Persönlicher ERASMUS-Erfahrungsbericht Vorbereitung des Auslandsaufenthalts

Transkript

1 Persönlicher ERASMUS-Erfahrungsbericht Vorbereitung des Auslandsaufenthalts Bereits im ersten Semester besuchte ich eine Informationsveranstaltung des Akademischen Auslandsamtes, um mich über die verschiedenen Möglichkeiten eines Auslandsstudiums zu informieren. Da mein Zweitfach Anglistik ist, lag es für mich nahe in ein englischsprachiges Land zu gehen. Allen die noch zögern ob sie ein Auslandssemester wagen sollen, kann ich nur raten: bewerbt euch, ihr werdet es nicht bereuen! Das Erasmus Programm vereinfacht das ganze Organisatorische rund um Bewerbung und Studium an der Gastuni deutlich und die Unterlagen und Nachweise, die eingereicht werden müssen, erfordern längst nicht so viel Aufwand und Zeit wie es auf den ersten Blick scheint. Vor der Bewerbung solltet ihr euch auf jeden Fall in Ruhe überlegen an welche Uni es gehen soll und das nicht bloß vom warmen Wetter in Spanien oder den coolen Partymöglichkeiten in London abhängig machen. Schließlich wollt ihr ja am Ende eures Semesters auch die nötigen Creditpoints mit nach Hause nehmen und daher sollte die Gastuni Kurse anbieten, die ihr in euer Studium in Potsdam einbringen könnt. Bei der Bewerbung konnte ich drei Unis angeben und habe glücklicherweise auch einen Platz in Manchester, meinem Erstwunsch, bekommen. Nach der Zusage Anfang März bekam ich nach und nach per Mail immer mehr Informationen aus Manchester. Wundert euch nicht, falls ihr nicht sofort alle Infos zum genauen Studienstart, den Kursen etc. bekommt, es hat euch niemand vergessen. Wichtig ist, dass ihr einfach alle Dokumente fristgerecht einreicht, meistens gibt es auch noch eine Erinnerungsmail aus Manchester, damit ihr die Deadline nicht verpasst. Außerdem habe ich im Juni, also drei Monate vor meiner Abreise, auch eine Checkliste vom Akademischen Auslandsamt erhalten, um den Überblick zu behalten, was vor und nach dem Auslandssemesters abgegeben werden muss.

2 Studium an der Gastuniversität Bevor das Studium in Manchester begann, gab es eine Einführungswoche, in der auch die letzten Fragen zu Kurswahl, Wohnsituation, Studiensystem an der MMU und der Leistungsbewertung geklärt wurden. Ich würde allen raten, an der Einführungswoche teilzunehmen, nicht nur wegen der Infos, sondern vor allem um erste Kontakte zu knüpfen. Viele meiner Freunde aus Manchester hätte ich nie kennengelernt, wäre ich nicht zu der Einführungswoche gegangen, da wir keine gemeinsamen Kurse hatten und uns nur in der Freizeit gesehen haben. Ich habe mich die gesamte Zeit an der MMU sehr willkommen gefühlt, da alle Dozenten sehr freundlich waren und immer ein offenes Ohr hatten. Außerdem gibt es in fast allen der Unigebäude einen Student Hub, der von Montag bis Freitag mit freundlichen und hilfsbereiten Mitarbeitern besetzt ist und eine erste Anlaufstelle bei allgemeinen Fragen ist. Generell macht sich an der MMU bemerkbar, dass die Studenten Studiengebühren zahlen, da die Ausstattung viel moderner als an der Uni Potsdam ist. Es gibt unzählige Computer in allen Gebäuden, die jederzeit von den Studenten nutzbar sind, sodass ich nie warten musste um z.b. etwas auszudrucken. Hier ein kleiner Überblick zum Notensystem in England: Ich hatte in keinem meiner vier Kurse Probleme und musste definitiv weniger für die Uni machen als in Deutschland. Das hängt natürlich von den jeweiligen Kursen ab, die ihr belegt, aber vielen meiner Freunde ging es ähnlich und wir hatten neben der Uni eine Menge Freizeit, in der wir viele Ausflüge in andere Städte Englands gemacht haben.

