Hohenzollerlsehe Heimat

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1 Hohenzollerlsehe Heimat Vierteljahresblätter für Schule und Haus Herausgegeben vom Verein für Geschichte, in Verbindung mit Schriftleitung: Josef Wiest, Rangendingen 25 Y 3828 F Preis halbjährlich 1.40 DM Kultur- und Landeskunde in Hohenzollern der hohenz. Lehrerschaft Druck: Buchdruckerei S. A c k e r, Gammertingen Postscheckkonto Stuttgart Bank: Hohenz. Landesbank Gammertingen 15 Nummer 1 Gammertingen, Januar Jahrgang Sur $öeit)enadjt von Maria E. F 1 a d Sterne strahlen den Frieden der Welt. Glocken dröhnen empor. Göttliche Stimmen die Herzen erhellt. Engel singen im Chor. Weihenacht hält das göttliche Wort Wie eine Kerze bereit, Zündet die Liebe am dunkelsten Ort, Für eine Ewigkeit. 3llm Tnitarbeiteun unö efern öer ffatjensollmrdjm f^imat" töünfrtjen nur (Rottes <E5egm im 3at)re Derlag unö tfjriftleitung Weit grüßen die Türme über das Land im Kreis Hechingen Von Josef Weihnachtliches Land zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb! Weitum haben vor wenigen Tagen die Glocken die Freude der Heiligen Nacht hinausgejubelt über unser heimatliches Land, über Städte und Dörfer. Alle Menschen, die guten Willens sind, haben ihre Sprache, ihren Klang verstanden. Sie öffnen uns auch in der poesielosen Gegenwart Herz und Gemüt, schaffen darin eine besondere Stimmung, an der auch das Gefühl mitwirkt und das Verlangen weckt, auch einmal jene Stätte kennenzulernen, die gewissermaßen der Brennpunkt des Heimatgefühls ist: der Kirchturm. Kaum eine Festzeit des Jahres wäre geeigneter, den Blick zu diesen steinernen Recken zu richten, als Weihnachten. Es wird ein Stück Ewigkeit lebendig an unseren heimatlichen Kirchtürmen. Ueber Raum und Zeit haben sie zu allen Zeiten ihre stumme Sprache zu uns geredet, stellen Landes- und Ortsgeschichte, die Wahrzeichen der Heimat und Landschaft dar. Nichts Erdrückendes liegt in ihren Mauern und Quadern, vielmehr scheint es, als hätten ihre Baumeister und Steinmetzen Leben eingeblasen und wollten sie uns hinaufziehen in die lichten und reinen Welten des Firmaments. So sind nicht zu Unrecht die Dichter begeisterte Verkünder der Schönheit des Turmes geworden, und Geschichte und Sagen haben ihn üppig umrankt, haben ihn und die Landschaft, die vertrauten Dorfbilder mit den Gestalten der Jahrhunderte belebt, von denen viele Beziehungen zum Turm haben. Schneider schöner Türme mit Satteldach und Staffelgiebel, welche als Künder gotischen Geistes blieben, während die Kirchen infolge Baufälligkeit abgebrochen und im 18. Jahrhundert vielfach Neubauten weichen mußten. Wobei dann und wann auch die Türme umgeändert, aufgestockt und mit dem dem barocken Baustil eigenen Zwiebelturm versehen wurden. Was sie in stürmischen Zeiten alles erlebt haben, hier niederzuschreiben, wäre ein nutzloses, verwirrendes Beginnen, so reizvoll dies auch wäre. Allein unsere Wanderfahrt zu den charakteristischen Türmen unseres Heimatkreises eröffnet schon wertvolle Einblicke in ein Spezialgebiet, das ein heimatgeschichtliches Kapitel erschließt. Unser deutsches Vaterland hat im Turmbau der Jahrhunderte Gewaltiges geschaffen und verdankt jenen, die vor uns lebten, schöne und reich durchgebildete Türme, die dazu geeignet waren, ihre Zeit zu überdauern und noch nach Jahrhunderten vom Geist früherer Zeit zu künden. Wir besitzen jene gewaltigen Zeugen des christlichen Abendlandes hier nicht, und doch ist unser Heimatkreis im glücklichen Besitz einer stattlichen Anzahl alter, wertvoller und charakteristischer Türme aus allen Stilepochen. Sie sind zum Schmuck unserer Heimatlandschaft geworden, zu den Wahrzeichen der Dörfer und Städte rund um den Zollerberg, den der Kreis, wie es im Kreisbuch heißt, wie eine Spange einen Edelstein umschließt. Viele von ihnen sind noch im ursprünglichen Baucharakter erhalten, wieder andere haben sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt. Sie sind also architektonisch nicht immer aus einem Guß. Kunstgeschichtlich treten wir in die Gotik, die auch unserer Heimat wertvolle Werke schenkte. Chorgewölbe sind aus dieser Zeit noch erhalten, aber auch eine Reihe Gotische Türme mit Staffelgiebeln gehören zu den Seltenheiten in der Landschaft. Hier der Turm der Pfarrkirche Steinhofen, der einen Wohlklang vor der reizvollen Kulisse der Zolleralb bildet.

2 h o h e n z o l l e r i s c h e H E I M A T Jahrgang 1965 Ein Bid unvergleichlicher Schönheit zeigt die Friedhofskapelle in Gruol als Wahrzeichen des Stunzachtales, mit dem malerischen alemannischen Fachwerk. Ein Zeuge der Romanik ist der Schaft des Römerturms von Haigerloch, den Steinmetzzeichen in die Zeit von weisen. Christian Großbayer hat ihm später die Haube aufgesetzt und den Umgang geschaffen. f Empfingens Kirchturm, Gottesburg des Mittelalters. (Klischees: Schwarzwälder Bote, Oberndorf.) Zum Befestigungsgürtel der Burg Hohenzollern soll einst der heutige Turm der Pfarrkirche von Weilheim gehört haben. Malerisch seine Form wie sein Zugang.

3 .lahrgang 1965 HOHENZOM-ERISCHB HEIMAT 3 Aeltester Turm im Kreis: Haigerlochs Rom er türm Wenn wir dem Stilwandel folgen, kann unsere Reise nur in Haigerloch beginnen, welches den ältesten, zwar profanen, aber auch in den Dienst des Gottesdienstes gestellten Turm mit dem romanischen Römerturm besitzt. Diesen letzten Rest der einstigen Oberstadtbefestigung weisen die Steinmetzzeichen in die Zeit von Als riesiges Viereck mit seinen 3,60 Meter dicken Mauern ohne Zierat und Verputz aus mächtigen Bossenquadern von 2 Meter Länge und 60 Zentimeter Schichtenhöhe in die Höhe getrieben, schloß ihn einst oben ein Satteldach mit Fachwerk ab hat er sich dann mit dem heutigen achteckigen Aufbau mit welscher Haube einen ande; en Hut aufsetzen lassen müssen, was Baumeister Großbayer besorgt hat. Er hat dann auch den Umgang geschaffen und mit Balustern geschmückt, während die Mauern durch Schallöcher durchbrochen wurden. Die Glocken der abgebrochenen Ulrichskirche kehrten ein, um seitdem täglich die Großtat Gottes in der Menschwerdung zu verkünden und zum Gottesdienst zu rufen. Der Römerturm ist das untrügliche Wahrzeichen der Stadt und weiß Gott wie oft schon auf Film und Leinwand gebannt worden. Hoffen wir, daß die im abgelaufenen Jahre begonnenen Reparaturarbeiten an dem alten Baudenkmal zum guten Erfolg führen. Die Schäden, die das Bauwerk aufwies, waren leider größer, als man annahm. Abgeändert wurde auch der Turm der Schloßkirche, welcher jäh über der jenseitigen Felswand thront. Er stammt ebenfalls noch aus der Bauzeit der Schloßkirche, dem Todesjahr des hl. Karl Borromäus, dessen architektonisch gutgegliederte und ursprünglich mit Staffelgiebeln aufgeführte Turm die heutige Gestalt erhalten, welche sich widerspruchslos in den gewaltigen Wurf der Landschaft fügt. Der Schriftleiter des Konradsblattes, Albert Krautheimer, sprach einmal von einem schalkhaften Schwabenlachen, den der über die 143 Stufen zur Schloßkirche Heraufkeuchende hinter dem Turm zu erblicken glaubt. Indessen sind eine Reihe von Brüdern unseres Römerturmes gar nicht viel jünger. Ein ganz ordentliches Greisenalter haben auch die Türme der Pfarrkirche Empfingen und der Friedhofskirche au Gruol, deren Mauerwerk aus der Zeit um 1320 stammen, als die Grafen von Hohenberg hier residierten. Tausende von Blicken zieht das schöne Gotteshaus und Marienheiligtum im Stunzachtal auf sich, seine hohe, über dem quadratischen Schaft aufgesetzte und auskragende Turmschöne Kirchtürme sind im Kreis Hechingen wertvoller Besitz, sind weit über das Land grüßende Wahrzeichen, die vom Hauch der Geschichte umgeben sind. Ein stolzer Zeuge des schwäbischen Klassizismus ist der Turm der Stiftskirche von Hechingen.

4 4 Jahrgang 1965 Pyramide mit dem malerischen, alemannischen Fachwerk, welches ein Zeugnis der Zimmermannskunst vor 500 Jahren darstellt. Welch ein überwältigender Blick von den, nahen Höhen aul die in Sonnengold getauchte Landschaft mit dieser Perle des Stunzachtales, dessen Turm mit der Pfarrkirche und der Zollerburg im Hintergrund einen großartigen Dreiklang in der Landschaft bildet, der schon von vielen, Meistern der Leinwand eingefangen wurde. Unter den Türmen mit Satteldächern und Staffelgiebeln im Kreis tritt vor allem der die reizvolle Landschaft des Kirchspiels beherrschende Turm der Pfarrkirche Peter und Paul von Steinhofen stark ins Bild. Auch er stammt noch aus der Zeit um 1500 und ist der Rest der alten Kirche, die der heutigen um 1794 erbauten Kirche weichen mußte. Dieses reizvolle Idyll vor der imposanten Kulisse der Zolleralb und Burg Kohenzollern ist ein in Stein gewordenes Gedicht, das auch bekanntlich Nikolaus Lenau zu seinem, Postillion" angeregt hat. Nachdem manche Türme der früheren Zeit, speziell der Gotik, im Laufe der Jahrhunderte baufällig wurden und sich im 18. Jahrhundert der Kirchenbau wieder entfaltete, leistete auch die Barockzeit ihren Beitrag zum Turmbau und 'brachte eine ganze Reihe schöner Zwiebeltürme hervor, von denen leider ebenfalls einige wieder dem Zahn der Zeit zum Opfer fielen. Wir nennen als Beispiel die Pfarrkirche Gruol, die noch einen Turm aus der Barockzeit übernommen, hatte, welcher aber Ende des letzten Jahrhunderts dem heutigen Turm mit Spitzhelm weichen mußte. Auch die Bachreiteriürme haben sich im Kreis später ausgedehnt. Wir machen einen Schritt weiter und treten in den Klassizismus, der im Kreis Hechingen mit der Stiftskirche Hechingen einen stolzen Zeu- Bürgle und nochmals Bürgle! Erfahrungen und Daten. An den Stammtischen der Junginger Wirtschaften ging es an den Sonntagnachmittagen zu wie in einer Reichstagssitziung. Der Lärm war enorm, und die weinselige Redegewandtheit aller, offenbar mit vollem Herzen beteiligten Männer, war weithin zu hören. Die Straßen aber waren wie leergefegt. Herr Pfarrer Schneider hatte damals eine Lotterie veranstaltet, aus deren Erlös er den Kirchturm um ein gutes Stück aufstocken ließ. Auf den Armen meiner Mütter sah ich das Hinaufziehen der neuen großen Glocke über einen Flaschenzug. Am damaligen Stapelplatz der Intelligenz" gab es auch Studenten genug, einen Leseverein, einen Albverein, einen Militärverein und mehr, und man wußte sehr wohl, daß hier zwei abgegangene Burgställe waren: Hohcnjungingen und Eineck! Und damit kommen wir zur Sache: Die Bahnlinie nach Burladingen wurde gebaut, die Bachkorrektion, es gab neue eiserne Brücken. Am 30. April 1899 war in den Hohenzollerischen Blättern ein Artikel gestanden: B. Die sogenannte Schwedenschanze bei Jungingen' 1. Dort schreibt schon dgr Verfasser: Ueber die Entstehungsgeschichte dieses Walles sind verschiedene Meinungen verbreitet, Die einen halten ihn für einen römischen Grenzgraben,, der die römische Provinz Rätien von den nördlich davor liegenden Agridecimates getrennt haben sqll (Pfarrer Baur-Veringendorf), Die anderen legen seine Entstehungsgeschichte in eine spätere Zeit und glauben, daß derselbe zur Zeit des spanischen Erbfolgekrieges zur Abschließuhg der Alb nach Norden hin ausgeworfen wurde (1703/1710), was ja im Prinzip dasselbe war. Die Frage steht also immer noch offen. Daß der Wall im Jahre 1710 ausgeworfen oder wieder ausgeworfen wurde, ist dokumentarisch belegt. (Lorch) Für mich steht im Augenblick nur fest, daß dieser Wall die beiden Bürgle miteinander verbindet und sehr wohl ein Verr teidigungsystem darstellen kann, das im Zusammenhang mit den am ganzen Albrand entlang bekannten Heiden-, Hussiten- und Schwedengräben nicht erst vor Jahrhunderten, sondern schon vor Jahrtausenden entstanden sein muß. Auch in diesem. Aufsatz heißt es zum Schluß: Ueberreste von Mauern sind weder auf dem (Ringinger Kapf - Eineck) noch auf dem Bergkegel zu finden; auch ist bis heute nicht der geringste Fund in der Nähe der Schanze bekannt geworden. Dann rücken an einem schönen Nachmittag Leute an mit Pickeln und Schaufeln. Sie sprechen eine mir unverständliche Sprache, und jeder hat einen Koffer an einem Stock auf dem Rücken hängen. Es sind italienische Arbeiter, die an der Bahnlinie nach Burladingen arbeiten wollen. Man hatte damals keine Baumaschinen, und die Erde mußte allein mit Handkarren bewegt werden. Dia Trasse der Bahnlinie ging gen hervorbrachte. Die Stiftskirche fasziniert immer wieder mit ihrer reizvollen Turmlösung, wie sie ihre eigene Geschichte hat und bekanntlich auch als Vorbild mancher Kirchenbauten im Kreis diente. Könnte der Turm uns erzählen, wie er emporgewachsen, hörten wir von dem französischen Architekten Ixnard und dem Baumeister Großbayer aus Haigerloch, von dem Baudirektor Scheyer, der 1 den bereits begonnen Turm wieder abriß und bis zur Rundung neu aufführte. Weit grüßt der mit dem strahlenden Kreuz gekrönte Turm übei* die Zollerlandschaft, die noch einen weiteren charakteristischen Turm ihr eigen nennt, nämlich den Kirch-, türm Weilheim, welcher wie der Römerturm in Haigerloch 1 ursprünglich Profanbau war. Mit seinen 2 Meter starken Bruchsteinen, glatten Eckquadera. und dem steilen Walmdach ist er von einem seltenen Stimmungszauber umgeben. Wir lassen uns ins Ohr raunen, daß er bis 1767 eine Trutzfeste war, was auch die schmalen Schießscharten und der Zugang wie zu einem Bergfried noch erzählen ist der Turm entstanden und 1 wurde später mit dem Neubau der Pfarrkirche (eiin Werk Großbayers) verbunden. Ajuch die Zeit des Historismus des 19, Jahrhunderts brachte nochmals denkmalswürdige Zeugnisse und schöne Turmbauten hervor, wenn wir beipielsweise an den Turm in Rangendingen denken. Unsere Heimat ist also reich an schönen und wertvollen Baudenkmalern hoher Turmbaukunst. Sie verkünden als verkörperter Lobgesang das österliche Halleluja, das sich in jubelnden Tönen in Himmelsnähe schließt. Sie ziehen in ihren stets verjüngenden Pyramiden, welche die Gotik mit der Kreuzblume, die spätere Zeit mit dem Kreuz krönte, hinauf in die lichten Welten der Erlösung, die uns mit der großen Heilstat und dem Auferstehungsmorgen wieder neu erschlossen wurden. - Vorgeschichte der Grabungen in Jungingen von Casimir Bumilier oberhalb der Dorfes nahe an die alte Heerstraße nach Killer heran und dort, wo damals die Furt über den Bach ging, wurde eine Steinbrüche gebaut. Kurz vor Burladingen, auf der Schlichte", stießen die Bauarbeiter auf alte Mauern, auf ein Kastell, das aus der Römerzeit stammte. Darüberhinaus gab es aufschlußreiche Funde aus der Bronze- und Hallstattzeit. Sollte da der Pfarrer von Veringendorf nicht recht haben?, Aber in Jungingen sind noch keine Funde gemacht worden. Auf Eineck sind keine Mauerreete, sondern bloßer Felsboden. Als ich aber 1901, fünf Jahre und 4 Monate alt, zur Schule kam, war es immerhin ein Spieß, 60' cm lang, den unser Nachbar gefunden hatte und den mein Vater hütete, wie seinen Augapfel; er stammte von Hohenjungingen. Die Jahre gingen dahin, man hatte einen Musikverein gegründet, dem auch drei meiner Brüder angehörten. Schon im russisch-japanischen Krieg wurden Vorbereitungen getroffen für die Feder zum 100. Todestag von Friedrich Schiller, am 10, Mai Aus diesem Anlaß sollte auch eine Bronzeplastik aufgestellt oder angebracht werden, die sein Bild zeigte. Da eis aber keine Beziehungen zu der Gemeinde Jungingen gab, kam man auf die Idee, die Plastik auf dem Bürgle unter Eineck an einem schon bearbeiteten eichenen Balken zu befestigen. Nur wenige Meter entfernt waren jedoch einige tiefe Gräben, die zur Junginger Schanze gehörten und unweit davon ein Steinbruch,'den die Gemeinde im Betrieb hatte. Der Betrieb wurde eingestellt.' Der 10, Mai 1905 brachte zwar kühles, aber trockenes Wetter, die Sterne funkelten abends wie goldener Flitter auf dunklem Grund, Der Wind tat das Seinige, das große Feuer flammte feierlich auf und immer mächtiger empor, als die kleine Kapelle anstimmte: Freude, edler Götterfunken! Tochter aus Elysium...!" Dann kam die großangelegte Rede des Architekturstudenten Otto Bumiller, anschließend gemeinsam gesungen: Brüder reicht die Hand zum Bunde!" Das Leben, ging weiter. Ich ging jeden Tag zur Schule. Die Boxer in China und die Hottentotten in Afrika waren besiegt. Man rüstete zu einer neuen Feier, diesmal auf Hohenj ungingen, von wo die beiden letzten. Hochmeister des deutschen Ritterordens herstammen. In der Schlacht "bei Tannenberg, , fiel Ulrich von Jungingen gegen eine große Uebermacht, während sein Bruder Conrad bereits 1393 gestorben war. Der Albverein ließ den Zugang zu dieser Ruine herrichten. Ich~stand dabei, wie zwei Gemeindearbeiter bei der Anlegung eines Fußweges auf eine Mauer stießen und sie durchbrachen, ohne es zu merken, denn die Grundmauern waren aus demselben Material wie der anstehende Fels. Der Mörtel war von der Verwitterung zwischen dem Gestein auch von einem Fachmann kaum zu unterscheiden. Ich wagt es nicht,

5 .lahrgang 1965 HOHENZOM-ERISCHB HEIMAT 5 etwas zu sagen und auch mein Vater, der so sehr darauf wartete, erfuhr nichts, weil ich nicht ganz sicher war. Die Mauer stand in der Verlängerung der nordöstlichen Ecke des Bergfrieds und ist heute als Stützmauer bezeichnet. Sie war über einen Meter stark. Außer dem bereits erwähnten Spieß hatte man schon oft Pfeilspitzen und Scherben in großer Menge gefunden, besonders auch Bruchstücke von Dachplatten. Mehr nach Westen zu hatte der Zinkenhannes beim Viehhüten mit seiner Geißel einmal in ein Loch gestochert, wobei ihm der Burggeist den Stock aus der Hand riß. Er hatte nur noch gehört, daß es irgendwo geklappert hat. Dort mußte also der einzige (bis jetzt festgestellte) Keller sein. Die Hanfbuche, die auch auf einer Mauer stand, war längst verbrannt. Es standen aber noch drei weitere sogenannte Krüppelbuchen da, und zwar alle auf Mauern. Die Mauern wären ja leicht auszumachen gewesen, da sie sich trotz allem Geröll und dem Einbruch am ehemaligen Keller abzeichneten. Ich war aus der Schule entlassen. Die Tannenbergfeier fand unter Mitwirkung der Vereine am 10. Juni 1910 abends statt und verlief ähnlich wie die Schillerfeier. Das Wetter war schön, aber oben auf dem Gipfel war wenig Platz für alle. So mußte ich seitwärts durch den Wald als räudig Schäflein traben. Während meiner Lehrjahre fand ich kaum noch Zeit, mich weiterhin um die Ruinen zu kümmern. Der Musikverein probte und spielte auch in den umliegenden Dörfern zum Tanz auf, wobei das Rollwägele der Eisenbahn eine gute Hilfe war. Denn der Bahnvorstand, der auch mitspielte, hing dieses dem Zug an bis nach Hausen, und wenn man dann nachts um drei Uhr ein rasselndes Geräusch, wie heute von einem Düsenjäger vernahm, dann wußte man, daß die Musikkapelle von Hausen kam. Oft wurde dabei noch geblasen und gesungen. Die Bahnübergänge wurden in voller Fahrt genommen. Bald kam der Krieg 1914/18. Nach vier Jahren kam ich wieder zurück. Die Ruinen standen" noch. Ich kam auch wieder einmal nach Eineck, und als ich gerade am Bergfried vorbeiging, sah ich zwischen Gestein und Moos ein Stück Sandstein herausgucken. Ich stach mit dem Stock danach und sagte: Es sind noch keine Funde gemacht worden!" Auf Hohenjungingen fanden wir in diesen Jahren einmal ein komplettes Türschloß mit einer Spiralfeder, eine ganz große Spitze für Armbrust und 13 kleine. Das Schloß mußte durch den Amtsdiener geholt werden und ist seitdem verschwunden, die große Spitze landete in Hechingen als Briefbeschwerer, und kleinere hatten wir genug. Die von mir selbst gemachten Funde wurden stets mit einem Schreiben auf dem Rathaus abgeliefert. Oft war ich in den restlichen zwanziger Jahren noch oben auf Jungingen. Man hatte eine" Kahlhieb zwischen der Ruine und dem Himberg gemacht. Es war ein ganz anderer Ueberblick. Zwei große Steinhaufen waren mir schon lange aufgefallen. Sie bestanden aus blauem Jura, der nicht hier gewachsen sein konnte. Ohne zu graben, deklarierte ich den einen als Eingangsturm, den weiter nach Süden am gleichen, angenommene]' Auffahrtsweg liegenden etwa 10 Meter langen Haufen als Brandmauer zwischen (angenommenen) Gebäuden. Dazwischen lag eine offenbar künstlich aufgefüllte Ebene, die voller Dachziegel und Mörtelresten war. Etwa in der Mitte fiel mir ein 2 qm großer Platz auf, unter dem ich eine Feuerstelle vermutete, gleich dahinter wieder eine Fläche mit einem qm, auf der nordöstlichen Ecke der Ebene vermutete ich einen Turm, weil mir genau wie an den beiden anderen Stellen die Farbe des sowieso spärlichen Grases auffiel. Weiter nach hinten, hinter der vermuteten Brandmauer, also Onstmettingen zu, fand ich ebenfalls noch viele blaue Steine, teilweise noch im Verband. Es mußten dort also noch mehr Gebäude gestanden haben. Vom Turm" aus nach Jungingen zu, entdeckte ich, genau mit dem Fußweg verlaufend, eine Mauer, wieder aus blauen Steinen, die bis in die Nähe des Wassergrabens führend, noch Platz genug für einen Fahrweg ließ, der ja auch seit Menschengedenken vorhanden ist. Der Auswurf des Wassergrabens ist nach Norden gerichtet und nach meiner Auffassung nicht erst durch die Belagerer angelegt worden. (1311) Wie ich glaubte, hatte ich jetzt die Grundlagen und traf auch gelegentlich auf der Bahn den Herrn Landeskonservator aus Sigmaringen, dem ich das alles erzählte. Er forderte mich auf, auf dem Bürgermeisteramt vorstellig zu werden, damit die Ausgrabung veranlaßt werde. Das Gelände wurde auch vermessen. Ob die beantragten Gelder einkamen, weiß ich nicht. Zu Grabungen kam es nicht mehr. Auch nicht zu einem Freilichttheater. Die Weimarer Republik verwandelte sich in das Dritte Reich. Innerhalb 20 Jahren war ich nur wenigemal auf Jungingen und auch kaum auf Eineck. Aber 1937 nahm ich einen Spaten und eine Schaufel mit hinauf nach Jungingen. An der tiefsten Stelle ziemlich genau in der Mitte der Ruine grub ich etwa 1,60 Meter tief hinab. Laub, Wurzeln und Steine, kurz Schutt und Mörtel. Dann kam ein Boden aus Lehm und Kalkplatten Also konnte es nach meiner Auffassung nicht mehr weit zu einer Mauer sein. Aber in Deutschland hatte man anderes zu tun, als Mauern zu suchen. Der zweite Weltkrieg kam und ging. Die Alliierten kamen, am Pfingstmontag 1945 war die Kapitulation: Ein ungewöhnliches Gewitter über dem Schauplatz unserer Ruinen bildete mit einem Sonnenuntergang und Regenbogen einen bezeichnenden Abschluß. Aber vorläufig war die Graberei sinnlos. Im Jahre 1947 packte mich wieder einmal die Wut, und ich machte an dem inzwischen wieder eingefallenen Loch weiter, Killer zu. Schon kam mir das Geröll sozusagen von selbst entgegen, und ich wußte, jetzt gleich muß eine Mauer kommen; da ließ ich alles liegen und ging nach Hause. Am nächsten Samstag war ich mit zwei Junginger Bürgern wieder oben (Walter Bumiller und Bauhardt), und der strömende Regen konnte uns nicht abhalten, da weiter zu machen. Vorsichtig gingen sie da mit einer kleinen Picke daran und kratzten sich langsam nach vorn... wir standen vor der westlichen Mauer des Bergfrieds, schön mit einem Glattstrich verbrämt, der allerdings den strömenden Regen nicht vertrug und in wenigen Tagen absplitterte. Wir freuten uns wie die Kinder und kratzten dann gleich den ganzen Bergfried, von der Mauer ausgehend, eckig herum und heraus, stellten auch fest, daß es da zwei verschiedene Richtungen gab (nämlich an der östlichen Mauer), denn wir hatten den Kirchturm von Beuren von der südöstlichen Ecke her an einvisiert. Natürlich stürzten wir gleich zum Bürgermeisteramt und zu Lehrer Lorch und verkündeten ihnen unsere Botschaft! (Fortsetzung folgt.) Folgende Plaudereien erheben keinerlei Anspruch auf literarische Höhe und Vollständigkeit. Sie wollen nur in aller Schlichtheit einige Einzelheit :n aus der Stadt Sigmaringen und dem Gymnasialleben während des ersten Weltkrieges erzählen und die Typen einiger Lehrer in knappen Strichen zeichnen. Vom Ersten Tertial" ist bereits in der Hohenzollerische Heimat" 1964 Nr. 1 berichtet. In den ersten Weihnachtsferien 1916 daheim gab es eine Ueberraschung. Gleich am Stephanstag erschien des Nachbars Seffer und überreichte mir im Auftrag des Herrn Lehrers Reinh. Müller 50 Pfennig. Auf meine erstaunte Frage, was das soll, kam die Antwort: Dees isch dr Loh(n) fir sealle Brenneßla im Sommer." Die hatte ich ganz vergessen gehabt. In der Not des Krieges ( ) hatten wir Schüler zur Ergänzung des vaterländischen Gespinstvorrates sage und schreibe Brennesseln sammeln müssen! Das heißt, wir hätten sammeln sollen. Aber unsern Bubenhirnen wollte nicht einleuchten, was diese jämmerlich brennenden Unkräuter, die massenhaft an den Wegrainen und Zäunen wuchsen, nützen sollten. Man konnte sie höchstens nach Aus der Schulzeit eines Fidelianers Erinnerungen an Sigmaringen unseren Begriffen in noch zartem Zustand zu Schweinefutter oder die Wurzeln zu einem Absud für Haarwuchs-Förderung benützen. Als daher Lehrer Evarist Sch., der die nationale Hilfsaktion der Nesselbeschaffung und Sonnenblumen" leitete (letztere säte man in Ermangelung eines anderen Platzes in ganz ungeeigneten Lehmboden zur sog. Ziegelhütte), die jungen Mann- und Mädchenschaften des Dorfes in der letzten Unterrichtsstunde zum Brennesselsammeln aussandte, hat auf Verabredung die ganze Schmitteraingasse gestreikt, nämlich der Seffer, der Gottlieb, Adlerwirts Lina, s' Schultessen Töchter und natürlich auch ich. Wir zogen einfach heim und nicht in die Brennesseln. Leider hatten sich die andern Schüler unserem Kompiott nicht angeschlossen, sondern brachten, mit dicken Fausthandschuhen oder Lappen bewaffnet, ihre Buschein Brennesseln zur Schule. Was blieb den Streikenden anders übrig, als ebenfalls, weil in der Minderheit, in der Freizeit das Versäumte nachzuholen, wollten wir nicht mit dem Meerrohr des Herrn Lehrers Bekanntschaft machen oder zwei Stunden Arrest absitzen. Daß das Stöcklein schrecklich beißer. konnte, hatten wir schon erfahren, als schriftliche Nachrichten während des Unterrichts

6 :(6 HOHENZOLLEB SCHE HEIMAT Jahrgang 1965 zwischen den Bänken erwischt wurden. Seit der Abreise ans Gymnasium Sigmaringen hatte ich die Brennesseln ganz vergessen, und so waren die 50 Pfennig eine schöne Ueberraschung. Es bildete eine nette Summe für uns Buben, zumal wir gewöhnlich nur 5 bis 10 Pfennig gelegentlich auf den Namenstag oder Sonntag bekamen, um uns eine Mutschel oder einen Bärendreck zu kaufen, oder für 10 Pfennig eine rote Wurst. Waren das Zeiten! Den Schnee und die prächtige Schlittenbahn haben wir in den Ferien weidlich ausgenutzt, ich mit meinem Fiedle- Schlitten oder zusammen mit Seffer auf seinem Zweisitzer. Rodelschlitten waren ganz unbekannt. Alle abschüssigen Dorfgassen bildeten hervorragende feste Bahnen für Schlittschuhe oder Schlitten, für große Holzschlitten oder kleinere zum Wasserholen am laufenden Brunnen. Die Wasserleitung war nämlich erst kurz vorher eingebaut worden und Schlitten noch vorhanden. Auf den großen Schlitten, die zur Holzabfuhr aus den Wäldern dienten, hatten gut 10 bis 15 Kinder Platz, und zwei mit Schlittschuhen bewehrte dirigierten die Deichsel. Es ging prächtig und schnell, natürlich mit viel Geschrei, das zu einer rechten Gugelfuhr gehört Nur einmal hat mir ein Neidhammel wegen des Platzes meine unentbehrliche Kappe heruntergeworfen, sodaß ich abspringen mußte, um sie zu retten, dabei aber pünktlich auf die Nase fiel. Die Tränen flössen reichlich, und das Schnupftuch trat in Tätigkeit, bis der Schlitten zur nächsten Fahrt wieder oben ankam. Gefahren durch Fuhrwerke oder Autos gab es kaum. Letztere kamen sowieso nur bei äberen" (schneefreien) Wegen, besonders das Dreirädrige des Doktors Lehr von Burladingen, das wir geradezu ersehnten. Da gab es nämlich für Waschen und Putzen allerlei Zickerle" und süße Brötle. Kurz nach Neujahr setzte Tauwetter ein. Aus allen Gassen und Rinnen flössen die Bächlein, sodaß sich unterhalb der Häuser im sog. Kessel unter der Schächerwies ein nicht tiefer Weiher bildete, der regelmäßig die Jugend zu gefährlichen Bootsfahrten in Gelten oder der Metzgermuot" verleitete, wie an anderer Stelle gesagt wird. Die unausbleibliche Folge waren nasse Füße und Kleider. Aber immerhin war es nicht so heimtückisch gewesen wie das Schleifen oder Schlittschuhlaufen auf der Hilb oder im Raißle bis Das Dorf wimmelte im Krieg von Hamsterern aus dem Killer- und Fehlatal, die ein Pfündchen Butter oder Mehl, Milch oder Kartoffeln zu ergattern suchten. Bei einer Kontrolle durch Soldaten habe ich mit meiner Schwester einmal vorsorglich einen Sack Mehl kurzfristig in der hinteren Scheuer vevgraben. Eine Frau flüchtete vor dem Schandarm" zu unserer hinteren Tür und durch das stille Örtchen hinaus und schloß in kluger Vorsicht die Türe. Als der Verfolger ums Haus und den Brunnen herumsauste, um sie zu fassen, kam sie schnell wieder, von unserer Mutter dirigiert, herein und verschwand in der Gasse. Unter einer Ladung Mist verborgen rollte ein Sack Mehl im gemächlichen Schritt unserer Ochsen au f den Seeheimerberg hinaus und wanderte dann vorsichtig die Haide hinab nach Jungingen. Die Bauern und Müller wußten sich mit den amtlichen Mahlscheinen zurechtzufinden in Erinnerung an das Bi'oelwort: Dem dreschenden bzw. arbeitenden Ochsen sollst Du das Maul nicht verbinden." Wieder im Städtchen Vorsorglich wurden bei der Abreise ins Regierungsstädtchen auch die Schlittschuhe mitgenommen. Und es hat sich in den kommenden Jahren reichlich gelohnt. Manchmal war das ganze Wiesental von Sigmaringen bis Laiz vom Hochwasser überschwemmt, was bei einsetzender Kälte eine herrliche große Eisbahn abgab. Jung und alt, Männlein und Weiblein, tummelten sich dann dort, wo sonst dürftiges Gras wuchs. Einige Fachleute" fehlten nicht, die Kunststücke darboten, was uns Junge mächtig aneiferte, ihnen gleich zu tun. Auch ich war ein gelehriger Schüler und brachte sogar einige Fertigkeiten zustande, vorwärts und rückwärts. Einmal freilich fuhr ich rücklings In eine Gruppe Schüler und Schülerinnen hinein, so daß alle auf einen Haufen flogen und ich ganz weich oben drauf. Glücklicherweise passierte weiter nichts, während ein andermal der Mitschüler Wojahn, von mir ungewollt angerempelt, hinfiel und den Arm auskugelte. Doch der vernünftige Vater machte keine große Szene daraus, als ich mich entschuldigte, trotzdem der Arzt beigezogen werden mußte. Später sind wir einmal, als es bei der Stadt kein Eis gab, zum Wusthauer Weiher gen Krauchenwies zum Schlittschuhlaufen gegangen, haben aber abends in unserem Eifer den Zug in Josefslust verfehlt, so daß wir zwei Stunden heimmarschieren mußten. Auch bei der Sigmaringer Revolution", als Genosse Friedrich mit auswärtigen Kumpanen nach Kriegsende die Druckerei demolierten, den Schriftleiter Stroh mißhandelten, protestierend vor das fürstliche Schloß zogen, haben wir jüngeren Schüler uns währenddessen auf Weisung des Rektori. Waldner auf dem Eise verlustiert". Erst abends erfuhren wir von dem Primaner Brändle und anderen, die Schloßwache, die vom Heuberg hergerufen worden, sei sofort zu den Krakeelern übergegangen und habe das am Schloßtor postierte Maschinengewehr beiseite gesetzt. Der Fürst habe den Anführer Friedrich und einige andere ins Schloß geladen und bewirten lassen, während die andern draußen jämmerlich froren, habe er schließlich eine Millionenstiftung für die Kriegsopfer gemacht, und dann seien alle friedlich auseinander gegangen. Allerdings wurde mir nie recht klar, wodurch der Redakteur der Sigmaringer Zeitung eine solch brutale Behandlung verdient haben solle. Hat er doch wie andere Schriftleiter während des Krieges getreulich zum Zeichnen der Kriegsanleihe aufgefordert, bei jedem Sieg seine Extrablätter herausgebracht, in denen zu Glockengeläute und Fahnenhissen aufgerufen wurde. Dabei spielte sein Sohn als Tertianer insofern eine große Rolle, als er die Blätter noch druckwarm austrug und mit seiner tiefen Bärenstimme alle Straßen vollbrüllte: Sieg, Sieg! Extrablatt! Fahnen heraus!" Ebenso rätselhaft war das Vorgehen gegen den beliebten Schloßherrn, der doch so wenig Schuld an Krieg und Niederlage trug, wie alle andern, der mit der Fürstin viel Gutes getan an den Verwundeten, für die im Prinzenbau ein Lazarett errichtet war. Seine Millionenstiftung war ein neuer Beweis seines Entgegenkommens und seiner Hilfsbereitschaft in jeder Not. Die beiden Söhne hatten den Krieg mitgemacht und der Zweitgeborene hatte, wenn ich nicht irre, noch in englischer Gefangenschaft geschmachtet. Wenn der Fürst mit seiner dicken Zigarre im prächtigen Pferdegespann durch die Stadt fuhr die herrlichen Rosse seines Marstalls bildeten sowieso die Lieblinge der ganzen Bevölkerung und der Besucher oder die Fürstin Adelgunde durch die Straßen ging, standen wir Schüler vor Ehrfurcht still und zogen unsere Kappen zum Gruße. Das Schloß mit seinen Kunstschätzen und der Waffensammlung hat uns mächtig imponiert, und dankbar spazierten wir in den vom edlen Fürstenhaus unterhaltenen Anlagen der Au, des Brenzkofer- oder Mühlberges, oder bei den Grotten von Inzigkofen und der Teufelsbrücke sowie im Tierpark von Josefslust. Ein Schreckensschrei erscholl im Fidelishaus, als einmal einer hereinstürmte und rief: Die Muttergottes am Schloß brennt!" Doch war es zum Glück kein Brand, sondern die elektrischen Glühbirnen, die in den Abend hinausleuchteten, so daß die Madonna mit dem Kinde selig lächelte. Auch die Sigmaringer Geschäftswelt hat von der Hofhaltung nur profitiert. Viele Läden zierte das fürstliche Wappen, und mit Stolz nannte sich der Inhaber Hofbuchhändler, Hofkonditor, Hofapotheker" usw. So war es klar, daß später der überspannte Regierungpräsident Scberer mit seinem Verhalten gegen das Fürstenhaus wenig Anklang finden konnte. Wenn oben von der Not des Vaterlandes an Gespinstpflanzen die Rede war, so daß man auch auf den Dörfern wieder Hanf und Flachs pflanzte und die alten Hanfbrechen and Spinnräder wieder hervorholte, Mohn- und Leinöl wieder zu Ehren kam, so darf auch nicht verschwiegen werden, daß nachher unsere blauen Tertianermützen aus einem rohen Gewebe bestand, so daß nicht zu entscheiden war, ob es aus Papierfäden oder sonst einem Notprodukt bestand. Im Sommer rückten die Klassen des Gymnasiums aus zum Sammeln von L a u b h e u. Da stellte sich im Antoniustäle und anderswo heraus, daß die meisten Mitschüler unserer Klasse aus den Städten nicht einmal eine Buch i von einer Esche oder Eiche unterscheiden konnten, geschweige von einer Ahorn, genau so wie vorher im Unterricht bei Papa Fink viele die Blüte des Huflattichs (bei uns im Dorf Roßrueben" genannt) als Löwenzahn angesehen hatten. Einmal wollte ein Mit-Fidelianer aus einem Städtchen statt Schlehen dem Rektor Waldner die Giftbeeren des Ligusterstrauchs sammeln! Allerdings gab es in der Umgebung wenig Schlehen im Gegensatz zur hohen Alb. Sie geben abgebrüht einen köstlichen Saft. In diesen Kenntnissen waren wir Buben vom Lande voraus, und da körperliche Arbeit durch Mithilfe in der Landwirtschaft eher gewöhnt, lag die Hauptlast des Laubabstreifens wesentlich auf unseren Schultern. Man hatte überhaupt den Eindruck, daß eine zweiklassige Dorfschule mit einiger Nachhilfe durch Stunden" sicher so gut oder besser aufs Gymnasium vorbereitete, als eine achtklassige Stadtschule. Das sollten sich auch die Schulverbesserer von heute ein wenig überlegen. Man hat nicht so viel am Lehrplan herumexperimentiert, sondern die nur auf Präparandie und Lehrerseminar gebildeten Lehrer haben gearbeitet! Auch sich die nötige Autorität unter Mithilfe der Eltern zu verschaffen gewußt.

7 .lahrgang 1965 HOHENZOM-ERISCHB HEIMAT 7 Wir hatten von klein an in Haus und Feld und Wald nach Kräften mitgeholfen und brauchten es nicht zu bereuen. Wie viele Holzbuscneln schleppten wir auf dem Kopfe heim, und doch kam das kindliche Spiel nicht zu kurz, standen doch Dorf und Wald und Wiese zur Verfügung. Freilich, einmal wurde es ernst, als ich im Spiel mich von dünneren, sich biegenden Bäumchen am Waldrand herab zu Boden schweben ließ, und eines mir unter den Händen abriß, ich hart auf den Grasweg plumpste, so daß mir der Ätem wegblieb. So hart bin ich nur einmal noch gestürzt, nämlich auf der Steintreppe des Zeichensaales des Pennals, wo es mich so unsanft auf das Hinterteil setzte, daß sekundenlang der Atem stockte. Was eigentlich aus unserem gesammelten Laubheu wurde, nach dem es in der Turnhalle getrocknet und in Säcke verpackt war, weiß ich nicht. Manche rieten auf Pferdefutter, andere gar auf Rauchtabak für unsere Soldaten, was schwer begreiflich wäre. In einem der Kriegsjahre ging die Grippe um. Ein Teil der Fidelianer lag schon zu Bett, die andern, darunter auch ich, wurden in die Buchenwälder gegen Jungnau geschickt, um Büchelen" zu sammeln, die ja ein in Kriegsnot doppelt kostbares Oel ergaben. Als wir abends müde mit unseren Stumpen heimkamen, waren die andern ausgeflogen und der Unterricht am Gymnasium geschlossen. So konnten wir erst andern Tages, aber ziemlich erbost, heimfahren. In der Heimat war etwas Ungewohntes vorgefallen: Die Blooteren" (Maul- und Klauenseuche) herrschten im Dorf unter dem Vieh, soweit es Klauen hat. Gegen 10 Stück Großvieh waren schon gefallen und die Ansteckung groß. Am Ortsausgang und vor jedem Stall lag eine breite Bahn von Sägmehl, das mit einer desinfizierten Flüssigkeit getränkt war, um ein Fortschleppen der Krankheit zu verhindern. Jede Beförderung von Vieh war verboten; überall fand man polizeiliche Anschläge. Nach Wochen wurde die Sperre endlich gelockert. In diesen außerordentlichen Ferien erschien eines Abends, als wir eben Kartoffeln abluden, ein ungewohnter Wanderer übers Heufeld und schaute nach uns Pennälern: der Professor Grünewald, also eine große Ueberraschung! Na, der ist ja fleißig", äußerte er bei meinem Anblick. Mach nur so weiter!" Solange die Turnhalle mit Laubheu belegt war, spielten wir in der Freizeit, in der uns löblicherweise Rektor Waldner regelmäßig bei jeder Witterung ins Freie schickte, besonders gerne Indianer", vor allem am Dettinger oder Eulenberg. Als Fliegender Pfeil" hatte ich mein Abzeichen farbig auf ein Pappschildchen gemalt und mittels des unentbehrlichen Taschenmessers Pfeil und Bogen und Spieß geschnitzt, wie die andern alle, womit wir uns regelrechte Schlachten lieferten, auch Ueberfällt auf unsere Wigwams ausführten. Ohne Geschrei gings natürlich nicht ab oder ohne große Reden, wie bei den homerischen Helden. Die Gefährlichkeit dieser Spiele wurde uns erst klar, als eines Tages dem Gg." eine geworfene Lanze den Aermel glatt durchschlug und ein jüngerer Mitschüler Gaus aus Empfingen eintraf, der bei einer ähnlichen Gelegenheit durch einen Pfeil ein Auge verloren hatte. Gelegentlich gab es auch Anfeindungen und fast Schlägereien der Fidelianer mit den Städtern, d. h. Nicbtgymnasiasten. Einen eigentlichen Anlaß hierzu kenne ich freilich nicht. Aehnlich war es schon auf der Alb zwischen uns Buben und denen von Jungingen auf dem Killemer Wasen zu einem Zusammenstoß gekommen, wobei schließlich zwei Zwanzigjährige uns abschmierten". Die Folge war eine wilde Flucht des Heerbannes das Seeheimer Tal herauf, wobei d>p Mädchen, die unserem Sieg hatten zujubeln wollen, den Vortrab bildeten. Am Gymnasium gab es nun keine Mädchen, sondern nur in der Marienschule hinter Liehners Druckerei, denen ältere Schüler gelegentlich nachstellten. Köstlich war der Ausmarsch der Kleinkmderschüler, die sorgsam von einer Barmherzigen Schwester an einem Seil mit Ringen zwei und zwei über die Straße geleitet wurden. Aehnlich sittsam zwei und zwei pflegten auch die Haushaltsschülerinnen vom Josefinenstift mit der Schwester auszugehen, ebenso die Kinder vom Haus Nazareth in einer Art Uniform. Erstere nannten wir nur Heilige Infanterie". Der Breitseite des Fidelishauses gerade gegenüber wohnte eine Familie, deren Haupttätigkeit darin zu bestehen schien, daß Frau und Töchter den ganzen Tag unter dem Fenster lagen und alle Vorbeigehenden, vor allem uns Gymnasiasten musterten, als könnten sie einen Wunderfitz-Ablaß" gewinnen. Uns hat dies sehr geärgert, vielleicht andere Leute auch. Aber der Versuch durch Spiegeln ins Gesicht sie zu vertreiben, hatte nur einen Erfolg, daß sie sich beim Rektor beschwerten und wir einen scharfen Tadel bekamen. Einige Mitschüler schwuren Rache. Als die Nachbarn wieder einmal im Fenster lagen, erscholl aus unserem Fenster der Vers: Den lieben langen Tag, ich heut im Fenster lag!" Aber es nutzte nichts, bis plötzlich aus der hohen Dachgaupe unseres Schlafsaales also unsichtbar von unten sich eine Ladung Wasser' über die Zeitvertreiberinnen ergoß. Großes Geschrei und Proteste waren die Folge, aber es kam nie heraus, wer der Missetäter gewesen war. Mehr noch verhaßt waren einige betagte Herren der Stadt, die ihre Hauptaufgabe darin sahen, die Fidelianer auf Schritt und Tritt mißtrauisch zu betrachten, was ihnen den Namen Seelenschmecker" einbrachte. Im Stadtpfarramt waltete der alte ehemalige Rektor Marmon, stark gehbehindert, aber zäh, unterstützt vom treuen Vikar K. G r o m, bei denen wir zu beichten pflegten, falls der Weg zur Klosterkirche der Franziskaner in Gorheim uns zu weit war. Das Haus Nazareth stand unter dem Präses Ant. B i r k 1 e, der später an Zucker" erkrankte. Von ihm erzählt man, er habe einmal in seiner Krankheit eine Flasche Wein zum Namenstag geschenkt erhalten, und hätte ihn doch nicht trinken sollen, weil er nichts ertragen konnte. Da habe er sich ins Bett gelegt, die Flasche neben sich gestellt und den köstlichen Tropfen genießerisch geschlürft mit den Worten: So jetz mach ebbes, wenn du ka(nn)st!" Von Marmon sagt man, daß er als Leiter des Konvikts einmal zu dem später berühmt gewordenen Schriftsteller Anton Gabele, der irgendwo durchschlupfte, gesagt: Ha, Gabele, in dir steckt a Teifele!" und ihm mit dem Brevier unsanft auf die Verlängerung des Rückens geklopft. Im Spätjahr 1918 ließ die Stadt Sigmaringen nach dem Beispiel anderer eigenes Kriegsnotgeld herausgeben, das die graphische Anstalt Pelz sehr ansprechend gestaltet hat. Die 50 Pfennigscheine zeigten auf der einen Seite das stolze Fürstenschloß auf hohem Felsen mit dem weiß-schwarz-gevierten Zollernschild, auf der andern Seite in geschickter Zusammenstellung als Stadtwappen den Hirsch, über dessen Herkunft von den bayerischen Grafen von Hirschberg-Peitingen ich viele Jahre später Untersuchungen anstellen konnte, daneben kämpfende Landsturmleute, links das alte Rathaus mit den zwei Wappenscheiben, den Marktbrunnen mit dem traurig dasitzenden Narren. Letzterer deutete auf den in der Kriegszeit ruhenden Sigmaringer Brauch, am Fastnachtsdienstag die Neuvermählten des Jahres zu bräuteln". Nämlich unter Beteiligung einer großen Volksmenge, besonders der Jugend werden die Bräutlinge einzeln auf einer primitiven Stange sitzend um den Marktbrunnen getragen, wobei Sie aus mitgeführtem Korb Brezeln und Gutsele unter die Menge werfen. Erst nach dem Kriege lebte dann der schon 1791 nachweisbare Brauch wieder auf, wobei wir Schüler natürlich nicht fehlen durften. Doch gelang es in dem Trubel nur selten, eine der ausgeworfenen Gaben unverletzt zu erhaschen. Unaufhörlich klang dazu von allen Seiten, aus allen Gassen und Straßen das Fasnetlied: Freut Euch des Lebens, d'simmeringer Mädla hand Peterle an, Äiles ist vergebens, koine kriegt koin Man. Und wenn se dia Mädla mit Spitza garnieret und wenn se die Preisa am Arm rum füaret, Alles ist vergebens, koine kriegt koin Man!" Das 1920 herausgegebene Notgeld der Stadt Sigmaringen" zeigt das Bräuteln" im Bild und den Text: Einseht hot unser Ländle so heimgsucht der Schwed' Daß Koiner hot Luscht zum Heirata g'het, Der Erseht der's probiert hot in selbiger Zeit, Den hot ma vor Freud um da Brunna rum trait. Doch heut z'tag isch umkehrt, do hot mancher Bua, d'luscht wohl und s'mädle koi Geld doch dazua, Koi Wohnung, nix z'essa, Koi Kinderwiag s'ischt schlimmer als wia im Schweda-Kriag. Der Ursprung des Brauches verliert sich im Dunkel der Vorzeit. Offenbar war Freude an neuen Familiengründungen das Hauptmotiv und das mit ier Stange eben ein ausgelassener Scherz vor Beginn der strengen Fastenzeit. Die Leitung hat der Vetter Guser". Wenn der frivole Spötter M. Röder in seinem Lexikon des Schwäbischen Kreises 1791 behauptet, nach dem Bräuteln übergebe der Direktor" das mit Bän'iern geschmückte Zepter dem Marienbild auf dem Brunnen in Verwahrung, so will dies aus mehreren Gründen unglaubhaft erscheinen. Einmal weiß man nichts von einem solchen Bilde, sondern dort steht die Statue des Fürsten Meinrad, u. dann hätten die gläubigen Sigmaringer kaum mit einer solchen Zeremonie ein religiöses Bild geehrt". Außer dem obligaten Turnen bestand am Pennal auch ein privater Turnverein, in dem wir gewöhnlich zweimal in der Woche nachmittags übten. Kamerad K. Dietrich von Trochtelflngen brach sich einmal bei einer Reckübung den Arm durch einen unglücklichen Sturz. Sehr beliebt war das Rundlaufgerät, das ungemein gelenkig machte und die Bauch-

8 8 HOHEKZOLLiRISCKBHEIMAT Jahrgang 1965 muskeln stärkte. Viel geübt haben wir Schlagball, während der erst nach dem Krieg aufkommende Fußball (mit noch vielen englischen Ausdrücken) uns dann auch sonntags in den Schneckengarten lockte, wo der Sportplatz war. Heute sagt kein Mensch mehr Goal, Centerhalf usw. Einmal spielte auch Prinz Franz Joseph mit einer Altherrenmannschaft. Wir selber hielten beim Schlagball mehr auf flinkes Zuspiel, Laufen und Schlagfertigkeit mit dem kleinen Lederball. Einmal hat mir einer unversehens die Brille zertrümmert, ohne (zum Glück) das Auge zu beschädigen, trotzdem der erste Schreck mich förmlich zu Boden warf. Wir erlangten eine ziemliche Kunstfertigkeit, vor allem durch die Anleitung von Glas und Graf, so daß wir in der Oberklasse ein Wettspiel bei Gorheim gegen das Gymnasium Hechingen wagen konnten und gewannen, während die Gäste uns in Leichtathletik überrundeten. Auch in den Ferien konnte ich mich durch Flinkheit beim Spiel mit meinen Altersgenossen wohl sehen lassen. Aber damit noch nicht zufrieden, wollte ich noch mehr, ja sogar vor andern großtun. Das sollte zum Verhängnis werden für meinen Stolz: Ich übte mich in den Ferien eifrig im Hochsprung, aber unbedacht an ganz ungeeignetem Ort, nämlich hinter dem Haus neben der Sausteig. Da ereilte mich das Verhängnis. Nach einem mustergültigen Sprung blieb ich an einem im Boden steckenden Holzstecken hängen, stürzte durch den Schwung viel zu weit vorwärts und landete mit Kopf und schützend vorgestreckten Händen pünktlich in der übelriechenden Brühe des offenen Sauloches. Erste Sorge: Hats jemand gesehen?" Aber fragt nicht, wie ich und die Kleider dufteten! Präfekt Josef Rager, der immer an schwacher Stimme litt, war sehr für das religiöse Leben des Fidelishauses besorgt, wobei neue Gebetbüchlein in der Kapelle benützt wurden. Auch pflegte er uns öfter die Aufgaben abzuhören oder sonstige Prüfungen anzustellen. Zu seinem größten Erstaunen wußte von uns keiner, was auf lateinisch der Jude heißt, trotzdem doch eigentlich der Kreuzestitel Rex Judaeorum" uns hätte bekannt sein sollen. Aber da versagte sogar der Primus Joh. Mayer, ein Landmann Ragers. Letzterer und der Rektor haben sich einmal in psychologischen Ueberlegungen schwer verrechnet. Einem Mitschüler war Geld entwendet worden; bei den vielen verlockenden Angeboten in den Schaufenstern der Stadt eigentlich kein Wunder! Nun machten die Vorsteher bekannt, einer um den andern vom unteren Studiersaal solle hinauskommen bis zur Kapellentür, da könne der Täter von allen unbemerkt das entwendete Geld dem Rektor abgeben und ohne Nachteil seinen Fehltritt bekennen. Allein es klappte nicht. Einer der Buben hatte kurz zuvor von einem Besucher etwas Geld bekommen und noch nicht abgeliefert, wie es üblich war. Er hat nun aus Angst sein Geld auf dem Gang in den dort hängenden Schirm gesteckt, was der auf der Lauer liegende Präfekt vom kleinen Zimmer aus beobachtete. Sein Triumph, den Täter entdeckt zu haben, zerrann natürlich sehr bald. Als einmal der Sepp von Hetlingen nachts im Schlafsaal redete, als wäre es im Traum, entstand ein großer Spektakel. Rager jedoch durchschaute die Situation sofort und rief den Simulanten schnell mit einer Ohrfeige zum Bewußtsein" zurück. Fortsetzung folgt! Aus dem Militärwesen im 18. Jahrhundert Nach dem Kreisbeschluß von 1732 stellte der Schwäbische Kreis zum Reichsheer: 4 Infanterieregimenter mit je 850 Mann, 2 Kavallerieregimenter, 1 Kürassier- und 1 Dragonerregiment mit je 304 Mann. Im Kriegsfalle trat je eine Verdoppelung ein. Die einzelnen Stände des Schwäbischen Kreises stellten nicht die Artillerie, sondern sie wurde direkt vom Kreis geworben. Fürstenberg stellte zur Reichsarmee des Schwäb. Kreises 388 Mann Infanterie und 66 Mann Reiter. Die Infanterie des Fürstentums kam zum fürstenbergischen Regiment, dabei hatten die Aemter Heiligenberg, Trochtelfingen und Jungnau 112 Mann aufzubringen, zum Kürassierregiment stellten die 3 Aemter 20 Mann. Die Rekrutierung bei der Infanterie und Kavallerie besorgten die einzelnen Stände durch Werbung. Wenn aber die nötigen Mannschaften dadurch nicht aufgebracht werden konnten, erfolgte die Aushebung bei den Untertanen. Wollten andere Staaten Truppen im fürstenbergischen Gebiet werben, so mußten sie die Erlaubnis des Fürsten haben bekamen die Generalstaaten der vereinigten Niederlande diese Erlaubnis, ebenso erhielten Württemberg 1755 und Preußen 1790 fragliche Erlaubnis sollten auf Ansuchen des Kaisers 140 Rekruten, eine komplette Kompanie, aus der ganzen Herrschaft angeworben werden. Die Kosten für Anwerbung, Montierung, Transportierung und allem übrigen beliefen sich für Heiligenberg und die Vogteien Trochtelflngen und Jungnau auf 4556 fl. 23 kr. Die Hälfte davon übernahm der Fürst sollten vom Schwäb. Kre für den Kaiser 3000 Rekruten aufgestellt werden. Fürstenberg übernahm 3 51 nach dem jetzigen Kreis- Marticulare Geld Anschlag". Sie sollten dem Kaiserl. Königl. Infanterie Regiment zugeteilt werden mußte das Amt zur Komplettierung der Kreiskontingente 20 Mann stellen. In der Friedenszeit lagen die Kontingente der einzelnen Stände in ihrer Heimat und waren nicht einmal kompanie- Im Jahre 1751, nach der gnadenreichen Geburt des Erlösers und Weltheilandes Jesu Christi, unter der glorreichen Regierung des Papstes Benedikt XIV., der Kaiserin Maria Theresia und ihres Gemahls Franz I. von Lothringen, unter dem Bischof Fr. Konstantin Roth in Kostniz, als der noch minderjährige Freiherr Marquard Speth in Gammertingen Territorialherr über Neufra und Konstantin Adalbert Sallwürk von Ehingen an der Donau Pfarrer in Neufra war, wurde zur Erinnerung an 14 aufernande folgende Hagel jähre und zur Abwendung weiteren Hageischlages die Hochbergkapelle aus milden Beiträgen auf dem östlich von Neutra gelegenen Hochberg zu Ehren des hl Kreuzes Christi und zur besonderen Anrufung und Verehrung der hl. Märtyrer Eulogius und Vitus erbaut und im Herbste des darauf folgenden Jahres am Feste der Erhöhung des hl. Kreuzes durch den Hocn- Die Hochbergkapelle bei Neufra weise zusammengezogen, doch sollte alle zwei Monate ein gemeinsames Kompaniexerzieren stattfinden. Es waren daher im 18. Jahrhundert in Trochtelflngen und den anderen Orten der Vogtei Musketiere und Kontingentsreiter einquartiert. Die Zahl der Einquartierten ist nicht bekannt wurden 12 Reiter zum Exerzieren beim Rößle" befohlen, erschienen aber nicht. Sie erhielten für ihre Meuterei Prügel, und zwar 75, 50, 30 Streiche und einer mußte 2 Stunden lang den Sattel tragen. Ob 1742 sich noch weitere Soldaten in Trochtelflngen befanden, ist nicht angegeben. Im Januar 1733 ist ein Bauer in Steinhilben von Hans Georg Scherer erstochen worden, welcher sich dato in hiesiger Kirchenfreiheit befindet und genau verwahrt wird, welches aber gnädigster Herrschaft sehr kostbar sein wird, indem von Stund zu Stund bis 10 Mann bestellt werden müssen" bekam ein Musketier in Trochtelflngen 50 und ein anderer 30 Prügelstreiche, weil sie ein Weibsbild nicht gut bewacht und in die Kirchenfreiheit hatten gelangen lassen." 1764 werden drei Kontigentsreiter in Trochtelflngen erwähnt, die miteinander Händel mit Verwundung hatten. Für einen der Reiter gab es zweimal je 50 Stockhiebe auf den Rücken und auf den Hintern und für die beiden anderen je 40 und 30 Prügelstreiche. Auch für sittliche Verfehlungen werden wiederholt wohlangebrachte Stockstreiche" erwähnt. Es werden in den Akten auch Desertionen angeführt bekam ein Fahnenflüchtiger von Steinhilben 50 Prügelstreiche, als er sich wieder stellte. Die Unkosten in einem solchen Falle wurden vom Vermögen des Deserteurs abgezogen, sofern er ein solches besaß wurde von der Kreisversammlung beschlossen, wer einen Deserteur einliefert, bekommt 20 fl., war derselbe ein Kavallerist und wurde auch dessen Pferd eingefangen, dann wurden 30 fl. bezahlt. (Eisele, Manuskriptennachlaß.) R. in R. würdiger Herrn Dekan Josef Matthäus von Tempeibach, damaligen Pfarrer in Trochtelflngen, feierlich eingeweiht wurde das Türmche^: auf die westliche Seite der Kapelle gebaut um' von den beiden Eheleuten Andreas Herre und Konstantia Fusa die Hochbergglocke um 77 fl. 6 kr. angekauft und ex devoto der Kapelle zum Gebrauch Übermacht. Am St. Andreastag, den 30. November, wird mittags zwischen 11 und 12 Uhr dreimal geläutet zu Ehren der Stifter der Kapellenglocke. Der Mesner erhält für das Läuten eine Gebühr von 2 Mark wurden beide Nebenaltäre, der Marienaltar von Daniel Hansenbauer und 1er Eulogiusaltar von Pfarrer F. Konstantin Salwürk gestiftet. Im Jahre 1856 stiftete Untermüller Franz Josef Vogel die 5 Register starke Orgel, von Philipp Rädle erbaut, die an-

9 .lahrgang 1965 HOHENZOM-ERISCHB HEIMAT 9 fangs auf der Evangelienseite im Presbyterium, im Februar 1866 aber auf die Empore aufgestellt wurde. Im Jahre 1866 wurde der Stationenweg gemacht. Die Einwohner leisteten Frondienste. Die Stationsbilder wurden von Paul Neuburger gestiftet, die Stationen durch milde Beiträge erbaut, die Bilder von Malermeister C. Hanner von Gammertingen gemalt wurden diese unter Pfarrverweser Josef Pfister renoviert. Zur Kreuz- oder Hochbergkapelle führt ein schöner Fußweg, an dem die Stationen erbaut sind. In der Nähe der Kapelle ist ein Missionskreuz, das am 2. April 1854 bei der Mission in Gammertingen benediciert und von 16 hiesigen Ledigen auf den Hochberg getragen wurde. Zur Erinnerung an den Krieg 1870/71 wurde bei der Kapelle für die drei verstorbenen Krieger ein Kriegerdenkmal erbaut und eine Friedenseiche gepflanzt. Die Hochbergkapelle war lange Zeit eine von den Gläubigen der ganzen Umgegend viel besuchte Wallfahrtskapelle, wie auch aus den zahlreichen in der Kapelle aufbewahrten, zum Teil recht interessanten Votivtafeln ersichtlich ist. Am Feste des hl. Eulogius wurden von Neufra und benachbarten Dörfern in früheren Jahren die Pferde auf dem großen Platz bei der Kapelle gebracht und von dem Geistlichen gesegnet. An den Festen vom hl. Kreuz und am Blutfreitag, auch bisweilen am Eulogiusfeste, finden noch heute Prozessionen nach der Kapelle stati. Auf der Hochbergkapelle ist wegen der Blitzgefahr ein Blitzableiter angebracht, da der Blitz schon mehrmals in die Kapelle eingeschlagen hat, so am 31. Juli 1808 und am 21. Mai Den 11. November 1847 brannte es auf dem Hochberg. Am 21. Juli 1878 abends 9 Uhr kam ein heftiges Gewitter. Der Blitz schlug in die Hochbergkapelle, zerstörte die Decke, Kästen etc., daß 180 Mark zur Reparatur notwendig waren. t Joh. M u s c h a 1. Ausgrabungen bei der ehemaligen Burg Ror" bei Bisingen Von Kreisbaumeister Wachendorfer, Hechingen Sicher ist es nur wenigen bekannt, daß südwestlich von splitt. Ebenso sind lange, spitz ausgeschmiedete Nägel mit Bisingen noch Ruinen von der ehemaligen Burg Ror" sind. dicken unregelmäßigen Köpfen zu finden, Kettenglieder und Nicht nur der Flurname für den umliegenden Bereich weist Teile von Saumzeug liegen zerstreut am Boden, bemerkenswert auf den Standort dieses festen Platzes" hin, sondern die zum sind Teile und Scherben von Tongefäßen, die nach Teil noch gut erhaltenen Mauerreste geben dem Betrachter ihrem Zusammensetzen die Größe eines mittleren Blumentopfes die Möglichkeit, den Burgbereich eindeutig im Gelände zu haben. Zuerst hielt man diese für Haushaltsgeräte. erkennen. Auf einer Bergnase, die dem Hundsrück vorgelagert ist, Aus der Menge und Lage schließen Fachleute, daß es sich um Ofenteile handelt. Eine Feuerstelle, zu der diese Teile gehören dicht an der steil ins Klingenbachtal abfallenden Nordwestspitze, könnten, ist jedoch noch nicht angeschnitten worden. wurde die Burg errichtet. Ein breiter zum Teil auch tiefer Graben trennt diesen Bergrücken von dem sehr steil Die Tonkörper wurden in die Wände des Ofens eingemauert und dienten zur besseren Wärmeabgabe. Eine kunstvoll geformte ansteigenden rückwärtigen Gelände ab. Abdeckung des Ofens wurde in mühevoller Arbeit Beim Betrachten dieser günstig angelegten Burganlage aus den einzelnen Scherben zusammengefügt. Hierbei handelt es sich wohl um einen der schönsten Funde, welche aus- könnte man denen recht geben, welche diesem Wohnsitz zu damaligen Zeiten eine Bedeutung zumessen, obwohl nur gemacht wurden. Auf einer kreisrunden Schale mit etwa 25 spärliche Niederschriften von dem Burgsitz Ror" Kenntnis cm Durchmesser ist ein kegelförmiger Aufbau bzw. Aufsatz, geben. der 3 reliefartig geformte Gesichtsmasken von Männern Die Herren des Bisinger Ortsadels die Walger", auch trägt. Die Modellierung ist sehr fein gegliedert. Walker" genannt, legten Ende des 10. Jahrhunderts diesen Burgsitz an, daneben wohnten sie auch in Bisingen, wo sie einen Wohnsitz in der Nähe des heutigen katholischen Pfarrhofes Das wertvollste Fundstück ist eine aus Hirschhorn reliefartig geschnitzte Madonna. Wenn auch der untere Teil fehlt, so lassen sich an der Ausbildung des Schleiers und der wohl- hatten, doch zeugen nur noch geringe Spuren davon. geformten Gesichtszügen mit der leicht unter dem Schleier Die Burg Ror" wurde im Jahre 1311 im Verlauf kriegerischer Auseinandersetzungen zerstört und nicht mehr aufgebaut. Die Bezeichnung Schlößle" kam erst später auf, was keineswegs dazu führen sollte, sich darunter eine geräumige herausschauenden Haartracht gotische Merkmale feststellen; daß sie aus Meisterhänden hervorgegangen ist, verraten die so maßgerechten Proportionen. Bemerkenswert ist auch der Fund eines etwa pfenniggroßen Silberplättchens, welches beinahe Kreisform aufweist. Schloßanlage vorzustellen. Deswegen dürfen auch keine zu großen Erwartungen in wertvolle Funde gesetzt werden. Das Die Prägung auf der Vorderseite, welche eine offene Handfläche darstellt, verrät den Haller Heller". Pfeilspitzen, mit Leben hat sich in einem festen Wohnsitz sehr bescheiden abgespielt, denn nur wenig Raum war für Wohnzwecke ausgewiesen. Aufgabe der Grabungen wird es nun sein, darüber lassen. In das Oehr wurde ein ölgetränkter einem Oehr versehen, haben sich als Brandpfeile ausmachen Flachsbausch etwas Kenntnis zu erhalten, wie das Leben in der Burg Ror" ausgesehen hat. Der Heimatverein Bisingen-Steinhofen hat sich für die Burg zwei Aufgaben gestellt. Erstmals sollen die vorhandenen Mauerreste vor einem weiteren Zerfall geschützt werden. Die Mauerreste wurden verfestigt, die Fugen verstrichen und verkeilt. Durch einen Glattstrich wurde die Mauerkrone abgedeckt. Diese Arbeiten sind zügig vorangeschritten. Die andere Aufgabe ist im Bereich der früheren Gebäulicnkeiten, nach Funden zu schürfen, daneben sollen die angeschnittenen Mauerreste laufend eine Verfestigung erhalten. Es ist ein mühevolles Unternehmen, das sich der Heimatverein aufgegeben hat. Die Grabungen haben die Zerstörung der Burg durch Feuer eindeutig bestätigt. So deuten z, B. die Brandspuren an den Mauersteinen und die verkohlten Balkenstücke hierauf hin. Ebenso weisen 5ie kleinen Dachziegelsplitter auf ein größeres Feuer mit starker Hitzeentwicklung. Es ist aber auch daraus zu schl ~ßen. 'laß zum Burgbau viel Holz verwendet worden ist. Selbst die Art der Ausfachung der Wände kann aus den freigelegten Trümmern, welche unter dem Waldboden seit Jahrhunderten liegen, nachgewiesen werden. Die mit Lehm bestrichenen Flechtwerke zwischen den Pfosten sind bei der Hitze zu harten Gebilden gebrannt worden. Die freigelegten Fußböden bestehen aus Steinplatten, daneben sind die als Lehmstrich hergestellten Fußböden gut zu erkennen, teilweise sind diese zu Ton gebrannt. Auf diesen Flächen finden wir nun das, was uns besonders interessiert. So entdeckte man eiserne Türbeschläge wie Kloben, Bänder und Verriegelungen. Diese Bescniagteile sind in schmuckloser, aber zweckmäßiger Form hergestellt. Die kräftige Ausführung der Türbänder läßt darauf schließen, daß die zugehörigen Türen sehr stark gewesen sein müssen. Reste von Tongefäßen, Pfeilspitzen und Bolzen lagern unter Ziegel- gesteckt, welcher vor seinem Abschuß in Brand gesetzt wurde. Eine Vielzahl von Hausgeräten, vor allem Töpfe und und Krüge, wurden sichergestellt. Teilweise sind diese ohne Zierat in einfachen Zweckformen, andere verraten künstliche Fertigkeiten hinsichtlich ihren Formen. Mehr als 10 Jahre uemüht sich der Heimatverein Bisingen- Steinhofen, die Geschichte der Burg Ror" durch Ausgrabungen zu veranschaulichen. Nicht immer werden bei diesen Grabungen alle Erwartungen befriedigend erfüllt. Zu dieser Arbeit gehören viel Ausdauer und Geduld. Behutsam muß Schichte für Schichte mit leichten Geräten gelockert, durchgesiebt und genau untersucht werden. Der noch so unbedeutend erscheinende Scherben kann Bruchstück eines vielleicht sehr wertvollen Gegenstandes sein. Niehl nur Fachwissen, sondern auch etwas Phantasie und Kombinationssinn müssen für die Aufgabe dasein. Ein Problem bildet die Beseitigung des anfallenden Schuttes. Es geht nicht an, daß dieser einfach hinter den MauerteSlen als Geröllhalde gelagert wird. Er sollte aus der Burganlage hinaus an eine passende Stelle befördert werden. Eine Brücke über dem Wallgraben und ein besserer Zufahrtsweg wären hierfür anzulegen. Das Geschlecht der Walger und ihr Burgsitz Ror" mag für unsere Heimatgeschichte keine so wesentliche Bedeutung gehabt haben. Doch ist das Bemühen für die Erforschung dieser Burganlage in der heutigen Zeit recht anerkennenswert. Seine Freizeit für die Erforschung der Heimatgeschichte zu verwenden, ist eine sinnvolle und lobenswerte Beschäftigung. Es ist zu hoffen, daß es dem Verein gelingen werde, das Heimatmuseum in Bälde zu eröffnen, um einem größeren Kreis von Interessenten das Ergebnis ihrer Bemühungen zu zeigen.

