WASSERSTRASSE NECKAR. Zentrale Inhalte und Fragestellungen: Themen. Wasserstraße Neckar im Unterricht. Was ist eine Wasserstraße?

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1 WASSERSTRASSE NECKAR 1 Zentrale Inhalte und Fragestellungen: Was ist eine Wasserstraße? Welche Bedeutung hat die Wasserstraße Neckar für uns? Welche Güter werden wohin transportiert? Wie unterscheidet sich das Binnenschiff von anderen Transportmitteln? Wie hat sich die Schifffahrt im Laufe der Zeit entwickelt? Wie funktioniert eine Schleuse? Themen Das Themenfeld Wasserstraße Neckar beinhaltet folgende Unterthemen: 1.1 Der Neckar als Wasserstraße 1.2 Unterwegs auf dem Neckar: Die Binnenschifffahrt 1.3 Wie funktioniert eine Neckarschleuse? Wasserstraße Neckar im Unterricht Im Alltag sind hauptsächlich die Erholungsund Lebensraumfunktion des Neckars im Bewusstsein der in seinem Einzugsgebiet lebenden Menschen verankert; seine Funktion als wichtiger Transportweg wird oft nicht oder kaum wahrgenommen. Bereits in der Grundschule können Kinder dafür sensibilisiert werden, welche wichtige wirtschaftliche Rolle der Neckar als Transportweg spielt und wie diese Transportfunktion mit all den anderen Funktionen in Einklang gebracht werden kann. Die große Bedeutung, die der Fluss schon früher für die Menschen hatte, spiegelt sich noch heute in den Namen zahlreicher Ortschaften, Straßen und Plätze in seiner näheren Umgebung wider. Vielleicht gibt es in machen Städten und Ortschaften ja noch ein paar ältere Menschen, die sich daran erinnern, welche Bedeutung die Flößerei und auch schon die Schifffahrt auf dem Neckar früher hatten. Bei einem Lerngang an den Fluss kann man an vielen Stellen die Nutzung des Neckars und seiner Nebenflüsse als Transportweg erkennen am schiffbaren Neckar vor allem in Form von Bauwerken und Verkehrszeichen, am Oberlauf und den Zuflüssen zum Beispiel durch historische Zeugnisse der Flößerei. Die spannende Welt der Binnenschifffahrt lässt sich am besten bei der Besichtigung eines Hafens oder einer Schleuse erkunden. Hier erfährt man nicht nur, was auf dem Neckar transportiert wird, sondern auch, wozu die technischen Bauwerke und Einrichtungen entlang der Wassertraße notwendig sind und warum der Fluss heute so stark ausgebaut ist. Auch ein Gespräch mit einem echten Neckarkapitän oder -matrosen kann für Kinder sehr interessant sein. Lehrerhandreichung Von Fischen und Frachtern Allgemeine Informationen: Wasserstraße Neckar 1-1

2 Die Wasserstraße Neckar dient jedoch nicht nur zum Transport von Gütern und Passagieren, sondern stellt zugleich einen wichtigen Lebensraum für Tiere und Pflanzen und einen gefragten Erholungsraum für die Menschen dar. Deshalb sollte den Schülerinnen und Schülern vermittelt werden, wie wichtig ein nachhaltiger Umgang mit dem Fluss ist. Exkursionen und Lerngänge Schifffahrtsmuseum Haßmersheim Schifferverein Germania Haßmersheim e.v. Friedrichstraße 4, Haßmersheim Telefon: (06266) oder (06266) Besichtigung einer Schleuse oder Wehranlage: Besuch eines Neckarhafens: Hafen Heilbronn Hafenstraße 15, Heilbronn Telefon: (07131) hafen-heilbronn@hnvg.de Neckarhafen Plochingen GmbH Am Rheinkai, Plochingen Telefon: (07153) info@neckarhafen-plochingen.de Hafen Stuttgart GmbH Am Westkai 9A, Stuttgart Telefon: (0711) info@hafenstuttgart.de Amt für Neckarausbau Heidelberg (zuständig für größere Baumaßnahmen an Schleusen, Wehren, Hochwassersperrtoren, Seitenkanälen der Bundeswasserstraße Neckar von Deizisau bis Feudenheim) Vangerowstraße 20, Heidelberg Telefon: (06221) an-heidelberg@wsv.bund.de Wasser- und Schifffahrtsamt Heidelberg (zuständig u.a. für Unterhaltung und Betrieb der Bundeswasserstraße Neckar von Heilbronn bis Feudenheim) Vangerowstraße 12, Heidelberg Telefon: (06221) wsa-heidelberg@wsv.bund.de Wasser- und Schifffahrtsamt Stuttgart (zuständig u.a. für Unterhaltung und Betrieb der Bundeswasserstraße Neckar von Deizisau bis Heilbronn) Birkenwaldstraße 38, Stuttgart Telefon: (0711) wsa-stuttgart@wsv.bund.de Internet Umfassende Informationen über die Binnenschifffahrt in Deutschland Informationen über die Wasser- und Schifffahrtsschule und Unterrichtsmaterialien zum Herunterladen Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes Literatur Deiss, Richard: Soweit die Flüsse tragen: kleine Geschichten zur Binnenschifffahrt gestern und heute (Books on Demand GmbH, 2011) Literatursammlung rund um die Binnenschifffahrt im Internet: Lehrerhandreichung Von Fischen und Frachtern Allgemeine Informationen: Wasserstraße Neckar 1-2

