünstigen. Kommt es während Öffnungen zu Störungen wie Alkohol- oder Drogenkonsum und Delikten, werden diese wieder eingeschränkt.
8 Vertiefte Deliktbearbeitung / Erkennen von Risikofaktoren Die vertiefte Auseinandersetzung mit den eigenen Risikofaktoren und der Tat findet in der Einzeltherapie, im Gruppentrainingsprogramm und in den Gesprächen mit der Bezugsperson statt. Risikofaktoren können unter anderem Alkohol- oder Drogenkonsum, ein kriminelles Milieu oder das Provozieren von Konflikten sein. Risikofaktoren sind von Straftäter zu Straftäter verschieden und es ist von grosser Wichtigkeit, dass ein jeder nach dem Beenden der Massnahme seine eigenen Risikofaktoren kennt und weiss damit umzugehen. Öffnungen / Risikomanagement während Vollzugsöffnungen Öffnungen können nur gewährt werden, wenn der junge Straftäter verantwortungsvoll mit dem erhöhten Grad an Freiheit umgehen kann. Um dies sicherzustellen, werden mit jedem jungen Straftäter Risikofaktoren thematisiert und die Öffnungen dementsprechend vorbereitet. Der junge Straftäter ist verpflichtet offenzulegen, wo und wie er seine Vollzugsöffnungen verbringt. Auseinandersetzung mit der eigenen Person Mit zunehmender Massnahmedauer wird es immer besser möglich, die eigene Person auch kritisch zu hinterfragen und Rückmeldung vom Gegenüber zuzulassen.
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10 Der junge Straftäter soll durch die deliktorientierte Therapie seine (Selbst-)Steuerungsfähigkeit erhöhen, indem er sich seiner risikoreichen Verhaltens- und Denkmuster bewusst wird. Zudem soll seine Deliktmotivation gesenkt werden, indem er emotional und kognitiv korrigierende Techniken erfährt. Damit erlernt er ein auf ihn und seine Besonderheiten abgestimmtes persönliches Risikomanagement.
11 Ziel des Unterrichts in der Geschlossenen und Offenen Abteilung ist das Erarbeiten von Schulstoff, die Aufarbeitung von negativen Schulerlebnissen sowie das Erkennen der individuellen Lernbiografien. Im weiteren Verlauf bietet die Schule den individualisierten allgemeinbildenden und berufskundlichen Unterricht an und unterstützt damit den jungen Straftäter in der Berufsschule. Während der Ausbildung richtet sich der Inhalt des Unterrichts nach den Lehrplänen der öffentlichen Berufsschule und setzt die begonnenen individuellen Fördermassnahmen fort. Der Unterricht im MZU wird abhängig vom individuellen Ausbildungsstand einzeln oder in Kleingruppen erteilt. Verbindliche und begleitete wöchentliche Aufgabenstunden sowie Stützunterricht ergänzen das schulische Angebot.
12 Ergänzend zur Auseinandersetzung in Sozialpädagogik, Therapie und Ausbildung unterstützen die Gruppenprogramme den jungen Straftäter bei der vertieften Reflexion der tatbegünstigenden Risikofaktoren, die sich in seiner Persönlichkeit und in den situativen Bedingungen seiner Anlasstat abbilden. Die Risikofaktoren werden als Folge persönlich getroffener Entscheidungen betrachtet, die im Rahmen der Gruppenprogramme hinterfragt und deren selbst- und fremdschädigende Folgen bewusst gemacht werden.
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14 Die Wohngruppe Austritt befindet sich auf dem Areal des MZU und wird als Wohngemeinschaft geführt. Die jungen Straftäter kochen am Abend selbstständig und der Alltag wird immer mehr der Realität nach dem Massnahmeende angeglichen. Die für die Betreuung zuständigen SozialpädagogInnen stehen unter der Woche zu fest vereinbarten Zeiten und nicht mehr rund um die Uhr zur Verfügung. Ganz zum Schluss der Massnahme können die jungen Straftäter im Wohnexternat ihre Fortschritte selbstständig erproben.
15 Eigene Verantwortung in der Gestaltung des Gruppenalltages Da die SozialpädagogInnen weniger präsent sind, ist es Aufgabe der jungen Straftäter, den Alltag in der Gruppe zu gestalten. Es wird in Eigenregie eingekauft, gekocht, aufgeräumt und geputzt. Verselbstständigung Nachdem der junge Straftäter bis dahin eng betreut wurde, ist es nun Ziel, das neu Erlernte selbstständig im Alltag anzuwenden. Der junge Straftäter wird nur noch angeleitet und bewältigt den Alltag alleine. Fit für den Alltag Um nach Massnahmeende definitiv für den Alltag gerüstet zu sein, werden die jungen Straftäter beim Schreiben von Bewerbungen wie auch beim Suchen einer Arbeitsstelle oder Wohnung unterstützt. Ebenso erhalten sie Unterstützung beim Erstellen des Budgets, beim Eröffnen von Konti oder beim Abschliessen von Versicherungen. Abschied...der Weg war hart......das Durchhalten hat sich gelohnt......ich kenne mich besser......ich habe Ziele, die ich erreichen möchte, und handle überlegter......jetzt weiss ich, was Freiheit bedeutet... c Massnahmenzentrum Uitikon
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