Qualität der Zuckerrübe
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- Martha Koch
- vor 6 Jahren
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1 Qualität der Zuckerrübe
2 Da kommt was bei Rübe! Die Zuckerrübe - ein echter Bodenschatz. Egal ob für Quotenzucker, Industriezucker, Bioethanol oder Biogas: Die Rübe ist immer ein Gewinn. Damit das so bleibt, arbeiten unsere Züchter an innovativen Zuchtprogrammen für unterschiedliche Nutzungsrichtungen und Anbaubedingungen. Für Ihren erfolgreichen Rübenanbau, z.b. auf Flächen mit Nematodenbefall. Die Zuckerrübe ist und bleibt die Königin der Feldfrüchte. Da kommt was bei Rübe!
3 Inhaltsverzeichnis Qualität Grundlage für einen erfolgreichen Zuckerrübenanbau Wie entsteht Zucker? Verarbeitung von Zucker Was ist Qualität? Die Qualität der Zuckerrübe Einflussgrößen Mineralische Düngung Bestandesdichte/Bestandesqualität Blattgesundheit Sortenwahl Fazit So entsteht unser Zucker KWS Profis vor Ort Inhalt 3
4 Qualität Grundlagen für einen erfolgreichen Zuckerrübenanbau Ertrag und Zuckergehalt sind wichtige Bausteine für einen produktiven Zuckerrübenanbau. So ist der Landwirt stets daran interessiert, hohe Rübenerträge mit gleichzeitig hohen Zuckergehalten zu erzielen. Neben diesen Faktoren stellt die innere Qualität der Zuckerrüben eine weitere Einflussgröße dar, die sich entscheidend auf die Produktivität des Zuckerrübenanbaus auswirkt. Welchen Vorteil hat der Landwirt, wenn die Zuckerrübe viel Zucker bildet, dieser jedoch aufgrund mangelnder innerer Qualität der Rübe nur zu einem geringeren Anteil in der Fabrik gewonnen werden kann? Die innere Qualität der Rübe wird durch die sogenannten Melassebildner bestimmt, welche bewirken, dass Zucker nicht extrahiert werden kann, sondern in der Melasse verbleibt. Je höher der Melasseanteil, bzw. je niedriger die innere Qualität, desto weniger Zucker kann die Zuckerfabrik aus den angelieferten Rüben gewinnen. Entsprechend interessiert sind Zuckerunternehmen an qualitativ hochwertigen Zuckerrüben und fördern deren Anbau durch Auszahlung von Qualitätsprämien an die Landwirte. Gegenwärtig werden von einzelnen Zuckerunternehmen Qualitätsprämien von über 3 Euro je Tonne Rüben gewährt. 4 Qualität
5 Diese Prämien für Zuckerrüben mit bester innerer Qualität leisten somit einen wichtigen Beitrag zur Produktivität des Rübenanbaus. Entscheidend ist es, das Anbauverfahren auf die Erzeugung von Zuckerrüben mit hoher Qualität auszurichten. Der Sortenwahl kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu. Zuckerrübensorten mit hervorragender innerer Qualität sind damit eine Grundvoraussetzung für einen produktiven und rentablen Zuckerrübenanbau heute und in Zukunft. Ein besonderes Anliegen der KWS war schon immer, Zuckerrübensorten mit bester innerer Qualität zu züchten, um bereits mit der Aussaat den Grundstein für einen rentablen Zuckerrübenanbau zu setzen. Wie Zucker in der Zuckerfabrik gewonnen wird, welche Rolle dabei die innere Qualität der Rüben spielt und wie sie definiert wird, soll neben den pflanzenbaulichen Maßnahmen, die durch den Landwirt beeinflussbar sind, in dieser Broschüre beschrieben werden. Qualität 5
6 1. Wie entsteht Zucker? Zucker ist für Pflanzen ein wichtiger Energielieferant. Bei ausreichender Sonneneinstrahlung wird er in den grünen Blättern durch Reaktion von Wasser mit Kohlendioxid gebildet (Fotosynthese). Als Abfallprodukt entsteht bei diesem Vorgang Sauerstoff, der an die Umwelt abgegeben wird. Abb. 1: Fotosynthese Der gebildete Zucker wird anschließend in Pflanzenteile transportiert, die ihn zum Wachstum benötigen, oder in Speicherorganen angereichert. Die Zuckerrübe ist eine der wenigen Pflanzen, die in der Lage ist, Zucker in Form von Saccharose zu speichern. Zu diesem Zweck bildet sie den Rübenkörper, die Grundlage der Zuckergewinnung in Europa. 6 Wie entsteht Zucker?