3 Der Neckar als Wasserstraße 1.1 Schon seit Tausenden von Jahren nutzen die Menschen Flüsse als Reisewege und als Transportwege für ihre Güter. Wasserstraßen waren die ersten Straßen überhaupt; es gab sie schon, bevor die ersten Straßen auf dem Land gebaut wurden. Lange Zeit waren Flüsse die schnellsten und bequemsten Reise- und Handelswege. Der Neckar ist von Plochingen bis zu seiner Mündung in den Rhein bei Mannheim auf 203 Kilometern ein Teil dieses weit verzweigten Wasserstraßennetzes. Auf der Wasserstraße Neckar, die eine durchgehende Fahrrinnentiefe von 2,8 Metern hat, werden pro Jahr etwa 7,5 Millionen Tonnen Güter transportiert. Dies entlastet die Fernstraßen um ca LKWs. Ausbau der Wasserstraßen Zwei Schiffe begegnen sich auf dem Neckar bei Heidelberg-Wieblingen. (Foto: Büro am Fluss) Heute umfasst das Netz der Binnenwasserstraßen in Deutschland rund Kilometer. Auf diesen Wasserstraßen werden pro Jahr mehrere Hundert Millionen Tonnen Waren transportiert. Die Binnenschifffahrt stellt sowohl für den nationalen als auch für den internationalen Verkehr einen volkswirtschaftlich unentbehrlichen und ökologisch vergleichsweise verträglichen Verkehrsträger dar. Dieser eignet sich grundsätzlich zum Transport aller Arten von Gütern. Vor allem Massengüter, wie zum Beispiel Baustoffe, Kohle, Schrott oder Getreide, werden auf dem Fluss transportiert. Außerdem hat die Binnenschifffahrt eine große Bedeutung für den Transport von Gefahrgütern, wie Kerosin und anderen Produkten aus Erdöl oder Chemikalien, und von besonders schweren oder sperrigen Gütern, wie zum Beispiel Kraftwerksturbinen oder Brückenteilen. Unsere Flüsse sind nicht von Natur aus als gute und sichere Wasserstraßen geeignet. Natürliche Fließgewässer zeichnen sich vor allem durch ständigen Wandel aus. Sie führen im Jahresverlauf mal mehr und mal weniger Wasser; sie schlängeln sich in sogenannten Mäandern durch die Landschaft; sie sind mal flacher und mal tiefer; mal fließen sie langsam und gemächlich dahin und mal bilden sie reißende Stromschnellen. Um die Flüsse für die Schifffahrt sicherer zu machen, wurde nach und nach begonnen, sie auszubauen. Bereits im 18. Jahrhundert wurden die Ufer der großen Flüsse befestigt, Flussläufe begradigt und Kanäle gebaut, um Flusssysteme miteinander zu Zur Wasserstraße Neckar gehören auch insgesamt 27 Schleusenanlagen. (Foto: WSA Heidelberg) Lehrerhandreichung Von Fischen und Frachtern Hintergrundwissen: Der Neckar als Wasserstraße 1.1-1

