BauBuche im XXL-Format Versuche und Europäische technische Zulassung
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- Ute Walter
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1 BauBuche im XXL-Format Versuche und Europäische technische Zulassung Dill-Langer Gerhard Dr.-Ing. Wiss. Mitarbeiter MPA Uni Stuttgart Pfaffenwaldring 4b Stuttgart Aicher Simon Dr. rer. nat Abteilungsleiter MPA Uni Stuttgart Pfaffenwaldring 4b Stuttgart Gerhard Dill-Langer, geb. 1967, studierte an der Universität Hamburg (Abschluss Dipl.-Phys.) und wurde 2003 am Institut für Werkstoffe im Bauwesen Universität Stuttgart promoviert. Seit 1994 arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der (F)MPA und ist dort seit 2004 stellvertretender Leiter der Abteilung Holzkonstruktionen Simon Aicher, geb. 1953, absolvierte das werkstoffwissenschaftliche Studium Holzwirtschaft an der Universität Hamburg, vertiefte Bauingenieurwesen an der TU München und promovierte 1984 am Institut für Holzphysik der Universität Hamburg. Er ist seit 2004 Leiter der Abteilung Holzkonstruktionen der MPA Universität Stuttgart. Zusammenfassung Baubuche, d.h. Brettschichtholz aus Buchenfurnierschichtholz ist ein erst seit wenigen Jahren eingeführter interessanter Ingenieurwerkstoff, der ein sehr hohes Tragfähigkeitspotential aufweist. Bislang war in den bestehenden deutschen und europäischen Zulassungen der Anwendungsbereich relativ stark auf kleine bis mittlere Bauteilgrößen eingeschränkt. In dem vorliegenden Aufsatz wird von Versuchsergebnissen an großen Bauteilen berichtet, die zur Ableitung von Rechenwerten für einen deutlich erweiterten Anwendungsbereich der Baubuche mit Trägerabmessungen von bis zu 2,5 m Höhe genutzt werden sollen. 1. Einleitung Der Holzwerkstoff Furnierschichtholz wird in Form von großformatigen Platten hergestellt und naheliegend für plattenförmige Bauteile verwendet. Daneben können Plattenstreifen in Scheibenbeanspruchung hochkant angeordnet auch als stabförmige Bauteile eingesetzt werden. Die Aufnahme hoher Traglasten wird im letzteren Fall vor allem von den zur Verfügung stehenden Plattendicken (im Trägerbauteil = Bauteilbreite) begrenzt, da die Heißverklebung sehr dicker Platten technisch und energetisch überdurchschnittlich aufwändig ist. Alternativ 79
2 3. Stuttgarter Holzbau-Symposium hierzu können prinzipiell beliebige Trägerquerschnitte durch sekundäre Verklebungen von flachkant angeordneten Plattenstreifen (= Lamellen) zu Brettschichtholz aus Furnierschichtholz verklebt werden. Hinsichtlich der Herstellung sind solche Trägergeometrien lediglich durch die Abmessungen der notwendigen im Allgemeinen hydraulischen Pressen begrenzt. Die Furnierschichtholzlamellen können dabei übliche technisch / energetisch vergleichsweise einfach herzustellende und stets konstante Standarddicken (z. B. 40 mm) aufweisen. Die Sekundärverklebung der Lamellen unterliegt als tragende Flächenverklebung prinzipiell den gleichen Anforderungen wie die Flächenverklebung von Vollholzlamellen. Hierbei sind die Besonderheiten wie z.b. der Einfluss von evtl. durch die Oberflächenbearbeitung freigelegter Furnierklebfugen und deren Wechselwirkung mit der Sekundärverklebung zu berücksichtigen. Für Furnierschichtholz aus Nadelholz (Fichte und Kiefer) existieren bereits allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen bzw. europäisch technische Zulassungen / Bewertungen, die auch die Sekundärverklebung z.b. zu Brettschichtholz-artigen Trägeraufbauten enthalten und aufgrund des besseren Homogenisierungsgrades deutlich höhere Leistungsfähigkeiten