Erfahrungsbericht Studium an der Staatlichen Lomonossov Universität Moskau Wintersemester 2012/13
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- Hajo Hausler
- vor 8 Jahren
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1 Erfahrungsbericht Studium an der Staatlichen Lomonossov Universität Moskau Wintersemester 2012/13 Über mich Die Eindrücke eines Auslandssemesters fallen immer individuell aus. Darum ein paar Worte zu meiner Person und meiner Intention für ein halbes Jahr nach Moskau zu gehen. Ich studiere an der Philipps-Universität Kunst, Musik und Medien und habe mich entschieden meine Studienzeit um zwei weitere Semester zu verlängern, um ein Auslandssemester in Moskau zu verbringen. Mein Ziel war es meine russischen Sprachkenntnisse zu verbessern und Russland und seine Kultur besser kennenzulernen. Im Gegensatz zu vielen anderen Austauschstudenten habe ich keine Verwandtschaft oder Vorfahren, die aus Russland stammen und studiere auch nicht Russisch an meiner Universität. Meine sprachlichen Vorkenntnisse waren also geringer als bei vielen anderen. Trotzdem habe ich es geschafft, ein halbes Jahr in dieser faszinierenden Metropole zu überleben und habe keinen Tag bereut, dieses Abenteuer auf mich zu nehmen. Aller Anfang ist schwer 1. Vorbereitungen in Deutschland Ich habe mit den Vorbereitungen für meine Reise ca. ein halbes Jahr vor dem Abflug begonnen. Das reicht zeitlich völlig aus. Was man alles vorbereiten muss erfährt man von der Verantwortlichen für das Studium im Ausland, Frau Malkova, oder auf der Homepage der Uni. Eine sehr gute Idee war es, mit den anderen zukünftigen Austauschstudenten aus Marburg vor der Abreise in Kontakt zu treten. So konnte man sich gegenseitig ein wenig die Angst nehmen, etwas Wichtiges vergessen zu haben und konnte sich über Erfahrungen und Vorstellungen austauschen. Außerdem ist es empfehlenswert einen gemeinsamen Flug nach Moskau zu planen und sich mit der Verantwortlichen für internationale Studenten in Moskau abzusprechen. Darum wurden wir sogar von einem netten Studenten direkt am Moskauer Flughafen abgeholt und mit einem Großraumtaxi bis vor das Wohnheim gefahren.
2 2. Der Start in Moskau Wenn man an der MSU studieren möchte, sollte man vor allem eines mitbringen: Geduld. Während der ersten Wochen muss man immer wieder von einem Büro zum nächsten laufen, um Zettel zu unterzeichnen, abzugeben oder anzunehmen. Wenn man, wie ich, der russischen Sprache zu Beginn des Auslandssemesters noch nicht wirklich mächtig ist, ist es ratsam Muttersprachler an seiner Seite zu haben. Insgesamt hören viele Ohren immer mehr als zwei. Es ist viel leichter und entspannter, wenn man diese Amtsgänge zusammen mit anderen Auslandsstudenten erledigt. Dann ist auch die Chance geringer, irgendetwas zu vergessen. Studieren an der Fakultät für Journalismus Für mich war es ein sehr angenehmes Erlebnis an der Fakultät für Journalismus zu studieren. Es werden spezielle Seminare für ausländische Studenten angeboten, in denen sich die Dozenten bemühen etwas langsamer und deutlicher zu sprechen und der behandelte Stoff leicht verständlich präsentiert wird. Außerdem unterhält die Fakultät eigene Russischlehrerinnen. Ich zum Beispiel kam in den Genuss an zwei Tagen in der Woche unterrichtet zu werden. Ein angenehmer Faktor war, dass wir nur ein kleines Lerngrüppchen von zwei Studenten bildeten, sodass die Lehrerinnen ganz individuell auf unsere Probleme und Bedürfnisse eingehen konnten. Natürlich kann man aber auch Vorlesungen und Seminare besuchen, die für die einheimischen Studierenden angeboten werden. Allerdings sollte man sich da auf ein schnelles Sprachtempo und wenig Anschauungsmaterial einstellen. Das Wohnheim Jedem Auslandsstudenten wird ein Wohnheimzimmer im Hauptgebäude der Universität gestellt. Bei den Ausstattung sollte man sich auf russischen Standard gefasst machen. Die Möbel sind sehr alt und der Holzfußboden ist nicht für Stauballergiker geeignet. Doch man gewöhnt sich schnell an seine Behausung. Günstiger und sicherer kann man in Moskau in so einer guten Lage nicht leben.