4 Jetzt verbinden. Durch den Aufstau der Flüsse und den Bau von Schleusen wurde sichergestellt, dass die dadurch gewonnene Wassertiefe einen ganzjährigen sicheren und wirtschaftlichen Schiffstransport ermöglicht. Der Ausbau des Neckars zur Großschifffahrtstraße wurde im Jahr 1922 mit dem Bau der Staustufe Wieblingen begonnen. Bis 1935 wurde der Neckar zunächst bis Heilbronn ausgebaut, von 1952 bis 1958 erfolgte dann der Ausbau bis Stuttgart. Mit der Eröffnung des Hafens in Plochingen 1968 kam der Ausbau zur Großschifffahrtsstraße zum Abschluss. Die Wasser- und Schifffahrtsämter kümmern sich u.a. um die Unterhaltung der Bundeswasserstraßen. (Foto: Büro am Fluss) Von den 203 Kilometern Bundeswasserstraße sind 197 Kilometer staugeregelt. Insgesamt 27 Schleusenanlagen reihen sich von Plochingen bis Mannheim im Abstand von 0,7 bis 13,9 Kilometern aneinander und regeln den Wasserstand des Neckars. Durch die Stauregulierung kann im Neckar ganzjährig eine konstante Mindestwassertiefe für die Schifffahrt sichergestellt werden. Außerdem wird durch die Aufstauung die Wasserkraft des Neckars zur Erzeugung von günstigem und sauberem Strom genutzt. fahrtsämter Stuttgart und Heidelberg. Die Verlängerung der Schleusen für 135 Meter lange Binnenschiffe sowie größere Instandsetzungen an Schleusen, Wehren, Hochwassersperrtoren und Seitenkanälen sind Aufgabe des Amtes für Neckarausbau in Heidelberg. Die Funktionen der Wasserstraße Die Wasserstraßen bilden ein zusammenhängendes Netz, das die großen Seehäfen einerseits mit der Hohen See, andererseits mit ihrem Hinterland, sowie die bedeutendsten Industriezentren miteinander verbindet. Die deutschen Wasserstraßen vernetzen 55 Großstädte und alle bedeutenden Industrie- und Handelszentren miteinander. Am Neckar können die Schiffe an vier Häfen be- und entladen werden: in Mannheim, Heilbronn, Stuttgart und Plochingen. Über den Rhein verbindet er Baden-Württemberg mit der Nordsee. Neben der Transportfunktion haben die Wasserstraßen jedoch auch noch andere Funktionen: Sie dienen der Trink- und Brauchwasserversorgung, der Be- und Entwässerung, der Stromerzeugung, werden für Wasser-, Angelsport und Fischerei genutzt und sind nicht zuletzt auch Natur- und Erholungsraum. All diese verschiedenen verkehrlichen und außerverkehrlichen Funktionen des Flusses miteinander in Einklang zu bringen ist eine große Herausforderung unserer Zeit. Für den Betrieb und die Unterhaltung der Bundeswasserstraßen sind die Wasser- und Schifffahrtsämter zuständig. Um die Wasserstraße Neckar kümmern sich die Wasser- und Schiff- Lehrerhandreichung Von Fischen und Frachtern Hintergrundwissen: Der Neckar als Wasserstraße Auch die Häfen bilden einen Teil der Wasserstraße. Hier werden Schiffe beund entladen und die Waren werden weiter ins Hinterland transportiert. (Foto: Hafen Stuttgart GmbH) 1.1-2

5 Jetzt 1.2 Unterwegs auf dem Neckar: Die Binnenschifffahrt Schon seit Tausenden von Jahren werden Flüsse vom Menschen als Transportwege genutzt für den Gütertransport wie auch als Reiseweg. Vor der Erfindung der Dampfschifffahrt mussten die Schiffe mit Muskelkraft flussaufwärts gezogen werden. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts wurden für diese schweißtreibende Arbeit vermehrt Pferde eingesetzt, welche von sogenannten Schiffsreitern auf den Treidelpfaden entlang der Ufer angetrieben wurden. Eine Fahrt von Mannheim bis Heilbronn dauerte fünf bis acht Tage. Verbunden mit Kosten für Zölle, Übernachtungen und Verpflegung der Reiter wurde die Treidelschifffahrt mit dem Beginn des Eisenbahn-Zeitalters zunehmend unwirtschaftlicher. Das Neckarschiff Wunnenstein (Foto: Büro am Fluss) Ab 1841 wurden auf dem Neckar unter großem Jubel der Bevölkerung drei Raddampfer eingesetzt, die zur Personenbeförderung genutzt wurden und sich nur bis 1869 halten konnten. Auch wenn es heute deutlich schnellere Transportmittel gibt, werden doch 15 bis 20 Prozent aller Güter im Fernverkehr in Deutschland mit dem Schiff transportiert. Das sind im Jahr etwa 245 Millionen Tonnen an Gütern (Stand von 2008), die auf den deutschen Wasserstraßen unterwegs sind. Und damit sind die meisten Wasserstraßen noch lange nicht ausgelastet. Die Transportleistung der Binnenschifffahrt könnte kurzfristig jährlich um 50 Millionen Tonnen gesteigert und daher die Straßen in Zukunft deutlich entlastet werden. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hielt die Kettenschleppschifffahrt am Neckar Einzug. Von März bis Mai 1878 wurde eine 113 Kilometer lange Kette auf den Grund des Flusses verlegt. An dieser Kette zogen sich die Schiffe, angetrieben von einer Dampfmaschine, flussaufwärts. Die Fahrtdauer von Mannheim nach Heilbronn wurde so auf 2 bis 3 Tage verkürzt. Geschichte der Neckarschifffahrt Aus Urkunden des Kaisers Ludwig des Frommen von 830 wissen wir, dass bereits im 7. Jahrhundert Handelsschiffe in Form von Holz-Nachen auf dem Neckar fuhren. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Neckar von der Holzflößerei genutzt, die mit über 300 Meter langen Flößen Holz für den Schiffsbau aus dem Schwarzwald bis in die Niederlande brachte. Ein Kettenschleppschiff an der Baustelle der Schleuse Neckarsteinach (Foto: WSA Heidelberg) Lehrerhandreichung Von Fischen und Frachtern Hintergrundwissen: Unterwegs auf dem Neckar: Die Binnenschifffahrt 1.2-1