aufweisen als entsprechende BSH-Bauteile aus Vollholzlamellen. Bei Furnierschichtholz aus Buche werden hinsichtlich der Steifigkeit, vor allem jedoch hinsichtlich der Festigkeit noch einmal erheblich höhere Werte erreicht als für Furnierschichtholz aus Nadelholz. Hierbei sind allerdings besondere Anforderungen hinsichtlich der Laubholzverklebung zu beachten. In einem ersten Schritt wurden für die Erstellung einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung [1] und einer europäisch-technischen Bewertung [2] charakteristische Biegefestigkeiten deutlich über 70 N/mm 2 nachgewiesen. Gegenüber Brettschichtholz aus Buchen-Vollholz hat BSH aus Buchen-FSH bei prinzipiell ähnlichem Festigkeitspotential u.a. den Vorteil geringerer Rissneigung, höherer Homogenisierung und besserer Materialausbeute. In einer Gesamtbewertung ist jedoch auch der deutlich höhere Klebstoffanteil und der hohe technisch / energetische Aufwand bei der Herstellung mit entsprechenden Auswirkungen auf die Umwelt- und CO 2 -Bilanz zu berücksichtigen. Der Anwendungsbereich der nationalen wie der europäisch technischen Zulassung blieb bisher entsprechend den vorliegenden Prüfdaten, vor dem Hintergrund des neuen Materialtyps und der für den Holzbau untypisch hohen Rechenwerte auf eine Trägerhöhe von 600 mm und eine Trägerbreite von 300 mm begrenzt. Für eine Erweiterung des Anwendungsbereiches der ETA auf größere Trägerhöhen wurde nunmehr der Einfluss des Größenskalen (Size-) Effektes auf die Biege- und Schubfestigkeit untersucht. Auf Grundlage der Versuchsergebnisse wird die Erweiterung des Anwendungsbereiches auf Trägerquerschnitte mit Abmessungen von bis zu 2,5 m Höhe angestrebt. Im vorliegenden Aufsatz wird zunächst nur über die Ergebnisse der Großbauteilversuche zur Bestimmung der Biegefestigkeit berichtet. Die Ergebnisse der Großversuche zur Bestimmung Schubfestigkeit waren zum Zeitpunkt der Drucklegung des Tagungsbandes noch nicht vollständig ausgewertet und werden beim Holzbausymposium selbst vorgestellt. 2. Baubuche: Festigkeitseigenschaften und Size-Effekt Im Zuge der Zulassungsuntersuchungen waren die wesentlichen Eigenschaften in einem umfangreichen experimentellen Prüfprogramm bestimmt worden. Einige Eigenschaften des 80
3 Biegefestigkeit [N/mm 2 ] Druckfestigkeit [N/mm 2 ] BauBuche im XXL-Format Brettschichtholzes aus Buchen-Furnierschichtholz wie z.b. die Zugfestigkeit zur Faserrichtung, die Querzug- und Querdruckfestigkeit sowie der Schubmodul wurden aus den Kennwerten des Plattenmaterials abgeleitet. Die Biegefestigkeit, die Schubfestigkeit, die Druckfestigkeit, der E-Modul zur Faserrichtung und die Rohdichte wurden dagegen durch Versuche an Brettschichtholzbauteilen ermittelt. Die Brettschichtholz-Prüfungen wurden jeweils an Prüfkörpern mit drei unterschiedlichen Querschnittsabmessungen durchgeführt, um die zu erwartenden Größenskalen- (Size-) Effekte zu berücksichtigen. Für alle Werkstoffe, deren Festigkeit stochastisch verteilte Streuungen aufweist, muss mit einem Size- Effekt gerechnet werden, da einerseits mit dem beanspruchten Volumen die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer versagensauslösenden Schwachstelle steigt und sich andererseits die Möglichkeiten einer Lastumlagerung von schwächeren zu stärkeren Querschnittsbereichen vergrößert. Der Gesamteffekt der Dimensionsvergrößerungen auf die globale Festigkeit kann daher bei Beanspruchungssituationen mit vorwiegend er Beanspruchung der Einzelkomponenten zu einem positiven Effekt auf die Festigkeit führen. Ist dagegen die Probe in der jeweiligen Beanspruchungssituation als überwiegend serielles System zu beschreiben, ergibt sich ein negativer size-effekt (vergl. u.a. [3], [4]) In den Bildern 1a und b sind die Effekte der Trägerhöhe auf die Biege-, und Längsdruckfestigkeit dargestellt. Es ist zu erkennen, dass sich bei Biegung ein deutlich negativer Size-Effekt ergibt, während die Druckfestigkeit zur Faserrichtung mit wachsender Querschnittshöhe bis zu einem Schwellenwert zunimmt. 