Denkmalpflege im Thurgau
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- Bärbel Stein
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1 Amt für Denkmalpflege Ruedi Elser, Kantonaler Denkmalpfleger TG Stand 17. September 2014 Denkmalpflege im Thurgau Referat im Rahmen des Kurses Bauverwaltertreffens TG vom 17. September 2014 Rahmen: 1/2 Stunde 1. Das Amt für Denkmalpflege und seine Aufgaben (basierend auf Vortrag BSR 2012) 2. Herausforderungen, Wünsche und Angebote 1. Das Amt für Denkmalpflege und seine Aufgaben Die Einbettung der Fachstellen für Denkmalpflege ist in den Kantonen unterschiedlich geregelt. Infrage kommen vor allem Departemente für Erziehung und Kultur einerseits und Baudepartemente anderseits, wie dies im Thurgau der Fall ist. Verwaltungsreorganisationen haben mittlerweile dazu führt, dass die Denkmalpflege nur ausnahmsweise noch ein eigenes Amt ist wie im Thurgau. Nicht nur die eigene Budgetkompetenz ist dabei ein Vorteil, sondern vielmehr noch die direkte Unterstellung unter die Departementschefin Carmen Haag und die Gleichstellung mit den übrigen DBU-Ämtern Hochbauamt, Tiefbauamt, Amt für Raumentwicklung, Forstamt, Amt für Umwelt. Das Umfeld des Baudepartementes erweist sich in der täglichen Arbeit als optimal, da die Schnittstellen bei Bauvorhaben bereits organisatorisch definiert sind, beispielsweise im Baugesuchswesen. Einige Zahlen zu unserem Tätigkeitsbereich: Der Thurgau hat 250'000 Einwohner (Stand 2012) ca. 95'000 Bauten, davon sind rund 21% älter als 1919 ca. 35'000 Bauten im Hinweisinventar erfasst rund mit Einstufungen wertvoll und besonders wertvoll rund rechtskräftig unter Schutz gestellt. Zwischen 2007 und 2011 ist die Anzahl Baugesuche, die von unserem Amt begutachtet werden von 508 auf 741 angestiegen, allein zwischen 2010 und 2011 betrug die Zunahme 98 Geschäfte wurden wohl gegen 900 Geschäfte bearbeitet In der gleichen Zeit ( ) stieg die Zahl der neu begonnenen Restaurierungen (= neue verbindliche Stellungnahmen) von 61 auf 109 an. Auch hier ist die Zunahme und die Ansprüche stetig wachsend. Unsere Budgetmittel für die Laufenden Kosten belaufen sich im Jahr 2014 auf knapp Fr. 1'900'000.-, zusätzlich können wir Beiträge in der Höhe von 2'000' ca. Fr. 340'000 Bundesmittel ausschütten.
2 Beiträge in CHF Zürcher Wohnkosten index 2/5 Entwicklung Beiträge für denkmalpflegerische Belange 2'250'000 2'000'000 1'750' '500' '250'000 1'000' ' ' ' Jahr Beiträge Kanton (Budget) Zürcher Wohnkostenindex Glücklicherweise konnten die Summen, welche für Beiträge zur Verfügung stehen, in den letzten Jahrzehnten jeweils wenigstens der Bauteuerung angepasst werden. Dem Amt für Denkmalpflege stehen rund 1000 Stellenprozente zur Verfügung, die sich auf 14 Mitarbeitende verteilen. Zusätzlich beschäftigen wir praktisch durchgehend einen Zivildienstleistenden. Die kantonale Verwaltung arbeitet seit etwas über zehn Jahren nach NPM, d.h. die Tätigkeit strukturiert sich nach sogenannten Produkten, nicht nach Abteilungen. Unsere Produkte sind Inventare, Beratung, Restaurierungsbegleitung und Öffentlichkeitsarbeit verteilten sich die personellen Ressourcen wie folgt: Amtsleitung, Administration, Weiterbildung, Informatik externe Mandate inkl. Kulturgüterschutz 19 % (2010: 24 %) Inventarisation 29 % (2010: 39 %) Beratung 35 % (2010: 23 %) Restaurierungsbegleitung 9 % (2010: 5 %) Öffentlichkeitsarbeit 8 % (2010: 9 %)
3 3/5 Produkte im Einzelnen: Inventarisation Die Inventarisation ist dafür besorgt, dass dem Amt, der Verwaltung und der Öffentlichkeit systematisch erhobenes Wissen über die Thurgauer Baukultur zur Verfügung steht. Seit dem 4. August 2011 können die Informationen zu über 35'000 historischen Bauten im Thurgau von jedermann über das Internet in der Gebäudedatenbank auf dem Thur- GIS abgerufen werden eine schweizweite Premiere. Das zwischen 1972 und 2000 erarbeitete Gebäudeinventar wird gemeindeweise revidiert. Im Rahmen von Einzelunterschutzstellungsverfahren verlangen Gemeinden häufig Einstufungsüberprüfungen von Einzelbauten oder Baugruppen. Die Leistungsmotion der Kantonsräte David Zimmermann und Hans Munz