10 :(10 HOHENZOLLEB SCHE HEIMAT Jahrgang 1965 Das wilde Heer (Wuotisheer) zu Veringen Die Nacht ist kühl, der Mond scheint fahl, Da kommen Schatten ohne Zahl Das Tal heraufgezogen. Es braust wie ein erregtes Meer, Vor Veringen das wilde Heer Ist um die Eck gebogen. Der eine überm Kopfe schwingt Sein rechtes Bein und hüpft und springt Ganz wacker auf dem linken. Ein andrer gar, der eitle Tropf, Trägt unter'm Arm den eig'nen Kopf und gibt ihm noch zu trinken. ^ nach der zimmeren chromk. Dies eine sei Euch noch gesagt, Daß Eure Neugier nicht es wagt, Dem Zuge nachzugucken. Drum rat ich Euch, Gevatter, seht Nach rückwärts jetzt und hübsch umdreht Wohl Euren breiten Rucken!" Beim untern Turme auf der Bruck, Da stauet sich der seltsam' Spuk, Man hört ans Stadttor pochen. Der Wächter aus dem Schlaf erwacht, Wer wil! noch rein um Mitternacht?" Hat murrig er gesprochen. Noch einer läßt, daß Gott erbarm, An einer Schnur den losen Arm Um seine Schultern baumeln. Es klingt und klappert bleich Gebein, Dazu das Kalbfell schlägt Freund Hein, Bis sie vor Schwindel taumeln. Der Dröscher macht, gesagt, getan Die Wendung, die der Geistermann Ihm eben anempfohlen. Der andere räuspert sich und meint: So jetzt leb wohl, mein guter Freund! Ich mach mich auf die Sohlen!" Doch kaum ward er des Volks gewahr, Da sträubt der Schreck ihm Bart und Haar, Die Stimm' hats ihm verschlagen. Er rennt den flnstem Torweg rauf, In atemlosen, raschen Lauf Diesmal gehts ihm an' Kragen! So tanzen sie, so springen sie, Nach schwerer Landsknechtmelodie Die häßlichen Gestalten. Dieweil der Wächter von dem Tor, Von ferne lauscht mit bangem Ohr Und sieht ihr schaurig Walten. Drauf huscht er weg zur Geisterschar, Die schon beim Obern Tore war Und eben wollt verschwinden. Der Wächter schreit: He, Landsmann, du! Der Herr geb' Dir die ewige Ruh, Die Du nicht konntest finden!" Dieweil das Tor sich selbst aufschließt Und in den stillen Ort sich gießt Die Schar auf Geisterschwingen. Grad um die mitternächtlich' Zeit, Tief schlafen alle Bürgersleut; Zur Burg hinauf sie springen. Da trennt ein Schatten sich vom Häuf Und ist in überstürztem Lauf Zum Markt hinabgesprungen. Hoi, Mano! Hoi, brüllt dumpf der Wicht, Mano! Hans Droscher, hörst mich nicht?" Hat's durch die Nacht geklungen. Der Tölpel ruft's und dreht sich rum, Da wird im Kopfe ihm ganz dumm, Ist wie vors Hirn geschlagen. Obwohl er wollt nach Hause geh'n, Blieb er am selben Flecke steh'n, Die Füß den Dienst versagen. Dort Wirbeln sie zum Tor hinein, Und bei des Mondes Zauberschein Umtanzen sie die Mauern. Dazu ein dumpfer Trommelklang, Und düst'rer grauslicher Gesang Läßt Herz und Mut erschauern. Den Wächter fasset Schreck und Graus, Und tät zum heiligen Nikolaus*) Mit großer Inbrunst flehen. Doch ehe er sichs recht versah, Ist auch der Geistermann schon da. Er kann ihn deutlich sehen. Doch als der helle Morgen kam, Da war vor Traurigkeit und Gram Er auf die Erd gesunken. Und aus dem nächst gelegenen Haus Hat er den Vetter Michel Stauß, Stumm zu sich hergewunken. Huh! Huh! Wir sind das Wuotisheer, Vom Welschland kommen wir daher, Vor Monden ausgezogen. Als brave deutsche Landsknechtschar, Dem Kaiser dienten wir manch Jahr, In Treue ungelogen. Der vor ihm steht, das ist, Pardauz, Ein äußerst kurioser Kauz, Beinahe wärs zum Lachen. Ein wüster Spalt den Schädel trennt, Gemacht mit scharfem Instrument, Vom Wirbel bis zum Rachen. Hans Dröscher, in sein Heim gebracht, Hat nicht geweint, hat nicht gelacht, Ist in sein Bett gekrochen. Sinnierte still und starrte trüb, In eine Eck und liegen blieb, Er sechzehn lange Wochen. In heißer, blut'ger Mänerschlacht.i) Hab'n wir den Feind zur Streck' gebracht, Der Frundsberga) führt die Haufen. Bevor man zur Retraite blies, Von uns gar mancher s'leben ließ, Vergaß für immer s'schnaufen! Ich bin", mault der, Sepp Häberlein Aus Veringen, bin einst im Mai'n Als Landsknecht requirieret. Im Süden, so ein welscher Dieb, Hat mir im Kampf mit einem Hieb Den Schädel durchhalbieret. Was weiter mit dem Mann geschah, Darüber die Historia Hat nun sich ausgeschwiegen. Jahrhundert rauschten übers Land, Was einst hier lebt' und litt, verschwand, Ist längst ins Grab gesunken. Drauf steckt man uns ins Massengrab, Den Bayr, den Frank, den Sachs, den Schwab, Wir ruhten aus vom Streiten. Und Jahre lagen wir beisamm' Bis wieder uns die Kunde kam, Von deutscher Not und Leiden!3) Da hielt uns nichts mehr in dem Loch, Ein jeder aus dem Boden kroch, So wie er grad gelegen. Und nordwärts ging der wilde Zug, Wie mit gespensterhaftem Flug, Auf nächtlich stillen Wegen. Erst, wenn dem römisch-deutschen Reich Der Frieden wird, dann alsogleich, Auch uns wird wieder Frieden. bann steigen wir zurück ins Grab, Der Bayr, der Frank, der Sachs, der Schwab, Im fernen welschen Süden!" So singen sie, so gröhlen sie, In düst'rer Landsknechtmelodie Und drehen wilde Reigen. Aus dem Gemäuer aufgeweckt Flieh'n Käuze kreischend und erschreckt. Im Tal herrscht tiefes Schweigen. Doch da kein Feldscher in der Schar, Muß ich nun schon seit Tag und Jahr Halbierten Hauptes wandern. So nehmt dies Tuch, ich bitt Euch drum, Verbind't die Hälften um und um Die eine mit der andern." Hans Dröscher fasset wieder Mut, Er wundert sich und spricht: Nun gut! Ich wills einmal probieren!" Er dreht das Tuch zu einem Strick, Wohlan versuchen wir das Glück, Den Schaden zu kurieren!" Zusammen klappt er, was geteilt, Alsdann umschlingt er unverweilt Den Schädel dieses Schwaben. Zum Schluß noch einen festen Knopf Macht er an seines Landmanns Kopf. So, jetzt laß dich vergraben!" Habt ewig Dank!" Der andere spricht. Ach leider muß ich armer Wicht Noch weiter mit den andern. Grüß mir den Vetter Veit, die Bas, Die ehrsam Jungfer Anastas! Muß leider weiter wandern. Noch heute schwebt der Vorzeit Hauch Ums Städtchen, leicht wie Höhenrauch, Umkreiset Burg und Mauern. Aus finstern Felsenlöchern weht Und durch die stillen Tannen geht Geheimnisvolles Trauern. Wolfrat E. Burkarth. 1) Belagerung von Pavia im Jahre ) Frundsberg, Feldhauptmann der Landsknechte, starb 1528 in Mindelheim (Bay.). Dort beerdigt. 3) Religiöse-politische Kämpfe in Deutschland. 4) Der hl. Nikolaus ist noch heute der Kirchenpatron in Veringenstadt.

11 Jp'^rgapg "965 H O H E N Z O T L E R I S C H E H E I M A ^ II Zwei römische Gebäude bei Sigmaringen ausgegraben von Studiendirektor Johann J e r g, Sigmaringen Immer wieder stößt man im Räume Laiz Inzigkofen Sigmaringen auf römische Gebäudefunde, Straßen oder Bodenfunde mannigfacher Art. So stellte Ende Juli 1964 der Bahnbeamte Max Beck aus Inzigkofen 1,2 km südlich des Ortes (300 Meter südlich des Kieswerkes Baresel) fest, daß sich auf der Wiese des Landwirts Paul Burth, auf dem höchsten Punkte des Alt Belai", durch Dürre des Graswuchses die Fundamente eines Gebäudes abzeichneten. Die Feststellungen ergaben, daß etwa 8 cm unter der Grasnarbe die sehr gut erhaltenen Fundamente eines römischen Gebäudes, in einer Größe von 7 mal 9,30 Meter, zum Vorschein kamen. Das Mauerwerk überraschte durch die Güte des Mörtels, den teilweise noch erhaltenen Estrichfußboden und vor allem durch den tadelosen Verband des Kalksteinmauerwerks. Welchem Zweck das Gebäude diente, ob zu einem Gutshof oder einer militärischen Anlage gehörig, konnte noch nicht festgestellt werden, da keine planmäßige Ausgrabung erfolgte. Das Staatliche Amt für Denkmalspflege in Tübingen riet, da die Stelle nicht gefährdet sei, die Fundamente wieder abzudecken und zu vermessen. * Seit dem Tode des für die Vorgeschichte im Kreis Sigmaringen so verdienten Oberpostrates Peters führte das Staatliche Amt für Denkmalspflege in Tübingen erstmals wieder im September 1963 und 1964 zwei planmäßige Ausgrabungskampagnen im Gewann 30 Jauchert", etwa 1 km südlich Sigmaringen, 400 m südwestlich von der Bauunternehmung E. Steidle, durch, welche die Fundamentmauern von zwei römischen Gebäuden freilegten. Dr. Philipp Filtzinger vom Staatlichen Amt für Denkmalspflege in Bonn, ein Experte für Provinzial-Römisch, der vor einigen Jahren auch das claudisch-domitianische Kastell in Emerkingen, Kreis Ehingen, ausgegraben hatte, suchte 1960 durch Luftbild weitere Kastelle des Donau-Limes festzustellen. So wird schon seit langem ein Kastell auf dem Enetacher Berg und im Räume Laiz-Inzigkofen vermutet. Auf der Suche nach letzterem stellte er im Juli 1960 fest, wie sich vom Flugzeug aus in einem grünen Haberfeld durch die Dürre des abgestorbenen Getreides die Fundamente von zwei Gebäuden samt Zwischenmauern abzeichneten. Auf beherrschender Höhe liegt dieser Punkt, nur 1 km von den Furten in Laiz entfernt. Dr. Filtzinger begann im September 1963 mit den Ausgrabungen. Dabei wurde er unterstützt von 3 hauptberuflichen Ausgräbern vom Römisch-Germanischen Museum in Köln, freiwilligen Bundeswehrangehörigen, dem Vertrauensmann für Bodendenkmäler im Kreis Sigmaringen, Studiendirektor Johann Jerg, und vor allem auch durch Verwaltungsrat Mühlebach vom Hohenzollerischen Landeskommunalverband. Fürst Friedrich von Hohenzollern förderte das Unternehmen in jeder Beziehung, liegt doch das Gebäude auf seinem Grund und Boden. Wiederholt informierte er sich an Ort und Stelle über Fortschritt und Ergebnisse der Ausgrabungen, die von der Presse ausgezeichnet unterstützt, das Interesse der breiten Oeffentlichkeit fanden und auch von vielen Dienststellen und Firmen gefördert wurden. Im Durchschnitt arbeiteten während beider Ausgrabungskampagnen etwa 20 Personen. T m September 1963 wurden die Fundamente des Hauptgebäudes mit 25 mal 21 m Ausmaß größtenteils freigelegt. An der Süd- und Westfront lagen insgesamt 6 Räume, die teils Estrichfußböden, teils Packlagen aus Kalkstein aufwiesen. Die Nordostecke des Gebäudes war offener Innenhof, der nur teilweise überdacht war. Bemerkenswert erscheint die Unter-Flurbeheizung eines Raumes an der Westfront. Bei dieser römischen Hypokausten-Anlage wurden der Fußboden und die Wände mit Holzkohle geheizt. Sie hat doppelten Fußboden mit etwa 50 cm hohem Hohlraum dazwischen, durch den die Wärme streicht. Auf 50 cm hohen Kalksteinsockeln in 60 cm Abstand lagen Kalksteinplatten, die mit Estrich-..iattstrich abgedeckt waren. Die Abgase führte man in Tonkacheln, Tubuli genannt, unter Putz in den Außenwänden ins Freie. Die Heizung erfolgte von außen her durch 2 Füchse von der Nord- und Westseite aus. Anscheinend genügte eine Feuerstelle nicht. Freude und einiges Kopfzerbrechen anfangs machte den Ausgräbern ein Schatzfund von 44 römischen Silberdenaren aus dem 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr. Davon stammen die 5 jüngsten Münzen von Kaiser Alexander Severus, der von nach Chr. regierte. Die Ausgräber vermuteten anfangs ein Gebäude aus dem 1. Jahrhundert und fanden nun Münzen aus dem 3. Jahrhundert. Die Münzen waren in einem Tonkrug unter dem Fußboden eines Eckraumes versteckt. Während der Estrichboden ringsum erhalten war, zeichnete sich im Schnitt über den Münzen deutlich der Durchbruch im Fußboden und darunter die Störung im gewachsenen Boden ab. Also waren die Münzen vom Besitzer beim Nahen des Feindes im Boden versteckt worden. Nach dem Alter der jüngsten Münzen muß dies frühestens beim ersten großen Alemanneneinbruch des Jahres 234, spätestens beim entscheidenden Alemannensturm des Jahres 259 erfolgt sein, der die Römer über den Bodensee zurückwarf. Vieles deutet auf das Jahr 234 und eine planmäßige Räumung hin nach dem System der verbrannten Erde". Beim Schluß der Ausgrabungskampagne des Jahres 1963 blieb vollkommen offen, welchem Zweck das Gebäude gedient hatte. Gegen das Prätorium oder die Principia (Stabsgebäude) eines Kohorten-Kastells, das an dieser Stelle nur einen Sinn von 44 bis 85 n. Chr. haben konnte, sprach die Tatsache, daß kaum Funde aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. gemacht wurden. Scherben, Relief-Sigillaten und andere Funde stammen aus dem 2. und 3. Jahrhundert, hauptsächlich aus der Zeit der Severer. Der Grundriß des Gebäudes hatte wohl große Aehnlichkeit mit dem Prätorium der bisher ausgegrabenen Kastelle des Donau-Limes, dagegen haben die Grundrisse der römischen Gutshöfe unserer Gegend mit unserem Grundriß nichts Gemeinsames oder auch nur Aehnliches. Neben den gemachten Funden sprach gegen die Annahme eines Kastells vor allem auch die Tatsache, daß trotz der 400 m langen Suchgräben der typische Spitzgraben der Kastellumwallung nicht gefunden wurde. Fest stand also nur, daß es sich weder um einen Gutshof noch ein Prätorium, sondern um ein öffentliches römisches Gebäude des 2. und 3. Jahrhunderts handelte. Im September 1964 begann Dr. Filtzinger, der inzwischen beim Staatlichen Amt für Denkmalspflege in Stuttgart einen Spezialauftrag für Provinzial-Römisch erhalten hat, gleichzeitig an der restlichen Freiligung des Hauptgebäudes und Nebengebäudes, das im Luftbild festgestellt war und 11 mal 16 m Außenmaß hat. Am Hauptgebäude ergaben sich keine neuen Erkenntnisse. Eindeutig konnte nachgewiesen werden, daß im Hauptgebäude ein freier Innenhof vorhanden ist, der wie aus Sockeln geschlossen werden kann, höchstens an der Ostseite eine nach dem Hof zu offene Ueberdachung hatte. Im Nebengebäude waren nur noch die Sockel der Fundamente erhalten. Alles aufgehende Mauerwerk war vom Pflug weggerissen oder verstürzt". Aus den Resten mehrerer Holzschwellen konnte man die Unterteilung in mindestens 4 Räume erkennen. Auch eine kräftige Zwischenmauer war noch erhalten. Außerdem konnte man Feuerstellen innerhalb und außerhalb des Gebäudes erkennen. Alle Funde, vor allem die Bildsigillaten und Scherben deuteten auf die Gleichzeitigkeit mit dem Hauptgebäude hin. Dies wird erhärtet durch den Fund einer Mittelerz-Münze der Augusta Mamäa, der Mutter des Kaisers Alexander Severus, die ihren Sohn auf allen Feldzügen begleitete. Beide wurden zusammen im Jahre 235 n. Chr. In Mainz von den Legionären auf Betreiben des Nachfolgers, Maximin Thrax, ermordet. Als ersichtlich war, daß das Nebengebäude Wohnzwecken gedient hatte, blieb nur noch die Annahme übrig, daß es sich bei diesen Gebäuden um eine sogenannte Benefiziarier - Station, auch Mansio genannt, gehandelt hat. Dafür spricht außer den Gebäuden selbst und den Funden auch die beherrschende Lage. Hier führte die römische Militärstraße von Laiz nach Günzburg-Augsburg vorbei, die Militärstraßen von Laiz nach Winterlingen Sulz und Burladingen, sowie von Laiz nach Vilsingen Stein a. Rh. Windisch waren von hier aus kilometerweit einzusehen, ebenso die Donauübergänge in Laiz. Welchem Zweck dienten diese Beneflziarierstationen? Beneflziarier waren früher römische Legionäre, die nach 20jähriger Dienstzeit ehrenvoll aus dem Heer ausschieden und hiermit das begehrte römische Bürgerrecht erhielten und nach ihrer Entlassung vom Statthalter einer Provinz als Beneflciarius Consularis" mit der Führung einer Statio" oder Mansio" beauftragt wurden. Nur selten war ein solcher Benefiziarier im Range eines Centurio oder Hauptmann? Ihr Rang entsprach meistens dem eines neutigen Stabsfeldwebels. Die Benefiziarier hatten für die Sicherheit auf den römischen Militärstraßen zu sorgen und Räuberbanden niederzuhalten. Außerdem oblag ihnen die Unterhaltung der Straßen, Furten und Brücken. Eine solche kann in Laiz etwa vom Jahre 100 ab angenommen werden. Weiterhin diente die Mansio Militärkurieren zum Pferdewechsel und als Herberge.

12 12 H O H E V Z O H S R I S C H I I HEIMAT Jahrgang 1965 Möglicherweise leistete die Station auch Vorspanndienste für amtliche Fahrzeuge beim Aufstieg aus dem Donautal. Benefiziarierstationen sind in unserem Lande nur wenige als solche bekannt. In Rötenberg bei Waldmössingen wurde vor 65 Jahren in einem Gutshof ein Votivstein eines solchen Beneficiariers gefunden, den er der Göttin des Schwarzwaldes, Abnoba, geweiht hatte, und auf der der ehemalige Mainzer Centurio alle 6 Legionen aufzählt, in denen er einst gedient hatte. Es handelte sich aber dort um einen Gutshof, der an der Militärstraße vom Kinzigtal zum Kastell Waldmössingen führt. Bemerkenswert an der Station bei Sigmaringen ist fernerhin, daß sie nicht nur den wichtigen Straßenknotenpunkt Laiz beherrscht, sondern daß sie ganz in der Nähe der Grenzlinie zwischen den beiden römischen Provinzen Obergermanien" mit dem Statthalter in Mainz und den Legionen in Windisch,-Straßburg und Mainz, und der Provinz Rhätia II.", mit dem Statthalter in Augsburg und der Legion in Oberhausen bei Augsburg lag. Zur Provinz Rhätien zählte der heutige Landkreis Sigmaringen mit Ausnahme wohl von Beuron-Bärenthal und Thiergarten, die wahrscheinlich nach Obergermanien gehörten. Hoffen wir, daß Dr. Filtzinger recht bald seinen wissenschaftlichen Bericht über die Ausgrabungen veröffentlicht. Von der Karwoche 1786 in Storzingen Am Schluß des Taufbuches 1631 findet sich folgender Eintrag: Den 8. aprilis 1786 ist ein Dekret vom Bischof kommen, das man den Polm Esel nicht mehr herumbführen soll. Hob also die Prozession ohne Polmesel gehalten. 2 do: Das man aas hl. Grab nicht mehr soll auffmachen, so auch vollzogen. 3. Das man am grünen Donnstag soll nach der hl. Meß in dem tobernakul auff dem Wendolinaltar setzen mit 2 brennenden Kerzen vnd den gantzen Tag dovor die Bethstunden halten soll, i Luch zu den metten so also umb 6 Uhr ongefangen Vnd umb 7 Uhr sich geendigt vnd die große hosten in die Sacrastey in Tobernakul ist gestellt worden. Am chor freytag ist umb 8 Uhr die predig die gewohnlich gottesdienst gehalten hernach die hl. Hoste in den Tobernakul gesetzt mit 2 brennenden Kertzen umb 2 3 Uhr den hl. Kreuzweg umb 6 Uhr die Metten gebettet. Die stonden bis zu den metten so angefangen noch geendigtem Gottesdienst nach der mette auch das Sanctissimum in den Täbernakul in die Sacristey gestellt, 'on da alles vmb 7 Uhr amb sambtag die weihung der scheiter oder stauff die hl. Meß wo man ;ytet bey gloria in Excelsis. Vnd nach dem Ende der hl. Meß den Christus aufgehebt der im Grab liget. Das Ciborium in dem Tobernacul gesetzt. Und alles aus ist. So ich also nach Von bischoff und von dem hochfürstlichen regierung von Donaueschingen ist Decret kommen so geschehen vnd ich es erstemahl gehalten, on dem Donnerstag betet man nach der mette 7 Pater 7 ave... bey dem gefangenen Christum sambt dem Gebet zu Christum in dem Kerker. Soweit der Eintrag. Sogut man konnte, wurden allenthalben die erschütternden Gottesdienste der Leidenswoche gehalten. Wie ein König zog Christus am Palmsonntag in der Pfarrgemeinde ein. Der Palmesel, in Holz geschnitzt, mit der daraufsitzenden, ebenfalls holzgeschnitzten Christusgestalt, gefolgt von den Kindern mit den Palmen in der Hand, ließen die Gläubigen das Geschehen des Einzugs Christi in Jerusalem erleben. Manche Palmprozessionen waren durch ihre Prachtentfaltung berühmt. Als 12 Apostel schritten Männer in schöner Kleidung mit schwarzen Barten, Judas mit fuchsrotem Bart, hinter dem Palmesel her. Mancherorts war es Vorrecht der Zünfte, diesen Dienst zu übernehmen. Auch Ratsherren und Patrizier hielten es nicht unter ihrer Würde, bei diesem Gottesdienst den auf dem Esel sitzenden Heiland zu begleiten. Nach dem Einzug in die Kirche wurde der Palmesel neben dem Altar aufgestellt. Obiger "intrag im Anhang des Taufbuches Storzingen gibt Kunde, daß man auch in kleineren Pfarreien aber wohl nicht überall, einen Palmesel hatte. Die Feierlichkeit des Palmsonntags war da selbstverständlich einfacher. Die Ministranten zogen den Palmesel in die Kirche hinein, Pfarrer und palmentragende Kinder folgten. Zuweilen mag der Ein- von Nikolaus M a i e r Grosselfinger Flurnamen 21. Mit dem Wort Dietenbach hängt auch der Name Du fei weg" = Tiefen weg" zusammen. Tiefenw e g ist der C undbuch-, Dufelweg aber der Volksname. Beides ist richtig, denn sowohl tief als auch duf aus t o b e 1 bedeutet einen Geländeeinbruch oder eine Schlucht (siehe oberer Dufelweg). Ein anderer Ausdruck, der mit dufel zusammenhängt, ist der Dufel- oder T ö f f e 1 b a c h", ein tatsächlich tiefer Graben am ehemaligen Schloß Heimburg, heute S c h 1 ö ß 1 e s nater" beim unteren Homburger Hof. Der Name T ö f f e 1 ö a c h" ist zwar abgegangen und durch Heldgraben" ersetzt worden. )er Grundbestandteil des Bestimmungswortes h e 1 d" ist das ahd. hell = laut tönend oder hallen. Doch können auch von Josef S t r o b e 1 zug in die Kirche nicht recht geklappt haben: wenn der Mesner etwa nicht nachgeschaut hatte, ob die Räder am Palmesel noch ganz waren, ob man die Figur ohne Hindernis ziehen konnte usw. Es mag vorgekommen sein, daß der Pfarrer und die Ministranten ohne den Palmesel ihren Einzug in die Kirche halten mußten unter dem Gelächter eines Teils der Kirchenbesucher. Den Palmesel brachte man erst hinterher. So kam der Palmesel in Verruf. Er wurde verboten. So erklärt sich auch der heute noch gebrauchte Satz, wenn man die Zuspätkommenden meint: Sie kommen wie der mit dem Palmesel" oder sie kurz als Palmesel" verspottet. Palmeselfiguren finden sich heute meist nur noch in Museen. Seit 1786 sind sie außer Dienst, wenigstens in der Diözese Konstanz, zu der Südbaden, Hohenzollern und Südwürttemberg gehörten. Deshalb sind diese Figuren selten. Im obigen Taufbucheintrag merkt man den Gehorsam des Pfarrers gegenüber den bischöflichen Erlassen und gegenüber der Fürstenberger Regierung, der Storzingen unterstand. Es scheint aber, daß der Pfarrer mit erstauntem Kopfschütteln den Befehl durchführte. Aber Befehl ist Befehl. Hob also die Prozession ohne Polmesel gehalten." Der Eintrag gibt uns noch weitere Auskunft über die Feier der Karwoche in Storzingen. Am Gründonnnerstag sind den ganzen Tag bis abends zur Mette Betstunden. Ebenso den ganzen Karfreitag hindurch, anscheinend vor dem Allerheiligsten in der Monstranz. Es ist ja von der großen Hostie die Rede. Um die Erinnerung an das Leiden unseres Herrn den Gläubigen besonders nahezubringen, ließ der Pfarrer in Storzingen den Maler Fidelis Wetz in Sigmaringen eine Reihe eindrucksvoller Prozessionsbilder anfertigen, die heute noch ein Schmuck der Storzinger Kirche sind: Jesus am Oelberg, die Geißelung und die Dornenkrönung. Dazu die 14 Kreuzwegstationen. Außerhalb r,er Kirche, an der F iedhofsmauer, ist die Gefängnis-Christi-Kapelle mit der Hc.lzstatue Christus in Ketten". Die Christusfigur ist 1,90 m hoch, trägt auf der Rückseite die Jahreszahl 174P 'ind rep Sie ist also älter als das heutige Kirchlein. Die Andacht zum Heiland im Gefängnis war sehr beliebt. Derartige Darstellungen sieht man noch in manchen Kirchen: Hedinger Kirche in Sigmaringen, Ennetach bei Mengen, Deutstetten, im Bildstock in Straßberg. Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es um es zu besitzen." Nicht nur Zeugen des Opfersinnes und Zeugen der Frömmigkeit unserer A orfahren sollen diese Statuen und Bilder in unseren Gotteshäuserr und auf den Fluren sein, wir sollen in Andacht vor ihnen ;>eten. Wir haben denselben Glauben, pflegen wir auch die Frömmigkeit der früheren Generation. Höhle oder Hölle in Frage kommen. Das d ist zur Bekräftigung angehängt worden. Vielleicht haben beide Wurzeln h e 11 a = laut tönend und Hölle = schauerliche Schlucht die Bildung des Flurnamens Heiagraben" beeinflußt; denn in jener Gegend haben wir als Junge oft irgend ein Wort in den Wald hineingerufen, das dann hell widerhallte. Hierzu wäre auch der Name H e 11 e n s t a 11" in der Gegend des Grießenbohl" zu rechnen; auch dort war 'eicht ein Echo zu bilden, was die Hirtenbuben auf der Viehwoad" wohl ausgenützt haben, um die Langweile beim Hütedienst zu vertreiben (siehe aber Ziffer 88). In der Bisinger Gemarkung gibt es die Flur Ludenstall"; stall bedeutet Stelle, lüde n" kann das Imperfekt von

13 ,1 Tin gang J.fle? HOHENZOLLERISCHE HEIMAT 13 laden" sein, also eine Stelle, wo man etwas abgeladen" oder hingelegt hat; es kann aber auch mit mhd. luder" oder Lockspeise zusammenhängen. Die Lockspeise kann ein Aas oder Luder gewesen sein, mit dem man Raubtiere anlockte. 22. Diebesgraben und Diebesgarten. Beide Namen kommen wohl noch 1544, aber nicht mehr 1730 vor. Sie sind im Talkessel des Brand zu suchen, und zwar dort, wo es der Sandgrube zugeht. Etymologisch sind beide Namen zu tief bzw. diup zu stellen (siehe Ziffer 20 und 21). 23. Der tholenacker; so steht es im Hagenschen Lagerbuch von Der Ausdruck bezieht sich offenbar auf ein Einzelgrundstück, das mit einer Dohle versehen war. Die Dohle aber ist ein unterirdischer Wasserabzugsgraben. Dieser wurde in alter Zeit mit Steinplatten, später mit Tonröhren gebaut, oder man warf in den ausgeschachteten Graben einfach mittelgroße Bruchsteine, wodurch das Wasser langsam durchsickerte. Das langsame Durchsickern nennt man dialektisch s u 11 e r n" und derartige Dohlen Sutterdoh- 1 e n". Bei der ausgemauerten Kanaldohle fließt das Wasser rasch ab, bei der Sutterdohle langsam, wodurch dem Boden dauernd eine gewisse Feuchtigkeit erhalten bleibt. Etymologisch kommt suttern von sinken, sickern und dies vom ahd. sincan. Dazu gehören auch seihen und versiegen und die Flurnamen Sigental, Seaggäßle, auch Ziegelwäldle, wie dies schon früher erläutert wurde (siehe auch Ziffer 46). 24. Durren- oder Thurrental und dazu Durrenund Thurrenberg. Manche leiten das Bestimmungswort dieser Namensgruppe von T u r n = Turm ab, weil am Eingang dieses Tales in alter Zeit ein Turm gestanden sei, ein sogenannter Wachturm, wie der anliegende Name Hochwacht" (Hauwacht) beweise. Aehnliche Parallelbauten seien ja die H a i n b u r g bei Grosselfingen und die Staufenburg unterhalb des Lindich gewesen. Dann wird dürr, dialektisch durr = trocken, hereinbezogen. Diese Herleitung ist deshalb abzulehnen, weil sowohl im Tal wie an den beiderseitigen Hängen zu jeder Zeit eine naturwüchsige Pflanzenwelt vorhanden war. Heute kommt in den dortigen Wäldern vielfach der Schwarzdorn vor. In früherer Zeit, als der Wald noch wenig gepflegt wurde, hat das Dorngestrüpp den Wald zu einem fast undurchdringlichen Dickicht gemacht. Das Durren- oder Thurrental wäre also das Dornental, denn Dorn ist ahd 1. thurn. 25. Erlen. Um diesen Namen gruppiert sich eine Reihe von mit ihm zusammengesetzter Namen. So heißt es: hinter, vor, in und uff Erlen, im Erlenwasen, beim Erlenbrunnen, vor Erlen auf dem Bühl, die H o 1 z w i e s vor Erlen, die E m t w i e s hinter Erlen, hinter Erlen bei de Böhm, hinter Erlen im G ä ß 1 e und bei den Erlen hinter dem Berg. Ausgangspunkt der vielen Namen sind die Erlen, bei uns die Schwarzerle, welche das Wasser lieben. Den Hauptteil der vorgenannten Namen nimmt Hinter Erlen" ein, einst ein Moor, das sich bandartig nördlich dem Alten Berg" entlang zieht und eine Breite von 300 bis 600 m hat. Das Moor ist heute verlandet, hat aber immer noch einige Stellen, an denen man leicht einbrechen kann. Das Gelände nimmt eine zum größten Teil versauertes Wiesengelände ein, was wohl mit der fast vollständigen Ausrottung der Erlen zusammenhängt. Erlen sind nach den neuesten Forschungen von großer ernährungs-physiologischer Bedeutung; sie produzieren namentlich stickstoffhaltige Nährbestandteile. Botanisch gehörte das Moor zum M o 1 i - n e t u m - T y p u s" denn unter dem Schutz der Erlen wuchs das Pfeifengras (M o 1 i n a coerula). Da dieses Gras wegen der Kaltgründigkeit des Bodens erst spät vegetierte und daher auch erst im September zur Reife kam, zur Zeit der Ehmd- oder Öhmdernte, so wurden die Hintererlenwiesen Ehmdwiesen genannt Im Halbschatten der Erlen wuchsen ferner das Knäuelgras (Dactilus glomerata), wolliges Honiggras (Holcus lanatus) und die Waldsimse (Scirpus silvaticus). Die Kohldistel (Cirsium oleraceum, im Volk Schächtele genannt) gab es nur am Rand, weil sie die Sonne liebt. Wichtig für den langsam zunehmenden Verlandungsprozeß war das Schilfrohr (Phragmites communis), weil es mit seinen weitausgreifenden Wurzeln den Schlamm festhielt. In diesem Moor entspringen mehrere Quellen, von denen namentlich eine wegen ihres eiskalten Wassers bekannt und gefürchtet ist. Offenbar kommt sie aus großer Tiefe. Da ihr Wasser sich aber nicht der Temperatur der Umgebung anpaßt, also das ganze Jahr gleichmäßige Temperatur hat, so haben sich einige Pflanzenarten dieser Temperatur angepaßt und können das ganze Jahr assimilieren. Die Nährstoffe werden zunächst in Blattrosetten niedergelegt und sind die Ursache, daß sie ihre Blüten frühzeitig entfalten, wie das bittere Schaumkraut (Cardamine amare), die Bachbunge (Veronica baccabunga) und das Sumpfweidenröschen (Epilobium palustre). Im Hintererlenmoor wurde bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, wie auf Aechtwiesen, eine wildwachsende Niederwaldwirtschaft betrieben. 26. Beim unteren Homburger Hof gab es einst den F r a u e n g a r t e n" und die Fischgruben (vischgruben), den Groß-Garten (die große Wiese daselbst), das Hühnergärtlein und das Bonzental (siehe Ziffer 12). Der obere Homburger Hof war ein Schafhof. Dazu gehörten der Hofacker, die Herrenäcker, der Steinbühl, die Reute, ein Wiesental nördlich vom Hof. Der obere Hof hatte nur eine Quelle, einige Meter östlich vom Hof, die aber nur als Viehtränke brauchbar ist. Das Trink- bezw. Haushaltungswasser mußte aus einem Brunnen in der Reute geholt werden, der wahrscheinlich einen ähnlichen Ursprung hat, wie der Wolschbrunnen. Vor einigen Jahren ist sein Wasser durch ein Pumpwerk auf den Hof geleitet worden. Der S t e i n b ü h 1" ist das große Gelände (hinter) westlich vom Wohngebäude. Der Endteil heißt G u - gich"; denn von dort aus kann man weit ins Gäu hinaussehen. Das Schloß der Bubenhofen stand drunten im Tal beim unteren Hof auf einer Bergnase. Die R e u t e" (Rewte) wurde wohl schon im 13. Jahrhundert gerodet. 27. Halde n" wird der Nordhang des Galgenberges genannt; dazu H a 1 d e n g a s s e( (siehe Ziffer 98). 28. H a u p t" wird das weite Feld zwischen Riete n" und Oberhausen" genannt. Ursprünglich wurde nur das hügelartige Gelände um das dortige Feldkreuz Haupt genannt. Das Gelände nördlich davon ist heute ein verlandetes Moor und war ehemals, wie der urkundlich alte Ausdruck Holzwiesen" zeigt, wie Ächtwiesen ein Buschgelände mit Niederwaldwirtschaft, worauf das Feld durch einen Hauw, das heißt einen Holzhieb gewonnen wurde. Wie in Hintererlen und auf Aechtwiesen gibt es dort keine Versteinerungen. Ein Teil des Hauptes" ist Gemeindebzw. Hagenwiese, der andere Allmende. Wird fortgesetzt. Worüber sich ein Landpfarrer vor 225 Jahren beklagte Im jähre 1740 war es in Heiligenzimmern wegen der Allmandnutzunj-" zu heftigen Meinungsverschiedenheiten gekommen. Schließlich sah sich der fürstl. Oberamtmann in Haigerlocii gezwungen, sich an Ort und Stelle über die strittigen Punkte persönlich zu informieren. Bei seiner Anwesenheit im Dorfe sprach er auch im Pfarrhause vor und ersuchte den Ortsgeistlichen, sich über seine Anliegen und Beschwerden schriftlich zu äußern. Der damalige Pfarrer von Heiligenzimmem, Johann Simon Gebel, gebürtig von Rottweil, kam der Aufforderung des Oberamtmanns nach und faßte seine Klagen und Wünsche in nachstehende 12 Punkte zusammen, die inhaltlich, wie folgt, lauteten: 1.) Einige der Dorfbewohner würden des öfteren schon vor dem (sonntäglichen) Gottesdienste die Branntweinhäuser aufsuchen und hernach mehr voll als nüchtern" in der Kirche erscheinen. 2.) Der Fleckenschütz pflege nach dem Gottesdienst schon vor der inneren Tür zu läuten (zur Gemeindeversammlung), wodurch die an den Gräbern stehenden Leute in ihren guten Gedanken für die Abgestorbenen gestört würden. 1 ) Man könnte mit dem Läuten auch zuwarten, bis die Gräberbesucher den Freithof" 2 ) verlassen hätten. 3.) Der Schütz pflege auch vielmals in unbedeutenden und schlechten Sachen das Zeichen mit der Glocke zu geben, wodurch sowohl die Glocken, wie die Glockenseile unnötigerweise zum Schaden des Heiligen abgenützt (!) würden. 4.) In einigen Häusern würde die ganze Nacht hindurch gespielt. Auch sei keine feste Zeit bestimmt, wann das Tanzen aufhören müsse. 5.) Die Sonn- und Feiertage würden zum Aergernis der Lutheraner in den benachbarten Dörfern 3 ) schlecht geheiligt und besonders zur Sommerszeit durch Feldarbeiten, wie Mähen, Sensendengeln, Heu- und Garbenabladen, Obstklauben und Kirschengewinnen" entweiht. 4 ) 6.) Am Pfingsttag pflegten die Stierbuben zum nicht geringen Aergernis einen der Ihrigen zu verkleiden und mit abscheulichem Geschrei" in den Brunnen zu werfen. 7.) In der Kirche müßte ein Aufseher bestellt werden, um das vielfältige und unnötige Schwätzen und das ärgerliche Trucken auf der Baarbühne" abzustellen. 5 ) 8.) Die Gemeinde weigere sich, ihm das nötige Bauholz zu verabfolgen, sogar gegen Bezahlung, obwohl anderen dergleichen Holz gratis gegeben würde.

14 14 HÖHBSZOLI.ERIS.CH E H E ITVEA T Jahrgang ) Die Wege zur Kirche und um die Kirche seien so beschaffen, daß er an den Sonntagen nur kümmerlich mit dem Hochwürdigen Gut durch den Kot und Schmutz kommen könne. 10.) Bekanntlich gebühre dem Pfarrei der Obst- und andere Zehnte. Das Obst aber werde oft heimlich geholt und die Zehntgarben in der Nacht sogar entfremdet. 6 ) Oefters komme es auch vor, daß die guten zehnten Garben gegen minderwertige ausgewechselt würden.' 11.) Es sei unverantwortlich, daß einige Wohlhabende armen Bürgern Geld ausliehen gegen einen Zins, der den göttlichen Zins" um das doppelte übersteige. 12.) Der Bürgermeister hätte sich unterstanden, ihn als Vorgesetzten, sogar bei öffentlicher Gemeinde, um 10 Kreuzer zu strafen. Der Herr Oberamtmann möchte doch die Pfarrkinder zu mehr Respekt und Submission" anweisen. Zu den einzelnen Punkten im Schreiben des Ortsgeistlichen nahm das fürstl. Oberamt, wie folgt, Stellung: 1.) Wenn Wirte und Branntweinbrenner vor dem Gottesdienste Branntwein oder andere starke Getränke ausschenken, so werden sie um 3 Pfd. Heller bestraft, sofern eine Anzeige erfolgt. 2.) Der bisherige Brauch des Läutens (zur Gemeindeversammlung) wird bleiben, da die Beter teils durch das vordere, teils durch das hintere Tor die Kirche verlassen. Um die Leute zusammen zu halten, bevor sie nach Hause gehen, werde es bei dem bisherigen Herkommen bleiben. 3.) Weil das Läuten ein alter Brauch ist und dem Heiligen durch das öftere Läuten weder an den Glocken, noch an den Seilen ein großer Schaden entstehen kann, wird der Brauch nicht wohl abzustellen sein. 4.) Spielen und Tanzen über 9 Uhr - abends ist nach der Landesordnung nicht erlaubt. Der Vogt soll ein wachsames Auge haben und die Uebertreter der nach der Landesordnung festgesetzten Zeit für Spielen und Tanzen beim Oberamt angeben. 5.) Sonn- und Feiertage sollen und müssen geheiligt werden. Daher seien alle knechtlichen Arbeiten aufs neue den Untertanen auf das schärfste verboten. Wer von Gott Glück und Segen haben will, sollte übrigens aus eigenem Antriebe den Sonntag heiligen. Wer ohne äußerste Not an Sonn- und Feiertagen knechtliche Arbeit verrichtet, den soll der Vogt zur Anzeige bringen, damit er nach der Landesordnung um 3 Pfd. Heller bestraft werden kann. 6.) Die närrischen Bräuche an den Pflngstfeiertagen seien aller Orten eingeschlichen. Solange sie kein öffentliches Aergernis gäben, würden sie künftig gleichwohl zu gestatten sein, weil sie doch nicht verhindert werden könnten. 7.) Um das unnötige Geschwätz in der Kirche und das ärgerliche Drängen auf der Empore zu verhindern, soll der Vogt einen Mann bestellen. 8.) Aus den Gemeindewaldungen könnte dem Herrn Pfarrer titulo obligationis" (auf Grund eines Rechtstitels) weder Bau-, noch Brennholz gewährt werden, da die Gemeinde selbst an Reisig und anderem Holz Mangel habe. Wenn das benötigte Hulz nicht in dem Pfarr- und Heiligenwald beschafft werden könne, so seien die Amtsvorgänger schuld, die teilweise mit dem Holz verschwenderisch umgingen, teilweise aber Wald ausstocken und Ackerfeld anlegen ließen, um in den Genuß des Zehnten zu gelangen. Im übrigen könne man der Gemeinde nicht zumuten, Holz abzugeben, solange sie selbst Mangel habe, der Heilige aber Holz verkaufe. 9.) Der Weg um die Kirche ist von der Gemeinde tunlichst in Ordnung zu bringen, nicht allein aus Wohlanständigkeit, sondern auch zur Ehre Gottes. 10.) Die Obst- und Gartendiebe könnten ohne weiteres bestraft werden, wenn der Pfarrer dieselben namhaft mache. 11.) Mehr als 5 oder 6 Prozent Zinsen zu nehmen sei nicht erlaubt. Sofern eine Anzeige erginge und der Pfarrer die übermäßige Forderung bezeugen könne, werde das Oberamt ohne Verzug die Strafe aussprechen. 12.) Nach dem eingeholten Bericht sei nicht der Herr Pfarrer, sondern sein Dienstbote in Strafe genommen worden. Dieser sei nicht mit der gesamten Gemeinde ins Besenreis" gegangen, sondern allein und zur ungewöhnlichen Stunde. Auch die Dienstboten des Pfarrers müßten sich an die Verordnungen der Gemeinde halten! Soweit die Stellungnahme des Oberamts zu dem Vorbringen des Ortspfarrers. Man wird die Ausführungen der Behörde als sachlich und korrekt bezeichnen müssen. Uns Menschen des 20. Jahrhunderts berührt es natürlich etwas eigenartig, wt ".n der Staat in Dinge und Verhältnisse eingreifen soll, die ihn nach unserer Auffassung überhaupt nichts angehen, so etwa bei der Anstellung eines Kirchenordners oder Kirchenschweizers! Einst aber war das Verhältnis zwischen Staat und Kirche viel enger. Der Landesherr sah es als göttlichen Aufträg an, für Sitte und Recht im Lande Sorge zu tragen und die Untertanen zu einem rechtschaffenen, frommen Lebenswandel zu erziehen. So kommt bei den Landesordnungen auch stets in den ersten Paragraphen das religiöse Moment zur Geltung, die Befolgung der Kirchengebote, die Bestrafung der Gotteslästerer, die Einhaltung der Sonn- und Feiertage usw. Kulturhistorisch von Interesse ist die Tatsache, daß das Ladezeichen der Bürger oder Dorfgenossen zur Gemeindeversammlung durch den Glockenruf gegeben wurde, und die Versammlungen wohl regelmäßig des Sonntags nach dem Hauptgottesdienst stattfanden. Die kirchliche Einrichtung des Läutens wurde also ins bürgerliche Leben übernommen und ist schließlich, wie auch anderswo, ein wesentlicher Bestandteil des öffentlichen Rechtslebens geworden. Daher wird auch das Ersuchen des Pfarrers, die Tagungen der Gemeinde nicht mehr durch die Kirchenglocke anzukünden, vom Oberamt rundweg abgelehnt, übrigens auch, weil das Läuten ein alter Brauch sei! Weiter hören wir von den närrischen Bräuchen an Pfingsten, die aller Orten eingeschlichen" seien. Der Pfingstbuz war vermummt und wurde schließlich in den Brunnen geworfen. Wenn anderwärts die Roßbuben, d. h. die Söhne der Roßbauern, das Vorrecht hatten, beim Brauchtum an Pfingsten mitzuwirken, so waren es in Heiligenzimmern die Stierbuben. Wann mit den alten Sitten und Ueberlieferungen an den Pfingsttagen gebrochen wurde, ist dem Schreiber nicht bekannt. Vielleicht veranlaßten grobe Mißbräuche und Unfug die Behörden, die Pfingstbräuche der männlichen Dorfjugend zu verbieten. Daß zum Kehren von Tenne, Stall und anderen Wirtschaftsräumen auch heute noch Besen von Tannenreisig oder Laubholz gebraucht werden, ist bekannt. Noch um die Jahrhundertwende wurden mit solchen Besen auch die Wohnungen rein und sauber gehalten. Wenn nun jeder nach Belieben sich das nötige Besenreis geholt hätte, wären die Waldungen begreiflicherweise nicht wenig beschädigt oder verwüstet worden. Daher wurden bestimmte Tage und Zeiten angesetzt, an denen jeder Haushaltung Gelegenheit geboten war, unter Aufsicht des Waldschützen das nötige Reisig zum Anfertigen der Besen zu holen. Offenbar hatte der Knecht des Pfarrers an dem gemeinsamen Besenreisholen nicht teilgenommen, vielmehr war er allein und zu ungewöhnlicher Stunde in den Wald gegangen und daher bestraft worden. M. S c h a i t e 1. Anmerkungen: 1) Die alte Kirche von Heiiigenzimmern stand im Oberen Pfarrgarten". Um die Kirche herum, also im Hofe der Kirche, wurden, wie auch anderswo, die Toten beerdigt. Die Einwohnerschaft spricht auch heute noch nur vom Kirchhof", obwohl der neue Bestattungsplatz, eingeweiht 1835, abseits vom Dorfe im Esch Weier" liegt. 2) Das Wort Freithof kommt vom ahd. vrithof und bedeutet eingefriedigtes Grundstück. Durch spätere Einwirkung des urverwandten Wortes Friede hat sich aus Freithof das Wort Friedhof entwickelt, das aber, wie bereits gesagt, die alte Bezeichnung Kirchhof bis heute nicht verdrängen konnte. 3) Die Nachbargemeinden Hosenfeld, Vöhringen und Bergfelden sind altwürttembergisch, also evangelischen Bekenntnisses. i) Obstklauben = Obst zusammenlesen; Kirschengewinnen = Kirschen pflücken. 5) Baarbühne = Borbühne, hergeleitet von Emporbühne, Empore. Da die Herkunft des Wortes Borbühne in Vergessenheit geraten war, machte der Volksmund aus Borbühne das Wort Vorbühne, womit bis zur Gegenwart in Heiligenzimmern die Männerempore bezichnet wird. 6) entfremden = wegnehmen, stehlen. Kleine Mitteilungen Jänichen Hans, Markung und Allmende und die mittelalterl. Wüstungsvorgänge im nördlichen Schwaben, in Vorträge und Forschungen" 1964, VII, , Verlag Thorbecke-Konstanz, mit 16 Abbildungen. Man ist im allgemeinen geneigt, die Markungen unserer Dörfer als ziemlich unveränderte Größe anzusehen. Jänichen weist an Hand genauer Karten und Grundbücher nach, daß dem gar nicht so sein muß! Vielmehr lassen sich zahlreiche Beispiele beibringen, daß Markungsgrenzen sich änderten, vor allem durch Abgang lebensunfähiger Gemeinden, alsc durch Wüstungsvorgänge. Auf Grund der verschiedenen Bebauung der drei Esche oder Zeigen eines Dorfes und dabei feststellbaren Unregelmäßigkeit.:'! kommt er zu erstaunlichen Ergebnissen. Aus unserer Gegend untersucht er die Orte Engstlatt, Tailfingen, Margrethausen, Leidringen, Gottmadingen, Tübingen und Trossingen. Weiterhin richtet er unser Augenmerk auf den Gemeindebesitz und die Allmende sowie die Entstehung ein- Kr. des Gemeindewaldes. Folgerung: Man muß in jedem zelnen Falle die Markungen unter die Lupe nehmen!

15 Jahrgang 1965 H O H E N Z O L L E R I S C H E H E I M A T 15 Kirchenmaler Josef Wannenmacher Zur Zeit wird in der Stiftskirche St. Gallen das Hauptwerk des Kirchenmalers Josef Wannenmacher freigelegt und wiederhergestellt. Aus diesem Anlaß sind in letzter Zeit verschiedene Anfragen wegen der Herkunft dieses bislang wenig bekannten Künstlers und seiner Vorfahren ergangen. Dr. M. R e i s 11 e, prakt. Arzt in Langenau/Württ. betreibt seit Jahren Forschungen über Leben und Werk von Josef Wannenmacher. Dieser wurde 1722 in T. merdingen/württ. als Sohn des Georg Wannenmacher, Hafner, geboren. Der Vater stammte, wie unlängst einwandfrei festgestellt werden konnte, aus unserem hohenzollerischen Owingen (Aubingen) und hat sich 1696 in Tomerdingen verheiratet. Kirchenmaler Josef Wannenmacher ist aus seiner dritten Ehe mit Barbara Schmid hervorgegangen. Zahlreich sind Sie Orte und Stätten, an denen er später als Künstler geschafft und gewirkt hat, so u. a. in Straß bei Ulm, in Elchingen, Rüttweil, in der Stiftskirche und in der Bibliothek in St. Gallen, in Gmünd und in Donzdorf. Auch der Kreuzweg in der Kirche in Owingen scheint von Josef Wannenmacher gemalt worden zu sein. Nun ist vor allem über den liildungsweg des Künstlers noch wenig bekannt. Dr. M. Reistie hat die Absicht, nächstes oder übernächstes Jahr eine Biographie über diesen bedeutenden Maler des Barock zu schreiben. Wer kann mit weiteren zweckdienlichen Hinweisen oder Beiträgen übei den Lebensweg und das Schaffen von Josef Wannenmacher dienen? Joh. Wannenmaclier, Schulrat a. D. Rangendingen Zum Hexenglauben Die Schuldbekenntnisse" der angeblichen Hexen bei der Folterung über ihre dämonischen Luftritte und Teufelstänze waren nach Ansicht heutiger Forscher, soweit nicht einfach Zeitansichten nachgeplappert, entweder Furchterzeugnisse oder von den fragenden Folterknechten suggeriert (eingeredet), oder Folge von Träumen, die durch Einwirkung einer besonders zubereiteten Salbe oder Pille erzeugt waren. Es gab verschiedene Rezepte für diese Präparate. Der Volkskundler Willi Erich Peukert hat nach einem Rezept aus der berühmten Magia naturalis" von Giambattista della Porta sich Drogen hergestellt, deren bewußtseinsverändernde Wirkungen man lange schon kennt. N :h Einnehmen dieser Pillen wurde er in einen zwanzig Stunden dauernden Schlaf versetzt. Was er da in seinen Träumen erlebte, entspricht genau jenen, wegen deren man den angeblichen Hexen den Prozeß machte, Nicht umsonst hat man zu Beginn des dritten Reiches alte Hexenprozesse u. a. aus Sigmaringer Archiven geholt, um zu studieren, wie man unbeliebte Leute zu Bekenntnissen bringen kann. Die Kommunisten Chinas übten an den Missionaren und Christen ähnliche Praktiken. In Offenburg wurden 1627 bis 163i sechzig Personen hingerichtet. Für Fangen eines Verdächtigen waren zwei Schilling Heller ausgesetzt. Auch nach Friedrich von Spees Angriff auf den Hexenglauben dauerte es noch über 100 Jahre, bis der Unfug ein Ende fand. Noch Maria Theresia verfügte am 1. März 1755, daß alle vorkommenden Fälle von sog. Hexerei nicht nur von Geistlichen, sondern unter Beizug eines vernünftigen Physikus untersucht werden sollen. Krs. Trochtelfingen. Feuerwehr hatten Trochtelfingen und Steinhilben seit langer Zeit" eine Feuerspritze. \750 war die alte Feuerspritze unbrauchbar. Die Stadt beschloß daher die Anschaffung einer neuen mit doppeltem Werk um 690 fl. von Biberach. Da diese zweifache Spritze für die Landorte zu schwer war, wurde eine weitete einfache um 300 fl. von Reutlingen bezogen. Der Fürst gab zu diesem Zweck 50 fl wird bestimmt, daß, wenn eine Prozession in die Haia, nach Steinhilben usw. geht, wer Ostens ein Spritzenmeister und eine Rotte zu Hause bleiben sollen. Während des Gottesdienstes in der Stadt sind außer den Kommandierten 2 bis 3 Bürger als Wache aufzustellen. Trochtelfingen. Mühlen wurden in Trochtelfingen 3 Müller erwähnt. Damals klagte die Stadt gegen diese drei Müller, daß sie die aufgestellte Ordnung nicht hielten, nämlich daß kein Müller mehr als 12 Hennen und 1 Hahn haben sollte. Die Klägerin und die Beklagten wurden von ihren Herren" an das Stadtgericht in Tübingen" gewiesen. Die Müller bekamen Recht, es sollte alles beim alten bleiben wie seither, sie durften also mehr als 12 Hennen halten. Trochtelfingen. Die Einteilung des Bauernstandes erfolgte 1792 nach der Größe ihres Besitzes. Es gab damals in Tr. 12 ganze Bauern, d. h. solche, die 36 Jauchert und darüber besaßen, 18 Halbbauern, die zwischen 20 bis 36 Jauchert hatten und 13 Einzelstüekler mn 6 bis 20 Jauchert. Durch Verordnung vom Jahre 1809 wurde eine Mindestgröße von 1 U Jauchert = 3 /e Württ. Morgen = 11,82 ar festgelegt. Es durften also Parzellen unter 11,82 ar (Gärten ausgenommen) nicht neu gebildet werden. Trochtelfingen. Bürgerwehr. Die Trochtelfinger Bürgerwehr begründet ihre 400jährige Tradition auf eine Urkunde aus dem Jahre Geistl. Rat Eisele erwähnt diese Pergamenturkunde Einladung des Schützenmeisters und der Schießgesellen der Stadt Trochtelfingen an die Stadt Reutlingen zu einem Preisschießen bereits schon in seinem Manuskriptennachlaß und bemerkt, daß diese Urkunde aus dem Stadtarchiv Reutlingen schon 1928 bekannt war. (Hohenz. Volkszeitung 1928 Nr. 163.) (Aus dem Manuskriptennachlaß von Geistl. Rat Eisele.) Mitgeteilt von R. in Rottenburg. Rangendingen. Zahl der Frondienstpflichtigen 1761, Im Jahre 1761 lebten in Rangendingen 65 Bauern, die mit ihren Gespannen Zugfronen zu leisten hatten. 55 Taglöhner, 3 Hintersassen, 23 Witfrauen und 2 ledige Personen mußten Handfronen verrichten. W. Patroziniumsforscher seien hingewiesen auf die gründliche Untersuchung von Bruno Neundorfer Zur Entstehung von Wallfahrten und Wallfahrtspatrozinien im mittelalterlichen Bistum Bamberg" im 99. Bericht des Histor. Vereins Bamberg, 1963 S Die Ostrichtung der alten Kirchengebäude hat schon im Heidentum ein Vorbild. Die aufgehende ^onne wurde in christlicher Zeit gern als Sinnbild Jesu Christi angesehen. So hat man die Toten lange Zeit mit dem Blick nach Osten in den Gräbern beigesetzt. Wer nun die Ostrichtung einer alten Kirche anband eines Kompasses oder Ortsplans oder unseres hohenzoll. Kunstdenkmälerwerks beachtet, wird feststellen, daß fast niemals die genaue Orientierung sondern meist eine Abweichung vom genauen Ostpunkt vorliegt Manchmal ist sogar fast die Nordost richtung gewählt. Man nimmt an, daß am Beginn des Kirchenbaues der Aulgang der Sonne als Ostpunkt genommen wurde und dies auch dann, wenn Chor oder Schiff oder Turm (wie in Bingen z. B.) eine andere Orientierung zeigt. Früher meinte man, es sei damit symbolisch das Neigen des Hauptes Christi am Kreuz dai gestellt worden. Neuestens hat ein französischer Forscher behauptet, an etlichen Beispielen beweisen zu können, es sei der Sonnenaufgang nicht am Tag des Baubeginns, sondern am Tag des Kirchenheiligen maßgebend gewesen. Falls diese Theorie zutrifft, ergäben sich auch für den event. Wechsel des Patrons wichtige Anhaltspunkte. Doch sollten m. E. noch weitere Beweise beigebracht werden. Daher die Bitte an alle Heimatfreunde, auf die Ostung der Gotteshäuser zu achten, besonders am Tage des Kirchenpatrons. Krs. An das Postamt In

16 :(16 HOHENZOLLEB SCHE HEIMAT Jahrgang 1965 Eine Inneringer Urkunde von 1374 Ich Hans von Rischach, Ritter, den man nennt den Flachen, urkunde mit diesem Brief, daß ich mit guter Vorbetrachtung durch meines und meiner Vor- und Nachfahren Seelenheiles willen hiermit vermache luterlich durch Gott, dem Altar der Kapelle zu Inaringen in dem Dorf, da Unser Frowe (Maria) gnädig und Hauswirtin ist, zwanzig Malter und sechs Malter Korn in Veringer Meß, halb Vesen und halb Haber, aus dem großen Zehnten der Pfarrei Inaringen, die ich zu leihen han und deren Kirchensatz mein ist. Man soll sie jährlich aus dem Zehnten dem genannten Kapellenaltar und dessen Kaplan richten ohne ihre Kosten, und dazu das Widemgut zu Inaringen, das z. Zt. Hein G e r o t bebaut, das jährlich 30 Schilling, zwei Hühner und Va Viertel (= 60) Eier gibt. Dies alles gab ich dem Altar und dem Kaplan daselbst zu einer Besserung der Pfründe. Der Herr Peter der Maiger (Maier), derzeit Kirchherr zu Inaringen und sein Nachfolger soll den Altar der Kapelle besetzen mit einem ehrbaren Priester, daß er die Kapelle besorge, wie ein Kaplan es von Rechts wegen soll. Wie schon bisher jeder Kirchherr den Altar geliehen hat, soll er ihn auch fürbaß leihen samt dem Einkommen, das ich stiftete zu dem bisherigen. Weder ich noch meine Nachkommen dürfen den Kirchherrn und den Kaplan irren oder kränken an den genannten Gütern und Nutzungen. Dies soll jeder Pfarrer zu Inaringen alle Jahre in der Kilchen an der Kanzel auf den Tag der rechten Kilwihe und uf den Tag der Kirwihi der Kapelle verkünden und eröffnen. Wenn ich, vorgenannter Ritter Hans von Rischach, abgang von Todes wegen, was Gott lang aufspar, so soll danach ewiglich ein jeglicher Kylchherr und Kaplan zu Inaringen meine und meiner Vordem Jahrzeit began (begehen) uf minen jährlichen Tag mit Vigilen und Seelmessen, wie gewohnlich ist. Und dies alles zu einer stäten ewigen Sicherheit gib ich vorgenannter Ritter Hans von Rischach für mich und meine Erben und Nachkommen dem genannten Altar der Kapelle zu Inaringen diesen Brief besiegelt mit meinem Insiegel. Ich der genannte Pfaff Peter der Maiger, Kylchherr, bekenne, daß alle genannten Sachen mit meinem Willen und guter Gunst vollbracht sind. Und des zu Urkund han ich für mich und meine Nachfolger mein Siegel an diesen Brief gehenkt, der gegeben ist uf nächsten Donnerstag.or sant Johannestag ze Sunnwenden (22. Juni) do man von Gottes Geburt zalte drüzehenhundert Jahr und dar n a u c h in dem vierten und sübenzigoscen Jahre. - Or. Pergament. - Das Siegel des Ausstellers fehlt heute, das des Pfarrers Maier ist spitzoval und zeigt einen Schild, worin ein Falke auf einem Dreiberg steht. Die Umschrift ist zerbröckelt (Erzb. Archiv Freiburg: Z 595.) Joh. Adam Kraus. Es dürfte sich um die heutige hl. Kreuzkapelle am Südrand des Dorfes handeln, die somit nicht erst im 15. Jahrhundert entstanden wäre. BESTELL-SCHEIN zum Bezug der Hohenzollerischen Heimat" Ich/wir bestelle(n) ab sofort zum laufenden Bezug durch die Post Stück Hohenzollerische Heimat", Verlagspostamt Gammertingen, zum halbjährigen Bezugspreis von DM Vor- und Zunarre Genaue Anschrift Dieser Bestellschein ist bei Neubestellung bzw. Nachbestellungen der nächsten Poststelle aufzugeben. Um deutliche Schrift wird gebeten. Gammertingen - Flurname Schrot. Am 21. Januar 1330 verkaufte Volkart von Gammertingen den Klosterfrauen von Maria-Berg seinen Acker Srot bei dem Lewen und seinen Garten bei des Franchen Wöri um 11 Pfund Heller (Vergl. Kraus Hohenz. Jahresheft 1962 S. 63.) Der Name Srot (heute Schrot) bedeutet nach Bucks Flurnamenbuch = jäher Absturz. Die steile Halde gehörte einst dem herrschaftlichen Bierbrauer (Volksmund Brui) und heißt bis heute Bruiles Halde. Bei dem Acker Srot lag ein Lewen", d. h. ein großer Grabhügel. Der Name bei dem Lewen" kommt in Urkunden bis im 18. Jahrhundert vor. Wahrscheinlich ist der Hügel in diesem Jahrhundert eingeebnet worden fand man auf dem Gelände in einem Doppelgrab wohl den schönsten Bronceschmuck Hohenzollerns. Beim Tuffsandgraben deckten die Arbeiter einen Urnenfriedhof auf. Die grauschwarzen schlanken Urnen steckten zum Teil unversehrt im Kalktuff. Die oben erwähnte Wöri (auch Würi geschrieben) war eine Wiese im Brühl, wo heute das Sägewerk Genkinger steht. Wiest. Glatter Urkunde: Am 24. Dez verkaufte Kaspar von Nüwneck (Neuneck) zu Glatt an die St. Nikolauskapelle zu Göttelf ingen (bei Horb) und deren 2 Pfleger Hans Besenfeld und Claus Böglin sein Viertel des großen und kleinen Zehnten zu Göttelfingen, die er schon lange besessen, um 80 rheinische Gulden. Sein Bruder Lienhart von Nüwneck stimmt zu und siegelt mit ihm, ebenso ihre Vettern, die Gebrüder Wilhelm und Hans von Nüwneck zu Glatt. Alle vier Siegel sind erhalten. (Erzb. Archiv Freiburg: Z 665). Ebenso verkaufte das Karmeliterkloster Rottenburg seinen Teil am Kleinzehnten zu Göttelfingen an den Pfarrer Lorenz Kaltmayer daselbst bzw. an die Pfarrei um 16 rheinische Gulden. (Ebenda Z 666; Siegel zerbrochen). Zu Mitt. Hohz. 13 (1879) S. 90.) Krs. Das Hechinger Hudelgäu (Schadenweilerstraße) ist schon öfter Gegenstand der Ueberlegung gewesen. Schon in Egler- Ehrenbergs Chronik wird gefragt (S. 148), ob das Wort nicht Düngerland" bedeuten könne. Spätere dachten an eine mögliche Niederlassung oder Haltestelle von Hudelesware" in früherer Zeit. Aber befriedigen will keiner der beiden Erklärungsversuche. Vor allem wäre wichtig, die ältere Schreibart festzustellen, denn die Endung -gäu sieht etwas verdächtig aus. In Bickelspergs zollerischem Lagerbuch von 1435 S. 38 steht üu lesen, der Steger von Boll bebaue u. a. auch 2 Juchart Acker, die heißen der H u d e.1 g e r". Zwar handelt es sich um einen Nachtrag um 1500 und ist nicht gesagt, wo dieser Hudel-Ger lag. Aber wichtig ist zu wissen, daß es in Ringingen einen Hasen-Ger gab, der zu Hasengairle und heutigem Hasengaile wurde. Es war ein Dreieck acker eines "3auern Haas (Ger = Dreieck). Aehnlich müßte in der schwäbischen Mundart der alte Hudelger zu Hudeigair und H u d e 1 g a i" geworden sein, wenn, wie in Ringingen, das r verschwand. Wir hätten somit einen Dreieck-Acker eines Mannes namens Hudel, wie sie im genannten Lagerbuch mehrfach vorkommen! Das Hudel gäu wäre demnach eine falsche Verhochdeutschung eines schwäbischen Flurnamens! Krs. Familie Wesner. Im Jahre 1686 heiratete Matheis Faigles Tochter von Ringingen, namens Maria, nach Stetten u. Holstein, und war den aus Gambs ir Schweizerland stammenden Michael Wesner. Er war 1680 eingewandert. Krs. Hermann des Lahmen (t 1054) und seines Bruders Manegolds von Altshausen Vorfahren hat Karl Schmid anhand von Hermanns Chronik und der Vita des hl. Ulrich von Augsburg festgestellt: Ihr Vater war Wolferad, die Mutter N., die Tochter eines Pilgnm und der Bertrada. Die Großeltern hießen wieder Wolferad und Bertha. Der Vater dieses Wolferad hieß M a n e g o 1 d und dessen Eltern P e i e r e und L i u t g a r d, die Schwester des hl. Bischofs Ulrich von Augsburg war. Deren Eltern hießen H u p o 1 d und Dietburg (v. Dillingen). P e i e r e war ein f r ä k i - scher Graf, der in den Verbrüderungsbüchern bedeutender Klöster vorkommt. (Karl Schmid, Kloster Hirsau und seine Stifter, 1959, Verl. Albert-Freiburg, S. 96 und Register). Die Grafen von Altshausen stammten somit, wie die meisten Geschlechter des schwäbischen Hochadels eigentlich aus dem fränkischen Gebiet. Krs. Die Verfasser tragen für den Inhalt ihrer Abhandlungen die Verantwortung.

17 Hohenzollertsehe Heimat Vierteljahresblätter für Schule und Haus Herausgegeben vom Verein für Geschichte, in Verbindung mit Josef Wiest, Schriftleitung: 25 Y 3828 F Rangendingen Preis halbjährlich 1.40 DM Kultur- und Landeskunde in Hohenzollern der hohenz. Lehrerschaft Druck: Buchdruckerei S. Acker, Gammertingen Postscheckkonto Stuttgart Bank: Hohenz. Landesbank Gammertingen 15 Nummer 2 Gammertingen, April Jahrgang Am 6. Februar 1965 verstarb in Krauchenwies Seine Königliche Hoheit Friedrich Fürst von Hohenzollern. Der Hohenzollerische Qesdiichtsverein verlor mit ihm seinen hohen Protektor, der die Bestrebungen der landeskundlichen Forschung in Hohenzollern mit wachem Interesse verfolgte und die Hohenzollerische Heimat" stets wirksam unterstützte. Sein Andenken wird dankbar In Ehren gehalten werden. Die Revolution 1848 in Trillfingen von Josef Schäfer Oberstaatsarchivrat Dr. Gönner schreibt in seiner Arbeit zur Landeskunde Hohenzollerns Die Revolution von 1848/49" von einer großen Trillfinger Versammlung" am 24. Sept Bewaffnete Bürgerwehren wären aus den Nachbardörfern mit Musik erschienen. Ueberhaupt wäre das Dorf Trillfingen Mittelpunkt der revolutionären Bewegung von 1848 gewesen. de Nachforschungen darüber am Ort haben nun ergeben, daß die Quellenangaben von Dr. Gönner auch anhand der Gemeinderechnungen belegt werden können. Wohl ist die Angabe, daß über 5000 Besucher an der Versammlung teilgenommen haben sollten, leicht übertrieben. Der Ortskundige kann sich nicht vorstellen, wo sich im oder ums Dorf soviele Menschen versammelt haben sollten, daß man sie versammlungsmäßig noch hätte ansprechen können. Es wäre zwar denkbar, daß die Versammlung auf dem jetzt als Neusiedlung bebauten Lehrenacker" bei der Kapelle stattgefunden hätte, ein großes Gelände, das am 24. Sept. abgeerntet war. Aber das ganze Gelände gehörte zu einer fürstlichen Domäne, und ob der Domänepächter eine Versammlung der Revolution darauf duldete, ist doch fraglich. \ls Führer am Ort ist der junge Provisor Bürkle anzusehen. Er war vermutlich ein Sigmaringer, Sohn des dortigen Advokaten Bürkle von Trillfingen und kam später nach Empfingen. Sein einziger Sohn ist im ersten Weltkrieg als aktiver Stabsarzt gefallen. Das Einkommen des Provisors war gering, so daß die Unzufriedenheit schon einen Grund hatte. Der ältere Lehrer, Isidor Bürkle, bezog von der Gemeinde ein Jahresgehalt von 117 Gulden, dazu aus der Mesnerei etwa 33 Gulden, so daß er jährlich 150 Gulden verdiente, was an Geldwert dem Lohn von 375 Arbeitstagen eines Maurers entsprochen hat (24 Kreuzer). Daß Lehrer Isidor Bürkle ein Republikaner gewesen sein könnte, ist nicht anzunehmen. Er war ein fleißiger, frommer Mann, dessen einziger überlebender Sohn Ordensgeistlicher wurde. Die rote Faune in Trillfingen Dr. Gönner berichtet von einer roten Fahne, die bei den Beratungen geschwungen wurde. Nach der Gemeinderechnung von Trillfingen aus den Revolutionsjahren bezahlte Bürgermeister Bürkle am dem Schneider Kid von Trillfirgen für eine große Fahne" 24 Kreuzer und für drei kleine Fähnchen 45 Kreuzer, sowie für eine andere große Fahne 1 Gulden 21 Kreuzer. Der Schreiner Xaver Stelzer lieferte am zwei Spießstangen für 24 Kreuzer. Anton Henle, Schuster, lieferte zwei Stangen mit Spieß und erhielt für den Anstrich 20 Kreuzer. Für den Anstrich der alten Stangen ert" Jlt er 6 Kreuzer, Noch am wurde für 1 Gülden 12 Kreuzer eine neue Lanze und für 15 Kreuzer eine neue Schlagfeder beschafft. Diese Handlanzen konnten bei Dr. Stemmler, Vorsitzender der späteren Revolution leicht versteckt werden und erschienen noch um die Jahrhundertwende auf den Rathäusern als wehmütige Erinnerung an die Bürgerzeit als Saufedern" wieder. Auch Wunibald Stelzer, Schreiner, hatte am für 24 Kreuzer zwei Spießstangen geliefert. Die Bürgerwehr von Trillfingen Am hatte Fürst Karl die vom Volk se't l r Jahren geforderte Volksbewaffnung versprochen und die Durchführung am angeordnet. In der Ständeversammlung in Sigmaringen hielt der Abgeordnete Stelzer eine Lobrede auf die Bürgerwehr (Dr. Gönner, S. 122). Stelzer war Obervogt in Trochtelflngen und stammte aus einer konservativen Familie von Trillfingen. Wann in Trillfingen die Bürgerwehr gegründet wurde, läßt sich nicht mehr ermitteln. Streitigkeiten Wer soll das bezahlen", sind in den hiesigen Akten nicht nachzuweisen. Auch die Begeisterung hat in Trillfingen sicher bis in die preußische Zeit" hinein angehalten. Als der Franzosenlärm am 23. und 24. März 1848 das Land erschütterte, war nicht nur die Bürgerwehr, sondern die ganze ledige Mannschaft ausmarschiert". 77 Männer und Jungmänner waren, mit wenigen Handwaffen und Wehrmannssensen bewaffnet, über Mühringen bis r - eh. Horb gezogen und von dort wieder umgekehrt, um auf dem Heimweg beim Badwirt Hillebrand ordentlich zu zechen. Hillebrand forderte für jeden Wehrmann 24 Kreuzer, 'isammen 25 Gulden 52 Kreuzer. Die Rechnung wurde allerdings erst am 6. März 1849 bezahlt. Am andern Tage schon, am 25. März 1848, rückte eine kleinere Wehrmannschaft nach Sulz aus, um von dort über Empfingen den Rückweg anzutreten, In Empfingen w irden 38 Maß Braunbier getrunken, wofür die Gemeinde 5 Gulden 4 Kreuzer ausgeben mußte (1 Maß 8 Kreuzer = 4 Stundenlöhne). Dominikus Schmid und seine 10 Mitkollegen" kehrten vom Sturmlaufen nach Horb am 26. März 1848 beim Beckenwirt Dionys Haid in Imnau ein und verzehrten für 1 Gulden 36 Kreuzer Speis und Trank". Nur Albrecht Henle und Gabriel Bürkle waren vom Ausrücken gegen die Franzosen am 24. März ohne jesondere Zöhrung in Haigerloch und Imnau nach Haus gegangen" und erhielten von der Gemeindekasse gleichwohl jeder 2< Kreuzer, Am machte Augustin Stelzer nach Haigerloch in der Nacht einen Gang bei der Revolution" und erhielt dafür 30 Kreuzer. Schon am waren die Rekruten nach Sigmaringen einberufen worden und erhielten von der Gemeinde jeder 11 Gulden Handgeld. Es waren dies: Gabrie 1 Bürkle, Josef Rapp, Bernhard Stehle, Albert Hähnle, Wendel Keßler, Johann Heim und Gabriel Rapp.