7 Von der Aussaat bis zur Ernte benötigen Zuckerrüben etwa 180 bis 200 Vegetationstage. Während dieser Zeit speichert die Rübe in ihrem Wurzelkörper Zucker (Saccharose), der durch die Verarbeitung in der Zuckerfabrik gewonnen wird. Der Herzoglich Braunschweigische Ökonomierat Dr. Richard Bürstenbinder ( ) sagte vor gut 100 Jahren sehr treffend: Die Produktion von Zucker ist in erster Linie von dem benutzten Rübensamen abhängig, geschieht auf dem Feld und die Zuckerfabrik bildet eigentlich nur das Gebäude zur Entfernung des Nichtzuckers. An dieser Aussage hat sich bis heute nichts geändert. Wie entsteht Zucker? 7
8 2. Verarbeitung von Zucker Anlieferung, Schmutzbestimmung In den letzten Jahren hat eine Umstellung der Anlieferung begonnen. Während früher die Landwirte mit ihren Traktoren die Zuckerrüben selbst in der Fabrik anlieferten, erfolgt heute die Anlieferung mehr und mehr über Speditionen bzw. bäuerliche Abfuhrgemeinschaften. Um die Transportkosten zu senken und den Erdanteil in den Werken zu reduzieren, werden die Zuckerrüben bereits auf dem Feld vorgereinigt und vom Erdanhang befreit. Bei der Anlieferung der Zuckerrüben auf dem Fabrikgelände wird durch Messen (Rüpro) oder Schätzen der Besatz mit Steinen, loser und den Rüben anhängender Erde, Unkrautresten sowie Resten von Blättern und Köpfen ermittelt. Diese Anteile werden unter dem Begriff Schmutzanhang zusammengefasst. Rübenanlieferung mit automatischer Probenahme 8 Verarbeitung von Zucker
9 Reinigung Nach dem Wiegen der Rüben werden diese in Waschanlagen von anhaftendem Schmutz befreit. In Schneidemaschinen werden die Rüben in schmale Schnitzel oder dünne Scheiben zerkleinert. Extraktion Rübenwäsche Aus diesen Schnitzeln oder Scheiben wird nun in den Extraktionstürmen mit 70 C warmem Wasser der Zucker entzogen. Es entsteht ein Rohsaft, der etwa % Zucker enthält. Neben dem gelösten Zucker enthält dieser Rohsaft noch verschiedene organische und anorganische Bestandteile der Rübe, die sogenannten Nichtzuckerstoffe. Diese müssen aus dem Saft entfernt werden, da sie die spätere Kristallisation behindern. Die extrahierten (ausgelaugten) Rübenschnitzel werden entweder getrocknet oder in Form von Pressschnitzeln in der Landwirtschaft als Viehfutter eingesetzt. Verarbeitung von Zucker 9
10 Saftreinigung In diesem Verarbeitungsschritt wird der Rohsaft von einem Großteil der Nichtzuckerstoffe befreit. Dazu werden dem Rohsaft Kalkmilch und Kohlensäure zugegeben. Das sich bildende Calciumcarbonat umhüllt die Nichtzuckerstoffe, die dann durch Filtration abgetrennt werden können. So entsteht ein klarer, hellgelber Dünnsaft. Das dabei anfallende Calciumcarbonat ist der sogenannte Carbokalk ein wertvoller landwirtschaftlicher Dünger, der wieder dem Boden zurückgeführt