Praktikumsbericht Kurzversion

Transkript

1 Praktikumsbericht Kurzversion TÜV SÜD Life Service GmbH in Ulm Vom Name: Jennifer Wernicke Ulm, Anzahl der Wörter:

2 Inhaltsverzeichnis 1. Kurzdarstellung der Einrichtung Beschreibung der Institution Mitarbeiter und Arbeitsauftrag der Einrichtung Mitarbeiter und Entscheidungsstrukturen beim TÜV SÜD Life Service Aufgaben und Arbeitsauftrag der Institution Klientel Darstellung meines Tätigkeits-/Aufgabenfeldes Vorbereitung für die eigene Tätigkeit Schilderung spezifischer Tätigkeiten mit Fallbeispielen Kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Tätigkeit Zusammenfassende Einschätzung des Praktikums und der Praxiseinrichtung. 6

3 1. Kurzdarstellung der Einrichtung 1.1 Beschreibung der Institution Die TÜV SÜD Life Service GmbH in Ulm (im Folgenden TÜV SÜD genannt) beschäftigt sich mit der Durchführung medizinisch psychologischer Untersuchungen (MPU) zur Feststellung der Fahrtauglichkeit. Begutachtet werden Personen bei denen Aufgrund von Verkehrsdelikten Zweifel an ihrer Fahrtüchtigkeit bestehen. Die Fahrtauglichkeit einer Person kann auf Grund von Verkehrsauffälligkeiten wie Trunkenheitsfahrten, Fahren unter Drogeneinfluss, gehäuftem verkehrskritischen Verhalten (Kennzeichen: Das Ansammeln von 8 und mehr Punkten) oder aggressivem Verhalten, das zur Strafanzeige gebracht wurde, angezweifelt werden. Aus diesem Grund wird ein medizinisch psychologisches Gutachten durch die Führerscheinbehörde angefordert. Auf Grundlage einer spezifischen amtlichen Fragestellung von der Behörde wird daraufhin die MPU angeordnet und durchgeführt, um die jeweilige Frage anschließend beantworten zu können. Wird die MPU nicht durchgeführt oder mit einem negativen Gutachten abgeschlossen, wird die Fahrerlaubnis entzogen. Um die Fahrerlaubnis wiederzuerlangen wird ein positives MPU-Gutachten von der Behörde verlangt. 1.2 Mitarbeiter und Arbeitsauftrag der Einrichtung Mitarbeiter und Entscheidungsstrukturen beim TÜV SÜD Life Service Zu den beschäftigten Mitarbeitern beim TÜV SÜD in Ulm gehören zwei festangestellte und vier freiberufliche Verkehrspsychologen, fünf freiberufliche Ärzte, drei Sachbearbeiterinnen für Verwaltungsaufgaben und Terminabsprachen und ein Bereichsleiter, der durch sein Aufgabenbereich häufig nur einmal in der Woche im Haus ist. Der TÜV SÜD in Ulm gehört zur Gruppe der TÜV SÜD Life GmbH mit insgesamt 47 Zweigstellen in Süddeutschland, die sich auf Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland- Pfalz, Saarland, Sachsen und Thüringen verteilen Aufgaben und Arbeitsauftrag der Institution Der TÜV SÜD ist zuständig für die Durchführung medizinisch psychologischer Untersuchungen (MPU) zur Feststellung der Fahrtauglichkeit einer Person (siehe 1.1).