betreffend Einschränkung der Inventararbeit bei der Denkmalpflege verlangt, den Leistungsauftrag einzuschränken, dass die Inventarisation auf minimale Nachführung bestehender Inventare unter Ausschluss der Erarbeitung neuer Inventare beschränkt wird. Nach Erheblichkeitserklärung am 16. August hat der Regierungsrat den Leistungsauftrag des Amtes für Denkmalpflege dahingehend angepasst, dass die Tätigkeiten bei der Gebäudeinventarisation auf eine nachhaltige und qualitätssichernde Bestandespflege reduziert wird. Im wissenschaftlichen Grossinventar Kunstdenkmäler der Schweiz wird nach den abgeschlossenen Bänden der Bezirke Frauenfeld, Münchwilen, Bischofszell, Diessenhofen, Steckborn sowie Kloster St. Katharinental und Kreuzlingen-Stadt derzeit der Band Rund um Kreuzlingen erarbeitet. Dieser Erscheint im Oktober Für die noch unbearbeiteten Gebiete des Kantons sind weitere vier Bände geplant. Beratung Als Fachstelle berät das Amt für Denkmalpflege Bauherren, Planende und Behörden im Umgang mit Bausubstanz. In diesem Zusammenhang werden unzählige informelle Anfragen an die Denkmalpflegerinnen und Denkmalpfleger gestellt, die in planerischen, technologischen und gestalterischen Fragen auf ihr Fachwissen und auf ihre Erfahrung zurückgreifen können. Nicht wenige von diesen Anfragen münden später in Massnahmen, die den Anspruch auf einen denkmalgerechten Umgang mit historischer Bausubstanz erfüllen, also als Restaurierungen bezeichnet werden können. Das Amt erhält sämtliche Baugesuche, welche gemäss Natur- und Heimatschutzgesetz erhaltenswerte Objekte betreffen. Ihre Anzahl nimmt stetig zu. Betrug die Zunahme 2009 gegenüber dem Vorjahr 5 %, 2010 gegenüber %, so steigerte sich die Zunahme im Berichtsjahr gegenüber 2010 auf 15 %. Aktuelle Zahlen werden den weiteren Anstieg belegen. Baugesuche, die mit den Denkmalpflegern und Denkmalpflegerinnen in einem frühen Stadium vorbesprochen werden, können zügig bearbeitet werden. Eine grosse neue Herausforderung wir die Verdichtung nach Innen sein. Das dichter Bauen in den bestehenden Siedlungen ist anspruchsvoll und wird auch bei ihnen und bei der direkt betroffenen Bevölkerung Diskussionen auslösen. Das heisst, dass auch der Veränderungsdruck auf die historische Bausubstanz im Thurgau stetig ansteigt. Wenn die Gemeinde die Prüfung auf Unterschutzstellung oder Nichtunterschutzstellung von im Hinweisinventar als wertvoll und besonders wertvoll eingestuften Bauten vorgängig korrekt durchgeführt hat, können zeitverzögernde Konflikte vermieden werden.
4 4/5 In Umsetzung von Art. 18a RPG des Bundes betreffend Bewilligung von Solaranlagen werden im Thurgau in Anwendung der Richtlinie Solaranlagen richtig gut entsprechende Bauvorhaben an Kulturdenkmälern von kantonaler und nationaler Bedeutung von einer Fachkommission beurteilt, die aus Vertretern des Amtes für Denkmalpflege und der Abteilung Energie besteht wurden 827 (Vorjahr: 331) Gesuche für thermische Solaranlagen oder Solarstromanlagen eingereicht. Darunter befanden sich 27 (Vorjahr 34) Kulturdenkmäler von kantonaler oder nationaler Bedeutung. Ausser in drei (Vorjahr: zwei) Fällen konnte den Projekten zugestimmt werden, gegebenenfalls unter Berücksichtigung kleinerer Verbesserungen. Dieser Trend hält an, Streitfälle sind sehr selten. Der Fortschritt bei den Produkten und in der Branche ist bemerkenswert. Das Amt für Denkmalpflege berät und betreut ferner im Auftrag des katholischen Kirchenrates die Kirchgemeinden im fachgerechten Umgang mit den inventarisierten Kirchenschätzen eine Dienstleistung, die sich im Lauf der Jahre als äusserst hilfreich erwiesen hat. Restaurierungsbegleitung Restaurierungsbegleitung ist die Königsdisziplin der Denkmalpflege. Restaurierungen werden bereits in der Vorphase intensiv betreut, während der Bauzeit werden die Arbeiten auf der Baustelle überwacht und nach Abschluss das Beitragsgeschäft abgeschlossen. Über wichtigere Restaurierungen werden als Dokumentation Berichte verfasst und publiziert. Entsprechend der allgemein regen Bautätigkeit fallen beitragsberechtigte Massnahmen an ausserordentlich zahlreichen historischen