wird. Verdampfung Dem Dünnsaft wird nun in mehreren Schritten durch Verdampfen das Wasser entzogen. Es entsteht ein Dicksaft, der % Zucker enthält. In der Kochstation wird das Eindampfen weiter fortgesetzt, bis sich ein bestimmtes Verhältnis von Wasser und Zucker (Übersättigungsgrad) einstellt. Durch Zugabe von fein gemahlenem Puderzucker wird die Kristallisation angeregt. Der Dicksaft wird weiter gekocht, bis die gewünschte Größe der Zuckerkristalle erreicht ist. Anschließend wird der Kochvorgang abgebrochen und die Füllmasse in Maischen abgelassen. Die Füllmasse besteht zu 45 % aus Zuckerkristallen, der Rest ist zähflüssiger Sirup. 10 Verarbeitung von Zucker
11 Kristallisation In Zentrifugen wird der Sirup von den Zuckerkristallen abgeschleudert. Durch Wasserdampf wird der den Kristallen anhaftende Sirup abgewaschen und es entsteht Weißzucker. Dieser wird noch einmal aufgelöst und gereinigt, so dass Raffinade-Zucker, der üblicherweise im Haushalt verwendet wird, entsteht. Raffinade-Zucker ist schneeweiß und besitzt höchste Qualität. Aus dem zuvor abgewaschenen Sirup wird in zwei weiteren Arbeitsgängen Zucker kristallisiert. Zurück bleibt die Melasse ein dunkelbrauner Sirup mit noch immer hohem Zuckergehalt. Daraus Zucker zu gewinnen ist aber in der Regel sehr unwirtschaftlich, so dass der Melassezucker der Raffinade- Zuckerproduktion verloren geht. Der Melasseanteil ist umso höher, je schlechter die innere Qualität der Rübe ist. Verdampfung Würfelzucker Verarbeitung von Zucker 11
12 3. Was ist Qualität? Qualität spiegelt sich in vielen Faktoren wider. Während unter der äußeren Qualität in erster Linie die einzelnen Fraktionen des Schmutzanhangs und der Beschädigungsgrad des Rübenkörpers zu verstehen ist, hat die innere Qualität der Zuckerrübe für die Verarbeitung einen ungleich höheren Stellenwert. Durch sie wird die Wirtschaftlichkeit der Zuckerfabrik maßgeblich beeinflusst. Folgende Kriterien bestimmen die innere Qualität: Innere Qualität Anteil an Melassebildnern (Kalium, Natrium, Amino-Stickstoff) Qualitätsmerkmale werden unterschiedlich stark von Umwelt, ackerbaulichen Maßnahmen und Sorte beeinflusst. Auf die innere Qualität lässt sich zum Beispiel gut durch die Sortenwahl einwirken, da sie zu einem hohen Maße genetisch bestimmt ist. Gehört der Zuckergehalt zu den qualitätsbestimmenden Parametern? Aus technischer Sicht eindeutig nicht, denn die innere Qualität ist unabhängig vom Zuckergehalt im Rübenkörper. Aber: Je nach Zuckerunternehmen wird für die Ermittlung der Qualitätsprämie neben den qualitätsbestimmenden Parametern wie z. B. Amino-N ebenfalls der Zuckergehalt mit berücksichtigt. In diesen Fällen trägt ein hoher Zuckergehalt ebenfalls positiv zu einer hohen Qualitätsprämie bei. 12 Was ist Qualität?