4 Die MPU besteht aus drei Teilen, die von den Klienten, für ein positives Gutachten, erfolgreich durchlaufen werden müssen. Bei der psychologischen Leistungstestung zur Messung der Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit müssen die Klienten je nach Fragestellung unterschiedliche Tests des Wiener Testsystems absolvieren. Bei der medizinischen Untersuchung durch den Arzt wird der Klient zu relevanten gesundheitlichen Vorerkrankungen befragt und auf weitere körperliche Beeinträchtigungen für das Fahren untersucht. Ein Gutachtergespräch durch einen ausgebildeten Verkehrspsychologen wird zur Beurteilung der Glaubwürdigkeit und für die Prognosestellung, im Bezug auf die Fragestellung der Führerscheinbehörde, durchgeführt. Zusätzlich ist der TÜV SÜD noch für die regelmäßigen Untersuchungen von Fahrgastbeförderern zuständig. Ab dem 50. Lebensjahr müssen Bus-, Taxi- und LKW- Fahrer alle fünf Jahre ihre Fahrtauglichkeit unter Beweis stellen. Dabei wird sowohl ein Sehtest, als auch ein Aufmerksamkeits- und Leistungstest von den Fahrern verlangt. Die Durchführung eines freiwilligen Fitness-Checks, der sich an ältere und kranke Fahrer und Fahrerinnen richtet, gehört auch noch zu den Aufgaben des TÜV SÜDs. Bei diesem Check werden dieselben Schritte wie bei einer MPU durchlaufen. 1.3 Klientel Das Klientel beim TÜV SÜD in Ulm umfasst Personen die eine MPU durchführen müssen, da ihre Fahrtauglichkeit durch die Führerscheinstelle in Frage gestellt wurde. Die Gründe dafür wurden bereits bei 1.1 beschrieben. Zu dieser Kundengruppe kommen Personen hinzu, die beim TÜV SÜD ein Abstinenzprogramm durchführen. Eine Abstinenz wird häufig bei Personen mit einer Alkoholfragestellung verlangt, aber immer bei einer Drogenfragestellung. Bei einer Alkoholfragestellung liegt die Abstinenzdauer bei sechs oder zwölf Monaten. Bei einer Drogenproblematik muss eine abstinente Lebensweise über zwölf Monate nachgewiesen werden. Des Weiteren gibt es noch Kunden, die einen freiwilligen Fitness Check zum Beleg der Fahrtauglichkeit durchführen lassen und auch Personenbeförderer, die alle 5 Jahre ihre Fahrtauglichkeit nachweisen müssen, gehören zum Klientel (siehe 1.2.2).

5 2. Darstellung meines Tätigkeits-/Aufgabenfeldes 2.1 Vorbereitung für die eigene Tätigkeit Als Vorbereitung für dieses Praktikum diente mir ein diagnostisches Seminar im 4. Semester des Bachelors zum Thema Begutachtung der Fahreignung aus verkehrspsychologischer und verkehrsmedizinischer Perspektive. In diesem Seminar wurden sowohl rechtliche Rahmenbedingung der Fahreignung, als auch Schwerpunkte der medizinisch psychologischen Untersuchung thematisiert. Somit eignete sich das Praktikum hervorragend um mein theoretisches Wissen aus der Universität in der Praxis anzuwenden und weiteres Wissen zu erwerben. 2.2 Schilderung spezifischer Tätigkeiten mit Fallbeispielen Als psychologische Praktikantin habe ich selbstständig die psychologischen Aufmerksamkeits- und Leistungstestungen mit den Klienten durchgeführt. Diese Aufgabe umfasste das Anlegen der Klienten im System, die Erklärung der einzelnen Aufgaben und Hilfestellungen bei etwaigen Problemen. Die verwendeten Tests stammen allesamt aus dem Wiener Testsystem, wobei je nach Fragestellung unterschiedliche Tests durchgeführt werden. Die Ergebnisse der Tests werden in Prozenträngen (PR) angegeben, wobei ein PR von 70 bedeutet, dass 70% der zugehörigen Vergleichsgruppe schlechtere und 30% bessere Leistungen als die Testperson zeigten. Für die Wiedererlangung der Fahrerlaubnis der Klasse B (PKW, Gruppe 1) ist ein PR von mindestens 16 ausreichend. Möchte eine Person auch noch die Klassen C, E und D (Gruppe 2) wiedererlagen, sind PR von mindestens 33 in der Mehrzahl der entsprechenden Tests notwendig. Weiter habe ich an den psychologischen Gutachtergesprächen mit den Klienten teilgenommen. In diesen Gesprächen werden die Gründe für die vergangenen Straftaten thematisiert. Dabei wird auch auf die verschiedenen Bewältigungsmechanismen der Klienten eingegangen, mit deren Hilfe sie erneute Straftaten im Straßenverkehr vermeiden wollen. Die eigene Problemeinsicht und die tiefgreifende Beschäftigung mit diesem Problem sind entscheidend für ein positives Gutachten. Zudem werden auch alte Gewohnheiten besprochen und geprüft, inwiefern diese noch relevant sind und wie wahrscheinlich es für eine Person ist in alte Muster zurück zu fallen. Auch in Anspruch genommene Maßnahmen, wie Selbsthilfegruppen oder die Betreuung durch einen Verkehrspsychologen, werden im Rahmen dieses