6 Durch immer wieder auftretendes Niedrigwasser im Neckar, das eine Schifffahrt mit schwerer Ladung unmöglich machte, kam es oft zu Verdienstausfällen. Deshalb wurde 1922 mit dem Ausbau des Neckars zur Großschifffahrtsstraße begonnen, der 1968 abgeschlossen wurde. Was transportieren Binnenschiffe? Auf dem Wasserweg werden vor allem Massengüter transportiert, zum Beispiel Baustoffe, Kohle, Erz, Schrott oder Getreide. Da auf dem Wasserweg viel seltener Unfälle passieren als auf dem Landweg, eignet sich das Binnenschiff besonders zum Transport von Gefahrgütern, wie Kerosin, anderen Erdölprodukten und flüssigen oder gasförmigen Chemikalien. Aber auch hochwertige Produkte, wie Textilien, Computer und Autos, werden teilweise in Containern auf Binnenschiffe verladen. Beim Transport von sehr schweren und sperrigen Gütern, wie beispielsweise Kraftwerksturbinen oder Brückenteilen, hat der Transport auf dem Fluss den Vorteil, dass hierfür keine Straßen gesperrt werden müssen, wie es auf dem Landweg der Fall ist. Auf dem Neckar werden derzeit pro Jahr ungefähr 7,5 Millionen Tonnen Fracht mit dem Schiff transportiert. ca. 16 Kilometer pro Stunde flussabwärts), sind sie leiser und verbrauchen deutlich weniger Energie als Bahn oder LKW. Außerdem ist der Transport mit dem Schiff preiswert und vor allem sicher, denn auf dem Wasserweg passieren viel seltener Unfälle als auf den Straßen. Ein Binnenschiff kann 24 Stunden am Tag durchfahren und ist außerdem sehr zuverlässig, da sich Hochwasser, Niedrigwasser oder Eis im Gegensatz zu Staus auf den Autobahnen oder defekten Gleisanlagen meist schon einige Tage im Voraus ankündigen. Folgen der Binnenschifffahrt Um den Transport von Gütern mit dem Binnenschiff zu ermöglichen, mussten unsere Flüsse ausgebaut werden. Begradigungen, Ufer- und Böschungsbefestigungen und der Bau von Schleusen blieben natürlich nicht ohne Folgen für die Flüsse und deren Ufer, die auch als Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen dienen. Lebensraumverlust sowie Verlust der Durchgängigkeit für Tiere im Gewässer infolge des Baus von Staustufen stellen dabei die größten Probleme dar. Deshalb werden heute viel Geld und Aufwand in ökologische Ausgleichsmaßnahmen, Uferrenaturierungen oder den Bau von Fischaufstiegsanlagen investiert. Vorteile der Binnenschifffahrt Binnenschiffe können sich zwar im Gegensatz zu Bahn und LKW nur auf einem verhältnismäßig kleinen Verkehrsnetz bewegen. Doch da in der Bundesrepublik Deutschland die Mehrzahl der Großstädte und eine Vielzahl von bedeutenden Industriezentren durch Wasserstraßen miteinander verbunden sind, stellen sie doch einen wichtigen Transportträger dar, der gegenüber anderen Verkehrsmitteln einige Vorteile hat: Obwohl Binnenschiffe relativ langsam sind (ca. Kilometer pro Stunde flussaufwärts und Am Containerhafen in Stuttgart werden die unterschiedlichsten Güter auf Binnenschiffe verladen bzw. von den Schiffen entladen. (Foto: Hafen Stuttgart GmbH) Lehrerhandreichung Von Fischen und Frachtern Hintergrundwissen: Unterwegs auf dem Neckar: Die Binnenschifffahrt 1.2-2