18 II5 HOHÜNZOLLERISC1IE BEIHAT Jahrgang Am 9. April 1848 reisen Josef Keßler, Bürgermeister Hähnle und Georg Bürkle im Auftrag der Gemeinde nach Gammertingen zur Bestimmung eines Abgeordneten zum Parlament, Zehrung 5 Gulden, Tagegeld 2 Gulden. Die Gemeinde betreibt auch die Bewaffnung der Bürgerwehr. Am 8. Februar 1848 erhält Xaver Sauter für den Transport der Gewehre von Rottweil nach Trillflngen" 3 Gulden 19 Kreuzer. Am 22. September 1848 liefert das Oberamt noch für 22 Gulden Trommeln und am 17. August 1848 reisen Josef Guide und Georg Bürkle in Sachen Bürgerbewaffnung" nach Sigmaringen, Tagegeld 6 Gulden. Felix Burkart liefert 2 Stück Exerzierregelement für das Bürgermilitär" für 1 Gulden 16 Kreuzer. Erst ein Jahr später, am 14. August 1849, wird die Bürgerwehr auf die Reichsverfassung beeidigt" und erhält dafür 2 Gulden 27 Kreuzer Zehrgeld. Nachdem die Revolution gegen Ende des Jahres 1848 zusammengebrochen war, mußten die Gewehre nach Sigmaringen abgeliefert werden. Der Fuhrmann Xaver Schreiner von Empfingen erhielt den Auftrag, seiner Fuhre vom Wehrsteiner Amt die Gewehre von Trillflngen beizuladen und erhielt für den Transport von 10 Gewehren und 4 Patronentaschen am 20. Dezember 1848 aus der Gemeindekasse 2 Gulden. Fridolin Hähnle, Bürgermeister, Adam Beiter und Adam Stelzer waren am 14. Dezember 1848 schon beim Amt wegen der Gewehre, die man haben soll", vorstellig geworden. Auch zum Amt ging am 12. November 1848 eine Deputation wegen Militär". Der Bürgermeister führte am 2. Dezember 1848 insgeheim Verhandlungen mit einem Gewehrhändler in Oberndorf am Neckar. Nachdem die Bürgerwehr ihre Waffen abgeliefert, also abgerüstet" hatte, wurde im Jahre 1849 ihre Bewaffnung erneut durchgeführt. Am fährt Xaver Sauter im Auftrag der Gemeinde nach Rottweil, hat die Gewehre hierher geführet", Fracht 2 fl. Bürgermeister ist jetzt Georg Bürkle. Schlossermeister Wilhelm Stehle reist vom im Auftrag der Gemeinde in die Schweiz, um Musketen zu kaufen; er erhält für 9 Tage je 40 Kreuzer, zusammen 6 Gulden Tagegeld und bringt für 14 Gulden 14 Musketen mit. Außerdem liefert er der Bürgerwehr noch 7 Wehrmannssensen je 20 Kreuzer, zusammen 2 Gulden 20 Kreuzer, dazu eine kleine Trommel für 8 Kreuzer. Beim Ausmarsch des Sigmaringer Kontingents nach Baden waren eingerückt: Thomas Keßler, Paul Beck, Fridol. Hähnle und Stefan Waibel. Jeder Soldat erhielt von der Gemeinde 4 Gulden Handgeld. Ihre Namen wurden außerdem mit den Namen der Ausmarschierten der Kriege 1864, 1866 und 1870/71 auf dem Ehrenmal vor der Pfarrkirche für die Nachwelt festgehalten. Die Bürgerwehr war sicher der Stolz der Gemeinde, denn sie beteiligte sich ganz offiziell am Fronleichnamstag auch bei der Prozession. Die Bürgerwehr erhielt am wegen Mitwirkung bei der Prozession am Fronleichnamstag" beim Bußwirt Felix Burkhart 84 Maß Braunbier ä 8 Kr = 11 fl 12 Kr 27 Würste ä 3 Kr = 1 fl 21 Kr 35 Behten ä 4 Kr = 2 fl 20 Kr zusammen 14 fl 53 Kr Daran zahlte der Pfarrer der Bürgermeister die Gemeinderäte die Gemeindekasse 7 fl (Gulden) 1 fl 1 fl 36 Kr 5 fl 17 Kr Bei Wilhelm Sauter, Bräumeister, Hirschwirt, verbrauchte das Bürgermilitär am Braunbier 78 Maß = 10 fl 8 Kr Würste 24 Stück = 1 fl 12 Kr Brot 24 Batzen = 1 fl 36 Kr zusammen 12 fl 56 Kr Die historische Bürgerfahne Die Bürgerwehr von Trillflngen hatte auch eine eigene Fahne, die durch einen Zufall aufgefunden wurde. Nachdem nach der Trillfinger Versammlung (24. September 1848) die Revolution des Jahres 1848 zunächst zusammengebrochen war, hat der Fähnrich die Fahne säuberlich in einen Karton verpackt und diesen hinter einen Dachsparren der Rathausbühne versteckt, wo sie später mit Akten zusammen verwahrt worden ist. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Provisor Bürkle, selbst aktiv an der Revolution beteiligt und, Bewohner des unteren Rathauszimmers, die Fahne versorgt" hat, dann versetzt worden ist und später nie mehr Gelegenheit gehabt hat, den kostbaren Schatz hervorzuholen. Nachdem wir kgl. Preußen" geworden waren, standen die Revoluzzer von 1848 doch in ständiger Gefahr. Der Bürgersinn und die Rechte eines freien Bürgers sind in Trillflngen auch heute noch bewußt erhalten, weshalb die heutigen Gemeindeväter diese Bürgerfahne als ein Symbol des Kampfes ihrer Urgroßväter um die Bürgerrechte mit einigen geldlichen Opfern haben erneuern lassen. Die Bürwe-fahne ist heute der Stolz der Heimatfreunde und das Schmuckstück der Gemeinde und wird einmal einen Ratssaal oder ein Gemeindemuseum zieren. Das Fahr entucn ist schwarz-rot-golden. Die eine Seite ist ausgestickt mit Bürgerwehr Trillflngen 1848", die andere Seite trägt den Doppeladler mit dem Spruch. Die Eichenlaubverzierung hat in den Ecken, in Gold und Silber gestickt, den Hohenzollernschild (geviert) und den Schild von Haigerloch-Hohenberg. Die Umrandung ist mit gedrehten Gold- und Silberfäden in den Bundesfarben noch besonders verziert. Auch die beiden über das Fahnentuch hängenden Quasten tragen die Bundesfarben. Die Fahne hing in Ringen an einem Schaft (Stange) mit einer Fahnenspitze. Die Bürgel wehrfahne von Trillflngen ist in den Hohenzollerischen Landen wohl noch die einzige, erhaltene Fahne ihrer Art, ein Prachtstück kunstgewerblicher Arbeit. Und wenn nicht alles täuscht, dann trifft auch die heute noch im Dorf verbreitete Ueberlieferung zu. Die damalige Stricklehrerin" Regina Henle, eine Tochter der Witwe des Jakob Henle", habe die Fahne gestickt. Eine Entschädigung dafür ist in der Gemeinderechnung nicht ausgewiesen. Schneider Kid erhielt für eine Fahne schneidern mit Tuch" 1 Gulden 21 Kreuzer (27. Januar 1848). Der Heraldiker unseres Landes, Oberarchivrat Dr. Gönner, schreibt, daß aus dem Lande ähnliche Fahnen im Original nicht bekannt sind. Die Einquartierung Dr. Gönner schreibt (S. 137), die Begeisterung der Trillfinger Versammlung habe schnell in Kleinmut umgeschlagen. Die Angst vor einer militärischen Besetzung habe diesen raschen Stimmungswechsel veranlaßt. Diese Vermutung trifft sicher zu, denn die Einquartierung kostete viel Geld, abgesehen von der Not, im Dorf etwa eine Kompagnie Soldaten unterzubringen. (1848 = 150 Wohnhäuser mit 800 Einwohnern.) Die Einquartierung für nur eine Woche (vom 14. bis 22. August 1849, 10. Komp. des 2. Rheinischen Inf. Rgts.) ko-

19 Jahrgang 1965 I]01IB!F20IILEEISCEE HEIMAT 19 stete die Gemeinde rund 625 Gulden. Für die Zeit vom bis wurden berechnet: 2 Verpflegungsrationen zu 20 Silbergroschen, 4 Rationen zu 15 Silbergroschen und 436 Rationen für die Mannschaften, zusammen Ausgaben: 436 Gulden 52 Kreuzer. Als die erste Besatzung am abzog, mußte Bürgermeister Bürkle die Preußen nach Dettingen ausfolgen, weil der Herr Hauptmann einen Reiter verlangt hatte", er erhielt dafür 1 Gulden 30 Kreuzer. Die Revolution 1848 in der Gemeindeverwaltung Auch in der Gemeindeverwaltung fand die Revolution ihren Niederschlag. Bürgermeister Stehle, der Straßenbauer des Jahres 1847, wurde schon im Vorfeldgefecht" 1847 nicht mehr gewählt. An seine Stelle tritt der Ratsschreiber Fridolin Hähnle. Die Begeisterung bei seiner Wahl muß groß gewesen sein, denn in der Gemeinderechnung erscheinen 9 Gulden 24 Kreuzer Wahlkosten. Als Mann der Revolution muß er aber im Jan. 1849, nach 18monatiger Amtszeit, zurücktreten. Für ihn zieht am 25. Januar 1849 Georg Bürkle als Bürgermeister auf. In der Verwaltung kommt er aber offensichtlich ohne seinen Vorgänger nicht aus. Zahlreiche Belege und Unterlagen und Schriftsätze aus dieser Zeit stammen von Altbürgermeister" Hähnle. Am 9. Februar 1850 tritt Georg Bürkle schon als Altbürgermeister" auf, so daß auch seine Amtszeit nur ein knappes Jahr betragen hat. Sein Nachfolger im Amt ist Josef Keßler, der mit zwei Gemeinderäten an der Erbhuldigung teilgenommen hat. Auch auf schriftlichem Wege, manchmal etwas agressiv", Technik, Maschinen und Industrie bringen in unseren Tagen im Eiltempo einen Wandel ins Leber, der Menschen in Stadt und Land, wie er wohl noch niemals in der Geschichte stattgefunden hat. Noch zu Beginn des vorigen Jahrhunderts gab es in unseren Dörfern außer der Kirche und den Kapellen eigentlich nur Bauernhäuser, die aus Ghäusget", Stall und Scheuer bestanden. Auch die Kleinbauern oder Taglöhner und Handwerker, bis ins 16. Jahrhundert und noch länger da und dort Seidner" (von Seide = kleines Gütlein) genannt, besaßen mindestens eine Kuh oder einige Geißen und daher auch ein Ställchen. Dasselbe war gelegentlich auch bei Einzeistehenden und Altledigen der Fall, soweit sie ein eigenes Häuslein besaßen und nicht bei Angehörigen wohnten. Im 18. Jahrhundert fällt bei uns in Ringingen auf, daß viele Häuser von 2 3 Familien besetzt waren, offenbar weil bei der Ueberbevölkerung sich die Menschen selten zur Auswanderung entschließen konnten, wie eine größere 1784 überliefert ist. Von Ringinger Häusern und Leuten 1.) Auch der Pfarrer und Lehrer, den man damals Schulmeister nannte, waren Bauern", Ersterer hatte seine Knechte und Mägde zum Umtreiben des Pfarrgutes. Von einem dieser Seelsorger berichtet die Geschichte, daß er um 1725 einmal seinem Knecht den Pflug aus der Hand nahm und eigenhändig die Grenzfurchen seines Ackers auf Gallenbühl weiter hinauszog, als es dieser gewagt hätte. Ein stattlicher Viehstand wurde im Pfarrhof unterhalten, und selbst die Hägen und der Eber der Gemeinde standen vielfach im Pfarrer-Stall, in Ringingen bis um Die Schulmeister waren ohnehin bis 1780 Handwerker oder Kleinbauern vom Ort. Erst 1792 baute die Gemeinde ein Schulhaus (am Platz gä&nj / UC 3S1 JE BP: 1 Kirche und Pfarrhof in Ringingen um 1780 (nach einer alten Zeichnung). f^ffif» versucht man von Trillfingen aus etwas zu erreichen. Deputationen und Petitionen gehen immer wieder nach Sigmaringen und ans Amt. Am 17. Juni 1848 wird eine Deputation beim Rentamt vorstellig wegen des Brachzehnten. Am 4. Juli 1848 unterzeichnet der Gemeinderat eine Petition an die Abgeordneten. Am gleichen Tage fertigt Hähnle eine Bittschrift an den Fürsten wegen der in der Gemeinde verhängten 15 Gulden Forststrafen. Am 20. Juli 1848 werden Josef Keßler, Georg Bürkle und Adam Beuter vorstellig wegen Zehntbezug". Am 16. August 1848 fertigt Provisor Bürkle eine Petition an den außerordentlichen Landtag in Sigmaringen wegen der Domänenverhältnisse des Landes und erhält dafür von der Gemeindekasse 2 Gulden. Wegen der Wahl der Abgeordneten zum Bundestag nach Frankfurt, am 23. September 1848, erhalten Bürgermeister Hähnle einen Gulden, Gemeinderat Josef Keßler und Obmann Dominikus Stelzer und Protokollführer Konstantin Stehle, jeder 48 Kr. Das rote Halstuch, das die Revoluzzer gerne trugen, verschwindet wieder. Es war eben ein Zeichen der Freiheit. Es ist die Zeit, in der für einen Mutwilligen (Halbstarken) der Name Hecker" aufkommt. Noch heute ist im Wöhrsteiner Aemtchen der Name als Schimpfname nicht ausgestorben. Und es gab dort noch vor dem Weltkrieg einen Heckerlisbeck", weil einer seiner Vorfahren ein Anhänger Heckers gewesen war und dann nach Amerika fliehen mußte. Er hat die Heimat nie mehr gesehen. Auch der Dichterarzt Egenter ist als Revoluzzer in einem Asyl arm und unbekannt gestorben, ohne daß seine Verwandten sich um ihn gekümmert hätten. Die Träger der Revolution von 1848 haben also allerorten den Kampf um die Freiheit und um die Bürgerrechte hart bezahlen müssen. des jetzigen Rathauses), in dem dann 1854 ein kleines Ratszimmer eingerichtet wurde. Vorher erledigte der Schultheiß seine Amtsgeschäfte zu Hause, und die Urkunden waren in der Heiligenlade verwahrt. Die Gemeinde pflegte der Vorsteher nach dem Sonntagsgottesdienst in der Kirche selber zu sich zur Versammlung einzuladen, wenn diese nicht wie bis um 1730 im Freien auf dem Dorfplatz Kreben" stattfinden konnte. Aus Kettenacker wird 1661 berichtet, daß die ledernen Feuerkübel für Brandfälle in der Kirche aufbewahrt wurden. Merkwürdigerweise hatte man im alten Schulhaus zu Ringingen anfangs die Schulstube unmittelbar über dem Hagenstall angelegt. Gesundheitliche Skrupulanten waren offenbar damals selten! 2.) Der Pfarrer hat hier um 1800 den landwirtschaftlichen Eigenbetrieb eingestellt und seine Grundstücke verpachtet wie noch heute, allerdings noch lange nur gegen Naturallieferungen. Unser Bildchen (1) zeigt die frühere Kirche und das alte Pfarrhaus (das Dach ist nicht steil genug geraten!) mit Scheuer, an der auch der Stall sich befand. Das Haus wurde 1589 erbaut, wovon noch heute die Rechnungen im Pfarramt zeugen. Das mit Ziegeln gedeckte Pfarrhaus war württembg. Fuß (zu je 28,6 cm, also 15,15 m) lang, 39 Fuß oder 11,15 m breit. Die Mauern aus kleinen Bruchsteinen waren je 50 cm stark, der obere Teil der Giebel aus Fachwerk, hing aber beiderseits bedenklich nach außen. Das Gebälk war vielfach morsch. Scheuer mit Stall völlig aus Fachwerk und nur mit Stroh gedeckt, hatten eine Länge von 89 Fuß (= 25,45 m), Breite von 34 Fuß (= 9,65 m). Beide Bauten sind 1868 und 1869 als baufällig abgerissen worden, indem die Angabe der Zehntablösung 1861, man habe es mit gesunden Gebäuden zu tun, sich als Irrtum (wenn nicht zu sagen: Schwindel) erwiesen hatte. Mit dem Bauschutt füllte man teils c e Weedlache im Kreben aus, teils legte man damit nördlich des Lustgartens einen erhöhten Beerengarten an. Das alte Wohnhaus stand so v o r dem heutigen Pfarrhaus, daß man die Treppe zu diesem erst nach Wegräumen des Altbaues anbringen konnte. Unser Bildchen zeigt auch noch die alte Friedhofmauer mit Tor und in der Mitte das ehem. Beinhäusle, in dem man die beim Ausgraben im Kirchhof zutage kommenden Gebeine unterzubringen pflegte. Der Chor der alten Kirche, 1707 bis 1905, war schmäler als das Schiff und darum seine Mauern bis zum Dach hinauf etwas höher, trugen auch über dem Hochaltar ein Rundfenster und je eines über dem Fenster der beiden abgeschrägten Chorwände. Der Chor hatte somit einen Dreiachtelsciiluß. D Kirche soll nach kaum glaubhafter Angabe des Hechinger Baumeisters Kapitzke vom 24. Juni 1865 über der jetzigen Empore noch eine kleinere mit der Orgel gehabt haben, auf der außer dem Kirchenchor noch etwa 20 Personen Platz gefunden hätten. Dies scheint jedoch eine Verwechslung mit - ner Nachbargemeinde darzustellen. Denn der Platz auf der Empore kann höhenmäßig schwerlich noch eme zweite zugelassen haben. Da nach anderer Mitteilung vielmehr der Kirchenchor im Blickfeld der auf der Empore

20 :(20 HOHENZOLLEB SCHE HEIMAT Jahrgang 1965 untergebrachten Ledigen stand, verdient eine mündliche Ueberlieferung mehr Glauben: Die Orgelempore sei damals an der Südwand der Kirche ein Stück vorgelaufen. Ein Bild der Kirche von Norden her ist auf dem Dekkenbild der Kapelle von 1763 von Franz Ferdinand Dent noch zu sehen, samt Pfarrhof und Beinhaus. Als man 1841 den Gottesacker zur Kapelle Unserer Lieben Frau verlegte, ist im Lauf von 10 Jahren die alte Mauer um die Kirche zerfallen wurde durch eine herabstürzende Dachplatte" ein Knabe am Kopf verwundet. Die Polizei zu Hausen i. K. erstattete Anzeige. Die Gemeinde erklärte sich zu Hand- und Spannfron zur Wiederherstellung bereit. Im Oktober hatte dann die fürstl. Verwaltung als Zehntherr einen Teil reparieren lassen, die Gemeinde aber ihren Teil noch nicht, worauf erneut Anzeige des Gendarmen erfolgte (Dekanatsakten). Wohl nicht viele Jahre danach hat man die Mauer ganz abgerissen und einige Reihen von Tännchen gesetzt mit Obstbäumen dazwischen, die aber um 1918 wieder wegkamen. Der heutige Lattenzaun und die Stützmauer sind inzwischen ebenfalls überholungsbedürftig geworden und bilden keine Zierde des Dorfes mehr. 3.) Während das Pfarrhaus seit dem 16. Jahrhundert wie auch die Kirche mit Ziegeln gedeckt waren, trugen die gewöhnlichen Bauernhäuser in Ringingen noch 1867 (nach dem Zeugnis der Schulchronik von Jakob Barth) zum größten Teil noch Strohdächer. Diese waren im Sommer kühl und hielten im Winter sehr warm. Die Brandgefahr wird seitens der Versicherung stark übertrieben. Tatsächlich brannten im Schwarzwald die Strohhäuser erst, als man eine Versicherung eingeführt hatte! Die Bauten waren einst wie im Schwarzwald nur einstöckig und die Dächer tief herabgezogen. Das letzte Strohdach dahier befand sich um 1904 auf Viesels Haus (Bild 3) im Weißengäßle, aber bereits über einem Ziegeldach. Dadurch hatti; das Strohgelege, das sonst an den Latten festgemacht war, keinen Halt und eines schönen Tages rutschte die ganze Herrlichkeit ins Kipfen Garten" hinunter. Wohl das altertümlichste Haus, das sich bis in unsere Tage herübergerettet hatte, war das um 1952 abgebrochene Peter-Paules-Haus Nr. 125 in der Enggasse (Bild 2). Die Meldungen und Anna Kingott. Im Jahre 1609 heiratete eine Tochter beider den Hans Kraus des Klaus von Stetten- Hörschwag, der Stammvater der heutigen Kraus dahier wurde. Schon 1614 war er unter Hinterlassung der Kinder Klaus und Hans und vermutlich Christina nicht mehr am Leben. Klaus ( ) übernahm den Hof und nach ihm sein Sohn Georg ( ), dessen Söhnlein Georg schon 1678 tot war, worauf der Hof auf Georg Dorn überging hatte ihn Hans Frey mit Anna d Gg., 1695 Balthas M a i c h 1 e und diese Anna Dorn, 1722 Josef Kraus d. Mich, und Frau Anna Maichle, 1727 Balthas N ad ler d. Seb. und diese Anna Maria Maichle, und seit 1736 Veronika Dorn d. Joh., 1749 Johann Dorn und diese Veronika Dorn, die 1761 Witwe mit 10 Kindern war. Augustin Nad- 1 e r des obigen Balthas ( ) ehelichte 1767 die Theresia Kraus d. Mich. ( ). Im Jahre 1799 folgte als Inhaber des Lehens Michael Nadler d. Aug. ( ) mit Frau Kath. Dietz d. Melch. ( ). Die Tochter Amalie Nadler d. Mich, heiratete 1830 den Peter-Paul Hipp d. Johann Adam ( ). Es folgte 1861 der Sohn \ id Mesner Josef Hipp mit Marianne Beck d. Raimund, die fünf Söhne hatten. Allein der Sohn Josef verzog ins Haus 172 an Hälschloch. Für die alte Arche" aber schlug um 1952 die letzte Stunde. Wie man leicht meint, sind die alten Häuser nicht so bequem klein zu bekommen, da die Balken gut verzapft und verzahnt schon einige Mühe beim Abbruch machen. Das Haus hatte den Zugang von Osten, vom Stall her. Links neben dem Hausgang war die Stube, dahinter die Stubenkammer. Vom Gang geradeaus kam man in die Küche, an die das stille Oertchen angehängt war. Rechts im Gang führte eine Stiege in die oberen Kammern und die Bühne, eine Tüi aber rechts in eine weitere Kammer. Die Giebel waren bei den Strohdächern und auch hier gewöhnlich ziemlich steil. 2) Peterpaules-Haus Nr. 125 (Enggasse) von ca heute noch rechts (östlich) davon stehende Scheuer mit Stallung trägt die Jahreszahl Das Wohnhaus selber dagegen wird nahe an das Jahr 1500 herangereicht haben, war also älter als das vorige Pfarrhaus. Es hatte, wie eine Anzahl anderer alter Bauernhäuser, Giebelsteilung gegen die Gasse, während Scheuer und Stall getrennt davon im rechten Winkel dazu standen. Dies war auch bei den Häusern 43 in der gleichen Enggasse (s'becken),48 am Bach (s'välles), 61 oberhalb am Bach (s'vinzes, mit der Jahrzahl 1688 am Türsturz), 98 im Gäßle, auf das wir unten zurückkommen werden, 109 ob der Kirche (s'lexes), 70 im Bach (s'bachbauern) 68 im Bach (Schwarzwälders) und zum Teil auch früher Nr. 50 im Bach (Josef Hipp). Diese Anordnung der Gebäude scheint hier die ältere für die Bauerhöfe gewesen zu sein. Sie geht aber allmählich ab, wie man schon z. T. beobachten kann. 4.) Das Haus 125 mit Scheuer 126 in der Enggasse (Bild 2) gehörte zu einem Ebinger St. Martinslehen, dessen Garten bis an die Rauße hinabreichte, bis um 1880 Johann Adam Hipp dorthin das Haus Nr. 53 an die untere Gasse baute. Zum Hof gehörten einst etwa 20 ha Felder, die im Jahre 1524 ein Barthle Haug bebaute, 1540 Hans Kingott, später dessen gleichnamiger Sohn, um 1585 Georg D i e m e r von 3) Viesels Haus Nr. (Weißengäßle) von ca ) Oben wurde erwähnt, daß das Haus Nr. 98 (Bild 3) noch um 1904 ein Strohdach trug. Hier lag die mit dunklen Brettern an Wänden und Decke getäfer te Stube rechts vom Hausgang, der in die Küche führte, wo man noch um 1914 ein offenes Kamin und darin die Schweineschinken zum Räuchen sehen konnte. Stubenkammer und Dachkammer fehlten nicht Ein eingebauter Eckschrank in der Stube, festgemachte Bänke, durch Latten verbundene Tischfüße und vor allem an den 2 Wänden um den Ofen schöne farbige Plättchen mit Blumen und Fantasiebäumen, auch der Jahrzahl 1788 und den Buchstaben W L bildeten die Ausstattung. Die Buchstaben dürften den Hafner bezeichnen, denn der Inhaber hieß damals (1788) Johann Bailer. Diese Ofenplättchen wurden erfreulicherweise auch in den Neubau übernommen. Bei uns sind sie selten, im württembergischen Schwarzwald waren sie häufig anzutreffen. Erst kürzlich hat man in Calw die Heimatstube mit einer reichlichen Auswahl solcher Plättchen geziert. Links am Hausgang führte eine Stiege in den Dachraum und eine Türe in den Stall, der nach Süden mit einem Fut-

21 Jahrgang 1965 COMMZOLLEIHSCIIII II II T M A T tergang abgeschlossen war. Zwischen, diesem und der quer gestellten Scheuer Nr. 99 (mit einem längst verlassenen weiteren Ghäusget" im Westen) stand der Göpel, der durch die rings herumlaufenden Ochsen getrieben, die Dresmaschine in der Scheune in Gang setzte. Die Obstgärten hinter dem Wohnhaus und der Scheuer, schon im 16. Jahrhundert erwähnt, gehörten damals zusammen und dazu auch der Platz des Hauses 100, das um 1720 entstand. Im Jahre 1392 wohnte hier am Platz 98 ein Heinz Weiß, von dem das Gäßle den Namen Weißengäßle erhielt. Der Inhaber war Lehenmann des Heinrich von Killer genannt Affenschmalz, und nach 1534 Fürstenbergs. Die lückenlose Reihe der Besitzer ist seit 1524 bekannt, und wie bei allen andern im Häuserbuch des Rathauses niedergelegt. Im Jahre 1656 war es ein Kaspar Kipf (daher der Kipfengarten), 1686 ein Hans Kaspar Hipp von Salmendingen. Im Jahre 1855 kaufte Isidor Viesel des Melch. ( ) das Haus und heiratete 1860 mit Marianne Hipp des Peter-Paul von Haus 125. Während 2 Söhne dem Lehrerberuf im Badischen dienten und 1947 starben, übernahm der ältere Sohn Melchior 1872 mit Frau Sophie geb. Dietrich von Hs. 81 die Heimat, die dann 1939 der dem Aehne nachgetaufte Sohn bekam und 1939 einen Neubau der Scheuer und des Ghäusget" aneinander erstellte. Die Entstehungszeit des alten Hauses dürfte vor 1680 liegen. 6.) Der oben erwähnte Hans Kraus des Hans ( ) heiratete um 1633 in den Bach ins Haus Nr. 66, von dem wir freilich nur eine neuere Aufnahme bringen konnten. Sicher war das Haus bis um 1900 auch nur einstöckig und ohne Garten, also das Haus eines Kleinbauern. Der Sohn Mattheis Kraus wurde Schuhmacher ( ), heiratete 1675 eine Anna Böhler des Jakob. Der Sohn beider namens M a 11 h e i s jun. mußte Taglöhner werden ( ), diente in Trochtelfingen, wo er auch 1710 seine Frau Marursula Scherer holte. Dagegen gelang es einer Generation später 1743 dem Sohn Ferdinand ( ) die Erbtochter eines fürstenbergischen Lehens aus Haus 116 bei der Kirche zu heiraten. Seine Frau hieß Emerentia Stölzle. Das Haus 66 im Bach ging 1749 kaufweise an den Hintersassen Paul Bihler über, von den. das Pfarrbuch Salmendingen schreibt, er habe die 1,2 Zentner schwere Glocke 1747 für den Kornbühl von Villingen hergetragen. Sein Lohn betrug 4 Gulden 34 Kreuzer. Heutiger Hausherr ist Makkar Ott bzw. sein Sohn Karl mit Maria Kraus des Klemens (116). 7.) Der Lehenhof Fürstenbergs bei der Kirche Nr. 116, den Ferdinand Kraus 1743 zu drei Vierteln heiratete, war nacheinander von mehreren Familien bebaut worden: 1530 Kornau B e y r e r (Byrer), 1545 Johann Frey, 1578 Junghans Lang und Frau Anna Koler, 1617 Martin V o 1 m a r und Anna Büler; 1620 Hans Volmar, 1630 Kaspar Volk und Barbara Volmer, 1658 Mattheus Pf ist er (angeblich von Gruol) und Katharina Volk, 1698 jung Mattheis Pflster und Rosina Hipp bzw. Maria Rhein, 1715 Christian Stölzle und diese Maria Rhein. Deren Tochter war die erwähnte Emerentiana Stölzle, die Frau des Ferdinand Kraus (1718 bis 1776). Es folgte beider Sohn Bartholomäus Kraus mit Frau Gertrud Steinheisler bzw. Juliana Heinzelmann, 1825 der Enkel Synesius mit Frau Viktoria Mayer, 1851 der Urenkel Klemens Kraus mit Brigitta Ott bzw. Elisabeth Kraus. Dieser Klemens hat 1871 Haus und Scheuer neu gebaut: unter einem Dach (Bild 4 links) mit Front nach Süden an der Schmitterain-Gasse. Vorher stand das Wohnhaus getrennt im Garten mit Blick zum Pfarrhaus, die 4) Piarrhaus von 1868 mit Nr. 116 (links) und 107 (rechts). Scheuer am heutigen Platz. Der Hofraum war also ziemlich winterig". Als Besitzer folgte 1886 der Sohn Synes (1856 bis 1925) mit: Frau Katharina Dieter ( ) des Josef Anton von Haus 38, dann 1920 Klemens Kraus (geb. 1890) mit Frau Rosina Dorn des Gabriel (geb. 1896), endlich 1954 Gabriel Kraus mit Frau Agnes Pflster des Theod. (Hs. 7). 8.) Auf dem letzten Bildchen Nr. 4 sieht man das neue Pfarrhaus, das unter Pfarrverweser Nerz 1868 von Baurat Laur-Sigmaringen unter Bauführer Kirn um 8000 fl geplant wurde, aber nur 7743 fl kostete, ohne daß freilich die Fronen der Bürger berechnet sind. Die Maurerarbeiten führte Otto Diebold von Gammertingen aus, die Zimmerarbeit Maier von hier. Das alte Haus ergab bei der Versteigerung einen Erlös von 320 fl. Rechts auf dem Bild sieht man mein Elternhaus Nr Der Großvater Klemens Kraus vom gegenüber liegenden Haus 116 hat es 1882 von der sog. Reiberkätter (Dietz) käuflich erworben. Nach einem Brand 1883 wurde es in der jetzigen Form für meinen Vater Christian neu erbaut. Rechts dahinter stand das sog. Krutzes-Haus" Nr. 108, dessen Scheuer ursprünglich zum Haus 109 (Lexes) gehörte und dann um 1730 um ein Wohnhaus gegen Norden erweitert wurde. Unsere Mutter kaufte 1920 diese Baracke", wie sie zu sagen pflegte, und ließ sie abreißen, worauf mein Bruder Klemens die Hocheinfahrt zur Scheuer 1922 errichtete, wie er solche im Schwarzwald gesehen hatte. Der Platz zum Haus 107 war stark beengt gewesen. In alter Zeit hatten die Hausplätze von Nr. 103, 104, 105 und 107 und deren breite Hofraiten zusammen einen fürstenbergischen Lehenhof gebildet, der schon 1720 zweigeteilt war und später immer mehr zerfiel. Bei der Teilung unter arme Leute legten diese keinen Wert auf große Hausplätze, die nur viel Bodensteuer kosteten, sondern verzichten bei der Vermessung auf den breiten Hofraum vor den Häusern. So gehört dieser heute der Gemeinde. Eine gewisse aber nur zögernde Entwicklung in der Hausform läßt sich aus den Bildern unschwer feststellen. Ob dies auch in Zukunfa der Fall sein wird, ist bei dem Beispiel der Städte und der wachsenden Bedeutung der Industrie kaum anzunehmen. Noch ist jedoch kein Bungalow" zu sehen, wohl aber reine Arbeiterhäuser, die es vor 10 Jahren noch nicht gab. J. Adam Kraus. Vorgeschichte Eine Burg zu Haigerloch wird im Jahre 1095 urkundlich erwähnt. Im 13. Jahrhundert wurden die beiden Städte in Haigerloch gegründet. So bekamen sie, durch die verfassungsgeschichtlichen Erscheinungen, die das Bild einer Stadt ergeben: Markt, Gericht, Befestigung und Gemeinde, die privilegierte Stellung einer Stadt. Von einer Bürgerwehr aus dieser Zeit ist uns nichts überliefert. Wir dürfen aber annehmen, daß damals in Haigerloch wie in anderen benachbarten Städten eine Bürgerwehr errichtet wurde, die sich, wie in späteren Jahren, wenn nötig, ad munitionem et robur civitatis zttr Verteidigung der Stadt, vor allem aus den Zünften rekrutierte. Schützengesellschaft: Zeichen bürgerlicher Wehrnaftigkeit waren viele Jahrhunderte hindurch die sogenannten Schützengesellschaften. Die Haigerlocher Stadtgarde von Karl Werner S t e i m Sie waren öffentlich rechtliche Verbände, hatten aber keinen Vereinscharakter, was die Landesherren auch nie zugelassen hätten. Die Schützengilde war also eine private Vereinigung, die 'aei Festlichkeiten und Uebungen der späteren Bürgerwehr vorarbeitete. In einer Urkunde des Jahres 1716 wird ausdrücklich betont, daß die Haigerlocher Schützengesellschaft schon lange die Erlaubnis des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen habe, auf Scheiben zu schießen. Die Gründung dieser Gilde läßt sich wohl nicht mehr genau feststellen. Büchsenschützen" werden schon 1548 in Haigerioch erwähnt. Neugrün d u n gsversuche der Stadtgarde: In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts scheint die Haigerlocher Bürgerwehr kaum mehr öffentlich aufgetreten zu sein, obwohl sie jedenfalls dem Namen nach immer noch bestand. Erst am Ende der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts

22 22 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang 1965 begann man sich in Haigerloch wieder um die 1 Stadtgarde zu kümmern. In den kommenden zwei Jahrzehnten richtete das fürstl. Oberamt Haigerloch mehrere Schreiben an die Regierung in Sigmaringen und bat um die Genehmigung einer Neugründung der Haigerlocher Stadtgarde. So bereits im Jahre Aber das Gesuch wurde abgelehnt. Die Regierung war der Meinung, daß in Haigerloch eine Bürgergarde nicht nötig sei. Welch starkes Gewicht man jedoch in Haigerloch auf eine Wiederbelebung der Stadtgarde legte, zeigen die vielen Gesuche, die in den folgenden Jahren an die Regierung gerichtet wurden. Der Zweck der Bürgergarde sollte sein: Zur Verherrlichung des hl. Fronleichnamsfestes, und zur Verherrlichung der Geburts- und Namensfeier des Landesfürsten, wie auch auf Verlangen nur nöthigen Hilfe der Polizey beizutragen." Das Wichtigste aus den Statuten: Die Capitulationszeit beträgt vier Jahre. Eintreten in die Bürgergarde kann jeder Haigerlocher Bürger, der noch keine Kriminal - Untersunchung" oder Zuchthausstrafen erlitten hat. Jeder Gardist hat seinen Dienst unentgeltlich zu versehen. Später wurde der Bürgergarde noch anderer Nutzen zugeschrieben. So z. B. auch die niedere Klasse der Bürger solle Zutritt bekommen. Dann wolle man so die Trunksucht, Unsittlichkeit und dergl. bekämpfen. Doch alle Gesuche von Seiten der Haigerlocher wurden abgelehnt. Doch die wurden nicht müde, immer neue Begründungen zu finden, die für eine Neugründung der Stadtgarde sprachen. Es muß auch erwähnt werden, daß sich die Haigerlocher Gardisten praktisch wenig um die Verbote der Regierung kümmerten. Die Stadtgarde bestand schon während der Verhandlungen. Sie war auch bewaffnet und trat sogar öffentlich auf. Inzwischen gingen bei der fürstlichen Regierung in Sigmaringen außer dem Gesuch des Haigerlocher Oberamts noch mehrere Gesuche ein, eine Bürgergarde gründen zu dürfen. Diese Angelegenheit wurde nun vor die höchste Verwaltungsstelle Hohenzollerns gebracht. Die Fürstlich Hohenzollernsche Geheime Conferenz". Diese faßte folgenden Beschluß : Wo bisher keine Garde bestand, ist die Errichtung einer Bürgergarde bis zum Erscheinen allgemeiner Vorschriften über Landwehr, nicht zu gewähren. In den Revolutionsjahren 1848/49 Die Revolutionsjahre unterbrachen die Haigerlocher bei ihren Bemühungen um eine Neugiündung der Stadtgarde. Während dieser Zeit bestand die Garde nun eben ohne die erbetene Genehmigung. Die Geschichte des Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen kannte keine derartigen Kämpfe zwischen Untertanen und Landesherren, wie dies im benachbarten Fürstentum Hohenzollern-Hechingen der Fall gewesen war. Dies hatte verschiedene Gründe, würde aber hier zu weit führen. Merkwürdig war, daß die Hechinger Regierung keine Sympathie finden konnte, als sie die Bürgerwehr einführen wollte. Wie anders war es doch in Baden, wo die Einführung der Bürgerwehren stürmisch verlangt wurden. Aehnlich war es ja auch in Haigerloch. Eine interessante Begebenheit vom März 1848: Seitdem in Paris die Republik ausgerufen worden war, rechnete die Bevölkerung in Deutschland mit einem französischen Angriffskrieg. Als am 24. März 1848 das Gerücht nach Hohenzollern kam, daß sich ein großes französisches Heer nähere, herrschte in fast ganz Hohenzollern eine Panikstimmung. Viele Bürgerwehren wurden, soweit sie es noch nicht waren, bewaffnet. In Haigerloch schoß die Bürgerwehr am selben Tag abends vom Kirchberg über die Eyach zum Schloß, da sie annahm, dort befänden sich. Franzosen. Wie erstaunt aber waren sie, als sich herausstellte, daß es nur einige Kundschafter aus der Gegend von Hechingen waren, die ebenso der Meinung waren, der Feind sei ihnen gegenüber. Die Sigmaringer Bürgerwehr hatte im Nachmärz sehr an Bedeutung gewonnen. Die Begeisterung für das Exerzieren ließ jedoch vor allem bei den benachbarten Gemeinden bald nach. In Haigerloch wurde am 29. Oktober 1848 die von 167 Frauei_ und 'ungfrauen der Stadt gestiftete Fahne der 3ürlergardt aufs feierlichste eingeweiht. (Diese Fahne wird bald in der Waffenkammer des fürstl. Museums in Sigmaringen zu sehen sein.) Die Hai crlocher Stadtgarde hatte auch eine türkische Musik. Im Jahre 1848 begünstigte der damalige Dekan Engst (später stellte er sich gegen die Stadtgarde), daß aus der St. Nicolai- und St. Anna-Pflege etwa 120 fl. für Instrumente der Stadtgarde ausgegeben wurden. Nach d e r R e v o 1 u t i o n Im März 1851 stellte die Bürgerwe-hr von Haigerloch die Neu-Revidierten Statuten" auf. Danach war der Zweck der Bürgergarde: Einmal bei Festlichkeiten zur Erhöhung der Feier beizutragen; sodann die Polizei zu unterstützen. Eintreten konnte jeder unbescholtene Bürger. Die gesamte Garde bildete eine Kompanie unter einem Hauptmann, zwei Leutnants und einem Feldwebel. Die Garde hatte auch, wie schon erwähnt, eine türkische Musik. Der erste Hauptmann war Jakob Bürkle; Offiziere: Benjamin Back, Kaufmann Pfeiffer und Gerber Manz. Doch auch diesmal stieß die Haigerlocher Bürgerwehr bei der Regierung in Sigmaringen auf keine Gegenliebe. Auch im Jahre 1852 wechselten das Oberamt Haigerloch und die Königl. Regierung in Sigmaringen mehrere Schreiben die Neugründung der Stadtgarde betreffend. Aber alle Schreiben wurden abschlägig beantwortet. Im August richteten dann das Oberamt und die Stadtgarde Haigerloch gemeinsam ein umfangreiches Schreiben an die Regierung in Sigmaringen: Die Stadtgarde sei ein seit 150 Jahren bestehendes Institut (soweit damals bekannt) mit Genehmigung der fürstl. Regierung. Die Stadtgarde sei dem Wesen nach eine vielerorts bestehende Schützengilde. Ausdrücklich möchte siö betonen, daß sie den Namen Stadtgarde" trage und nicht Bürgergarde". Wenn auch die sonst üblichen Schützenfeste allmählich ausgefallen seien, so habe das Institut der Stadtgarde dennoch ununterbrochen bestanden; sie sei immer im Besitz von Waffen gewesen und sei es auch heute noch. Die Haigerlocher Stadtgarde sei ein Institut sowohl des Vergnügens als auch des allenfalligen Ernstes, denn sie sei dem Oberamte Haigerloch Gehorsam zu leisten verpflichtet. Die Antwort der Regierung auf obiges Schreiben: Das Oberamt hat darauf zu achten, daß die kirchliche Abhaltung von Feierlichkeiten, namentlich Prozessionen nach Anordnung der betreffenden Geistlichen erfolgen. Wenn aber hiervon Bittsteller zu einem Privatverein ohne öffentlichen Charakter zusammentreten wollen, so bleibt ihnen das unbenommen. Wenn sie aber zu öffentlichen Versammlungen namentlich bewaffnet zusammentreten wollen, so haben sie in jedem einzelnen Falle die Erlaubnis des Oberamtes Haigerloch einzuholen. Mit diesem Schreiben endlich klärte sich die rechtliche Stellung der Haigerlocher Stadtgarde. Sie durfte also bewaffnet sein, hatte jedoch die Erlaubnis des Oberamtes einzuholen, wenn sie bewaffnet ausrücken wollte. Sicher war die Erlaubnis des Oberamtes nicht schwer zu erhalten, da es sich sehr für die Wiederbelebung der Stadtgarde eingesetzt hatte. Allgemeiner Ueb erblick Die Bürgergarden waren dem früheren Aufgebot der wehrhaften Stadtbürger nachgebildete, militärisch organisierte Freiwilligenverbände. Gewöhnlich hatten sie für die Aufrechterhaltung der Ordnung zu sorgen. In den Wirren der französischen Revolutionszeit erstanden diese Bürgerwehren neu aus dem Verlangen nach Volksbewaffnung. Die deutschen Bürgerwehren erlebten zwar im 19. Jahrhundert eine neue Blütezeit, hatten aber meist nur geringe militärische Bedeutung. Sie waren hauptsächlich eine Paradetruppe des städtischen Bürgertums. Da sich die Bürgergarden auch für kommunale Angelegenheiten verwenden ließen, sind sie durchaus positiv zu bewerten. Sie unterstützten Polizei, Feuerwehr, Kirche und andere Institutionen. Daß auch heute noch großes Interesse an Bürgerwehren besteht, zeigen die vielen Garden, die noch bestehen. Als die Trochtelfinger Bürgerwehr im vergangenen Jahr ihr 400- jähriges Bestehen feierte, erschienen zahlreiche Stadtgarden, Bürgerwehren, Reitergarden u. a Ein schönes Zeichen für das Interesse an diesen alten Institutionen! Es ist zu bedauern, daß gerade in Haigsrlocn, dieser sonst so traditionsbewußten Stadt, die Bürgergarde restlos eingegangen ist! Quellen und Literatur; I. Handschriftliche Quellen: Akten des Staatsarchivs Sigmaringen, Fürstl. Hohenz. Haus- und Domänenarchiv Zoll. Rechnungen. II. Literatur: 1. Gönner, Eberhard: Die Revolution von 1848/49 in den hohenzollerischen Fürstentümern und deren Anschluß an Preußen,. Hechingen Schoser, Gustav: Die Bürgerwehr in Trochtelfingen in: Trochtelfinger Heimattage 400 Jahre Bürgerwehr 9. bis 10. Mai. o. O., o. J. 3. Hodler, F. X.: Geschichte des Oberamts Haigerloch. Hechingen 1928.

23 .lahrgang 1965 HOHENZOM-ERISCHB HEIMAT 23 Gräberfunde auf dem Alemannenfriedhof Jungingen M. Lorch Nachdem bereits im Jahre 1959 auf der Lehr" (auf dem Burren) in Jungingen sieben Alemannengräber gefunden waren, mußten im vergan- M.: genen Sommer (Juni 1964) hinter dem Gemeindehaus erneut Baggerarbeiten vorgenommen werden, weil die Gemeinde z. Zt. einen Erweiterungsbau zum Gemeindehaus erstellt. Dabei wurden zwölf weitere Gräber angeschnitten, die alle, wie die früher entdeckten Gräber, genau die gleiche Struktur aufweisen, nämlich: eine Grabkammer aus Blaukalkplatten (Steinkiste) war in die ausgehobene Grube gestellt und mit Steinplatten abgedeckt. Teilweise waren die Deckplatten eingebrochen. Sämtliche Gräber enthielten noch Skelette, aber nicht die erhofften Beigaben. Wenn in einzelnen Fällen der Schädel bei den Füßen gefunden wurde, deutet dies darauf hin, daß in früheren Jahrhunderten vielleicht schon einmal Störungen durch Schatzgräber" stattgefunden haben. Wie die beigegebene Planskizze zeigt, berechtigen die neuen Funde, den Friedhof als Reihengräber-Friedhof" anzusprechen. Die Gräber sind numeriert in der Reihenfolge, wie sie entdeckt wurden. Die noch in den Reihen bestehenden Lücken deuten darauf hin, daß noch nicht alle Gräber aufgefunden sind, obwohl der größte Teil des Grundstücks durch den Bagger umgewühlt wurde. So sind die Gräber Nr. 20, 21 und 22 im Steilhang zur ehemaligen Landstraße erst jetzt entdeckt worden, obwohl sie schon jahrzehntelang oder noch länger so an der Oberfläche lagen, daß die Platten der Steinkammern ans Tageslicht gekommen waren, ohne als Gräber erkannt zu werden. Von den Skeletten dieser drei Gräber sind Schädel und Brustkorb schon längst den Hang hinabgerutscht; sie mußten doch einmal entdeckt und gefunden worden sein. Darüber ist seltsamerweise weder mündlich noch schriftlich etwas überliefert worden, sonst wäre der Reihengräberfriedhof nicht erst in unseren Tagen entdeckt worden. Ueberlegt man ferner, daß gerade diese Gräber der ersten Reihe die ersten und ältesten gewesen sein mochten, dann müßten sie auch, weil noch in heidnischer Zeit entstanden, Waffen oder Gebrauchsgegenstände als Beigaben enthalten haben. Auch diese sind mit dem Knochen den Abhang hinabgerollt, ohne jemals geborgen zu werden. Die südwestliche Trauflinie des Hügels (in der Skizze als Zaun" bezeichnet) ist seit der Zeit, da der Friedhof angelegt wurde, also in rund 1300 (dreizehnhundert) Jahren, um etwa zwei Meter rückwärts gewandert, bedingt teils durch natürliche Einflüsse, teils durch Menschenhand (Straßenbau). Nachdem jetzt ein Gesamtplan der Friedhofsanlage gefertigt werden konnte, ist es angebracht, eine Gesamtübersicht über die Funde zu geben. Dabei ist eine teilweise Wiederholung der Angaben des 1. Fundberichtes vom Juni seo \ P]an-Skizz e feäa m, iträf(, 5 eneia-efeaauj yteuba v DDDJDIIDDPÖ WS-fl'tf«"-* 1 *» J&Z tm-. - ojlte. andilrife fa* rw C f B* jftw - - i r»_ u A- Schematische Darstellung des Reihengräber-Friedhofs mit der Lage der Gräber nicht zu umgehen. Grab Nr. 2 enthielt ein Halsband aus Tonperlen und zwei Bronceohrringe von je 8 cm Durchmesser mit Silberauflagen, zwei kleinere Bronceringe und Broncekapsel, deren Bedeutung jetzt erkannt und bei Bericht über Grab 10 gezeichnet und geklärt ist. Es ist kaum anzunehmen, daß diese Riesen-Ohrringe im durchlöcherten Ohrläppchen getragen wurden, wie dies heute der Fall ist; denn Bronze mit Grünspanpatina wäre ein dauernder Herd für Blutvergiftung gewesen. Der gesundheitliche Schaden wird auch schon damals erkannt worden sein. Der große Durchmesser von 6 bis 8 cm gestattete es ohne weiteres, die Ringe einfach über die Ohren zu hängen. Grab Nr. 3 enthielt in 60 cm Tiefe dicht über dem Skelett den Unterkiefer eines Pferdes. Diese Beigabe ist für die Forschung vielleicht wichtiger als ein erhoffter Waffenfund. Die Alemannen waren um 500 n. Chr. vermutlich noch Heiden. Ein Christ gewordener Grieche namens Agathius berichtet um 575, was die Alemannen besonders verehrten. Es waren gewisse Bäume, Gewässer, Hügel und Bergschluchten. Der Hügel (Burren zwischen drei Gewässern, Starzel, Mühlbach, Weilbach) ist hier angegeben. Von den Kultfeiern sagt Agathius: Die Alemannen schnitten den Pferden und Stieren die Köpfe ab. Vermutlich wurden diese Teile den Göttern geweiht, während das Opferfleisch verzehrt wurde." Es ist bekannt, daß in gleicher Weise mit den Ziegen, Widdern, Farren und Schweinen verfahren wurde. Auch in der ersten Eine Gräberreihe nach ihrer Entdeckung und Oeffnung (das in unserem Text angegebene Foto Nr. 1).

24 :(24 HOHENZOLLEB SCHE HEIMAT Jahrgang 1965 christlichen Zeit sah es bei den Franken, die seit der Schlacht bei Zülpich 496 die Herren über die Alemannen waren, nicht viel anders aus. Gregor von Tours mußte die Königin Brunhilde auffordern, den Kult der Häupter der Tiere abzustellen (nach Dr. E. E. Hahn, Forschungsfahrt durch Süddeutschland). Aus Grab Nr. 6 kamen einige römische Topfscherben zutage, deren Bedeutung in Verbindung mit den Namen der angrenzenden Fluren bereits 1959 dargelegt wurde. Grab Nr. 7 enthielt das vollständige Skelett eines etwa 7jährigen Kindes. Wahrscheinlich wurde es neben der Mutter (Grab Nr. 1) beigesetzt. Die Beigabe (Halskette aus Tonperlen) läßt auf weibliches Geschlecht schließen. Es ist gelungen, sämtliche Teile dieses Skeletts zu bergen, sie wieder in ihre natürliche Lage zusammenzufügen und jetzt in einem Schneewittchensarg" im Schulmuseum aufzustellen. Die Knochen der Gräber 1 bis 6, soweit sie nicht nach Tübingen geholt sind, wurden in einer mit Zinkblech ausgeschlagenen Kiste gesammelt, mit Flaschenpost" versehen und verschlossen im Grab Nr. 1 vor dessen Zuschüttung wieder beigesetzt. Das Bild der Gräberreihe 8 bis 17 nach seiner Entdeckung und Oeffnung zeigt Photo Nr. 1. Grab Nr. 8 enthielt einen sehr gut erhaltenen Alemannenschädel; Grab Nr. 10 gab zwei Kapseln aus Bronzeblech frei, die ihrer Lage nach vom Halsschmuck stammen dürften (Zeichn. Nr. 2). Wie mag der Bronzeschmied diese Anhänger hergestellt haben? Eine Treibarbeit aus Bronzeblech ist bei der Kleinheit der Kapseln wohl nicht möglich gewesen. Bleibt also nv.r Brcnzeguß Man überlege, was zur Form nötig war: Kern, falsche" Kapsel und Mantel, ähnlich wie bei unse em heutigen Glockenguß. Eine Technik und Präzision, die füi jene Zeit kaum für mög'ich gehalten wird, was mag dem Künstler, (denn das war er!) als Vorbild gedient haben? Nehmen wir im Herbst eine Eichel, setzen darauf als Krönchen eine Pfaffenhütchenfrucht und stecken als Verbindung einen Drahtstift hindurch, der zur Oese gebogen im Hinglein eingehängt wird, dann haben wir wohl das natürliche Vorbild. Grab Nr. 17 (Photo Nr. 2) enthielt das Skelett eines Mannes, dessen beide Oberschenkel auffallend krumm waren. Daraus dürfte man schließen, daß er den größten Teil seines Lebens zu Pferde" zugebracht hat. Grab Nr. 21 endlich kündet vom tragischen Schicksal seines Bewohners. Er muß zu Lebzeiten bei einem Unglücksfall auf der Jagd oder im Kampfe einen Oberschenkel gebrochen haben, der dann ohne Röntgenkontrolle" wieder richtig eingerichtet" und zusammengewachsen war. Hier muß doch wohl schon ein sachverständiger Medizinmann" Hilfe geleistet haben. Von den insgesamt 22 Gräbern müssen etwa 6 als Kindergräber angesehen werden. Aus der Knochen- und Grabkistengröße läßt sich dies unschwer feststellen. Der Anteil der Kindergräber beträgt also ein Viertel der bis jetzt bekannten Gräberzahl. Das Landesamt für Denkmalspflege in Tübingen hat nach Einsichtnahme auch diesmal wie vor 5 Jahren die Bronzefunde und den schönen alemannischen Dickschädel" zu Forschungszwecken weggeholt mit dem Versprechen, sie später der Landessammlung auf der Zollerburg zu übergeben. Grab Nr. 10 gab zwei Kapseln aus Bronzeblech frei, die ihrer Lage nach auch vom Halsschmuck stammen dürften. Das Skelett eines Mannes, der zweifellos viel geritten ist (die Oberschenkel sind auffallend krumm). Skizzen u. Fotos: M. Lorch Am Sonntag Estomihi, 1 ) den 15. Februar 1589, fand im Schloß zu Sigmaringen die Hochzeit des Marx Fugger d. J., Freiherrn zu Kirchberg und Weißenhorn und der Anna Maria Gräfin von Hohenzollern- Sigmaringen, statt. Die Braut war am 16. Januar 1573 zu Ensisheim im Elsaß, als Tochter Karls II., Grafen von Hohenzollern-Sigmaringen und der Euphrosine Gräfin von Oettingen-Wallerstein, geboren. Der Graf hatte das Amt eines Landvogts im Elsaß inne, weshalb er öfters in seiner Residenz Ensisheim weilte. Eines der wichtigsten Hofämter dieser Hochzeit bekleidete Joachim von und zu Hausen, der als zweiter gräflicher Oberhofmeister für den Verlauf des Festes mitverantwortlich war. Von seiner Hand hat sich im Gräflich Douglas'schen Archiv zu Schloß Langenstein, Kreis Stockach, ein Verzeichnis der Gäste und Hofdienste erhalten. 2 ) Der Hochzeitszettel gliedert sich in 6 verschiedene Teile. Im 1. Teil werden die von zollerischer Seite geladenen Fürsten (Landesherrn), die zugesagt oder abgesagt haben, aufgeführt, im 2. Teil folgen die Grafen, Freiherrn und Prälaten, im 3. Teil sind die Träger der Hofämter wie Hofmeister, Superintendenten, Truchsesse und Vorschneider verzeichnet, im 4. Teil werden die von Fuggerscher Seite geladenen und entschuldigten Gäste aufgeführt. Der 5. Teil berichtet von der Reihenfolge, wie die Teilnehmer der Hochzeit an 8 Tischen gesetzt wurden, im 6. Teil werden die Vortänzer genannt, die aus den Reihen der Gäste und Hofdienste bestimmt wurden. Eine zollerische Hochzeit Anno 1589 Alois Beck, Offenburg An der Tafel des Brautpaares hatten neben den Eltern die anwesenden Landesfürsten oder ihre Gesandten, der Abt von Salmansweil (Salem), der das Paar wohl auch getraut hat und einige nächste Verwandte, Platz genommen. An 2 weiteren Tischen saßen die Grafen, Freiherrn und die Gesandten der Prälaten. Die 4. Tafel war den verheirateten Damen und die 5. den Fräulein vorbehalten. Der Schreiber des Zettels vermerkt noch 3 weitere Tafeln mit Frauenzimmern, deren Namen er uns leider verschweigt. Die Trennung der Gäste an den Tafeln 2 8 nach Familienstand und Geschlecht entspricht den Tischsitten der Zeit. 3 ) Auch die Gesprächsthemen dürften hierfür mitbestimmend gewesen sein. Die aufgetragenen Gänge wurden, rangmäßig abgestuft, gereicht 4 ) und die mit viel Gewürzen zubereiteten und oft zusätzlich mit Rosenwasser parfümierten Speisen 5 ) waren schwer verdaulich und verlangten längere Pausen zwischen den einzelnen Gängen, die durch musikalische Darbietungen und allerhand Mummenschanz verkürzt wurden. Sicher waren nicht nur die im Gefolge Hans Fuggers genannten drei Musikanten anwesend. Die übrigen Fugger und Graf Eitelfriedrich von Hohenzollern-Hechingen hatten in ihren Diensten mehrere zu Ruhm gelangte Musiker und unterhielten wie der Vater der Braut bedeutende Musikkapellen. In Sigmaringen amtete zu jener Zeit Melchior Schramm als Kapellmeister. 6 ) Schmid vermutet, daß der Musiker Narzissus Zängel mit seinem Dienstherrn Jakob Fugger und Ferdinand di Lasso, der Sohn des großen Orlando, im Gefolge des Gra-

25 HOHENZOLLERISCHEHEIMAT 25 fen Eitelfriedrich an dieser Hochzeit teilgenommen haben, 7 ) um das Fest mit ihrer hohen Kunst würdig auszuschmücken. Die Zahl der Ho-chzeitsgäste dürfte mit den Hofdiensten kaum überstiegen haben, hinzukommen auf Fuggerscher Seite 93 Personen Dienerschaft mit 143 Pferden, auf zollerischer Seite ist eine ähnliche Zahl anzunehmen. Es war nicht leicht, im Winter mehrere Tage so viele Gäste mit Gefolge und Dienerschaft unterzubringen. Im Schloß zu Sigmaringen, wie in den Herbergen und Bürgerhäusern des Städtleins war sicher jeder verfügbare Raum belegt. 8 ) Der bevorstehende Aschermittwoch hat die Festdauer auf 3 Tage beschränkt. Für die damalige Zeit eine Adelshochzeit in bescheidenem Rahmen. 9 ) Verzeichnis der (Landes-)Fürsten, Grafen, (Frei-)Herrn und Prälaten, die teilweise persönlich oder durch einen Gesandten aus beidseitiger Freundschaft zur Hochzeit des wohlgebornen Herrn Marx Fugger und dem Fräulein Anna Maria Gräfin von Hohenzollern auf Estomihi Ao. 89 zu- oder abgeschrieben haben. Erstlich der Fürsten, Gesandte die auf zollerischer Seite zugeschrieben haben: Kurfürstlich Brandenburg'scher Gesandter Graf Eitelfriedrich von Hohenzollern (Hechingen); Erzherzog Ferdinands von Oesterreich Gesandter, Graf Wilhelm von Oettingen; Herzog Wilhelm und Ferdinand von Bayern schicken Grafen Schweikhart von Helfenstein als Gesandten; Markgranich Tirol'scher Gesandter, Georg von Stain; Markgräflich Ansbach'scher Gesandter, Graf Eitelfriedrich von Hohenzollern; Herzoglich Württemberg'scher Gesandter, Graf N. von Eberstein, Anwesende Fürsten: Markgraf Jakob von Baden; L.-m.dgraf Ludwig zu Leuchtenberg und seine Gemahlin. Nachfolgende fürstliche Personen haben abgeschrieben: Die altere Herzogin von Sachsen entschuldigt sich wegen ihres Alters da sie bei roich kaltem Weiter nicht über Land reisen kann. Die r,iiw Herzogin vo.i Bayern schreibt ab mit der Bemerkung: sie scii.ck. seit dem Tod ihres Gemahls keine Abgeordneten mehr zu Hochzeiten. Nun folgen die anwesenden Grafen und (Frei-)Herm mit ihren Gern.hl innen. Graf Chrisioph Ladislaus von Tengen, Domprobsi zu Straßburg; Graf Christoph von Hohenzollern (-Haigerloch) mit seiner Gemahlin, 1 Fraulein (Tochtcr), 3 Frauenzimmern, 2 Adeligen, 4 Kutschenund 12 r...isigen Pferden = 16 Pferde; Graf Eit^lfritdrich von Hohenzollern (-Ileciiingen) mit seiner Gemahlin, 2 Fräulein (Tochter) und 4 Personen der Gräfin Frauenzimmer; Graf hristoph von Sulz, Domherr zu Straßburg, mit 3 Adeligen; Graf Rudolf von Sulz; Graf Wilhelm von Oettingen, seine Gemahlin, 1 jungen Herrn (Sohn) und 6 Adeligen; Rheingraf Friedrich; Graf Konrad von Tübingen d. J. 1 Graf Albert von Oettingen; Graf Schweikhart von Helfenstein, seine Gemahlin, 1 Jungfrau, 2 Kammermägde, 1 Adeliger, 8 Reisigen- und 10 Wagenpferde = 18 Pferde; Graf Georg von Montfort; Jakob von Geroldseck und seine Gemahlin; Georg Ludwig von Freiberg, Freiherr zu Justingen. Die anwesenden geistlichen Herrn und ihre Gesandte; Der Landkomtur zu Altshausen; Der Abt von Salmansweil (Salem) mit einem Conventual; Der Abt von Schussenried schickt als Gesandten seinen Obervogt; Der Abt zu (Ober-)Marchtal ist ebenfalls durch seinen Gesandten vertreten. Folgende Grafen und (Frei-)Herrn haben sich entschuldigt: Graf Gottfried von Oettingen schickt N. N. als Gesandten; Graf Heinrich von Fürstenberg entschuldigt sich wegen der Leibschwachheit seiner Gemahlin, sein Gesandter Wolf Walter v. Fulach; Graf Joachim von Fürstenberg entschuldigt sich wegen vorgefallener Geschäfte, sein Gesandter N. von Hersperg; Graf Friedrich von Fürstenberg, des nochlöblichen kaiserlichen Kammergerichts Präsident entschuldigt sich wegen seines tragenden Amtes: Jakob Erbtruchseß, Freiherr von Waldburg, entschuldigt sich wegen Bodengrans (Gicht) und anderer Leibsschwachheiten, sein Gesandter Hans Kaspar von Ulm, Obervogt der Herrschaft Zeil; Philipp Erbtruchseß, Freiherr von Waldburg und Domherr zu Straßburg, Köln und Konstanz entschuldigt sich wegen dringend zugefallener Sachen des Kapitels zu Konstanz; Georg Erbtruchseß, Freiherr von Waldburg, Domherr zu Augsburg, ist aus bewegter Ursache ausgeblieben; Graf Rudolf von Helfenstein; Freiherr Georg von Königsegg; Freiherr Marquard von Königsegg, fürstl. Bayrischer Marschall; Bertold v. Königsegg entschuldigt sich etlicher zugefallener Geschäfte. Die abwesenden Gräfinnen: Die Aebtissin des Gotteshauses Buchau schreibt ab; Frau Gräfin von. Löwenstein, geborene Markgi'äfin von Baden, entschuldigt sieh wegen Leibsschwachheit; Frau Gräfin von Helfenstein Witib zu Neufra erscheint nicht; Frau Gräfin von Helfenstein geb. von Montfort entschuldigt sich ihres Alters und Leibssch>vachheit; Frau Witib (von Helfensein?) geb. Gräfin von Fürstenberg zu Mengen erscheint nicht wegen ihres Alters und Leibsverunmöglichkeit; Frau Gräfin von Schwarzenberg schreibt ab wegen ihres Alters; Frau Anna Gräfin von Lupfen Witib schreibt ab wegen des Absterbens Geschwei (Verwandte) von Merspurg; Frau Witib von Frundsberg zu Haßloch (welches?) entschuldigt sich; Frau Barbara v. Montfort Witib erscheint nicht wegen ihres Alters; Frau Gräfin Ursula von Montfort Witib. Hofämter: Der gräflichen Hochzeit Oberhofmeister: Hans Christoph Wendler von Bergerat Joachim von und zu Hausen. Aller Frauenzimmer Hofmeister: Christoph Vollandt. Der Grafen und (Frei-)Herrn Tafel Hofmeister: Hans Christoph Reidinger. Der Gräfinnen und Fräulein Hofmeister: Hans Heinrich Escher (Escher von Binningen, Breisgau). Der fürstlichen Tafel Superintendenten: Friedrich von Westerstetten; Jakob von Ehingen. Der Frauenzimmer Tafel Superintendenten: Sebastian von Fulach: Christoph Artzet. Der fürstlichen Tafel Truchsesse: Eitelbilgerim von Stain; Philipp Adam von Freyberg; Ulrich Gremiich von Jungingen; Hans Adam von Freyberg; Hans Konrad von Bernhausen; Georg Adam von Freyberg; Hans Jakob von Stotzingen; Hans Gremiich von Jungingen; Peter Schar zu Oberhausen; Hans Georg Eglof von Zell; Kaspar Herter (v. Hertier geadeltes Geschlecht zu Konstanz); Eberhard Gremiich; Hans von Freyburg Geschlecht zu Ueberlingen; Reinhaid von Dettingen; Georg von Dettingen; Friedrich Kraft Geschlecht in Basel-Breisach und Ulm); Gallus Schütz; N. Lay; Hans von Burgau; N. v. Leschwang; Wildhans von Neuneck; N. Schindelin; Eschers Sohn (vermutlich Hans Nikolaus); Christoph Gremiich (kein Truchseß). Der andere Hofmeister: Stebenhaber Hofjunker zu Sigmarmgen. Der Hofmei^br des Hofgesinds: Hyronimus Pflumer Doktor und Rat des Grafen Karl von Hohenzollern; Georg Walch, Erzherzogs Ferdinands zu Oesterreich, Landschreiber der Herrschaft Hohenberg. Folgen die auf Herrn Fuggers Seite zugeschriebenen Gäste: Erzherzog Ernst v. Oesterreich schickt einen Gesandten; Hans Fugger mit Kammerdienern, 1 Lakaien, 3 Musikanten, 3 Stallknechten, 1 Stalljungen, den Pfleger zu Murkhausen mit 16 Reisigen- und 2 Kutschen daran 10 Pferde = 25 Pferde; Marx Fugger der ältere samt Fräulein Elisabeth 4 Kammerdienern, 7 Klepper- und 6 Kutschenpferden = 13 Pferde; Georg Fugger mit 7 Dienern, 6 Kutschen- und 2 Reisigen Pferden = 8 Pferde; Jakob Fugger und seine Gemahlin, 1 Fräulein (Tochter), 1 Hofmeisterin 2 Jungfrauen, 1 Kammerjungen, 22 Dienern-, Reisig- und Wagenpferde = 22 Pferde; Christoph Fugger mit 4 Kammerdienern, 1 Jungen, 1 Lakaien, 4 Knechten, 6 Kutschen- und 7 Reisigen Pferden = 13 Pferde; Graf Georg von Montfort mit 7 Dienern, 9 Kutschen- und 7 Reisigen Pferden = 16 Pferde; Konrad von Beminelberg der ältere mit seiner Gemahlin, 10 Reisigen- und 7 Kutschenpferden = 17 Pferde; Antoni Fugger mit 13 Pferden; Georg Villinger Freiherr mit 6 Dienern 3 Reisigen-, 4 Kutschenpferden = 7 Pferde; Hans von Rechberg mit 8 Pferden, Junker Hans Ulrich Ehinger. Wie die Fürsten, Grafen, Herrn und deren Gesandte gesetzt wurden: Herr Bräutigam; Fräulein Hochzeiterin; Markgraf Jakob von Baden; Landgraf zu Leuchtenberg; der Churfürstlich Brandenburg' sehe Gesandte, Graf Eitelfriedrieh von Hohenzollern; der Gesandte des Erzherzogs Ferdinands von Oesterreich; Graf Wilhelm von Oettingen; der Bayrisch Gesandte, Graf Schweikhart von Helfenstein; der Württembergische Gesandte, Graf zu Eberstein; der Markgräflich Tirol'sche Gesandte, Georg von Stain; Graf Karl von Hohenzollern; Hans Fugger; Marx Fugger; Der Prälat zu Salmansweil; Graf Christoph Ladislaus von Tengen, Domprobst zu Straßburg; Frau Gräfin (Euphrosine) von Hohenzollern; Frau Jakob Fugger. Der fürstlichen Tafel Fürschneider;iO) Christoph Schar zu Oberhausen; Hans Georg Eglof von Zell. An der zweiten Tafel der Grafen und Herin saßen: Jakob Fugger; Herr Landkomtur; Graf Christoph von Hohenzollern; Graf Georg von Montfort; Rheingraf Friedrich; Antoni Fugger; Georg Fugger; Graf Christoph von Sulz, Domherr zu Straßburg. Jakob von Geroldseck (Graf von Veldenz); Freiherr Konrad von Bemmelberg d. Aeltere; Graf Rudolf von Sulz; Christoph Fugger des Bräutigams Bruder.