140,0 120,0 Mittelwert ± Standabw. 90,0 80,0 Mittelwert ± Standabw. 100,0 70,0 80,0 charakt. Wert EN ,0 charakt. Wert EN ,0 50, Trägerhöhe H [mm] a) b) Bild 1 40,0 Einfluss der Querschnittshöhe auf die Festigkeitswerte von Brettschichtholz aus Buchen-Furnierschichtholz a) Biegefestigkeit b) Druckfestigkeit zur Faserrichtung Entsprechend den Versuchswerten wurden in der Allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung Z [1] und in der entsprechenden ETA 14/0354 [2] die nachstehend in Tabelle 1 zusammengefassten Abhängigkeiten von der Querschnittsgröße angegeben, die bei der Bemessung zu berücksichtigen sind. Für die Biege-, Zug- und Schubfestigkeit kann der Size-Effekt in der Form des Weibull- Exponential-Ansatzes mit dem Formfaktor 1/m angegeben werden. Entsprechend den An- 40, Trägerhöhe H [mm] 81
4 3. Stuttgarter Holzbau-Symposium nahmen des Weibull-Ansatzes wird der Größeneinfluss bei diesen Beanspruchungen annähernd durch ein serielles System mit Weibull-verteilten Festigkeiten beschrieben. Für die Druckfestigkeit zur Faserrichtung ist im Gegensatz zur Biege- und Schubfestigkeit eine lineare Zunahme der Festigkeit bis zu einem Höchstwert angegeben, der auch durch eine weitere Vergrößerung des Querschnitts nicht weiter anwächst. Bei der Druckbeanspruchung kann sich die Last lokal, d.h. bis zu einer Grenzzahl an Lamellen (im vorliegenden Fall 8 Lamellen), verteilen und im Versagensfall einer einzelnen Lamelle auf die benachbarten Lamellen umlagern. Durch den Grenzwert des Lastumlagerungs-Radius bleibt auch die Festigkeit bei darüber hinausgehender Erhöhung der Lamellenzahl konstant. Tabelle 1 Festigkeits- Größe Übersicht zu den in den nationalen [1] bzw. europäisch technischen [2] Zulassungen implementierten Größenabhängigkeiten verschiedener Festigkeitswerte für BSH aus BauBuche Festigkeits- Rechenwert Bezugshöhe H 0 Korrekturfaktor k = Max. Höhe [N/mm 2 ] [mm] [--] [mm] Biegefestigkeit hochkant Zugfestigkeit Schubfestigkeit f m,y,k ( H 0 H ) 0,14 f t,0,k ( H 0 H ) 0,10 f v,k 4,0 600 ( H 0 H ) 0, Druckfestigkeit 1) für Nutzungsklasse 1-Bedingungen f c,o,k 59,4 1) 0,0009 H + 0, min { 1,18 In den aktuellen Zulassungen ist der Anwendungsbereich auf eine Trägerhöhe von 600 mm beschränkt. Dies bedeutet, dass die Funktionen der beschriebenen Size-Effekte im Wesentlichen für eine Interpolation zwischen den einzelnen experimentell ermittelten Werten und derzeit nicht für eine Extrapolation auf Trägerhöhen jenseits derjenigen des Prüfprogramms verwendet werden. Soll der Anwendungsbereich jedoch auf sehr große technisch nicht mehr mit vertretbaren Aufwand prüfbare Abmessungen erweitert werden, so ist eine Extrapolation unvermeidlich. Die im Folgenden dargestellten Untersuchungen beziehen sich stets auf homogenes Brettschichtholz aus ausschließlich längslagigem Buchenfurnierschichtholz, welches den Anforderungen der EN [5] entspricht. Die Lamellen enthalten zum vorliegenden Stand der Untersuchungen keine Längsstöße (wie. z.b. Keilzinkenverbindungen). 82