7 Wie funktioniert eine Neckarschleuse? 1.3 Im Zuge des Ausbaus zur Großschifffahrtsstraße wurden am Neckar auch 27 Staustufen, in der Regel bestehend aus Wehr, Doppelschleuse und Wasserkraftwerk, gebaut. Mit Hilfe der Wehranlagen wird der Fluss aufgestaut und somit das ganze Jahr über eine für die Schifffahrt ausreichende Wassertiefe gewährleistet. Durch den Aufstau verringert sich außerdem die Strömungsgeschwindigkeit, und die Fahrt wird sicherer. Die Energie des aufgestauten Wassers wird zudem zur Erzeugung von Strom aus Wasserkraft genutzt. Aufzüge für Schiffe Die Staustufen verwandeln den Neckar in eine Art Treppe mit 27 jeweils drei bis zehn Meter hohen Stufen. Da Schiffe jedoch keine Treppen steigen können, müssen sie die 161 Höhenmeter Schleusung zu Berg Schleusung zu Tal Mit Hilfe von 27 Schleusenanlagen überwinden Schiffe auf dem Neckar die 161 Höhenmeter zwischen Plochngen und Mannheim. (Foto: WSA Heidelberg) zwischen Mannheim und Plochingen per Aufzug bewältigen, also mit Hilfe der Schleusen. Sie machen es den Schiffen möglich, von einem niedrigeren Wasserspiegel (Unterwasser) zu einem höheren (Oberwasser) bzw. umgekehrt zu gelangen. Wie das genau funktioniert, erklärt die Abbildung unten links. Zur Zeit fahren auf dem Neckar Schiffe mit einer Länge von bis zu 5 Metern und einer Breite von 11,45 Metern. Das Amt für Neckarausbau Heidelberg plant und realisiert u.a. die Verlängerung der Schleusen, damit künftig die auf dem Rhein und anderen Flüssen bereits verkehrenden 135 Meter langen Schiffe auch den Neckar befahren können. Damit kann ein noch wirtschaftlicherer Transport auf der Wasserstraße erreicht werden. Das Schiff fährt von Unterwasser in die Schleusenkammer ein, die Tore werden geschlossen. In die Schleusenkammer strömt so viel Wasser ein, bis der Wasserstand innerhalb und oberhalb der Schleusenkammer gleich ist. Die Tore werden geöffnet, und das Schiff kann seine Fahrt fortsetzen. Das Schiff fährt von Oberwasser in die Schleusenkammer ein, die Tore werden geschlossen. Aus der Schleusenkammer wird so viel Wasser abgelassen, bis der Wasserstand in und unterhalb der Schleusenkammer gleich ist. Die Tore werden geöffnet, und das Schiff kann seine Fahrt fortsetzen. (Grafik: WSA Heidelberg) Ebenso wie Schiffe können auch Fische keine Treppen steigen. Sie sind deshalb an den Staustufen auf Fischauf- und -abstiegshilfen angewiesen, in die die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung viel Geld investiert. Lehrerhandreichung Von Fischen und Frachtern Hintergrundwissen: Wie funktioniert eine Neckarschleuse? 1.3-1

8 Der Neckar: eine Treppe mit 27 Stufen 1.4 Wie alle Flüsse fließt auch der Neckar von seiner Quelle bis zu seiner Mündung bergab. In Plochingen, wo die Bundeswasserstraße Neckar beginnt, liegt er 161 Meter höher als in Mannheim, wo er in den Rhein mündet. Das entspricht der Höhe des Ulmer Münsters! m ü. NN 200 Hofen Aldingen Deizisau Oberesslingen Esslingen Obertürkheim Untertürkheim Bad Cannstatt 150 Horkheim Heilbronn Lauffen Besigheim Hessigheim Pleidelsheim Marbach Poppenweiler 0 Mannheim Feudenheim Schwabenheim Neckargemünd Heidelberg Neckarsteinach Hirschhorn Plochingen Rockenau Guttenbach Neckarzimmern Gundelsheim Kochendorf Ulmer Münster: 161 m Damit das Wasser nicht zu steil bergab fließt und damit der Fluss immer tief genug für die großen Schiffe ist, hat man viele Staustufen mit Schleusen in den Neckar gebaut. Deshalb sieht er aus wie eine Treppe mit 27 großen Stufen. km Lehrerhandreichung Von Fischen und Frachtern Materialien: Wasserstraße Neckar 1.4-1