26 :(26 HOHENZOLLEB SCHE HEIMAT Jahrgang 1965 An der dritten Tafel nahmen Platz: Gral Albrecht von Oettingen; Graf Konrad von Tübingen; Conrad von Bemmelberg d. J.; Freiherr Villinger d. J.; Georg Freiherr Schenk von Limpurg; der Gesandte des Grälen Heinrich von Fürstenberg, Wolf Walter von Fulach; der Gesandte des Grafen Joachim von Fürstenberg, N. von Hersperg; der Gesandte des Erbtruchseß Jakob Freiherr zu Waldburg; Hans Kaspar von Ulm; der Gesandte des Truchseß Karl, Martin Memminger; Georg Ludwig von Freyberg, Freiherr zu Justingen; der Schussenried'sche Gesandte; der Marchtalische Gesandte. An der vierten Tafel saßen die Gräfinnen: Frau von Bemmelberg d. J.; Frau Gräfin von Helfenstein; Frau von Bemmelberg d. Aelt.; Frau Gräfin von Oettingen; Frau Gräfin von Hechingen; Frau Truchsessin; Frau Gräfin von Haigerloch; die Frau von Geroldseck; der Gräfinnen Fürschneider: ein junger Gral v. Oettingen, Carlo genannt. An der fünften Tafel waren folgende Fräulein vereinigt: Fräulein von Sulz; Fräulein Fuggerin, Jakob Fuggers Tochter; Fräulein von Schwarzenberg; das ältere Fräulein von Hechingen; Fräulein von Welsperg; das junge Fräulein von Hechingen; Fräulein Maria Jacobe Gräfin von Zollern; die Landgräfliche Hofmeisterin; die Oettingische Hofmeisterin. Folgen noch 3 Tafeln mit Frauenzimmern. Der gräflichen Hochzeit verordnete Vortänzer: Graf Konrad von Tübingen; Graf Rudolf von Sulz; Jakob von Geroldseck; Georg Schenk von Limpurg; N. von Grafeneck; Georg Ludwig von Freyberg, Freiherr zu Justingen. Vortänzer von Adel: Philipp Adam von Freyberg; Hans Georg Eglof von Zell; Georg Adam von Freyberg; Hans von Burgau. Anmerkungen : 1) Fastnachtsonntag, 2 ) Der Schriftsatz wurde der heutigen Schreibweise angepaßt. Zeitgenössische Wortbilder sind in ihrer Form wiedergegeben worden. Ergänzte Namen, Titel usw. wurden in Klammern gesetzt. 3) Günther Schiedlausky: Essen und Trinken, Tafelsitten bis zum Ausgang des Mittelalters, Prestel-Verlag München, 1956, S. 19 ff. S. 30 ff. i) Als Herzog Johann von Sachsen sich 1500 in Torgau mit Sophie von Mecklenburg vermählte, wurde die Anzahl der Gänge rangmäßig abgestuft, etwa daß am Fürstentisch 16 Essen gereicht wurden, für die Grafen, Räte und Prälaten 10 Essen, für die Ritter und Frauenzimmer nur 8 Essen usw. Vgl. G. Schiedlausky S. 52. Die Gerichte bestanden nicht nur aus den heute noch üblichen Fleisch-, Wild-, Geflügel- und Fischarten. Es wurden u. a. noch Igel, Murmeltiere, Eichhörnchen, Meerschweinchen, Fischreiher, Schwäne, Kraniche, Pfauen, Raben und manchmal auch Schlangen verzehrt, die damals nicht besser als heute geschmeckt haben. Vgl. G. Schiedlausky a.a.o. S. 48 ff.») Ernst Fritz Schmid: Musik an den schwäbischen Zollernhöfen der Renaissance, Bärenreiter-Verlag Kassel 1962?) Ebenda Seite 45. 8) Das Schloß hatte vor der Zerstörung durch die Schweden am 5. März 1633 mindestens 25 bewohnbare Zimmer. Vgl. E. F. Schmid a.a.o. Seite 135.») Die Hochzeit des Grafen Christoph von Zollern-Haigerloch und der Freiin Katharina zu Welsperg und Primör, die im August 1577 in Sigmaringen gefeiert wurde, dauerte 5 Tage. Dem Fest wohnten mindestens 200 Gäste mit 525 Pferden bei. Die Zahl der Dienerschaft ist nicht bekannt. Vgl. Alois Beck: Ein zollerischer Hochzeitszettel aus dem Jahre 1577 in Hohenzollerische Heimat 2. Jahrgang Nr. 1 Seite 14 ff; E. F. Schmid a.a.o. Seite 101 ff: Die große zollerische Hochzeit, die Vermählung des Erbgrafen Johann -Georg von Zollern-Hechingen mit der Rheingräfin Franziska, die im Oktober 1598 mit großer Pracht gefeiert wurde, erstreckte sich über 8 Tage. Der Furierzettel nennt 984 Gäste und 865 Pferde. Vgl. E. F. Schmid a.a.o. Seite 591 ff. 10) Schiedlausky a.a.o. Seite 23 ff; Abb. Nr Nr Eine besondere Rolle spielte bei den Gastmahlen der Vorschneider mit der schwierigen Aufgabe betraut, die hereingetragenen Fleischstücke, die oft aus ganz gebratenen Tieren bestanden, kunstgerecht, schnell und so zu zerteilen, daß jeder Gast ein Stück abbekam. Es muß Virtuosen ihres Faches gegeben haben, die sehr gesucht und hoch bezahlt waren. Sie mußten zum Beispiel in der Lage sein, ein Geflügel in der Luft" zu zerteilen, wie man es nannte, das heißt, ein auf eine senkrecht gehaltene Gabel gespießtes Geflügel durch kunstvolle Messerschnitte so zu zerlegen, daß keine Hand die Speise berührte, eine geradezu artistische Leistung, zumal wenn man bedenkt, daß dieses Zerlegen vor fürstlichen Häuptern im Knien geschehen mußte. Ueberhaupt gehörte das Tranchieren zur Ausbildung eines Hofmannes. Der Vorschneider arbeitete mit einem Besleck, das meist aus mehreren Messern und Gabeln verschiedener Größen bestand. Die Bestecke waren samt den dazugehörigen Lederetuis prächtig gestaltet, da sie an bevorzugter Stelle der Tafel verwendet wurden und der Vorschneider bei seiner Arbeit im Blickpunkt der Gäste stand." 11) In Klammern gesetzte Ergänzungen stammen aus: Kindler von Knobloch, Oberbadisches Geschlechterbuch Bd. I III. 'f Das Geheimnis der Osternacht Es schwelt und es brodelt im Dunkel der Nacht Inmitten von stummem Gewoge. Es zünden sich Kerzen - ein Toter erwacht! Halleluja" singt's aus dem Troge. Lebendiges Wasser fließt um und um, Geleitet von segnenden Händen: Von Seele zu Seele im Heiligtum Erteilt der Erstandene Spenden. Er geht durch den Frühling, den eigens er schuf, Zu laden die Ärmsten der Armen: Er weckt seine deiche mit flammendem Ruf Zum Frieden auf und zum Erbarmen. Maria E. Flad. Forschung um die Grafen von Gammertingen Hansmartin S c h w a r z m a i e r hat in einer Dissertation 1 ) über bayerisches Gebiet zwischen Iiier und Lech auch einen Exkurs über die Grafen von Gammertingen gemacht. 2 ) Der Hauptteil seiner Arbeit betrifft die Familie der Grafen bzw. Markgrafen von U r s i n (heute Irsee) bzw. Ronsberg, deren Stammfolge und ausgedehnter Besitz ausführlich geschildert wird. Bekanntlich hat Graf (seit 1182 Markgraf) Heinrich von Ronsberg um die Tochter Udiihild des Gammertinger Grafen Adalbert I. ( ) geehelicht. 3 ) Diese Udilhilde hatte Emil Krüger bei seinen Ausführungen übsr die Grafen von Gammertingen 4 ) noch nicht gekannt. F. Ludwig Baumann vermutete in ihr die Tochter Ulrichs II. von Gammertingen, worin der Unterzeichnete ihm noch 1937 folgte, später aber die zeitliche Unmöglichkeit dieser Zuweisung erkannte und sie dem Adelbert I. zuwies. Schwarzmaier hat nun nochmal den ganzen Fragenkomplex durchgedacht, jedoch kann man ihm nicht in allen Punkten folgen. So z. B. ist die Angabe S. 176 Anmerkung 19 nicht zu belegen, der Vater des Grafen Arnold von Gammertingen habe ebenfalls Arnold geheißen. Wir wissen leider seinen Namen nicht sicher. Jänichen 5 ) vermutet in ihm einen Ulrich. Das Rätsel Wrrunberg") kann Schwarzmaier anhand der Originalurkunde von 1182, die er im Münchner Hauptstaatsarchiv entdeckte, als Wizzinhorn" klären. Gemeint ist Berthold von Weißenhorn-Neiffen. Aber die Deutung einer Stelle dieser Urkunde will nicht ganz überzeugen, daß zwei nahe Verwandte ihren Besitz in Altingen bei Herrenberg jeweils an den Gemahl ihrer Tochter weitergegeben haben, nämlich an Berthold von Weißenhorn und an Heinrich von Ronsberg", und daß zwischen diesen beiden eine Eibabsprache stattgefunden hat unter Anwesenheit der beiden Erblasser, von denen der eine der Schwiegervater des Ronsbergers, der andere der des Weißenhorners war" (S. 173). Aus der Urkunda von ca kann man m. E. nur entnehmen: Heinrich von Ronsberg und seine Gattin Udiihild (von Gammertingen) schenken ans Kloster Ottobeuren u. a. den ihrem Weinberg in Ailingen unmittelbar anstoßenden Teil des Tales, gemäß einer Güterteilung, die bei den S c h w i e g e r s ö h n e n ihrer selbst (der Schenker) und ihres V e r w a n d t e n Berthold von Weißenhorn im Beisein vieler Zeugen vorgenommen wurde. Heinrich von Ronsbeig und Berthold von Weißenau hatten somit 1182 bereits Schwiegersöhne, also verheiratete Töchter, was Sch. nicht erkannt zu haben scheint. Daß zur Zeit der Erbabspiache die beiden Adelberte von Gammertingen (Vater und Sohn) noch gelebt hätten, ist nicht bewiesen. Auf Seite 69 gibt Sch in der Stammtafel der Familie Ronsberg-Ursin (im Widerspruch mit Seite 116!) an, die 1182 mit ihren Geschwistern Gottfried, Heinrich, Konrad und I r m i n g a r d genannte Adelheid von Ronsberg habe den Grafen Ulrich von Berg geheiratet,

27 .lahrgang 1965 HOHENZOM-ERISCHB HEIMAT 27 Seite 116 jedoch den Grafen Heinrich! Damit stimmt freilich der treffliche Stälin') auf Grund des Nekrologs von Zwiefalten nicht überein. Denn hier steht klar zu lesen, die Frau des Gr. Ulrich von Berg, der um 1207 starb, habe U d i 1 h i 1 d geheißen. 8 ) Sie war zweifellos eine von Ronsberg. Denn nur so konnte dann der Sohn der beiden, Heinrich III. von Berg, im Jahre 1212 nach Absterben des letzten Ronsberger Markgrafen Berthold dessen ansehnliche Herrschaft nebst dem Titel eines Markgrafen erben. 8 ) Sowohl dieseudilhild, wie auch ihr Bruder Berthold als Letzter des Hauses Ronsberg sind ca nicht als Kinder Heinrichs und der Udilhild von Gammertingen genannt, also wohl noch minderjährig, oder schon verheiratet gewesen! Die dort genannte Adelheid aber kann man mit jener Frau dieses Namens gleichsetzen, die zunächst den Grafen Konrad von Heiligenberg und dann um 1208 den Grafen Gottfried von Sigmaringen-Helfenstein heiratete. 18 ) In diesem letzten Jahre hatte sie schon einen erwachsenen Sohn aus erster Ehe! Daß die Erbschaftsübergabe nicht gleichzeitig mit der Heirat zwischen Heinrich von Ronsberg und Udilhild von Gammertingen erfolgte, sondern erst nach dem Tode des letzten Achalmer-Gammertinger Grafen, wie Sch. 10 ) sagt, kann nicht ganz überzeugen. Ulrichs von Gammertingen Sohn K o n r a d, der 1139 genannt ist, kann unmöglich mit dem gleichnamigen Abte Konrad von Gammertingen identisch sein, da dieser doch erst im Jahre 1251 das Zeitliche segnete! Es ist ein Irrtum, dem schon Elisabeth Meyer-Marthaler 11 ) bei Behandlung der Engadiner Urkunden zum Opfer fiel. Die OA- Beschreibung Münsingen entschied schon die Frage: Es handelt sich bei dem Abt um einen Konrad aus niederadeligem Hause, das sich von einer der Gammertinger Burgen schrieb! 12 ) Wenn Sch. annimmt, der ältere Adalbert von Gammertingen habe im Jahre 1156 noch gelebt, so steht sein Beweis auf sehr wackeligen Füßen. Zwar wurde der erste Teil der Petershauser Chronik im Jahre 1156 fertig, aber dies besagt doch nur, die Gammertinger Brüder Adalbert und Ulrich hätten noch bei Niederschrift der Stelle gelebt, nicht aber auch noch Beweis: In der Ausgabe von O. Feger 13 ) Seite 45 steht unmittelbar vorher: Adelheid, die Gattin Hartmanns d. ä. von Dillingen, gebar den Hartmann d. jüngeren und den Adelbert der, heute noch lebt." Dieser Adalbert von Dillingen ist jedoch nach König- Müller 14 ) im Jahre 1151 gestorben. Diese beiden Stellen sind somit vor 1151 geschrieben worden und daher kann der Tod des älteren Adalbert von Gammertingen sehr wohl früher eingetreten sein, als Schwarzmaier annimmt. Nach St. Galler Geschichtsquellen 15 ) starb der St. Galler Vogt Udalrich von Gamertingen" und sein noch kindlicher Sohn, worauf der Abt Wernher (t 1167) um 300 Mark Silber die Vogtei dem Grafen Rudolf von Pfullendorf übertrug. Der genaue Zeitpunkt ist nicht bekannt. Vanotti 16 ) vermutete als Todesjahr Da der Gammertinger Erbe Berthold von Weißenhorn-Neiffen im Jahre 1172 sich urkundlich Graf nannte, muß der letzte Gammertinger Adalbert II. damals tot gewesen sein Vielleicht starb er um 1165, da wohl e r, und nicht der Pfullendorfer, Vogt von St. Gallen geworden wäre. Reute und Baldenstein, die Sch. in Nähe von Gammertingen angibt 17 ), dürften schwerlich hier zu suchen gewesen sein. Ersteres wird näher bei Neresheim vermutet, und die Mühle zu Baldenstein verlegt Sulger (außer einem irrigen Baldenstein bei Inneringen) in die Nähe von Wimsen. Ob der p Ronsberger Vasali Heinrich von Niufiron tatsächlich nach Nufringen im Krs. Böblingen zu versetzen ist und nicht eher mit Gebhard von Lichtenstein in die Nähe Gammertingens, nämlich nach Neufra an der Fehla (mundartlich Nuifera), bleibe dahingestellt. Die oben genannten Schwiegersöhne von ca waren vermutlich von Seiten Ronsbergs: Egino von Eppan, Konrad von Heiligenberg, Ulrich von Berg; von Seiten Weißenhorns: Egino VI. von Urach und vielleicht Gerhard von Hirschberg. 18 ) J. Adam Kraus. Anmerkungen: i) Hansmartin Schwarzmaier, Königtum, Adel und Klöster zwischen Oberer Iiier und Lech, Augsburg 1961: Bd. 7 der Studien zur Geschichte d. bayer. Schwabens". 2) ebenda S ) Stammtafel S. 124 im Hohenzoll. Jahresheft" 1956 mit Bezug auf dieselbe Zeitschr. 1937, 59 90; und besonders 1950; Ueber die Ahnen der Grafen von Gammertingen siehe Hohenzoll. Heimat" 1956, 48; über die Engadiner Urkunden ebenda 1957, 14. i) Emil Krüger, Ursprung des Hauses Württemberg in Württ. Vierteljahresheft für Landesgeschichte 8, 1899, S. 169 ff. 5) Hans Jänichen, Bericht in Hohz. Heimat" 1956, 48. 0) Urkunde von ca im Wirtb. UB. II, ) Chr. F. Stälin, Wirtbg. Geschichte II, 357 Anmerkung. 8) Necrol. Zwiefalten unterm 20. Febr. Udilbilt comi- >a de Bergin uxor Oudalrici comitis"; Mon Germ. Necr. I, 244.») Stälin a.a.o. II, 358. i«) Schwarzmaier Seite 175, Anmerkung 13. ii) Elisabeth Meyer-Marthaler in Zeitschrift für Schweizerische Geschichte" 25, ) Beschreibung des Oberamts Münsingen, 1912 S ") Otto Feger, Die Chronik des Klosters Petershausen, 1956 Seite 45.») König-Müller, Die Zwiefalter Chroniken, 1941, S ) Continuatio casuum st. Gallen in Mitteilungen z. vaterländischen Geschichte" v. St. Gallen XVII, 1879, S i») J. N. von Vanotti, Geschichte der Grafen von Montfort, 1845, S. 18, Anmerkung 1. 17) Schwarzmaier, a.a.o.: Karte Seite 176. >3) Stammtafel in Hohz. Jahresheft 1956, Seite 124. Die Jahrzahl 1182 in Note 6 ist keineswegs sicher. Die Urkunde könnte auch einige Jahre später, aber vor 1191, entstanden sein. Hohenzollerische Studenten auf der Universität Siena Ausgezogen von M. Schaitel Zu den von deutschen Studenten am meisten aufgesuchten Universitäten Italiens gehörte neben Bologna und Padua die Hoschchule Siena, südlich von Florenz, gegründet im 13. Jahrhundert. Die uns erhaltene Matrikel der Deutschen Nation umfaßt 166 Jahre, von Der zeitliche Endpunkt erklärt sich aus dem Erlöschen der Organisation der deutschen Studenten, deren Zustrom seit dem letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts immer spärlicher wurde und schließlich ganz versiegte. In der Fürsten - und Herrenmatrikel sind eingetragen: 1624 Itelius Fridericus cardinalis de Z o 11 e r n, 10 sc. (Skudi) Meinardus Carolus Antonius s. R. i. princeps de Hohenzollern Sigma ringen,. In der Matrikel der Grafen und Freiherrn werden aufgeführt: 1601 Ithelius Fridericus comes ab Hohenzollern can. Coloniensis et Eystettensis ser. dorn, nostri Clementis VIII. camerarius secretus cardinalis et episcopus Osnabrugensis praepositus Coloniensis Ernestus Georgius comes ab Hohenzollern Eitelius Fridericus comes ab Hohenzollern. In der Matrikel des niederen Adels und der Bürgerlichen werden genannt: 1575 Christophus Gremiich a Jungingen Hasenweiller et Betenreitin fürstlich-constanzischer Erbkämmerer Jan - 1 sc. 157b Hieronymus Stor ab Ostrach jur. utr. dr. reverendissimi illustrissimi Bambergensis episcopi consiliarius et in spriritualibus vicarius generali: etc. - 1 sc Joannes Hieronymus Stor ab Ostrach iur. utr. lic. 3. Jan. - 1 sc Joannes Laurentius Stor ab Ostrach - 2 sc Johannes Stotzius Enganus decanus et parochus Haigerlochanus Apr. - '/a sc Joannes Casparus a Neineck Jun. - 2 sc Hans Conrad von Neuneck Jan. - 1 sc Joannes Henricus a Neyeckh Nov. - Vz sc Rudoiphus a Neuneckh - 6. Jan jul. (= julius) Wildhans a Neyneckh Hertz-Sylvanus Suevus März - 1 cor. (= Corona) Alexarider de N o y n e c k h Dez. - 1 cor. Noch zwei Beispiele für Haberhurm Das Protokoll Gutenstein von 1620 im Archiv des Schlosses Langenstein berichtet S. 7: Kauf abrede und Leibg e d i n g zwischen Jakob Kemmerle zu Gutenstein und Hans Kienle, dem der erste seinen Erblehenhof anno 1619 (wohl Frühjahr) verschreibt: Das Leibgeding soll auf Weihnachten 1619 anfangen, ausgenommen daß das jährlich zu stellende Korn erst angehen soll, wenn der Käufer selber auch Korn schneidet. Denn dieser zieht jetzt gleich lediglich die Haberhurm an sich, der Verkäufer aber hat noch den Winterbluomen im Feld auf seine eigenen Kosten zu schneiden, aber der Kienle sie ihm gegen Stellung des Strohes und Brietses heimzuführen." Daselbst S. 36: Hans Huckle der alte Fischer von Gutenstein verkauft seinem gleichnamigen Sohn am 5. Oktober 1621 sein Erblehengütle, doch hat der Vater den Wintersamen im Feld einzuschneiden vorbehalten, daß der Sohn erst auf künftiges Frühjahr in die Haberhurm stehen soll" (d. h. Besitzer der Haberhurm werden soll, da der Vater über Winter noch davon brauchen darf). Aus den 2 Beispielen ergibt sich, daß die Haberhurm nur den Habervorrat auf der Bühne (nicht im Feld) bedeuten mag. Die Nachweise verdanke ich wieder meinem Confrater Willy Burth-Freiburg. Vgl. Hohenz. Heimat 1962, 63 und 1963, 24. Krs.

28 :(28 HOHENZOLLEB SCHE HEIMAT Jahrgang 1965 Die nachfolgenden Erinnerungen an Pater Desiderius Lenz wurden 1930 geschrieben und mir von Frau Johanna Eubser-Bantle zur Verfügung gestellt. Martha Der Malermönch von Kunstmaler Hermann Anton B a n 11 e t Schneider-Schwärtzel. Lenz studierte in Berlin ausschließlich vorchristliche Kunst in dem dortigen reichhaltigen ägyptischen Museum Im gleichseitigen Dreieck und dem Hexagramm, dem sechsstrahligen Stern als Verbindung zweier gleichseitiger Dreiecke, fand Lenz nun das Urmaß der Verhältnisse, ~un 1 des normalen menschlichen Körpers. Schon Leonardo da Vinci und Albrecht Dürer hatten sich um einen Kanon heiß bemüht, den Lenz nun, wie er selbst sagt, in Berlin gefunden hat. So hoch wissenschaftlich und durchaus überzeugend dieser Kanon ist, kann er doch für den bildenden Künstler nur in Verbindung mit einem Studium an der lebenden Natur ein beschränktes Hilfsmittel bleiben. Ja, bei mißverstandener Anwendung desselben kann er sogar das Kunstwerk schematisieren und ihm das Innenleben zunichte machen. Für Lenz selbst war er ein Universalmittel geblieben, ein instrumentum sanctum". In Berlin fand er weniger Anschluß an die Zeitkunst. Das Opus, das er im Donautal vollendet hatte, sagte ihm doch zu sicher, daß sein Wollen richtig fundiert sei. Er war davon absolut überzeugt. Das Urteil der Welt durfte ihn nicht mehr berühren, noch ihn zu Konzessionen an die Zeit verleiten. Sein Genius war zeitlos, wie seine Kapelle namenlos in den endlichen Raum gestellt blieb. Zeit- wie namenlosen Werken steht die Menschheit feindlich gegenüber, sie betrachtet den zeugenden Künstler als den an sie verpflichteten Diener. Lenz aber wollte nie Menschendiener sein. Seines Schaffens Ziel war Gottesdienst. Mit dem Auffinden des Kanons, des Urmaßes aller großen Kunst, erreichte sein Wollen erst eine Norm. Seine Unruhe, die ihn durch Welt und Kunst trieb, bekam gewissen Ausgleich. Oft und intensiv hatfc; er mit dem Freunde Wüger in München und insbesondere zu Rom Pläne besprochen eine Kunstschule auf religiöser Grundlage zu gründen. Die ehemalige Lukasgilde in Rom und eine angestrebte Vereinigung religiöser Künstler die zu St. Isidore in Rom jene Idealistengruppe der Nazarener versuchten und nicht voll zu verwirklichen vermochten, schwcbten den beiden Freunden vor, anderen Bekannten lag ein ähnliches Wollen im Sinn. Auf der Insel Reichenau, woselbst die Familie der Malerin Bensinger ein größeres Haus besaß, war die Neugründung einer derartigen Schule für christliche Kunst auch viele Jahre ernstlich erwogen worden. Das Schloß Meersburg plante man als ihren ständigen Sitz. Doch derartige Ideale sind meist schwer oder nie realisierbar. Nun sandte Gott selbst diesen Zweien seinen Willen, indem er sie nach Beuron brachte treibt es Lenz von Berlin nach Nürnberg. In demselben Jahr sieht er wieder seine Kapelle, klopft an die Klosterpforte und bittet den zum Abte geweihten ordinierten Pater Maurus Wolter um Aufnahme, um als Oblate in künstlerischer Betätigung dem Orden dienstbar zu werden. Was wollte er, der Führer, ohne den Freund, der ihn so außergewöhnlich verstanden hatte, machen? So kam er zu dem Freunde zurück, der wiederum ohne seinen Führer nichts Großes hätte senaffen können. Zartfühlender veranlagt, hatte er rascher als Lenz den Willen Gottes verspürt und trat schon nach Beendigung der Kapellenmalung in Beuron als Mönch ein. Mit dem Erfolg des Kanon ausgereift, war Lenz ein Vollendeter, der sich leichthin der Welt, die ihm nichts Weiteres mehr zu geben vermochte, entziehen konnte. So war er heimgekehrt zu seinem Geisteskind, zum Freunde und zu den Gönnern seiner Kunst, an die Stätte, die Gott ihm bestimmt hatte. Er war hier mehr als ein bildender Künstler, er sollte vielleicht unbewußt, mithelfen, die Beuroner Kongregation und ihre Sendung zu verwirklichen. Lenz wurde Mitbegründer von Beuron. Beuron bekam durch seine Kunst einen eigenen Namen. Man darf nicht annehmen, daß seine Ideen und Pläne die unumschränkte Billigung oder gar jene künstlerische Freiheit erhielten, die seiner Schöpfernatur zugestanden hätten. Ungeheuerliche Hemmungen und Verdemütigungen mußte dieser Genius von seinen unbarmherzigen Auftraggebern hinnehmen. Keines seiner größeren Projekte blieb ungerupft, immer kamen nur Stückwerke davon in Ausführung. Leider nie ein Bauwerk. Lenz war mit seiner Kapelle seiner Zeit ein halbes Jahrhundert vorausgeeilt. Der Gründer Beurons, der kluge und fromme' Erzabt Maurus fühlte wohl die geistige Macht, die diese eigenartige Kunst für seine Neugründung bedeuten konnte und war oft von ihrer Originalität mitgerissen. Als geborener Rheinländer aber fundierte seine xvunstanschauung in der Aera des einflußreichen August Reichensberger. Für ihn gab es nur eine kirchliche Kunst, das Mittelalter. Durch seine Kunsterziehung, die in der Gotiknachbildung, wie sie am Rhein länger und intensiver als sonstwo geduldet war, bedingt, mußte der Abt nur zu oft gegen Entwürfe von Lenz trotz oder wegen ihrer absoluten Neuheit und Urtümlichkeit einschreiten und ihre Ausführung unterbinden, aus Sorge, dem werdenden Konvent allzuviele Feinde zuzuziehen. Lenz hatte von Anfang seines Lebens den benediktinischen Geist als Gottesgabe in sich. Der neuen Benediktinergründung in Beuron eine eigene künstlerische Form zu geben, war seine Mission. Wüger half ihm. Verschiedene Fresken in den Klosterräumen künden ihre Tätigkeit: zwei im Klaustrum gemalte Engel, knieend, von wunderbarem Duft, der eine von Lenz, der andere von Pater Gabriel Wüger, voll zartester Empfindung in nassen Kalk gemalt, und zwei gute Kompositionen im Refektorium stammen aus dieser Zeit. Sie tragen starke Anklänge an Fra Angelico und sind von auffallender Linienreinheit und Farbgebung. Sie wurden nur ausgeführt, weil es derzeit in Beuron keine künstlerischen Aufträge gab. Man mußte recht sparsam leben. Damals, gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts, ging jene unglückliche Bewegung gegen die mißverstandene Barock- und Rokokokunst durch Deutschland. Mail purgierte Kirchen und Klöster von dieser verweltlichten" grandiosen Kunst. Neugotisch war das Schlagwort, das Reichensberger und seine Anhänger durch ganz Deutschland schleuderten. An die Stelle origineller Altäre, Beichtstühle und Skulpturen stellte man gefühllos hochhinaufragende Holzaltäre einer geistlos nachgemachten Schreinergotik in den Kirchenraum, die ebenso mit Lineal und Winkelmaß zusammengesägt und aneinandergeleimt blieb wie der zirkelgerechteste aller gotischen Bauwerke, der Kölner Dom, der durch Reichensbergers Bemühungen in jener Zeit seine beiden Turmhelme bekommen hat. Unschätzbare künstlerische Werte vernichtete man für wertlose Surrogate, die von jedem talentlosen Menschen ausgeführt werden konnten und durften. Es war die tiefste Verfallzeit christlicher Kultur, der unsere Vorfahren wie einer Hypnose so leichthin anheimfielen. Auch ins Donautal hinein wehte es diesen barock- und rokokofeindlichen Geist. In der Begabung von Lenz lag ohnehin schon eine Gegenstellung gegen die willkürlichen Ausklänge der Spätrenaissance. Seine Absicht, das Innere der rokokosierten Klosterkirche in seiner Art umzugestalten, fand zunächst kein günstiges Echo. Er plante eine totale Umstellung der Kirche. Der Haupteingang sollte von der Straße, neben dem Gasthof zum Pelikan" durch das vorhandene Chor kommen. Nach hinten wollte er eine ganz neue Choranlage über den Gottesacker legen, die in großen Ausmaßen den liturgischen Gottesdiensten mehr Raum geboten hätte. Dieser ausgearbeitete Plan, den man begründen, verstehen und möglich halten konnte, blieb damals unausgeführt. Es fehlte an Verständnis, an Mut und an Geld. Zu Rom, wo der hochgelehrte Erzabt Maurus lange weilte, hat gewiß der rheinische Gotikgeist, den seine Zeit und Heimat ihm anerzogen, einige Breschen erlitten. Das neue Rom ist ja die absolute Renaissance-, die Barockstadt schlechthin. Das Barock nahm seinen Weltlauf von Italien, und kein Mensch hätte dort an heiligster Stätte behaupten mögen, daß diese gewaltige Kunst weniger kirchlich sei als die mittelalterliche. Als Maurus Wolter das leerstehende Augustinerchorherrenstift im einsamen Donautal zum erstenmal sah, schrieb er an die Fürstin Katharina in einem ausführlichen Bericht: Schön ist die Sakristei prächtig die Kirche!" Abt Maurus wie Fürstin Katharina standen jeder Aenderung der Beuroner Kirche ablehnend gegenüber und hatten allen von Lenz vorgebrachten einfacheren Umbauplänen die Zustimmung versagt. Da ließ Lenz, der als Laie im Kloster lebte, sich verleiten, mit einem sehr energischen jungen Mönch, Pater Hildebrand de Hemptinne aus Belgien, der später als Abtprimas in Rom starb, während des Mittagsmahles der Mönche am 12. August 1872 den herrlichen Stuckhochaltar zusammenzuschlagen. Auf solch ein impulsives, unüberlegtes Treiben war kein Mensch gefaßt, Das Kircheninnere mußte nun doch umgeändert und der unruhige Geist des Künstlers beschäftigt werden. Nicht lange vorher hatten

29 .lahrgang 1965 HOHENZOM-ERISCHB HEIMAT 29 noch Josef Back von Sigmaringen, der ein geborener Haigerlocher war, diesen herrlichen Rokokoaltar photographisch festgehalten. In meines Großvaters Nachlaß waren diese drei guten Aufnahmen vorhanden. Der Altar wird wohl eine der besten Arbeiten des vortrefflichen süddeutschen Stukkateurs Feichtmayer bedeutet haben. Er stellte eine Maria Himmelfahrt dar, und ging teilweise, wie es im Rokoko üblich war, in ein Tafelbild über, auf dem die Apostel vor dem leerstehenden Grabe gemalt waren. Die Rokokokirche wurde dann nach Plänen von Lenz umgestaltet soweit die vorhandene Architektur dieses Umändern zuließ. Im Chor kamen Gemälde von Pater Gabriel Wüger als provisorische Leinenwände zur Aufstellung. Man darf annehmen, daß weder Lenz selbst noch sonst jemand diese Umgestaltung der Beuroner Klosterkirche als befriedigende oder gar beglückende Tat begrüßte. An Unglücklicherem hat sich Lenz Gott sei es gedankt nie mehr betätigt. Es war und blieb die unglücklichste Tat seines Lebens, die man ihm verzeihen muß, die man aber schwer verstehen kann, weil sie eine Einheit zerstörte, die jetzt nicht mehr ist. Durch einen dunkelgetönten Anstrich mit dem man den ganzen Kirchenraum und die ursprünglich licht gehaltenen Stuckornamente belegte, hat man die farbfrohen Deckengemälde, kunsthistorisch gut, wie vernichtet. An der Chordecke sind überhaupt Stuck- und Fresken abgetragen. Durch Emporeverschalungen, An- und Einbauten wurde dem Raum viel Fremdes zugetragen, das unharmonisch in Wirkung tritt. Allgemein wird eingewendet: Barock und Rokoko sind oft nur theatralisch aufgebauscht". Aber es gibt mehr Menschen als man annimmt, die zu ihrer innerlichen Erhebung diese Kunst benötigen. Oder man hört sagen: Barock und Rokoko haben viele gotische Kirchen in ihrem Zeitstil geändert." Das bleibt wahr! Aber jene Barockmenschen waren Kraftnaturen erster Ordnung. Sie besaßen Gnade und Phantasie, das mittelalterliche Gehäuse so zu meistern, daß es wie aus ihrem Fleisch und Blut gewachsen schien und aus ihrem mächtig pulsierenden Inneren eine neue Totalität ergeben mußte. Diese Kräfte haben weder die Neugotiker am Rhein, noch Peter Lenz gehabt. Die Zeit war dazu zu innenkühl geworden. Heute erkennt man, daß mehr zerstört als gut gemacht worden ist. Was an der Beuroner Kirche geändert wurde, ist zu wenig, um für den strengen Stil von Lenz einen Eindruck zu vermitteln. Und es ist zuviel, um die Einheitlichkeit der Rokokoanlage noch wirksam werden zu lassen. So bleibt eine Dissonanz bestehen, die in jeder neueren Zutat erweitert wurde. Der Kulturkampf kam. die Mönche wurden vertrieben. Sie gingen nach Oesterreich und einige blieben in Laiengewändern als Gärtner, Oekonom, Hofkaplan der Fürstin, Pfarrer Lehrer im Kloster als Hüter des Hauses zurück. Lenz und Pater Gabriel Wüger m't Lukas Steiner wurden während der Kulturkampf jähre in das Erzkloster des Ordens nach Monte C a s s i n o beordert, um dort den ältesten Klosterteil, die sogenannte Torretta mit Fresken und Plastiken zum vierzehnten Jahrhundertjubiläum von St. Benedikts Geburt zu schmücken. Zehn Jahre später, nachdem er die St. Mauruskapelle gebaut hatte, befindet sich Lenz nun hier auf hohem Berge. Er sieht hinab in geweitetes Land, auf der Menschen Dörfer und Städte, hinein in die Abruzzen und hinüber ans Weltmeer nach dem Golt von Gaeta in ein wahres Paradies. Unter sich das Tal des Liris, das langgedehnte Felsennest Roccasecca neben Aquin, wo St. Thomas geboren. Es ist sehr schön in Monte Cassino und die Aussicht erhebend, dabei immer die angenehmste Temperatur", schrieb er mir einmal. Er, der auf tief herbem, sonnenarmen Talkessel wie aus der Menschen Niederungen höher und höher stieg, legt in der hellen Höhe am ] 5. August 1878 seine geistigen und körperlichen Kräfte in die Hände des altehrwürdigen Ordens und verpflichtet sich durch Gelübde, ein Benediktiner auch der Regel nach zu werden. Man gab ihm den auf dem Monte Cassino hochangesehenen Namen Desiderius als besondere Auszeichnung. Im Jahre 1066 residierte hier jener kunstsinnige und kunstfördernde Abt Desiderius, nachmaliger Papst Viktor III., der die herrlichen Erztüren der Mutterabtei-Kirche zu Konstantinopel anfertigen ließ, auf deren Fläche alle Besitzungen der Abtei in silbernen Lettern eingelassen sind. Lenz, zu demütig, um Priester zu werden, wollte seine Kräfte der Kunst allein lassen und blieb Frater. Erst viele Jahre später gab man ihm noch die Subdiakonatsweihe. Die zu ebener Erde gelegenen Gemächer der Torretta, die noch aus der Zeit des Mönchpatriarchen St. Benedikt stammen sollen, haben meist sehr beschränkte Lichtquellen. Alle Wandungen und Decken dieser Räume sind vollständig mit Malereien bedeckt, die in nassen Kalk gemalt sind. Das Leben und Werden des Ordensstifters, der zu Monte Cassino seinen Orden gründete und die Regel schrieb, auch daselbst begraben ist, ergab in zahlreichen Bildfolgen eigenartige Darstellungen als Wandfries wie auch in vielfarbigen großen Fresken geschildert. Es ist beachtenswert, welch reiches Fabuliervermögen hier Lenz offenbart und wie tiefsinnig er das Leben St. Benedikts und der Benediktiner überhaupt zu schildern vermag. In einfachen, oft von klassischem Rhythmus gebauten Kompositionen stehen die Bilder als Wandfriese auf einem gelblich getönten Hintergrunde. Die Figuren sind nur mit Umbra auf den hellen Wandton gezeichnet, um als ein Präludium, jene größeren Wandbilder der Einzelzellen, die starkfarbig gemalt sind, zu hoher feierlicher Wirkung zu steigern und aufleuchten zu lassen. Wer das Leben des Ordensstifters St. Benedikt so vielseitig und reich zu illustrieren vermag, wie er es in den Zellen der Torretta zu Monte Cassino und an der St. Mauruskapelle verstanden hat, der kommt aus einer poesiegeschwangerten Welt. Lenz kam aus dem Barock. Hier enthüllt er die in seiner Jugend und kunstgerichteten Heimat eingesogene Poesie und geschwellte Rokokophantasie zu hoher Reife und Dankbarkeit, wie sie aus der klassischen Regel St. Benedikts reichlich sprudelt, die ein Kunstwerk selbst ist und bleibt, entsprungen aus der römischen Hochkultur als hohe Geistes- Schöpfung. Vom Burladinger Kirchenpatron Gemeint ist natürlich der Schutzheilige der alten Pfarrkirche, und dies ist St. Georg. Manche meinen, er sei vom Kloster Reichenau hier eingeführt worden, das nach Gallus Oeheim Besitz in Burichingen vom Grafen Gerold vor 799 erhielt. Der Burichingen ist nicht identisch mit unserem alten Burdiaidingen", vielmehr irgendwo in der Gegend abgegangen. Andere Anhaltspunkte hat man nicht. Vielmehr kann St. Georg schon vor Gründung Reichenaus (724) Schutzherr geworden sein, wie z. B. in Diemaringen im Elsaß schon vor 712. Elmar Blessing vermutete in seiner Doktorarbeit Die Kirchenpatrone im Kreis Hechingen" als ältesten Schutzherrn Burladingens den hl. Martin, weil in Bickelsbergs Lagerbuch von 1435 einige Grundstücke als st. Martin zugehörig" bezeichnet werden. Allein diese scheinen noch kein hinreichender Beweis zu sein, da ja in Ringingen und Ebingen der hl. Martin Patron ist und auch vielleicht im abgegangenen Maigingen gewesen sein kann! Blessing meint jedoch, die von ihm angenommene Pfarrkirche St. Martin zu Burladingen habe im Römerkastell auf der Schlichte gestanden, Sie sei identisch mit dem Kapellchen, dessen Dachwasser nach Merians zollerischer Landtafel auf einer Seite zu Starzel-Neckar-Rhein, auf der andern Seite zu Fehla- Lauchert-Donau geflossen sei. Blessing baut seine Theorie auf einen Eintrag in Hagens Lagerbuch von 1544 (fürstl, Archiv Sigmaringen): Ein Wiespietz, genannt Sant Martins Bürg". Dieser Eintrag könne sich nur auf die genannte Kapelle beziehen, deren Patron unbekannt ist. Damals im 16. Jahrhundert müßten die Reste des Römerkastells noch so weit erhalten gewesen sein, daß sie von der Bevölkerung für Reste einer Burg gehalten und nach der darin stehenden Kapelle St. Martins Burg" genannt wurden. Somit nimmt Blessing an, es handle sich um die älteste Pfarrkirche von Burladingen, eine Martinskirche. Allein dies sind doch leere Vermutungen! Denn einmal stand die Kapelle gar nicht in dem Kastell, sondern weiter nördlich dort, wo die Markungsgrenze den heutigen Bahneinschnitt schneidet. Dann ist der Platz viel zu weit vom alten Dorf Burladingen entfernt. Ferner hat Blessing gar nicht die ganze Stelle 1 ) im genannten Lagerbuch beachtet, wo es heißt: Ein Wiespietz, genannt Sant Martins Bürg an Sant Peters Wieslin, ist verloren", d. h, man wußte 1544 nicht mehr, wo dieses Grundstück einer älteren Beschreibung lag! Also ist es mit den Kastellruinen um 1544 nichts! Das St. Peter-Wieslin deutet vielmehr in die Nähe Gauselfingen s, und da kein Esch angegeben ist, ins Gebiet des westwärts gelegenen Forsts! Dort im sog. Schwandach" hatte St. Peter zu Gauselfingen 1486 eine Mannsmahd Wiesen neben einem Manne Ragor. Und endlich wissen wir gar nicht, ob St. Martins Bürg" nicht einfach ein Grundstück mit einer Birke bzw eine Bürgschaft" meinte! Krs. i) Hagens Band Burladingen S. 67, wie Herr Archivrat Dr. H. Seigel mir mitzuteilen die große Güte hatte.

30 :(30 HOHENZOLLEB SCHE HEIMAT Jahrgang 1965 Grosselfinger Flurnamen von Josef S t r o b e Homburg, auch Hein- oder Heimburg genannt, ist die Burg im Hain, wobei das n zu m dissimilierte; aber auch das ai oder ei wurde durch denselben Vorgang zu o (im Dialekt zu oa). 30. H u d e 1 g ä u ist der euphemistische Name für eine kleine Gasse, die vom Schrieth zum Wolschbrunnen führt. Das Wort Hude] kommt von hudeln = schnell und oberflächlich arbeiten. Das Substantiv davon heißt H u d 1 e r, und eine Fruchtsense, mit der man schnell arbeiten kann, heißt H u d e 1. Hudler sind im allgemeinen keine zuverlässigen Menschen; sie kommen dadurch in sozialer Hinsicht rückwärts und landen schließlich in kleinen Bodenhäuschen oder Bauden, die an Gassen stehen, die man mit diesem Namen kennzeichnet. 31. Kaniterwald. Das ist der 20 Jaucherten große Wald in den Münch - oder Mönchwi :sen, der einst den Karmelitern in Rottenburg gehörte steuerten sie der Gemeinde Grosselfingen als Fronanteil quartaliter 59 Batzen, iva hl, also umgerechnet 3 fl 57 Batzen, an Steuern 36 Batzen, in Hundsgeld 20 Batzen und an Contierungs- das heißt Quartiergeld 30 Batzen. 32. Das Kearle war einst ein Graben auf der Hochwacht, in den man im Herbst Kartoffeln, Rüben usw. für die Wildschweine eingraben mußte. Der große Wald nördlich von Grosselfingen wurde von dem Fürsten Joseph Wilhelm (1717/1798) in einen Wildpark verwandelt und von einem Zaun umgeben, der 9500 fl kostete. Das Futter, namentlich für die Wildschweine, mußten die Bauern stellen. Durch diesen Park sollte der seit mehreren Jahrhunderten dauernde Streit um die freie Pürscn" gelöst werden, was aber keineswegs der Fall war und Anlaß zu neuen Streitigkeiten gab. 33. K o h 1 g r u b e. So nennt man eine trogartige Stelle im Hannaberg. Bei Wilflingen (siehe Walter: Hohenz. Heimat 1956 S. 18) gibt es auch eine Kohlgrube, in der vor 100Jahren der Versuch gemacht wurde, die Gagatkohle zu fördern. Dazu Kohlwald und Kohlplatte, wo einst Kohlenmeiler standen. Das Wort Gagat ist griech. Herkunft und heißt dort gagates" = steinhartes Erdpech, zuerst gefunden bei der Stadt Gagai in Lykien. Im franz. heißt sie jais" = Pechkohle, auch schwarzer Bernstein 34. Kreut ist Kurzname für gerodeten Wald im Tal; dazu Kreutrain. 35. und 36. Langenacker, Krumm enacker und Langgasse erklären sich selbst. 37. M a d a c h (abgegangen). Der Name kommt von marach nasse Wiesen. Vermutlich lag die Madach im Tal, westwärts vom Weihroale. 38. Der M o o 1 a c k e r ist ein kleineres Ackerfeld im Homburger Esch. Der Name bezieht sich auf ahd. mool = weich und locker (s. Nr. 100). 39. O h n e t, auch Wunet, ist Kurzname für Hohnhart oder Hohenhart, wie das Gelände noch 1544 genannt wurde. Die Ohnet liegt dorfwärts vor dem Härle", mit dem es einst einen Wald bildete. 40. Pfaffengarten. So nennt man das kleine Tal am Gießenbol, das bis zum Geißapfel (= Steilabfall) reicht. Das Wort Pfaffe kommt nicht vom lat. papa = Vater, sondern ist aus dem Griechischen über das Gotische in unsere Sprache eingedrungen, mit dem man einen niederen Kleriker bezeichnet. Dazu gehört auch das Wort Pope, was der Titel eines orthoxen Geistlichen ist. Das Tälchen gehört heute zum Pfarrgut, hieß aber vorher Schalksgrund". Wahrscheinlich gehörte das Tälchen zu der Beginensied- 1 u n g, die m. E. dort auf dem Hügel stand und von der heute im Rechteck gelagerte Steine Zeugnis geben. Das Andenken an sie ist auch heute noch nicht erloschen. Aeltere Leute reden von grauen Schwestern" in Bezug auf deren Kleidung (siehe Ziffer 50). 41. Hannaberg ist m. E. Kurzname für Hainbuchberg Daß aber das Waldstück Hannaberg" heute mit Tannen bepflanzt ist, so könnte auch die Tanne den Namen gegeben haben. Im Besitzbuch von 1760 bildete das Gelände Hannaberg" eine besondere Bemarkung". 42. Rieten, Dies ist das weite, größtenteils Wiesengelände nördlich vor dem westlichen Teil des Bisingerberges. Es ist in eine Reihe von Unterfluren eingeteilt. Man sagt: in, vor, hinter, auf, ob und unter Rieten, im Rietengarten, Hinterrieten, in Rieten über dem Bühl, im oder beim Rietenwäldle, hinter Rieten am Wasen, hinter Rieten der Spitza ker, hinter Rieten der Burzen-, Bunzen- und Binzenwasen, hinter Rieten bei der Lucken ( = Oeffnung in einem Hag), hinter Rieten beim Eichle, hinter Rieten am Haag und hinter Rieten der Steinbühl, in dem der Herrenbach entspringt. Das Wort Burzen ist mhd. borzen; von bor = empor, mdh. inbore = in der Höhe. (Die in bore = oder Empor = oder Vorbühne in der Kirche oder eine Galerie). Der Burzenwasen ist demnach ein erhöhter Rasen. In Rieten bei der Lucken stand um 1500 ein Aussenhof. 43. Rausagata = Rausengarten hat nichts mit den Rosen, Rossen oder ötzen zu tun, sondern ist, wie las Hagensche Lagerbuch von 1544 eindeutig ausweist, des Parrs Roßgarten", das heißt des Pfarrers Roßwagergarten". Dtr Roßwagerwein war, wie aus den herzoglich-württemb^rgischen Kellerrechnungen hervorgeht, ein Festwein (Fischer, Schwäb. Mundart von 414); die Roßwager Rebe Wird noch heute im Weingut des Johann Lämmle in Stuttgart- Feuerbach angebaut. Lämmle nennt die Rebe zw=r Riesling". Ich bin aber der Ansicht, daß er als Tiroler Burgunder zum blauen Trollinger oder Tiroler zu rechnen ist. 44. Der Rohr- mundartlich Rauracker ist ein an einem ehemaligen Moor gelegenes Ackerfeld, in dem immer noch das Schilfrohr (Phragmites communis) wächst. Diese Pflanze hat eine stark amphibische Natur mit einem tiefgründigen Wurzelstock und gedeiht daher dort, wo das Moor schon längst verlandet ist. 45. Westlich vom dicken Boom", dem Umlauf" zu, stand ehemals ein rot angestrichenes Feldkreuz, Davon sagt man noch heute beim roten Kreuz". M. E, war es ein Kreuz zur Abwendung der Pest, wie sie früher immer an den Grenzmarken, hier dem U m 1 a u f", das heißt der Grenzbesiichtigungslinie, errichtet wurden. 46. Das Seagäßle. Die Flur, die man mit diesem Namen bezeichnet, ist i-elativ klein und liegt am Eingang zum Tal". Eine besondere Bedeutung geht vom örtlichen Dialekt aus und Sdgt, daß der Name daher komme, weil dort einst eine Säge gestanden sei. Das Wort Säge werde aber Seag gesprochen; dazu seaga = sägen und Seagis = Sense. Diese dialektische Bemerkung ist richtig; aber es ist höchst unwahrscheinlich, daß auf dem in Frage kommenden und relativ kleinen Gelände jemals eine Säge alter Art, das heißt eine Sägevorrichtung mit sogenannten Böcken gestanden ist, weil dafür für die Säge und die zu sägenden Baumstämme gar kein Platz vorhanden war. Eine Säge mit Gatter und Wasserbetrieb war an sich scr in ausgeschlossen. In Frage kommt m. E. allein die Etymologie. Das Urwort von Säge ist ahd. sega, was schneiden heißt. Davon sind gebildet das Seach oder Pflugmesser vom lat. secum bzw. secare = schneiden. Vom secare kommt auch das franz. Scie = Säge, aber auch Gebirgsnamen, deren Grat sägeartig gezackt ist: Sierra Nevada, Sierra Sagra Sierra Alkaraz und Sierra Morena in Spanien und eine Sierra in Mexiko. Eine solche Sierra oder Säge bildet auch den Eingang zu dem Grosselfinger S e a g g ä Ö 1 e". Da wir aber die paar Zacken, die man dort mit viel Phantasie sehen kann, nicht ausreichend für eine Flumamengebung halten, sind wir der Ansicht, daß das Grosselfinger Bestimmungswort seag" in dem Flurnamen Seaggäßle" zu dem keltischen bzw. gotischen sinquam, ahd. sincan sinken, auch sickern, suttern und seihen zu stellen ist und dieses Gäßle, wie das größere S i g e n t a 1" bei Weilheim eine Talsenke oder gar ein Taleinbruch ist. Als solchen kann man sich auch nur das Z i e g e 1 w ä 1 d 1 e" im Tal vorstellen. Auch dieses ist ein Siken- oder eingebrochenes Tälchen, wobei der Anlaut s zu z assimilierte wie bei Z i e 1 s c h e i t" was ja S i 1 s c h e i t" heißt oder wie bei Zusann", was man Susan na" schreibt. Im weiten Umkreis vom Ziegelwäldle" gibt es im Stubensandstein keinen Lehm zur Ziegelherstellung. Merkwürdige Sitte aus Oberharmersbach (Dek. Kinzigtal), vom dortigen Pfarrer bezeugt: Bei Totenämtern (Requiems) tragen die männlichen Anverwandten des Verstorbenen beim Opfergang in der Kiiche den Hutaufdem Kopfe! Grund und Alter des Brauches sind unbekannt. Wo existiert er sonst noch? Krs. Knochenschnitzerei, wie sie sich ähnlich auf der alten Fehlaburg bei Gammertingen fanden, sind bei Ausgrabung der Burg W a r b er g am Nordrand der Elms (Braunschweig), die 1199 zerstört wurde, zutage gekommen: Tiere, ein Burgturm, Armbrustschloß, ferner aus Eisen: Bolzen, Schere, Messer, Hufeisen, Sporen, Pfeilspitzen, Beschläge, Hammer, -'chlüssel mit Schloß, und viele Tonscherben (Abbildung und Beschreibung in Braunschweigisches Jahrbuch" Bd. 45, 1964, Waisenhaus-Druckerei Braunschweig. Offenbar sind solche Schnitzereien einst auf Burgen sehr beliebt gewesen und die Gammertinger Schachfiguren" keine Ausnahmen! Krs.

31 .lahrgang 1965 HOHENZOM-ERISCHB HEIMAT 31 Kalkreute, seit 1125 Reichenauischer Besitz In der Schenkungsurkunde des Rudolf von Rheinfelden an das Kloster St. Blasien vergabt dieser 1125 das Hofgut Schluchsee. Mit ihm treten als Schenker auf: Graf Otto und sein Sohn Friedrich Echebertus von Sachsen, Ita von Sachsen und von Birchdorf, Tuto von Wagenhausen und Hezelo, Vogt von der Reichenau. Sie gaben zum Heile ihrer Seelen St. Blasien und den Brüdern, die Gott ewiglich dienen, einhellig dieses Gut Schluchsee zu eigen. Dieses Gut bestand aus Teilen, die in der Nähe lagen, dann aber auch aus einem Teil, der der Kirche in der Reichenau gehörte, welchen aber Hezelo, der Vogt dieser Kirche, mit seinem eigenen Gut R ü t i n bei O s t r a" vertauscht und gewechselt hat, um jenen dann St. Blasien frei übereignen zu können. Diesen Tausch haben der Markgraf von Almistorf, Bertold von Litzelstetten und Burkhard von Böhringen ( Beringen") an der Brücke bei Singen bestätigt. Außerdem waren bei diesem Wechsel zugegen: Eckhard, der Abt der Reichenau und Herzog Bertold und deren Leute, Freie und Dienstpflichtige und viele andere. Dieser Tausch wurde in gutem vereinbart und ohne Schaden der Kirche von Reichenau. (Dümge, Reg.-Bad. und Stumpf, Reichskanzler II. 272.) Ein Hezelo von Königseggwald bei Ostrach kommt schon bei der Gründung von St. Georgen (1085) vor und unser Hezelo dürfte ein Nachfahre dieses Hezelo sein, der das Gut Rütin bei Ostrach im Tausch mit Besitz im Schluchsee-Gebiet an das Kloster Reichenau übergab. Da wir bei Ostrach nur eine Reute, nämlich das hohenzollerische Kalkreute kennen, dürfte dieses wohl gemeint sein. Es geht aber auch aus der Urkunde hervor, daß an diesem Schenkungs- und Tauschbriefe hohe und höchste deutsche Adelige beteiligt waren, deren Beziehungen zu Herzog Bertold von Zähringen und zum vorübergehenden" König Rudolf von Rheinfelden reichten. Der Name Königseggwald dürfte also auch in diesem Falle einen Hinweis auf die hohe Abkunft des Hezelo bieten, dem einst Kalkreute gehörte. Dr. W. Fauler, Bad Krozingen. Eine Burg Azilum bei Burladingen? Nach der Chronik des Mönches Berthold vom Kloster Zwiefalten (hgg. von König u. Müller, 1941, S. 211) schenkte ein Otto von Urach zusammen mit seiner Gattin Tuticha vor dem J dem Kloster einen halben Mansus ( l k Gut) in Burladingen, den jedoch Tutichas Bruder Konrad von A z i 1 u n wieder wegnahm". Die Herausgeber suchen diese Burg Azilun in Hohenzollern und vermuten darin Starzein, wobei sowohl die anlautenden ST als auch das R ausgefallen sein müßten. Das will jedoch nicht recht einleuchten, da der Ort Starzila schon um 1192 in den St. Georger Gründungsnotizen vorkommt. Vielmehr gab es bei Burladingen einst eine Flur U f dem A z 1 e n b r u n n e n", der in der Hohz. Heimat 1957 S. 46 vom Jahr 1468 zitiert ist und mehrfach in Bertholds Hagens Lagerbuch von Burladingen von 1544 vorkommt. Das Heimatbuch allerdings erwähnt nur einen Flurnamen (S. 40) Apelbrunnen", der wohl richtig Azelbrunnen" heißen müßte? Aber die Lage ist leider nicht angegeben. Auch war es mir vor 30 Jahren beim Durcharbeiten von Hagens Lagerbuch nicht möglich, den Brunnen zu identifizieren. Und doch könnte er m. E. sehr wohl einen Fingerzeig zum Auffinden der abgegangenen Burg geben. Einmal meinte ich, ihn in den Fluren gegen Gauselfingen suchen zu müssen, später wieder dagegen in Richtung Hausen i. K. Dort liegt über dem Wegrain der Hausener Kapf mit einer namenlosen Burgstelle und am nördlichen Abhang gegen das Tiefental entspringt tatsächlich eine Quelle. Aber in dieser Höhe gibt es (heute) keine Aecker mehr, auch liegt der Platz m. W. auf Gemarkung Hausen. In Richtung Gauselfingen findet sich unterhalb der Mühle am Waldrand und Markungsgrenze ein munteres Wässerlein, dessen Namen ich nicht kenne. Oberhalb auf dem Berge stehen auf Markung Gauselfingen die Ruinen einer Burg, die heute im Volksmund Hasenfratz" heißen. Wäre hier der Azlenbrunnen vor uns, dann könnte der alte Name der Burg Azilun geheißen haben. Welcher Kenner der Burladinger Fluren kann hier Gewißheit geben? Beide Burgstellen sind bekannt in den Albvereinsblättern 1933 Sp trag erteilt, bei der Polizeibehörde darauf zu dringen, daß das Singen solcher Lieder in Zukunft unterbleibe." Auch sei die Verbreitung besserer Lieder sehr zu empfehlen. In den letzten Jahren haben Radio und anderes gründlich für Abhilfe" dieses Uebels gesorgt, m. a. W. dem Singen in den Dörfern, wie überhaupt den Volkslied, völlig (?) den Garaus gemacht! Krs. Neufra - Muttergotteskapelle Wir begreifen es, wenn richterliche Entscheidungen nicht vergänglichem Papier, sondern haltbarem Pergament anvertraut wurden, um sie der Nachwelt umso sicherer zu erhalten und weiteren Streitigkeiten vorzubeugen. Aber auch gewöhnliche Kaufbriefe wurden für wichtig genug erachtet, als Dokumente der Nachwelt erhalten zu bleiben, weil es ja kein Grundbuchamt gab, wo man die Eigentumsrechte dem einzelnen wahrte. So ist für uns eine Urkunde von nicht geringem Interesse, in der der Neufraer Müller Jörg Acker im Jahre 1589 ein Stück Garten verkauft, in dem die neue Kapelle steht. Es heißt da: Ich Georg Acker, Müller zu Neufra, bekenne hiermit öffentlich, für mich und meine Erben und Nachkommen und mache bekannt durch diesen Brief, daß ich verkauft habe der edlen Frau Dorothea Spetin von Zwiefalten, geborene von Rechberg, die Witwe ist, ein eigenes Stück Garten zu Neufra bei meiner Behausung an der Straße gelegen, darauf jetzt die Capelle steht. (Auf der gleichzeitigen Rückenschrift heißt es neue Kapelle"!) Und ist der Kauf geschehen um 70 Gulden, wovon 50 baar bezahlt und die restlichen 20 mir über ein Jahr von meiner Schuld abgezogen werden sollen. Des zu wahrer Urkunde habe ich Georg Acker erbeten die fürsichtigen, ehrsamen und weisen Schultheiß, Burgermaister und Gericht zu Hettingen, daß sie ihr Stadtsiegel gehängt haben an diesen Verkaufsbrief, der gegeben ist den 1. Mai 1589." Das anhängende Siegel ist beschädigt in halber Holzkapsel. Es zeigt einen schlecht modellierten sitzenden Löwen mit erhobenen Vorderpranken und Schweif, über ihm ein 5 zinkiges Hirschhorn mit der Spitze rechts vom Beschauer. Die Umschrift heißt: S. civ hettingen ( Siegel der Bürgerschaft Hetingen".) (Pfarramt Neufra). Wie man vermuten darf, handelt es sich um die jetzige Muttergotteskapelle am Weg nach Freudenweiler, bei der sich später der Gottesacker befand. Die Jahreszahl 1591 über dem Eingang, die sowieso späteren Ursprungs ist, wird also nicht sti m- m e n, oder so zu verstehen sein, daß damals eine Erweiterung oder Neuausstattung der Kapelle stattgefunden hat.kr. Ringinger Fuhrleute haben zusammen mit anderen aus Jungingen, Gruol, Hausen und Starzein im J sich eidlich verpflichten müssen, die in Derendingen bereitliegenden 300 Mühlsteine aus den dortigen Brüchen Sigmunds nicht wie bisher in die Schweiz und an den Bodensee zu fahren. (J. Sydow in Jahresgabe 1964 S. 10 des Sülchgauer Altertumsvereins Rottenburg a. N.) Namen sind jedoch keine genannt. Krs. An das Postamt in Joh. Adam Kraus. Abendliches Singen auf der Straße bis 10 Uhr von nicht sehr erbaulichen Liedern" (die im Laufe des Schreibens sich in unanständige" und schließlich in verdächtige Lieder" verwandeln), wird 1819 im Januar aus Dettensee gemeldet, und bei diesem unangenehmen Umstand dem Pfarrer Schwarz die nötige Klugheit abgesprochen, und der Auf-

32 :(32 HOHENZOLLEB SCHE HEIMAT Jahrgang 1965 Eine zweite Starzel, also Schwester unseres hohenzollerischen Baches, gibt es tatsächlich bei den Orten Schörzingen Wellendingen Neufra im Kreis Rottweil. Sie mündet bei Neufra in die Prim, wie mir von befreundeter Seite mitgeteilt wird. Das ändert freilich nichts an meiner Behauptung in der Hohenz. Heimat 1964 Nr. 4 am Schluß, daß es unrichtig sei (das Dorf!) Starzila der St. Georger Gründungsakten dort suchen zu wollen, statt in unserem Killertal. Unser S taazla" (also alt Starzila") als Weiler oder Dorf ist seit 1253 bis heute nachzuweisen, dagegen bei Schörzingen am dortigen Bach muß erst noch künstlich eine Siedlung dieses Namens fabriziert we r d e n. Nicht das Geringste ist von einer solchen dort bekannt! Krs. Weilheimer Inschriften, bzw. Bruchstücke von solchen, fanden sich 1964 unter dem Putz bei der Außeninstandsetzung der Pfarrkirche in Nähe des jetzigen nördlichen Seitenaltars. Auf der Ostseite des gerade geschlossenen Chors trat ein zugemauertes gotisches Fenster heraus, und wurde konserviert. Auf der Nordseite kam eine zugemauerte Türe zum Vorschein, deren halbrundes Tympanon (oberer Deckstein) in lateinischen Großbuchstaben (um 1200?) eine Schrift zeigt Die rechte Hälfte fehlt und ist hier in Kleinbuchstaben nach Vermutung ergänzt: ALMA D(omina) = Hehre Herrin SiS NOBIS (patrona) sei uns Schützerin!" Etwas oberhalb dieser Türe finden sich wieder zwei Instriftsteine eingemauert, deren dritter (bzw. der vorausstehende) fehlt. Wir ergänzen somit nach unserer Vermutung wieder in Kleinbuchstaben: (dedicata) E(st) hec. ECCLESIA (ab hildebrando) EP(iscop)0. E. I(stettensi) IN honore (st?...) Pr I(die) CRIS. ANTI ET DARIE (anno domini..) = Geweiht wurde diese Kirche / vom Bischof (Hildebrand) von Eichstätt (?) zur Ehre / des heiligen...?? am Vortage von Crysantus und Daria" (also am 24. Oktober 1274?) Merkwürdigerweise sind die E dieser Inschrift teils eckig, wie die heutigen, teils rund wie die C mit Mittelstrich. Teilweise wäre man sogar versucht, daraus ein S zu lesen. Die Deutung der Buchstaben EI auf den im Jahre 1274 als Konstanzer Weihbischof nachzuweisenden Hildebrandus ep. Eistettensis" klingt mir selber etwas gewagt. Aber vielleicht kann einer der Leser eine bessere Erklärung der Bruchstücke geben!? Die Punkte in der zweiten Inschrift sollen nur das Ende des ersten Steines anzeigen, sonst nichts! Das h ist jeweils klein, also in der Form des heutigen, Ueber den Kirchenpatron ist nichts zu entnehmen. Die Muttergottes (die heutige Patronin) wäre doch wohl über dem Hauptportal und nicht an der nördlichen Seitentüre angeredet worden! J A. Kraus. BESTELL-SCHEIN zum Bezug der Hohenzollerischen Heimat" Ich/wir bestelle(n) ab sofort zum laufenden Bezug durch die Post Stück Hohenzollerische Heimat", Verlagspostamt Gammertingen, zum halbjährigen Bezugspreis von DM Vor- und Zuname Genaue Anschrift Dieser Bestellschein ist bei Neubestellung bzw. Nachbestellungen der nächsten Poststelle aufzugeben. deutliche Schrift wird gebeten Um Inzigkofen und Emmingen Kaufbrief über das Pfarrhaus zu Emmingen, Herr Hans Specken des Pfarrherrns daselbst, wegen der Frauen von Untzkoven ao " Im St. Blasianischen Archiv in St. Paul im Lavanttal (Kärnten) steht ein Kopeienbuch, das die Lehen, Käufe und verschiedene Urkunden und vielerlei Sachen der Landgrafschaft Stühlingen von alten Jahren her enthält (Band XX a 112/2). Darin ist der obige Kaufbrief auf der Seite 417/210 enthalten. Eine Fotokopie besitzt jetzt auch das Pfarrarchiv der Pfarrei Emmingen ab Egg. Hier heißt es: Ich Johannes Speck, Priester Konstanzer Bistums, dieser Zeit Vicarius der Pfarrei zu Emmingen, bekenn öffentlich mit diesem Brief und tue kund, daß ich mit vollbedachtem Sinn und Mut einen ewigen Kauf getätigt habe, in Gegenwart des öffentlichen Notars und der Geistlichen Frauen, der Pröpstin und des Konvents des Gottshauses zu Untzkoven, regulierter Chorfrauen St. Augustins Orden, im Namen ihrer Pfarrkirchen zu Emmingen und derselben Pfarrkirchen Haus und Hofreitin daselbst zu Emmingen, den Platz vor der Kirchen gelegen mit allen Rechten und Zugehörden, so ich durch eine ehrbare Gemeinde des Dorfes zu Emmingen um Gottes willen in die Pfarrei erbauen habe. So ist der Kauf ergangen um 58 Gulden rheinischer Währung, die ich bar empfing. Hinfüro soll das Haus zu Emmingen ewiglich als Pfarrhaus mit allem Zubehör und Gerechtigkeit zur Pfarrkirche zu Emmingen eine rechte Zubehör und Pertinenz sein und bleiben. Das soll ich und meine nachfolgenden Vikare zu Emmingen, wie die andern Renten, Gülten und Güter inne haben, brauchen, nutzen und nießen. Diese sollen das Haus in guten Zustand erhalten ohne der Frauen Kosten und Schaden. Zum Zeugen dieses Kaufes hat Pfarrer und Vicar Speck den hochgelehrten Johannsen Schlupf, der heiligen Schrift Lehrer, Kirchherren zu Ueberlingen, gebeten, auch sein Siegel an den Kaufbrief anzuhängen. Desgleichen waren Zeugen der ehrbare Stefan Dietrichs Starkenknecht, und Martin Mornigs Substitut, beide von Ueberlingen. Die Urkunde wurde am Dienstag nach St. Georgentag (24. April) 1509 ausgestellt. Sie wurde noch von Konradus Baur, Kleriker des Konstanzer Bistum und von kaiserlicher Gewalt offenem geschworenem Notar, derzeit Stadtschreiber zu Ueberlingen, beglaubigt. Aus dieser und einer anderen Urkunde im gleichen Buche geht hervor, daß die Frauen von Inzigkofen die Pfarrkirche zu Emmingen ab Egg inne hatten. Sie war ihnen von den Grafen von Zollern käuflich überlassen worden. Im Jahre 1435 hat Graf E :+ elfritz von Zollern den Gebrüdern Rudolf und Peter den Emmingern den Widemhof unterhalb der Kirche und den Kirchensatz (Patronatsrecht) geliehen, und vor J hatte Junker Hans von Wyßenberg vom Grafen Friedrich von Zolr selig, genannt öttinger, den Zehnten zu Emmingen als Lehen empfangen gehabt. (Krieger, Töpogr. Wörterbuch I, 508.) Endlich hat Graf Jos Nikiaus von Zollern am 29. April 1485 dem Rudolf von Memerschwyl und Antonius Mayer dessen Schwager erlaubt, der Pröpstin und dem Konvent zu Inzigkofen den Kirchensatz, die Widemhöfe und den Groß- und Kleinzehnten zu verkaufen, wie alles bisher Lehen der Grafschaft Zollern war. Er verzichtet zugleich auf alle Eigenschaft und Lehenschaft. (Fürstenberg. Urk.-Buch 7, S. 38). Die Kaufsumme betrug 1450 rheinische Gulden. Auch in Mauenheim hatten einst die genannten Grafen Besitz. Dr. W. Fauler, kirchl. Archivpfleger Bad Krozingen. Große Armut 1857 wird aus Dettensee berichtet. Der Pfarrverweser Mattes schreibt, die Gemeinde sehe sich während der Sommerzeit zum großen Teil genötigt, ihre Kinder ins württembergische Oberland zu schicken, damit sie beim Einheimsen der Früchte für sich und die Ihrigen etwas verdienen. Dies habe einen verderblichen Einfluß auf die Moral der Kinder durch den beständigen Umgang mit verdorbenen Knechten und des Hausgesindes überhaupt, indem ihre zarten Gemüter verrohen und durch schlüpferige Reden vergiftet würden, daß der gute Same durch das Unkraut erstickt werde... Es sollte eine Möglichkeit des Erwerbs für die Gemeinde gefunden werden. Die schon in mehreren Gemeinden errichteten Webereien sollen sich vielfach anstatt verderblicher Erwerbsquellen bewährt haben. Herr Dompräbendar Marmon habe z. B. in Empfingen durch Einführung von frequentierten Webstühlen seiner ehemaligen Pfarrei geholfen. Erzbischof Hermann von Vicari riet darauf dem Pfarrer, mit der Gemeinde Empfingen Fühlung zu nehmen betr. der dort eingeführten Strickerei und Weberei. (Registratur Freiburg.) Krs. Die Verfasser tragen für den Inhalt ihrer die Verantwortung. Abhandlungen

33 Hohenzollertsehe Heimat Vierteljahresblätter für Schule und Haus Preis halbjährlich 1.40 DM Herausgegeben vom Verein für Geschichte, in Verbindung mit Schrif tleitung: Josef Wiest, Rangendingen I 25 Y 3828F Nummer 3 Gammertingen, Kultur- und Landeskunde in Hohenzollern der hohenz. Lehrerschaft Druck: Buchdruckerei S.Acker, Gammertingen Postscheckkonto Stuttgart Bank: Hohenz. Landesbank Gammertingen 15 Juli Jahrgang Sinnbilder der Begegnung mit Gott Gotische Gewölbe im Kreis Hechingen ein kultureller Reichtum Von Josef Unser Heimatkreis Hechingen gehört ohne Zweifel zu jenen Gebieten in Baden-Württemberg, die sich eines großen Kunstreichtums glücklich schätzen dürfen. Allen Stilepochen begegnen wir im Kreis, und es fehlen selbst nicht Zeugen der romanischen Zeit. Sie sind zwar wesentlich seltener als die der nachfolgenden Gotik, die uns immerhin noch eine große Anzahl Zeugnisse aus Malerei, Plastik und vor allem auch in der Architektur hinterlassen hat. Ihre wesentlichen Elemente sind sowohl einige wenige Türme, vor allem jedoch die gotischen Chorgewölbe mit ihren Rippennetzen als Zeugen hoher gotischer Baukunst, die sich damals über ganz Europa verbreitet hat und vor allem in Frankreich und Deutschland die gewaltigen Dome und Münster schuf. In den edelsten Kirchenbauten dieser Zeit bildet innerhalb der gotischen Raumarchitektur vor allem der Chor das lichte Haupt mit seinem weihevollen Blickziel, dem Hochaltar. Der Chor wird als ein Hauptelement hier zu einem Teil der überirdischen Raumharmonien, in denen sich lastende Mauerschwere in das vergeistigte Formenspiel der Architekturen verwandelt. Die Baumeister, Mystiker und Gottsucher jener Zeit, in der bedeutende Heiligengestalten wie ein Dominikus, Elisabeth von Thüringen, Herzogin Hedwig, Thomas von Aquin, Nikolaus von der Flüe lebten, sind der Spur jener Gottessucher gefolgt und haben in ihren großartigen Bauwerken lebendige Sinnbilder der Begegnung mit Gott geschaffen, ein Sursum corda" angestimmt, das bis heute nicht verklungen ist. Denn die Bauanliegen der Gotik, aus der Geborgenheit der romanischen Gottesburgen auszubrechen in eine hinaufdrängende Gottessuche, haben den Ausdrucks wert und die Formensprache geschaffen. Der Stein, zu feinsten Gebilden behauen, wild in Türmen, Bündelpfeilern, Rippen und Gewölben zum Himmel gejagt, verwegen wie die Ritterschaft des Abendlandes, die in den Kreuzzügen dieser Zeit in das Heilige Land zog, um Christi Grab zu erobern, Ueber den Schiffen schweben die monumentalen Rippengewölbe, die unsere Gedanken in den Raum einer eigenen künstlerischen Sprache rufen. Die Ruhe und Klarheit ihrer Gliederung hält trotz größter Spannweiten ein Gleichgewicht, das keine Bauform versprühen läßt. Ein genialer Künstler mußte zunächst den Aufriß ersinnen und die Wölbung über dem Raum mit den Bogenkrümmungen verschiedene Spannweiten finden, was auch mit reicher Gestaltungsfreude geschah. Kirchengewölbe wie strahlende! erne zu formen, war die reife Spätform der Gotik, die die einfachen Kreuzgewölbe der Frühgotik ablöste. Diese Gedankenfülle wird noch sehr wesentlich ausgedeutet durch den formenreichen Gehalt der vielen Kleinplastiken, die wir in den Schlußsteinen entdecken und zum geistigen Programm der Gewölbekunst dieser Zeit gehörten. Es sind dies in den meisten Fällen bemalte Reliefs und Nachbilder, in denen neben den verschiedenen Heiligen, Kirchenpatronen und Wappen von Stiftern und Erbauern auch die Gottesmutter erscheint, welche überhaupt in der gotischen Zeit in den Bildwerken, Plastiken eine hohe Verherrlichung erfuhr. Bedeutende künstlerische Zeugnisse im Kreis Hechingen Die Betrachtung dieser hohen Zeugen eines gläubigen Mittelalters weist über größere Räume hinweg auch in die Schneider heimatlichen Bereiche mit ihren vielfältigen AeuKrungen der Gotik. Sie hat unsere Landschaft mit einer Anzahl ehrwürdiger Bauwerke würdig ausgestattet, und zwar sowohl mit Türmen mit ihren charakteristischen Staffelgiebeln und ebenso mit wertvollen Plastiken. Aber auch mit schönen, netzgewölbten Chören, die zum kulturellen Reichtum, zum Laudatio dieser Landschaft zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb gehören Die Gotik, welche das Bauschaffen über weiteste Räume hinweg so reich befruchtete und auch stark nach Hohenzollern strahlte, hat uns im Kreis Hechingen noch 8 netzgewölbte Chöre mit gekehlten Rippen hinterlassen, die als Künder hochgotischen Geistes eine wertvoller Besitz sind. Sie erfreuen jeden Heimat-, Kunst- und Architekturfreund und ringen ihm die Bewunderung für die Baukonstruktion dieser Zeit ab. Ihre Zahl wäre sicher größer, wenn nicht im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Neu- I"ine KLiiiderin liodigotisehen Geistes ist die ehemalige Klosterkirche im Guadent.il mir ihren 'chiin gegliederten Kreuzgewölben. Sterten

34 34 HOHEKZOLLEEJäCHE HE IM'AT Jahrgang 1965 bauten an ihre Stelle getreten wären. In diesem Falle hat jedoch überlegter Sinn dafür gesorgt, daß die Chöre stehen blieben, wobei die meisten von ihnen in jüngster Zeit wieder stilvoll renoviert wurden. Hierbei sind vielfach die schönen Schlußsteine mit ihren wertvollen Reliefs, Kleinplastiken 'und Ornamenten freigelegt worden. Sie sind in Dettensee noch als Blumenornamente ausgebildet, in Haigerloch und Dießen wird bereits die Uebergangsperiode zur Renaissance in den leuchtenden, FlammenoTnamenten sichtbar. Das älteste Gewölbe, noch als Kreuzgewölbe ausgebildet, finden, wir aus dem. 13, Jahrhundert in der ehemaligen Klosterkirche Stetten im Gnadental, die erst letztes Jahr stilvoll renoviert wurde, Ein reizvolles Netzgewölbe besitzt das nächst jüngere Bauwerk dieser Landschaft, nämlich, die Michaelskapelle auf der Burg Hohenzollern, welche den ältesten Teil der Burg darstellt. Wenn wir durch den sehönea Chorbogen eingetreten sind, ziehen uns unwillkürlich die 1 Glasfenster mit ihrer Farbenglut an. Sie gehörten ehedem ih die Klosterkirche Stetten und zählten zu den bedeutendsten Glasgemälden, im weitesten Raum. Man weist ihr Alter in die 1 Zeit von Unter den alt- und neutestamicntlichen Szenen befindet sich auch das älteste Weihnachtsbild Hohenzollerns. Die zweite Hälfte des 15, Jahrhunderts muß eine sehr baufreudigo Periode gewesen sein. In dieser Zeit erhielt auch die aus dem 13, Jahrhundert stammende Unterstadtkirche Haigerloch den jetzigen 3/8 Chorschluß, 'lind das Rippen-Netzgewölbe. In Dießen, Dettensee, Glatt lassen ebenfalls noch die Chorgewölbe' diese Periode lebendig werden. Gleich vier Zeugen der gotischen Gewölbekunst besitzt die Landschaft rund um den Zoller. Das sind außer der Michaelskapelle und M eiche GestaltLUigsfreude mit den Bhimenörnamenten um die Schlußsteine herum, zeigt das NetzgewSlbc der Pfarrkirche Oetternre, Eine «IIa FoHnejispractie ist dem Netzgewölbe der Unterstadtkirchu Haigerloch zu eigen. Gewölbe w strahlende Sterne zu formen, war vor allem der Kunstgriff der Spätgotik, Die Fliimmenoruamenti; weisen hier bereits zur Renaissance luii. Pfarrkirche in Diesson,

35 .lahrgang 1965 H O H E N Z O M - E R I S C H B HEIMAT 35 Stetten noch die Pfarrkirche Zimmern und nicht zuletzt die Heiligkreuzkapelle bei Hechingen, welche als Sühne für..höllischen Schuß" erbaut und 1403 eingeweiht wurde. Sie besitzt ein flachgespanntes Sternengewölbe mit flachgekehlten Rippen. Auf die Schönheit der Gewölbekunst hat man auch in der darauffolgenden Renaissance nicht verzichten können, wie die Beispiele der Spitalkirche und St. Luzen in Hechingen, sowie die Schloßkirche Haigerloch beweisen. Ja selbst die Zeit des Historismus des letzten Jahrhunderts hat geistige Anleihe bei den gotischen Baumeistern gemacht und nochmals denkmalswürdige Zeugen im Kreis Hechingen hervorgebracht. Die Glut gotischen Bauens war aber allerdings erloschen und der Kunstraum der Gotik schon zu Ende des 15. Jahrhunderts abgeschlossen. Die gotischen Baumeister und Künstler waren Gottsucher. Wo immer sie einen Grundriß entwarfen, wo die Steinmetzen den spröden Stein in juwelierhaftes Filigran verwandelten, war ihr Lenken und Planen nach oben gerichtet, schufen sie Hinweise auf die geistigen Träger der Christenlehre. Sie werden zum Lobpreis an den Höchsten, denn schon der theologischen Gedankeninhalt will es ja zum Ausdruck bringen: Sursum corda Empor die Herzen!" Wetterläuten. Bei den engen Wechselbeziehungen zwischen dem religiösen und bürgerlichen Leben im Mittelalter konnte es nicht ausbleiben, daß auch das Glockenläuten in die weltliche Sphäre hineingezogen wurde. So war das Glockengeläute nicht allein der Ruf für den gebotenen Kirchgang und die täglichen Gebetszeichen, ja die Glocke rief auch die Bürger zur Gemeindeversammlung, meldete Feuersbrünste und warnte in Kriegszeiten vor drohender Gefahr. Sie tönte auch über das Land, wenn schwere Gewitter am Himmel standen und unter Blitzen und Donnerschlägen prasselnder Regen oder Hagelschlag niederging. Ob das Läuten mit der Kirchenglocke die Menschen nur auf das aufziehende Unwetter aufmerksam machen sollte oder ob man mit der kirchlich geweihten Glocke nicht auch die unheilvollen Mächte von Sturm, Gewitter und Hagelschlag vertreiben und bannen wollte'' Zäh hing das Landvolk am Althergebrachten und an den überlieferten Bräuchen. Als im Jahre 1857 Pfarrer Maximilian Schnell von Sigmaringen auf die Pfarrei Heiligenzimmern aufzog, die wegen dem Kirchenbau 12 Jahre nur Verweser hatte, wurde ihm der Wunsch nach Wiederaufnahme des Wetterläutens geäußert. Da die Gemeinde, in deren Eigentum der Turm der neuen Kirche steht, die Vergütung für das Läuten bei Gewittern ablehnte, wandte sich Schnell an das preußische Oberamt Haigerloch. Dieses wiederum ersuchte das Bürgermeisteramt Heiligenzimmern um eine Stellungnahme und erhielt von Bürgermeister Matthias Bächle folgende Antwort: Das Wetterläuten ist bei uns seit 1811 ganz abgestellt und außer Uebung gekommen. Es geschah dies unter Pfarrer Stähle. Man ist gar nicht mehr daran gewöhnt. Wenn das Blitzen und Donnern den Menschen nicht zum Gebete erinnert, so wird auch das Geläut wenig Einfluß auf ihn haben. Im Jahre 1809 hat das Wetter bei immerwährendem Geläut alles total verhagelt. Obwohl nicht mehr geläutet wird, wurde durch Unwetter, Gott sei Dank, kein Schai :i mehr angerichtet. Somit liegt auch keine Ursache vor, die Kosten des Wetterläutens zu, übernehmen. Die Antwort des Oberamts an Pfarrer Schnell ist nicht bekannt. Unbekannt ist auch, ob das Wetterläuten nochmals aufgenommen wurde oder unterblieb. M. Sch. sis." Es ist dies Friedrich, Graf von Zollern-Schalksburg, gen. Weißgraf; 1381 Klosterherr zu Reichenau, 1396 Großkeller, 1401 Dekan und Propst und seit 1402 Abt des Inselklosters. Uebrigens wurde Abt Friedrich 1419 abgesetzt, konnte sich aber weiter halten und starb 1427 (Wappen: Geviertet, in 1) und 4) in Silber ein rotes Kreuz, in 2) und 4) geviertet von Silber und Schwarz). Unter den weltlichen fürsten, die och gen Costentz komen sind mit unßerm herrn dem künig und nachhin fürsten, herren, graufen, fryen, ritter und knecht" werden unter den Grafen aufgeführt: Grauf Fridrich von Zolr, Grauf Fridrich von Zolr Intelfritz, Grauf Fridrich von Zolr genannt Oetinger, Grauf Fridrich von Zolr thumbherr zu Straußberg und Basel" (Wappen: Von Silber und Schwarz geviertet). Da nach der Genealogie des Gesamthauses Hohenzollern" Graf Friedrich XI. fünf Söhne mit dem Namen Friedrich hatte, drei näher bezeichnet sind, einer vor 1413 gestorben ist, muß der von Richental zuerst aufgeführte Zollergraf Friedrich gen. Aeppeli" sein, der 1402 canonicus capitularis zu Straßburg war. Besser bekannt sind die feindlichen Brüder", der fehdelustige, unversönliche Oettinger und der kluge, besonnene Eitel Friedrich I. Der IV. Bruder, gen. Fritzli, Domherr zu Straßburg und Basel, wurde 1433 Bischof von Konstanz, starb schon 3 Jahre später und liegt im Konstanzer Münster, heute Basilika, begraben. Von adeligen Herren der Heimat, die in Konstanz anwesend waren, nennt Richental noch den Truchseß von Ringingen (Wappen: In Silber ein roter Büffelkopf mit zwei goldnen Nasenringen), ferner Lienhardt von Jungingen mit den Söhnen Conrad und Wolff (Wappen: Geviertet von Blau und Silber). Es werden weiterhin erwähnt Conrad und Wolff von Bubenhofen, Heinrich und Rudolf von Holenstein, Hans von Hornstein, Heinrich und Conrad von Rischach und endlich Burkart Schenk von Stauffenberg. M. Sch. Das Konzil zu Konstanz, die größte Kirchenversammlung des Mittelalters und die einzige auf deutschem Boden, dauerte vier.jahre, von 1414 bis Neben den kirchlichen Veranstaltungen. Gottesdiensten, Prozessionen und Tagungen der Konzilsväter, fanden auch zahllose weltliche Festlichkeiten statt, feierliche Einzüge und Empfänge. So war von nachhaltiger Bedeutung die Belehnung des Burggrafen von Nürnberg, Friedrich VI, von Zollern, mit der Mark Brandenburg. Konzilsteilnehmer und prominente Gäste hat der Nachwelt Ulrich von Richental überliefert, dessen Chronik in mehreren Abschriften in deutsche]' Spiache erhalten ist. Eine davon, die Aulendorfer Handschrift, 1881 von Richard Michael Buck von Ehingen/ Donau herausgegeben, wurde 1936 vom Hendel- Verlag zu Meersburg a. B. neu gedruckt. Auf ihr fußen nachstehende Angaben, Unter den Aebten, die am Konzil zu Konstanz teilnahmen, steht an erster Stelle der Abt des Klosters Reichenau: Dominus Fridericus de Z o 1 r, abbas Aye maioi'is, Constan en- Gotische Chorgewölbe gehören zum kulturellen Reichtum. Hier eine der Kronbauten, die Michaelskapelle auf der Burg Hohenzollern, deren kostbarster Schatz der frühgotische r.l^emäldezyklus darstellt.