3 In den meisten Fällen wohnt man mit einem Mitbewohner in einer kleinen Zweiraumwohnung mit eigener Toilette und Bad mit Dusche. Als Auslandsstudent kommt man in den Luxus ein Zimmer für sich allein zu haben. Außerdem hat jedes Zimmer einen eigenen Internetanschluss, für den man auf mysteriöse Weise nichts bezahlen muss. Vom Wohnheim wird auch die Bettwäsche gestellt, die man in regelmäßigen Abständen wechseln kann. Im Keller gibt es eine Waschküche, in der man seine Wäsche für 80 Rubel pro Maschine waschen kann. Auf der Etage befindet sich eine Küche mit zwei Gasherden und Waschbecken. Allerdings gibt es keinen Kühlschrank für die Wohnheimbewohner. Im Winter muss also das Fensterbrett als Kühlvorrichtung von Lebensmitteln herhalten. Außerdem findet man bei seiner Ankunft weder Kochutensilien, Besteck und Teller oder Putzmittel in seinem Zimmer. Man muss sich aber nicht bei seiner Anreise mit solchen Gegenständen belasten. Das alles kann man im nahegelegenen Supermarkt für wenig Geld kaufen. Wenn man während seines Aufenthaltes Besuch empfangen möchte, sei Folgendes beachtet: Die Übernachtung im Wohnheim ist offiziell nur nahen Verwandten und Ehepartnern gestattet. Und dies auch nur für fünf Nächte. Es gibt aber genügend Hostels in der Stadt, die gerade im Winter ihre Betten für wenig Geld anbieten. Auch sehr empfehlenswert ist das Internetportal airbnb.de, bei dem Privatleute leerstehende Zimmer in ihrer Wohnung für wenig Geld anbieten. So lernt man auch noch die russische Lebensweise und Kultur kennen. Das liebe Geld 1. Finanzierung des Aufenthaltes Alle, die bereits in Deutschland BaföG erhalten, können problemlos AuslandsbaföG beantragen. Alle Informationen dazu findet man auf der Homepage des Studentenwerks Chemnitz. Außerdem lohnt es sich, sich für ein PROMOS-Stipendium zu bewerben, egal wie der finanzielle Stand der Eltern ist. Ich hatte das Glück zusätzlich ein kleines Stipendium der MSU zu erhalten, für das man als Marburger Student automatisch nominiert wird. So wurde mir die Miete für das Wohnheim erlassen und ich erhielt eine kleine Prämie, um das Studententicket für die Metro zu bezahlen.
4 2. Einkaufen Über Moskau wird oft gesagt, dass es die teuerste Stadt Europas wäre. Wenn es um Kleidung oder Schuhe geht ist es hier auf jeden Fall teurer, als man es in Deutschland gewohnt ist. Wenn man in Diskotheken oder Cafés gehen möchte, muss man sich auf Großstadtpreise gefasst machen. Allerdings ist es auch nicht teurer als in München oder Hamburg. Lebensmittel und Haushaltsgegenstände kann man zu humanen Preisen im riesigen Supermarkt nahe des Wohnheims kaufen. Wenn man also bewusst auf Preise achtet kann man auch in Moskau leben ohne sich in Unkosten zu stürzen. 3. Geld tauschen/ Geld abheben In Moskau gibt es an jeder Ecke Wechselstuben, in denen man für einen fairen Umtauschkurs Euro in Rubel wechseln kann. Wer nicht mit einem Bündel Euroscheinen unter seinem Kopfkissen schlafen möchte, dem empfehle ich ein Kreditkonto bei der DKB zu eröffnen. Auf die Kreditkarte kann man per Onlinebanking unkompliziert jederzeit Geld laden und damit an fast allen Geldautomaten in Moskau zinsfrei Geld abheben. Auch das Bezahlen an der Kasse klappt problemlos mit dieser Karte. Moskau Stadt und Leute Zu Beginn meines Aufenthaltes war ich geradezu erschlagen von der Größe dieser Stadt. Alle Straßen sind breiter, alle Häuser höher und alle Wege weiter, als man es aus dem westeuropäischen Raum gewöhnt ist. Durch die Ringform der Stadt kann man sich aber schnell orientieren und mit der Metro und den öffentlichen Verkehrsmitteln kann man jeden beliebigen Ort problemlos erreichen. An den Wochenende und freien Tagen kann man die Stadt erkunden. Mit einem russischen Studentenausweis ist der Eintritt in vielen Museen reduziert oder sogar kostenlos. Wenn man sich entscheidet für ein Wintersemester nach Moskau zu gehen, sei es geraten im September und Oktober noch so viele Parks und Außenanlagen wie möglich zu besuchen. Ab November wird das Wetter für solche Ausflüge zu ungemütlich. Die Moskowiter sind als unfreundlich und kühl verschrien. Wenn man allerdings einen Passanten auf der Straße anspricht, weil man zum Beispiel nach dem Weg fragen will, wird man schnell merken, dass die harte Schale oft nur Fassade ist. Ich habe die
5 Einwohner Moskaus als freundlich und hilfsbereit kennengelernt. Heutzutage ist es, wie von der älteren Generation oft befürchtet, kein Problem zu erwähnen, dass man aus Deutschland kommt. Im Gegenteil es gibt viele russische Studenten, die an der Hochschule Deutsch lernen und sehr daran interessiert sind deutsche Studenten kennenzulernen. Leider ist man als Austauschstudent im Wohnheim mehr oder weniger von den einheimischen Studenten isoliert, da fast alle deutschen Studenten auf einer Etage wohnen. Wenn man Kontakt zu russischen Studenten aufnehmen möchte, empfiehlt es sich einen Sprach-Tandempartner zu suchen. Fazit Jedem, der an der russischen Kultur interessiert ist und große Städte mag, kann ich ein Auslandsstudium in Moskau wärmstens empfehlen. Es war eine spannende Zeit, in der man einen Einblick in eine ganz andere Mentalität und Lebensweise erhält, die einen manchmal nachdenklich stimmt, aber andererseits auch eine weitere Sicht auf die Welt gibt.
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