9 Woraus besteht eine Staustufe? 1.5 So sieht die Staustufe in Neckargemünd aus der Luft aus. Wie nennt man die einzelnen Bestandteile einer Staustufe? Beschrifte das Foto mit den unten stehenden Begriffen Foto: Wasser- und Schifffahrtsamt Heidelberg Wehr Oberwasser Wasserkraftanlage Schleusentore Unterwasser Schleusenkammern 5 6 Lehrerhandreichung Von Fischen und Frachtern Materialien: Wasserstraße Neckar 1.5-1

10 Jetzt Ein Aufzug für Schiffe Wie funktioniert eine Schleuse? 1.6 Da Schiffe keine Treppen steigen können, gibt es an den Staustufen Schleusen, die wie Aufzüge für Schiffe funktionieren: 1. Oberwasser Unterwasser Oberwasser Unterwasser Oberwasser Unterwasser Wenn ein Schiff vom niedriger gelegenen Bereich des Flusses (Unterwasser) in den höher gelegenen Bereich (Oberwasser) fahren will, fährt es in die Schleusenkammer hinein (1) und das Tor wird geschlossen. Nun strömt solange Wasser in die Schleusenkammer hinein (2), bis das Wasser hier genau so hoch steht, wie oberhalb der Schleuse. Dann wird das Tor geöffnet und das Schiff fährt weiter (3). Genauso funktioniert es auch, wenn das Schiff von oberhalb der Schleuse kommt, nur dass dann das Wasser aus der Schleusenkammer abgelassen werden muss. Lehrerhandreichung Von Fischen und Frachtern Materialien: Wasserstraße Neckar 1.6-1

11 Achtung, Vorfahrt! Verkehrsregeln auf Binnenwasserstraßen 1.7 Auch auf Wasserstraßen ist der Verkehr durch Vorschriften geregelt. Die Fahrrinne ist mit schwimmenden Tonnen markiert: am rechten Ufer in Fließrichtung mit roten und am linken Ufer mit grünen Tonnen. Wie auf den deutschen Autostraßen müssen auch Schiffe rechts fahren. Rechts heißt übrigens in der Welt der Schifffahrt steuerbord und links backbord. Auf den Wasserstraßen gibt es natürlich auch Verkehrszeichen. Kannst Du den hier abgebildeten Schildern die richtige Bedeutung zuordnen? a. Baden verboten! b. Wendestelle: hier können Schiffe umkehren. c. Hier dürfen keine Schiffe oder Boote mit Motorantrieb fahren. d. Hier dürfen Schiffe oder Boote am Ufer festgemacht werden. e. Hier darf am Ufer geankert werden. f. Hier dürfen nur Boote fahren, die weder mit Motor noch mit Segel fahren. g. Vorsicht, die Breite der Wasserstraße ist begrenzt. h. Durchfahrt verboten! i. Geschwindigkeitsbeschränkung in km/h j. Hier müssen Schiffe auf der linken Seite des Flusses fahren. Lehrerhandreichung Von Fischen und Frachtern Materialien: Wasserstraße Neckar

12 Jetzt Der Stuttgarter Hafen 1.8 Foto: Hafen Stuttgart GmbH Lehrerhandreichung Von Fischen und Frachtern Materialien: Wasserstraße Neckar 1.8-1

13 Jetzt Welche Schiffe fahren auf dem Neckar? 1.9 Auf dem Neckar fahren ganz verschiedene Schiffe, die unterschiedlich aussehen, je nachdem, was sie transportieren. Gütermotorschiffe Gütermotorschiffe können große Mengen von trockenen Waren transportieren, wie zum Beispiel Getreide, Kohle, Kies, Sand oder Metallschrott. Außerdem können diese Schiffe zum Transport von sehr großen und schweren Dingen verwendet werden, zum Beispiel für Brückenteile. Wasser- und Schifffahrtsamt Heidelberg Tankmotorschiffe Zum Transport von Flüssigkeiten oder Gasen werden Tankmotorschiffe eingesetzt. In ihnen werden zum Beispiel Benzin, Heizöl oder Erdgas transportiert. Diese Schiffe müssen sehr stabil gebaut sein, damit bei einem Unfall keine giftigen Stoffe auslaufen und den Neckar verschmutzen können. Containerschiffe In Containern werden hochwertige Dinge wie Kleidung, Möbel oder Computer, transportiert. Die Container können nicht nur mit dem Schiff transportiert werden, sondern von diesem direkt auf andere Verkehrsmittel (LKW, Eisenbahn) umgeladen werden. Fahrgastschiffe Auf Fahrgastschiffen werden statt Waren Menschen transportiert, die entweder einen kurzen Ausflug auf dem Fluss machen oder mit einem Flusskreuzfahrtschiff einige Tage auf dem Fluss verbringen. Lehrerhandreichung Von Fischen und Frachtern Materialien: Wasserstraße Neckar Wasser- und Schifffahrtsamt Heidelberg 1.9-1