36 :(6 H O H E N Z O L L E B SCHE HEIMAT Jahrgang 1965 Früher, als durch unser hohenzollerisches Ländchen von Haigerloch bis Sigmaringen, hoch oben auf dem Bock der Postillion saß und von Zeit zu Zeit seinem Posthorn gar liebliche Weisen entlockte, als die Eisenbahn nur ganz kleine Teile unseres Ländchens durchschnitt, damals, als noch kein Auto und kein Motorrad in sausender Hast die Straßen durchflog, damals waren noch ganz patriarchalische Verhältnisse und auch gegenseitiges Vertrauen und Nächstenliebe zu beobachten. Zur damaligen Zeit lebte man auf dem Lande von eigenen Erzeugnissen, Haberbrei, Knöpfle mit Sauerkraut und Speck, Suppe, Milch und Kartoffeln; Kaffee gab es nur an Festtagen. Man blieb gesund und kräftig dabei. Greifen wir noch etwas weiter zurück, in die erste Hälfte des vorigen Jahrhunderts, so finden wir unsere Vorfahren vom Frühjahr bis in den Herbst auf der Viehweide mit Haustieren, jede Gattung unter Aufsicht erprobter Hirten, die wiederum ihre Hirtenbuben unter sich hatten. Gar manch originelle Dinge haben sich auf solchen Weideplätzen zugetragen. Wir wollen nur einige aufführen. Der Geißenhirt hatte die leckerischen und oft auch die schadhaftigsten Tiere zu bewachen. Eines Tages ging der damalige Dekan, Pfarrer Eisele, spazieren, Aus alter Zeit Wie schön war es, nachdem abends die Schulaufgaben gemacht waren, man mit der Großmutter noch in die Lichtstube durfte. Da kamen alte Weiber zusammen und erzählten von alten Zeiten und Gebräuchen, von Hexen und Geistern, die umgingen und diesem oder jenem im Haus oder im Wald ihr Unwesen trieben. Namentlich der Schloßgeist der Schwelund traf den Geißhirten ohne seine Herde an. Sehr verwunderlich fragte der Pfarrer den Hermate Hipp, wo denn seine ihm anvertrauten Geißen wären, und der Geißhirt zeigte ganz vergnügt in die Halde hinunter, wo junger Wald war und die Tiere sich über die jungen Bäumchen hermachten. Der Pfarrer sagte, er müsse unbedingt die Geißen aus dem Wald bringen. Der Hirte erwiderte, dies sei keine Kunst, aber solange der Pfarrer da sei, könne er die Geißen nicht aus dem Wald bringen. Etwas neugierig, ließ der Pfarrer dann den Geißenhirten nicht los und bestand darauf, daß die Dinger unbedingt aus dem Wald müßten. Nach langem hin und her ließ der Mate" sich endlich bewegen, nachdem ihm noch der Pfarrer versichert hatte, daß es ihm nicht zur Sünde angerechnet werde und der Pfarrer ihm nicht böse sei, tat er einige kräftige Peitschenhiebe in den Wald und als Zutat ebenso kräftige Flüche, und der Wald hatte sich blitzschnell von den Geißen geleert. Ringingen und Salm endingen hatten auf demheufeld gemeinsames Weidefeld; in der Hauptsache wurden die Plätze mit Rindvieh und den Gemeindefarren abgeweidet. Kamen dann die Farren aufeinander oder wurden sie von den Hirten aufeinander gehetzt, so stießen sie so erbärmlich, bis ihnen Blut aus Maul und Nase floß und die Hirten viel Mühe hatten, bis die verboßten Bullen von einander getrennt waren. Gar manches könnte noch über das Hirtenleben aufgeführt werden. Wenn der heutige Fortschritt solche Dinge längst, überholt hat, und die Technik uns in andere Bahnen gelenkt hat, so steht aber doch eines fest: es war keine so nervenzerrüttemde, hastende Zeit, man lebte friedlicher und gemütlicher. Wie gerne denkt man noch an die Zeit zurück, wo man jeden Abend nach Feierabend man hatte solchen die Nachbarn, oft 15 bis 20 Mann, beieinander saßen und ihre Tageserlebnisse besprachen, mit Rat und Tat aushalfen, auch etwas Politik trieben oder dieser oder jener von Krieg oder sonstigen Abenteuern erzählte. Und so war es jahraus, jahrein. Mancher hätte nicht schlafen können, wenn er seinem Nachbarn nicht Gute Nacht" hätte sagen können. Im Winter wurden die Lager in die Stuben verlegt und auch die Kameradschaft weiter gepflanzt. Gar viel erzählten die Männer noch von der Erzgräberei im Eisenloch, wie sie und ihre Väter oft verschüttet worden seien und doch niemals, wie durch Wunder, einer das Leben lassen mußte. Jeden Tag, ehe sie in die finsteren tiefen Gruben hinabstiegen, beteten sie laut und gemeinsam einige Vaterunser. Sie wußten, daß an Gottes Segen viel, ja alles gelegen war. Aber bei allem Ernst, der diesen Männern eigen war, waren sie doch keine Kopfhänger. Wenn es galt, lustig zu sein, stellten auch sie ihren Mann. Ich kann mich noch ganz gut erin - nern, wie so eine Männerlichtstube sich auf Fastnacht als türkische Musik einübte. Und die Verteilung der Rollen der einzelnen Mitwirkenden war ausgezeichnet. Der alte Postkaspar" mit seinem langen wallenden Vollbart war Kapellmeister und konnte mit wahrer Bravour seinen Knüppelstock schwingen. Der Schellenbaumträger, der alte Benjamin, hatte einen hinkenden Schritt und blieb so immer beim Marschieren im Tritt, und der Schellenbaum mit seinen vielen Glocken, gekrönt mit dem Halbmond, gab immer den richtigen Takt. Die damals gut eingeübte Dorfmusik, alle in türkischen Uniformen mit Turban, bliesen dazu so kräftig wie die Israeliten vor Jericho. Der einzige der Ueberlebenden der türkischen Musik, der Baßmichel, erzählt immer noch recht gern von dieser Musik. Ja, es waren noch Männer von altem Schrot und Korn, man hielt viel auf Manneswort, Feindschaften und Prozesse waren selten. Aber auch die Ortsvorsteher und Gemeinderäte wurden von den Männerlichtstuben auf den Thron gehoben. Die Pfarrkirche Gruol ist eine Zeuge der Neugotik, deren Baumeister geistige Anleihen bei ihren Vorfahren vor der hochgotischen Zeit machten. Aber auch sie brachten nochmals denkmalswürdige Zeugnisse hervor. Die stilvolle Renovation, welche Ende 1964 zum Abschluß kam und von der Kirchenmalerei Lorch, Sigmaringen, durchgeführt wurde, ließ dieses Gotteshaus, einem der größten von Hohenzollern, in sakraler Schönheit erstehen und gehört heute zu den sehenswürdigen Kirchen unserer Heimat. Ebenso stilvoll wurde auch die Pfarrkirche Rangendingen renoviert. Klischees: Schwarzwälder Bote", Oberndorf Aber auch die Frauen hatten ein Bedürfnis zur Aussprache. So oft es ihnen die Zeit erlaubte, und wenn es nur eine halbe Stunde war, gingen sie in die Lichtstuben. Da wollte das Erzählen oft kein Ende nehmen. Am liebsten hechelten die Frauen ihre bösen Ehemänner in schonungsloser, erbärmlicher Weise durch.

37 .lahrgang 1965 HOHENZOM-ERISCHB HEIMAT 37 her oder der Kirchholzengeist, der in Gestalt eines schwarzen Ochsen sich sehen ließ, war den Alten ihr Steckenpferd, das sie dutzendmal zum besten gaben. Wenn die alte Maier- Margret die Geschichte vom Scharfrichter von Trochtelflngen erzählte, der nachts in einer verschlossenen Kutsche, nachdem ihm die Augen verbunden waren, an einen ihm unbekannten Ort geführt worden sei und als man ihm die Binde abnahm, er in einem Gewölbe zwölf alten ehrw. Herren das Haupt abschlagen mußte, da gruselte es mir doch ganz kalt über den Rücken. Am liebsten wäre ich jetzt im warmen Bett gelegen. So ging der Klatsch der Alten den ganzen Winter hindurch fort. Wie oft erzählten sie, Tränen in den Augen, von den Hunger jähren, wo man nichts zu essen hatte, wo man sich von Wurzeln und Kräutern ernähren mußte. Zum guten Glück war der Wildbestand noch reichlich. Die Männer gingen über die Grenzen ins württembergische Gebiet und holten sich dort ungehindert ihr Wildbret. Aber auch Hohenzoller-Hechinger Jagdgründe wurden von den Wildschützen heimgesucht. Die Sache kam zur Anzeige. Eines Tages, als sich die Wildschützen auf Schlattwasen über die Ausweidung eines Hirsches hermachten, kam der fürstliche Oberjägermeister mit Mannschaften angerückt und wollte sie nach Hechingen abführen. Die Wildschützen nahmen aber auch ihre Gewehre in Anschlag, und es hätte Menschenleben wegen eines Hirsches gekostet. Doch der Oberjäger wollte es nicht und zog Hechingen und die Wildschützen schwer beladen Ringingen zu. Mit vielen so alten Geschichten gingen die Abende sehr schnell ihrem Ende zu. Die Dichtfrau zündete jeder Lichtgängerin ihre Handlaterne an, und nun gings wieder der Heimat zu und schnell ins warme Bett. Wie die Alten singen, so die Jungen zwitschern. Auch sie, die Jungen, wollten und kamen zur Geltung. Schon als kleine Kinder wollte man Kameradschaft pflegen. Inzwischen kamen die Schuljahre, wo man sich erst so recht kennen lernte. Mit welchem Stolz gings da nicht die Buben mit dem Zwilchsack, die Mädchen mit der Strohtasche der Schule zu. Man hatte schon das Gefühl, etwas zu sein. Aber den meisten war schon der Mut entfallen, als sie der Lehrer nach dem Namen fragte. Aber die acht Schuljahre gingen wie im Flug vorbei, und die Schulentlassung kam für die Faulen wie für die Fleißigen. Jetzt begann des Lebens Ernst, das werktätige Leben begann. Als aber nach sechs arbeitsreichen Tagen der Sonntag kam, da war alle Müdigkeit verschwunden. Am Sonntagnachmittag nach der Vesper zogen die Mädchen, oft 6 bis 8 in einer Reihe, dem Nähberg zu, wo schon bereits einige junge Burschen auf ihrer Mundharmonika schmelzende, lustige und einladende Walzer und Polka spielten. Nicht lange und die Paare hatten sich zum Tanz gefunden, denn die Tänzer, soweit sie noch nicht da waren, kamen schnell herbei. Hei, wie war das für das junge Volk ein lustiges Treiben. Als aber die Zeit zum Viehfüttern kam, zogen jung und alt singend und frohgemut dem Dorfe zu. Wehe dem, das sich verspätet hatte; eine empfindliche Strafe von Seiten der Eltern wäre sicher gewesen. Und so trieb es das Jungvolk den Sommer über. Wenn aber der Winter kam, so mußten sich die einzelnen Gespielschaften um Lichtstuben umsehen. Wenn sie endlich eine solche gefunden hatten, dann kamen sie mit Spinnrad und Kunkel, sogar noch mit dem Stickstock, bis die Stube voll war. Nur kurze Zeit, wenn nicht sofort, so kamen die Heimführer. Bald war fröhliches Leben, denn jetzt wurde gesungen und musiziert bis 9 Uhr. Auch bei ihnen ging es jeden Abend so fort bis Weihnachten. Mehrere Tage vor Weihnachten trugen die Mädchen Mehl, Butter und Milch zusammen, damit man Weißbrot für den Schlaput backen lassen konnte. Die Burschen mußten ihrerseits zum Schlaput am Stefanstag Bier, Branntwein, Wurst und Käse stellen. So ehrbar und züchtig es sonst in den Lichtstuben zuging, an diesem Abend war oft ein wüstes Saufgelage, nicht sehr erbaulich für die Hausfrau. Am andern Abend wurde das übrig gebliebene Brot zu dem von den Mädchen gestifteten Kaffee gegessen. War da oder dort in den Lichtstuben etwas passiert,, so konnte man sicher sein, daß an der Fastnacht das Großmaul, der Hanswurst, die Sache in derben Versen zum Gaudium vor der ganzen Gemeinde zum besten gab. Als dann der Winter so allmählich dem Frühling das Feld räumen mußte und das Osterfest in Sicht kam, rüstete man sich nochmals zum Schlaput. Nun waren aber die Mädchen verpflichtet, der Hausfrau zu zünden, d. h. sia legten Geld zusammen, um der Hausfrau etwas Nützliches zu kaufen und bedankten sich für das Winterquartier. Beim ersten Frühlingstag ging es wieder frohgemut und heiter hinaus in Feld und Flur, um mit den anderen Hausgenossen die Aecker und Wiesen in stand zu setzen, K. Dietrich - Ringingen. Am 18. Januar 1514 gab der Visitator des Klosters der Zisterzienserinnen in Wald, Abt Jodokus Neckar von Salem, gebürtig von Ueberlingen, seinen unterstellten Schwestern eine neue Ordnung, die betr. bisheriger Mißbräuche sehr vielsagend ist: Wir Bruder Jodokus, Abt des Klosters Salem, Zisterzer Ordens in der Diözese Konstanz, machen allen Gegenwärtigen, die dieses lesen oder hören kund, daß wir heute bestrebt waren, das Kloster in Wald zu visitieren, zu einer heilsamen Lebensregel zurückzuführen und zu reformieren, soweit es uns untersteht. Somit befehlen wir allen Ordens- Insassen des Klosters folgende Bestimmungen zu studieren und unverbrüchlich zu beobachten. 1) Da dem Gottesdienst nach unserer Ordensregel nichts vorgezogen werden darf, ermahnen wir alle eindringlich in Christo, zum Tages- und Nachtoffizium sofort nach Glockenschlag sich in den Chor zu begeben und dort die Gebete langsam und mit entsprechenden Pausen zu Gottes Lob mit Andacht zu verrichten. 2) Die Tagzeiten der allersel. Jungfrau Maria sind einmütig und exakt in rechter Andacht von allen ohne Ausrede zu halten, außer es hätte jemand einen Entschuldigungsgrund bzw. Erlaubnis. 3) Mit Rücksicht auf die weiblichen Schwächen gestatten wir, die Vigilien der seligsten Jungfrau Maria vom Feste Kreuz-Erhöhung (14. Sept.) bis Ostern im Refektorium zu verrichten mit der ausdrücklichen Bestimmung, daß alle auf den Glockenschlag aus Liebe zur Gottesmutter eiligst sich dorthin verfügen und abwechselnd wie im Chor psallieren. Die Nachlässigen und Trägen sind von der Aebtissin oder den Vorsteherinnen scharf zu bestrafen. 4) Der Vers Dulce nomen domini nostri Jesu Christi et nomen gloriosae virginis Mariae Sit benedictum in saeculum" am Schluß des Offiziums ist vollständig nach dem Brauch des Ordens von der Aebtissin, Priorin und den andern Vorsteherinnen zu sprechen 5) Das Stillschweigen als Hüter der Religion, als Schlüssel der Tugend und Nährmittel für das ganze Ordensleben ist innerhalb des ordentlichen Stundengebets und an den vom Orden bestimmten Orten strikte zu beobachten. Die Reform im Kloster Wald 1514 Widerspenstigen aber und Brecher des Silentiums müssen jedesmal bei Wasser und Brot bestraft werden. 6) Wir bestimmen daher: Jeden Tag ist Kapitelversammlung zu halten, bei der nach Verlesung und Erklärung eines Kapitels der Regel durch die Vorsitzende die Verkündigungen, Zurechtweisungen und Strafen gemäß der Uebertretungen vorgenommen werden. Wenn dabei jemand (was ferne sei) sich leichtfertig gibt oder frech der Aebtissin oder den andern das Maul anhängt oder unzufrieden murmelt, ist er noch strenger zu bestrafen, da wir nichr die Aebtissin oder anderen Vorsteherinnen bei ihren Beschwerden tauben Ohres übergehen wollen. 7) Da die Töchter Sions sich nur in ihrem Bräutigam Christus rühmen sollen, setzen wir fest: An Kleidern und Gewändern sollen sich keine auffälligen Kuriositäten, keine weltliche Eitelkeit finden, die bei den Zuschauern anstoßen könnten, keine gestutzten weißen Schuhe nach Mode der Edelfrauen. Pflichtvergessenen sollen diese unschicklichen Dinge weggenommen und sie ordentlich bestraft werden. 8) Da, wie die Erfahrung zeigt, durch das Betreten des Klosters seitens von Männern und durch das Hinauslaufen der Nonnen schwerste seelische Schäden entstehen, oft schmachvolle Skandale und andere Verstöße gegen die klösterliche Sittkamkeit täglich vorkommen, verbieten wir anmit für Männer jeden Zugang, gleichweichen Standes sie auch seien, in die Räume des Klosters, es handle sich denn vielleicht um eine ehrwürdige oder hochwürdige Person, der von der Aebtissin der Zutritt nicht gut verweigert werden kann. 9) Die Dienerschaft und die Arbeiter können hineingelassen werden, dodi haben sie nach getaner Arbeit sofort wieder zu gehen. 10) Das Hinauslaufen der Schwestern soll so eingeschränkt werden, daß niemand das erste Tor der Klausur ohne dringenden und vernünftigen Grund durchschreiten darf außer der Aebtissin mit den andern Vorsteherinnen zu wichtigen Geschäften. 11) Um künftigen Gefabren zuvorzukommen und zur besseren Wahrung des guten Rufes des Hauses als bisher, verbieten wir der Frau Aebtissin unter der Strafe unseres

38 :(38 HOHENZOLLEB SCHE HEIMAT Jahrgang 1965 schwersten Tadels, künftig die Schwestern über Nacht ohne unsere spezielle Zustimmung ausbleiben zu lassen. 12) Da eine Verminderung der Ueberzahl an Mägden zur Zeit nicht zu empfehlen ist, befehlen wir in Fürsorge für das Kloster, daß die, denen sie dienen, jährlich 6 Schilling Heller für Salz und Gemüse der Säckelmeisterin zu zahlen haben. 13) Da endlich ohne Eintracht und Frieden der Urheber des Friedens nicht verehrt werden kann, da sonst alle Verdienste und versprochenen Güter verloren gehen, befehlen wir hiermit allen Ordenspersonen dieses Hauses, Händel und Streit, Lärmen und Ausstreuen von Gerüchten gegeneinander energisch auszurotten, wodurch bisher in dieses Haus so viel Aergernisse und schwerste Verletzung der gegenseitigen Liebe entstanden. Alle sollen wie früher der Einheit, der Rücksichtnahme und dem Frieden dienen und das Gegenteil durch die entgegengesetzte Tugend ausmerzen. Euer Licht soll durch die Werke des Friedens und der Eintracht vor den Menschen leuchten, daß sie sich daran erbauen und den Herrn im Himmel lobpreisen. 14) Wer jedoch Beschimpfungen, Streit oder Händel gegen andere anfängt oder fördert, besonders aber den von uns wiederhergestellten Frieden mit Worten, Zeichen oder Werken selber bricht oder auf irgend eine Weise gefährdet, soll mit seinen Mitschuldigen dem Kerker verfallen, oder es auf entsprechende Weise sühnen. 15) Außerdem verbieten wir, daß irgend jemand etwas von den Kapitels- oder Ordenssachen nach außen trägt. Straffällige sind von der Aebtissin schwer zu bestrafen. 16) Das gemeinsame Bad des Konvents hat sonst niemand zu betreten noch durch seine Inanspruchnahme den Konvent zu hindern. 17) Die Priorin und Vorsängerin sollen das Regelbuch und Ordinarium öfter lesen und die Vorschriften bei Durchführung im Gottesdienst und bei anderen Zeremonien treu einhalten. 18) Wir bestimmen: An dem festgesetzten Tage müssen alle Ordenspersonen nach der Gewissenserforschung: demütig und fromm ihre Sünden beichten und dann die allerheiligste Eucharistie unseres Herrn Jesus Christus empfangen. Wer zur Zeit der Kommunion außerhalb des Klosters weilt, wird dies nach der Rückkehr nachholen. Wer dagegen ohne vernünftigen Grund und ohne Erlaubnis der Aebtissin die hl. Kommunion unterläßt, wird jeden Freitag bei Wasser und Brot büßen, bis er seine Schuldigkeit nachnolte. 19) Zu dieser hl. Kommunion darf keine Ordensfrau ohne das ordnungsgemäße (Buß-)Gewand hinzutreten. Uebertreterinnen werden aus dem Orden ausgestoßen und gehen ihres Erbteils verlustig. 20) Endlich ermahnen wir alle Ordenspersonen dieses Hauses und beschwören die Aebtissin, ihren Mitschwestern wie eigenen Töchtern eine Mutter zu sein, besonders sich, der Kranken und Bedrückten mütterlich anzunehmen, sie in christlicher Zuneigung zu lieben. Alle Glieder des Konvente soll die Aebtissin in wahrer Liebe umhegen, sie sollen ihr in Demut gehorchen, alle gegenseitig müssen zusammenstehen, Frieden halten, und der Gott des Friedens und der Liebe wird immer mit Euch, sein! Diesen Visitations- und Reform-Bescheid befehlen wir treu zu halten und jeweils an den Quatembern öffentlich im Kapitel zu verlesen und zu erklären, damit sich keine Nachlässigkeit in diesen Dingen einschleiche. Gegeben unter Anhängung unseres Abtssiegels am Tag der hl. Jungfrau Priska im Jahre 1514." (Orig. im fürstl. hohz. Archiv Sigmaringen. Das Hängesiegel ist verloren. Kopie im Erzb. Archiv Freiburg unter Z 462.) Joh. Adam Kraud. Verschwundene Siedlungen bei Jungnau Die Gegend um Jungnau an der unteren Laudiert muß siedlungsgeschichtlich als höchst interessant" genannt werden. Eine ganze Reihe ehemaliger Siedlungen, Höfe und Weiler, sind dort im Laufe der Jahrhunderte verschwunden. Man nennt solche Plätze Wüstungen", wie man von einem unbebauten Acker zu sagen pflegt, er liegt wüst". Die Siedlung Jungnau selbst hatte schon eine Vorgängerin in Burg und Weiler S c h i 11 a u. Als dann ums Jahr 1316 der Ritter Berthold von Schiltau seine Burg an den Ritter Burkart von Jungingen (aus dem Killertal) verkaufte, entstand nördlich der Burg Schiltau auf dem dortigen Felsen eine zweite Burg, deren mächtiger Turm noch heute als Wahrzeichen des Dorfes neben dem Kirchlein zu sehen ist. Die Burg Schiltau dagegen stand auf dem südlichen Felsen im Dorf, von der neuen Burg getrennt durch die heutige Bahnhofstraße, wo noch wenige Trümmer zu sehen sind. Die neue Burg wurde in der folgenden Zeit nach den Jungingern Junginger Au" oder Jungnau benannt, während der Name Schiltau langsam verschwand. Michael Walter 1 ) nimmt mit gutem Grunde an, daß dieser Name Schiltau von der dreieckigen schildförmigen Gestalt des Geländes gekommen sei, während A u soviel bedeutet als W iesengelände am W a s s e r". Durch einen künstlichen Arm der Laudiert waren die beiden Burgsiedlungen in alter Zeit' zusätzlich gesichert. Die Jungnauer Burg ist erst 1842 unverständlicherweise abgerissen worden, um dem neuen Schulhaus Platz zu machen, das nun im Schatten des Burgturms steht. Wegen der sicheren Lage in Fehdezeiten hat sich Jungnau durch die Jahrhunderte halten können, während z. B. das alte Dorf Empfingen in der Nähe des Bahnhofes und des Gottesackers völlig verschwunden ist. Auch die Ajltie Burg" südlich von Veringendorf (östlich von Lauchert und Landesbahn) war schon ums Jahr 1300 so benannt, also nicht mehr in Gebrauch. Unweit dieses Platzes sieht man auf dem südlichen Ausläufer des Kirchberges" (westlich von Lauchert und Biundesstraße an einem Trockentälchen) die spärlichen Ruinen der Burg Affelstetten, von deren Bewohnern nur noch wenige Urkunden zeugen. Ein Flurname Endelfingen ist der letzte Ueberrest des ehemaligen Indelfingen oder Sindelfingen, von dem Gust. Hebeisen 2 ) urkundliche Nachrichten gebracht hat, auch das Habsburger Urbar berichtet. Westlich der Stelle, an der sich unterhalb Jungnaus das Laucherttal verengt, sieht man einen steilen Felsen, der den Namen Altes Schloß" trägt. Hier stand ernst die Burg der Herren v. Hertenstein, einer Linie der Herren von Hornstein seit dem 13. Jahrhundert. Außer einem Abschnittgraben ist jedoch die ganze Herrlichkeit des Hertensteins verschwunden. Wenige hundert Meter lauchertaufwärts finden wir die Flur Isikofen, daselbst östlich der Lauchert und der Bahn die schwachen Ruinen der Burg. Hier stand der alte Grenzort Isinghofen (nicht zu verwechseln mit dem Kloster Inzigkofen!) der Grafschaft Sigmaringen und des Forsts uf der Scheer. Den Platz zeichnete eine Lauchertfurt aus, die längst weggeräumt ist. Den Flurnamen Endlekofen erkannte schon M. Walter 1 ) als Ueberbleibsel einer Siedlung. Sie hieß jedoch im 17. Jahrhundert als Flur Enkelkhofen", und kommt schon 1138 in der Zwiefalter Chronik des Mönches Berthold als A n - kilkofen neben dem schon erwähnten Isinkofen vor. 3 ) Kurz vorher hatte nämlich der Graf Heinrich von Berg d. j. dem Kloster Zwiefalten sechs Mansen (Bauerngüter) in A n - kilkofen, sein Bruder Bapoto in Isingkofen eine Mühle geschenkt. An diese erinnert nur noch die lange Mühlhalde Östlich gegenüber vom Hertenstein. Nebenbei gesagt: Um 1300 gab es in Veringendorf nicht weniger als vier Mühlen! Endlich stellte auch der erst um 1920 verschwundene Hof Hoppental eine uralte Siedlung dar. Er lag in der Mitte zwischen Jungnau und Hornstein, etwa 900 m nordöstlich vom Hertenstein. Dort wurden aus einigen Grabhügeln ein menschlicnes Skelett, Schmuckgegenstände und eiserne Lanzen- bzw. Pfeilspitzen gehoben. 4 ) Schon die genannte Zwiefalter Chronik berichtet 1138 an der angegebenen Stelle mit Ankilkofen und Isinkofen: Der Graf Heinrich von Berg der ältere haben in O p p i n t a 1 sechs Mansus (Bauerngüter) dem Kloster Zwiefalten geschenkt. Merkwürdigerweise haben die württembergischen Forscher A. Sulger (1698), Chr. Fr. Stälin (1847), die Oberamtsbeschreibung Ehingen (1893) und neuestens E. König und K. O. Müller (1941) dieses Oppintal fälschlich mit Mochental (Gmd. Kirchen b, Ehingen) gleichgesetzt, was schon aus rein sprachlichen Gründen völlig unmöglich erscheinen will. Was hindert uns, die drei zusammen genannten Orte Ankilkofen, Isinkofen und Oppintal von 1138 auch beisammen zu suchen, und zwar bei Jungnau? Und hier haben wir den Beweis: In der Beschreibung der Güter von Jungnau, die 1667 dem Kloster Zwiefalten gehörten bzw. zinsten, sind Grundstücke aufgezählt in Hoppental, Enkelkhofen und Isinkhofen, so wie auch ein Endelfinger (d. i. Indelfinger bzw. Sindelf inge r) T ä I e" genannt wird. 6 ) Man hätte also, in Stuttgart nur in 'en Zwiefalter Grundbüchern nachzusehen brauchen, um Oppintal richtig zu lokalisieren! Schließlich wird in alten Urkunden 2 ) noch (ca. 3 km westlich von Jungnau) eine Siedlung F r o w e n s b e r g genannt. Unrichtig dagegen scheint mir die Angabe A. Sulgers zu sein,

39 Jahrgang 1965 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT 39 die vielmal schon nachgeschrieben wurde, daß nämlich zwischen Inneringen und Jungingen (d. h. richtig: Jungnau!) ein Ort Baldenstein abgegangen sei. In diesem Baldenstein hat Adelheid von Gammertingen, Tochter des Grafen Ulrich, dem Kloster Zwiefalten vier Mansus und eine Mühle geschenkt. 6 ) In der angegebenen Gegend ist jedoch eine Mühle ausgeschlossen! Vielmehr verdient die weitere Angabe Sulgers eher Glauben, bei Wimsen-Zwiefalten habe es einen Ort Baldenstein gegeben. 7 ) Joh. Adam Kraus. Anmerkungen: i),,s' Zollerländle" von Flad, Beilage zu Der Zoller", Hechingen 21. 3, 1925, S ) Gust. Hebeisen, Mitteilungen des Vereins f. G. in Hohz. 60, 1926, S. 56 ff. Habsburger Urbar I, ) König-Müller, Die Zwiefalter Chroniken, 1941, S ) wie Note 1. Seite 3. 5) Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 23G, Nr. 81. «) König-Müller a.a.o. S. 201.?) Arsenius Sulger, Annales monast. Zwiefaltensis, 1698, S Der Hof Hoppental war nach 1930 auf den Karten in einer großen Waldlichtung eingetragen. Heute ist. alles Wald! Von Pfund und Mark in früherer Zeit Das Wort Pfund kommt vom lateinischen Worte pondo (pondus) Gewicht. Abgekürzt wird es als lb, das oft aussieht wie ein lateinisches M mit Durchstrich, was wieder eine Abkürzung aus 1 i b r a = Pfund ist. Während man seit 1856 auf 1 Zollpfund 500 g rechnet, das seit 1886 gesetzlich außer Kurs ist, aber privat noch viel verwendet wird, gab es in früherer Zeit keine einheitliche Größe dafür. Das römische Pfund z. B. hatte 327,45 g, das Wiener Pfund 280 g, im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen waren 1811 vier verschiedene Pfund gebräuchlich: zu 467,7 g, 482,32 g, zu 496,9 g und zu 584,6 g (Hohenzoll. Jahreshefte 1936, S. 143). Im Gebiet der alten Grafschaft Hohenzollern-Hechingen rechnete man schon im 16. Jh. mit zweierlei Pfund, dem leichteren mit 32 kölnischen Lot oder 467,7 g, und dem schweren Pfund mit 36 kölnischen Lot (für Fleisch und Eisen) mit 526 g. In Freiburg i. Brsg. hatte 1 Pfund Trockengewicht 32 Lot mit 473,6 g, das Pfund Naßgewicht mit 502,3 g. Als württembergisches Pfund werden 486,4 g und als Nürnberger Apothekerpfund 375,85 g angegeben. Die verwirrende Vielzahl der verschiedenen Gewichte im heutigen Hohenzollern früherer Zeit kann man im oben erwähnten Jahresheft nachlesen. Unter Karl dem Großen hatte das Pfund 367,2 g, geteilt in 15 Unzen. Man schlug aus dem karolingischen Pfund Silber 240 Denare (d = Pfennige). Als man im Jahre 1208 in Schwäbisch Hall anfing Häller Pfennige" aus Silber zu prägen ( H eile r"), gingen ebenfalls 240 Stück auf ein dortiges Pfund. Das Pfund Heller" blieb von da an bis ins 17 Jh. eine Rechnungseinheit für 240 Stück Heller (die zuletzt in Kupfer geprägt wurden), ohne daß man eigentlich noch auf deren Gewicht schaute. <Zine Unterabteilung, nämlich der Schilling, hatte 12 Heller, das Pfund dagegen 20 Schilling oder 240 Heller (wie noch heute in England 1 Pfund mit 20 Schilling und 240 Pence bzw. Pennies gerechnet wird). Der Schilling war ursprünglich eine Schild förmige Goldmünze (solidus) gewesen durch ß abgekürzt) und hatte 12 Denare enthalten. Die Abkürzungen der Denare = d, oft mit einer Schleife, diente zuletzt auch als Abkürzung für Pfennig. Daneben wurde aber auch in anderen Gebieten mit 1 Pfund Pfennigen = 240 Pfennigen gerechnet, wobei ein Wertvergleich fast unmöglich ist, weil beide Sorten nicht im gleichen Tempo der Entwertung verfielen. Ebenso verhielt es sich auch mit dem Gulden, ursprünglich im 13. Jh. in Florenz geprägt (daher florenus = fl abgekürzt), zunächst aus Gold, wie der Name sagt, später aus Silber. Er war in je 60 Kreuzer eingeteilt, weil ein Kreuz auf diesen Münzen sichtbar war. Sehr beliebt, aber im Werte zunächst höher, war im Jh. der rheinische Gulden (= rh. fl) mit 60 Kreuzern. Da aber auch er schleichend entwertet wurde, kann :nan "iur eine ungefähre Werttabelle aufstellen, wie sie in Hohz. Heimat 1953, S. 15 abgedruckt ist, wobei jedoch die Angabe 12 hl = 6 Pfennig zu streichen wäre! Die Mark mit 100 Pfennig als Münzeinheit besteht allgemein in Deutschland erst seit Im 10. Jh. war die Mark 2 /s eines römischen Pfundes, also gleich 218,20 g = 16 Lot = 64 Quintchen. Mark bedeutete in diesem Sinne Marke" oder Zeichen für Metallbarren mit behördlichem Stempel, und wurde schließlich als Gewichtseinheit gebraucht. Eine große Rolle spielte die kölnische Mark als Hälfte des kölnischen Pfundes, also 233,85 g, besonders beim Verkauf von Silber. Man kaufte und verkaufte mit so und so viel Mark Silber". Aber 1 Mark Silber schwankte eden mit dem Silberwert, bzw. Preis des Silbers im betr. Lande! Die deutsche Mark von 1872 an war gleich 1/2790 Teil eines Kilogramms Feingold, d. h. aus 1 kg Gold gewann man 2790 Goldmark. Diese Goldmark war bis 1914 ziemlich beständig im Wert, was bisher nie mehr erreicht wurde. Unsere jetzige Mark von 1948 z. B. soll jährlich 3% an Wert eingebüßt haben, was sich durch steigende Preise und Löhne kundtut. Höhere Preise und Löhne sind Selbstbetrug des Volkes, denn damit gräbt man das Grab für die Währung! Eine ganz genaue oder auch nur befriedigende Umrechnungstabelle von Pfund Heller" in Mark Silber", oder in Gulden oder rheinische Gulden", oder in Goldmark läßt sich wegen der schleichenden Entwertung und den Verschiedenheiten der Länder, Verhältnisse in guten und schlechten Ernte jähren, Preisen, Zeitereignissen wie Kriegen und Hungersnöte nicht aufstellen. C. A. Hanauer hat 1891 für das Elsaß folgende Münztafel aufgestellt (bei Luzian Pfleger, Die Elsäßische Pfarrei, Straßburg, 1936): Zeit Es galten in Goldmark: umgerechnet: 1 Pfund 1 Schilling 1 (Heller) 1 Gulden Pfennig , 5,20 0,45 38,80 GM , 5, 0,43 38, , 4,80 0,40 38, , 4,40 0,37 38, , 4,20 0,35 38, , 3,90 0,325 37,, , 3,30 0,275 36, , 3,30 0,275 33, , 3, 0,25 33,., ,20 2,96 0,25 32, , 2,60 0,22 28, ,20 2,76 0,23 30, ,20 1,96 0,16 22, ,20 1,76 0,15 21, , 1,25 0,10 16, ,20 0,86 0,07 13, ,80 0,74 0,06 (12, )., , 0,50 0,04 (10, ) , 0,80 0,07 8, , 0,60 0,05 6, ,60 0,48 0,04 5, , 0,40 0,03 4, Gewöhnlich ist im 16. Jh. angegeben, ob es sich, um Kreuzerwährung handelt, oder ob noch mit Pfund, ß und hl gerechnet wird. Im Jahre 1667 rechnete man in unserer Gegend (Jungnau bzw. Zwiefalten) 38 Schilling Heller alter Abgaben um in 1 Gulden 16 Kreuzer; 32 Schilling dagegen in 1 fl 4 kr; acht Schilling in 16 Kreuzer; 35 ß 4 hl rechnete man in 1 fl 10 kr 4 hl. Somit wurden 1 Pfund Heller zu 40 Kreuzer oder 2 h Gulden genommen. NB. nur in dieser Zeit!) Eine Umrechnung eines Pfund Heller in rheinische Gulden entnahm der Schriftleiter aus Verteutschungsbuch" von Dr. Karl Friedrich Dobel Im Jahre 1220 stand 1 Pfd Heller im Wert von 3 rh. Gulden. I. J stand 1 Pfd. Heller im Wert von 2 fl. rh. u. 24 kr. I. J stand 1 Pfd. Heller im Wert von 1 fl. rh. u. 25 kr. I. J stand 1 Pfd. Heller im Wert von 1 fl. rh. u. 20 kr. I. J stand 1 Pfd. Heller im Wert von 1 fl. rh. u. 12 kr. I. J stand 1 Pfd. Heller im Wert von 1 fl. rh. dagegen im J Pfd. Pfennige im Wert von l l /i Gulden. Kurz, die Umrechnung in heute gültige Währung steht jederzeit auf schwankenden Füßen, da ja die heutige Währung ebenfalls ständig im Werte weniger wird. Im Jahre 1460 galt z. B. eine gute Kuh 6 8 Gulden, und heute? Joh. Adam Kraus. Der Sigmaringer Römerbau unweit der alten Straße nach Krauchenwies, den man 1963 und 1964 ausgrub, hat sich nach Feststellung des Spezialisten Dr. Philipp Filtzinge r aus Köln bezw. Stuttgart als, Station für ca. 20 Benefiziarier (Kriegsveteranen) zur Überwachung von Straßen und des Donauübergangs bei Laiz erwiesen. Es sei die bisher einzig ungestörte Fundstelle eines solchen Postens in Deutschland. Man fand außer dem Münzschatz auch den Schmiedofen zum Beschlagen der Pferde. Zwei rechteckige Gebäude wurden festgestellt, eines zur Verwaltung mit Büro und Magazinen, das andere wenig seitwärts als Wohnung, wohl aus den Jahren nach Christus. Das Verwaltungsgebäude soll vorerst nicht zugeschüttet werden.

40 :(40 HOHENZOLLEB SCHE HEIMAT Jahrgang 1965 Eine alte Bibliothek in Sigmaringen - Hohenzollern ist reich an alten Bibliotheken, und ganz besonders Sigmaringen, Hier finden wir die Fürstl. Hohenz. Hofbibliothek, die Handbibliothek des Fürstl. Archivs, die Amtsbücherei des Staatsarchivs, die Landesbücherei, die Bibliothek des Klosters Gorheim usw. Nicht oder kaum genannt wurde bis vor kurzer Zeit die alte Kapitelsbibliothek des katholischen Dekanats Sigmaringen. Warum? Nun, sie war seit Jahrzehnten mehr oder weniger verschollen. Auch wußte niemand genau, was für Bücher sie enthielt. Dabei handelt es sich um eine Bibliothek von eineinhalbtausend Bänden. Seit über zehn Jahren befindet sie sich im Erzbischöflichen Studienheim St. Fidelis, wo sie ein unbeachtetes und fast gefährdetes Dasein führte. Hunderte von Büchern waren direkt unter dem Dach, untergebracht, wodurch sie zum Teil unter der Feuchtigkeit litten. Diese Bücher wurden in monatelanger Arbeit in der Freizeit vom Verfasser dieses Berichtes neu geordnet, katalogisiert und aufgestellt. Doch nachstehend zur Geschichte der Kapitelsbibliothek. Seit 1820 besteht diese Bücherei. Nach dem Beschluß des Kapitels (Kapitelsstatuten von 1825) sollten für die Kapitelsbibliothek und die Lesegesellschaften jährlich 20 bis 30 fl. aus der Kapitelskasse aufgewandt werden, während jeder Pfarrer 1 fl. 30 kr. für denselben Zweck entrichten mußte. Damals wurde der Grundstock für diese heute so umfangreiche Bücherei gepflanzt. Nachdem die Bibliotheken der aufgehobenen Klöster Hedingen und Beuron jahrelang sehr schlecht und ungeschützt untergebracht waren, erbot sich das Kapitel Sigmaringen, für 50 fl. die Bibliotheken aufzukaufen. Die Regierung in Sigmaringen Besitzer der Bibliotheken stimmte dem Kauf bei, der dann 1825 erfolgte. Die aufgekauften Bücher es waren nur bestimmte ausgewählt worden wurden im Pfarrhaus in Krauchenwies aufgestellt, Im Jahre 1853 veröffentlichte Dekan Emele ein Verzeichnis dieser Bücher. Dessen Titel; Verzeichnis der Bücher, welche aus den angekauften Bibliotheken der Klöster Beuron und Hedingen als der Aufbewahrung würdig ausgelesen und in fünf dazu bestimmten Schränken im Pfarrhause in Krauchenwies aufgestellt worden sind." Der Katalog wurde eingeteilt in: I. Bibeln, Neue Testamente oder einzelne Teile der heiligen Schrift A. T. und N. T. (ca. 20 Bd.) II. Concordanzen. (ca. 10 Bde) III Biblische Commentare, Paraphrasen etc. (ca. 100 Bde) IV. Kirchenväter und andere berühmte kirchliche oder geistliche Schriftsteller, (ca. 100 Bde.) V. Geschichte, Kirchengeschichte, Acta Sanctorum, Legende, Biographien, (ca. 70 Bde.) VI. Concilien, Verordnungen der Päpste, Zuammenstellungen derselben, Decretum, Decretales, Bullarien, Ius Canonicum, Abhandlungen über einzelne Materien desselben, (ca. 100 Bde.) VII. Dogmatik, Moral, Pastoral, Controversschriften. (ca. 40 Bde.) VIII. Katechetischer Religionsunterricht, Predigtsammlungen, Liturgische Werke, Varia, (ca. 60 Bde.) IX. Philosophie, Jurisprudenz, Medicin, Naturlehre, Geschichte, Sprache, Poesie etc. (ca. 80 Bde.) Wenn wir die Bestände dieses Kataloges mit den Büchern vergleichen, die heute noch davon im Besitze des Dekanates sind, müssen wir feststellen, daß über die Hälfte der im Katalog aufgeführten Druckwerke fehlt. Dies hat wohl seinen Hauptgrund darin, daß die Bibliothek oft verlagert wurde. Anscheinend blieben an fast jedem Lagerort einige Bücher hängen"! So sind, um nur zwei kleine Beispiele zu nennen, über 10 Bibelausgaben und über 20 Bibelkommentare des 15. Jahrhunderts verschwunden. Die Bibliothek erhielt im letzten Jahrhundert aber auch großen Zuwachs, wie die vielen Besitzvermerke in den Büchern zeigen. Meist handelt es sich um Nachlässe verstorbener Pfarrer. So vermachte z. B. der damalige Stadtpfarrer von Sigmaringen, der selber einige Bücher geschrieben hat, Maximilian Joseph Herz, viele Bücher der Kapitelsbibliothek. Natürlich kaufte das Kapitel auch viele Bücher und Schriften. Um die letzte Jahrhundertwende war die Dekanatsbibliothek im Kloster Gorheim bei Sigmaringen zur Aufbewahrung. Dort wurde von einem Frater des Klosters ein Iwein-Fragment (Q) des Hartmann von Aue entdeckt, das einem Buch als Einband gedient hatte. Das Fragment wurde herausgelöst (das Buch ist noch vorhanden) und in der Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 47 (1904)" veröffentlicht. In der Kapitelsbibliothek befindet es sich sicher nicht mehr, vielleicht im Kapitelsarchiv, das aber nicht zugänglich ist. Es ist bedauerlich für so ein wertvolles Stück, zumal im Kapitel nicht einmal bekannt war, daß es diese Handschrift noch besitzen müsse! von Kari wemer steim Im Jahre 1955 wurden die Druckwerke rund 200 Bände die zum- ehemaligen Augustiner-Chorherrenstift Beuron gehörten, an die heutige Benediktiner-Erzabtei Beuron zurückgegeben, wenn auch nur als Depositum, also mit dem Besitzrecht des Dekanates Sigmaringen. Die Erzabtei ist seit Jahren bemüht, die einst sehr umfangreiche Bibliothek des Augustiner-Chorherrenstifts, die nach der Säkularisation in alle Winde zerstreut worden war, wieder zurück nach Beuron zu bringen. Auch heute noch tauchen hier und dort Bücher dieser kostbaren Bibliothek auf. Was war der Zweck der Kapitelsbücherei? Der Name sagt schon, daß sie dem Kapitel gehört, also dem heutigen kath. Dekanat Sigmaringen. Diese Sammlung Bücher sollte bis in unser Jahrhundert den Pfarrern der Stadt u 9 Umgebung von Sigmaringen zur Information und Weiterbildung dienen. Eine solche Einrichtung war sehr sinnvoll, denn im vergangenen Jahrhundert konnte sich nicht jeder Dorfpfarrer die nötigen Bücher aus eigenen Mitteln kaufen. Wenn dagegen jeder Pfarrer eine bestimmte Summe beisteuert, können die Bücher gekauft werden. In der Kapitelsbibliothek fand der Pfarrer alle Bücher, die er für Kirche, Schule und dgl. brauchte. Heute besitzt natürlich jeder Pfarrer die Bücher, die er laufend braucht, selbst. So kommt es auch, daß diese Bibliothek, in der ohne Zweifel Tausende an Wert stecken, heute nicht mehr benutzt wird. Auch ist sie längst nicht mehr auf dem neuesten Stand; aber es gibt doch viele Bücher in ihr, die man ab und zu auch heute noch braucht. Diese werden dann nicht benutzt, weil nicht bekannt ist, bzw. war, welche Werke die Bibliothek besitzt. Was enthält die Kapitelsbibliothek heute? Von den einst relativ zahlreich vorhandenen Inkunabeln, Druckwerken also, die vor dem Jahr 1500 gedruckt worden sind, und von den Frühdrucken bis 1530, sind nur noch wenig über 20 vorhanden, darunter das älteste Buch aus dem Jahr Ferner finden wir aus dieser Zeit zwei Bibelausgaben des Erasmus von Rotterdam aus den Jahren um Mehrere Concordanzen des frühen 16. Jahrhunderts sind auch noch vorhanden. Meist finden sich theologische Werke, viele Predigtsammlungen, Apologien, Wegweiser zur Seelsorge, auch philosophische Arbeiten, Literaturgeschichten, Kirchengeschichten u. a. Besonders erwähnt seien auch die rel. zahlreichen frühen Bibelausgaben und Kommentare. Als Seltenheit fällt ein syrisches Neues Testament des 17. Jahrhunderts auf. Unter den Büchern, die an das Kloster Beuron abgegeben wurden, befindet sich auch das Buch von S e b. S a i 1 e r: Lehrend und Bittende Großmutter des Christenthums Heilige Anna v Es enthält die Ansprache Seb. Sailers zur Einweihung der St. Anna-Kirche in Haiger 1 o c h. Dieses Buch ist besonders selten und wertvoll. (Vergl. Hohenz. Heimat" Jahrg S. 22.) Ferner findet sich in der Kapitelsbibliothek in Sigmaringen viel Schrifttum von und über den damaligen Konstanzer Bistumsverweser Freiherrn von Wessenberg und die damalige Diözese Konstanz. Sogar lutherische Schriften, einige von Luthers Sendschreiben, fehlen nicht. Sehr bedeutend ist auch die Zeitschriftenabteilung der Bibliothek. Mehr als dreißig verschiedene Zeitschriften sind in einer oft beachtlichen Anzahl von Jahrgängen vorhanden: Zum Beispiel: Stimmen aus Maria Laach, Theolog.-prakt. Quartalschrift, Hist.-pol. Blätter fürs kath. Deutschland, Der Katholik, Archiv für die Pastoralkonferenzen des Bistums Konstanz, Freiburger Diözesanarchiv u. a. Die Zeitschriften, die zum Teil gebunden sind, ergeben eine Reihe von 25 lfd. Metern. Der Verfasser legte zwei Zettelkarteien der Bibliothek an und hektografierte den Alphabetskatalog, der zahlreichen Interessenten zugegangen ist. Auch die Oeffentlichkeit nahm großes Interesse an der Bibliothek. Berichte über die Neuordnung kamen in fünf Tageszeitungen und zwei Zeitschriften. Ferner brachte der Südwestfunk einen Bericht über die Bibliothek und der Süddeutsche Rundfunk ein Gespräch mit dem Verfasser über die Art und Ordnung der Bücherei. Wie alle Bibliotheken mit wissenschaftlichem Buchbestand, erhielt auch diese ein S i g e 1, und zwar von der Staatsbibliothek Marburg der Stiftung Preuß. Kulturbesitz, das S i g e 1 S i g 2. Außerdem ist der wissenschaftliche Buchbestand der Kapitelsbibliothek im Zentralkatalog von Baden-Württemberg erfaßt. Nachdem die Bibliothek des Dekanates Sigmaringen, dio alte Kapitelsbibliothek, im großen Treppenhaus des Erzbischöflichen, Studienheims in Sigmaringen untergebracht ist (in eigens neu angeschafften Regalen), ist sie nicht nur die bedeutendste Kapitelsbibliothek Hohenzollerns, sondern kann sich auch mit anderen Bibliotheken ihrer Art über die Grenzen unseres Zollerländchens hinaus messen. Trotz der großen Verluste, die sie erlitten hat, hat sie immer alte und seltene Schätze aufzuweisen. noch

41 .lahrgang 1965 HOHENZOM-ERISCHB HEIMAT 41 Der Malermönch Das Benediktusleben, das Lenz komponiert hat, wirkt so überzeugend, daß man die weichlichen Barock- oder Rokokobilder von Benediktinerheiligen nicht mehr sehen kann. In Italien habe ich mich nach Benediktusbildern großer Künstler vergebens umgesehen. Es fällt auf, daß sich die darstellende Kunst für diesen großen Ordensvater erst im Barockzeitalter intensiver interessiert hat und daß sein Führergeist vierzehnhundert Jahre warten mußte, bis ein Künstler großen Formates ihn in monumentaler Auffassung bildlich verherrlichte. Es ist schon merkwürdig, wenn man an das Franziskusleben in der Oberkirche St. Francesco zu Assisi oder an die Dominikanerbilder im St. Marcokloster zu Florenz denkt. Diese Aufgabe blieb Pater Desiderius Lenz gestellt. Seine Erfüllung trug ihm Unsterblichkeit ein. Die Kunst, die Lenz uns schenkte, fußt im römischen Geiste St. Benedikts. Sie ist jeder Individualität bar und voll aristokratischer Ruhe. Aber sie konnte nur in der engeren Peripherie des Ordens gedeihen. Verheißungsvoll setzt sie mit der Gründung Beurons ein. Wenn auch mehr geduldet als absolut verstanden, erreicht sie aber dennoch ihren Höhepunkt in der Torretta und später in Soccorpo am Grabe St. Benedikts zu Monte Cassino. Kommt man aus der engeren Heimat des Künstlers auf den Berg St. Benedikts nach Monte Cassino, ist man hochinteressiert, die Beuroner Kunst in den alten historischen Räumen zu sehen und man versucht nachzufühlen, was aus der Verheißung im oberen Donautal weiterhin geworden und wie sie sich in die südliche Landschaft, Architektur und zu deren Menschen stellte. Das erkennt man sofort: zu Monte Cassino hat monumentale Kunst nicht nur eine symbolische Bedeutung und einen historischen Rahmen. Sie hat Heimatrechte innerlichster Art. Sie hat eine Mission an die ganze Welt. Die Malereien erinnern sofort an die Fresken der Mauruskapelle zu Beuron. Das ist der Primäreindruck. Pater Desiderius mußte sich in vorgefundene Raumverhältnisse einfühlen. Sein architektonischer Sinn dokumentiert sich stark. Das ist der zweite Eindruck. Doch ab und zu meint man, den Räumen sei etwas Gewalt angetan, und das lineare Auf- und Nebeneinander mutet nicht mehr so weich geschlossen an wie zu St. Maurus. Es kommt eine mehr strengere Note in der' Vortrag etwas Bewußtes. Man spürt, die Künstler sind sich ihres Wollens klarer bewußt. Oder ist diese strengere Wirkung die Folge des von Pater Desiderius erst nach der Erstellung der Mauruskapelle gefundenen Kanons? Jedenfalls spürt man die Mollnote von Pater Gabriel Wüger, die an und in der Mauruskapelle so wohltuend in Ausführung gelangte, hier minder stark. Der eigenwillige Architekt kommt auffallend in der gesamten Raumdisposition zum Durchbruch, schaut aus Ornament und figuraler Komposition heraus. Es ist und bleibt bedauerlich und unbegreiflich, daß dieser übergewöhnlich mächtigen Urbegabung kein Mäzen erstand, der ihr Bauaufträge übermittelt hätte! Hier StHrie seine Veranlagung geradezu laut vernehmbar nach architektonischer Berufung. Die meist in Quadraten angelegten Zellen tragen in ihrer Anlage schon starken Durakkord. So ist wohlbegreiflich, daß von den Italienern diese Beuroner Kunst fast nie verstanden wurde. Troppo duro" viel zu hart war das welsche Urteil. Auf der Reise nach Neapel und öfters von Rom aus war ich nach Monte Cassino gekommen. Aber jedesmal, da ich in die Torretta kam, war ich froh, daß die Torretta in Italien und die St. Mauruskapelle in Hohenzollern ist. Dort im Donautal ist die Urtümlichkeit rein, jungfräulich, unbewußt, es fließt noch ein besonderes Quantum Naivität mit. Hier aber kam es mir vor, als ob schon zu viel Wissen in das Schaffen mit eingeflossen sei, das das Primäre, Naive vom Donautal nicht mehr aufkommen lassen will. Die Zirkelspuren wohl abgemessener Teilungen möchte man weniger markant wünschen und malerisch gelockerter vorgetragen sehen. Eines erlebt hier eine beispiellose Höhe: die Reliefplastik. Ein fein fühlender und zart empfindender, aus dem Schreinerhandwerk hergekommener Joseph Leiburger aus Mühlheim bei Beuron, der die architektonisch-plastische Form von Lenz rein nacnzuschaffen vermochte, bildete Reliefe, die man um der Einheit ihrer Form, um die Wohlklänge ihres Rhythmus neben die beste antike Plastik stellen kann. In einer ähnlichen Zartheit hat nie mehr ein Plastiker den Meister nachzuempfinden vermocht. Schöpferisch unbegabt, aber als Nachschaffender eine vor- von Kunstmaler Hermann Anton Bantle t (Fortsetzung) treffliche Hilfe. Nicht vorgebildet, folglich auch nicht verbildet. Er starb in Monte Cassino, zu früh. Joseph Leiburger, von dem kein Mensch spricht, war nicht Mönch. Er kam als Schreinergehilfe nach Beuron und unterstützte von seinem bescheidenen Verdienst seine alte Mutter. Man nannte ihn nur den Schreinerjosef. Lenz entdeckte sein künstlerisches Nachempfindungsvermögen. Als er dann in Monte Cassino seine manuellen Dienste benötigt, holte er ihn nach dort. Dieser Schüler, man denkt an die Meisterschüler früherer Zeiten,entwickelte sich zum treuen Nachempfinden und wurde des Meisters ausübende Hand, die uns Reliefplastiken von erstaunlicher Vollendung und Reife schenkte. Restlos sind seine Plastiken der Intension, der Inspiration von Lenz gefolgt. Seine Begabung kam unter des Meisters Leitung und unter Einwirkung einer befruchtenden Umgebung alter Kultur, wie der heilige Berg sie bietet, zu schöner Entfaltung. Vielleicht wäre sie auf einer obligaten Schule untergegangen. Tatsache bleibt, daß kein zweiter die Entwürfe von Lenz so vollendet und ungequält wiedergeben und vergrößern konnte. Von den Italienern, die der Lenzschen Kunst nicht allzuviele Sympathien entgegenbrachten, wurden diese streng linienbetonten Plastiken stets bewundert. Leiburger zeigt, wie in der bildenden Kunst vor allem das Erfinden, der eigentliche Schöpfungsakt ist. Das Ausführen aber, das die bildende Kunst benötigt, bleibt im wesentlichen handwerkliches Können. Je nach Gefühlszutat vermag es die Ursprungsidee festzuhalten, zu vertiefen oder zu verflachen. Leiburger war ein glücklichst veranlagter Handwerker von künstlerischer Qualität wurde die Torretta fertig. Die Künstler zogen nach dem Norden, um in der Abtei von Abt Benedikt Sauter in Emaus zu Prag Kirche und Kloster auszumalen. Dort waren wieder Einordnungen in schon gegebene Raumverhältnisse notwendig. Pater Gabriel Wüger kam, wohl unter persönlicher Einwirkung von Abt Sauter, in einem Marienzyklus zu besonderer Auswirkung. Abt Benedikt Sauter, der als Kantor eine erste Kraft war, dessen herrliche Stimme und reiner Vortrag hohe Bewunderung hervorrief, war eine gemütstiefe Künstlernatur. Er wußte aus Erfahrung, daß selbst die höchste Kunst bei korrektem technischen Vortrag ohne Beimischung von Gefühlsmomenten nicht in die Seele zu greifen vermag. Er gab seinem Vortrage innerliches Erleben mit. Er wollte die strengen Kompositionsgesetze, die Pater Lenz aufgestellt hatte, durch die persönliche Begabung Pater Wügers gemildert haben. Und so sehen wir in dem in der Emauser Klosterkirche gemalten Bilder-Zyklus die Gefühlswerte von Pater Gabriel bis an die Grenze des Nochmöglichen erschöpft und ausgebeutet. Die Muttcrgottes-Darstellung lag tief im Rahmen seiner Begabung, entsprach ganz und gar seiner Vollveranlagung. Das Werk trägt in vollster Weise seine persönliche Note. Zwei Kompositionen davon stammen von Pater Lukas Steiner. Der ganze Zyklus ist an eine große Seitenwand der gotischen Abteikirche in nassen Kalk gemalt. Es folgte der Auftrag, in die neugotische Marienkirche zu Stuttgart einen Kreuzwegfries zu malen. Die Ausführung erfolgte nicht in Fresko, sondern in Keimscher Mineralmalerei, die damals als Freskoersatz von Keim in München erfunden war. Diese Maltechnik, die auf eigens präpariertem Grund sowohl auf Leinwand als auch auf der Wand ausgeführt wer - den kann, sollte die Schwierigkeiten der Freskotechnik beheben und das Malen erleichtern. Beim Freskomalen muß der Künstler ein vom Maurer wohl präpariertes Mauerstück an dem Tage fertig malen, an welchem die Mauerfläche aufgetragen wird. Nur solange diese frischgemauerte Partie noch naß ist, kann man auf sie malen. Nur der Künstler, der rasch arbeitet und der keinen Fehlstrich macht, vermag in nassen Kalk, ins Frische al fresco zu malen. Das ist eine nervenzehrende Sache. Wenigen Künstlern gereicht das Freskomalen zur Freude. Um die außergewöhnliche Schwierigkeit zu beheben, brachte Keim eine Ersatztechnik für das Fresko, die dieselbe Wirkung eines in nassen Kalk gemalten Wandbildes haben sollte. Bei dieser Keim'schen Mineralmalerei kann man zu jeder beliebigen Zeit anfangen oder aufhören. Man kann malen, wie man will.. Es hat aber diese Technik in den Künsterkreisen nicht die Aufnahme gefunden, die ihr Erfinder ihr zudachte. Alle Farben mußten mit Baryweiß gemischt sein. So bekamen durch diesen Zusatz von Schwerspat die Farben etwas Kai-