3 Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden Wie bereits erwähnt, habe ich viele Freunde in der Einführungswoche kennengelernt. Da die Einführungswoche speziell für Erasmusstudenten war, habe ich dort natürlich nur ausländische Studenten kennengelernt. In den Kursen trifft man dann jedoch auch englische Studenten mit denen man leicht ins Gespräch kommt, denn im Gegensatz zu den Deutschen sind die Engländer ja bekannt für ihren Smalltalk. Ob sich daraus Freundschaften entwickeln ist dann von Person zu Person unterschiedlich, ich habe auf jeden Fall nur gute Erfahrungen gemacht und von den Einheimischen super Tips zum Feiern gehen und günstigen Einkaufsmöglichkeiten erhalten. Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt Während meines Aufenthalts habe ich ein bisschen daran gezweifelt, ob sich meine Sprachkompetenz durch das Auslandssemester wirklich verbessert hat, weil mein Englisch schon vorher recht gut war und ich von Beginn an keine Verständigungsprobleme hatte. Da ich jedoch mit drei Amerikanerinnen und zwei Finnen zusammenlebte und so auch Zuhause gezwungen war Englisch zu sprechen, bin ich definitiv sicherer geworden und habe nützliche neue Vokabeln gelernt. Das machte sich dann auch in dem Sprachtest, den man vor und nach dem Auslandssemester machen muss bemerkbar. Mein Ergebnis war besser als vor der Abreise. Wohn- und Lebenssituation Im Gegensatz zu dem Großteil der Studenten, die für zwei Semester in Manchester studieren, habe ich mich nicht vor der Abreise um eine Unterkunft gekümmert, sondern lediglich für die ersten paar Tage ein Hostel gebucht. Die Uni organisierte in der ersten Woche ein Find a Home Event, bei dem die Studenten der vorherigen Semester bisher immer alle eine Unterkunft gefunden hatten, in meinem Semester war die Wohnungssituation jedoch schwieriger. Davon war die Uni überrascht, tat jedoch ihr bestes uns bei der Wohnungssuche zu unterstützen und stellte uns beispielsweise kostenlos ein Telefon zur Verfügung, um die Vermieter zu kontaktieren. Ich hatte Glück und habe direkt am Tag nach meiner Ankunft ein Zimmer gefunden. Gemeinsam mit drei Amerikanerinnen und zwei Finnen wohnte ich in einem kleinen Haus in dem Stadtteil Fallowfield. Wir hatten eine tolle Zeit zusammen und ich kann allen, die nach Manchester gehen, den Stadtteil Fallowfield empfehlen, weil immer etwas los ist und es viele Clubs und Bars, sowie Pubs und Einkaufsmöglichkeiten gibt.

