Ueber das Verhalten einiger Cardenolidglykoside bei der Trocknung der Blätter von Digitalis purpurea

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1 Research Collection Doctoral Thesis Ueber das Verhalten einiger Cardenolidglykoside bei der Trocknung der Blätter von Digitalis purpurea Author(s): Baust, Georg Publication Date: 1971 Permanent Link: Rights / License: In Copyright NonCommercial Use Permitted This page was generated automatically upon download from the ETH Zurich Research Collection. For more information please consult the Terms of use. ETH Library

2 Diss. Nr Über das Verhalten einiger Cardenolidglykoside bei der Trocknung der Blätter von Digitalis purpurea ABHANDLUNG zur Erlangung der Wurde eines Doktors der Naturwissenschaften der EIDGENÖSSISCHEN TECHNISCHEN HOCHSCHULE ZÜRICH vorgelegt von GEORG BAUST dipl Apotheker Universität Tubingen geboren am 11 November 1940 deutscher Staatsangehongei Angenommen auf Antrag von Prof Dr H Fluck, Referent Prof Dr J Buchi, Korreferent Juris Druck+Verlag Zurich 1971

3 147 Chloramin ZUSAMMENFASSUNG In nung dieser Arbeit wurde das Verhalten einiger Cardenolidglykoside bei der Trock von Digitalis purpurea untersucht. Im allgemeinen Teil wurden Fragen der Trocknung pflanzlicher Drogen be handelt; auf die besonderen Probleme der Trocknung von Digitalisblättern wurde hingewiesen. Die Inhaltsstoffe der Digitalisblätter, sowie die Chemie und Phar makologie der Digitaliscardenolide wurden dargelegt. Die Drogengewinnung, die Methoden der Wertbestimmung der getrockneten Droge sowie die Verwendung der Digitalisblätter wurde besprochen. Im speziellen Teil wurden die Möglichkeiten arzneiliche der chromatographischen Auftrennung eines Gesamtextraktes der Digitalisblätter aufgezeigt. Durch ein kombi niertes säulenchromatographisches Verfahren wurden die einzelnen Komponenten der Cardenolidglykosidfraktion der Digitalisblätter identifiziert. Es wurde eine dünnschichtchromatographische Methode zur Auftrennung der Cardenolidglykosid fraktion der Digitalisblätter auf formamidimprägnierten Kieselgur G Schichten ausgearbeitet. Die Bedingungen der in situ Fluorometrie der Reinglykoside Digi toxin und Gitoxin auf Dünnschichtchromatogrammen wurden untersucht. Unter Benützung eines Trichloressigsäure T Reagenz mit einem Zusatz von 2, 5 % Phosphorsäure wurde die Reproduzierbarkeit der quantitativen fluorimetrischen Bestimmung der Reinglykoside Digitoxin und Gitoxin ermittelt. Für Digitoxin wurde eine relative Standardabweichung von + 2,9 % + 5,5 %, für Gitoxin eine relative Standardabweichung von + 2,9% +4,9% gefunden. Die Aufzucht von 5 dominant Digitoxin bzw. Purpureaglykosid A haltigen Rassen von Digitalis purpurea wurde beschrieben. Unter Verwendung der Blätter dieser Digitalisrassen wurden einige Cardenolidglykoside in frischen und getrockneten Blättern einjähriger Pflanzen bestimmt. Die quantitative Gehaltsbe stimmung der Glykoside erfolgte durch in situ Fluorometrie der Glykoside auf Dünnschichtchromatogrammen. 1) Der Gehalt getrockneter Blätter an den Glykosiden Purpureaglykosid A, Pur pureaglykosid B, Glucogitaloxin, Digitoxin, Gitoxin und Gitaloxin wurde in 4 Di gitalisrassen ermittelt. Jeweils 2 dieser 4 Digitalisrassen wurden im Freiland und im Gewächshaus herangezogen. Die Ernte des Blattmaterials erfolgte bei den im Freiland angebauten Pflanzen (einjährige Blattrosetten) im Herbst; die im Gewächshaus gezogenen Pflanzen waren im Spätherbst ausgesät worden und dann im Juni geerntet worden. Die Blätter waren bei20 C, 40 C, 60 C, 80 Cund 100 C getrocknet worden. Legt man die Forderungen der Ph. Helv. VI bei der