5 BauBuche im XXL-Format 3. Erweiterung des Anwendungsbereiches von Brettschichtholz aus Buchen-Furnierschichtholz Um das Festigkeitspotential (GL70) auch für größere Trägerhöhen ausschöpfen zu können, musste im Rahmen der Erweiterung der ETA experimentell gezeigt werden, wie sich eine größere Bauteilhöhe auf die Festigkeitseigenschaften, die einem Größenskaleneffekt unterliegen, auswirkt. Eine einfache Extrapolation des festigkeitsmindernden Size-Effektes aus den vorhandenen Daten für Trägerhöhen 600 mm wurde für die Biege- und Schubfestigkeit als mit zu großen Unsicherheiten behaftet verworfen und es wurden daher Versuche mit etwa dem Doppelten der bisherig zulässigen Trägerhöhe angesetzt, die noch mit großem, aber technisch möglichem Aufwand prüfbar waren. Hinsichtlich der Druckfestigkeit zur Faserrichtung wurden betreffend größeren Querschnittsabmessungen keine weiteren Versuche durchgeführt, da die bisher bereits in den Zulassungen verankerte Annahme einer konstanten Druckfestigkeit ab einer Trägerhöhe von 320 mm aufgrund des für diese Lastanordnung en Systems und des quasi-duktilen Versagensmodus als konservativ angesehen werden kann. Für die Zugfestigkeit gilt Vergleichbares: Hier war es aus technischen Gründen bereits bei geringeren Trägerhöhen nicht möglich, die Festigkeit empirisch zu überprüfen, so dass die Festigkeit konservativ ohne Annahme jeglichen Vergütungseffektes gleich einem auch noch um ca. 10% abgeminderten Rechenwert der Zugfestigkeit der Lamellen angesetzt wurde. Die genannten technischen Einschränkungen für die Zugprüfungen an Baubuche gelten umso mehr für die größeren Querschnitte der angestrebten Erweiterung des Anwendungsbereiches, so dass weiterhin mit dem sehr konservativen Wert der abgeminderten Lamellenzugfestigkeit gerechnet werden soll. Bild 2 Foto des Prüfaufbaus zur Ermittlung der Biegefestigkeit an Großbauteilen mit einer Trägerhöhe von 1320 mm und einem Auflagerabstand von 20 m Zur Bestimmung der Biegefestigkeit wurden 7 Großbauteile mit den Abmessungen (Länge L Breite B Höhe H) 21000mm 200mm 1320mm im 4-Punkt-Biegeversuch nach EN 408 [6] geprüft. Die Auflagerspannweite betrug 20 m (15,2 H), der Hebelarm 6 m (4,5 H) und der Bereich des konstanten Biegemomentes betrug 8 m (6,1 H), so dass die Bedingungen nach EN 408 vollumfänglich eingehalten wurden. In der Nähe der beiden Lasteinleitungsstellen wurden die Träger ausgesteift, um ein vorzeitiges Stabilitätsversagen zu verhindern. Der Prüfaufbau ist in Bild 2 photographisch dargestellt. Die Lasten wurden durch zwei in Wegregelung gesteuerte servohydraulische Zylinder mit einer Höchstkraft von je 1000 kn aufgebracht. Der Vorschub wurde so gesteuert, dass die Höchstlast innerhalb von 300 ± 120 Sekunden erreicht wurde. Während des Versuches wurden die Lasten, die globale Mittendurchbiegung und die lokale 83
6 Empirische Häufigkeit [--] 3. Stuttgarter Holzbau-Symposium Durchbiegung im Bereich des konstanten Biegemomentes gemessen und aufgezeichnet. Bei sechs der insgesamt sieben Prüfkörper trat ein Biegezugbruch im Bereich des konstanten Biegemomentes auf. Ein Prüfkörper versagte durch einen Schubbruch nahe der halben Trägerhöhe. Da die Traglast dieses Prüfkörpers im Bereich der Traglasten der anderen durch Biegezug versagten Prüfkörper lag, wurde für die Versuchsauswertung die Biegerandspannung im Bruchzustand dieses Prüfkörpers als Biegefestigkeit angenommen. Bild 3 zeigt das Bruchbild eines typischen Biegezugbruches. Bild 3 Typisches Bruchbild der durch Biegezug versagten Prüfkörper (hier Prüfkörper B_06) Die Versuche ergeben eine mittlere Biegefestigkeit von 91,5 N/mm 2 und einen Variationskoeffizienten von nur 4,2 %. Der charakteristische Wert der Biegefestigkeit nach EN [7] beträgt 81,7 N/mm 2. Die Häufigkeitsverteilung der Biegefestigkeiten zusammen mit der entsprechenden Lognormalverteilung findet sich in Bild ,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0, Biegefestigkeit f m [N/mm 2 ] Bild 4 Häufigkeitsverteilung der Biegefestigkeiten der Großbauteile (H = 1320 mm); neben den Versuchswerten ist die entsprechende Lognomalverteilung eingetragen 84