6 Gesprächs beleuchtet, wobei an dieser Stelle auch das erworbene Wissen während dieser Maßnahmen thematisiert wird. Viermal konnte ich zudem an Fahrverhaltensbeobachtungen teilnehmen. Diese spezielle Methode der Verkehrspsychologen kommt nur in seltenen Fällen zum Einsatz. Häufig ist das der Fall, wenn eine Person in einem Leistungstest zu schlechte Ergebnisse erbrachte, von ärztlicher und psychologischer Sicht allerdings nichts gegen die Wiedererteilung des Führerscheins sprechen würde. Da schlechte Ergebnisse in den Leistungstests jedoch nicht ignoriert werden können, müssen diese Personen in einer einstündigen Autofahrt, in Begleitung des Gutachters und eines Fahrlehrers, beweisen, dass sie angemessen Autofahren können und auch die relevanten Verkehrsregeln kennen. 2.3 Kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Tätigkeit Obwohl ich bereits im 4. Bachelorsemester ein diagnostisches Seminar zur Fahreignung besucht habe, habe ich gemerkt, dass mir der rechtliche Hintergrund hinter der MPU fehlte. Schwerwiegender fand ich jedoch, dass mir auch in diesem Seminar kaum Techniken der psychologischen Gesprächsführung vermittelt wurden. Speziell im Kontext einer Begutachtung fehlten mir die Grundlagen und natürlich auch die Erfahrung, angemessen mit den Kunden umzugehen. Positiv konnte ich aber auch feststellen, dass ich häufig auf mein Wissen aus dem verkehrspsychologischen Seminar zurückgreifen konnte, was mir sicherlich auch dabei geholfen hat, die Gesamtzusammenhänge des komplexen Themas der medizinisch psychologischen Untersuchung schneller zu verstehen. 3. Zusammenfassende Einschätzung des Praktikums und der Praxiseinrichtung Abschließend kann ich sagen, dass die TÜV SÜD Life Service GmbH eine tolle Praktikumseinrichtung war, die sehr gut dazu geeignet ist, um die Tätigkeit eines Verkehrspsychologen mit einer Gutachtertätigkeit kennen zu lernen. Auch die allgemeine Betreuung während des Praktikums war sehr gut. Ich konnte die Verkehrspsychologen jederzeit bei Problemen ansprechen und meine Fragen mit ihnen erörtern. Auch durch die häufigen Gespräche nach beendeten Gutachtergesprächen

7 führten für mich zu einem besseren Verständnis der Thematik und zu einem sehr großen Lernzuwachs. Am besten an diesem Praktikum hat mir gefallen, dass ich die Möglichkeit von den Gutachtern eingeräumt bekam, bei der Erlaubnis durch die Klienten, an den Gutachtergesprächen teilzunehmen. Allgemein konnte ich dabei sehr viel über die Gutachtertätigkeit und den Umgang mit den Klienten lernen. Die Praktikumsgestaltung ist ideal, da man sowohl praktische Erfahrungen im diagnostischen Bereich sammeln und auch Kenntnisse im Bereich der Begutachtung erlangen kann.