4 148 Bewertung der getrockneten D oge zugrunde, so konnten bei 2 Rassen die bei 80 C und 100 C getrockneten Blatter, bei einer weiteren Rasse die bei 40 C, 60 C, 80 C und 100 C getrockneten Blatter den Anforderungen der PH. Helv. VI genügen. Bei einer Rasse konnte bei keiner Trocknungstemperatur ein den Anforderungen entsprechendes Blattmaterial gewonnen werden. Bei Trocknung bei Raumtemperatur wurde bei allen 4 untersuchten Rassen ein hoher Gehalt an Primarglykosiden ermittelt, wahrend der Gehalt an Sekundarglykosiden sehr nied rig und zum Teil kaum nachweisbar war. Bei den im Freiland angebauten Pflan zen hatte die Erhöhung der Trocknungstemperatur bis auf 60 C nur einen ge ringen Einfluss auf die Zusammensetzung der Herzglykosidfraktion der Blatter; der hohe Gehalt an Primarglykosiden blieb nahezu konstant. Bei den im Gewachs haus angebauten Pflanzen wurde bereits bei einer Trocknungstemperatur von 40 C und noch mehr bei 60 C eine starke Verringerung des Gehaltes an Primargly kosiden festgestellt. Das bei 80 C und 100 C getrocknete Blattmaterial aller 4 Rassen hatte einen hohen Gehalt an Sekundarglykosiden. Die Reproduzierbarkeit der fluorimetrischen Bestimmungen der Glykoside Purpureaglykosid A, Purpureaglykosid B, Glucogitaloxm, Digitoxin, Gitoxm und Gitaloxin in einem Gesamtextrakt aus Digitahsblattern wurde ermittelt. Es wur den folgende relative Standardabweichungen gefunden: Purpureaglykosid A + 3,3%+7,2% Purpureaglykosid B + 4,3%+9,2% Glucogitaloxm +4,6 % + 8,2 % Digitoxin +2,7% + 5, 2% Gitoxm + 2,0%+ 4,9% Gitaloxin + 3,1 % + 6,1 % 2) Das Verhalten der Cardenohdglykoside Purpureaglykosid A, Purpureaglykosid B, Glucogitaloxm, Digitoxin, Gitoxm und Gitaloxin in Blattern von Digitalis purpurea m Abhängigkeit des Wasserverlustes der Blatter und der hiermit verbundenen Aenderung im biochemischen Zustand des pflanzlichen Materials, wurde bei den Trocknungstemperaturen 20 C, 40 C und 60 C bestimmt. Bei diesen Untersuchungen, bei denen im Herbst geerntetes Blattmaterial einjähriger Pflanzen, die im Freiland angebaut worden waren, verwendet wurden, war bei allen 3 Trocknungstemperaturen wahrend des Trocknungsprozesses ein Anstieg

5 149 des Gehaltes der Blätter an Primärglykosiden festzustellen. Es wird hieraus geschlossen, dass die GlucosylTransferase, die die Umsetzung der Sekundär glykoside zu den Primärglykosiden katalysiert, ihre Aktivität bei einer Trock nungstemperatur von 60 C noch nicht einbüsst. In frischen Blättern wurde bei diesen Versuchen immer ein hoher Gehalt an Sekundärglykosiden gefunden. Der Gehalt an Sekundärglykosiden war zum Teil in den frisch geernteten Blättern grösser als der Gehalt an Primärglykosiden. Im Verlauf des Trocknungsprozes ses bei allen 3 gewählten Temperaturen (20 C, 40 C, 60 C) wurden dann die Sekundärglykoside zum grössten Teil in die entsprechenden Primärglykoside umgewandelt. 3) Das Verhalten der Cardenolidglykoside Purpureaglykosid A, Purpureaglykosid B, Glucogitaloxin, Digitoxin, Gitoxin und Gitaloxin bei Verhinderung der Ver dunstung des in frischen Blättern enthaltenen Wassers wurde untersucht. Das frisch geerntete Blattmaterial wurde in wasserdampfundurchlässigen Polyaethylenbeuteln eingesiegelt und danach bei 20 C, 40 C und 60 C im Dunkeln auf bewahrt. Bei Aufbewahrung bei 20 C wurde während 7 Tagen keine Veränderung des Glykosidgehaltes und des mengenmässigen Verhältnisses von Primär und Sekundärglykosiden zu einander festgestellt. Bei Aufbewahrung bei 40 C und 60 C fand sowohl ein Abbau der Primärglykoside wie auch eine Hydrolyse der Glykoside der Gitaloxigeninreihe statt.