7 BauBuche im XXL-Format 4. Schlussfolgerung für BauBuche XXL Bei der Beurteilung von Brettschichtholz aus Buchenfurnierschichtholz mit größeren Querschnittsabmessungen sollen im Folgenden alle bislang vorliegenden Daten einschließlich der Ergebnisse der Großbauteilversuche zusammen betrachtet werden. Anschließend werden Vorschläge für Rechenwerte von sehr großen Trägerabmessungen abgeleitet, deren direkte empirische Prüfung wirtschaftlich nicht darstellbar und im Grunde technisch kaum mehr möglich ist. In Bild 5 sind alle bisher vorliegenden Biegefestigkeiten von Brettschichtholz aus Buchen- Furnierschichtholz eingetragen. Für den Bereich bis 600 mm Höhe finden sich nicht nur die als Grundlage der Zulassung dienenden Ergebnisse, die den Daten in Bild 1 entsprechen, sondern zusätzlich auch noch die Ergebnisse der Prüfungen im Rahmen der Zertifizierung (Erstprüfung). Bild 5 Size Effekt der Biegefestigkeit von Brettschichtholz aus Buchen-Furnierschichtholz Es ist zu erkennen, dass die später auf den Anlagen für die Serienproduktion hergestellten Prüfkörper etwas höhere Biegefestigkeiten bei ähnlicher Trägerhöhe aufweisen als die Vorserien-Prüfkörper. Weiterhin sind die Daten der Großversuche für eine Trägerhöhe von 1320 mm eingetragen. Für alle Serien sind der Mittelwert, der Bereich der Standardabweichung und der charakteristische Wert nach EN eingetragen. Zusätzlich sind zwei unterschiedliche Kurven für den size-effekt abgebildet: - Als schwarze Linie: der bisher in den Zulassungen angegebene Ausdruck für die höhenabhängige Biegefestigkeit (wie in Tabelle 1), extrapoliert bis auf eine Trägerhöhe von 2,5 m mit einem Bezugswert von 70,0 N/mm 2 bei H = 600 mm und einem Exponenten von 0,14. - Ein geänderter Vorschlag (rote Linie) für die höhenabhängige Biegefestigkeit mit einem Bezugswert von 75 N/mm 2 für H = 600 mm und einem Exponenten von 0,10. Es ist zu erkennen, dass die bisher in der Zulassung angegebene Höhenabhängkeit den tatsächlichen Size-Effekt bei größeren Trägerhöhen stark überschätzt. Desweiteren war der Bezugswert von 70,0 N/mm 2 bereits angesichts der bei der Zulassungserstellung vorliegenden Daten sehr konservativ, wobei man zu dieser Zeit noch sehr wenig Erfahrung mit dem Bauprodukt hatte und daher eher eine vorsichtige Festlegung der Parameter durchführte. Die neueren Daten für die Bezugshöhe 600 mm (aus der Erstprüfung) liegen dann sogar noch etwas höher. 85
8 3. Stuttgarter Holzbau-Symposium Die nunmehr auf Grundlage aller verfügbaren Daten vorgeschlagenen Rechenwerte sind insbesondere für größere Trägerhöhen noch immer als sehr konservativ anzusehen. Vor dem Hintergrund der begrenzten Prüfkörperzahl bei den Großversuchen und dem insgesamt sehr hohen Festigkeitsniveau, das bei größeren Trägern zu für den Holzbau untypisch hohen ertragbaren Designlasten führt, wird weiterhin ein moderater Size-Effekt vorgeschlagen, obwohl es aus den empirischen Daten zwischen 600 mm und 1320 mm weder auf dem Mittelwertsniveau noch auf dem charakteristischen Niveau ein signifikanter Festigkeitsabfall feststellbar ist. Eine weitere Anhebung der Rechenwerte für sehr große Träger könnte jedoch