42 42 HOHSKZOLLERI9CHIS H U M A T Jahrgang 1965 tes.. Jene warmen und tiefen Tinten, die das Fresko ermöglicht, sind hier nicht mehr erreichbar. Diesen Hangel trägt das Stuttgarter Werk der Beuroner Künstler in auffallender Weise an sich. Anklänge an die St. Mauruskapelle erkennt man nicht so leicht. Es kommt eine Farbnote in Auswirkung, die man vorher bei diesen Künstlern nicht kannte. Als Pater Gabriel und Pater Desiderius an den Kartons dieser Kreuzwegstationen arbeiteten, kam ich während eines Besuches in das Atelier zu Beuron. Damals befremdeten mich die überladenen Kompositionen. Das war gar nicht mehr die Einfachheit der St. Maurusmalerei! Gewiß, Einzelfiguren dieses Kreuzwegs sind unvergleichlich, in ihrer Empfindung aber zu einer dramatischen Darstellung, wie wir sie heute von einer Passionskomposition fordern, konnte die monumentale Kunstsprache von Lenz nichts absolut Befriedigendes geben. Dafür war auch die Veranlagung von Pater Wüger wiederum zu rein lyrisch. Schon an der Hauptfigur, der Christusdarstellung, versagte eine Kunst, die alle Gefühlswerte auf das Mindestmaß reduziert und um ihrer Prinzipien wegen einschränken muß. Sie ging über die Grenze des Monumentalen. Sie gab eine Konzession an das Tafelbild, an das Erzählenwollen oder an das Literarische in der Kunst, dem Lenz in seiner Kapelle bei Beuron bewußt ausgewichen war. Ob die Stuttgarter Auftraggeber, als sie dem Abte zu Beuron ihren Wunsch mitteilten, von seinen Künstlern einen gemalten Kreuzweg für ihre Marienkirche zu erhalten, die Bedingung gestellt, daß die Figuren nicht so steif" sein dürfen wie die St. Maurusbilder? Das schwäbische Volk, dem die Mauruskapelle sehr wohl gefiel, meinte oft: Die Bilder sind schön, wenn sie nur nicht so steif wären!" (Steif wäre hier gleichbedeutend mit gefühlsarm, gestenlos, unerregt.) Und so wird wohl der Abt seine Künstler verpflichtet haben, ihren Stil bei diesen Passionsbildern zu mildern. Der bodenständige Süddeutsche ist Barockmensich. So sieht er alle Kunst durch das Barock hindurch. Während hervorragende Malereien vom 9. bis 11. Jahrhundert der Oberzellkirche auf der Insel Reichenau, Goldbach bei Ueberlingen, der Michaelskirche zui Burgfelden und andere hochwertige gotische Kunstdenkmäler in Architektur, Plastik und Malerei den meisten Süddeutschen bekannt sind, steht der Alemanne und Schwabe in keiner Beziehung zum Mittelalter. Ihn hat die Reformation so erschüttert, daß er ihrer vorausgehenden Kultur mit dem Verstände, aber nicht mehr mit dem Gefühl nahezukommen vermag. Deshab sollte der Stuttgarter Kreuzweg als Volksandachtskunst Gefühlsmomente bringen. Die Prinzipien von Pater Desiderius mußten so hier versagen. Das Resultat wurde wie es immer ward und wird wenn man den schöpferischen Genius bevormundet. Nur der Künstler selbst kann für den Schöpfungsakt maßgebend sein und sich dafür verantworten. Dieser Kreuzweg ist Beispiel eindringlichster Wirkung, wo die Grenze des Nurmonumentalen und die Möglichkeit des tragischen Vortrages sich trennen müssen. Die Beuroner Künstler zogen ihre Lehren: Sie haben nie mehr Aehnliches versucht. Vielleicht wäre der Kreuzweg erträglicher, wenn nur in einem Farbton gemalt worden wäre, wie das Benediktusleben in Monte Cassino. Seine in Linie und Farbe überladenen Kompositionen bringen auch im Kolorit keine Passionseindrücke auf. Man bleibt unbefriedigt. Die Beuroner Kunst ist Freskalkunst, auch als Mosaikausführung berechtigt. Beim Täfelbild, das in sich selbst ruhend eine eigene Welt darstellt, nicht an Architektur gebunden ist, wirkt die Flächenhafte Freskostil-Behandlung der Beuroner Art nicht... Die Benediktinerinnen, die in einer Vorstadt von Prag ein Kloster gebaut hatten, das dem Abt Benedikt Sauter unterstellt war, baten ihn, Kirche und Chor auszumalen. Sie lassen Lenz seinen Genius frei entfalten. Noch einmal setzt er seine Prinzipien rein durch. Doch der Freund, Pater Gabriel Wüger, der 63jährig zu Monte Cassino das Zeitliche gesegnet hatte, ist ihm nicht mehr Helfer. Mit einem Stabe von Schülern wirkte der Meister jetzt jahrelang an der Ausschmückung der Frauenabteikirche und dem Frauenchor zu St. Gabriel in Prag. Da die mitschaffenden und ausführenden Kräfte aus jüngeren Künstlern bestanden, konnte die Freskotechnik, die Kunst gewandter Männer, wie Michelangelo sagte, nicht angewendet werden. Die Malereien wurden in Temperatechnik ausgeführt. Diese Technik, bei der die Farben durch Ei-Emulsion gebunden werden, hat die Leuchtkraft nicht, die das Fresko in sich trägt. Wir können somit in St. Gabriel jene unvergleichliche Transparenz der Farben, wie wir sie an der St. Mauruskapelle erkennen, nicht erwarten. Besitz des Kl. Güterstein um Steinhilben Am Tag des hl. Märtyrers Valentin, 14. Februar des Jahres 1475, verkaufte das Karthäuserkloster Güterstein bei Urach allen seinen Besitz um Trochtelfingen, nämlich Steinhilben, Haid, Stetten u. Holst, und Feldhausen, an den Allerseelenaltar zu Trochtelfingen um 1008 Pfund und 14 Schilling Heller wirtembergischer Münze. Ich Bruder Konrad, der Prior 1 ) und wir, der Konvent des Gotteshauses zu dem Güterstein, Cartuser Ordens in dem Konstanzer Bistums, bekennen, daß wir mit wohlbedachtem Sinn zum besseren Nutzen unseres Gotteshauses hiermit an den Schultheiß, Burgermeister und das Gericht zu Trochtelfingen als Pfleger, und an Herrn Hans Wieland von Trochtelfingen, Kirchherrn zu Ellwangen als einen Stifter der neuen Pfründe des Altars der armen elenden Seelen 2 ) und aller gläubigen Seelen, die der genannte Herr Hans Wieland an die Pfarrkirche zu Trochtelfingen gestiftet hat, alle unsere Hofe und Güter samt deren Zubehör zu Steinhilben, Wettishausen 7 ) Meidelstetten, in der Haid, Stetten unter Holnstein und Feldhausen verkauft haben. Nämlich das Gut Ludwig Heinzelmanns 2 a) zu Steinhilben, samt dem Steinhaus, der Scheuer, dem Garten und den Wiesen, die dazu gehören und was er derzeit innehat, wovon er und seine Erben jährlich geben 4 Pfund und 5 Schilling (ß) Heller. Das Haus mit Zubehör ist ihm vererbt worden als Erblehen, und der Inhaber gibt davon 10 ß Handion und 10 ß Weglösin, wann oder wie er oder seine Erben davon fahren, lebend oder tot. Item derselbig Lud. Heinzelmann hat des Haupts Hof 3 ) zu Steinhilben, wovon er und seine Erben jährlich 6 Scheffel Vesen und ebensoviel Haber liefert Er soll neun Trochtelfinger Viertel geben für einen Reutlinger Scheffel. Er gibt ferner davon 1 Pfd. 9 ß hlr jährlichen Zins. Der Handion dieses Erblehens beträgt 15 ß hlr und die Weglösin ebensoviel. Item Konrad Heinzelmann daselbst hat ein Gut und Hof mit Zubehör gegen jährlich 4 schf 4 vtl beiderlei Korns, halb Vesen, halb Haber, auch 9 vtl für einen Reutlinger Scheffel gerechnet. Er gibt auch 1 ß hlr jährlich Zins aus der Egerd an dem Crützberg zu Steinhilben. Der Hof ist Erblehen und gibt als Handion und Weglösin bei Veränderung des Besitzers je 15 ß hlr. Item Aberlin Höniß zu Steinhilben gibt aus des Maisers Hof 4 ), den er als Erblehen besitzt, jährlich 5 schf und drei vtl. beiderlei Korns, je zur Hälfte Korn und Haber, ebenfalls Reutlinger Meß. Gibt auch 2 ß hlr Zins aus dem Gut und der Hofstatt und Hofraite, darin ein Ker" 5 ) ist, gelegen bei der Hül b, stoßt an sein Haus und Scheuer. Er gibt als Handion und Weglösin 15 ß hlr, wenn er oder seine Erben davon fahren, lebend oder tot. Item Heinz Schaidlin hat ein Erblehen, das Blankensteins gewesen ist. Er gibt daraus jährlich 10 vtl Vesen und 10 vtl Haber, Trochtelfinger Meß, wovon neun Viertel einen Reutlinger Scheffel machen. Ferner gibt er daraus 10 ß hlr Zins und 60 Eier uf Ostran", auch 1 Herbsthuhn und 1 Schulter (Schinken, Schäufele), dazu Handion und Weglösin je 10 ß hlr. Item Heinz Beck, Benzen Becken ehelicher Sohn, und seine Erben geben jährlich 8 ß hlr Zins und 1 Herbsthuhn aus seiner Hofstatt, darauf Haus und Scheuer stehen, auch dem Garten dahinter, ist gelegen an der Schrayen 6 ) bei Klausen Rümlis Haus zu Steinhilben. Ferner Klaus R ü m 1 i n (Külmin?) gibt jährlich 3 ß hlr Zins und 1 Herbsthuhn aus Hofraite, Haus, Hofraite, gelegen bei Heinz Becken Hofstatt an der Schrayen zu Steinhilben. Dabei ist zu wissen, daß Herr Diem von Steinhülben 3 ) alle seine Güter und Leute und Rechte zu Steinhilben Unsrer lb. Frau zu dem Güterstein frei ergeben hat mit allem Zubehör, wie er es als väterliches Erbe innehatte. Dieselben Rechte übergeben wir anmit den Pflegern zu Trochtelfingen, nämlich: Das Gut W e t i s h u s e n "'), ein Drittel an dem oberen Holz und Feld, Zwing und Bann, Gewaltsamy und Rechten, Gewohnheiten und Zugehörden. Auch das Drittel der Landgarbe aus Wetishusen, wenn der Hof in Bau ist. Ferner 1 Pfund Heller jänrlichen Zins aus dem unteren Teil Wettishausen und aus dem Brühl. Im Fall der Verleihung auch

43 .lahrgang 1965 HOHENZOM-ERISCHB HEIMAT 43 einen Teil des Zinses, nämlich gewöhnlich 15 ß hlr im Jahr. Diesen Zins allen gibt der Schultheiß von Trochtelfingen im Namen des gnäd. Herrn, Grafen Jörgen von Werde n b e r g. Item Cunz Gysnay 8 ) zu Trochtelfingen und seine Söhne Heinz und Konzlin Güsnay, die zwei Wiesen zu Wettishausen um jährlich 10 ß hlr und 4 Heller innehaben, geben uns davon ein Drittel, nämlich 3 ß und 4 hlr. Es stoßen die Auhwies und die Schürwies daran. Dieses Drittel soll fürohin der Seelenpfründe zukommen. Ferner haben die genannten beiden Brüder Gysnay eine Wiese zu Wettishausen hinter der genannten Auhwies, die dem Jakob Murer von Trochtelfingen gehörte. Davon geben sie und ihre Erben jährlich 16 hlr Zins als Drittel. Item Konrad Sailer, genannt K n e c h 11 i n, der Schultheiß zu M e i d e 1 s t e 11 e n, des Nitharts Tochtermann, hat ein Gut und Lehen mit Zubehör. Er gibt daraus 2 Pfd hlr. Zins den Seelen. Item Heinz Stahlecker und Henslin Gerung zu Engstingen haben zusammen eine Wiese, gegen 10 Mansmad groß, die in der Haid liegt neben Konrad Bosch- 1 i s Wies, darauf Unser Frowen Cappel jetzo steht. 10 ) Davon geben sie beide den Seelen 1 Pfd. 1 ß hlr. Item Peter Hoch und Heinz Tötte von Engstingen haben 1 Wiese in der Haid bei 20 Mansmad groß, auch an obigem Konrad Böschlin bzw. der Frauenkapelle gelegen, geben daraus llß hlr. Wenn die Wiese ledig wird, mag man den Zins erhöhen. Item Hans Dietrich u ), genannt Hanselmann zu Stetten unter Holnstein, hat ein Hofgut, woraus er 5 Pfd hlr und W i ß pf e n n i g zinst, dazu 5 schf Vesen und 5 schf Haber (Reutlinger Meß), 1 Vtl Eier, zwo Schultern oder dafür 3 ß hlr, 2 Herbsthühner und 1 Fastnachtshenne. Er gibt von diesem Erblehen je 12 ß hlr Handion und Weglösin. Item Eberlin Dietrich zu Stetten gibt aus seinem Gut 8 schf Vesen und ebensoviel Haber Reutl. Meß, dazu 1 Fastnachtshenne und 6 ß hlr aus einer Wiese in M ö r t i n g e n. 12 ) Item Hans Flamer 13 ) zu Stetten gibt aus seinem Lehengut 3 schf beiderlei Korn, halb Vesen, halb Haber (Reutl. Meß), dazu 7 ß hlr Zins, 2 Schultern, 60 Eier, 2 Herbsthühner, 1 Fastnachtshenne. Hans Pfueger d. ält. 13 ) gibt aus «einem Lehen jährlich 1 schf Vesen und 3 ß hlr. Diese beiden Zinse sind rechte Vorzinse, während dasselbig Gut danach zinst an Sant Micheln M ) gen Trochtelfingen. Item zu Stetten aus den Wiesen zu Mörtingen 12 ) gehen jährlich für Heuzehnten 18 ß hlr, die jetzo der jung Diepolt zu Salm endin gen und Auberlin Rangending zu Meldungen geben. Item Peter Brendlin zu Feldhusen, genannt Schodel, hat einen Acker von 3 Jauchert, gibt daraus 6 Vtl, was darauf wächst, oder vier Viertel alle Jahre. Diese Stücke und Güter samt Registern und Rodeln, also Häusern, Scheuern, Hofstätten, Hofraiten, Wiesen, Gärten, Aecker und Wiesen, Egerten, Wasen, Weide, Wasser und Wasserleiten, Wälder, Holz und Feld, Zwing und Bann, was alles dazugehört, ober oder unter der Erde, mit Zinsen und Gilten, usw. gehen hiermit an die Seelenpfründe über. Ausgenommen sind lediglich die Dienste, die der gnäd. Herrschaft von Werdenberg gehören, und die Maier 15 ) zu Steinhilben zu leisten vertädingt 16 ) sind, nach laut des Tädingbriefs. Der Verkauf geschah um 1008 Pfund und 14 Schilling Heller wirtembergischer Münze, die gänzlich bezahlt sind, worauf wir auf obige Güter endgiltig verzichten und diesen Verkaufsbrief ausstellen. Die Verkäufer siegeln mit ihrem Konventsiegel am Valentinstag des Märtyrers im Jahre (Nach einer Kopie des Pfr. Friedrich Eisele. Zur Kartause Güterstein siehe Freibg. Diöz,-Archiv Band 26, 1898, S. 127 bis 192. Der Prior Albrecht Krus scheint aus Stetten u. Holst gestammt zu haben, somit aus meiner Verwandtschaft.) Anmerkungen. Joh. A. Kraus. i) Es war Konrad Münchinger, vorher Propst zu Freiburg i. B. (FDA 26, 155). 2) Schon 1390 erscheint zu Trochtelfingen der eilenden (Seelen) Kerze", die dann vermutlich durch diese Altarstiftung erweitert wurde. In Ringingen und Salmendingen ist eine Elenden Kerze" 1525, in Gauselfingen 1485 erwähnt. 2 a ) Die Familie Heinzelmann, abzuleiten von Heinz-Heinrich, wie Konzelmann von Konz, kommt in Steinhiben schon 1422 vor und zog im 16. Jh. nach Stetten u. Holnstein. 3) Am 14. Febr schenkte Diemo von Steinh ü 1 w dem Kloster Güterstein als Seelgerät (Jahrtagsstiftung) sein eigenes Gut samt dem leibeigenen Heinz Houpt, sowie 43 ß hlr und 5 Hühner jährlicher Gilt aus anderen Gütern, sein Haus, sowie das Viehhaus, Gärten, 9 Mannsmahdt Wiesen im Brühl und im Harpfental zu Steinhilben (Freib. Diöz.-Arch. 26, 141; Fürstenbg. UB 6 S 151). Drei Tage darauf gab Graf Eberhard der Greiner von Wirtemberg dazu seine Einwilligung als Lehnsherr und verzichtete auf das Obereigentum (FUB 6 S. 151 Nr. 4). Am 23. Dezember 1393 gab Ritter Schwänger von Liechtenstein als Seelgerät die Hälfte der Burg und des Steinhauses zu Steinhilben dem Gotteshaus Güterstein, wobei auch sein Bruder Ulrich siegelte (ebenda 6, 151). Am gleichen Tage versetzte derselbe Schwänger dem Kloster für eine Schuld von 50 Pfd hlr seine zwei Höfe zu Steinhilben, die 22 Scheffel, halb Vesen, halb Haber, sowie 2 Pfund weniger 4 ß hlr giltete. Am 15. Dezember 1394 verkaufte Edelknecht Hans von Steinhilben 3i/ 2 Malter Roggengilt aus Haus und Hof zu Steinhilben ans genannte Kloster. Sie waren ihm (von seinem verstorbenen Vetter Diemo selig von Steinhilben herrührend) durch Urteil des Landgerichts Rottenburg zugesprochen worden (ebenda 6, S. 152). Ein weiteres halbes Gut daselbst ging 1467 von Hans Späth von Schülzburg an die Martinskirche in Trochtelfingen über. 4) Die M a i s e r von Steinhilben erscheinen in Stettener und Mariaberger Urkunden öfter, so Hohz. JHeft 1955, 80 ff und 1962). Fälschlich redet das Festbuch 1962 des Männergesangvereins Steinhilben von einem Meisterhof, statt Maiserhof! 5) Ker, wohl unser schwäb. Käar = Keller. Ein Kairnhaus = Speicher nennt allerdings das Fürstenbg. UB 6, ) Die Schraye, Schraige (= Schrägzaun aus langen Stangen) kommt auch in Weilheim bei Hechg. vor. Davon stammt der Name Maria Schray = Maria zu der Schraige" bei Pfullendorf. ') Wettishausen, abgegangener Ort auf Gemarkung Steinhilben gegen Meidelstetten. 8) Die Mutter des Weihbischofs Melchior Fattlin von Trochtelfingen war eine geborene Gießnay. Auch in Ringingen gab es den Namen. 9) Wohl Großengstingen nördlich von Trochtelfingen. 10) Diese Haidkapelle wurde um 1470 erbaut. Ein Wappenstein an der Außenseite zeigt die Jahrzahl ii) Am 3. Mai 1454 verkaufte der alte Dietrich zu Stetten u. Holnstein eine Hofstatt in seinem Garten um 3 Pfund Hlr. an Güterstein (FDA 26, 160). Schon am 23. Juni 1402 hatte das Kloster die Kastenvogtei, den Kirchensatz (Patronatsrecht) und das Widdum zu Stetten u. Holnstein von Märklin von Melchingen, Adelheid, der Tochter Reinhards von Melchingen und deren Bruder Hans um 230 Pfd hlr erworben. Den Kaufpreis bezahlte jedoch der Edelknecht Gerloch von Steinhilben (FDA 26, 143). 12) Mertingen, eine Flur in Nähe der Melchinger Mühle, aber zu Stetten gehörig, hieß im 8. Jahrhundert M e r i o 1 d i n g e n. 13) Zu diesen Familien vgl. Hohz. JHeft 1938, nach Württ. Reg.-Nr Zum Kirchenpatronat: Hohz. JHeft 1955, 86 f. 14) Ehemalige Kapelle bei der Pfarrkirche Trochtelfingen 15) Maier = Lehenbauern. 16) vertädingt = gerichtlich angehalten, entschieden. 47. S a 1 z w i e s e. Diese ehemalige Wiese liegt nördlich an der Gabelung von Hechinger Weg und Friedhofweg. Heute sind dort Krautgärten; aber eine große Zahl von Pflanzen zeigen den Sumpfcharakter des Geländes und 1760 befand sich dort die H a f n e r h ü 11 e" der Familie Walter. Wie der Name Walter sagt, waren die ersten Walter herrschaftliche Verwaltungsbeamte, die wohl durch die Herren auf der Haimburg nach Grosselfingen kamen. Um 1800 stand das Hafnergewerbe der Walter in hoher Blüte; sie formten nicht nur Häfen, Schüsseln und dergl., sondern bauten auch hochwertige Kachelöfen, z. B. jene auf dem Lindich. Der Senio" der Hafner-Walter war der Häfnermichele", der Großvater des auch unserer Zeitschrift bekannten verst. Regierungsdirektors Michael Walter. Grosselfinger Flurnamen von Josef S t r o b e S a 1 z g ä r 11 e, offenbar eine Kompostanlage am Schriethang dort, wo das Transformatorenhäuschen steht. In diesen Salzgärten wurde Salpeter gewonnen. Der Inhaber dieser Salpeterplantage war ein Johannes Ruff. Die einzelnen Gartenstücke waren aus Schutt, Erde, Haaren, Knochen aufgeschüttete Haufen, die man mit Jauche übergoß und öfters umschaufelte. Innerhalb von drei Jahren verwandelte sich der in diesen Stoffen enthaltene Stickstoff in Salpeter und wurde ausgelaugt. 49. S a n d g r u b. Die Grosselfinger kennen eigentlich nur die Sandgrub" im Tal, wo der weiße Stubensandstein gebrochen wird. Er gibt dauerhafte Bausteine, Treppen und dergl. Früher wurde er zerklopft, und mit dem Sand bestreute man Treppen, Fluren und Zimmerböden. Neben die-

44 :(44 HOHENZOLLEB S C H E HEIMAT Jahrgang 1965 ser Sandgrub gibt es auch die Sandgrub und den Sandacker beim unteren Homburger Hof. So heißt das südliche Feld vor Eintritt des Sträßle in den Wald. 50. Schalksgrund. So wird in alten Urkunden das romantische Tälchen genannt, das man heute Pfaffengarten" nennt. Dieses Tälchen gehörte früher unzweifelhaft zu der in Urkunden oft genannten Klause bei W e i 1 h e i m und kam später zum Pfarrgut von Grosselfingen. Kopfzerbrechen macht nur das Bestimmungswort Schalk ". Zwar kennen wir den Schalk als Schelm, Spitzbuben, Betrüger, Possenreißer. Der mittelalterliche Schalk hieß Knecht oder Diener, noch erhalten in dem Wort Seneschall = Oberhofmeister. Da dieser Schalksgrund zur Klause von Weilheim gehörte, liegt m. E. die Möglichkeit vor, daß die Beginen oder grauen Schwestern ihre Toten in dem romantischen Tälchen begraben haben; sie wollten auch noch im Tode Knechte bzw. Mägde des Herrn sein. 51. Der Schaubacke r. Dies ist nach der Ausdrucksweise ein Einzelgrundstück zwischen Haupt und dem Teil von Hinterrieten, der an den Harrenbach grenzt. Mit Schau b" bezeichnet man das Stroh von Spelz und Roggen, das nach dem Abklopfen der Aehren durch den Flegel übrig bleibt. Es wird nach dem Dreschen aufgeschaubt" und ausgeschüttelt. In Verbindung mit der Wied" diente es zum Binden der Garben (Bindschaub). Da das mit Schrubacker bezeichnete Gelände von geringwertiger Bonität ist, so liegt der Gedanke nahe, daß dort die Aehren sich nur gering entwickelten und aussahen, wie wenn sie schon Schaub wären. Aus solchem Stroh flocht man auch das Schaubkrättle", ein muldenförmiges Körbchen, in das man vor dem Backen den Brotlaib legte und formte. Wahrscheinlich hat aber der Ausdruck S c h a u b a c k e r" einen anderen Hintergrund; er kommt m. E. vom Schaub er wagen". Dies war der große Frachtwagen der ehemaligen Postfamilie von Thum und Taxis, dessen Oberteil mit Stroh oder Schaub gepolstert war. Der Schauberwagen verkehrte auf der großen Straße Tübingen Hechingen Balingen Rottweil und Schweiz. Er wurde vorher angekündigt, und von allen Seiten kamen die Leute herbei, denn an den Steigen, besonders an der großen Steige bei Wessingen, brauchte er Vorspann, was ein großes Schauspiel war. Dieser wurde von den Fuhrleuten aus den benachbarten Gemeinden geleistet. Von Grosselfingen kam der Fuhrmann Anselm Dehner, dem der Volkswitz den Uebernamen Schauber" gegeben hat. Dieser Uebername hat sich dann auf seine Nachkommen vererbt, als man längst den sozialen und wirtschaftlichen Wert dieser Hilfe vergessen hatte. Da es im Besitzbuch von 1760 der Schauback er" heißt, liegt die Vermutung nahe, daß dieser Acker dem Fuhrmann, der den Vorspann leistete, als eine Art Benefizium (Wartegeld) von der Gemeinde übereignet wurde. Der genannte Anselm war in seiner Jugend Diener eines Engländers, mit dem er die ganze Welt bereiste. Als er wieder nach Grosselfingen zurückgekehrt war, erzählte er viel von seinen Reisen. Und, da er ein Erzählertalent war, hörten ihm die Leute gerne zu, nannten ihn aber nur den Engländer" und seinen Hof den Englischen Hof". Da er mit Humor und natürlichem Mutterwitz ausgestattet war, konnte er auch den Witz ertragen, der ihm galt. 52. S c h i e ß m a u e r. Im Besitzbuch von 1730 heißt es: bei der Schießmauer am Schrieth". 53. Die Schildgasse. Sie ist heute der Verbindungsweg zwischen Lang- und Löchlesgasse. Die Häuser, die dort stehen, sind alle erst zu Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut worden. Das Haus Nr. 90 wurde von dem Gastwirt zur Färb", Heinrich Dehner, im Jahre 1827 erbaut. Dieses kaufte dann mein Urgroßvater Leopold Beck, der hinter dem Hause einen Obstgarten anlegte und denselben mit einem Hag von Zwetschgenbäumen umgab, die er nur etwa 2 m hoch werden ließ. Nur in kleineren Abständen überließ er die Bäume dem natürlichen Wachstum. Aber schon standen die Grosselfinger mit ihrem natürlichen Hang für Uebernamen bereit; sie nannten ihn allgemein den Hagenleopold, eine Bezeichnung, die weit über seine Lebensdauer anhielt. Aber wir spätere Nachkommen hatten jedes Jahr Zwetschgen in Hülle und Fülle. An dem Kreuzweg von Laggasse und Schildgasse stand 1766 nur ein Wirtshaus, das zu seiner Kennzeichnung mit einem Schild versehen war. Besitzer der Wirtschaft war ein Gabriel Dehner, der von seinem Haus ussen im Dorf" 4 Heller Steuern zahlte. Die Ortsbezeichnung ussen im Dorf" gibt eindeutig die Lage seines Hauses an. Spätere Besitzer waren Lorenz und Anton Seifert. Das Schild des Wirtshauses hat der Gasse den Namen gegeben. 54. Schlechtenhart. Das Grundwort hart" bedeutet Wald", das Bestimmungswort schlecht" kommt vom ahd. slaht oder sieht und bedeutet ein mit Schilfrohr bewachsenes Sumpfland, als slad" eine Talmulde oder Einsenkung. Zu Grosselfingen gehören zwei Schlechtenharte; die eine liegt im Wald gegen Rangendingen, die andere an der Furt von Oberhausen (Hinterrieten) gegen Engstlatt. In Grosselfingen gibt es das Wort..gschlacht", was einfach, glatt, geschmeidig bedeutet. Ablacher Star-Operation und St. Anna Am 5. Januar 1763 legte Franz Joseph Fischer, Okulist (Augenarzt) aus Frastanz nächst Feldkirch (Vorarlberg) beim Gutensteiner Amt eine Abmachung vor, die er am 13. Juli 1759 mit dem Schmied Matteus Uetz von Ablach getroffen hatte: Wenn er dem Uetz wieder zu seinem Gesicht verhelfe, soll dieser ihm 18 Gulden bezahlen." Darauf habe er eine Operation vorgenommen und ihm dadurch wieder das Gesicht (Sehkraft) verschafft. Uetz will aber nicht zahlen, sondern gibt vor, die hl. Mutter Anna und nicht der Fischer habe ihm geholfen. Letzterer habe sich vielmehr drei Trage nach der Operation fortgemacht und ihm nur Medizin für 8 Tage hinterlassen. Er habe darauf ungemein Schmerzen bekommen, so daß er sich des Apothekers in Ablach bedienen mußte. Fischer dagegen sagt, er habe richtig operiert, die Cataractum" (Grauen Star) habe er ihm hin (weg) genommen, die Schnur gezogen, auch Medizin auf 18 Wochen zurückgelassen. Mehr habe er nicht tun können und vielen andern auf ähnliche Weise schon geholfen. Es sei eben unmöglich, ohne Schmerzen zu operieren. Uetz redet sich hinaus, die hl. Mutter Anna habe ihm geholfen und nicht der Fischer. Somit sei er auch nichts schuldig. Der Arzt erwiderte: Der Kaplan zu Ablach habe ihm gestern selbst gesagt, der Beklagte sei zu ihm gekommen und habe begehrt, er solle sein erlangtes Gesicht in das Mirakelbuch eintragen. Er habe solches jedoch nicht getan, weil ja Uetz vorher operiert worden und die Schnur bis zum wiedererlangten Gesicht getragen habe. Folglich müsse dies den guten Effekt nach sich gezogen haben. Beschluß des Gutensteiner Amts: Der Uetz muß die 18 Gulden bezahlen! (Gutensteiner Protokoll S. 161 im Schloß Langenstein.) Die Schnur scheint ein Augenschützer anstatt einer Binde gewesen zu sein? St. Anna war damals noch nicht Kirch enpatronin wie heute, das Mirakelbuch dagegen scheint längst verloren. Schade! Vielmehr steht in den Gutensteiner Amtsprotokollen (ebenfalls auf Schloß Langenstein) S. 31: Pauly Strobel zu Ablach leiht am 31. Januar 1611 von seinem Bruder Christian Strobel, Wirt, 90 fl bares Geld und verpfändet dafür eine Mannsmahd Wiesen, so dem hl. Stephanus zu Ablach mit Grundrecht unterworfen." Ferner: Am 2. Dezember 1615 gibt Paule Strobel sein dem hl. Stephanus zu Ablach Zinsendes Heiligengütlein dem Galle Strobel und erhält von diesem dessen Herrschaftsgütlein nebst 550 fl Aufzahlung (S. 214 v.). Endlich hat Thomas Waibel (zuvor Galle Strobel) zu Erblehen 1688 ein Gütlein, das dem hl. Stephanus zu Ablach zinsbar ist, bestehend in Haus, 2 Gärten, 6 1 /«Jauchert Acker und 3 Mannsmahd Wiesen (Urbar der Herrschaft Gutenstein 1690, S. 810 auf Schloß Langenstein.) Die hl. Anna wird erstmals 1828 als Mitpatronin der Pfarrrkir che zu Ablach erwähnt, als Hauptpatronin dagegen (v ö 1 - lig falsch) der hl. Josef! (FDA und 62, 27.) Ebenfalls ein Irrtum ist es, wenn 1757 der hl. Laurentius als Patron zu Ablach erscheint, der doch solcher in Krauchenwies ist, dessen Pfarrer lange Zeit Ablach mitversorgte, wie heute! Ablacher Kinder heißen darum irrig die Krauchenwieser Heiligenstehler", weil sie meinen, sie hätten den Ablachern den Kirchen - Patron gestohlen. Vielmehr geht aus obigen Nachrichten einwandfrei hervor, daß St. Stephanus der alte Kirchenpatron war, der im Laufe der Zeit zugunsten der hl. Anna zurückgetreten ist. Vielleicht geschah dies durch die Volkstümlichkeit der hl. Mutter, deren Festtag am 26. Juli zudem viel günstiger liegt, als der 26. Dezember des Erstlingsmärtyrers. Willy B u r t h, Freiburg.

45 .lahrgang 1965 HOHENZOM-ERISCHB HEIMAT 45 Hohenzollerische Bürger liehen ü er Gulden in Pfullendorf Das Handelshaus Zimmermann in Pfullendorf, ein blaugetönter Hochbau am Ostchor der Stadtkirche, gehörte nach 1700 dem reichen Handelsherrn Franz Anton Walter I. (t 1746). Er war aus Schussenried zugezogen und brachte es zum Amtsbürgermeister. Von seinen 22 Kindern erwählten neun den geistlichen Stand. Unter diesen ist Franz Fidelis Walter ( ), zuletzt Stadtpfarrer in Pfullendorf. Er hatte großes Erbarmen mit den sozial Niedrigen und vermachte Gulden für Stiftungen, die armen Knaben und Mädchen zur Erlernung eines Berufes, aber auch zur Ausbildung im religiösen Wissen Hilfe leisten sollten. Schon von Haus aus war er gut situiert. Dazu kamen die Einkünfte seiner großen Pfarrei. Die geldbedürftigen Bauern und Geschäftsleute der engern und entferntem Nachbarschaft nützten diese nicht versiegende Quelle gut aus. So kamen in den Jahren 1764 bis 1779 in elf hohenzollerische Orte Darlehen von insgesamt über Gulden, also einer Summe, wie wir sie in den Pfullendorfer Erbschaftsakten kaum je einmal antreffen. Stadtpfarrer Fidelis Walter hatte sich zuverlässige Vertrauensleute ausgesucht, ließ sich von ihnen beraten über die pfandschaftlichen Sicherungen und vertraute ihnen, wenigstens, soweit sich noch erkennen läßt, auch als Mandataren (Beauftragten) die regelmäßige Zinseinziehung an. Da sehr viele der Schuldner heute noch Nachfahren am Ort haben, habe ich sie aus dem Faszikel 205 der Pfullendorfer Erbschaftsakten hier zusammengestellt. Diese wichtigen Akten sind gut geborgen in Karlsruhe im Badischen Generallandesarchiv in der Abteilung 70. Die Gemeinde Bisingen nahm am 16. Oktober Gulden und am 8. Mai Gulden als Darlehen zu 5"/ip auf. In Frohnstetten bekam Josef Schuster 40 Gulden und der Burger Bartlome Hoz 150 Gulden. Ferner der Burger Math. Horn 300 Gulden und Christ. Dreher 150 Gulden. Zu Gaisweiler ließ sich am der Königsbronnische Erblehenmayer Bernhard Biechler 150 Gulden zu 5"/«als Darlehen geben. In Haigerloch bekam die Stadtgemeinde ein Darlehen von Gulden. Dem dortigen Amtsbürgermeister Meinrad Brucker (oder Brugger) wurden 100 Gulden ohne Zins geliehen. Weil er die Schuldzinsen eintrieb, schenkte ihm der Stadtpfarrer Walter seine Zinsen. Feiner hatte der dortige Hans Bürkle 500 Gulden als Darlehen erhalten. Dem in ärmlichen Veihältnissen lebenden Schutzjuden Salomon Weyl hatte der gutmütige Stadtpfarrer 66 Gulden und 7 silberne Löffel geliehen, doch war dieses Guthaben so gut wie verloren, und man übte keinen Zwang aus, die Schuld einzutreiben. Aus der Gemeinde Hart bemühten sich 3 Gruppen von Bürgern um Pfullendorfer Wallerische Darlehen. Am wurden Gulden an 8 Bürger ausgeliehen: Georg Bieger, Andreas Bieger, Witwe Joseph Klingler, Hans Michael Bieger, Joseph Horn, Johann Klingler jung, Joseph und Fechter und Josef Klinger. Bis Lichtmeß 1782 hatte der Amtsbürgermeister Meinrad Brucker von Haigerloch pünktlich die Zinsen dieser Gruppe eingezogen und in Pfullendorf abgeliefert. Am bekam Unbekanntes aus Wer da meint, daß F. X. Hodler in seiner Geschichte des Oberamts Haigerloch die Geschichte aller zugehörigen Gemeinden erschöpfend geschildert habe und man also auf seinen Lorbeeren ausruhen könne, ist auf dem Holzweg. Das neue Heft 1963 des Geschichtsvereins Hegau" bringt S. 131 f. aus der Feder von Ernst Schneider eine Lehenbeschreibung der Freiherren von Rosenegg (bei Rielasingen- Konstanz), die von 1259 bis 1481 nachzuweisen sind. Darin sind auch Daten enthalten, die den hohenzollerischen Ort Dettingen am Neckar und Adeisgeschlechter aus unserer Gegend betreffen. Es heißt S. 132: Herr Volz von Weitingen hat als Lehen von Rosnegg den vierter Teil der Burg zu Niederdettingen mit allem Zubehör und den vierten Teil der dazu gehört am Dorfe Oberdettingen mit Zwing und Bann, an Holz und Feld, Aeckern und Wiesen, Wunn (Waldweide) und (Feld-)Weide und an Weingärten, und was sonst zu diesem Viertel gehört. Lutz von Liechtenstein hat von uns zu Lehen anno 1402 den Halbteil der Burg zu Niederdettingen mit Zubehör, was vom Dorfe Oberdettingen zu dieser Hälfte gehört, mit Leuten und Gütern usw. (wie oben), auch an der Mühle, an Wasser, Fischereirechten und Wasserleitung, wie es von alters dazu gehörte. Wilhelm Schenk von Stauffenberg hat anno 1402 als Lehen von Rosnegg den vierten Teil der Burg eine 2. Gruppe aus Hart 800 Gulden. Es sind dies Hans Beutter, Anton Bieger, die Witwe des Georg Bieger, Xaveri Hebrank (Hebsack?), Witwe des Joseph Klingler, Hang Georg Klingler, Fidel Bieger. Einer 3. Gruppe aus Hart gab der Stadtpfarrer Walter am Gulden. Es sind 10 Personen: Johann Bieger, Joseph Kessler, Andreas und Sebastian Bieger, Anton Mader, Fidel Bieger, Joseph Klingler, der Schuster Johannes Bieger, die Witwe Michael Bieger und Martin Ferle. Zu Hechingen bekam ein Herr Schmidt 200 Gulden Darlehen. Zu Kaiseringen bekam Balthas Bandtie 100 Gulden, am Johann Beck 100 Gulden und Niklas Dreher 150 Gulden zu 5%>. Nach Otterswang wurden am dem Andreas Weißhaupt 100 Gulden geliehen. Die Stadt Sigmaringen nahm am Gulden zu 5 /o auf, der dortige Hirschwirt 200, dann noch 40 Gulden. Am erhielt Herr Balleirat Schmid 400 Gulden zu 4%, am der Burger und Weißgerber Jakob Hafner 100 Gulden, am Fidel Glanz 360 Gulden. Die sehr arme Frau Maria Anna Rappoldin hatte um 1775 und 1780 eine Darlehensschuld von 250 Gulden und kam mit der Schuldtilgung in größte Schwierigkeiten. Aus Straßberg wurde dem Johann Bantle, Schloßbauer, mit 400 Gulden, dem Gabriel Rener mit 200 Gulden, dem Adlerwirt Anton Hartmann mit 200 Gulden zu 5% geholfen im Jahr 1774; Johann Höni hatte 1200 Gulden geliehen und war 1767 nur noch 900 schuldig. Das kleinste Darlehen nahm Anton Fauler aus Straßberg mit 50 Gulden. Ferner bekamen aus Straßberg im Jahr 1774 der Bauer Hans Jerg Gern 400 Gulden, der Schuster Anton Gern 100 Gulden und der Burger Josef Höni 400 Gulden. Maria Anna Gschwindtmann, Witwe des Fidelis Hönig, erhielt 1777 eine Summe von 250 Gulden zu 5"/o vorgestreckt und Christian Heny am im Namen des Johann Zimmermann 150 Gulden zu 5 /o. Endlich ist noch Trillfingen zu erwähnen. Hier wurden einer Vierergruppe Gulden gegeben, wovon 1779 schon 400 zurückerstattet waren. Die daran Beteiligten sind: Johann Stelzer, Andreas Horn, Fidel Beutter und Sebastian Horn. Wir wären über diese Namen und Beträge nicht so genau unterrichtet worden, wenn nicht nach dem Tode des Erblassers, des Stadtpfarrers Fidelis Walter ein Teil der Schriften auf die Seite geschafft worden wäre. Besonders peinlich war der Verlust des Schuldhauptbuches, Es kam zu einem Verhör und der behandelnde Arzt Dr. Steinmann aus Ehingen gab der Stadtobrigkeit sehr interessante Beobachtungen zur Kenntnis, daß z. B. sogar ein Betrunkener ins Zimmer kam, wo der Tote lag, und sich herumtrieb. Hinterher gab es viele Nachfragen nach den Schuldnern. Zum Glück hatte sich der Erblasser und Stifter bei diesen Geldgeschäften um eine gewisse Aufsicht durch Ehrenmänner bemüht, wie um den Amtsbürgermeister Meinrad, Brucker von Haigerloch. Der edle Stifter und Geldverleiher Stadtpfarrer Franz Fidelis Walter hat 1782 in der St. Jakobuskirche Pfullendorf ein schönes Denkmal beim Dreikönigsaltar erhalten mit einer der prunkvollen Rokokozeit entsprechenden Grabinschrift. Dr. Johann Schupp, Neudingen. Dettingen a. N. zu Niederdettingen mit allem Zubehör am Dorfe Oberdettingen, mit Leuten und Gütern usw., an Mühlen, Wasser, Fischenzen, wie das von Alters dazu gehörte, und vorher Herr Burkart von Liechtenstein von uns zu Lehen hatte." S. 133: Conrad von Reischach, seßhaft zu Hohenhöwen (Hegau), den man nennt Böskunrad,, hat Lehen von uns empfangen, nämlich die an die Niedere Burg zu Dettingen gehören, die Herr Burkart von Liechtenstein von uns zu Lehen hatte, die er Tromen (wohl Thoman = Thomas) von Dettingen für eigen zu kaufen gegeben hat, nämlich die Fischenz und die Wiesen. Dieses Fischereirecht fängt an bei der Burg Dettingen und geht bis Ihlinger Furt. Die Wiese liegt an dieser und heißet der Brand" in Größe von 3 Mannsmahd. Eine weitere Wiese heißt der Brühl, gegenüber der Burg, und stoßt an den Neckar, ist sieben Mannsmahd groß. Eine dritte Wiese heißt Ucht-Wies, ist drei Mannsmahd und stößt an den Werd. Item Neß (Agnes) von Liechtenstein, Klosterfrau zu Kirchberg ist gewiesen (als nutzungsberechtigt) auf ein anderes Gut, weswegen sie einen Brief mit unseres Vaters (Hans v. R. f 1422) Siegel besitzt, nämlich die Wiese der Brand", die jährlich 6 Pfund Heller bringt, solange sie lebt." Vorausgänge und Ende dieser Lehen scheinen nicht bekannt zu sein, offenbar mangels Urkunden. Das Lehenbuch liegt im Gen. Landesarchiv Karlsruhe Nr. 229/ Krs.

46 :(46 HOHENZOLLEB SCHE HEIMAT Jahrgang 1965 Beim Ordnen der älteren Akten der Pfarrei Burladingen in der Erzbischöfl. (stehenden) Registratur, kamen einige Daten zutage, die bisher unbekannt und daher auch in der Pfarr- bzw. Vikarsliste dieser Pfarrei (Kirchenblatt 11. XI. 1951) nicht berücksichtigt waren. Sie seien hier festgehalten: 1692 starb Pfarrer Johann Jakob Scheller (Schaller) von Jungingen. Seinen Nachlaß regelten Dekan Joh. Jak. Klingenstein zu Oberstetten, Kammerer Daniel Uelin zu Trochtelfingen und Pfr. Benedikt Schmid zu Burladingen starb Pfr. Johann G e g a u f zu Stetten u. Holst.: Dekan Klingenstein und Kammerer Uelin waren Nachlaßverwalter starb Pfr. Johann Jak. Schibel von Jungingen unter Dekan Bened. Schmid in Trochtelfingen am 30. März starb im Alter von 72 Jahren Pfr. Andreas Scholter zu Stetten u. Holst., seit 22 Jahren hier starb Pfr. Leopold Schopf zu Hausen i. Kill., gebürtig von Hechingen, unter Dekan Melchior Senftlin zu Trochtelfingen und Kammerer Georg Daigger zu Burladingen (geb. v. Hechg.) segnete auch dieser Pfarrer Johannn Gg. Daigger zu Burladingen das Zeitliche unter Dekan Anton Holderried zu Neufra und Kammerer Johann Gg. Weizmann zu Gammertingen im Februar hat Pfarrer Franz Val. von Frank zu Burladingen ein Bein gebrochen. Mit seinen Vikaren und ihm harmoniert es nicht recht Vikar Johann Mathes (nicht Matter!) zu Burladingen bittet um Aufbesserung seiner Bezüge, hat nur 40 fl. Am 5. Juli wird er dann als Cooperator nach Mengen angewiesen, worauf ein Franziskaner von St. Luzen ihn ablöst der angewiesene Vikar Josef Laiber lehnt ab und kommt als kranker Mann nach Triberg als Pönitentiar. Vikar Karl Beck, bisher in Schörzingen, kommt nach Burladingen auf 30. Oktober. Pfr. Frank ist krank. Beck bleibt nur kurze Zeit Novb. Vikar J. Hollinger zu Burladingen ist brustkrank und bittet um Ablösung. Josef Laiber sei nicht gekommen. Er hatte von Saulgau aus am 16. Okt. Aus Burladinger Pfarrakten um Aufhebung seiner Anweisung nach Burladingen gebeten, da es mit Herrn Pfr. Frank schwierig sei Sept.: Vikar Johann Michael Sauter von Alleshausen (Vik. Nr. 16) zu Burladingen, ist 30 Jahre alt, möchte ins Württembergische, um sich eine Taxissche Pfarrei geben zu lassen Okt.: Priester Anastasius Reiner zu Salem (wohl aus Hechingen gebürtiger Pater) verbittet sich das Vikariat bei Pfarrer Frank in Burladingen, d. h. weigert sich, dorthin zu gehen und wird daher seinem Schicksal überlassen!" Juni: Gottfried Lukas Sauter von Hechingen (Vikarsliste Nr. 17), ehemals Kapuziner in Wangen im Allgäu, hat 2 Jahre im Priesterseminar Dillingen studiert, erhält vom Regens Gerhauser ein gutes Zeugnis und bemüht sich um eine Vikarstelle. Man verlangt, er solle sich am Priesterseminar Meersburg weiter ausbilden lassen und sich dann einer Prüfung unterziehen. Ende des Jahres 1808 war er in Stetten u. Holst. Dekan Weiger-Steinhofen prüft ihn. Am 1. Dezember will er nicht auf das angewiesene Eichsei, sondern nach Burladingen als Vikar. Er scheint identisch mit dem 1842 verstorbenen Pfarrer von Münchweier, geb. Hechg , ord , seit Pfarrverw. Herbholzheim/Lahr, 1826 Forbach, 1834 Schlatt i. Brsg. und dann in Münchweiler, wo er am starb. Der Hechinger Fürst hatte bestimmt, da er Kapuziner an einem bayerischen Ort gewesen, soll er dort sein Auskommen suchen. Daher ging er vermutlich dann ins Badische Okt. Raphael Huber aus Owingen, Vik. zu Stetten bei Haig., soll als Vikar nach Stetten u. Holst. (Ist 1816 Pfr. in Jungingen, geb , ord ) Juli war Huber Vikar in Burladingen, hat beim Pfr. Johann Adam Grausbeck zu Meldungen sein Examen gemacht, wie vorher schon Pfr. Reiser von Kettenacker und Kapl. Kiener zu Gammertingen war Liborius Klingler Kaplan zu Zimmern, 1815 Karl Reitinger Kanoniker zu Hechingen !) der bisherige Vikar Johann Gg. Clarus Sauter, früher Franziskaner in St. Luzen, soll von Burladingen nach Zimmern versetzt werden, nachdem Pfarrer Frank am 4. Juli gestorben und die Pfarrei an Karl Reitinger verliehen worden war. Klingler von Zimmern kommt nach Weilheim. Clarus Sauter war dann 1821 Pfarrer in Stein und starb als Pfarrer von Grosselfingen Ei war geboren zu Hechingen am 10. Aug und am ordiniert worden. Der St. Luzer Guardian Meinrad Ertle wurde 1811 Pfarrer zu Stein. J. A. Kraus. Kleine Mitteilungen Tabaktrinken. Im Jahre 1730 wurde in Heiligenzimmern Jonas Schaitel mit 1 Pfund Heller wegen zugelassenem, unrechtsamen Tabaktrinken einiger Fremden und dadurch verursachter Feuersgefahr" vom Oberamt Haigerloch gestraft. Leider ist nicht gesagt, weshalb Feuergefahr bestand, bzw. in welchen Räumen geraucht wurde. Betrieb Schaitel eine Schankstätte oder hatte er die Konzession zum Verkauf von Tabakwaren? M. Sch. Neujahrs- und Hochzeitsschießen. Das Schießen der ledigen Burschen bei den verschiedenen Anlässen, wie Taufen, Hochzeiten usw. ist alter Brauch und bis auf den heutigen Tag nicht ausgestorben, trotz der vielen Verbote im Laufe der Jahrhunderte. Im Jahre 1803 wurden in Trillfingen diejenigen Ledigen, die in der Neujahrsnacht geschossen hatten, mit vier Tagen Handarbeit bestraft. Musketier Bürkle aber, der die Anzeige beim Oberamt erstattet hatte, erhielt zur Belohnung 1 fl. Als Apotheker Maier in Haigerloch Hochzeit hielt, hatte seine Mutter, Maria Anna Kitzingerin, die jungen Leute, Edelmann, Narr, Vogt und Zeiser zum Schiessen bestellt und ihnen das benötigte Pulver besorgt. Frau Kitzinger wurde mit vier Tagen Handfron bestraft, beziehungsweise zur Zahlung von 24 Kr. für jeden Tag verurteilt, während die Burschen einen Tag öffentliche Arbeiten verrichten mußten. M. Sch. Die sog. Junginger Schwedenschanze" (H. H. 1964, 4) ist im Jahre 1704 gegen die in Oberschwaben operierenden Bayern und Franzosen angelegt worden. (Nachweis: Zollerheimat 1939 S. 33 ff.) Arzt-Vergütung. Am 30. Januar 1787 wird in Haigerloch Dr. med. Xaver Kizinger als Stadt- und Landschafts-Physicus angestellt. Als Vergütung erhält er von der Landschal't.skasse jährlich 50 fl, von der Stadt 25 fl und von der Herrschaft 4 Klafter Brennholz samt dem zugehörigen Reisig. Der Patient hat zu bezahlen für jedes Rezept 15 x, für 1 Krankenbesuch 30 x, für die nachfolgenden Besuche je 15 x. Dauert 1 Besuch bis 2 Stunden erhält der- Physikus 1 fl. M. Sch Die Ringinger Kirchweih des Jahres 1553 wurde nicht so schnell vergessen. Beim Kirbetanz im Freien kam es unter den L-edigen von hier und der Nachbarschaft zu einer Schlägerei, bei der Enderlin Segmüller von Starziii so hart getroffen wurde, daß er an den Folgen starb. Die in Frage kommenden Täter Sigmund Heiter gen. Kruß von Stetten u. H. und die beiden Ringinger Hansjerg Locher und Sohn Melchior suchten, um der Volkswut zu entgehen, am 4. Jan das Asyl von Reutlingen auf. Der Tanz hat wohl auf dem alten Tanzplatz" im Kreben stattgefunden, an den eine Freiheit oder Asyl von nur 24 Stunden geknüpft war. In Reutlingen dagegen war das Asyl für unfreiwillige Totschläger unbegrenzt. Die Kirchweih war Ende Oktober. (Asylbuch im Stadtarchiv Reutlingen.) Näheres ist nicht bekannt. Kis. D s Gschiill odei die Gatter" an den Altären zu Meßkirch mußte der Maler um 1580 in den zimmerischen Farben anstreichen. Gschöll ist wohl gleich G e s c h ä 1, d. h. Rahmenwerk, Gitterwerk, Zieraten. Davon könnte auch der in der Pfarrei Feldhausen nachweisbare Familienname Geschöll abgeleitet sein, eher als von Geschell (Gscheall) der Schlittenrosse. Krs.

47 .lahrgang 1965 HOHENZOM-ERISCHB HEIMAT 47 Hohenzollerische Studenten an der alten Universität Straßburg ( ) Ausgezogen von M. S c h a i t e 1 Die Gründung der Universität Straßburg fällt in das Jahr Auch als Straßburg 1681 mitten im Frieden von Ludwig XIV. annektiert wurde, bedeutete dies keineswegs den Abbruch der seit der Reformation besonders lebhaft gepflegten geistigen Beziehungen der Stadt zum alten Mutterlande. Die reichsstädtische Universität blieb vielmehr bis zu ihrer Auflösung in den Stürmen der großen Revolution ihrem Grundcharakter nach im wesentlichen deutsch. Ist doch bekannt, daß sich Goethe im Jahre 1770 an der Straßburger Hochschule inscribierte und nach anderthalb-jährigem Aufenthalt seine juristische Studien mit der Promotion abschloß. Übrigens hatte sich 30 Jahre vorher auch des Dichters Vater, der Kaiserliche Titularrat Johann Kaspar Goethe, an der Straßburger Universität seine juristische Ausbildung erworben. Aus unserer engeren Heimat enthalten die Universitäts- Matrikel ein Teil ist verloren gegangen oder verschollen nachstehende Namen: Bachhaupten: 1775 Nov. 14. Josephus Antonius Conradus Anseimus Sutor, Bachhauptensis, stud. jur., apud Dnm Reinbolt in der Spitzengass Apr. 19. cand. jur. Gammertigen: 1747 Dez. 4. Franciscus Xaverius C1 a- v e 1, Gamertingensis Suevus, stud. jur. Hechingen: 1737 Aug. 12. Franciscus B a r a 11 i, Hechinganus, stud. jur Okt. 26. Godefridus Egler, Hechinganus Suevus, in ardibus Nicolaus Thoman pistoris. (Matricula generalis major) Okt. 31. stud. philosophiae Febr. 2. stud. med Jan. 13. Joseph Nipp, Hechingae, stud. phil., (löge chez) Madame Meison au fosse de Tailleurs. Hettingen: 1780 Jan. 13. Aloysius de N e u m i 11 e r, Hettingensis, stud. jur. löge chez Madame Nitard. Krauchenwies: 1784 Aug. 9. Mathias Lutz, ex Krauchenwis Suevus, stud. jur., logiert in dem Oelhaus beym H. Mähn am Schiffleut-Staden. Neufra: 1757 Jul. 18. Hector Amadeus C 1 a v e 1, Neufracensis Suevus, stud. jur. Tr ochtelfingen : Apr. 7. Christopherus Eber- 1 i n u s, Trochtelfingerus, stud. phil Jan. 20. Josephus Clavell, Trochtelfingensis, stud. jur., bei Herren Bernard Schneider. Wald: 1784 Jan. 3. Carolus Josephus B a u r, Waldensis (?), Matricula generalis major). Hohenzollerische Mönche in St. Blasien Möhr Carolus aus Hechingen, Eintritt November 1597, Pi'ofeß 1598, am 18. Mai; Priester: September 1601; starb mit 57 Jahren in Wislighofen am 2. April Schneide r Stephan, gb. Inzigkofen 25. Juli 1609, Eintritt ; Profeß ; gestorben mit 40 Jahren am 2. April Ginthert Wilhelm, gb. Sigmar ingen ; Eintritt im Wilhelmiten-Kloster Mengen am , Profeß ; 1725 als Diakon nach St. Blasien übernommen, dort gest. mit 24 Jahren am Fauler Fidelis, gb. Jungnau ; Novize ; Profeß ; Priester ; Primiz in.jungnau; gestorben 11. Mai 1800, 84 Jahre im Krankenhaus St. Blasien. Neye r (Neher) Athanasius, gb. H e c h i n g e n , Novize Profeß 1. Mai 1775; Priester ; gestorben als Frühmesser in Grünwald bei Kappel im Schwarzwald an Wassersucht am Weiger Friedrich, gb. Hech ingen , Novize ; Profeß ; Priester ; gestorben als Pfarrer in Brenden mit 46 Jahren am 16. April Ott Modestus, gb. Boll b. Hechingen ; Novize ; Prof ; Priester ; gestorben als Pfarrer von Flitzen mit 68 Jahren am R36 (vgl. FDA 16, 311; in Fützen seit 1806). Sauter Hermann, gb. H e c h i n g en ; Profeß ; Priester ; gest. als Pfarrer in Oberried kurz nach der hl. Messe an Schlag: 18. August 1824 mit 47 Jahren. Speidel Hieronymus, gb. Grosselfingen ; Profeß 26. Mai 1801; Priester ; Professor am Gymnasium Freiburg; gest. als Pfarrer in Neuershausen bei Freiburg 7. Januar FDA 17 (1885) 24 und M. Walter in Hohz. Zeitung (Entnommen aus Nachlaß Beringer 3, S. 3 ff, aus Mskr. Einsiedeln, 112/590. Erzb. Archiv Freiburg.) Beringer 4, 10: Angst Heinrich, gb. Sigmaringen ; Profeß ; Priester zu Kreuzlingen 1687: 1697 in Wurmlingen bei Rottenburg, in Riedern als Pfarrer. Er starb in Kreuzlingen am 15. Dez mit 68 Jahren. Krs. Hüte auf dem Kopf trugen in der Kirche laut frdl. Mitteilung von Dr. Hans Rommel (in seinen Freudenstädter Heimatblättern" i960 1 Nr. 19) auch die prot. Baiersbronner Männer 1685 bei der Predigt über einer wollenen Zipfelmütze. Ferner im Jahre 1821 die prot. Männer von Klein- Eislingen bei Göppingen. Nur beim Namen Jesus der Predigt lupften sie die letzteren (wie auch die Baiersbronner die Hüte), ihren Dreispitz auf den Emporen, so daß ein Fremder meinte, die ganze Kirche verdunkle sich so, daß man glauben könnte, es sey eine Schar Raben von beiden Seiten gegeneinander im Anzug." Es sei ein unfürdenkliches Herkommen gewesen. In Nr. 3 des Jg berichtete Dr. Rommel nochmal von Lombach. Fürnsal und Rötenberg ob Alpirsbach von diesem Brauch, der nach 1910 abging. Da nun im kath. Oberharmersbach der Besuch beim Opfergang bei Totenämtern besteht (Hohz. Heimat 1965, 30), dürfte er doch wohl uralt sein, trug ja noch bis in unsere Zeit der Pfarrer bei der Predigt das Birett und lupfte es beim Namen Jesus! Kis. Grangärten zu Gruol 1594: Wenn der Inhaber eines Grangartens stirbt, soll der Erbe seines Hauses auch den Granngarten beim Haus behalten. So er vom Haus kommt, fällt der Grangarten dem Flecken heim und kann vom Vogt und Gericht wieder nach, Belieben verliehen werden. Niemand darf einen Granngarten ohne Zustimmung der Ortsvorsteher käuflich erwerben. Auf Margarethentag 1600 wurde betr. der neu ausgegebenen Grangärten also geordnet: weil sie jedem für 2Va Gulden als eigen zugestellt: sind, soll es weiterhin gehalten werden, wie oben gesagt. Keiner darf einen kaufen ohne Vorwissen des Vogts und Gerichts. Der Flecken hat jederzeit das Auslösungsrecht für 2V2 fl. Die alten Krangärten, die ohne Vorwissen des Vogts und Gerichts verkauft wurden, kann der Flecken wieder für einen Gulden an sich zurücklösen." (Fleckenbuch von Gruol, Art , Rathaus.) Zur Erklärung von Gran, Grann, Kran, konnte Fischers Schwäb. Wörterbuch" nichts beitragen! Oder dürfte man an Gran-Simpel" als großen Simpel denken? (althochdeutsch g r a n d = groß.) Der Artikel geht unmittelbar der Allmand" voraus. Die Grangärten scheinen auch eine Art Allmende darzustellen. In Heiligenzimmern gibt es sie auch heute noch als Gras- früher Krautgärten, ca. 700 m vom Ort auf einer Halde, Krausenrain genannt. Ob man an mhd krage Hacke erinnern darf, oder Der Krank" Umkreis (des Dorfes), oder mhd krank bringt ein Wort Grange" gibt die Lösung? An das Postamt m klein, unbedeutend? Michel Buck Scheuer, Wirtschaftshof. Wer Krs.

48 48 Kirche in Killer: Pfarrer Hüetlin von Hausen i. Kill, berichtet am 24. Januar 1778 an die bischöfliche Behörde nach Konstanz: Wie auch der Dekan Bitzenhofen von Ringingen unterm 16. d. M. bezeuge, sei die Filialkirche in Killer so ruinös, daß sie unbedingt repariert gehöre, was bei den spärlichen Mitteln fast unmöglich sei. Die Heiligenpfleger können kaum die jährlichen Ausgaben aufbringen. Doch hätten der Pfarrer, die Hechinger Räte und die zwei Pfleger folgenden Ausweg gefunden: Die Heiligenpflege (fabrica) besitze 13 Jauchert Aecker an entferngelegenen Orten, über den Bergen drüben, die selten gedüngt und bisweilen 6 bis 9 Jahre wüst liegen gelassen würden, bis sie sich erholt hätten. Diese Aecker bringen jährlich kaum 18 fl ein. Nun haben die genannten diese Grundstücke zum Verkauf ausgeboten, in der Hoffnung, dafür die kirchenamtliche Genehmigung zu erhalten. Sie hätten 1000 Gulden gelöst mit dem Vorbehalt, daß auf diesen Aeckern ein unablöslicher Zins in Höhe von jährlich 50 fl stehen bleibe und die Grundstücke dafür als Pfand dienen. Hierdurch würden die jährlichen Einkünfte des Heiligen um 30 fl erhöht und außerdem Mittel zur Reparatur der Kirche gewonnen. Die kirchliche Genehmigung wurde denn auch am 26. Januar 1778 erteilt. Die Filialkirche Killer verkaufte 1899 das überflüssige Hochaltargemälde, dessen Rahmen zerstört war (Kreuzigung), an die Filialkirche Gauselfingen um 15 fl. Der Hochaltar war erst erneuert worden. Der alte wurde 1934 wieder aufgestellt. (Registratur Freiburg). Krs. Ablacher Preise 1749 anläßlich, einer Erbteilung: 1 Knöpfle- Icessele 2 fl; 1 Waschkessel 3fl; 2 Sperrstrick mit 22 Pfund 2 fl 24 kr; 1 gute Kettinen (Kette) von 14 Pfund 1 fl 34 kr; 1 Vorkette mit 10 Pfund 1 fl 10 kr; 2 Krezeisen zum Wagen von 8 Pfund 56 kr; 2 Bomstrick zu 12 Pfund 48 kr; 1 Bömennagel (Bindnagel für Strohband?) 15 kr; 1 Schrotaxt 30 kr; 1 Scheitaxt 30 kr; 1 Beil 10 kr; 1 Pfannenknecht 12kr; 1 Bratpfanne 40 kr; 1 kupfernes Bratpfännle 30 kr; 1 schlechter Seynapf 10 kr; 1 eiserner Rost 6 kr; große eiserne Pfanne 30 kr; 1 Schaum- und 1 Schöpflöffel 10 kr; 1 Bachspieß und 2 Löfflen 6 kr; 1 Brotmesser 20 kr; 1 Schnellwaage 30 kr; 1 Feuerhund 16 kr; 1 schlechte Winde 4 fl 30 kr; 2 Dängelgeschirr 20 kr; 5 alte Seegessen (Sensen) je 10 Bazen 4 kr; 2 Hauen 40kr; 1 Haumesser 24 kr; 1 Spalter (Wecken zum Holzspalten) 6 kr; 20 Ehlen Enwerke Tuch zu je 10 kr; 16 Ehlen Reiste Tuch zu je 12 kr; 1 Himmelbettstatt (ohne Bett) 2 fl; 1 Lotterbettstättle 1 fl; 1 Trog 1 fl; 10 Leinstühl (Lehnstühle) lfl; 1 alte Wasserlägel (Fäßchen) 2 kr; 2 Schmalzkübel 20 kr; 1 Krautstanden 24 kr; 8 Reutern (Siebe) lfl; 2 Habergeschirr ; 1 Deichsel mit dem Öther 2 fl; 1 Pflug samt Gestell und Egten 1 fl 20kr; 1 zweijähriger Stier 10 fl; 1 alte Kuh 10 fl; 1 jähriges Hagele 5 fl; 1 jähriges Roß mit doppeltem Geschirr 28 fl; 1 zehnjähriges Roß Hfl; 1 gar alter Braun 5fl; 1 braune Stute samt Fohlen 24 fl: 2 Schafe samt 2 Lämmern 4fl; 2 Schweine 7 fl; 6 starke Wagen Heu je 9 fl, (Gutensteiner Amtsprotokoll 1749 ff, Seite 12 f; Schloß Langenstein). Krs. BESTELL-SCHEIN zum Bezug der Hohenzollerischen Heimat" Ich/wir bestelle(n) ab sofort zum laufenden Bezug durch die Post Stück Hohenzollerische Heimat", Verlagspostamt Gammertingen, zum halbjährigen Bezugspreis von DM Vor- und Zunarre Genaue Anschrift Dieser Bestellschein ist bei Neubestellung bzw. Nachbestellungen der nächsten Poststelle aufzugeben. Um deutliche Schrift wird gebeten Ueber die Schenken von Stauffenberg brachte Dr. Gerhard Wunder in Hohenzollerische Jahreshefte" 1952 und 1954 zwei Arbeiten, denen hier folgendes nachgetragen sei: 1310 sind die Brüder d. (== dominus) Fredericus dictus Schenk und d. Walterus dictus Schenk als socii des Grafen Friderich von Zollern auf der Universität Bologna, Italien. Auf der Universität S i e n a, Italien, wurden immatrikuliert: 1577, Juli 4. Wernherus Schenk a Stauffenberg Suevus, Joannes Christopherus Schenk a Stauffenberg und Sebastianus Schenck a Stauffenberg. 1605, Nov. 6.: Joannes Rudolphus Schenck a Stauffenberg , Apr. 20.: Albert Schenck a Stauffenberg , Sept. 22.: Filipo Adamo Sigismundo Schenk liber baro di Stauffenberg Francesco Guilielmo Schenck barone di Stauffenberg, canonico delle chiese cathedrali di Erbipoli Augusta ed Aichstätt. M. Sch. Das Zollern-Wappen, von Silber und Schwarz geviertet, ist allgemein bekannt. Beachtenswert ist, daß es in den Wappen der bundesdeutschen Landkreise zur Zeit haben 69 Landkreise noch kein eigenes Wappen angenommen zwölf mal vertreten ist. Im Wappen des Krs. Hechingen wird der Zollernsehild vom rotbewehrten und -bezungten schwarzen Adler gehalten, während im Sigmaringer Kreiswappen der Schildfuß von Silber und Schwarz geviertet ist. Das Zollernwappen zeigt auch die linke Seite des gespalteten Schildes im Wappen des Krs. Crailsheim. In den bayerischen Landkreisen Ansbach, Dinkelsbühl, Ebermannstadt, Hilpoltstein, Kitzingen, Pegnitz, Rehaus, Schwabach und Uffenheim ist jeweils e i n Feld des Wappens von Silber und Schwarz geviertet. Bei den genannten Kreisen weist das Zollerwappen auf Besitzungen und Rechtstitel der einstigen Burggrafen von Nürnberg und der markgräflichen Linien zu Ansbach und Bayreuth hin. M. Sch. Baufarla (!) sage man angeblich in Burladingen zum Kinderspielball (Fischer, Schwäb. Wörterbuch Nachtragband 1936 S. 1862). Das ist natürlich ein Irrtum aus Verkennung der alten Burladinger Aussprache des L., die dem Englischen ähnlich ist. Vielmehr heißt das Wort B a u f a 11 a" wie in Onstmettingen. Starzein, Ringingen, Tuttlingen, Laupheim, Betzenhausen, während anderwärts die Form Faubalia", Fuballa, Faudaballa o. ä. lautet, Dagegen sagt man in Straßberg Bauballa", in Freudenweiler Schuballa (wie auch in Dangstetten / Waldshut), in Neufra R u g b a 11 a". Schuckballa würde gleich Wurfball sein: Fu-, Fau- (schweizerisch Für-) Balla sind bei Fischer unerklärt. Doch hält er (II, die Form Bauballa für die sicher ältere Form, ohne es zu begründen oder deuten! Ein Bufballa könnte vielleicht gleich Stoß-Ball sein. Krs. Alfons Kasper, Kunstwanderungen kreuz und quer der Donau (-Oberschwaben III) 1964 im Selbstverlag des Verfassers, Schussenried/Württbg, Abt-Rohrerstr. 12. DM 6.-; 168 Seiten mit 84 Abbildungen, Ein entzückendes Bändchen, das viel Freude machen kann. Alle wichtigen Kirchen, Kapellen, Burgen und Ruinen von Beuron bis Riedlingen sind nach Geschichte und Kunst behandelt. Abstecher führen nach Stetten a. k. M., Jungnau, Veringen, Schatzberg, Langenenslingen, Kreenheinstetten, Meßkirch, Wald, Habstal, Krauchenwies, Mengen, Herbertingen und die Orte dazwischen. Berichtigung: Das in H. H. 1964, S. 64 genannte Gugenwald ist nicht abgegangen, sondern das heutige Gaugenwald bei Aichhalden im Kreis Calw, trotz WUB II, S. X. In der Abhandlung: Die Revolution 1848 in Trillfingen" von Josef Schäfer in der letzten Ausgabe der Hohenzollerischen Heimat", ist dem Autor leider ein Fehler unterlaufen. Der Verfasser schreibt, die Bürgerwehrfahne von Trillfingen sei die einzige, erhaltene Fahne ihrer Art in Hohenzollern. Bekräftigt wird diese Meinung durch die Aussage: Oberarchivrat Dr. Gönner schreibt, daß aus dem Lande ähnliche Fahnen im Original nicht bekannt sind." Wie mir Oberstaatsarchivrat Dr. Gönner schreibt, wird hier der Sinn seines Schreibens an den Verfasser falsch wiedergegeben. Richtig muß es heißen, daß Herrn Dr. Gönner keine ähnliche Fahnen im Original bekannt sind. Die Fahne der Haigerlocher Stadtgarde (Bürgerwehr) ist ebenfalls noch vorhanden. Sie wurde am 29. Oktober 1848 eingeweiht, wie ich schon in meinem. Aufsatz Die Haigerlocher Stadtgarde" in derselben Ausgabe der Hohenzollerischen Heimat vom April schreibe. Karl Werner Steim Die Verfasser tragen die Verantwortung für den Inhalt ihrer Abhandlungen.

49 Hohenzollerische Heimat Vierteljahresblätter für Schule und Haus Herausgegeben vom Verein für Geschichte, in Verbindung mit Schriftleitung: Josef Wiest, Rangendingen 25 Y 3828 F Preis halbjährlich 1.40 DM Kultur- und Landeskunde in Hohenzollern der hohenz. Lehrerschaft Druck: Buchdruckerei S. Acker, Gammertingen Postscheckkonto Stuttgart Bank: Hohenz. Landesbank Gammertingen 15 Nummer 4 Gammertingen, Oktober 1965 \ 15. Jahrgang Vom Büblein, das nicht sitzen konnte Der kleine Xaver, Verele genannt, war ein nettes siebenjähriges Bauernbüblein, als das größte und schönste Ereignis seines Lebens eintrat. Bis jetzt wars ziemlich armselig verlaufen; er war der jüngste von acht Geschwistern, und es ging recht knapp her in der großen Familie. Die Eltern hatten geheiratet, als der alte Napoleon mit der ganzen Welt Krieg führte; als seine Franzosen das deutsche Land überschwemmten und dem Landmann alles Korn wegaßen, das er mit Mühe und Not gesät und geerntet, alles Vieh, das er aufgezogen hatte. Als Veri auf die Welt kam, wars ja schon besser geworden; denn die Franzosen waren längst über den Rhein zurückgejagt. Aber es sind noch alte Schulden aus der bösen Zeit auf dem Haus gewesen, und an allen Ecken und Enden mußte gespart werden. Der Vater trieb neben der Feldarbeit die Schusterei und machte seinen Buben rindslederne Stiefel von einer Haltbarkeit, daß sie keiner zerreißen konnte, sondern daß sie immer wieder vererbt wurden. Und ebenso erging es mit den Jankern und Hosen; wenn sie sich dann bis zum Verele heruntergeerbt hatten, waren sie freilich recht dünn und abgeschabt, und er hätte schon auch lieber bessere Kleider, wenigstens für den Sonntag, haben mögen aber da kannte die Mutter keine Gnade. Hunger leiden mußten die Kinder nicht; das Brot war grob und schwarz, aber genügend, und ein paar wackere Kühe im Stall gaben die nötige Milch. Wem das Jahr nicht zu trocken war, gerieten auch die Grundbirnen in dem magern, steinigen Boden. Das Dorf Steinhilben, in dem Veri geboren war, lag auf der Hochebene der Rauhen Alb im damaligen Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen; eine halbe Stunde davon entfernt war im Tal ein freundliches Landstädtchen mit einem stolzen, alten Schloßbau, in dem der fürstliche Rentmeister und noch ein paar Beamte hausten. Alles in allem eine sehr hübsche Gegend, viel Wälder und Berge; den Bauern wär' freilich lieber gewesen, wenn sie mehr ebene Aecker und einen fetteren Boden gehabt hätten. Um wieder auf die Familie Jäger zu kommen: alle gediehen bei der mageren Kost ganz gut, bloß beim Verele wollte nichts anschlagen, der blieb ein recht schmächtiges Bürschlein. Aber nett war er mit seinen lustigen braunen Augen und dabei gescheit der Herr Lehrer lobte ihn sehr. Im Sommer 1840 war nun eins große Aufregung im Dorf: der Landesfürst wollte mit seiner jungen Gemahlin ins Städtle (wie die Stadt Trochtelflngen kurzweg genannt wurde) kommen, und die ganze Umgebung sollte ihnen einen feierlichen Empfang bereiten. Die Frau Fürstin war nämlich gemütskrank; ihr war vor einem halben Jahr ihr erstes Kindlein gestorben, und sie konnte sich gar nicht darüber trösten. Der Fürst hatte schon alles mögliche versucht, um sie aufzuheitern, aber alles vergebens; kaum der Schatten eines Lächelns flog mal über ihr Gesicht. Nun hatte er den Gedanken gefaßt, eine Reise durch das ganze Ländle könnte sie vielleicht zerstreuen und erheitern und so stand auch der Rauhen Alb die Freude des durchlauchtigsten Besuches vor. Steinhilben, als das stattlichste Dorf der nächsten Umgebung, hatte die Ehre, einen Festwagen zu stellen, der die Landwirtschaft versinnbildlichen sollte. Die Trochtelfinger wollten den Gewerbefleiß darstellen, und nun wetteiferten die zwei Gemeinden darin, wer den schönsten Wagen zustande bringen würde. Roggensteins Juliane, die größte" Bauerntochter des Dorfes, durfte die Landwirtschaft vorstellen, und der kleine Veri, der so gut lernte, sollte das Verslein aufsagen und der Landesmutter einen großen Strauß überreichen; ein Vorzug, um den er sehr beneidet wurde. Fast 1 lätte er sich dies Glück verscherzt. Er machte nämlich bald darauf einen Streich wenn der aufgekommen oder nicht so gut ausgegangen wäre, dann hätt's von den strengen Eltern wohl Prügel gegeben statt der Erlaubnis zum Festredner. Eines Tages in der Erntezeit war alles auf dem Feld, und nur Verele mußte daheim bleiben und das Büblein seiner ältesten, schon verheirateten Schwester hüten, das noch in der Wiege lag. Eine harte Aufgabe an so einem schönen Sommertag! Noch härter und langweiliger dadurch, daß er vor dem Fenster ein paar Schulfreunde spielen und von dem bevorstehenden Fest reden hörte. Also bei dieser Beratung mußte der Veri dabei sein, er war doch die Hauptperson. Er suchte also einen festen Strick, knüpfte ihn um das Gitter der Wiege und warf das andere Ende zum offenen Fenster hinaus. Dann kam er selber auf die Straße zu den Kameraden und zog während ihres eifrigen Gesprächs immer langsam am Strick, so daß man die Wiege ganz deutlich schaukeln hörte. Als aber der Geiselhart Simon eine Behauptung aufstellte, die nicht stimmte, und Veri in immer größeren Redeeifer geriet und den Strick immer heftiger anzog bums! da tats einen Krach und Fall, und zugleich hörte man das Wickelkind kläglich schreien. Die pflichtvergessene Kindsmagd, der Veri, hatte die Wiege samt dem Würmlein umgeworfen! Wie aber der ins Haus gesaust ist! Zum Glück hatte sich das Kind doch nichts getan, bloß das Näschen ein wenig aufgeschürft; kleine Kinder haben eben einen wakkeren Schutzengel! Und so ist die böse Geschichte für beide Teile gut abgelaufen. Auch später zeigten sich keine schlimmen Folgen. Der kleine hinausgeworfene Peter wurde ein himmellanger, stämmiger Mann und mit der Zeit sogar Bürgermeister von Steinhilben und bewies als solcher bei jeder Gelegenheit, daß er durchaus nicht auf den Kopf gefallen war. Immer näher kam der Tag des fürstlichen Besuchs, der 15. September. Nun galt es, die Kostümfrage zu erledigen. I ^ß Veri mit dem abgewetzten Hösle seiner älteren Brüder nicht als Genius der Landwirtschaft auftreten und den Spruch sagen konnte, war ja klar; er mußte eine schöne, neue Ledf hose haben mit gestickten Trägern. Aber die Mutter wollte von einer Ausgabe nichts hören; sie wußte schon, warum. Ging also mit ihrem Jüngsten zum Säcklermeister ins Städtle und bat ihn, ob er für den Ehrentag ihres Verele nicht ein Lederhösle leihen wolle; der Bub müsse schon recht acht geben darauf. Gern tat's der Säckler nicht, aber schließlich lieh er doch eine nagelneue tiefschwarze Lederhose mit grüner Stickerei her, schärfte aber der Jägerbrigitt ein, er nehme sie nur ganz unbeschädigt zurück. Gut weit waren sie dem mageren Veri schon; doch das machte ja weiter nichts. Unterm Knie konnte man sie durch Versetzen der Knöpfe ganz schön anschließend machen. So war auch diese schwierigste Frage gelöst. Aber man kann sich denken, wie dem Veri ans Herz gelegt wurde, daß der Hose ja nichts passieren dürfe. Der 15. September war herangekommen, glühheiß, wolkenlos. Schon in aller Frühe hatte man den geschmückten Brükkenwagen ins Städtle gefahren; da, wo die Straße von Steinhilben neben dem Trochtelfinger Friedhof umbiegt und über die Brücke geht, wurde er vollends hergerichtet und mit seinem lebenden Inhalt beladen. Vorn stand die rotbackige Juliane in ihrem schönsten Sonntagsstaat mit Aehrenkranz und Sichel als Landwirtschaft"; ihr zu Füßen saß auf einem Schemel das frischgewaschene, blitzsaubere Verele als Genius mit seinem mächtigen Buschen von Feldblumen und Halmen. Und über die beiden spannte sich eine dicke Girlande von Obst, besonders von Zwetschgen. Weiter hinten auf dem Wagen saßen und lagen dann noch allerlei andere Steinhilber Kinder, jedes mit irgendeinem landwirtschaftlichen Gerät in der Hand. Der Heinzelmann hatte eine Mistgabel, die war dreimal so lang als er selber. Der Stolz!