4 Falls ihr es jedoch ruhiger mögt, solltet ihr euch woanders nach einer Wohnung umschauen, denn in unserer Nachbarschaft verging keine Woche ohne Hausparties und durch die dünnen Wände bekommt man alles mit. Andere Leute hatten weniger Glück und mussten aufgrund der schlechten Wohnungssituation nach Bolton ziehen, eine kleine Stadt ca. 20 Minuten mit dem Zug von Manchester entfernt. Die MMU hat jedoch fairerweise die Fahrtkosten übernommen. Der Zustand der Häuser in England ist nicht mit dem in Deutschland vergleichbar, die Häuser sind unglaublich schlecht isoliert, oft sind die Fenster aus Einfachglas und in vielen Zimmern/ Bädern schimmelt es. Nichtsdestotrotz sind die Mieten hoch. Für unser Haus bezahlte jeder von uns 410 Pfund pro Monat, inklusive aller Nebenkosten und Internet. Das ist deutlich mehr als ich Zuhause zahle, jedoch normal für Manchester, wo die Wohnungen recht knapp sind. Außerdem ist Fallowfield ein begehrtes Viertel unter Studenten. Vor eurem Auslandssemester solltet ihr die hohen Mietkosten und eine Kaution also einkalkulieren. Beim Einkaufen werdet ihr schnell merken, dass Supermärkte wie Lidl und Aldi deutlich günstiger sind als die englischen Ketten Sainsbury s oder Marks & Spencer. Gegen Ende habe ich fast nur noch bei Aldi oder Lidl eingekauft, obwohl bei mir um die Ecke ein Sainsbury s war, da sich der Unterschied im Geldbeutel wirklich bemerkbar machte. Hinzukommt der im Vergleich zum Pfund schwache Euro, den Wechselkurs solltet ihr besonders am Anfang immer im Hinterkopf behalten. Innerhalb Manchester bin ich entweder zu Fuß oder mit dem Bus unterwegs gewesen. Direkt zu Beginn des Semesters habe ich mir für 100 Pfund einen UniRider gekauft, der für jeweils ein Semester gültig ist und mit dem ihr alle Magic und Stagecouch Busse nutzen könnt. Das sind die beiden Hauptbusunternehmen in Manchester, die auch am häufigsten verkehren, die anderen habe ich nie genutzt. Außerdem gibt es in Manchester auch ein Straßenbahnnetz, welches zwar nicht mit dem UniRider fahrbar ist, ich jedoch auch nie brauchte. Den UniRider könnt ihr entweder online kaufen oder einfach persönlich am Metrolink service point am piccadilly gardens. Vor meiner Abreise habe ich zusätzlich zu meiner normalen Krankenversicherung noch eine Auslandsversicherung abgeschlossen. Ein englisches Konto habe ich nicht eröffnet, das hat sich aufgrund meines kurzen Aufenthalts nicht gelohnt. Wenn ihr Bargeld abheben wollt und eine Gebühr zahlen müsst, würde ich euch raten, möglichst große Summen abzuheben, um die Abhebegebühr so selten wie möglich zahlen zu müssen.

5 Manchester bietet viele Freizeitbeschäftigungen wie tolle Cafés (besonders im Northern Quarter), Kino, Theater, Musical, Shoppen und Fußball. Falls ihr die Gelegenheit habt, solltet ihr auf jeden Fall die kostenlose Stadttour in der Einführungswoche mitmachen, um euch schon mal einen ersten Überblick zu verschaffen. Die meisten der Museen und Kunstgalerien sind kostenlos und einen Besuch wert, wenn es mal wieder regnet. Außerdem biete die MMU eine Vielzahl an Sportkursen an. Rückblick Für eure Zeit in Manchester kann ich euch empfehlen mal bei der International Society vorbeizuschauen und an einigen der Trips teilzunehmen, die euch interessieren. Für relativ wenig Geld kommt ihr so zu coolen Orten ohne euch selbst um Anfahrt etc. kümmern zu müssen und lernt unterwegs eventuell auch noch nette Leute kennen. Wartet jedoch nicht zu lange, denn viele der Ausflüge sind heiß begehrt und schnell ausgebucht. Falls ihr nicht in einem der Studentenwohnheime unterkommt, dann würde ich euch raten, den Service der Manchester Student Homes in Anspruch zu nehmen. Alle Mitarbeiter sind sehr nett und sehen auch gerne mit euch gemeinsam euren Mietvertrag durch, bevor ihr ihn unterschreibt. Außerdem haben sie Kontakte zu vertrauenswürdigen Vermietern. Genießt euer Auslandssemester, es ist schneller vorbei als ihr am Anfang denkt und nutzt die Zeit um nicht nur Manchester, sondern auch Orte in der Umgebung zu erkunden.