Was bleibt? C onrad Peutinger 15
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- Roland Raske
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2 C onrad Peutinger 15 sein nie publiziertes Kaiserbuch aus. Dabei fällt auf, dass das Prinzip des Schatzfundes beiden ein Begriff war, da sie sich jeweils auf einen kürzlich aufgefundenen Hort beziehen, der Münzen von besonderer Qualität geliefert hatte. Peutinger ließ die vom Kaiser ausgeliehenen Münzen abzeichnen ( zu meiner notturft ab lassen machen ) es gab bereits im 16. Jh. darauf spezialisierte Zeichner, die antiquitetabconterfetter. Interessant ist auch die Ansprache der Münzen als heidnisch. Das ist keineswegs negativ gemeint, sondern weist darauf hin, dass man sich in Humanistenkreisen der entscheidenden Bedeutung des Übergangs von der griechisch-römischen ( heidnischen ) Epoche zur christlichen durchaus bewusst war. Was bleibt? Mit der Inschriftensammlung des Conrad Peutinger vom Anfang des 16. Jhs. beginnt nicht nur die Auseinandersetzung mit der Augsburger Stadtgeschichte, es werden auch erste denkmalpflege- rische Erwägungen sowie Fundkritik geäußert. Damit war der Grundstock für eine Römerforschung gelegt, die so erst wieder im 18./19. Jh. fortgesetzt werden sollte und heute durch die Arbeit der Stadtarchäologie systematische Formen angenommen hat. Nach dem Humanisten ist heute das Peutinger-Gymnasium in Augsburg benannt.
3 16 Getriebener Schöngeist Johann Joachim Winckelmann Name: Johann Joachim Winckelmann Geboren: 9. Dezember 1717 in Stendal Gestorben: 8. Juni 1768 in Triest Tätigkeiten: Archäologe, Antiquar, Kunstschriftsteller Besonderheit: Vater der wissenschaftlichen Kunstgeschichte Winckelmann gilt als Begründer der Archäologie als Wissenschaft, indem er das bis dahin vorherrschende reine Kunstsammeln auf ein festes theoretisches Fundament setzte. Viele Archäologen und Kunsttheoretiker haben sich seither auf ihn berufen. Wer war das? Winckelmann war der Sohn eines einfachen Schuhmachers in Stendal, durfte aber die Lateinschule besuchen. Aufgrund seiner umfassenden Interessen eignete er sich größtenteils im Selbststudium eine große Allgemeinbildung an. Auch seine Studienfächer zeigen eine breite The- menpalette: Theologie, Hebräisch, Griechisch, Geschichte, Recht, Medizin, Mathematik. Die Altertumskunde kam hier zunächst nur am Rande vor. Er nahm eine Stelle als Hauslehrer an, die ihm die Möglichkeit gab, seine Studien weiter zu vertiefen. Am liebsten las er griechische Klassiker wie Homer und Sophokles sowie europäische Schriftsteller wie Montaigne war Winckelmann Konrektor an der Lateinschule in Seehausen, konnte dem Lehrerdasein aber nicht wirklich etwas abgewinnen: Ich habe den Schulmeister mit großer Treue gemacht wurde er dann dritter Bibliothekar des Grafen von Bünau in der Nähe von Dresden, wo er neben reinen Katalogarbeiten in der über die Landesgrenzen hinaus berühmten Bibliothek auch Auftragsarbeiten wie historische Zusammenstellungen schrieb (Geschichte der Ottonen).