Bauten an. In den Jahren 2010 und 2011 betrafen die durch die Denkmalpflegerinnen und Denkmalpfleger betreuten Restaurierungsmassnahmen jeweils etwas über 120 Gebäude, d.h. bei einem (fiktiven) 100%-Job betreut ein Denkmalpfleger etwa 40 verschiedene Baustellen im Jahr. Die Bandbreite der Restaurierungsbegleitung ist sehr gross. Nicht immer sind die Ergebnisse so spektakulär wie bei der Entdeckung und Wiederherstellung des kaiserlichen Bades im Prinzenflügel von Schloss Arenenberg in Salenstein. In Romanshorn konnten die Fischerhäuser durch die Denkmal Stiftung Thurgau gerettet und restauriert werden und einer neuen Nutzung im Rahmen von Ferien im Baudenkmal zugeführt werden. Das Regierungsgebäude in Frauenfeld erstrahlt in neuem Glanz. Grössere Projekte wie der Freisitz Tägerschen, Schloss Sonnenberg, der Turmhof in Steckborn und der Westtrakt des Klosters Fischingen benötigen eine längerfristige kontinuierliche Begleitung, die gelegentlich auch von Unterbrüchen geprägt sein kann. Die wichtigsten abgeschlossenen Restaurierungen werden jeweils im darauf folgenden Jahr im Band der Reihe Denkmalpflege im Thurgau ausführlicher vorgestellt. Publiziert werden im allgemeinen Massnahmen, bei denen der Beitrag Fr. 10'000.- übersteigt o- der die vom Objekt oder den Arbeiten gesehen von allgemeinem breiterem Interesse sind. Die Publikation ersetzt natürlich nicht die Restaurierungsdokumentation, die von jedem Objekt erstellt werden muss und im Amt für Denkmalpflege archiviert wird, damit zukünftige Generationen auf dieses Wissen zurückgreifen können.
5 5/5 Öffentlichkeitsarbeit Die Öffentlichkeit soll für das Anliegen, historische Bauten und Siedlungen zu erhalten und zu pflegen, sensibilisiert werden. Zu diesem Zweck werden jährlich mindestens drei öffentliche Anlässe und Führungen zu aktuellen Problemen, Aktivitäten und Ergebnissen im Bereich der Denkmalpflege durchgeführt, zu denen gegen 4500 Personen direkt eingeladen werden. Höhepunkt der Veranstaltungen bildet der Europäische Tag des Denkmals, der meist einem besonderen Thema gewidmet ist. Die 1999 geschaffene Publikationsreihe Denkmalpflege im Thurgau richtet sich an interessierte Laien und greift im Hauptteil alljährlich eine aktuelle Fragestellung aus dem Bereich des gebauten Erbes auf. Architekten, die im Bereich historische Bauten tätig sind, werden zu Weiterbildungsexkursionen eingeladen, an der bis zu 30 Personen teilnehmen. Die seit 2010 vom Amt für Denkmalpflege betreuten Öffnungszeiten und Führungen auf Bestellung in der Klosterkirche St. Katharinental werden rege in Anspruch genommen: Während den allgemeinen Öffnungszeiten besuchten im Jahr 2011 gegen Personen die Kirche, rund 450 nahmen an einer Führung teil. Mit der Klosterkirche nehmen wir auch an der alljährlichen Museumsnacht Hegau-Schaffhausen teil. Immer wieder neue Kreise interessieren sich für die traditionelle Bauerngartenexkursion, welche seit der Publikation Bauerngärten im Thurgau 2005 jährlich durchgeführt wird und das Verständnis für dieses bedrohte Kulturgut aufrechterhalten und wecken soll. 2. Herausforderungen, Wünsche und Angebote Frühzeitige Kontaktaufnahme Im frühen Stadium kann beraten werden und Projekte in Bahnen gelenkt werden. Ist ein Projekt einmal ausgearbeitet ist Widerspruch meist unbeliebt, Fronten entstehen. Qualitätssicherung Minimale Qualität und Anforderungen bei den Baugesuchsunterlagen. Beizug von eigenen Fachleuten (Bauberatung) bei Neubauten im Ortsbild (Verdichtung) wird empfohlen. Die Recourcen der Denkmalpflege für unentgeltliche Bauberatung werden zunehmend eingeschränkt. Herausforderungen / Druck Die Bautätigkeit im Thurgau fordert unsere Mitarbeiter/innen so wie bestimmt auch Sie und ihre Mitarbeiter aufs Äusserste. Unsere (bis anhin) kostenlosen Dienstleistungen werden geschätzt und gerne in Anspruch genommen. (Überprüfung Kosten DBU angesagt, als Auswirkung LÜP). Der Druck auf alle Beteiligte wird höher, das Anspruchsdenken von Privaten und Bauwilligen ist hoch. Gemeinsam und nicht gegeneinander agieren, jeder in seiner Aufgabe / re
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