14 Welche Ladung kommt auf welches Schiff? 1. Auf dem Neckar fahren verschiedene Schiffe, die sich unterscheiden, je nachdem, was sie transportieren. Kannst Du den Schiffen die richtige Ladung zuordnen? Containerschiff Getreide Fahrgastschiff Heizöl Gütermotorschiff Container Tankmotorschiff Personen Bilder aus: Wasser- und Schifffahrtsschule, Wasser- und Schifffahrtsdirektion Süd Lehrerhandreichung Von Fischen und Frachtern Materialien: Wasserstraße Neckar 1.-1

15 Wie viel kann ein Binnenschiff laden? 1.11 Ein großes Binnenschiff kann 2600 Tonnen laden: In einen Eisenbahnwaggon passen 26 Tonnen: 6 Die Ladung eines LKW kann 20 Tonnen wiegen: 6 = Tonnen Rechenaufgabe: Wie viele Eisenbahnwaggons oder LKW braucht man also, um die Ladung eines einzigen Schiffes zu transportieren? Antwort: 1 Schiff = Waggons oder LKWs. Lehrerhandreichung Von Fischen und Frachtern Materialien: Wasserstraße Neckar

16 Warum werden die Schleusen verlängert? 1.12 Zur Zeit können auf dem Neckar nur Schiffe fahren, die nicht länger als 5 Meter sind. Längere Schiffe würden nicht mehr in die Schleusen hineinpassen. Das Amt für Neckarausbau plant, die Schleusen am Neckar zu verlängern, so dass in Zukunft auch Schiffe mit einer Länge von bis zu 135 Metern auf dem Neckar fahren können. Diese können viel mehr laden als die kürzeren Schiffe und damit noch mehr LKWs oder Güterzüge ersetzen. 5 m langes Schiff: 135 m langes Schiff: Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes Wie viele LKWs und wie viele Waggons braucht man jeweils für die Ladung eines 5 Meter langen und eines 135 Meter langen Schiffes? Lehrerhandreichung Von Fischen und Frachtern Materialien: Wasserstraße Neckar

17 CO 2 -Ausstoß beim Gütertransport 1.13 Wenn eine Tonne (00 Kilogramm) Ladung mit einem LKW 0 Kilometer weit transportiert wird, werden dabei 16 Kilogramm umweltschädliches Kohlendioxid-Gas (CO 2 ) ausgestoßen. Mit einem Güterzug sind es 5 Kilogramm und mit dem Schiff nur 3 Kilogramm für die gleiche Ladung und die gleiche Strecke. 1 t 0 km 16 kg CO 2 5 kg CO 2 3 kg CO 2 Bilder aus: Wasser- und Schifffahrtsschule, Wasser- und Schifffahrtsdirektion Süd Rechenaufgabe: 2000 Kilogramm Heizöl sollen 300 Kilometer weit transportiert werden. Wieviel Kilogramm Kohlendioxid werden produziert, wenn die Ladung mit dem LKW, mit dem Zug oder mit dem Schiff transportiert wird? Antwort: LKW: kg CO 2 Zug: kg CO 2 Schiff: kg CO 2 Lehrerhandreichung Von Fischen und Frachtern Materialien: Wasserstraße Neckar

18 Wie viel Energie braucht ein Schiff? 1.14 Zum Transport von Waren mit LKWs, Güterzügen oder Schiffen wird Energie in Form von Treibstoff verbraucht. Doch der Energieverbrauch ist nicht bei allen drei Verkehrsmitteln gleich groß: Mit der gleichen Menge an Treibstoff kann ein LKW eine Tonne (00 Kilogramm) Waren 0 Kilometer weit transportieren, ein Güterzug schafft 300 Kilometer und ein Schiff sogar 370 Kilometer. Aufgabe: 1 t 1 t 1 t 0 km 300 km 370 km Bilder aus: Wasser- und Schifffahrtsschule, Wasser- und Schifffahrtsdirektion Süd Das Kuchendiagramm zeigt den Energieverbrauch der verschiedenen Verkehrsmittel (LKW, Güterzug und Binnenschiff). Ordnet den Farben die richtigen Verkehrsmittel zu. Lehrerhandreichung Von Fischen und Frachtern Materialien: Wasserstraße Neckar