4 Joh ann Joach im Winck e l mann 17 Nichts hatte dieser Mensch auf seinen Lebensweg mitbekommen als sich selber. Ludwig Curtius über J. J. Winckelmann Die Nähe zum Dresdener Hof machte sich bald bezahlt, da Winckelmann dort eine Vielzahl wichtiger Kontakte knüpfen konnte. Entscheidend für seine Zukunft wurde seine Begegnung mit dem späteren römischen Kardinal Archinto, der ihm nahelegte, mit nach Italien zu kommen. Er wechselte sogar die Konfession und wurde Katholik, um diese Chance wahrnehmen zu können und er lernte zu zeichnen. Nach ersten schriftstellerischen Erfolgen erlangte er ein Stipendium des sächsischen Königs, mit dessen Hilfe er sich 1755 nach Rom aufmachte. Dort angekommen, wurde er schnell in die künstlerischen Kreise eingeführt und von verschiedenen Kardinälen gefördert. Er erhielt einen Bibliothekarsposten an der Apostolischen Kanzlei der Cancelleria und wurde schließlich zunächst Schreiber der Vatikanischen Bibliothek, dann Präsident der stadtrömischen Altertümer. Der preußische König wollte ihn nach Deutschland zurückholen, indem er ihm eine Stelle in Berlin anbot, doch Winckelmann lehnte ab, hatte er doch in Rom seinen wahren Lebensmittelpunkt gefunden. Kurz vor seinem Tod wollte er noch einmal seine Heimat besuchen, machte aber angewidert schon in Bayern kehrt und reiste über Wien zurück nach Italien, wo er sein vorzeitiges Ende fand. Menschliches Winckelmann hatte offenbar ein gesundes Selbstvertrauen, das er mit seiner niedrigen Herkunft auch dringend benötigte. Er selbst hielt sich für einen hervorragenden Forscher, während alle anderen bestenfalls Dilettanten waren. Eitel und selbstverliebt wie er war, stimmte er einmal dem Diplomaten und Kunstsammler William Hamilton ohne zu zögern zu, als der sein klassisches Profil rühmte. Dagegen war er ungern bereit, Fehler einzugestehen. Er hat Großes geleistet, aber er wusste es auch und gab sich entsprechend arrogant. Einer sich häutenden Schlange gleich kaufte Winckelmann sich jedesmal neue Garderobe, wenn er in einen neuen Lebensabschnitt eintrat (Wolfgang Leppmann). 1768, auf der Rückreise vom abgebrochenen Heimatbesuch, wurde Winckelmann unter mysteriösen Umständen in Triest ermordet. Über
5 18 Joh ann Joach im Winck e l mann diesen Mord wurde und wird noch immer spekuliert. Während manche annehmen, die Tat könne etwas mit seinen homosexuellen Neigungen zu tun haben, erklären andere sie mit der simplen Geldgier seines Zimmernachbarn. Was wirklich das genaue Motiv war und wie der Mord ablief, wird wohl nie genau zu klären sein. Der Mörder wurde jedenfalls überführt und durch Rädern (!) hingerichtet. Schon wenige Jahre später war die Affäre vergessen, so dass der deutsche Reiseschriftsteller Johann Gottfried Seume 1802 im selben Hotel in Triest übernachten konnte, ohne etwas von Winckelmann oder dem Mord zu erfahren. Was hat er geleistet? Winckelmanns erstes Werk, die Gedanken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Malerei und Bildhauer-Kunst (1755), wurde schnell populär, war aber auch scheinbar umstritten, denn das kritische Sendschreiben..., das im Jahr darauf unter falschem Namen erschien, war von ihm selbst zu Werbezwecken verfasst worden. Wieder unter eigenem Namen antwortete er darauf mit den Erläuterungen... Er behandelt darin den von ihm postulierten Vorbildcharakter der griechischen Kunst und das Problem der richtigen und falschen Ergänzungen fragmentierter Statuen. Dabei kombinierte er literarische und archäologische Quellen, auch unter Einbeziehung der Kleinfunde und besonders der Gemmen, und entwickelte daraus eine völlig neue Kunsttheorie. Allerdings kannte er ausschließlich römische Kopien, so dass er die richtigen Schlüsse aus den falschen Voraussetzungen zog. In der Epoche zuvor hatte man ausschließlich Einzelbetrachtungen von Kunstwerken mit einem Schwerpunkt in der Ikonografie betrieben und sie mit den Schriftquellen zu parallelisieren versucht. Winckelmanns Aufenthalt in Rom half ihm, diese Gedanken zu vertiefen und zu präzisieren erschien seine Geschichte der Kunst des Altertums, die einen rein subjektiven und darum sinnlichen Zugang zur antiken Kunst thematisierte. Sein bis heute oft zitierter Leitsatz der edlen Einfalt, stillen Größe führte also ausgehend von einer falschen Idee zum tiefgreifenden Einfluss auf den beginnenden, auf die klassische Antike fixierten Klassizismus (ca ). Auch die Weimarer Klas- sik mit Schiller und Goethe war sehr von Winckelmann geprägt insbesondere Goethe kannte dessen Schriften genau und äußerte sich über sie 1805 in seinem Aufsatz Winckelmann und sein Jahrhundert. In seinen Werken entwickelte er den Winckelmann schen Ansatz der reinen Nach-
6 Joh ann Joach im Winck e l mann 19 Der Antiquar Johann Joachim Winckelmann arbeitet im pelzverbrämten Mantel an seiner antiken Kunstgeschichte. Gemälde von Anton von Maron, 1768, Staatliche Galerie Moritzburg, Halle/Saale.
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