Die Landolt-Orgel in Alsheim 1834

Transkript

1 Die Landolt-Orgel in Alsheim 1834 Arbeitsbericht über die Reinigung und Instandsetzung 2012

2 Arbeitsbericht der Landolt- Orgel in der ev. Kirche Alsheim 2 / 14 Inhaltsverzeichnis 1. Vorbemerkung 2. Disposition 2.1. Holzpfeifen 2.2. Metallpfeifen 3. Windladen 3.1. Befund 3.2. Ausgeführte Arbeiten 4. Klaviaturen 4.1. Befund 4.2. Ausgeführte Arbeiten 5. Traktur 5.1. Befund 5.2. Ausgeführte Arbeiten 6. Registermechanik 6.1. Befund 6.2. Ausgeführte Arbeiten

3 Arbeitsbericht der Landolt- Orgel in der ev. Kirche Alsheim 3 / Windanlage 7.1. Befund 7.2. Ausgeführte Arbeiten 8. Gehäuse 8.1. Befund 8.2. Ausgeführte Arbeiten 9. Zusammenfassung Beteiligte Personen und Firmen Anhang Mensurblätter 1. Vorbemerkung Die Landolt-Orgel von 1834, die ursprünglich in der evang. Kirche in Gau- Köngernheim stand, fand 1997 nach einer Restaurierung ihren neuen Platz in der evang. Kirche in Alsheim. Details über die Restaurierung durch die Firma Oberlinger sind im Restaurierungsbericht von Dr. Jürgen Rodeland nachzulesen. Der Zustand der Orgel war jedoch nicht zufrieden stellend, wie dem Gutachten von OSV Thomas Wilhelm zu entnehmen ist. Nach einem Schwelbrand neben der Orgel im Frühjahr 2011 wurde eine Spezialreinigung nötig. Details über die Verschmutzung sind dem Gutachten von Dipl.-Chem. Arnt Engfeld vom Institut für Schadensverhütung und Schadensforschung in Wiesbaden zu entnehmen. Ziel der Arbeiten war es, die Orgel vom Rußaufschlag und Schimmel zu reinigen, eine in ihrem gewachsenen Zustand funktionsfähige Orgel herzustellen und eine Balganlage mit zwei Keilbälgen zu rekonstruieren.

4 Arbeitsbericht der Landolt- Orgel in der ev. Kirche Alsheim 4 / Disposition und Pfeifenwerk Manual C - g³ Prinzipal 4 C - f im Prospekt, 1997 rekonstruiert fs - g³ innen, teilweise Landolt 1834 Flöte 8 C - h Eichen- und Nadelholz, teilweise Landolt c¹ - g³ Birnbaumholz, teilweise Landolt 1834 Salicional 8 C - H gemeinsam mit Flöte 8 c - h im Prospekt, 1997 rekonstruiert c¹ - g³ Metall, teilweise Landolt 1834 Gedackt 8 C - h Eichen- und Nadelholz, teilweise Landolt c¹ - g³ Metall, teilweise Landolt 1834 Quinte 2 2/3 Metall, konisch, teilweise Landolt 1834 Octave 2 Metall, teilweise Landolt 1834 Spitzflöte 4 Metall, teilweise Landolt 1872 entspricht mehr einem Salicional 4 Terz 1 3/5 Metall, 1997 auf Leerschleife gebaut

5 Arbeitsbericht der Landolt- Orgel in der ev. Kirche Alsheim 5 / 14 Harmonika 8 innenlabiert, C - H gedeckt C - g³ offen, Eichen-, Nadel- und Birnbaumholz, Landolt 1872 vorher stand hier die Mixtur Mixtur 3fach 1 Bass / Diskant Teilung Oktavrepetitionen bei c, c¹, c² teilweise Landolt 1834/72 Vorher stand hier ein Krummhorn 8 Pedal C-c¹ Octavbass 8 Nadelholz, Landolt 1834 Subbass 16 Nadelholz, größtenteils Landolt 1834 Pedalcoppel Ventil Stimmtonhöhe 453,7 Hz bei 18 C Neidhard 3 (1729) Winddruck 68 mmws

6 Arbeitsbericht der Landolt- Orgel in der ev. Kirche Alsheim 6 / Holzpfeifen Die zum Teil vom Schimmel befallenen Holzpfeifen wurden gründlich ausgesaugt und mit einer Spezialseifenlauge und Microfaserputztüchern abgewaschen und vom Rußaufschlag gereinigt. Risse, schadhafte Vorschläge und Füße wurden verleimt und wo nötig zugespundet. Bei den gedackten Pfeifen wurden die Spunde neu eingepasst und auf guten Sitz überprüft. Die Stimmbleche bei den offenen Holzpfeifen wurden gerichtet und wo nötig erneuert. Die Holzpfeifen wurden in der Intonation ausgeglichen. Die Kernspalten besitzen noch größtenteils die originale Weite, die ein gesundes Maß aufweist. Die einzige Ausnahme bildet hier die Harmonika 8. Die Kernspalten waren extrem eng und durch den Schimmelbefall im Kernspaltenbereich gingen einige Töne nicht. Die Kernspalten konnten jedoch nur minimal geöffnet werden, da die Pfeifen sonst nicht mehr zuverlässig ansprechen Metallpfeifen Das Pfeifenwerk wurde mit einer Spezialseifenlauge gereinigt. Die Pfeifenmündungen und Füße wurden gerichtet und wo nötig neu gelötet oder angelängt. Die Pfeifen wurden behutsam neu intoniert. Dazu bekamen die Kernspalten die nötige Weite und die Luftzufuhr wurde am Fuß korrigiert. Die durch Oberlinger rekonstruierten Pfeifen haben sehr dünne Kerne und sind dadurch sehr empfindlich in der Intonation. Die Aufschnitte der neuen Pfeifen wurden den alten angepasst. Da auch der Winddruck angepasst wurde, konnte die vorherige Stimmtonhöhe beibehalten werden.