13 4. Die Qualität der Zuckerrübe Wie wird sie bewertet? Abkürzungen: RE Rübenertrag ZG Zuckergehalt (theoretisch) ZE Zuckerertrag AV Ausbeuteverlust BZG Bereinigter Zuckergehalt AZ Ausbeutbarer Zucker BZE Bereinigter Zuckerertrag SMV Standardmelasseverlust Aus zuckertechnologischer Sicht sind zur Bewertung der inneren Qualität folgende Inhaltsstoffe wichtig: Kaliumgehalt K in mmol/1000 g Rübe Natriumgehalt Na in mmol/1000 g Rübe Amino-Stickstoff AmN in mmol/1000 g Rübe Probeauswertung im Labor Die Qualität der Zuckerrübe 13
14 Aus den angelieferten Rüben kann weniger Zucker gewonnen werden, als labortechnisch anhand des theoretischen Zuckergehaltes gemessen wurde. Die drei Inhaltsstoffe Kalium, Natrium und Amino-Stickstoff behindern bei steigenden Anteilen im Dicksaft die Ausbeute des im Rübenkörper enthaltenen Zuckers und erhöhen so die Melassebildung. Deshalb werden die drei Inhaltsstoffe Kalium, Natrium und Amino-Stickstoff auch unter dem Begriff Melassebildner zusammengefasst. Sie sind ein Maß für die sogenannte Saftreinheit. Der theoretische Melassezuckeranteil wird anhand der drei Inhaltsstoffe Kalium, Natrium und Amino-Stickstoff berechnet. Standardmelasseverlust (SMV) = 0,12 x (K + Na) + 0,24 AmN + 0,48 [in %] Die Differenz zwischen dem theoretischen Zuckergehalt (ZG) und dem tatsächlich gewinnbaren, also dem um die Melassebildner Bereinigten Zuckergehalt (BZG), stellt den Ausbeuteverlust (AV) dar. Der Ausbeuteverlust (AV) wird wie folgt berechnet: AV [in %] = SMV + 0,6 14 Die Qualität der Zuckerrübe
15 Mit Hilfe des Ausbeuteverlustes lassen sich der Bereinigte Zuckergehalt (BZG) und der Bereinigte Zuckerertrag (BZE) folgendermaßen berechnen: Bereinigter Zuckergehalt (BZG) = Zuckergehalt (ZG) Ausbeuteverlust (AV) Bereinigter Zuckerertrag (BZE) = Rübenertrag (RE) x Bereinigter Zuckergehalt (BZG)/100 Aus den gemessenen Inhaltsstoffen der Zuckerrübe können also sämtliche für die Qualitätsbewertung wichtigen Parameter berechnet werden. Der Zuckerertrag (ZE) in dt/ha errechnet sich nach folgender Formel: ZE = RE x ZG/100 Die Qualität der Zuckerrübe 15
16 Welche Faktoren haben Einfluss? Tabelle 1: Einflussgrößen auf die Rübenqualität 1. Sorte Zuchtrichtung Sortentyp, genetische Veranlagung für niedrigen SMV und niedrigen Amino-Stickstoff sowie Kalium- und Natriumgehalt, Resistenzeigenschaften, physikalische Beschaffenheit, Rübenform 2. Umwelt Standorte Bodenart und Zustand, Klima, Jahreswitterung (Niederschläge, Temperatur, Sonnenscheindauer etc.) 3. Pflanzenbau und Agrotechnik Anbaumaßnahmen Bodenbearbeitung, Fruchtfolge, Zwischenfruchtanbau, Vegetationsablauf (Aussaat, Aufgang, Erntezeitpunkt), Bestandesqualität (Anzahl und Verteilung der Pflanzen je ha), Nährstoffversorgung (Vorrat und Nachlieferung, insbesondere N-Düngung nach Art, Höhe und Zeitpunkt) Ernteverfahren Art und Qualität der Köpfung, Erdanhang, Beschädigungen (Bruch, Druck, Quetschungen) 4. Rübenlagerung Lagerungsbedingungen Temperatur, Beschädigungen, Infektionen, relative Feuchte, Lagerungsdauer 5. Pflanzenschutz Bekämpfung Virus- und Pilzbefall, Insekten- und Unkrautbekämpfung (nach Dr. M. Burba, KWS) 16 Die Qualität der Zuckerrübe