19 Warum schwimmt ein Schiff? 1.15 Die meisten großen Schiffe sind aus Stahl gebaut. Warum können sie dann trotzdem auf dem Wasser schwimmen? Das hat schon vor über 2000 Jahren der griechische Naturforscher Archimedes herausgefunden. Mit einem einfachen Versuch könnt ihr es selbst auch ausprobieren: Ihr braucht: Eine Schüssel mit Wasser, eine Waage, Knetmasse. So geht s: Aus der Knetmasse formt ihr zwei gleich große Klumpen. Mit der Waage vergewissert ihr Euch, dass beide Klumpen gleich viel wiegen. Den einen Klumpen legt ihr einfach so ins Wasser, den anderen formt ihr zuerst zu einem Boot. Was passiert? Erklärung: Der Klumpen Knete geht sofort unter und sinkt auf den Boden der Schüssel. Das Boot hingegen schwimmt auf dem Wasser, obwohl es gleich schwer ist, wie der Klumpen. Die Kraft, die das Boot am Sinken hindert, heißt Auftrieb. Weil das Boot eine viel größere Oberfläche hat als der Klumpen, verdrängt es auch mehr Wasser. Dabei ist der Auftrieb genau so groß wie das Gewicht des verdrängten Wassers. Ein Schiff kann also schwimmen, weil das Wasser, das es verdrängt, genau so viel wiegt wie das Schiff selbst. Lehrerhandreichung Von Fischen und Frachtern Materialien: Wasserstraße Neckar

20 Jetzt Kleine Geschichte der Binnenschiffahrt 1.16 Bevor Motoren erfunden wurden, mussten Schiffe mit Muskelkraft flussaufwärts gezogen werden. Dafür hat man vor ungefähr 200 Jahren Pferde eingesetzt, die die Schiffe mit langen Seilen vom Ufer aus gezogen haben. Eine Fahrt von Mannheim bis Heilbronn dauerte damals 5 bis 8 Tage. Treidelschiffe bei Hirschhorn (Bild: R. Höfle) Vor 130 Jahren fuhren auf dem Neckar Kettenschleppschiffe. Diese wurden von einer Dampfmaschine angetrieben und an einer Kette, die von Mannheim bis Heilbronn auf dem Grund des Neckars verlegt war, entlanggezogen. Für die Strecke Mannheim-Heilbonn brauchten sie nur noch zwei bis drei Tage. Kettenschleppschiff bei Neckarsteinach (Foto: Wasser- und Schifffahrtsamt Heidelberg) Heute fahren auf dem Neckar moderne Schiffe mit Dieselmotoren. Sie schaffen die Strecke von Mannheim nach Heilbronn in weniger als einem Tag. Gütermotorschiff bei Bad Wimpfen (Foto: Büro am Fluss) Lehrerhandreichung Von Fischen und Frachtern Materialien: Wasserstraße Neckar

21 Seemannsgarn: Die wichtigsten Schiffsknoten 1.17 Obwohl Schiffe heute mit sehr viel moderner Technik ausgestattet sind, werden immer noch Seile zum Festmachen verwendet. Daher müssen auch die Binnenschiffer auf dem Neckar einige zuverlässige Knoten beherrschen. Von den Hunderten verschiedener Schiffsknoten werden heute allerdings nicht mehr sehr viele benutzt. Hier kannst Du die wichtigsten nachmachen und lernen. Rundtörn Der Rundtörn wird zum vorübergehenden Festbinden an Stangen oder Ringen verwendet und ist eine Grundlage für viele andere, sehr viel kompliziertere Knoten. Achtknoten Der Achtknoten verhindert das Rausrutschen eines Seilendes aus einer Öse und kann durch Gegeneinanderschieben der Seilenden sehr leicht wieder gelöst werden. Kreuzknoten Mit diesem Knoten kann man zwei gleich dicke Seile miteinander verbinden. Lehrerhandreichung Von Fischen und Frachtern Materialien: Wasserstraße Neckar

22 Einfacher und doppelter Schotstek Mit dem Schotstek kann man zwei Seile miteinander verbinden, die unterschiedlich dick sind. Webleinstek Der Webleinstek dient zum Festmachen an Pollern (Holz- oder Metallpfähle zum Festmachen von Schiffen und Booten). Dabei kann der Knoten auch zuerst gelegt und dann über den Pfahl geworfen werden. Palstek Dieser Knoten heißt auch König der Knoten oder Rettungsknoten. Durch ihn entsteht eine Schlinge, die sich nicht zuzieht. Die Schlinge kann man über einen Poller werfen oder auch zur Rettung über Bord gegangener Personen einsetzen. Lehrerhandreichung Von Fischen und Frachtern Materialien: Wasserstraße Neckar