7 Arbeitsbericht der Landolt- Orgel in der ev. Kirche Alsheim 7 / Windladen 3.1. Befund Die Windlade wies einige Undichtigkeiten und Durchstecher auf. Aus diesem Grund waren auch gleich an mehreren Stellen Auslässe gebohrt, die jedoch nur bedingt Abhilfe schaffen konnten. Die gesamte Windlade hatte vornehmlich auf der Oberfläche deutlichen Rußaufschlag Windladen Alle Risse und Fugen wurden ausgespant bzw. mit Leder abgedichtet. Die Lederpulpeten wurden erneuert. Dazu musste auch der Windkastenboden im Bereich der Bohrungen erneuert werden, da er hier sehr stark eingerissen war und die zu großen Kessel eine zuverlässige Funktion der Pulpeten nicht gewährleistet hätten. Die nachträglich angebrachten Auslässe wurden entfernt, so dass die Zugänglichkeit des Windkastens wieder möglich ist. Die mit Filz versehenen Auslässe unter den Stöcken wurden beibehalten. Einige Kanzellen wiesen sehr starke Durchstecher auf. Mit Hilfe eines Endoskops konnten sehr große und lange Risse festgestellt werden und die betroffenen Kanzellen wurden mit Bolus ausgegossen. Die Ventilbelederung wurde gründlich gereinigt und bei zu großer Beschädigung erneuert. Der Ventilboden und die Ventile wurden neu abgerichtet und beledert. Die Ventilfedern wurden neu einjustiert. Da die Federn jedoch im Ventil nur in einem Schlitz geführt sind und sich bewegen können, ist eine 100%ige Gleichmäßigkeit nicht möglich. Die Schleifenbahnen, Stöcke und Spundddeckel wurden auf überprüft, die Stöcke neu aufgepasst. Dichtigkeit

8 Arbeitsbericht der Landolt- Orgel in der ev. Kirche Alsheim 8 / 14 Die Schleifendichtung (Schmidringe) wurden beibehalten. Da hier allerdings auch unter der Schleife Schmidringe verwendet wurden, wurden an den, den Schwertern zugewandten Schleifenenden zusätzliche Dämme angebracht. Dadurch wurde ein Absacken der Schmidringe durch die leichte Auf- und Abbewegung der Schwerter verhindert. Alle Rasterbretter wurden auf festen Sitz überprüft. Durch das Einziehen der Füße wurde ein Nachrastrieren notwendig. Die Pedalwindlade wies keine größeren Schäden auf, erhielt jedoch auch eine neue Belederung der Ventile und des Ventilsitzes. Sie wurde entsprechend der Manuallade auf Dichtigkeit und Funktion überprüft. 4. Klaviaturen 4.1. Befund Die Manualtasten weisen erhebliche Unterschiede auf. Sie sind zum Teil unterschiedlich dick und auch die Beläge sind sehr unterschiedlich. Jedoch sind sie nicht übermäßig ausgespielt. Durch die Übersetzung von ca. 1:1 ist eine optimale Spielbarkeit nur schwer zu erreichen. Die Pedalklaviatur besitzt keine Polsterung, ist jedoch sonst in gutem Zustand Ausgeführte Arbeiten Alle Teile wurden mit der Spezialseifenlauge und Microfaserputztüchern gründlich gereinigt. Aus historischen Gründen wurden jedoch keine tiefgreifenden Veränderungen vorgenommen. Nur durch Unterlegen einzelner Tasten wurde eine möglichst gleiche Höhe der Tasten im Klaviaturbereich erzielt. Bei einzelnen Tasten wurde das seitliche Spiel verringert. Die Pedaltasten wurden mit einer Polsterung versehen, um das starke Klappergeräusch an den Winkeln zu verringern. Die Federn der Pedaltasten wurden neu einreguliert und die Polsterung der Pedaltasten überprüft bzw. erneuert.