17 Die Aufstellung zeigt, dass sich fast alle denkbaren Einflüsse auf die Rübenqualität auswirken können. Es gilt hier zu untersuchen, welchen Stellenwert der jeweilige Faktor für die Qualität darstellt und wie er sich auf diese auswirkt. Dem Amino-Stickstoff kommt eine größere Bedeutung zu, da er im Vergleich zu Kalium und Natrium doppelt so stark zum Standardmelasseverlust beiträgt (siehe Formel). Die nachfolgende Abbildung (Abb. 2) verdeutlicht, in welcher Intensität einzelne Faktoren eine Wirkung auf die Qualität Boden Jahr-/Witterungsverlauf Sorte Bestandesdichte gesunder Blattapparat mineralische Düngung Abb. 2: Potenziale ausgewählter Faktoren zur Reduktion des Amino-Stickstoff-Gehaltes von Zuckerrüben Die Qualität der Zuckerrübe 17
18 ausüben können. Von den pflanzenbaulichen Einflussfaktoren kommt der Sorte die herausragendste Bedeutung zu. Weiteres Reduktionspotenzial ist mit der mineralischen Düngung, der Blattgesundheit und der Bestandesdichte möglich. Auch Standortbedingungen und Jahreswitterung haben eine wesentliche Wirkung auf die Qualität der Rüben, können jedoch nicht vom Landwirt beeinflusst werden. Nachfolgend werden die wichtigsten qualitätsbestimmenden Einflussgrößen vorgestellt. Mineralische Düngung a) Stickstoff Stickstoff wird für wesentliche Funktionen des Stoffwechsels von Pflanzen benötigt. Für die Zuckerrübe ist Stickstoff in besonderem Maße für das Massenwachstum verantwortlich. Daher führt steigende N-Düngung bis zu einem gewissen Grad zu einem Anstieg des Rübenertrages sowie des Bereinigten Zuckerertrages (BZE). Anhand Abb. 3 wird deutlich, dass es für die N-Düngung einen Optimumsbereich gibt, bei dem der max. Bereinigte Zuckerertrag erreicht werden kann. Steigt die N-Düngermenge weiter an, erhöht sich ebenfalls der Amino-Stickstoff-Gehalt und bewirkt dadurch eine Verringerung des Zuckergehaltes. Es gilt daher, bei der N-Düngung einen Kompromiss zwischen hoher Rübenmenge und hohem Zuckergehalt zu finden. 18 Die Qualität der Zuckerrübe
19 max. Bereinigter Zuckerertrag Abb. 3: nach Märländer (1991) Nur 15 % des aufgenommenen Stickstoffs befinden sich im Wurzelkörper, der größte Anteil ist in den Stängeln und Blättern zu finden. Beim Roden ist das richtige Köpfen der Rüben somit wichtig für die Qualität. Ein zu hohes Köpfen erhöht durch die anhaftenden Blätter den Stickstoffgehalt der Rüben. Hohe Stickstoffgehalte in den Zuckerrüben wirken sich besonders negativ auf die Qualität von Zuckerrüben aus. Um die Gehalte an Amino-Stickstoff möglichst niedrig zu halten, ist Folgendes zu beachten: Die Qualität der Zuckerrübe 19
20 angemessene Stickstoffdüngung: Hierbei sind unbedingt Bodenuntersuchungsergebnisse (Nmin oder EUF) zu berücksichtigen. Da die jungen Rübenpflanzen gerade zu Beginn ihres Massenwachstums den Stickstoff benötigen, sollte die N-Düngung rechtzeitig erfolgen. Ein hohes Stickstoffangebot bis in den Herbst hinein kann die Qualität stark mindern. Abb. 4 zeigt den Verlauf der Stickstoffaufnahme und die Entwicklung des Blatt- und Wurzelgewichtes sowie des Zuckergehaltes. Generell sollte berücksichtigt werden, dass mit einer N- Düngung über dem Optimum hauptsächlich der Amino- Stickstoff-Gehalt ansteigt, während Qualitätsparameter wie Kalium und Natrium von der Stickstoffdüngung Abb. 4: 1 Aussaat; 4 Keimblatt-Stadium; 6 Zweites Laubblatt erbsengroß (4-Blatt-Stadium); 8 Kurz vor Reihenschluss; 8.1 Beginn starken Wurzelwachstums; 8.2 Max. Blattwachstum; 8.3 Rückbildung der Blätter; 9 Erntebeginn 20 Die Qualität der Zuckerrübe