nach Meinung der Autoren nur auf Grundlage einer Absicherung durch ein für den Werkstoff kalibriertes Rechenmodell geschehen. Im Rahmen von Forschungs- und Entwicklungsarbeiten wird an der Kalibrierung und Anpassung eines solchen probabilistischen Modells zurzeit gearbeitet. Die Ergebnisse werden an einer anderen Stelle veröffentlicht. Tabelle 2 enthält die Rechenwerte für die größenabhängigen Festigkeitseigenschaften einschließlich des Größenskaleneffektes. Aufgrund der durchgeführten Untersuchungen kann für Brettschichtholz aus Buchenfurnierschichtholz mit Höhen bis zu ca. 2,5 m ein empirisch basierter Rechenwert für die Biegefestigkeit angegeben werden. Für die größte Höhe H=2,5 m ergibt sich aus Tabelle 2 eine konservativ extrapolierte Biegefestigkeit von 65,0 N/mm 2. Für die ebenso höhenabhängigen, jedoch experimentell nicht untersuchten Größen Zugfestigkeit zur Faserrichtung und Druckfestigkeit können im Falle des größten Querschnitts des Anwendungsbereiches Werte von f t,0,k = 52,0 N/mm 2 und f c,0,k = 70 N/mm 2 angegeben werden. Hierbei wird für die Zugfestigkeit der gleiche Weibull-Exponent wie für die Biegefestigkeit angenommen. Der Rechenwert für die Zugfestigkeit bei der Bezugshöhe 600 mm wird gleich dem Anforderungswert der Zugfestigkeit der Einzellamellen angesetzt. Für die Druckfestigkeit ändert sich hinsichtlich der Erweiterung auf größere Trägerhöhen nichts. Für die noch fehlende Schubfestigkeit sind die Ergebnisse der durchgeführten Großbauteilversuche zusammen mit den bereits vorliegenden Werten zusammenzufassen und der Höheneffekt entsprechend auszuwerten. Alle anderen Festigkeits-Rechenwerte bleiben wie in den bisherigen Zulassungen unverändert größenunabhängig. Tabelle 2 Festigkeits- Größe Biegefestigkeit hochkant Zugfestigkeit Druckfestigkeit Übersicht zu den Rechenwerten und Größenabhängigkeiten zufolge aller vorliegender Festigkeitsdaten einschließlich der Großversuche Festigkeits- Rechenwert 1) für Nutzungsklasse 1-Bedingungen Bezugshöhe H 0 Korrekturfaktor k = Max. Höhe [N/mm 2 ] [mm] [--] [mm] f m,y,k ( H 0 H ) 0,10 f t,0,k ( H 0 H ) 0,10 f c,o,k 59,4 1) 0,0009 H + 0, min { 1, mm 86
9 BauBuche im XXL-Format 5. Danksagung Die vorgestellten Untersuchungen wurden von der Fa. Pollmeier, Creuzburg, beauftragt und finanziert. Alle Buchenfurnierschichtholz-Lamellen sowie ein Teil der Trägerbauteile wurden von der Fa. Pollmeier hergestellt. Ein anderer Teil der Großbauteile wurden von der Fa. Hess Timber, Kleinheubach, verklebt und der MPA Universität Stuttgart zur Verfügung gestellt. Wir danken beiden Firmen für die sehr gute Zusammenarbeit und für die Möglichkeit, die Daten an dieser Stelle zu veröffentlichen. 6. Literatur [1] AbZ Z (2013) Brettschichtholz aus Buchen-Furnierschichtholz, Deutsches Institut für Bautechnik, Berlin [2] ETA -14/0354 (2014) Brettschichtholz aus Laubholz Buchenfurnierschichtholz für tragende Zwecke, Österreichisches Institut für Bautechnik, Wien [3] Isaksson T (2003) Structural Timber Variability and Statistical Modelling. In: Thelandersson S, Larsen H (Ed.) Timber EngineeringWiley, [4] Lam F (2011) Size Effect of Bending Strength in Glulam Beams, CIB W18/ [5] DIN EN 14374:2005 Holzbauwerke Furnierschichtholz für tragende Zwecke Anforderungen [6] DIN EN 408:2012 Holzbauwerke Bauholz für tragende Zwecke und Brettschichtholz Bestimmung einiger physikalischer und mechanischer Eigenschaften [7] DIN EN 14358:2007 Holzbauwerke Berechnung der 5%-Quantile für charakteristische Werte und Annahmekriterien für Proben 87
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