9 Arbeitsbericht der Landolt- Orgel in der ev. Kirche Alsheim 9 / Traktur 5.1. Befund Die gesamte Spieltraktur wurde 1997 rekonstruiert und funktioniert. Die Koppeleinschaltung ist zu schwergängig und nur mit großem Kraftaufwand zu betätigen Ausgeführte Arbeiten Alle Teile wurden mit der Spezialseifenlauge und Microfaserputztüchern gründlich gereinigt und auf präzisen Lauf überprüft. Da es früher durchaus üblich war auch Eisendraht für die Mechanikverbindungen zu verwenden, wurde dieser beibehalten. Die leicht angerosteten Drähte wurden mit Stahlwolle gereinigt und mit säurefreiem Öl abgewischt. Nur im Spieltischbereich wurden die Drähte gegen Abstrakten getauscht. Alle Wippen, Winkel und Ärmchen wurden neu auf halbe Reise einreguliert. Wo nötig wurden Sämischlederfähnchen eingezogen, um Geräuschquellen zu minimieren. Durch Gegengewichte an der Welle der Pedalkoppel lässt sich diese nun besser bewegen. Der Pedalwellenrahmen und die Pedalwellen wurden verlängert, um eine Verbreiterung des Stimmgangs (s. 8.2.) zu erreichen.

10 Arbeitsbericht der Landolt- Orgel in der ev. Kirche Alsheim 10 / Registermechanik 6.1. Befund Die Registermechanik funktioniert störungsfrei, allerdings sind die Züge der Pedalregister schwerer zu betätigen Ausgeführte Arbeiten Alle Teile wurden mit der Spezialseifenlauge und Microfaserputztüchern gründlich gereinigt. Die Angriffspunkte an den Schleifen wurden neu ausgeledert und die Reise der Registerzüge an den Schleifen neu eingestellt. Die Registerzugwellen an der Pedallade wurden neu befestigt und spielfrei gelagert. Alle Achspunkte wurden mit Rindertalg geschmiert.

11 Arbeitsbericht der Landolt- Orgel in der ev. Kirche Alsheim 11 / Windanlage 7.1. Befund Die 1997 eingebaute Windanlage bestand aus einem Schnellläufer und einem einseitig aufgehenden, federbelasteten Schwimmermagazinbalg, der Pedal und Manual versorgt Ausgeführte Arbeiten Die vorhandene Balganlage wurde durch eine neue Balganlage mit zwei Faltenbälgen und Tretanlage ersetzt. Diese wurde nach historischem Vorbild rekonstruiert und fand in der Turmkammer hinter der Orgel ihren Platz. Der Schnellläufer von 1997 wurde wieder verwendet und speist über zwei Rollventile die beiden Bälge. Über großzügig dimensionierte Kanäle gelangt der Wind nun bis kurz vor die Windladen zu den alten Kanälen. Alle wiederverwendeten Teile wie Kanäle und die Motorkiste wurden mit der Spezialseifenlauge und Microfaserputztüchern gründlich gereinigt.

12 Arbeitsbericht der Landolt- Orgel in der ev. Kirche Alsheim 12 / Gehäuse 8.1. Befund Die Farbfassung des Gehäuses hat sich an der Spieltischseite durch die starke Hitzeeinwirkung abgelöst und blätterte beim Abwaschen des Gehäuses ab. Ansonsten ist das Gehäuse unbeschädigt. Als Mängel wurden die kaum zu öffnenden Türen der Rückwand vermerkt Ausgeführte Arbeiten Alle Teile wurden mit der Spezialseifenlauge und Microfaserputztüchern gründlich gereinigt. Die Stellen an denen die Farbe abblätterte, wurden großflächig angeschliffen und für den Maler vorbereitet. Alle Türen und herausnehmbaren Füllungen wurden auf ihre Funktion überprüft bzw. gangbar gemacht. Die Rückwandfüllungen lassen sich nun weiter öffnen, da der Stimmgang verbreitert wurde. Die durch vernagelte Verzierungen nicht zugänglichen Stellen wurden geöffnet und mit Schrauben neu befestigt.

13 Arbeitsbericht der Landolt- Orgel in der ev. Kirche Alsheim 13 / Zusammenfassung Nach Abschluss aller Werkstattarbeiten und dem technischen Aufbau in der Werkstatt wurde das Instrument komplett in der Werkstatt intoniert. Danach wurde das Instrument wieder zerlegt und in die Kirche gebracht, wobei das Untergehäuse samt Spieltraktur zusammenblieb. Nach dem technischen Wiederaufbau in der Kirche wurde die Intonation kontrolliert und im Raum ausgeglichen. Die Arbeiten wurden ausgeführt durch: Orgelbau Hans Peter Mebold Inh. Marianne Mebold Breitenbacher Str Siegen Beteiligte Personen: Joh. Tobias Späth, Orgelbauer und Betriebsleiter Mathias Mebold, Orgelbaumeister Hans Werner Schnurr, Orgelbauer Peter Grünert, Orgelbauer Viktoria E. Franken, Orgelbauerin

14 Arbeitsbericht der Landolt- Orgel in der ev. Kirche Alsheim 14 / 14 Sachberatung: OSV Thomas Wilhelm OSV Rainer Geitl Der Arbeitsbericht wurde verfasst von OBM Mathias Mebold. Siegen, den 17. Oktober 2012