21 weitgehend unbeeinflusst bleiben (Abb. 5). Langjährige Erfahrungswerte zeigen, dass je 20 kg zusätzlichem N pro ha der Amino-Stickstoff-Gehalt pro 1000 g Rübe um ca. 1 mmol zunimmt. richtiges Köpfen: Besonders anhaftende Blattreste erhöhen den Stickstoffgehalt der Rüben. Rodezeitpunkt: Verschiedene Sorten sind besonders für eine frühe oder eher spätere Rodung geeignet. Sortenwahl: Gerade in ihren Stickstoffgehalten unter- scheiden sich einzelne Sorten erheblich. Bei der Sortenwahl ist daher besonders auf den Stickstoffgehalt zu achten.उ mmol / 1000 g Rübe 45 Kalium 35 Amino-N Natrium N-Düngung (kg/ha) Quelle: verändert nach Bodengesundheitsdienst Abb. 5: Einfluss der Stickstoffdüngung auf den Gehalt melassebildender Inhaltsstoffe der Zuckerrübe Die Qualität der Zuckerrübe 21
22 b) Kalium und Natrium in der Zuckerrübe Kalium erfüllt für die Rübe essentielle Funktionen: Es aktiviert wichtige Enzyme, fördert die Wasseraufnahme und den Wassertransport, erhöht die Assimilationsleistung und verbessert den Assimilattransport. Natrium hat im Rübenstoffwechsel eine geringere Bedeutung und kann in den meisten Fällen durch Kalium ersetzt werden. Trotzdem wirkt sich Natrium positiv auf das Rübenwachstum aus. Auf der anderen Seite führen zu hohe Gehalte an Kalium und Natrium in den Rüben zu Qualitätseinbußen, so dass die Zuckerausbeute sinkt. Um einen niedrigen Kalium- und Natriumgehalt in den Fabrikrüben zu erreichen, sind daher einige Punkte zu berücksichtigen: angemessene Kaliumdüngung: am besten nach Durchführung einer Bodenuntersuchung richtige Sortenwahl: Die einzelnen Sorten unterscheiden sich deutlich in ihren Gehalten an Kalium und Natrium. richtiges Köpfen: Besonders in den grünen Pflanzenteilen und im Rübenkopf befinden sich Kalium und Natrium (Abb. 6). Erntezeitpunkt: Die Kaliumaufnahme ist i. d. R. bis Mitte September abgeschlossen, während der restlichen Vege- 22 Die Qualität der Zuckerrübe
23 tationszeit wird das aufgenommene Kalium nur noch innerhalb der Pflanze umverteilt. Da in dieser Zeit noch deutliches Massenwachstum stattfindet, sinkt bei späterer Ernte der Kaliumgehalt. obere Sprossachse untere Sprossachse Hypokotyl Wurzel Zunehmender Kaliumund Natriumgehalt Zunehmender Zuckergehalt Quelle: verändert nach MAHN 2000 Abb. 6: Zuckergehalt und Melassebildner Kalium und Natrium in den verschiedenen morphologischen Teilen des Rübenkörpers Der Zucker, aber auch die Melassebildner sind im Wurzelkörper der Rübe nicht gleichmäßig verteilt. Der Zuckergehalt nimmt ausgehend von der Sprossachse über das Hypokotyl zum Wurzelbereich hin zu. Dagegen befindet sich der größte Anteil an Kalium und Natrium in den oberen Bereichen der Zuckerrübe. Diese Tatsache ist beim Roden von besonderer Bedeutung. Wird der Köpfschnitt zu flach angesetzt, kommt es zwar zu einer Steigerung des Masseertrages, aber im Gegenzug auch zu einer erheblichen Qualitätsbeeinträchtigung. Die Qualität der Zuckerrübe 23
24 Bestandesdichte / Bestandesqualität Eine niedrige Pflanzendichte und ungleichmäßige Pflanzenverteilung können zu einer Qualitätsminderung führen. Insbesondere Amino-Stickstoff und Natrium werden von der Bestandesdichte beeinflusst und reagieren mit einer Gehaltszunahme bei ungleichmäßigem Pflanzenbestand (Abb. 7). Zur Vermeidung von Qualitätsbeeinträchtigungen durch die Bestandesdichte sollte der Praktiker daher einen Pflanzenbestand zwischen und Pflanzen pro ha anstreben. In diesem Bereich lässt sich auch der höchste hoch Inhaltsstoffe der Zuckerrübe gering Bereinigter Zuckerertrag Zuckergehalt Kalium Amino-Stickstoff Natrium Bestandesdichte (Pflanze/ha) Quelle: verändert nach MÄRLÄNDER 1990 Abb. 7: Einfluss der Bestandesdichte auf Bereinigten Zuckerertrag (BZE), Zuckergehalt und Melassebildner (Amino-Stickstoff, Kalium, Natrium) von Zuckerrüben 24 Die Qualität der Zuckerrübe