50 :(50 HOHENZOLLEB SCHE HEIMAT Jahrgang 1965 Es war ein sehr hübsches Bild, und die Leute mußten alle sagen, daß der Trochtelfinger Wagen nicht daran hinkommt". Langsam fuhren sie durch die Hauptstraße des Ortes, bis das Rathaus in Sicht kam, vor dem die Begrüßung st ttfinden sollte. Schon während der Fahrt über das niederträchtige Straßenpflaster der Stadt Trochtelfingen merkte der Veri, dem die steife Lederhose hinten wie der Schnabel an einem Milchkännle weit abstand, daß ihm von obe i was in diese Oeffnung hineinfiel, was Rundes, Kühles, Weiches. Beim zweitenmal hatte er keinen Zweifel mehr; es mußte eine Zwetschge aus dem Fruchtkranz sein, die sich wahrscheinlich infolge der Hitze und des Geholpers losgelöst hatte. Und so ging's noch gut ein dutzendmal; auch über die Landwirtschaft" purzelten etliche Zwetschgen; aber die fielen ruhig zu Boden, während sie gerade bei ihm so einen günstigen Platz zum Verstecken fanden. Eine nette Geschichte! Veri traute sich gar nimmer zu schnaufen, damit er ja keine zerdrücke. Er hatte ja die kostbaren entlehnten Hosen an, denen nichts geschehen durfte. Das hieß man: Auf glühenden Kohlen sitzen." Auf einmal krachten Böller, von der Schloßseite her trabte das Viergespann des fürstlichen Wagens und rollten die Kutschen der Hofdamen und -herren. Sie hielten am Rathaus, begrüßt in einer Ansprache des Bürgermeisters, von der Geistlichkeit, den Beamten und Stadtverordneten. Die hohen Herrschaften stiegen aus, und der Fürst unterhielt sich leutselig mit seinen Untertanen; aber die Augen der Fürstin blickten traurig und teilnamslos ins Leere. Veteranenschützen zogen vorbei und sdirien Hoch"; und dann kam der Glanzpunkt, die zwei Festwagen: der Trochtelfinger Gewerbefleiß und die Steinhilbener Landwirtschaft. Der Veri wurde von seinem Lehrer heruntergehoben, und dabei senkte sich die süße Last hinter seinem Rücken in die Tiefe. Gut, daß die Hosen am Knie zugeknöpft waren, sonst wären die Zwetschgen unten durchgerutscht! So konnte er nun doch mit Ehren vor die Landesmutter treten und machte die anbefohlene Verbeugung. Tiefer!" sagte der Herr Lehrer hinter ihm; aber der Veri dachte sich: Du hast gut reden! Wenn ich mich stärker bücke, verdrück' ich sie ja!" Dann stellte er sich stramm und sagte herzhaft sein Sprüchlein: Hohe Herrschaft! Durch das Ländle fahrt ihr jetzt in eurem Wagen, und die treuen Untertanen freuen sich, gar nicht zu sagen. Jeder eilt vergnügt herbei, daß er Hoch und Vivat schrei'. Holde Fürstin! Nimm denn gütig diesen Strauß aus meinen Händen; möge Gott dir so viel Freuden, als ich Blumen bringe, spenden, als euch grüßt in Fleiß und Kraft eurer Heimat Landwirtschaft! Die hohe- Frau nahm seinen Strauß wirklich gütig entgegen und sah dem netten, frischen Büblein in die freundlichen Augen. Hatten sie Aehniichkeit mit denen ihres toten Prinzleins? Ich weiß es nicht aber plötzlich beugte sich die feine Dame in ihrem duftigen, weiß und schwarz getüpfelten Kleid herunter und küßte den kleinen Veri herzlich auf den Mund. Der stand ganz starr; so was war ihm noch nie vorgekommen! Denn auf dem Land ist das Küssen nicht üblich; wenn ein Kind mal über das erste Jahr hinaus ist, hat die Schmatzerei" ein Ende. Gar erst von einer fremden Dame! Eilfertig fuhr der Veri mit dem Hemdärmel über sein rotes Cöschl und wischte den fürstlichen Kuß ab. Und da mußte die junge Durchlaucht doch wirklich ein bißchen lächeln; denn so etwas war ihr auch noch nie vorgekommen! Sie nahm den Buben bei der Hand und nun ging alles in den Rathaussaal, wo die hohen Herrschaften von der Stadt bewirtet wurden. Auch für die übrigen Festgäste war gedeckt, und die Kinder hatten einen eigenen geschmückten Tisch, auf dem mächtige Kuchenberge standen, und von dem es wunderbar nach etwas roch, was damals in diesen Kreisen noch etwas sehr Festtägliches war nach echtem Kaffee. Die Landesmutter hatte den Veri losgelassen, damit er sich ein Plätzlem am Tisch suchen könne. Aber da stand nun der arme Tropf und wußte sich keinen Rat. Das hätte ja ein Unglück gegeben, wenn er sich auf die anderthalb Dutzend Zwetschgen in seiner Hose gesetzt hätte! Dabei hatten sich aber die andern schon gierig über Kaffee und Kuchen herangemacht, und ihm ließen sie gewiß nichts mehr übrig! Wie ein Häuflein Elend stand er im Saal, und die hellen Tränen liefen ihm über die roten Backen. Die Fürstin hatte von ihrem Sitz aus den Blick gerade auf den Kindertisch frei und sah das Verele stehen und weinen. Sie sagte was zu ihrem Gernahl, und der führte sie heran und sprach zu Veri: Ja, Büble, warum setzt du dich nicht nieder und ißt mit?" Eine peinliche Frage! Aber die schönen blauen Augen der hohen Frau blickten so gütig, daß der Veri sich ein Herz faßte und seinen Jammer bekannte. Ja, woisch, Frau Fürsehtin", sagte er, i kann mi net hinsitze; in han's Hösle voller Zwetschga!" Er langte mit der Hand nach seiner Rückseite und krabbelte ein paar von den Unglücksdingern aus den Abgründen seines Lederhösles heraus. Gottlob, sie waren noch heil und ganz; es hatte noch keine Flecken gegeben! Der Fürst mußte hellauf lachen, und horch, wie ein silbernes Glöcklein klang auf einmal das Lachen der jungen Frau darein, das man schon lange nicht mehr gehört hatte. Und die Hofgesellschaft, die die Heiterkeit ihrer Herrschaft sah, lachte gleichfalls mit, im Anschluß daran die übrigen Gäste, sogar der gestrenge Herr Rentmeister, der noch viel vornehmer war als der Fürst. Der letztere konnte vor Lachen fast nicht 'rausbringen: Ja, Büble, wie kommen auch die Zwetschgen da hinter?" Dia send runtergfalla von der dumma Girland und grad in mei Hos nei. Und i derf doch koane verdrucka, weils Hösle net mir ghört; dös hammer verdlehnt (haben wir entlehnt!)", sagte Verele treuherzig und rief damit einen neuen Ausbruch der Heiterkeit hervor; auch die Frau Fürstin" lachte aus vollem Halse mit und wunderte sich selber, daß sie's noch so konnte. Dann zog der Fürst, der überglücklich war über die Fröhlichkeit seiner Gemahlin, seine Börse, schenkte dem Veri einen blitzenden goldenen Dukaten und sagte: Nein Verele, das schöne Hösle sollst du nimmer hergeben müssen, sondern zum Andenken an den heutigen Tag behalten. Sag nur der Mutter, sie soll's kaufen!" Veri hatte aber den Säcklermeister unter den Stadtverordneten gesehen, und weil er seiner Mutter nicht recht traute, wollte er als kluger Mann die Geschichte gleich in Ordnung bringen und sagte daher zum Fürsten: Der Säckler sitzt da drüba; darf i's dem glei abkaufa?" Man holte den Meister herbei, und Verl wollte ihm das Geldstück für die Hose geben. Der wußte aber auch, was sich gehörte: Nei, Büble", sagte er, das Geld b'halt du no; i schenk dir dös Hösle." Da klopfte ihm der Fürst auf die Schulter und nannte ihn einen wackeren Mann, bestellte auch bei ihm eine Lederhose für die Jagd. Und die Hofherren folgten dem fürstlichen Beispiel, so daß der Säckler noch ein ganz gutes Geschäft bei der Sache maente. Und die Ehre hatte er obendrein! So war alles froh an der fürstlichen Tafel; am glücklichsten aber das Verele. So eine wunderschöne Hose hatte er jetzt statt der ewigen abgetragenen von seinen Brüdern und dazu ein Goldstück, wie er noch nie eins gesehen hatte und Vater und Mutter gewiß auch nicht. Und dann endlich durfte er hinausgehen und an einem verschwiegenen Ort die Malefizzwetschgen ausleeren. So einen Grimm hatte er darauf, daß er sie nicht einmal aufaß! Desto besser ließ er sich dann Kaffee und Kuchen schmekken; die gute Fürstin hatte dafür gesorgt, daß man ihm noch was übrigließ. Und als die hohen Herrschaften wieder wegfuhren und alles aus Leibeskräften Hoch" schrie, da winkte sie dem Verele, der sie wieder zum Lachen gebracht hatte, mit ihrem seidenen Sonnenschirmchen noch so lange zu, bis der Wagen hinterm Schloß verschwunden war und auf der Straße nach Hennenstein weiterrollte. Das war also Veris großer Tag gewesen! Wollt ihr noch weiteres von seinem Ergehen hören? Ein Bauer ist er nicht geworden, dazu war er den Eltern zu schmächtig! und weil er doch so gut lernte, gab man ihn im Städtle in eine Kaufmannslehre. Er ist in der Folge weit in der Welt 'rumgekommen; schließlich hat er sich in einer kleinen bayerischen Stadt ansässig gemacht und ist da ein recht geachteter und beliebter Bürger geworden, der als Magistratsrat bei manchen feierlichen Empfängen beteiligt war. Es hat ihn aber keine Fürstin mehr geküßt. Sein Dukaten hat ihn durchs ganze Leben begleitet; erst im letzten Krieg, als er schon ein uralter Herr mit schneeweißen Haaren, aber immer noch freundlich braunen Augen war, und als das Vaterland das Gold seiner Bürger brauchte, hat er die Münze hergegeben. Aufhalten hat er das Elend damit freilich auch nicht mehr können. Aber der liebe Gott hat ihm die Gnade erwiesen, daß er den Zusammenbruch nicht mehr erleben mußte. Jetzt ist er wohl im Himmel; vielleicht hat er da seine ehemalige Landesmutter wieder getroffen, und sie haben zusammen noch einmal gelacht über das kleine Abenteuer mit den Zwetschgen. Und wißt ihr, wer das Verele war? Mein lieber Vater war's! Und wenn meine Brüder und idi recht artig waren, hat er uns zur Belohnung immer wieder das Geschichtlein erzählen müssen vom Büble, das nicht sitzen konnte. Auguste Salzmann.

51 Jahrgang1965 H O H E N Z O L L E R I S C H E HEIMAT 51 (Anmerkung: Die obige Erzählung stand bereits im Heft 1 des ersten Jahrganges der Heimatzeitung. Diese Nummer war rasch vergriffen und gelangte nicht in alle Schulen. Oberlehrer Widemann (heute in Sigmaringen, früher in Steinhilben.) schrieb dazu: Der Vater dieses Bübleins stammt von Steinhilben, und auch das Büblein war ein Steinhilber Bub: Verele Jäger. Auguste Salzmann, die Verfasserin des Stückes und Tochter dieses Xaver Jäger war eine Verwandte von Frau t Juliana Geiselhart geb. Pfeffer. Durch mich kam die Erzählung s. Zt. ins Lesewerk des Kath. Lehrervereins und war im sogenannten Heimatband abgedruckt. Von dieser Erzählung sagte der damalige preußische Kultusminister von Studt anläßlich eines Besuches in Sigmaringen, daß diese das schönste Lesestück des Lesewerkes sei.) Aus der Geschichte des Nikolausmarktes in Haigerloch von Josef Die Märkte waren auch in unserer engeren Heimat bis in das 20. Jahrhundert herein wirkliche Feiertage für Stadt und Land. Ein bestimmter Höhepunkt bildete für unsere engere Heimat der Nikolausmarkt in Haigerloch, der sich bis in unsere Zeit herein erhalten hat. Wann eigentlich die ersten Märkte abgehalten wurden, können wir heute nicht mehr mit bestimmter Sicherheit sagen. Eines ist jedenfalls sicher, und das bezeugt auch Franz Xaver Kodier in seinem Buch über die Geschichte des Oberamts Haigerloch, daß die Stadt Haigerloch schon sehr früh das Marktrecht besaß. Schon im Jahre 1551 ist von einem Jahrmarkt die Rede, und das Stadtbuch aus diesem Jahr enthält Bestimmungen über die Durchführung des Marktes. Während wir zunächst nur von einem Jahrmarkt hören, sind es im 17. und 18. Jahrhundert bereits zwei, und zwar zu Bartholomä und Nikolaus, während später noch der sogenannte Fasnetmarkt hinzukam. Zusammen also drei Krämer-, Vieh- und Schweinemärkte, die in Handel und Wirtschaft der Stadt und Umgebung eine große Rolle spielten und das ambulante Gewerbe aus der näheren und weiteren Umgebung, wie die Bevölkerung von Stadt und Land zu einem bunten Leben und Treiben auf dem Marktplatz vereinigten. Haigerloch hatte einen der schönsten Marktplätze im weitesten Umkreis, und man hat nicht zu Unrecht sich mit der Verlegung des Marktes in den Stadtteil Haag nie recht abfinden können. Denn vor der fast mittelalterlich anmutenden Kulisse des Stadtbildes der Unterstadt mit ihren alten, schmucken Wirtshausschildern und Gaststätten hatte der Markt immer etwas Reizvolles an sich, das ihm eigentlich auf dem neuen Platz völlig fehlt. Bekannt ist das lange Ringen der Haigerlocher Stadtväter um eine geeignete Lösung der Marktplatzfrage, nachdem verkehrspolizeiliche Bedenken gegen die Abhaltung auf dem Marktplatz auftraten. Es gab damals sogar Stimmen, die einer Aufhebung der Märkte das Wort sprachen. Andererseits und diese Auffassung war zweifellos richtig wurde von maßgeblicher Seite darauf hingewiesen, daß das Marktrecht als altes Privileg der Stadt unbedingt erhalten werden müsse. Der Markttag war, wie uns erst dieser Tage ein alter Haigerlocher erzählte, schon im vergangenen Jahrhundert ein Festtag für Stadt und Land. Rudelweise kam die Landbevölkerung nach Haigerloch, und der Nikolausmarkt zog seine Kreise bis in den Kreis Tübingen. Schon Wochen vorher freuten sich Kinder, Bäuerin und Bauer samt Gesinde auf den Markt". Es war Brauch, daß an diesem. Tage alles seinen Märktkromet" erhielt. Dies war bei der Bäuerin und bei der Magd je eine Schürze, der Knecht eine Hose oder Mütze und für die Kinde zumeist etwas Leckeres. Kam also der Tag heran, wurde schon sehr früh gegessen, und dann stürzte man sich ins Sonntagshäs", um Haigerloch zuzumarschieren. Wer einen Landauer besaß, war noch glücklicher daran. Fröhlich wurden Freunde und Bekannte begrüßt und zuweilen immer wieder mal ein Knecht oder Bauer überholt, der eine Kuh, Kalbin oder ein Rindle zum Markt führte. Dort sah man sich zunächst um, ob der Hannes, der Christian, der Ludwig vom Nachbarort auch gekommen waren, ging mit ihnen gemeinsam auf den Schweinemarkt, wo gefeilscht und gehandelt wurde, daß es eine Art hatte. Man mußte sich ja wieder den neuen Specksamen in Form von zwei Milchschweinen erstehen. Freilich war der Handel nicht gleich perfekt. Der Käufer lief weg und kam wieder. Der Verkäufer verrenkte sich die Augen vor Bedauern, daß er nicht mehr weiter zurückkönne und dies bei seinem Seelenheil der äußerste Preis sei. Und dann ging er doch Schneider geplaudert noch zurück, weil er eben ein guter Mensch sei und nach dem Grundsatz leben und leben lassen" handle. Auf dem Viehmarkt war es nicht anders. Da wurden all die guten und schlechten Merkmale einer Kuh oder Kalbin wie lang trait se, was ka se?" unter die Lupe genommen und mancher Trick entlarvt. Der Handschlag war das Dokument des Verkaufs, und er galt früher mehr als heute ein Schriftstück. Natürlich folgte der Umtrunk im Gasthaus, wo sich der Verkäufer nicht lumpen, lassen durfte. Früher ging es hierbei gleich nebenan in das Gasthaus zur Traube, der heutigen Bolzfiliale bei der St. Annakirche der Marktplatz war im heutigen Stadtgarten um den, Kauf vollends ins reine zu bringen. Dort saß man dann zuweilen lange, und vor allem den Gruoler und Weildorfer Marktbesuchern scheint es dort immer besonders zugesagt zu haben, wenngleich sich spät abends die Mondstupfer und Storchen noch die Köpfe blutig schlugen,. Das, hat es früher immer wieder mal gegeben, und wenn es nur wegen einer Dorfschönen war. Indessen ging in der Sonne" der Taubenmarkt vonstatten. Sackweise wurden die Tauben zu einem Stückpreis von Pfg. gekauft, um die darauffolgenden Tage in die Bratpfannen zu wandern. Indessen gingen Bäuerin, Kinder und Mägde zum Krämermärkt. Was erstand man sich alles dort? Nun, die Bauern brauchten eine neue Goaßel (Peitsche), ein Paar Schuhe, ein Paar Hosen. Ein neues Sackmesser wurde gekauft, während die Bäuerin sich die in Brüche gegangene große Ton-Suppenschüssel neu zulegte. Manch, andere Küchen- und Haushaltsgegenstände oder Kleidung kaufte man sich wieder auf dem Markt, und als Kinder hing man halt der Mutter am Rockzipfel, verlangte Magenbrot, das schon immer als das Höchste der Gefühle für Kinder galt. War man, ganz gut dran, fielen auch noch ein Paar Schuhe, eine warme Mütze für den Winter oder ein kleines Spielzeug ab. Junge Liebespaare, der Heiner aus Weildorf und die Bärbel aus Trillflngen, die sich auf dem Markt ein Stelldichein gaben, erlebten natürlich den Markt auf ihre Weise. Zuweilen wurde nach Gegenständen für den künftigen Hausstand umgeschaut oder in Mock's Laden die erste Aussteuer erstanden. Ja, Mock's Laden, das heutige Textil- und Bekleidungshaus I. B. Mock stand zuweilen dichtgedrängt voll, wie überhaupt Haigerlochs Geschäftswelt die Märkte immer mit einem gewissen Wohlbehagen verfolgt hat. Das, kennzeichnet die Tatsache, daß gegen 16 Uhr die Geschäfte geschlossen wurden und die Geschäftsinhaber ebenfalls z,'märkt gingen. Sie fanden sich in Häuflein und Gruppen zusammen, trafen sich im Dreikönig, im Schwanen, im Hecht oder Adler und machten durch bis hinauf in die Oberstadt. 3 4 Schlachtplatten hat mancher in kurzer Zeit verdruckt", und der besseren Ehehälfte schob man eine Bratwurst in die Tasche, damit sie auch etwas habe. Ja, dieser Marktschoppen hatte immer etwas an sich. Man traf dort all die lieben Bekannten von Stadt und Land. Die Dottebäs, der Vetter, der Tochtermann aus dem Nachbardorf, sie alle gaben sich jetzt ein Stelldichein. Alles wurde durchgehechelt, was in der Verwandtschaft und Bekanntschaft sich zugetragen, hat, und zuweilen wurden auch Heiratspläne geschmiedet und Partien ausgemacht. Denn früher, versteht sich ja, heiratete man nach dem Reichtum. Liebe stand an zweiter Stelle. Hauptsach ischt, daß des Sach zemmakommt", sagten, die Bauern, und die dicke Uhr- Haarkette am Leible wippte dabei, als ob sie einen Schwur tun müßte. Zur gleichen Zeit trafen sich im Hirsch" die Knechte und Mägde der ganzen Umgebung in heiterer Stimmung bei Tanz, sauren Kutteln und Bratwurst. Mit einer Mundharmonika wurde zum Tanz aufgespielt: Heut isch Bündeletag, heut ist mei Zeit, heut leck mich der Herr am A..., morga sei Weib, so sangen und schrien sie immerfort, waren, heiter und fidel. Schon bei dieser Gelegenheit wurden Knechte und Mägde für das kommende Jahr gedungen, Zu später Abendstunde torkelte mancher heimwärts und freute sich schon auf den nächsten Märkt". Am Nikolausmarkt hat sich bis heute noch nicht viel geändert, wenn auch das Brauchtum, das sich um ihn rankte, erloschen ist. Gerne aber ersteht man noch den Marktkrom, trifft sich mit Bekannten, und über allem liegt auch heute noch ein Abglanz der Romantik jener Tage, die hereinstrahlt bis in unsere Zeit. Unsere Kinder freuen sich auch heute noch, wenn der Vater oder die Mutter sie mitnehmen uff de Märkt".

52 :(52 HOHENZOLLEB SCHE HEIMAT Jahrgang 1965 Das Heiligkreuz-Mirakel von Hechingen von Martin Es gibt zahlreiche Erzählungen über geschändete Christusbilder; schon früh taucht das Motiv auf, das Kruzifix habe nach der freventlichen Tat geblutet. 1 ) Auch hierzulande ist dieser Legendentypus recht verbreitet, und nur selten fehlt die Angabe über die Strafe, die den Frevler ereilt hat. Der Bösewicht, der bei Ellwangen einmal in ein Kreuz hieb, blieb daran hängen, und einem anderen, der sich im Zorn zur gleichen Tat verleiten ließ, ging der Schwerthieb ins eigene Schienbein. 2 ) Der Reiter, der auf ein Kruzifix zwischen Kappeln und Dürnau schoß, versank mitsamt seinem Pferd im Boden, 3 ) In Erisdorf schoß ein Schwede auf den Herrgott unter der Dorflinde, worauf er gleich versank und wieder ausgegraben werden mußte. Er starb daraufhin eines jähen Todes (so meinten die einen) oder aber erst (so meinten die andern), nachdem er sich bekehrt hatte. 4 ) Und das Pferd jenes Franzosen, so wird aus Ehingen berichtet, der mit seiner Pistole auf ein Kruzifix zu schießen gewagt hatte, sei über die Brücke hinabgesprungen, der Reiter aber sei nicht mehr gesehen worden. 5 ) Die Erzählung über die Entstehung der Wallfahrt zum geschossenen Christus" in Geisingen ist in zwei Berichten aus dem 18. Jahrhundert fixiert. Als die schwedischen Truppen 1633 durch das Städtchen marschiert seien, so heißt es in einer der Niederschriften 6 ), habe Einer hinten nachreitendt sein Bistohl außgezogen, aufschreyendt: Halt Du! mithin in die Stürne der am Creutz hangendten Bildnuß Christi mit einer Kugel (welche man heut zu Tag noch klar sichtet) geschossen..." worüber ein schwedischer Reutter diesen Bößwicht gefraget warumb er auf das Cruzifix schieße? Der geantwortet hatte:,seye ja nur Holtz' so dann der gottlose Reuter abseiths gegen Baldinger Espa sich wendendt auf der sogenannten Brachwieß blinder vom Pferd gefallen, auch gleich des gäben Todts gestorben wäre..." 7 ) Wird hier die Tat mit der anderen Konfession des Täters motiviert denn die Mitteilung seiner Antwort (das Bild sei ja totes Holz) soll ein Hinweis auf eine Zugehörigkeit zur protestantischen Konfession sein, so erscheint die ruchlose Tat in anderen Versionen als Racheakt: aus Zorn über sein Unglück beim Würfelspiel sticht ein Mann mit dem Messer auf ein Kruzifix bei Mund&rkingen ein mit den. Worten: Maria, deinen Sohn will ich ermorden!" Aus der Wunde fließt daraufhin Blut. 8 ) Aehnlich ist eine Erzählung aus Altshausen. Zwei spielten um ihr Geld, der eine in Teufels, der andere in Gottes Namen. Der sein Vertrauen auf Gott gesetzt hatte, verlor und schoß in seinem Zorn auf ein Kruzifix, welches zu bluten anfing. Der Frevler versank augenblicklich bis zum Hals in die Erde und nahm sich selbst das Leben, nachdem ihn ein Priester befreit hatte. Das Loch aber ließ sich nicht auffüllen.) 9 Die Ursprungslegende der Heilig-Kreuz-Kapelle bei Altshausen unterscheidet sich nur in einem (freilich recht wichtigen) Punkt von diesem Bericht: das Motiv für die Untat ist hier der Glaube, der Schuß auf das Kruzifix mache den Schützen unfehlbar. Der Schuß gilt ähnlich wie die Schändung des Kreuzes durch die Hexen als der Vollzug eines Paktes mit dem Teufel..," 10 ) Dies kommt in dem Bericht Vom Uhrsprung, Anfang, Aufbau und Weyhung der heiligen Kreuz-Kapellen etc. bei Altshausen" zum Ausdruck, den Anton Birlinger und Michel Richard Buck zugänglich gemacht haben: 11 ) Nach der Gnadenreichen Geburth Jesu Christi deß Sohnes Gottes, und Seligmachers der ganzen Welt, im 1617 Jahr, ist geschehen, daß Wunder-Zeichen, welches noch Manniglich hierum bekannt und sehr wohlbewußt ist, nämlich, da ein sehr gottloser Mensch in dieser Nachbarschaft bewohnt gewesen, welcher aus Eingeben des Teufels und Rath der Schwarz-Künstlerischen Schützen (um Verbother Kunst im Schüssen zu erlangen, täglich 3 gewisse Schüze zu haben.) Sich soweit hat Verführen lassen, das er 3 Samstage Abends unterm Geläut aller Glocken, für die Christ Gläubige Seelen im Fegfeuer, Alhier nach dem Bildniß am Kreuz geschossen, zwar am ersten, am andern Samstag das Bild gefählet, aber am 3ten Samstag zwo Kugeln mit solchem Teuflischen Vorsaz geladen, da er die Bildnuß verlezen wolle, wan gleich Christus der Sohn Gottes selbst Leb- und Wahrhaft da hangen solte! Also Zihlete er nach dem Herzen, Schoß, und trafte mit den zwo Kugeln die Bildnuß Christi am Kreuz, unter der Seiten-Wunden: Welche Schußwunde sich gleich Fleisch- und Blut-Farb erzeigete, und der böse Mensch alsbald mit beiden Füßen in die Erde gesunken, seine Verfluchte Fußtritt den Menschen zur Warnung und Gedächtnuß verlassen." Scharfe Dasselbe Motiv findet sich in der Legende von der Entstehung der Heiligkreuzkapelle bei Hechingen. Die älteste erhaltene Fassung scheint der Bericht zu sein, der in der Zimmerischen Chronik überliefert ist. Dort heißt es: 12 ) Es hat der alt graf Jos Niclas von Zollern, den man nur den Naterer von wegen seines schwurs genempt, ain trewen und lieben diener gehapt, Wilhalm gehaisen, ist sein raisiger knecht gewest und eines erlichen burgers geschlechts. Der hat uf ain zeit heren sagen, oder vileucht hat ers also gelesen, wann ainer in der carwochen die vier passion here uf ainem bain stände, dieweil die gelesen werden, und nachgends mit ainem bogen (dann selbiger zeit die handtbüchsen nit im gebrauch) drei schütz in ain crucifix thue, so künde er hernach mit solchem pfeil kain schütz mer feien, sonder treff, was er begere oder darnach er abziele. Dise kunst hat herr Wilhalm bei ime betrachtet und erwogen, so es im geraten, das er seins schiesens in neten möcht gewiss sein, seitmals der zeit ain grosse reiterei in allen landen, was für ain nutzer diener er seinen herren sein wurde etc. Darumb hat er ime entlichen fürgenomen, das zu probieren. Wie nur die nechst carwochen herzu geruckt, do hat er die vier passion in der kürchen zu Stetten im closter gehört, alles uf ainen, bin stehendt, wie dann die verflucht kunst hat ussgewisen Darnach ist er ingehaim hinauss gangen an das ort, do iz die capl steht, zum hailigen Creuz genempt. Dozumal ist aber nur ain bildstecklin alda gewest mit ainem creuz und ainem salvatcr daran. In diesem crucifix hat er mit seinen pfil dreimal geschossen. Wie er aber den dritten Schutz gethon, da hat das bild am crucifix anfahen reulichen zu schwaissen, auch hat er den pfeil nit mer künden gewinnen. Do hat in ain angst und ain forcht umbfangen und allererst, gleichwol zu spat, betrachtet, was er gethan hab. Darum ist er ganz geschwaift, mit großem kommer haimgangen und soll darzu geschwiegen. Selbiges tags het es sich ongefert gefüegt, oder ist villeucht user sonder fürsehung des allmechtigen beschehen, das ain andechtige, gute, alte fraw zu disem bildstock kommen, darbei ir gebet, wie sie vormals vil im geprauch gehapt, zu Volbringen. Die hat den pfeil im bild gesehen, auch das das bild heftig geschwaist. Derab sie übel verschrocken, den nechsten gen Hechingen gangen und das den amptleuten angezaigt. Die habens one verzug dem grafen fürgebracht, Derselbig, wie er erfaren, das dem also seie, dann es allernechst bei der statt, do ist er mit seiner priesterschaft, auch allem sinem gesind und diener, die er domals bei sich gehapt, under denen dann der obgenannt Wilhalm, der theter, auch ainer gewest, hinauss zum bildstock gangen. So bald der graf den pfeil ersehen, ist er übel erschrocken, dann er ine gleich gekennt, wem er zugehere, dann ime der Wilhalm under allen seinen diener der libst und anmutigest gewest; darum gesagt:,wilhalm, das hast du gethon, und der pfeil ist dein.' Hierauf Wilhalm uf seine knüe gefallen und umb gnad gebetten, darbei angezaigt, er habs von sein, des grafen, wegen gethon. Aber der graf hat gesagt:,nain, Wilhalm, ich hab dich das nit gehaisen, du hast ime laider nur gar zuvil gethon'; darmit hat er ime bevolhen, er solle nochmals den pfeil ziehen. Wilhalm hat vil versucht, hat ine aber nit gewinnen kinden. Sobald sichs aber der graf unterstanden, hat ine leichtlichen ziehen kinden, und hiemit ist der Wilhalm uf bevelch des grafen fengclichen angenomen, des ander tags fürgestellt und rechtlichen beclagt worden. Und wiewol von edel und unedeln grosse bitt für ine beschehen, so hat doch zuletzt der graf das haupt von ime genommen. Grave Jos Niclas hat an das ort, do der bildstock gestanden, ain capellin lassen bawen und ain ewige mess darin gestift. Dohin ist hernach zu allen hailigcreutztagen ain grosse fart gewest, das man von verre dahin kommen. Man hat allwegen uf solche zeit ain vesper und ain ampt da gesungen, auch gepredigt; aber zu unser Zeiten ist es alles abgangen. Der alte graf Jos Niclas hat dise geschieht an ain daffel lassen malen, darzu sich und etlich ander grafen von Zollern auch. Dise taffei ist bei unsern Zeiten noch in der Capellen gewesen, aber sie ist mit bewilligung des junger graf Jos Niclasen von Zollern von ainem grafen von Ötingen hinweg genommen worden. Gott waist wohin. Hiebei kan ich nit underlassen zu vermelden, wie der alt graf Jos Niclas die capell gebawen und sie geweicht worden, do ist ain fraw in aim hangenden wagen kommen, gestürzt und gementlt, die hat gebracht ain silberin kelch und was zu ainer mess gehert, das alles hat sie uf der altar geopfert und ist one gessen hinweg gefaren; auch unbekannt, das sie niemals gekennt oder gewist, wer sie sei. Vil haben vermaint, sie sei des armen Wilhalms muter gewest."

53 Jahrgang 1965 H O H I N Z O L L E H I S C H I HEIMAT Die nächsten Fassungen des Mirakelberichts sind an Ort und Stelle überliefert: in der Heiligkreuzkapelle hängen zwei Tafeln mit Oelgemälden, die den höllischen Schuß" und die Hinrichtungsszene wiedergeben. Den Bildern ist jeweils ein ausführlicher Text beigefügt. Das Bild an der Südwand der Kapelle zeigt links den Bildstock mit dem Kruzifix vor einem Baum. Rechts davon steht breitbeinig der Schütze, der gerade mit der Armbrust auf das Ziel anlegt; zwei Geschosse stecken schon im Ziel. Der Mann ist barhäuptig und bärtig gegeben. Er trägt ein enganliegendes Wams und ebensolche Hosen; der gefältelte knielange Rock ist um die Hüften gegürtet. Seine ganze Bekleidung ist einfarbig silbergrau, nur die Schuhspitzen sind schwarz. Im Hintergrund rechts sieht man den Hohenzollern. Unten befinden sich einige Wappen und zum Teil unleserliche Stifternamen; dazu liest man: Christ : Miller / fürstl. Hohen / zoller stall / mei-ster / Renouiert / 1670." Diese Jahreszahl muß als Terminus ante quem der Entstehung des Bildes gelten. 13 ) Der Text unter dem Bild lautet: Im Jahr hat der hoch wolgeborne. herr. herr friederich Graf Zu hohen Zollern der Elter sambt dero Gemahlin Frawen Agnesae Gräfin von fürstenberg Hoch gräfl: gden auf hohen Zoller RESIDiert vnd einen gotlosen diener gehabt welcher sich berichten lassen. wan einer ein gueter schitz sein oder werden wolle, das derselbe drey schitz in ein Crucifix thuen solle. als dan kenne es ihm nit mer fehlen. sonder Alle ding warnach er Zu schiessen. begere. gewiss trefe. welcher es probiert, vnd in ein schönes CRVCIFIX so vnd: einer Linden in einem bildstockh gestanden. mit der armbrust. 2. mal geschossen. das es geschwaist. wie er den dridten schütz thun wolte. hat er den selben nit voll bring: auch nit mehr von der stell komen könen. deswegen ime an d: selben stat das haubt abgeschlagen, vnd dahin zur ewigen gedechtnus ein CAPell erbaut auch das crucifix sambt dem stockh dahin eingesetzt worden." Wenn auch der Kern dieses Mirakelberichts im wesentlichen derselbe ist wie in der Zimmerischen Chronik, so gibt es doch einen wichtigen Unterschied. Dieser ist weniger in der vereinfachten magischen Prozedur zu suchen als vielmehr in der holzschnittartigen Vereinfachung der Fabel: in der Chronik-Variante war Wilhelm ein treuer und lieber Diener", der die Freveltat vollbringt, weil er seinem Herrn nützlich sein will; er ist auch beliebt - viele legen Fürsprache bei ihm ein. So kommt es zu einem tragischen Konflikt, in dessen Verlauf sich der Graf dann doch zu einem Todesurteil entscheidet. In der Bildfassung ist der Knecht von vornherein ein gottloser Diener", der die Tat nur aus Eigennutz vollbringt. Die Tat ist damit so eindeutig böse, daß sofort ein drastisches Gottesurteil erfolgt; dem Diener ist es nicht nur unmöglich, den Pfeil herauszuziehen er bleibt auch an den Ort seiner Untat gebannt. 14 ) Dies gilt auch für das Mirakelbild an der Nordwand der Kapelle, dessen Text lautet: Vmb die Jahr Zahl Christi Vor-vndt nach, Hat der Hoch: vnd Wollgeborne Herr herr Friderich Graff Zue Höchen Zollren, Der Eitere, sampt Ihrer Gemahlin, Frawen Agnese Gräffin von Firstenberg, vnd land Gräffln in der Bahr, auff dem Schloss hochen Zolleren, in Schwaben gelegen, Residiert, auch Stattlich Hoff gehalten, vnd Einen Gottlosen diener Gehapt, welcher ohne Zweiffei aus eingebung vndt anstifften des Laidigen Satans, größten Faindt des haillige Creitz Christi, sich vermesentlich beraidt: vnnd dahin verwendt, wann einer ein gueter Schitz wolle sein, oder - werden mueste derselbig drey Sitz in ein crucifix, alsdan könne es ihme nit mehr fohlen Sonder alle ding, wornach er zu schießen Begehrt, Gewiß vnd vnföhlbar Treffen, derowegen er solches Zudem probieren ir Ein Schenes Crucifix so damahlen vnder gedachtem Schloß Hochenzoileren, Nahent dem Frawen Closter Stetten, vnder einer Großen Lünden in einem Bildstockh gestanden, mit der Armbrust Zuem anderen mahl Geschoßen, vndt daßelbig mit dem pfeil getroffen, vnd dermaßen Beriertt, das es sichtbarlich Bluett Geschwitzt, wie nun solcher Mensch den dritten Schutz Zue thun sich vnderstanden, hat er denselben nit allein Volbringen sonder auch aus straff, vnd Gerechtem Vrteil Gottes gar nit mehr von Statt khommen können, der Vrsach haben wohlbedacht, h: Graff Friderich Von Zolleren, nach dem Ihr Gnaden allen verlauff dises, i-rzehlten großen Hochströfflichen begangenen ybels, vnd darauf erfolgten Miraculs nottürfftiglich Bericht, vnd erinnert worden, mit wolbedachtem Rathe Gaistlich: vnd weltlicher persohnen, vor Gemeltem Gottlosen diener, Anderen Zue einem Exempel, an der selbigen Statt, sein haubt in Angesicht vnd versöhnlicher Gegenwärtigkait, Ihro Gnaden, vnd Dero Jungen Herren, abgeschlagen, auch solches Crucifix damit Göttlich wunder sich Zuegetragen, gleich nach Ergangenem erschröcklichen Actu, in obgesagtes Closter Stetten Gnädig verordnen Laßen, Dahin es auch, von der fraw priorin Adlheiten Schöneckhin von Stauffenburg, vnd Ihren Convent Schwesteren, mit gebihrlichen Solenniteten, vnd der Procession, in aller Andacht abgeholt, vnd aufbehalten worden, als nun erst Hoch- vnd wohlermelter Graff Friederich, Bald darauffin Anno 1400, an S: Catharinatag abgeleibt, auch in bemeltem Closter Stetten begraben worden, hat ihro Gnaden Hünderlaßen deren Aeltiste Sohn, Graff Friderich von Zolleren, genandt öttinger, welcher nach seines herzen vatters Tödt, auf Ernenten Schloß vnd Vöstung Zollere Regierenter Herr worden, an das orth alda Beriert Crucifix gestanden, vnd sich erzehlt, Miracul Zue Getragen, ein schönne Capell erbawet, vnd damit das lob Gottes, vnd des Heil. Critz an disem orth desto minder vergeßen werde, sondern vilmehr in Gedächtnuß Verbleiben mächte, offtgemeltes Crucifix Sambt dem Stockh, in die newe auffgerichte Capell einsetzen laßen, Anno 1731." Das Bild stellt den Augenblick vor der Enthauptung des Schützen dar. 15 ) Vor der gleichen Landschaftsszenerie wie im anderen Bild (links Linde und Bildstock, rechts im Hintergrund der Hohenzollern mit der alten Burg) sieht man inmitten einer Menschengruppe den Frevler mit umgehängtem Köcher, bis über die Knie in den Boden eingesunken; vor ihm liegt die Armbrust. Während hinter ihm der Henker, drohenden Blickes, schon das Richtschwert geschultert hat, bemüht sich links ein geistlicher Zusprecher mit Kruzifix um den armen Sünder. Rechts steht der Graf; er blickt aus dem Bilde auf den Betrachter; die Rechte hat er im Redegestus erhoben, als wolle er das Geschehen erläutern. Zur Gruppe gehören noch mehrere unbärtige Jünglinge Söhne oder Knechte des Grafen und links vorne eine Frau mit zusammengelegten Händen, wohl die Frau des Grafen. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dieses Bild von einem jungen Lithographen abgezeichnet und vervielfältigt, allerdings so meldet ein zeitgenössischer handschriftlicher Bericht 16 ) ziemlich schlecht gemacht, u. auch die Schrift nicht ganz richtig copirt." Wurden Mirakelflugblätter sonst gewöhnlich deshalb herausgegeben, damit der Ruhm eines bestimmten Wallfahrtsortes oder Gnadenbildes verbreitet würde, so war das im Falle des Heiligkreuz-Mirakelflugblattes anders. Das läßt sich aus der Tatsache erschließen, daß dieser Mirakelbericht im 19. Jahrhundert auf großes Interesse stieß: er galt als vaterländisches Denkmal aus der Vorzeit Hohenzollerns" war er in W. Binders Schwäbischen Voikssagen, Geschichten und Mährchen" erschienen, 17 ) 1860 im dritten Band von Ottmar F. H. Schönhuths Werk über die Burgen, Klöster, Kirchen und Kapellen Württembergs und Hohenzollerns, 18 ) 1861 und 1894 in zwei Büchern von Ludwig Egler. 19 ) Dieser schreibt in der Vorrede zu seiner Mythologie, Sage und Geschichte der Hohenzoliernschen Lande", bei der Herausgabe seines ersten Buches (1861) habe ihn der Gedanke geleitet, ganz besonders dasjenige festzustellen, welches in unserer fast ausschließlich von einer materiellen Richtung beherrschten Zeit nahe daran war, der Vergessenheit anheimzufallen." Er wünscht dem neuen Buch bei allen, welche für Sage und Geschichte, Heimath und Vaterland Interesse haben, eine wohlwollende Aufnahme" 20 ); seinem ersten Buch, das eine ziemlich starke Auflage" gehabt hatte, war der Erfolg nicht versagt geblieben. 21 ) Ohne poetische Bearbeitung glaubte Egler freilich nicht auskommen zu können. Während er im zweiten (prosaischen) Teil seiner Mythologie" die Sage vom Heiligkreuz" nach der Zimmerischen Chronik erzählt und den Text des Hinrichtungsbildes aus der Kapelle mitteilt, 22 ) bringt er im ersten (poetischen) Teil auf zehn Seiten eine gereimte Fassung, die sich stark von den bisher erwähnten Versionen unterscheidet: 23 ) Junker Berthoid, der in die schöne Adelhaide verliebt ist, ist wegen eines Nebenbuhlers bekümmert. Ein Rothmantel" überredet Berthold schließlich zu dem Frevelschuß, damit er in einem Wettkampf dem Nebenbuhler nicht unterliege. Ein Graubart" sucht ihn von der Untat abzuhalten, vergeblich allerdings: Berthold schießt. Bestürzt schaut er das Wunder; welch schauerlich Geschick! Starr auf die offne Seite geheftet ist sein Blick. Ihm däucht, als ob das Bildniß die Augen aufgethan, Als schaute es ihn schmerzlich und voller Wehmut an. Er sucht sich abzuwenden vom Bilde, will entflieh'n, Doch nimmer ist es möglich; die Erde fesselt ihn. Erfüllt von Todesgrausen, er da zusammenbricht; Ihm ward für seinen Frevel ein furchtbar Strafgericht." 24 ) Adelhaide aber geht als Nonne ins nahe Kloster Gnadental;

54 :(54 HOHENZOLLEB SCHE HEIMAT Jahrgang 1965 Sie ist gehüllt in Trauertuch, Daß niemals im Entschluß sie fehle: Zu beten für des Jünglings Seele, Den furchtbar traf des Kreuzes Fluch." 25 ) Diese Dichtung ist aufs stärkste abhängig von der Sagenfassung, die Ottmar F. H. Schönhuth ein Jahr zuvor veröffentlicht hatte; 26 ) auch hier spielen drei Personen die Hauptrolle: der Knappe Kuno von Baldegg, der die minnigliche Bertha", die Grafentochter, liebt, welche ihrerseits Zuneigung für den Knappen Wolfhard von Schramberg emptindet; dazu kommen wieder der Rotmantel, der Kuno die höllische Kunst lehrt, und das Männlein, das ihn von der Untat abhalten will. Gelähmt, aber reuig und durch Beichte und Kommunion erquickt, stirbt Kuno. Otto Borst hat in seiner Biographie des Historikers, Germanisten, Volksschriftstellers, Pfarrers" Schönhuth darauf hingewiesen, daß reinliche, einläßliche Forscherarbeit... diese vielen Seiten freilich nicht" begleite. Vieles ist zeitgenössische, eigene oder der Mitarbeiter Zutat, die dem ganzen Werk, trotz seines so statistischen Titels, eine eigentümlich poetische Aura verleiht... " 27 ) In der Tat spielen in den erwähnten alten Sagenfassungen Liebe und Eifersucht als Motive für die Freveltat keine Rolle; es fehlen die sentimentalen und psychologisierenden Züge. Dieses poetische und romantische Beiwerk war freilich bei der noch vor Schönhuths und Eglers Veröffentlichungen erschienenen Bearbeitung durch W. Binder (1845) noch wesentlich stärker in den Vordergrund getreten: auf 24 Seiten hatte Binder die Sage vom höllischen Schuß" neu erzählt. 28 ) Der erste Teil der Geschichte entspricht den späteren Bearbeitungen von Schönhuth und Egler, nur die Namen sind anders. Der zweite Teil jedoch schildert abenteuerliche Entwicklungen. Nachdem Wilhelm den dritten Schuß getan hat, ist er wie gelähmt" und begibt sich im Fieberfrost heim. Ein gutes Männlein warnt ihn vor der Teilnahme am Wettkampf des nächsten Tages. Aber Wilhelm hört nicht darauf; er schießt und trifft die geliebte Bertha. Er wird ins Gefängnis geworfen, wo ihn der Rotmantel besucht und sagt, ein Kuß rette die scheintote Bertha. Im dritten Teil der Erzählung wird Wilhelm vom Rotmantel befreit, tötet einen Wächter, holt Bertha; eine Fackel, am Ewigen Licht entzündet, setzt die Burgkapelle in Brand. Wilhelm flieht, wird verfolgt und stürzt in einen Abgrund. Der Titelstahlstich des Buches zeigt diese Szene am Abgrund: man sieht den Grafen mit dem gezückten Schwert und die gerettete Bertha, während der Rotmantel Wilhelm in die Tiefe zieht. Bertha geht ins Kloster Gnadental und betet für Wilhelm, während am Todesort des Unglücklichen die Gedächtniskapelle Mariazell errichtet wird. Daß solche ausführlichen poetischen Bearbeitungen dann schließlich wieder zu kurzen Volkssagen" werden konnten, sieht man an der Fassung, die Rudolf Kapff in seinen Schwäbischen Sagen" mitteilt: Em Edelknabe läßt sich um drei Schüsse auf ein Kruzifix vom grünen Jäger" die bisher vergeblich umworbene Zollerngräfin versprechen; aber der der dritte Schuß dringt in sein eigenes Herz. 28 ) ANMERKUNGEN: 1) Heinrich Günter-: Psychologie der Legende. Studien zu einer wissenschaftlichen Heiligen-Geschichte. Freiburg i. Br. 1949, S. 229 f. 2) Anton Birlinger: Aus Schwaben. I. Band: Sagen, Legenden, Volksaberglauben. Wiesbaden 1874, S. 77 (Nr. 95. Quelle: mündlich). :)) Ebd. S. 82 (Nr. 100). Gleich erging es dem Schweden, der in Wald ein Marienbild durchgeschossen hatte. Vgl. Ludwig Egler: Mythologie, Sage und Geschichte der Hohenzollernschen Lande. Sigmaringen 1894, S. 100 f. <) Anton Birlinger und Michael Richard Buck: Volkstümliches aus Schwaben. I. Band: Sagen, Märchen, Volksaberglauben. Freiburg i. Br. 1861, S. 428 (Nr. 655, Quelle: mündlich). 5) Ebd. S. 426 f. (Nr Quelle: mündlich). 6) Von Pfarrer Anton Carolus Besele, August Vetter: Geisingen. Eine Stadtgründung der Edelfreien von Wartenberg. Hg. v. der Stadt Geisingen. Konstanz 1964, S ") Andere Versionen vgl. ebd. S. 294 f. Vgl. auch Birlinger/Buck: Volksthümliches aus Schwaben I, S. 423 f. (Nr Quelle: Mündlich und aus einem Gebetbüchlein"). «) Birlinger/Buck: Volksthümliches aus Schwaben I, S. 427 (Nr Quelle: Marchtall. Chronik S. 51). Vgl. auch Birlinger: Aus Schwaben I, S. 81 (Nr. 98).!>) Ernst Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben. I. Theil Stuttgart 1852, S. 291 (Nr Quelle: mündlich). Darnach auch in Rudolf Kapff: Schwäbische Sagen (Deutscher Sagenschatz, hg. von Paul Zaunert). Jena 1926, S Birlinger bringt aus mündlicher Tradition eine Erzählung zu den drei Kreuzen zwischen Altshausen und Fridberg: Ein Gottesleugner und Wilderer" sank zur Strafe für einen Schuß auf das Kruzifix in den Boden und konnte erst durch eine Prozession erlöst werden. Birlinger: Aus Schwaben I, S. 305 (Nr. 343). Ii)) Jacoby: Kruzifix. In: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, hg. von Hanns Bächtold-Stäubi und Eduard Hoffmann- Krayer. Berlin und Leipzig , Bd. V, Sp (= HDA). Vgl. auch Basler: schießen, Schuß. In: HDA VII, Sp ) Nach drei alten Druckblättern im Privatbesitz in Altshausen". Birlinger/Buck: Volksthüml. aus Schwaben I, S. 424 f. (Nr. 649). 12) Zimmerische Chronik. Zweite Auflage, hg. v. Karl August Barack. I. Band, Freiburg i. Br. und Tübingen 1881, S ) In den Kunstdenkmälern des Kreises Hechingen" (Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns, hg. v. Walter Genzmer. I. Band: Kreis Hechingen. Bearb. v. Friedrich Hossfeld und Hans Vogel. Hechingen 1939) ist S. 182 angegeben, Franz Joseph Vogel aus Hechingen habe 1729 ein Bild mit dem höllischen Schuß" gemalt; S. 184 heißt es, das hier beschriebene Bild sei bezeichnet: F. F. 1729". Diese Inschrift kann ich nicht finden, lese andererseits die Jahreszahl 1670 als Zeitpunkt einer Renovierung. Der stilistische Charakter schließt m. E. eine frühere Entstehung des Bildes (bei späterer Uebermalung) nicht aus. Bildmaße: h. = 107, br. = 69 cm. Bild- und Textbeschreibung vgl. auch: Kunstdenkmäler des Kreises Hechingen, S. 183 f. H) in einer mündlich weitererzählten Version, die Ernst Meier aus Hechingen aufgezeichnet hat, versinkt der Schütze sofort in den Boden (E. Meier: Deutsche Sagen I, S. 290 f. = Nr. 325). Auf dem Hinrichtungsbild (s. u.) scheint der Delinquent in den Boden eingesunken zu sein, wobei durchaus die Möglichkeit besteht, daß das Bild die mißverstandene Kopie eines älteren Ist, denn der Text berichtet nichts davon, daß der Diener eingesunken wäre. 15) Maße: h. = 145, br. = 87 cm. Kunstdenkmäler des Kreises Hechingen, S Vgl. hier auch die Abb (u. a. auch eine Wiedergabe des Hinrichtungsbildes). i'o Im Besitz der Württembergischen Landesstelle für Volkskunde, Stuttgart, Eugenstraße 3. Der Bericht ist undatiert, dürfte aber etwa vom Jahre 1860 stammen, da mitgeteilt wird, der junge Dichter Louis Egler dahier", ein strebsamer Gewerbsmann", plane die Herausgabe einer Sammlung hohenzollerischer Sagen. Eglers Sagensammlungen erschienen 1861 und war Egler nicht mehr jung" der Bericht muß also im Jahre 1861 oder vorher verfaßt sein. Da er vor allem Mitteilungen über die Mundart enthält, dürfte er zu jenen Berichten gehören, zu denen Adelbert von Keller bei seinen Vorarbeiten zum Schwäbischen Wörterbuch" aufgerufen hatte. (Vgl. dazu Martin Walker: Adelbert von Keller, in: Zur Geschichte von Volkskunde und Mundartforschung in Württemberg Festschrift für Helmut Dölker. Volksleben V. Tübingen 1964, S , bes. S ). Aus dem Bericht erfährt man, die Lithographie sei ca Jahre vorher angefertigt worden. Blattgi-öße: h. = 32,9, br. = 21,1 cm. Bildgröße: h. = 12,9, br. = 17,3 cm. Text: Um die Jahrzahl Christi einsetzen lassen. Anno 1731." Ohne nähere Druckangaben. 17) w. Binder: Schwäbische Volkssagen, Geschichten und Mährchen. Stuttgart i«) Ottmar F. H. Schönhuth. Die Burgen, Klöster, Kirchen und Ka pellen Württembergs und der Preußisch-Hohenzollern'schen Landestheile mit ihren Geschichten, Sagen und Mährchen. Unter Mitwirkung vaterländischer Schriftsteller.. III. Bd. Stuttgart i») Ludwig Egler: Aus der Vorzeit Hohenzollerns, Sagen und Erzählungen. Sigmaringen Ders.: Mythologie, Sage und Geschichte der Hohenzollernschen Lande. Sigmaringen In dem in Anm. 16 dieses Aufsatzes genannten handschriftlichen Bericht liest man, eine Bearbeitung der Sage durch L. Egler in schwäbischem Dialekt" befinde sich in Firmenichs Germaniens Völkerstimmen Ich kann sie dort nicht finden. 20) Egler: Mythologie, Sage und Geschichte der Hohenzollernschen Lande, S. II (Vorrede). 21) Ebd. S. I. 22) Ebd. S Bei der Beschreibung des Bildes mit dem höllischen Schuß" ist er nicht sonderlich genau. Er liest beispielsweise: Christ. Müller, Hohenstattr. renov." statt: Christ Miller / fürstl. Hohen / zoller stall / meister / Renouiert / 1670." 23) Ebd. S ) Ebd. S ) Ebd. S i») Schönhuth: Die Burgen, Klöster, Kirchen und Kapellen usw. III, S : Der Schuß in das Christusbild". 27) Otto Borst: Ottmar F. H. Schönhuth. Historiker, Germanist, Volksschriftsteller, Pfarrer (In: Lebensbilder aus Schwaben und Franken, hg. von Max Miller und Robert Uhland. 7. Bd. der Schwäbischen Lebensbilder, Stuttgart 1960, S ), S «) Binder: Schwäbische Volkssagen, Geschichten und Mährenen, S ») Kapf: Schwäbische Sagen, S. 115 (Quellenangabe: Nach P. Eith und J. A. Geiger, Heimatfreund. Ebingen o. J., S. 48).

55 .lahrgang H O H E N Z O M - E R I S C H B HEIMAT 55 Die Grabungen im Alten Schloß" bei Gammertingen Die in den Jahren 1963 und 1964 begonnenen Arbeiten an der Burgruine Altes Schloß" bei Gammertingen, wurden auch in diesem Jahr, in der Zeit vom bis fortgesetzt. Wie bereits in den vergangenen Jahren stand die Grabung unter Leitung von Dr. Gerhard Wein, Tübingen und Georg Bodin, Gammertingen. Sie wurde in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalspflege und der Stadtverwaltung Gammertingen durchgeführt. Das im Jahre 1964 teilweise freigelegte Steinhaus" im Nord-West-Teil der Anlage, das größte Gebäude der ehemaligen Burg, wurde vollends freigelegt und die bis zu 4 m hohen Mauern restauriert. Im Gegensatz zu der Grabung im Jahre 1963 wurde 1964 und bei der diesjährigen Grabung eine cm starke Brandschicht freigelegt, in der noch Reste von verkohlten Balken zu finden waren. Ein Zeichen dafür, daß die Burg einst abgebrannt ist. Die eingehende Untersuchung dieser Brandschicht nahm 1964 und 1965 die meiste Zeit in Anspruch. Folgende F'unde wurden 1964 in dieser Schicht oder unmittelbar darüber gemacht: 1. Scherben von Keramiken, an denen ein hohes Wellenmuster klar erkennbar ist. Die Art des verwendeten Materials macht eine Datierung verhältnismäßig einfach. Die Scherben stammen aus dem 11. bis Mitte des 12. Jahrhunderts. Da bis auf eine einzige Ausnahme, über die noch zu sprechen ist, nur o. a. Scherben gefunden wurden, ist mit an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit festzustellen, daß die Burg spätestens im 11. Jahrhundert entstand und bis Mitte des 12. Jahrhunderts zerstört worden ist. 2. Schachfiguren (Bauern). Eine Figur ist kegelförmig glatt, die andere ebenfalls kegelförmig, jedoch mit senkrecht verlaufenden Rillen runde, aus Hirschhorn gefertigte Steine eines bisher unbekannten Brettspieles. Die ca. 0,5 cm hohen und 3 cm großen Steine zeigen im einzelnen auf der Oberseite folgende Tierdarstellungen. 2 Steine einen stilisierten Adler (ähnlich der Adler-Darstellung aus der Völkerwanderungszeit), 1 Stein ein Raubtier, wahrscheinlich Wolf oder Schakal, 1 Stein eine Vogeldarstellung, der im Schnabel ein fast aufgerolltes Pergament trägt. 4. Ein runder, im Durchmesser ca. 5 cm betragender Spielstein, der beidseitig geschnitzt ist. Eine Seite zeigt 2 in- Vor 50 Jahren Kleinigkeiten Während im benachbarten Burladingen die Industrie am Ende des 19. Jahrhunderts Fuß faßte, ist damals ein ähnlicher Versuch in Ringingen mißglückt. Erst 1923 wurde dann eine Filiale von dort als Trikotnäherei in der ehemaligen Sonne" eingerichtet. Bis dahin nähten manche Frauen und Mädchen für Tailfingen. Manche gingen zum Nähen nach Burladingen, so auch meine Schwester eine Zeitlang zur Firma Blau am Bahnhof, nachdem sie auch einmal kurz in Jungingen im Dienst gewesen war. Ueberhaupt gab es damals noch ziemlich viele Ehehalten, also Knechte und Mägde, letztere besonders aus Salmendingen, Melchingen und Stetten u. H. Fabrikarbeit wurde von den Bauern nicht besonders hoch geschätzt und man rümpfte die Nase über diese Fabrikler". Wie sich das seitdem änderte! Maschinen gab es zum Grasmähen mit Pferdeantrieb, zum Futterschneiden mit mühseligem Handantrieb, zum Fruchtsäubern und Dreschen, Göpel bzw. Dampfdreschmaschinen. Letztere kamen von Hausen i. Kill, und Weiler Haid (Dorn). Die Burschen verdienten nebenher einiges durch Wegmachen, im Winter durch Holzhauerei, andere daheim durch Zwikken" von Bletzschuhen nach Jungingen bzw. Stetten b. Hech. Hier arbeiteten z. B. Brotasius Faigle und Josef Dietmann, die einmal unbemerkt mit einem Kleinbahnkarren auf den Schienen das Killertal hinabfuhren. Einige Einwohner trieben Handel mit Holz und Getreide, besonders mit dem gut gedeihenden Haber und Korn (Dinkel). Weizen baute man erst nach ctem ersten Weltkrieg zaghaft an. Grasen an den Rainen und Waldwegen oder Unkrautausreißen in den Äckern zum Füttern des Viehes war an der Tagesordnung. Wieviel schleiften die Frauen auf dem Kopf oder Rücken heim! Sammeln von Leseholz in den Wäldern selbst durch Kinder galt als selbstverständlich. Einzelne suchten Heilkräuter (z. B. Amann), andere fertigten Unterstöcke und ganze Peitschen einander verschlungene Flügeldrachen (germanisches Motiv). Die andere zeigt einen Löwen. Der äußere Rand; des Steines besteht aus einer zwischen 2 Ringen geführten Zick-Zack"-Schnitzerei. Dieser Stein ist stellenweise stark abgegriffen. 5. Eine Armbrust-Bolzenspitze. Bei der Grabung 1965 wurden im einzelnen folgende Teile freigelegt bzw. nachstehende Funde gemacht: 1. Im Westteil der südlichen Mauer des Steinhauses wurden ca. 2,5 m voneinanderliegende 1,5 m hohe und 0,7 m breite Schießscharten freigelegt. Die Scharten, einstmals für Armbrustschützen gedacht, sind durch ein Gewölbe abgedeckt, nach außen verjüngen sie sich stark. Eine Schießscharte war vollkommen erhalten, die andere war teilweise zerstört, konnte jedoch durch Restaurierung in den ursprünglichen Zustand versetzt werden. 2. Eine Schachfigur, ein Bauer in der bereits bekannten Art. 3. Ein Spielstein in der Größe der unter 1964/3 erwähnten Art. Die Darstellung auf der Oberseite besteht aus ineinander greifenden Ringen. 4. Scherben (nahezu komplett) eines blauen Glasgefäßes. Dieses hauchdünne Glas trägt auf der Außenseite Verzierungen aus weißem Glasguß. 5. Zwei kleine Hufeisen. 6. Ein Messer Wetzsteine aus Sandstein. 8. Teile eines Hirschgeweihs mit Arbeitsspuren (vielleicht das Rohmaterial für die Schachfiguren?). 9. Drei bronzene Beschläge eines Pferdegeschirres. 10. Eine Anhäufung von Scherben, die im Material in der bekannten, unter 1964/1 erwähnten Art sind. Das Muster besteht jedoch aus einfachen, übereinander liegenden eingeritzten Strichen. Die Arbeiten werden im Oktober und November 1965 durch Mitglieder des Heimatvereins Gammertingen unter Leitung von Georg Bodin fortgesetzt. Es ist geplant, an der Außenseite der Südmauer des Steinhauses nach Westen weiter vorzugehen. PS.; Die in Heft 1964/3 erwähnte Münze wurde von mir falsch gedeutet. Eine genaue Bestimmung erfolgte 1964 durch Herrn und Frau Dr. Hätz, Hamburg. Es handelt sich um eine Ostfriesische Nachprägung einer Lüneburger Münze Herzog Bernhard I ( ). Sie wurde um das Jahr 1000 wahrscheinlich in Jever/Ostfriedsland geprägt. Bodin. aus dem Alltag eines Albdorfes ( Goisla") aus Eschenholz, was besonders nach dem ersten Weltkrieg in Schwung kam. Mit Lauchela" (Schnittlauch), die es in Talwies massenhaft wild gibt, verdiente sich die Maiermarie einige Groschen. Waldbeeren wie Hegen (Hagebutten), Braobeeren (Brombeeren), Heintela, Aibbera (Himund Erdbeeren) sammelte man eifrig, an Pilzen nur Maura (Speisemorcheln), die man im Schmalzpfändle briet. Der Postie", der alte Rosenwirt Neser und Vater Emele stellten aus säle" (Salweiden) Holz Koleffel" (Kochlöffel) her. Der Freudemann und andere machten kunstvolle Habergeschirre Der Jochem von Haus 109 beim Mosten um 1938.

56 :(56 HOHENZOLLEB SCHE HEIMAT Jahrgang 1965 zur Getreidemahd, Seagessenwarbe, Rechen, Gabeln, Schaufelstiele usw., deren Hauptkontingent freilich aus Burladingen kam. Die Wagner hatten Arbeit mit Rädern, Leiterwägen, Holzpflügen (Schar und Seach" aus Eisen), auch Ackerwalzen aus Holz samt Egden. Auch die zwei Schmiede hatten genug zu tun, dazu die Schuhmacher und der Flaschner (Klempner) und der Küfer. Letzterer unterhielt ein fahrbare Moste", eine Mühle mit Messern und Mahlsteinen und die Handpresse. War das immer ein Fest für die Kinder, wenn ein Nachbar mostete und sie natürlich den süßen Saft probieren durften, mochte er noch so kalt sein. Klai-Sooma" holte man gewöhnlich im Unterland, da auf unserer Höhe die Hösle schlecht reif wurden. Eines Tages um 1917 fuhr ich mit meinem Dette zu diesem Zwecke nach Rangendingen, von wo wir nach Hirrlingen ins Württembergische hinüberpilgerten. Da ich die Pennälermütze trug, fragten mich dortige Neugierige, ob ich Lährer" werden wolle, was ich jedoch nicht verstand. Ein Lährer" ist bei uns einer, der z. B. das Güllenfaß leert, im Gegensatz ium Lehrer, der Weisheit lehrt. Vor der Fahrt hatte mein Begleiter gewissenhaft den Ballmeeter" (Barometer) studiert, ob das Wetter auch halte. Mohnsamen nannte man Oelmaga" (mhd. mage = Mohn), einen notorischen Trinker dagegen einen Saumagen". Das Tuch wurde mit dem Ehlmeaß" gemessen, das freilich gelegentlich auch als Zuchtmittel für Unbotmäßigkeit von uns Lausern dienen mußte. Am Schluß des Engel des Herrn" abends, dessen Glockenzeichen die Vorfahren Auve-Märga-Leita" genannt, betete man immer noch auch für die Arme Saila". Vor vielen Häusern fand sich ein Ruhebänklein für den Feierabend. Heute kennt man beides nicht oder kaum mehr! Noch sehe ich unsern Nachbarn, den alten Riescherbeck, der nicht mehr arbeiten konnte, dort sitzen und uns Kindern erzählen: Im Burladinger Weg sei ihm einmal spätabends ein Geist" erschienen, der ihm schon von ferne drohend zugewinkt habe. Schreck sei ihm in die Glieder gefahren, daß er stockte und sich nicht mehr weiter wagte. Als der Geist" jedoch sich nicht von seinem Platze am Straßengraben bewegte, habe er ein Herz gefaßt und sei langsam und vorsichtig, den Spazierstock fest in der Faust, weitergeschlichen. Beim Näherkommen entpuppte sich das Ungeheuer als große Distel, deren Kopf immer im Winde hin- und herschwankte. Voll Zorn und Erleichterung habe er ihn drauf mit dem Steirsteacka" zusammengehauen mit den Worten: So Du vrschreckst neamer mai!" Auf manchen Dächern, besonders auf der Scheuer vom Melchervetter, sah man noch alte, ganz glatte graufarbige Dachplatten aus Zement von der hiesigen längst abgegangenen Ziegelhütte. An sie erinnert noch ein Flurname An Viesels Ställchen-Türe war ein uraltes hilzernes Schloß angebracht, das nur ein riesiger seitlicher Holzschlüssel mit drei Bärten öffnete. Letztere hoben je einen Sperrbolzen, so daß man den Holzriegel zurückschieben konnte. Auch andere Dinge in meiner Ahne Haus, das als letztes noch bis 1904 ein Strohdach getragen, konnte damals Interesse wecken. Da war eine altertümlich dunkel getäferte Stube mit Eckschrank, die Ofenwand mit farbigen Tönplättchen von 1788, uralte hilzene Krippenfiguren in Gold und Farben gefaßt, Heargle (Heiligenbildchen) und andere farbige Bildle aus Seidenfäden auf Papier gewoben und ein kleines Webstühle, mit dem nan Schuuzbendel" von 1 cm Breite weben konnte. Von einer feststellbaren Rolle liefen etwa 8 10 Fäden zur Webwand vor, die Hälfte hier durch kleine Löcher, die andere in senkrechten Schlitzen, durch die man sie auf und ab bewegen konnte, während jedesmal das Schiffchen mit dem davon ablaufenden Faden quer durch die 10 Fäden durchgeschlagen wurde. Das Stühlchen kam später durch mich ins Heimatmuseum auf den Zoller, wie auch die Gooskräga" genannten altertümlichen Ringlenuster oder Männerrosenkränze. Ob sie alle dort den neuerlichen preußischen Museumssturm" (eine bisher totgeschwiegene Kulturschande ersten Ranges) überlebten, oder in Hechingen auf einem Schutthaufen landeten, ist mir nicht bekannt. Als mein Neffe zur Welt gekommen war, durfte sein 4j ähriger Vetter Gabriel zusammen mit der Mutter beim Weisen" (Beschenken) den Kleinen bewundern. Nach Säuglingsart lag das Kind friedlich schlummernd im Bettchen, hielt aber die Hände zu Fäusten geballt neben dem Kopf. Das muß den Streiter Gabriel" irgendwie herausgefordert haben. Plötzlich sagte er: Dea bann i no!" (Bannen sagen die Ringinger statt überwältigen!) Es gab ein allgemeines Gelächter, das den kleinen Christian zum Glück jedoch nicht weckte. Aehnlich erzählt man von einem Knirps, der in seinem kleinen neugeborenen Brüderlein einen Nebenbuhler fürchtete, er habe zum Vater gesagt: Vatter, wenn goht dear do wieder?" Da die alten Pflüge sehr lang waren, brauchte man einen Treiber oder Menebueben". Wegen der vielen Steine mußte der Pflüger die Goitzaklingel" fest in der Hand behalten, während der Fuß oft eine zu entlaufen suchende Maus erlegte. Das Umscheiben" auf der Anwand war und ist nur möglich durch das gegenseitige Tretrecht auf den Nachbargrundstücken. Hilfsbereit halfen die Nachbarn und Dorfgenossen beim Hausbau, besonders nach einem Brandunglück, auch schon Kinder beim Blatten-Strecken, in einer Reihe übereinander auf der Leiter sitzend. Wie da dann das Vesper mundete! Das vordere Kappeldach bestand damals noch in altertümlicher Weise aus ineinander gemauerten Hohlziegeln Münch und Nonnen". Wir Buben verschmähten weder Schlehen noch Buebenägele" (Weißdornfrüchte), Fluigadreck (schwarze Beeren des wolligen Schneeball), Habermarken, Hega", junges Buchenlaub, Holderbeeren, Distelköpfe (Silberdistel), Saurefezen, Sauerklee und wilde Stachelbeeren. Neben Aepfeln und Birnen wurden auch rote Johannisbeeren nebst gekauften Zibeben zu Most verarbeitet. Vor gegorenem Johannisbeerwein freilich war besondere Vorsicht geboten, er stieg einem seile" in den Kopf. Meine Schwester kochte einmal Beeren ein, ließ sie aber zu lange auf dem Feuer schmoren. Sie war nämlich als leidenschaftliche Leserin gerade an einer spannenden Geschichte. Das Eingemachte aber war in einen solchen Zustand geraten, daß wir es nur als Wagenschmiere" bezeichneten und die Künstlerin ihr Produkt fast ganz selber aufessen mußte. Als die Mutter sie beim Schmalzrühren erwischte, wie sie gerade naschte, mußte die Arrne zur Strafe davon essen, bis sie den Aberwillen bekam. Besonders fein ist das sog. Hegamark", Marmelade aus Hagebutten, deren haarige Kernen von den Buben als Juckpurvel" benutzt wurden. Auf Mariä Himmelfahrt richteten alle Kinder, wie noch jetzt, kunstvolle Weihsangen (vgl. Hanfsang) aus Kräutern des Gartens und Feldes, überhöht von einer prächtigen Königskerze, auf Palmsonntag einen Palmen" aus Schluchten der Weidenkätzchen und einem Zweiglein dürren Eichenlaubes, aus dem ein Kreuzlein aus Haselnußholz hervorragte. Im Herbst interessierten wir Buben uns für die Obstbäume. In Dettes und Ahnes Garten gab es allerlei zu naschen, wenn auch nicht von feinster Sorte in unserer Höhe von 800 m. Schon im 16. Jahrhundert werden bei den Lehenhöfen auch Bomgärten" erwähnt. Luiken, Postanzer, Saueräpfel, dazu Schweizer-, Wasser-, Butterbirnen und Geißhirtle kannten wir sehr wohl, um nur einige zu nennen. Unser Wasserbirnbaum im Hälschlochgarten, also weit vom Haus, war bei den dortigen Kindern immer in Gefahr! Dazu liebten wir Haberpflummen, Zipperen, Griechelen. An den Feldwegen sah man viele Ebereschen, deren rotglühende Beeren für die Vögel ein Leckerbissen waren. Bei uns galten sie irrig als giftig. Auf dem Friedhof pflegten manche aus solchen Beeren allerlei religiöse Figuren auf die Gräber zu zaubern. Die Holderbüsche lieferten ein gesundes, aber etwas fades Gsälz, die Syringen (Flieder) am pfarrlichen Lustgarten das Holz bzw. die Rinde für Pfeifen und Hupen. Zur Bereitung dieser kannten wir beim Klopfen der Ruten ein Zauberwort". Es hieß: Glatt dura, glatt dura, oder i reiß dir d'wada ra." Die Rinde eines frischen Eschenbengels ergab, zusammengedreht und mit einem großen Dorn befestigt, ein Waldhorn, in das man eine Hupe steckte, deren Ton mächtig und tief durch die Gassen klang. Die Früchte der Kirschbäume an den Wegen freilich bestanden fast nur aus Haut und Steinen, waren aber doch sehr begehrt, ja selbst das fade Baumharz dieser Stämme wurde nicht verschmäht. Einzelne Walnußbäume fanden sich im Ort. Der meines Freundes Josef Emele (Haus 106) wurde von uns oft heimgesucht, mochte auch die noch äußere grüne Nußschale unsere Hände noch so gelb färben. Nur die angerösteten Früchte konnte ich nicht ausstehen. Haselnüsse suchte man damals besonders an den Salmendinger Bühlen und beim Piiß" auf Burladinger Feld, da die in der Nähe des Dorfes meist schon vor dem Reifen weggeholt wurden. Handwerksburschen oder Fechter" nannten wir die täglichen Bettler oder Landstreicher, die fast abwechselnd mit Zigeunern alle Häuser abklopften. Sie hatten längst nichts mehr mit Handwerk und noch weniger mit Säbelfechterei alter Zeit zu tun. Vielmehr hatte feachta" die Bedeutung betteln angenommen. In der Ernte klang morgens und abends das Dengeln der Segessen durch die Gassen. Eiserne Rechen kannte man nicht. Der große Fruchtrechen hieß Hansel". Außer den verschiedenen Klee-Arten pflanzte man auch Esper, dessen Körner

57 .lahrgang 1965 H O H E N Z O M - E R I S C H B HEIMAT 57 Klemens und Barbele (Haus 107) am Dangelstock. man gemeinsam in der Scheuer mit den Fingern abstreifte. Esparsette gab eine gute Bienenweide. Der alte Freudernann hatte seine Imen noch in Strohkörben. Dagegen fabrii'erten wir Buben aus Loi(m)" einen Imenbinker", d. h. ein Kästchen mit Flugloch und oben einer Glasscheibe zum Hineinsehen, in dem wir Bienen einsperren wollten in der Hoffnung, sie würden uns Honig liefern. Doch das war vergebliche Mühe. Wir konnten nicht ahnen, daß in dem Wort der uralte Bien-Kar oder Bienenkasten verborgen sei. Da waren die Waben der Humselernester am Wiesenrain zum Schlekken schon ergiebiger, auch die brummenden Gesellen weit ungefährlicher als die Imen und als die weitaus gefährlicheren Weafzga", deren Nester man nur mit größter Vorsicht zerstören konnte. Es wurde viel Mühe auf das Mähen des Getreides mit dem Habergeschirr verwendet, damit nichts verloren ginge. Hude! und Sichel wurden nicht benutzt; ersteres war hier unbekannt. Scharen von Aehrenlesern aus dem Killertal und Burladingen bevölkerten den Kornösch, die oft mächtige Stumpen zusammenbrachten. Eine Lägel mit Wasser, d. h. ein Holzfäßlein mit 6 8 Liter Inhalt, hing egelmäßig am Heu- und Erntewagen, damit man den schlimmsten Durst löschen konnte. Mit nassem Gras suchte man das Fäßlein kühl zu halten. Oben auf der Lägel war ein Röhrlein zum Trinken angebracht. Milch nahm man gewöhnlich in doppeltem Zwieselhafen mit, dazu oft Gesälz- oder Butterbrot oder Brot und Speck. Eine große Flasche Bier kostete damals 20 Pfennig. Im Herbst pflegte man das Vieh vielfach auf die entlegenen Wiesen des Heufeldes zu treiben. Einmal sind dabei unsere beiden starken Zugochsen mit wilder Lust durch das Dickicht der Thaddeußen-Kultur gestürmt, daß mir als Hirten angst und bange wurde. Das Unkraut der Aecker wurde unreif ausgerupft und verfüttert. Senfsamen bot freilich Gelegenheit, daraus Oel schlagen zu lassen. Man trennte die schwarzen Körnlein vom Getreide, indem man sie über einen schräg gestellten Tisch rinnen ließ. Im Herbst kam der Sattler auf die Stör in die Häuser zur Arbeit, für die Kinder immer eine Sensation, wenn sie sich beim Schuhmacher, Schreiner, Schmied oder sonst müde geguckt hatten. Zu den Rettichen des Krautlandes gab es ausnahmsweise auch einmal eine gekaufte Gukummer (Gurke). Die Jungen kennen heute nicht einmal mehr den uralten Namen! Merkwürdigerweise trug man damals allgemein, bei uns wenigstens, rechts und links genau die gleichen Schuhe, die also nicht m.ji dem Fuß gearbeitet waren. Zur Schonung der Absätze wechselte man daher oft. Die Schuhbändel bestanden meist aus Lederriemen. Halbschuhe sah man im Dorfe kaum außerhalb des Hauses. Schuster und Sattler nähten rtilt Pechdraht, den sie mit vorgesetzter Sauborste eigenhändig drehten. Ein Metalldraht dagegen hat wie die Schreibfeder den Namen nur in übertragenem Sinne. Zum Schreibzeug gehörte noch die Streusandbüchse, die jedoch bald vom Löschblatt abgelöst wurde. Einen Mantel kannten die Ringinger Kinder nicht, auch die Großen trugen nur selten einen. Erst als ich 1916 ans Gymnasium kam, erhielt ich eine warme Pelerine, deren Kapuze größte Freude bereitete, später aber abmontiert wurde. Als Wundsalbe diente meist Schweineschmalz, als Zugsalbe bei Mateere und Aissen aber kannten die Ringinger seit Generationen das braune, wohlriechende, harzähnliche Laiwangersälble" in Holzbüchslein, welche die Duradei" und ihr Karle aus Sachsen bezogen. Angesehen waren Kamillenund Pfefferi-iinzt.ee. Einige alte Frauen konnten für das Grimmen oder die Warzen tun, selbst beim Vieh. An Ostern ließ die Jugend am Nähberg und Hälschloch Eier ruselen", steckte sie auch gelegentlich in einen Klammerhaufen, wo sie dunkel gefärbt wurden. Als Eierfarbe dienten sonst Kaffeesatz, Zwiebelschalen oder Farben vom Krämer. Kleinkinder sagten statt Er Gackaale". Als Knirps von 2 3 Jahren entdeckte ich in der Trippelkammer ein Körbchen mit Eiern. Da standen aber auch die hohen Rohrstiefel unseres Knechtes Michel. Ich weiß nicht, was für ein Teufel mich da reizte: Ich pfefferte ohne viel Federlesen die Eier in die Stiefel, in denen bald ein kleiner See stand. Dann verkündete ich triumphierend in der Küche: Aelle Gack sind hi!" Mutter und Schwestern waren baff und wußten nicht, sollen sie lachen oder weinen, so entwaffnet waren sie. Dann wurde versucht, das noch Brauchbare herauszufischen. Vermutlich hat das knisternde Geräusch der brechenden Schale mir so gefallen gehabt, wie im Frühwinter oder Frühling das Zertreten der dünnen Eisdecke auf den Straßenpfützen, die es vor Teerung der Gassen ja reichlich gab, oder das Bersten der Fensterscheiben am alten Krutzehaus, als wir im Uebermut mit einem Tremel probierten, wieviel sie aushalten könnten. Als Bub hatte ich vor den zahlreichen Gänsen im Ort einen Mordsrespekt, nachdem sie mich einmal noch als Rockträger zischend und pfusgend verfolgt und am Kleid gezerrt gehabt. Seitdem machte ich um sie einen großen Bogen, bis der Bruder mich auslachte: Du dummer Kerle, sei doch nicht so Oifältig! Guck, so muesch macha!" Dab packte er eines der frechsten angriffslustigen Viecher am Kragen, schwenkte es im Ring herum und ließ es in die schnatternde Schar hineinplumpsen, daß sie erschreckt auseinanderstob. So habe ich es dann herzhaft auch gemacht, d. h. die schlauen Tiere kamen schon gar nicht mehr so nahe heran, wenn man keine Furcht zeigte! In der Zwischenzeit sind die Gänse und Enten ziemlich ausgegangen im Ort. Damals waren gute Federn für die Betten teuer, und das Geld war rar. Das Brupfen" der Gänse war für uns Kinder immer eine Sensation. Aehnlich sagten wir statt hüpfen stets bhupfa". Gelegentlich schwebte in großer Höhe und majestätischer Ruhe ein Freiballon über unsere Gemarkung weg, von jung und alt gebührend angestaunt. Furchtbar erschrak ich eines Abends, als olötzlich, während wir beim traulichen Schein der Erdöl-Lampe uns unterhielten, vor dem Fenster ein sog. Daodavogel" Kiwittkiwitt schrie. Jetz stirbt jabber, des hoißt jo Komm mit!" meinte unsere Vittorbäs, was jedoch von. der Mutter als Aberglauben zurückgewiesen wurde. Tatsächlich geschah nichts, sondern der Lichtschein hatte offenbar den Vogel angelockt. Wenn wir im Dunkeln des Kellers oder abends auf der finsteren Bühne ohne Licht einen Brotlaib holen sollten und Zeichen von Furcht erkennen ließen, pflegte die Mutter zu sagen: Wea firchst denn? Da Butza i dr Nas? Nimm dei Schnupftuech und schneitz, noch brauchst koe Angst mai hao!" Andere Kinder dagegen waren oft wegen Kleinigkeiten vergeistert. In der Werkstatt unten setzte gewöhnlich die Mutter eine Gluckhenne zum Brüten auf Eier. War das eine Freude, wenn die Kücken ausschlüpften und schon laufen konnten! Nun war Vorsicht geboten vor der sonst so nützlichen Katze. Manchmal mußte man den Hühnern den,. Pfiffes" nehmen, d. h. ein hartes Häutiein an der Zungenspitze, welches das Futternehmen verhinderte. Zum Schluß bekam die Operierte einen Schmalzbrocken in den aufgesperrten Schnabel. Ein Eierdötschle gabs gewöhnlich am Namenstag, sonst regelmäßig auf Ostern weiche Eier. Die Rekruten fuhren zum Spielen" (d. h. Musterung!) auf dem Leiterwagen nach Gammertingen. Bei der Rückkehr hatten die Tauglichen ihre Hüte mit bunten Kunstblumen und Federn geschmückt. Singend zogen sie ins Dorf ein und wurden gebührend bewundert. Der dann bald folgende Krieg 1914 freilich ließ die Begeisterung umschlagen in religiösen Ernst zum Sakramentenempfang und zu Kriegsandachten. Vom Schirmeck im Elsaß kam alsbald die erste Trauerbotschaft... Die Verlobungsfeier in der Wirtschaft nannte man noch 1929 Bräutlauf" (Brauttanz). Beim Einzug der Braut mit ihrer Aussteuer * Wirde mit Schnüren und Seilen fürgespannt", bis die beiden sich mit einem kleinen Geldbetrag loskauften. Im Elsaß taten dies kürzlich auch die Ministranten nach der Trauung an der Kirchentür! Der Dreitänzer führt die Braut zur Kirche und nachher zum ersten Tanz. Mit buntpapierenen Bändeln geschmückte Tännlein flankierten Haus- und Wirtschaftstüren, wo sich auch immer einige Zuckerweiber mit hochwillkommenen Süßigkeiten (Brötle, Bärendreck etc.) zum Verkauf Anfanden. Den Abend beschloß beim Heimgeleit das wehmütige Lied: Tut man ins Leben seinen ersten Schritt, bringt man als Kind schon eine Träne mit.." Fortsetzung folgt

58 38 H O H E N Z O L L E R I S C H E H E I M A T J ihrgc 1965 Grosselfinger Flurnamen von Josef 55. S c h ö n b e r g. Dies war ehem. ein Hofgut, nordwärts von des Pfaffengarten, auch Schan - und Schönharter G u t" genannt. Am wurde dieses Gut von dem Grafen Friedrich von Zollern, Herr zu Schalksburg und Müli genannt, dem Kitter Voltz von Weitingen zu Mannlehen gegeben. Als Mannlehen bezeichnete man ein rechtes" Lehen, das nur ein Ritter erwerben konnte. Zu dem Schönharter Gut gehörte auch der Seiler Ho f", den damals waither der Seiler", Dieterli der Seiler und haintz der feser bauten; dazu eines, das damals hans Gislin, der Schuler genannt und ein drittes, das Hans brisli baute. Die genannten Personen waren Weilheimer und ihre Nachfahren Saile (Seiler) und Schuler leben dort noch heute. Der Sellerhof" wurde 1348 S e 1 h o f" genannt; das sei ist verkürztes Seide, womit man eine Viertelshufe verstand. In demselben Jahr wurde der Hof an das Kloster Stetten um 17 Pfund Pfennig verkauft. (Das Pfund hatte damals schon seinen Gewichtsbegriff verloren; es war nur noch ein Zahlbegriff. Aus dem karolingischen Pfund wurden im 13. Jahrhundert 240 Silberdenare geprägt; ein Denar war gleich 12 Solidi und ein Solidus Pfennig. Nehmen wir bei dem wechselnden Wert des Pfennigs nur dessen Mittelwert an, so ergeben die genannten 17 Pfund Pfennig folgendes Bild: 240 mal 17 mal 12 mal 50 = Pfennig = Mark. 56. Der Schwertacker im Branderweg. Der Ausdruck bezieht sich auf ein Einzelgrundstück; dies ist m. E. die Anwandel an der Gabelung von Brander- und Dufelweg. Namegebend war die Ackerform oder die dort wachsenden Schwertlilien nach den schwertförmigen Blättern. 57. Schweiz. So wird ulkig das Unterdorf genannt. Der Ulk bezog sich auf einen früheren Bewohner in diesem Dorfteil, den Michael Beck, den Pfätzermichel, der seine Jugend in der Schweiz verbrachte und viel davon erzählte. 58. S t o a g 1 e, mhd. S t e i g 1 e wird ein steiler Abstieg in Hengelbrunnen genannt. Der Hengelbrunnen ist am Hang des Durrenberges (siehe Ziffer 24). Stoagle" ist nicht nur Verkleinerungsform von Stieg = Stoag, sondern hat auch die damit im Zusammenhang stehende Lautbrechungsform, wie in heiß-hoaß, Bein-Boa, Fleisch-Floasch, Stein- Stoa, heim-hoam, Heimat-Hoamat usw. Von s t i g" kommt das dialektische Stic h" = abschüssig, gäh oder jäh. Gaeh ist mhd. gaehe von gah = schnell und davon der Ortsname Gasein. Der Flurname Stich" kommt in Grosselfingen zweimal vor und bezeichnet den letzten Aufstieg am Weg nach Bisingen, der infolge seiner Steilheit beim Bau der Straße nach Bisingen im Jahr 1847 durch Serpentine (Schlangenwege) umgangen wurde und den steilen Weg am Ende des Reuterweges gegen Owingen. Wenn das Wort Stich" nicht wie Stiege-Steige gebrochen wurde, so lag dies darin, daß ihm keine Silbe mit assimilierendem a" folgte wie in Biß, Riß. 59. S10 a z - bzw. Steins- auch Steigswäldle am nördlichen Abhang des L ö c h 1 e" bzw. Erlen hinter dem B e r g". Das Grundwort bezeichnet ein Wäldle, das zur Zeit der Namengebung noch vorhanden war. Nach Erlen hinter dem Berg" kommt man über den Fahrweg am K a 1 k - o f e n" oder den steilen Fußweg über das L ö c h 1 e", die Löchlesebene, heute Allmende und den steilen Fußpfad an V-iele jüngere Kräfte mußten hier erst lernen. So ergaben sich oft Versuche und Aenderungen, die jene Frische vermissen lassen, die der erfreuliche Ausdruck fertiger Künstler an der St. Mauruskapelle bleibt. Noch so minutiöser Schuldi-ill allein vermag das Gefühl nie zu ergänzen, wohl aber die Bedeutung des Kunstwerks zu mindern. Die Entwürfe von Lenz, die mit seiner zunehmenden Erfahrung immer strenger und kompositionell geschlossenener wurden, werden von den Schülern getreulich ins Große umund nachgebildet, so gut es ein jeder erkraftete. Doch, jene sich federnde Elastizität der Linie, die geradezu ideal im Benediktusfries der Mauruskapelle sich offenbart, können diese Schüler zu St. Gabriel den Kompositionen nicht mehr Eigenes zulegen. Es bleibt wohl die überwältigende Linienidee ihres Urhebers und der architektonische Bau der Komposition bestehen, aber es ist ein Vortrag ohne jene Gefühlszugabe, die aller Kunst erst die lebensspendende Beseelung zuträgt... Strobel Der Malermönch von Kunstmaler Hermann Anton B a n 11 e t (veröffentlicht von Martha Schneider-Schwärtzel) Fortsetzung dem vorgenannten Wäldle vorbei. Da dort der Abgang und damit auch der Fußweg sehr steil sind, konnte man ihn nur gehen, wenn man sich mit den Stiefelabsätzen gegen den Abhang stemmte, wobei in den Pfad treppenartige Stufen eingehauen wurden. Die etymologische Entwicklung des Namens S t o a z w ä 1 d 1 e" dürfte folgende sein: aus stigan wurde stige, daraus durch Lautbrechung Steige und Stoag, in der Verkleinerungsform Stoagle und in Bezug auf das anliegende Wäldchen Stoagswäldle" und daraus durch Assimilation S t o a z w ä 1 d 1 e". Wenn der Schreiber der Besitzbücher von 1730 und 1760 Steins- oder sogar Stoinswäldle geschrieben hat, so kannte er weder die etymologischen Vorgänge noch den Grosselfinger Dialekt. In Grosselfingen heißt der Stein S t o a, niemals S t o i. 60. Der Stelzenacker" wird auf dem. Atzenbol ein einzelner Acker genannt, von dem etwa 4 bis 5 Furchen in die am Kopfende angrenzende andere Ackerlänge hineinreichen. Diese sonderbare Flurgestaltung rührt offenbar von einer Erbteilung her. Sonst sind Stelzen Hölzer oder Stangen, auf denen man im Spiel hochbeinig einhergehen kann. Dazu gehören auch der Stelzfuß und die Bachstelze. Auch der Storch hat Stelzbeine 61. Stetzier nennt man ein Acker- und Wiesengelände im Hagenbacher Esch, östlich vom Hofstättie. Das Wort S t e z 1 e r" kommt von dem dialektischen Stozen" und dieses vom got. stautan, ahd. stozan, mhd. stoßen. Was aber gestoßen wird, kann ein Degen, ein Pfahl, ja selbst der Fuß oder der Arm sein. Hier ist der S t o t z e n" ein Pfahl, der in die Erde gestoßen wird. Da dies wiederholt getan wurde, so handelt es sich um eine Reihe derartiger Stotzen, die dazu dienten, das Weidevieh von einer bebauten Flur abzuhalten. 62. Stockbrunnen wird ein ganz kleines Gewann in der Nähe des Stetzlers genannt. Offenbar war dort eine Viehweide, in der ein Stock, das heißt ein ausgehöhlter Baumstamm in die Erde eingestoßen war, in dem dann das Grund- und Druckwasser aus der höheren Umgebung aufstieg und in einen Brunnentrog floß, damit das Vieh trinken konnte. Sonst wird als Stock auch ein Baumstumpf mitsamt den Wurzeln genannt. Stock wird auch eine Bienenwohnung genannt, die man nach dem Vorbild des Bienenbaues in einem ausgehöhlten Baumstamm, später aus einem ähnlichen Geflecht von Stroh oder Schaub herstellte (siehe Ziffer 51). 63. S tong e. Mit diesem seltsamen Namen wird in den Besitzbüchern von 1544, 1730 und 1760 ein sehr fruchtbares Ackergelände über bzw. uff dem Branderweg" bezeichnet. Da dieser Name in den genannten Büchern oft vorkommt, muß das Gelände für die Bauern jener Zeit sehr wichtig gewesen sein. Doch gehen über die Herkunft des Namens die Meinungen auseinander. Ich leite ihn aus der charakteristischen Entstehung und Eigenart des in Frage kommenden Geländes ab. Geht man auf dem Branderweg westlich, so stößt man schon nach etwa 500 Metern von der Abzweigung des Branderweges vom Dufelweg auf einen gut bonitierten Hügel, der als Alluvialland anzusprechen ist. flachen Fortsetzung und Schluß Von allen Heiligen sprach Pater Desiderius in devotester Verehrung, in Sonderheit von der Muttergottes. Sprach er von ihr, oder ging er daran, ihr Bild zu formen, wuirde er zartfühlendster Lyriker. Stets war ihren Darstellungen seine besondere Liebe zugetan. In allen Phasen seines Werdens wie seines Lebens tritt immer wieder das Problem hervor, die Mutter Gottes zu verherrlichen. Stets rein und keusch weiß er die Linie, die Form und Farbe zu halten, um ihrer Würde gerecht zu werden. Hat je ein Bildner mit mehr Beseelung und keuscherer Innigkeit ihre ewige Jungfräulichkeit typisiert? In seiner Jugend in München bildete er sie zum erstenmal in Plastik als Schmerzensmutter. Noch realistisch ist sein Marienloh. Je reiner er sich selbst und dem Genius hörig wird, umso entmaterialisierter schreibt er später ihr Bild in zartesten Entwürfen nieder. Als er in Tirols Bergeinsamkeit begnadet wird, entsteht als Frucht seiner bedeutungsvollen Wende und Ausreife ein Pietaentwurf, der so vollendet ist, daß, so oft er auch Jahrzehnte hindurch den-

59 Jahrgang 1965 HOHSEKZULXjERISCHJS HiiMAT 59 selben immer wieder variiert, er nie mehr über ihn hinauskam. Schon damals 1865 hält er jenen Entwurf wie etwas Heiliges in Ehren. Wenn er zur sonntäglichen Messe hinunter nach Laas steigt, nimmt er die Mappe mit, in der diese Pieta ihn begleitet, und am Abend geht er wieder mit ihr in seine Berghütte. Er trug sein Lebenswerk wie ein Amulett mit sich. Nie konnte er diese Pieta vor die Menschen stellen. Alle Versuche dahin wurden von seinen Vorgesetzten abgewiesen. Endlich in Prag bei den Klosterfrauen kann er die Sehnsucht seines Lebens stillen. An der großen Rückwand der Klosterkirche findet er eine Fläche, der er sein Lebensgedicht überantworten kann, das er dreißig Jahre nur als Entwurf in sich trug. Frauen werden auch zu dieser Originalschöpfung Vermittler, wie sein Erstlingswerk bei Beuron durch eine Frau ermöglicht wird. Ueberlebensgroß ist diese Muttergottes in Farbe und: Linie gebildet. Sie ist ein Urbild und hat ihresgleichen nirgends! Ein Symbol! Alle Natur ist in dieser Darstellung gelöst und nur ein geistig Gebilde geoffenbart. Für Menschen geschaffen, die frei sind von jeder Diesseitsbindung. Ganz ägyptisch", ist der erste Eindruck. Aber schon setzt Reue ein. Ein verspürbarer Ewigkeitshauch weht von dieser Wand herab. Es fördert Achtung. Ein beispielloses Wissen ruht in ihm. Eine tiefe, ehrfurchtsvolle Frömmigkeit strahlt heraus, zieht in seinen Bann. Das ist keine Pieta mehr. Regina Martyrum!" steht dabei geschrieben. Ja, das ist eine KÖNIGIN! Man könnte die Komposition leichthin mit dem Zirkel in Dreiecke und Quadrate auflösen. In den Urgesetzen, die in der geschaffenen Natur so herrlich sich offenbaren, ist sie aufgebaut. Auf breitem Thronus sitzt die Königin und hat ihre Hände opfernd geöffnet vor dem Opfer, das ausgebreitet wie eine Patene über ihrem Schöße liegt. Eine hohe Opferwürde ist dieser Königin der Schmerzen eingehaucht. Nur ein starker Glaube konnte sie zeugen. Mehr als Mutter, die ihren toten Sohn auf dem Schöße hält (ER ist kleiner gestaltet als sie selbst) deutet diese mächtige Pieta. Sie ist Symbol der Heiligen Messe. Die beiden Engel sekundierend, beten staunend mit ihr. Schönster und reinster Opferhymnus klingt uns abgeklärt wie größte Selbstverständlichkeit entgegen. Nirgends sind Schattenpartien im Heiligsten ist das Licht selbst lichtdurchleiuchtend. Ob dem Haupte der Muttergottes, das feierliche Ruhe ausdrückt, schwebt der Hl. Geist. Und ist nicht in der Mutter selbst Gott Vater symbolisiert? Reich wie die Melodik der Farben ist der Rhythmus der Linien. Tröstliche Lyrik spricht dieses Hohe Lied in den beiden Psalmen, die rechts und links der Komposition stehen. "iele verstehen es nicht, weil es so tief und erhaben ist. Die Kirche hat in der neublühenden benediktimschen Liturgie eine verheißungsvolle Wiedergeburt begrüßt, die uns den ewig jungen und doch so alten Kirchengesang wieder geben will, der nichts Erdverbundenes, wohl aber äternale Feierlichkeit in sich birgt. Soll diesem Rückbesinnen nicht auch der Künstler sich anschließen dürfen? Darf nicht auch die bildende Kunst, so sie dem Altare dient, wieder zur Nurfeierlichkeit der alten Kulturen zurückgreifen und versuchen, ob sie nicht im Einfachen, Uebersinnlichen allein wieder den Ausdruck des Göttlichen findet? Darf nicht der Schmerz der Mutter, der uns doch die Erlösung brachte, von dieser Erlösergnade überstrahlt, als Symbol gebildet werden? Nicht jeder muß alles verstehen. Wie viele Geheimnisse hält die Kirche, die nie verstanden werden! Auch die Kunst kann den Menschen i ; :ht alles in faßbare Nähe rücken. Der profanen Kunst mag dies eher möglich sein. Religiöse Kunst aber hat Hohes und Höchstes zu behandeln. Sie rückt damit in Sf :, ären, die ewig ihre ungelösten Reste behalten werden oder besser, an die wir immer bloß heranreichen, aber die wir nie durchdringen können. Versuche, diese Dinge zu ent- 'leiern, müssen fehlschlagen, solche Entschleierungen töten Hohes und Heiliges! Einfach und einheitlich ist die Kirche in ihren Grundzügen. Gerade damit verbindet sie einen unvergleichlichen Ewigkeitshauch. E i Künstler, der gleiche Wege geht, hat das Gotteswerk pr Kirche auf Erden in einem der lichtesten Punkte erfaßt. Was viele Suchende dunkel erfühlen, hat Pater Desiderius in seiner Pieta schon gegeben. Freilich, für Gefühlsmenschen ist d iese Kunst, die sich schon von aller Materie befreit hat, nichts. Ist!s überhaupt Aufgabe der Kunst, mit Gefühlswerten allein zu wirken? Kann und darf es nicht auch eine Kunst geben, die da sie doch aus dem Paradiese stamme, eben nur paradiesische Mittel gebraucht, deren Motive weder Fleisch noch Blut, sondern nur Geist sind? Hat der Geistesmensch nicht Rechte, sich in dieser überirdischen Sphäre auszudrücken? Haben wir die sinnliche Natur nicht ständig in und um uns? Dürfen wir nicht auch mit dem Uebersinnlichen umgehen, auf daß es uns in jene Gefilde führt, wo es keine Enttäuschung mehr geben kann? Kann man das Heilige überhaupt anders als symbolisch bilden? Wer tritt mit staubigen Schuhen, nassen und beschmutzten Kleidern in den Saal des Königs? Diese zöge er vorher aus und käme gereinigt vor den Thron. Wer Seelenadel trägt, ist an die königlichen Gesetze verpflichtet. Nicht jeder kann die Sprache der Kunst verstehen. Doch wer einmal die reine Luft der Berge eingeatmet, ihre befreiende Wirkung in sich erspürt hat, wird immer wieder zu der Höhe der Reinheit gezogen, um dort stärkenden Lebensodem zu sammeln. Die Bergluft beschwert nicht. Sie scheint dem Menschen Flügel zui schenken. Das reife Kunstwerk von Pater Desiderius Lenz beschwert nicht, es befreit. Von der traditionellen Kunstsprache weit entfernt, durfte er nicht auf viele Gönner rechnen. Sie wurde abgelehnt. Der Prager Kardinal ließ seine Schöpfung in St. Gabriel verhängen. Geisteswerke leben auch hinter Vorhängen. Sie reden laut, wenn ihre Stunde kommt. Gebilde, die ein geistig hochstehender Mensch ein Leben lang in sich wachsen läßt, ehe er sie der Öffentlichkeit übergibt, kann und darf man mit einem ersten Blick und zwei Worten nicht abweisen. Irgend wann haben sie etwas zu sagen. Das erste Kunstwerk, das nicht an die Mode gebunden ist, hat Zeit. Es kann auf seine Mission warten. So auch die Prager Pieta von Desiderius Lenz. Die Stadt Wien wollte eine Herz-Jesu-Kirche bauen. Sie schrieb einen Wettbewerb dafür aus. Pater Desiderius entwarf einen Plan. Nur außerhalb der Konkurrenz beteiligte er sich. Er wollte die Welt an sein architektonisches Talent erinnern. Der Plan begeisterte einzelne überschwenglich. Die Mehrzahl stieß er ab. Ein nicht verstehendes Echo! Ein junger Architekt fertigte unter Hilfe des Meisters später die maßgebendsten Details dieses einzigartigen Planes aus, so daß das Erbe als ein abgeschlossenes Werk uns überliefert bleibt. Vielleicht schreit dieser Kirchenplan einmal laut um seine Erfüllung. Sowie man die Mauruskapelle neben die modernste Eisenbetonarchitektur stellen könnte, ohne das Gesamtbild durch ihr Hinzukommen zu stören, ebensogut könnte dieser Entwurf, der für Wien gedacht war, in jede Umgebung modernster Architektonik eingefügt werden. Sogar in Betonausführung könnte man ihn sich verwirklicht denken. Im Geistesleben gilt die Zeit nichts, nur die Ideen. Sie allein haben ewiges Leben. Es war ein glücklicher Gedanke des verstorbenen Erzabtes Krug von Monte Cassino (ein Deutscher), Gelder zu sammeln, damit der große Benediktinerkünstler auch noch die Krypta von Monte Cassino, das Grabgewölbe des hl. Benedikt und seiner Schwester Scholastika ausschmücke. Der großzügige Auftrag war in seiner Ausführung in dauerhaftem Mosaik und Marmor gedacht. Kein italienischer Erzabt hätte je solchen Wunsch gehegt. Die Kunstsprache dieses Deutschen war ihnen wenig sympathisch. Das Vorhaben des klassinensischen Abtes, der in Amerika und in der ganzen Well oettelte, realisierte sich. Pater Desiderius kam mit seinen Schülern auf den Heiligen Berg. Die Krypta-AussJ.mückung wurde seine ausgedehnteste, größte und tinsterbliche Schöpfung. Sie wird die Maurusfresken überdauern, seine Kunst kommenden Geschlechtern noch künden. Der erfahrene Harfner greift tief ins Instrument und holt die letzten Möglichkeiten aus seiner Seele Grund. Dem ördensstifter und seinen Erstberufenen St. Marus und St. Plazidus gilt sein Loblied. Er nahm diese neue umfangreichste und ausgedehnt este Arbeit, die seinem Schöpfertum gestellt wurde, sehr ernst. Ich bin jetzt 70 Jahre und such^ immer noch zu lernen", schrieb er von Monte Cassino am 31. Mai 1902 an seinen Neffen Peter Lenz und will ihm damit Mut isprechen Ein Loblied in Mosaik klingt Jahrtausende. Nur Höchstberufenen wird das Glück zuteil, in dieser Jahrhunderttechnik ihre Kunst ferneren Zeiten zu übermitteln. Lenz war es beschieden. Anklänge an die musivischen Werke, die Italien in glänzender Fülle wie Größe im ravennatischen Gebiet, in Rom, und an anderen Orten hat, sind in diesem Werk vorhanden. Der technische Apparat erfordert immer ähnliche Handhabung. Hier liegt schon ein mehr dekorativer Sinn in den

60 :(60 HOHENZOLLEB SCHE HEIMAT Jahrgang 1965 Ausdrucksmitteln vor. Auch die figürliche Darstellung darf das Dekorative nicht zu weit überschreiten. Erste Forderung ist strengste Eingliederung der Farbornamentik wie der Figurendarstellung an die Architektur. Die Wandfläche muß belebt, darf aber nie aufgehoben werden. Die Deckenmosaiken in der Krypta Soccorpo erinnern teils an die Galla Placidia-Kapelle zu Ravenna, teils an die römischen Deckenbehandlungen des christlichen Jahrhunderts, und doch sind sie nicht kopiert, sondern eigene Schöpfungen, voll persönlicher Prägung. Noch ehe das Chaos Europa überzog, wird die Soccorpo festlich eingeweiht und dem Gottesdienste wieder geöffnet. Der Meister hatte seine Aufgabe gelöst. Sie wird seinen Ruhm weiter tragen in seinem Werk. Vor seinem letzten wie größten Opus schweigen selbst die Gegner strenger Formen. Auch die Italiener bekennen sich zur Kryptaausschmückung in hohem Maße. Das Mosaik ist ihnen geläufig. Daran sind 1 sie gewöhnt. Daß diese Monumentalkunst herben Stil fordert, wissen sie, und daß die musivische Technik vieles mildert, auch. Der Romane, der von vornherein das Pathos mehr liebt als der Deutsche, sieht im Mosaik den stärkeren Ausdruck würdevoller Pracht. Diese Erfahrung hat er in zahlreichen alten kirchlichen Räumen gewonnen. Das Mosaik, selbst wenn es noch so schematisch zur Ausführung käme, bringt viele Zufälligkeiten in das Bild. Es mildert durch sich selbst allzu strenge Linien einer Komposition, weil die Steine und Gläser, aus welchen sich das Mosaik zusammensetzt, nie gleich intensiv wirken. Schon die Oberfläche ist nie gleichwertig eben. Es entstehen oft reizende Spiegelungen, die mit jeder Bewegung des Beschauers oder mit dem Wechsel des einfallenden Lichtes sich ändern und die Blickfläche beleben. Ueberreich ist diese Krypta mit der St. Maurus und St. Placiduskapelle dekoriert und in Gold strotzend. Das ist einzig die Kunst, die Würde ausdrückt, ein königliches Gepräge hat und das Hoheitsvolle in Kraft kündet. Im Mosaik drückt sich der Gesetzesgedanke des Benediktinerordens aus. Vornehmheit ruht in ihr und feierlicher Ernst. Der Choial ist nie in Farbe eindringlicher übersetzt worden als durch Mosaikmalerei, wenn sie Stil hat, und ihr Gestalter die Liturgie der katholischen Kirche in Geist und Blut trägt. In der Krypta, deren Räume nur geringe Höhe haben, sind vor allem die Deckenfelder und die oberen Teile der Wandungen mit Mosaik geschmückt. Die unteren Wandpartien sind mit farbigem Marmor bekleidet, d :r aus zwei großen Relieffriesen besteht. Die großen Benediktiner der Anderthalb jahrtausende finden in dieser langen Prozession ihren Platz. Man hat auch in diese Plastik Milderungen der desiderianischen Strenge getragen, das ist schade! Jene Reliefe aus früherer Zeit, die in der Torretta stehen, sind der Intention des Meisters näher gekommen. Der heilige Franziskus, der Poet, lag dem umbrischen Menschen und den Dichtern und Malern, die alle aus dem Volke kommen, näher als der Aristokrat St. Benedikt, den vor Pater Desiderius kaum ein paar Künstler bildend hervorragend dargestellt hatten. Allerdings, Franz kam beinahe 700 Jahre später in die Welt, als die Menschen seiner bedurften, da die Aristokratie mit hrer Macht Mißbrauch trieb, nichts destoweniger, die Aristokraten brauchen größere Distanz, längere Zeit, bis sie sich durchsetzen. Sie sind die Bergspitzen, die Firnen. Der Leichnam des Hl. Franz war kaum beigesetzt, als schon Poesie und Malerei die Gloriole um ihren Liebling breiteten. Er übte einen unerhörten Einfluß auf die bildenden Künste aus, weil er der künstlerische Mensch seiner Zeit war und der Kirche mächtiger denn je alle Künste zuführte. Monte Cassino liegt hoch. St. Benedikt entfloh der Niederung. Die Vornehmen des ersten christlichen Jahrtausend wohnten immer auf den Höhen. Von oben beherrscht man das Menschengeschlecht. Man ist dem Ewigen näher. Franziskus ging auf die Höhe, nur um zu beten, Dort brannte ihm Christus die Wundmale ein. Dann aber mußte er seine brennende Seele mitten in die Menschen hineintragen, sie Feuer von seinem Feuer zünden lassen. Er stieg in die Ebene des flutenden Lebens hinab. Sein Herz war übervoll. Er mußte es den Brüdern und Schwestern im Tal Maria von den Engeln zum Schöpfen reichen. Auch mit dem unvergleichlich reichhaltigen und durchaus erschöpfenden Bildkreis, den Pater Desiderius uns über seinen Ordensstifter geschenkt hat, ist uns St. Benedikt nicht näher gebracht worden. Jene überzeugende Bindung von der Bilddarstellung zum Volke, die in der Oberkirche in St. Francesco zu Assisi von der Giotoschule uns überliefert ist, lag nicht im Vermögen von Pater Desiderius. Zum Volke konnte er mit seiner Kunst den Weg nie finden. Das ist das Urbenediktinische an seiner Begabung und der letzte Grund, warum seine Kunst nie in die Breite des Volkes dringen konnte. Selbst im eigenen Orden findet sie nicht ungeteilten Widerhall. Ein Germane war berufen. Eine außergewöhnliche Erscheinung! Ob die Söhne St. Benedikts vor neue Aufgaben gestellt werden müssen? Sollen sie ihren aristokratischen Geist kommenden Geschlechtern neu aufprägen? Die Künstler der verschiedenen Töchterabteien Beurons gingen nach Beendigung der Arbeiten in Monte Cassino wieder in ihre Klöster zurück. Pater Desiderius Lenz nach Beuren. (Vgl. Hohenz. Heimat Jahrg Seite 39.) Er war ein Einundachtzigjähriger geworden. Wie ein Patriarch sah er in seinem mächtigen weißen Barte aus. E r ist ein Patriarch! So reich läßt er die Spuren seines Geistes bei den Menschen, daß sie Jahrtausende Gültigkeit bewahren, Hunderte und Tausende befruchten. Ein Wunder bleibt es. Frisch und feurig wie am ersten Tage bewahrte der vierzehnhundertjährige Orden solche Begeisterung, wie der ßenediktussohn mit seinen Helfern den Ordensvater und seine Erstsöhne auf Monte Cassino glorifizierte! Zwiefalter Besitz A Dietrich von Liechtenstein bekennt durch Brief und Siegel, die Vogtei über die Mühle in W i c k e n t a 1 sei ihm vom Kloster Zwiefalten auf Lebenszeit verliehen. Mit ihm siegeln SWigger und Eberhard von Liechtenstein. (Sulger, Annales Zwif S. 276.) B. 15. Jh.: Zwiefalter Neuerung Wickental, Trochtelfingen und Harthausen b. Feldhausen (1468?). Wickental (am östl. Ortsrand von Mägerkingen!): Aus der Mühlstatt und Wiese samt Zubehör: 2 Pfund Hlr. Dazu gehören bei 2'/a Mm. Wiesen zu Wickental an der Mühlstatt. Item ein Holz, genannt Totenhalde, stoßt an Heinrichs Berg. Die Mühlstatt soll Lehen von uns sein. Hat ein Abt und Convent vor langen Zeiten hingegeosn. Die 2 Pfd. Hlr. gibt Heinz Dachs zu Trochtelfingen. Das ander auch jüngst. Trochtelfingen : Die Brälin geben 2V2 Pfd. Hlr. und 2 Schilling aus einem gemeinsamen Gut (NB Steinlehen), genannt Brälins Gut. Darin gehören 1 Garten, auf 8 Mm. Wiesen und uf 20 Juchert Acker in allen drei Eschen. Harthausen: Schimpf Hans gibt jahrs uf Martini 1 Pfd. Hlr. us 1 Wies. C I. Hans Henis von Trochtelfingen hat den dritten Teil des Brüelins-Gut. Darin gehört 1 Vtl. Wies, 4 Vtl. Hanfgarten dabei in Wasserwiesen vor Veckentürlin (Rockentürlin?) über (gegenüber), einthalb an Felix Werdenberger, anderseits an Conzen Glarissen Wies, beide in berührt Gut gehörig, stoßt um Trochtelfingen herab ans Wasser. Mehr 2 Mm. ^A^iesen (jetzt Acker) uf dem Bühl vor dem Buch. Furchgenoß enthalb das Gerrieinmerk, anderthalb der Vischerin Lehen, trett uf Felix Werdenberger. Mehr 1 Mm. Wiesen in Sälen und hat Felix Werdenberger auch 1 Mm. dabei, sind nit getailt. Mehr 1 Mm. in Schopfenloch, einthalb an Ursula Benglerin, anderseits am Wald, stoßt uf des Staigers Wechselwies gegen dem Zypfel. Aecker im Esch bei Unser Lieben Frauen: 1 Juchert vor dem Banholz, Furchgenoß Michel Kruß, anderseits Heinrich Fattlin, trett uf den Weg. 1 J. im Brand hinter sankt Martins Köbelin, Furchgenoß Felix Werdenberger, andererseits ist ein Anwander, stoßt uf Hans Staiger. Esch Kalenberg: 1 J. hinter Kallenberg (!) zw. Heinz Seitz und dem Mesneracker, den Heinrich Vattlin (Fattlin) innehat, trett uf den Weg. 1'Ii J. auf Michel Bengs Rain, zwischen Conz Glaris und Felix Werdenberger, trett uf den Weg. 2 J. vor dem Glamper, zw. den Wiesen und Felix Werdenberger, trett uf Hans Bengern. Esch vor der Burg: 2 J. im Bottental bei dem Stein zwisch. Ludwig Schnidt (Schnider? soll wohl Schmidt heißen), und dem Rain, trett if den Staiger. 1 J. hinter Stettberg zwisch. Felix Werdenberger u. Benz Feger, trett uf Conz Ciarissen. 2 J. uf ob Hungerbrunnen, zw. Conz Glaris u. Felix Werdenberger, tr. uf Conr. Mürlin. 1 J. ob Stumpach zw. Fei. Werdenberger u. Conz Glaris, trett uf Benedikt Krusen; Er geit darus 1 Pfund Heller.

61 .lahrgang 1965 HOHENZOM-ERISCHB HEIMAT 61 II. Conz Glans hat Vs von berühmtem Gut: 1 Vtl. Wiesen in Wasserwiesen vor Vocken-Tor unten herüber, zwisch. Gebhard Dräer und Hans Hemsen. Esch Kalenberg: 3 J. Michel Bengs Rain zw. dem Rain u. Hans Henis, tr. uf d. gemeinen Weg. Esch an der Burg: 1 J. vor Tettenloch zwischen Martin Sterk u. Hans Arnolt, tr. uf Melchior Bengern. 1 J. uf dem Ehenruns, zw. Conrad Mürlin und Hans Henis, trett uf Conrad Mürlin. 1 J. an Stumpen zwischen Hans Henis und den Wiesen, trett uf den gemeinen Weg. Er geit daraus 12 Schilling Hlr. III. Felix Werdenberger hat inne den übrigen Teil des Lehens: 1 Vtl. Wiesen und 4 Vtl. Hanf garten in Wasserwiesen vor Vockentürlin über, einerseits an Sant Jakobs Pfrend- Wiesen, anderseits Hans Henis, stoßt uf das Wasser. 2 Mm. Wiesen vor dem Buch (sind jetzt Aecker) zwischen der Vischerin Lehen und Jerg Gilg Saurer, anderseits der Weg, trett uf den Weg. 1 Mm. Wiesen hinter Sälen, ist gegen Hansen Henis nit getailt. Esch bei Unser Frowen: 1 J. ob dem Talweg zwischen m. gnäd. Herren Graf Friedrich v. Fürstenberg), und Ludwig Schnidt (Schnidr? wohl Schmidt"!), trett uf die Talwies, so Veit Krangier innehat. 1 J. im Brand ob sant Martins Kobel, an Hans Henis, anderseits ist ein Anwander, trett uf den Weg. Esch Kalenberg: 1 J. in Weechnis Tal an Melchior Benger u. Conz Glairs, anderseits Hans Henis, trett uf Hans Betzen. P/2 J. an Michel Bengs Rain, zwisch. Hans Henis u. gnäd. Herrschaft, trett uf den Weg. Esch an der Burg: 2 J. vor dem Glannberg an Hans Henis, anderseits ists ein Anwander, tr. uf den Weg. 1 J. hinter Stettberg zw. Hans Zipfel u. Hans Henis, trett uf Conz Glairs. 1 J. ob dem Hungerbrunnen zw. Henis beiderseits, trett uf Conrad Mürlin. Ein Juchert an dem hinteren Stumpach zw. Hans Henis u. den Wiesen, trett uf Benedikt Krusen. Geit auch darus 1 Pfund Hlr. Actum in Beisein der Zeisleut, die ein yeder bekannt (hat), Josue Eglingers Vogt zu Trochtelflngen und Burkhart Fattlin daselbst des Gerichts, Anthonis Beck Pfarrers; dann Hans Ackers Schultheißen und Michel Schidlis (beide) zu Wilsingen, uf Zinstag post Quasimodo anno etc. XXXVII (= 10. April 1537). Dionysius Hipp von Megerkingen hat inne 3 Mannsmahd Wiesen aneinander zwischen Ulrich Geckeller, den langen Weg an der Wickengassen, mehr 1 Holz genannt Tottenhalde, stoßt an an Heinrichsberg. Geit darus 2 Pfd. Heller. Schimpf Hans von Harthausen geit us 1 Wies daselbst, st. an die obere Gasse u. an Martin Ungemuets Wiesen und a. Jousen Guldin u. Hans Steinhart. Geit darus 1 Pfd. Hlr. (Arch. Stuttgart H 236, Nr. 21.) D. Beschreibung vom 6. Mai 1672 Das Steinlehen, das 1537 Hans Henis, Conz Glairs und T"elix Werdenberger innehatten, besitzen jetzt Jung Hans Betz, Maria Wallin als Witib des Martin Hüringer und Andreas Reiser. Erlaubnis zur Neubeschreibung gab Franz Ludwig v. Gall, fürstliclfürstenberg. Rat und Obervogt zu Trochtelflngen; durchgeführt wurde sie von Herrn Bernhard Knüttelin, Amtmann des Klosters Zwiefalten. Abgaben jährlich an Fürstenberg: 8 Vtl. Vogthaber und 6 Tage lang zwei Pferde zu unterhalten, an Zwiefalten als Eigentumsherrn: jährlich 1 fl. 44 kr. oder 2>/> Pfund 2 Schilling Heller Zins. (Wir setzen hier Hans Betz als dritten an die erste Stelle, den Reiser als den ersten aber an dritte Stelle, entsprechend der Beschreibung von 1537!) I. Jung lans Betz hat Vs des Steinlehens, gibt der Herrschaft 3 Vtl. Vogthaber und an Zwiefalten 40 kr. Lehenzins aus: 1 Vtl. Mannsmahd Wiesen, worauf dermalen die (Stadt-) Meuren stehen und nicht genutzt wird. 1 Garten hinter den Meur ti, zw. Andr. Reiser u. dem Pfründgarten, hinaus uf den Karrweg, herein uf gn. Herrschaft stoßend. 2 Mm. vor dem Buch, ist ein Acker, zw. Andr. Reiser u. den Bossenbühls Aeckern, hinauf uf den Acker des Forstknechts in Steinhilben, herein uf Herrschaft. 1 Mm, hinter Sailen zw. Andr. Reiser u. jung Jakob Schwenk, herein uf den Wald, hinab uf das Breininger Tal stoßend. Esch Unser Ib. Frauen: 1 J. ob dem i'alweg zw. Herrschaft u. Christian Koller, hinauf uf Gg. Schneider, hinab uf die Talwies stoßen 1 J. im Brandt hinter st. Martins Köbelin (irrig: Käppelin!) zw. Andr. Reiser u. Hans Heinzelmann Mesner, anwandet hinus uf gn. Herrschaft, herein uf Joh. Schnützer. Esch Kallenberg: IV2 J. an Michelsberg Rain, zw. Andr. Reiser u. Herrschaft, hinab uf Theuß Koch, heruf uf d. gemeinen Weg. Esch Burg: 2 J. vor Glamberg zwisch.. Herrschaft u. Sebast. Eyselins Anwander, unten uf Herrschaft, oben uf d. weg stoßend. 1 J. hinter Stettberg, zw. Andr. Reiser u. Herrschaft, hinus uf Johann Alber, herein den Rain. 1 J. ob Hungerbrunnen oder Ehenrauns zwisch. Herrschaft u. Andr. Reiser, hinaus Jak. Betz, herien Joh. Alber. 1 J. hinter Stumpach zw. Andr. Reiser u. Martin Heinzelmann, hinuf uf Franz Alber, herein uf Sebast. Eyselin. Hat 1 J. im Megerkinger Tal im Esch Kallenberg gehabt, welcher 1628 mit Consens der Herrschaft verkauft, dafür 1 Juchert im Esch Burg ob dem Ehenrons in dies Lehen gegeben worden, dermalen aber nit gefunden worden. II. Maria Wallin, Witib d. Martin Hüringer, gibt 24 kr, und der Herrschaft 2 Vtl. Vogthaber aus: 1 Vtl. Wiesen hinter den Meuren, worauf dermalen die (Stadt-)Meuren stehen und nicht zu nießen ist. Esch Kallenberg: 3 J, uf Michelsbergen Rain, zw. Andr. Reiser u. dem Dürnental, stoßt hinus uf den Rain, herein uf die Straß. Esch Burg: 1 J. im Wolfstock zw. Herrschaft u. Matheus Braun, honab uf Mathis Koch, heruf uf Hans Wolfers sei. Erben. 1 J. uf Ehrnrons zw. Johann Böhem u. Martinn Holders sei. Erben, hinus uf Jakob Betz, herein uf Johann Alber stoßend. 1 J. an Stumpach zw. dem Haidweg u. Andr. Reisers Lehenackers, hinus uf Franz Alber, herein uf d. Weg stoßen. III. Andreas Reiser gibt für V3 Lehen 40 Kreuzer an Zwief. und 3 Vtl. Vogthaber an die Herrsch. Fürstberg aus: 1 Vtl. Wiesen hinter den Meuren zw. Matth. Koch und Johann Seitz, oben uf Hans Heinzelmanns Garten, unten an die Herrschaftswies stoßend. 1 Garten hinter den Meuren an Hans Heinzelmann Mesner, andererseits jung Hans Betzen Lehengarten, stoßt oben an den Fahrweg, unten an Joh. Seitz. 1 Mannsmahd Wiesen unter Sälen zw. jung Jakob Schwenk, Mattheus und Johann die Böhmen, streckt hinus uf den Wald, unten ans Breininger Tal. 2 Mm. auf dem Bossenbühl, derzeit 1 Acker, zwischen dem Buch und Bossenbühl, stoßt hinuf uf den Acker des Forstmeisters von Steinhilben, herein uf die Herrschaftsäcker. 1 Mm. im Schopfenloch z. Herrschaftäckern und der Stattwies, str. hinus uf d. Wald, herein uf Georg Hanners Acker. Esch bei Unser Lb. Frauen: 1 J. an dem Banholz zw. Inhaber und dem Weg zum Brandt, trett hinein uf Joh. Schnitzer, hinaus uf d. Herrschaft. 1 J. im Kappelösch ob der Staig zw. Sebast. Eiselin und jung Jakob Schwenk, str. herein uf. den Weg. Esch Kallenberg: 1 J. hinterm Kallenberg zw. Herrschaftsäckern u. Peter Meichlin, unten uf Gg. Hanner, oben uf die gemeine Gasse stoßend, l'/a J. uf Michelsbergs Rain zw. Martin Hüringers Wtw. u. jung Hans Betzen Lehenäcker, str. hinab uf Betzen Theiß, hinuf uf d. gemeine Straße. Esch Burg: 1 J. im Hasental zwisch. Sebast. Eyselin und dem Ziegelberg, spitzt sich uf den Rain hinaus, herin uf Gg. Graminger stoßend. 1 J. hinter dem Stettberg z. Inhaber und jung Hans Betz, hinus uf Joh. Alber herein uf den Rain. 2 J. am Hungerbrunnnen zw. jung Hans Betz u, Mattheus Betz, herein uf Johann Alber, hinus uf Jakob Betz. 1. J. uf Stumpach zw. Martin Hüringers Wtw. u. jung Hans Betzen Lehen, herein uf die Straß, hinus uf Franz Alber. 2 J. vor dem Glamberg, zwischen Christian Koller und gnäd. Herrschaft, unten uf den Inhaber selbst, oben uf jung Hans Betzen stoßend. 2 Exemplare ausgefertigt: 6. Mai Wickental, Mühlstatt und Wiese, soll dermalen Franz Alber zu Trochtelflngen inhaben und ist ein württbg. Lehen, ins Pfullinger Amt gehörig. (Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 14/15 Nr Neue Abschrift des 19. Jh. ebenda H 236 Nr. 82.) Joh. Adam Kraus. Barchent = dichter, auf einer Seite rauher Stoff. Barchet Tuchmaß, in Nürnberg 22 und in Ulm 24 Ellen. Fardel = Ulmer Tuchmaß = 45 Barchet. Rauchhuhn = rauhes, noch lebendiges und befiedertes Huhn, das der Hühnerhalter in manchen Gegenden dem Pfarrer als Zins brachte. Staupbesen = große Rute, mit der ein Verbrecher öffentlich gestäupt oder gezüchtigt wurde. Heute noch sagt man: Er wird ausgestäupt. w.

62 :(62 HOHENZOLLEB SCHE HEIMAT Jahrgang 1965 Kleine Mitteilungen Bemerkungen zur Geologie des südlichsten Hohenzollerns Dieser Tage erschien eine Arbeit von Schmidle (Das geologische Landschaftsbild des südlichen Hohenzollern von Wilhelm Schmidle) Mincenmay in Hohenzollerische Jahreshefte (24. Band, 1964; Seite ). Da nun aber in jüngster Zeit die geologische Karte des Blattes Stockach mit Erläuterungen von Ludwig Erb, Heinrich A. Haus und Erwin Rütte erschienen ist (Stuttgart 1961, Landesvermessungsamt Baden- Württemberg) so soll in dieser Zeitschrift doch auch auf diese Arbeit verwiesen werden. Diese Karte umfaßt die hohenzollerischen Orte Mindersdorf, Liggersdorf, Selgetsweiler, Deutwang, Kalkofen und Obemdorf mit Breitenerlen, Heggelbach, Höllsteig und Waldsteig. Die Karte wurde besonders hinsichtlich der Erdölforschungen in diesem Gebiet beschleunigt herausgegeben und enthält auch die Bohrergebnisse der Bohrungen von Billafingen (badisch) und Stockach (Nr. 2 8). Das geologisch interessanteste Gebiet ist die Gegend um Schloß Hohenfels in der Gemarkung Kalkofen. Hier sind alle tertiären (Miozän) Molasseschichten dieser Gegend auf kurzem Raum erschlossen und einzusehen. Angefangen von der Unteren Süßwassermolasse bei der Neumühle an der Straße Billafingen Mahlspüren über die Sandschiefer der Meeresmolasse, worauf Schloß Hohenfels steht und den Bodmannsanden, Samtsanden der Kirchberger Schichten in der Eichhalde bei Hohenfels und den darüber liegenden höchsten Schichten der oberen Süßwassermolasse hinauf zum Rapenhof liegend ist also auf einem Profil alles erschlossen und in den Erläuterungen zeichnerisch gut dargestellt. Was die Gegend außerdem noch auszeichnet ist das Vorkommen der mindestens Jahre alten Mindelschotter der Mindeleiszeit am Josenbühl und Guggenbühl, östlich von Kalkofen. Oestlich von Waldsteig sind noch ältere, wahrscheinlich der ältesten Eiszeit (Günz) zuzählende Schotter ermittelt worden, deren hohes Alter nicht nur durch die hohe Lage sondern auch durch Schotteranalysen ermittelt wurde. Daß der Rißeiszeitliche Schotter und die Grundmoränen dieser Zeit ebenfalls vorhanden und dargestellt sind, kann wohl erwähnt werden, wenn man auch weiß, daß dieser Riß- Rheingletscher mit einem Seitenast bis in die Gegend von Sigmaringen reichte und seine Ablagerungen auf dem Blatt Pfullendorf und Sigmaringen auf großen Flächen dargestellt sind. Die Jüngste Eiszeit (Würm) erreichte auf dem Blattgebiet in dem Raum um Selgetsweiler und Kalkofen seinen höchsten und weit vorgeschobenen Stand, denn dort sind die Endmoränen zwischen Deutwang, Kalkofen bis nach Selgetsweiler schön ausgebildet und ihre frische Formen in der Natur auch gut zu erkennen. In den Schotterfeldern, der zur Würmeiszeit zuzuordnenden Terrassenschotter um Liggersdorf beginnt die Ablach ihren Lauf, die sich mit der Würmeiszeit gebildet und entwickelt hat. Es versteht sich, daß die Bodenbildungen erst nach dieser Zeit einsetzen konnten, denn vorher wurde ja immer noch ab- und umgelagert. So ist unser heutiger Boden immerhin an die Jahre alt, die größten Teile sind jedoch etwas jünger. Bald wird das Blatt Engen im Hegau und darauf das Blatt Heiligenberg erscheinen und das Blatt Pfullendorf mit vielen hohenzollerischen Ortschaften dürfte im Rohkonzept fertig sein. W. F. Esch und Espan haben sprachlich nichts miteinander zu tun. Erstes hat kurzes, zweites aber langes E! Esch (oder irrig auch Oesch) entstand aus dem althochd. ezzisc (gotisch atisk) und bedeutet Saatfeld oder Feldflur und ist wahrscheinlich urverwandt mit dem lat. ador = Spelz, Vesen. Man unterscheidet nach der Bebauung: Winteresch, Sommeresch und Brachesch. Letzterer wird heute meist mit Klee, Kartoffeln und Rüben beflanzt, soweit er überhaupt noch unterschieden wird. Der Espan dagegen (auch Eßbann, Espen, Espach, Espen, A i s p e n, Aispele) bezeichnete einen Weideplatz in Nähe des Dorfes, auf dem jeder Gemeindeberechtigte sein Zugvieh weiden lassen durfte. Eine Ableitung von Esch und bannen ist wegen des langen, manchmal zu ai gewordenen E nicht möglich. Vielmehr liegt nach Schnetz das lateinische Wort e w a, e, (wie in ehehaft, Ehehalten) zugrunde, das soviel wie Gesetz, gesetzliche Ordnung" bedeutet, also etwas, worauf die Allgemeinheit ein Recht hat". Das Span dagegen bedeutet einen Platz, auf dem man die weidenden Haustiere spannt e", d. h. die Vorderfüße locker fesselte, um sie am Fortlaufen zu hindern. Neulich sah ich noch ein solches Gespann in Furtwangen! Der Ausdruck kommt auch 1530 im Ringinger Fleckenbüchle vor, wo es heißt, auf Heufeld soll man das Vieh auf dem Seinigen spannen". Der Espan ist also die Gemeindeweide, wo das Weidevieh gespannt wurde. Statt Esch sagt man in manchen Gegenden auch Zeig in der Bedeutung Teilflur". Sigmaringer Bräuteln (zu H. H. 1965, S. 7). Der Ursprung des damals noch dunklen Brauchs wurde inzwischen durch die Forschungen von Pfaff, Baur, Frick und Rieger klargestellt (Zusammengefaßt von Uta Beck in einer Arbeit Sigmaringer Fastnachtsbräuche" 1960; maschinenschriftlich in der Landesbücherei Sigmaringen). Der Name erscheint erstmals 1817, die Schilderung des Vorgangs schon 1791/92 im Lexikon des Schwäbischen Kreises" von Diakon M. Röder in Marbach. Auf das Bräuteln deutet man einen Eintrag in der Renteirechnung vom Fastnachtsdienstag, den 9. Februar 1723: Aus gnäd. Befehl wurden den jungen Gesellen für die gewöhnliche Auskaufung des Bronnentragens 4 fl 10 kr bezahlt." Man nimmt an, der am 20. April 1722 mit der Gräfin Maria Franziska von Oettingen- Spielberg vermählte Fürst Josef Friedrich von Hohenzollern habe sich mit dieser Summe vom Bräuteln losgekauft. Dies wäre somit etwas Gewöhnliches, und kein Sonderfall gewesen. Den Bericht des genannten Röder: am Schlüsse überreiche der Direktor" sein mit Bändern geschmücktes Zepter dem Marienbild auf dem Marktbrunnen", kann man schwerlich durch den unbewiesenen Einwand entkräften, damals habe kein Marienbild mehr dort gestanden, sondern wie später ein Obelisk. Nach W. Baurs einleuchtendem Nachweis ist das Bräuteln eine von der Regierung beeinflußte starke Abschwächung des vielfach verbreitet gewesenen Fastnachtsbrauches, manche Leute in den Bach oder Brunnen zu werfen, was man Baden" nannte. Dem Bräutling wurden nämlich früher wenigstens noch die Stiefel am Brunnen benetzt. Noch im Jahre 1672 hatte Fürst Meinrad den jungen Burschen das mißbräuchliche Baden oder Werfen in die Donau" verboten. Eine angebliche Schilderung des Bräuteins vom Jahre 1525 erwies sich als plumpe Erfindung. Krs. Chinesische Levitenröcke 1886: Das Landkapitel Hechingen beschloß 1886, neue weiße Levitenröcke mit roten Borten zur Ausleihe an die Pfarreien anzuschaffen für Patrozinium usw. Als es aber ans Zahlen ging, wollte keiner der Herren mehr etwas davon wissen. Ausreden: Die chinesischen Levitenröcke" hätten es weiterhin auch getan", man bekomme doch keine Herren zur Aushilfe. Waren diese Levitenkleider der Hechinger Stiftskirche vielleicht aus chinesischer Seide mit entsprechenden Malereien gearbeitet? (Steh. Registratur, Freiburg, Kap. Hechingen, Vermögen.) Hohenzollerische Heimat Um diese Vierteljahresblätter beneiden uns viele heimatkundliche Vereine. Daß sie 15 Jahrgänge erlebte, beweist ihre Notwendigkeit. Sie will und kann keine Konkurrenz für die Hohenzollerischen Jahreshefte" sein, sondern eine Ergänzung. Sie ist ein Kleinorgan für alle Belange der Heimatkunde, soll berichten über Bodenfunde, Erdfälle, Geschichte und Kunst, alles was für Natur und Kultur unseres Hohenzollerischen Landes von Interesse ist. Sie will eine Handreichung sein für den Lehrer, der unsere Jugend unterrichtet und Liebe zur Heimat und Ehrfurcht vor der Vergangenheit pflanzen will. Sie möchte unseren Heimatforschern offen stehen, hier die Ergebnisse ihrer Arbeit mitzuteilen. Schön wäre es, wenn auch die heimatkundlichen Artikel der Tagespresse abgedruckt werden könnten, sonst geraten sie allzuschnell in Vergessenheit. Verschiedene Vorgänger seien bei dieser Gelegenheit in Erinnerung gebracht, die in Bibliotheken eingesehen werden können. Die Liste ist wohl unvollständig brachte Studienrat Dr. Eugen Flad,,s' Zoller- 1 ä n d 1 e" im Verlag des Hohenz. Preßvereins Der Zoller" in Hechingen heraus. H ohenz. Heimatblat t", herausgegeben vom Verein für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern. Dr. Gustav Hebeisen. Gedruckt in der Liehnerschen Hofbuchdruckerei Sigmaringen. Nr. 1 vom 1. April bis 4. Jahrgang, 31. Dezember Heimatklänge", Beilage zum Der Zoller", Hechingen und Zollerheima t", Blätter zur Förderung der Hohenz. Heimat- und Volkskunde. Herausgegeben mit Unterstützung des Geschichtsvereins im Verlag Holzinger-Hechingen. Verantwortlich Walter Sauter. Dr. Senn-Konstanz bezeichnete sie als Klein- und Nachrichtenorgan, als ideales Unternehmen", getragen vom Opfergeist des Verlags wie von dem ihrer Autoren, die keinerlei Honorare beziehen, weil dies unmöglich ist. Verlag und Autoren schenken sie also dem Land und der Forschung. 1. Jahrgang 1931 bis 10. Jahrgang 1941.

63 .lahrgang 1965 HOHENZOM-ERISCHB HEIMAT 63 St. Barbara, die Patronin der Bergleute und der Artilleristen von Josef Schneider An der Eingangspforte zum Salzwerk Stetten bei Haigerloch bemerken wir seit einigen Jahren vor einer hc zernen Rückwand das Bildnis einer im Volk verwurzelten Heiligen. Aus Anlaß des hundertjährigen Bestehens wurde die Statue von St. Barbara aufgestellt una schmücki seitdem das Werksgelände des Salzwerks. Sie ist gleichzeitig auch ein Symbol dafür, daß sich die Bergleute ihrem Schutze ai vertrau-n. St. Barbara ist die Patronin dieser Männer, die täglich mit dem Förderkorb in die Tiefe des Stollens fahren, in diese geheimnisvolle Welt, die auch heute noch in der fortgeschrittenen Technik Gefahren in sich bergen kann. Wenn daher die Bergleute Sankt Barbara als ihre Schutzherrin verehren, ihr Bild in vielen Bergmannskirchen aufstellen, dann erweist sich der Glaube des Volkes an die Fürbitte dieser mächtif n Heiligen, die von ihm selbst in die Schar der 14 Nothelfer eingereiht wurde. Sie wird ja nicht nur von altershe*- als Patronin der Bergleute oder der Sterbenden verehrt. Wenn am gewitterschweren Himmel die Blitze zucken und Hab und Gut bedrohen, empfiehlt sich das gläubige Landvolk dem Schutze dieser Heiligen. Die Jungfrau aus Nikomedien, die auf den Altären, Bildern oder wo sie auch sonst '"an der Kunst verherrlicht wird, mit dem Turm dargestellt wird, stand aber auch während der Kriege als Schutzherrin bei den Artilleristen an den Geschützen. Ihr Name fand sich dann und wann an den Unterständen und Feuerstellen, und es ist eigentlich so, daß sie als Patronin der Artilleristen besonders stark im Gedenken lebt. Zwei Kriegsgenerationen dieser Gegenwart könnten darüber berichten, wie in den Tagen heißen Kampfes und der Artilleriefeuer in manchem Herzen ihr Bild eingegraben ward. St. Barbara hat viele Namensträgerinnen im Volk. Mag es letztlich davon herrühren, daß sie eine so breite Verehrung genießt als Patronin der Bergleute, der Artilleristen oder als eine der vierzehn Nothelfer. Ein Rückschluß läßt aber auch die Tatsache zu, daß St. Barbara die Adventsbotin ist, deren Namensfest bereits von der Hoffnung des Advents umhüllt ist. Unzertrennbar mit ihrem Namen verbunden ist der Barbarazweig, der am 4. Dezember ins Wasser gestellte Kirschzweig, dessen Blüten an Weihnachten sich öffnen. Nach altem Volksglauben hat derjenige, der die Zweige zum Blühen bringt, Glück und Erfolg im kommenden Jahre. Jenes junge, nach der Heirat sich sehnende Mädchen erwartet im kommenden Jahre den künftigen Ehegefährten. Alte Leute jedoch, denen der Zweig nicht mehr blüht, sehen nach diesem Volksglauben ein Zeichen ihres baldigen Todes. So verquicken sich am Tage von St. Barbara alter Volksglaube und gläubige Verehrung um diese Heilige, deren Glaube unter dem Götzenspuk ihres Vaterhauses hold und wunderbar aufblühte und alle Verfolgung überwand. AM EINGANG DES SALZBERGWERKES STETTEN bei Haigerloch steht eine große Statue St. Barbara, die als Schutzheilige von den Bergleuten verehrt wird und anläßlich der Hundertjahrfeier des Werkes vor einigen Jahren aufgestellt wurde. Keltische Viereckschanzen kennt man in Bayern über 150, in Baden-Württemberg nur etwa 50, während sich in Frankreich eine weit größere Zahl nachweisen läßt. Oberschulrat Fr. Kuhn in Lörrach entdeckte neuestens eine bei Wyhlen, stark 1 km nordöstlich im Walde Rührberg. Sie ist 100 zu 70 ft'eter groß und hat wie alle derartigen Anlagen nur e i n Tor, und zwar hier in der Mitte der Ostseite. Ihr Wall und Graben gleichen fast denen der römischen Kastelle (Feldlager), die aber alle vier Tore aufweisen. Durch die Ausgrabung einer solchen keltischen Anlage in Holzhause n an der Isar (Lkr. Wolfahrtshausen) 1957 bis 1962 durch Dr. Klaus Schwarz kam endlich Licht in das Geheimnis dieser Bauten, die nun statt Schanzen richtiger als O p f e r - bezirke angesprochen würden. Der Erdanlage in Holzhausen ging eine solche aus Holzpalisaden voraus. Im Innern fand man den Grundriß je eines Gebäudes sowohl der Holzals Erdanlage und drei merkwürdige Gruben oder Schächte. Der erste hatte eine Tiefe von 6,5 m, die man mit Gips ausgoß. Bei dessen Erstarrung bildete sich eine Säule, bzw. der Abdruck eines Holzpfahles von 2 m Länge. Die chemische Untersuchung der Bodenschichten um den Pfahl ergab kompackte Lehmfüllungen mit hohem Nitratgehalt, wi", er entsteht beim Abbau von 'leisch und Eiweiß, ebenso sog. Leichenwachs, wie auf Friedhöfen, auf denen die Verwesung wegen Sauerstoffmangels gestört ist. Offenbar handelt es sich um einen Opfer- oder Marterpfahl. Der zweite Schacht war über 18 m tief. Auch hier fanden sich Packungen mit starkem Nitratgehalt, unterbrochen von Brandschichten. Offensichtlich war ein Teil der Opfergaben verbrannt worden. Der dritte Schacht bot die größte Ueberraschung, schon weil er in eine Tiefe von über 35 m führte. Der Durchmesser betrug oben 3,6 m. In zwei m Tiefe verengte ei sich, wo die verkohlten Reste einer viereckigen Holzverschalung von 2 zu 2 m sichtbar wurden. In 5 m Tiefe verengte sich die Verzimmerung auf 1 zu 1 m, und in 16,5 m Tiefe wurde Nagelfluh erreicht, so daß eine Verschalung unnötig war. Von hier an war der Schacht rund bis hinab zur Sohle. Das Niederbringen der Ausräumung dieses Schachtes war nur möglich durch drucksichere Verschalung, elektrischen Aufzug und Lichtleitung und ein Wetterdach über dem Ganzen. (Jahresbericht der bayer. Bodendenkmalspflege 1960 und 1962 und Bericht Kuhns in der in Müllheim/Baden erscheinenden Zeitschrift Die Markgrafschaft" Nr. 6/1965.) Da viele dieser Kultstätten von Bayern bis Frankreich, in denen von den Druiden oder Priestern auch Menschenopfer dargebracht wurden, vermutlich nur aus Holz angelegt waren, ist ihre genaue Zahl noch lange nicht festgestellt. Zwei liegen bei Aldingen in Nähe des Dreifaltigkeitsberges. Oskar Paret zählt in seinem Buch Württemberg in vor- und frühgeschichtlicher Zeit", Stuttgart 1961, S. 307, alle hier nachzuweisenden Viereckschanzen aus spätkeltischer oder Latene- Zeit einzeln auf. Es sind 54, die er für militärische Anlagen hält. In Gammertingen im Waldteil Blaize stellte Herr Dr. Herbert Burkarth eine 90 m lange und 45 m breite Viereckschanze fest. (Vergl. unsere Zeitung Jahrg Seite 63 und 1964 Seite 38.) Kr. Hankrot ist der alte Name aus dem 14. Jahrhundert des heutigen Kaiserstuhlberges bei Endingen, auf dem an der Markungsgrenze die Kapelle der hl. Katharina steht, der Patronin der zum Tod Verurteilten. Man möchte vermuten, daß sich hier in alter Zeit ein Galgen erhob und Hankrot soviel wie Henkerstätte bedeute. Krs. Annabruderschaft zu Veringenstadt. Ein Breve des Papstes Benedikt XIV. vom berichtet: Der Kirche des Hl. Nikolaus in Veringenstadt und dem in ihr stehenden Bruderschaftsaltar unter Anrufung der Hl. Anna, für den noch kein ähnliches Privileg besteht, verleihen wir im Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit und Fürbitte der heiligen Apostelfürsten Petrus und Paulus die spezielle Gnade: Sooft ein Welt- oder Ordensgeistlicher eine Totenmesse am Allereeientag und dessen Oktav und jedem Dienstag des Jahres für die Seelenruhe eines Bruderschaftsmitgliedes zelebriert, Hrd ein vollkommener Ablaß gewährt für die betreffenden 'erstorbenen. Daue. des Privilegs- 7 Jahre. Der Konstanzer Bis ' lof bestimmte durch seinen Generalvikar von Ratzenried" am 1. Februar 1755 den Hochaltar der F i 1 i a 1 kirche Veringenstadt zum Bruderschaftsaltar. (Perg. Orig. im Erzb. Archiv Freiburg Z 757 Das Fischerringsiegel ist abgesprungen). Krs. Das Milter (Mahllohn des Müllers in natura) heißt im Breisgau Der Molzer". An das Postamt in

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