25 Bereinigte Zuckerertrag erzielen. Aber nicht nur die Bestandesdichte, sondern auch die Bestandesqualität ist ein weiterer wichtiger Faktor. Die Bestandesqualität wird durch die Aufgangsgeschwindigkeit und Gleichmäßigkeit des Bestandes bestimmt. In schnell und gleichmäßig aufgelaufenen Beständen sind die Einzelpflanzen gleichmäßiger. Durch eine homogene Pflanzengröße wird die Konkurrenz zwischen den Einzelpflanzen reduziert. Dies ist unter anderem eine Voraussetzung für einen schnelleren Reihenschluss und hat einen deutlichen Effekt auf die Gleichmäßigkeit der Rüben zur Ernte. Die Gleichmäßigkeit der Scheitelhöhe der Rüben hat Einfluss auf die Rodequalität (Köpfqualität & Rodeverluste) bis hin zu der daraus beeinflussten Lagerfähigkeit. Mit einer hohen Bestandesqualität ist damit die Chance wesentlich größer, die angesetzten Ziele für Ertrag und innere Qualität zu erreichen. Folgende Punkte sollten im Hinblick auf eine hohe Bestandesqualität berücksichtigt werden: Zuckerrübenaussaat unter günstigen Bedingungen durchführen (Beschaffenheit und Abtrocknungszustand des Saatbettes, Saattechnik) Ablageentfernung nicht größer als 22 cm mit EPD-Saatgut Bedingungen für einen zügigen Feldaufgang schaffen (EPD-Saatgut etc.) ausreichende insektizide Saatgutausstattung Flächen auf Schädlinge kontrollieren, insbesondere Ackerschnecken Die Qualität der Zuckerrübe 25
26 Blattgesundheit Blattkrankheiten wie Cercospora, Ramularia und Mehltau (Abb. 9) können durch die Zerstörung von Blattmasse den Ertrag und die Qualität der Zuckerrüben erheblich mindern. Der Ertragsverlust wird in erster Linie durch das Bestreben der Pflanze zur Blattneubildung hervorgerufen. Dabei greift die Zuckerrübe auf Energiereserven (Zucker) im Rübenkörper zurück, mit der Folge, dass Zuckerneubildung und Zuckergehalt sinken (Abb. 8). Im Gegenzug kommt es zu einer negativen Qualitätsbeeinflussung durch den Anstieg an Melassebildnern (Amino-Stickstoff, Kalium, Natrium). Qualitätsminderung durch Zunahme der Melassebildner Rübenertrag Zuckergehalt Zuckerneubildung Amino-N Kalium Natrium Folgen der Blattneubildung Abb. 8: Effekt der Blattneubildung nach Blattverlust durch Pilzkrankheiten auf Rübenertrag und Qualitätsparameter von Zuckerrüben 26 Die Qualität der Zuckerrübe
27 Abb. 9: Cercospora, Ramularia und Mehltau (von links) können den Ertrag und die Qualität von Zuckerrüben erheblich mindern Die Qualität der Zuckerrübe 27
28 Um eine möglichst hohe Qualität sicherzustellen, können beim Anbau von Zuckerrüben in Befallsgebieten blattgesunde Sorten Verwendung finden. Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass gegenwärtig Krankheiten wie Cercospora im Gegensatz zu Rizomania nicht allein durch die Sorte vermieden werden können. In Befallsgebieten ist der Einsatz von Fungiziden im Sinne der guten fachlichen Praxis daher bei der Bekämpfungsstrategie zu berücksichtigen und sollte nach dem aktuellen Schadschwellenmodell (IPS-Modell Zuckerrübe, Abb. 10) getroffen werden. Erreger Bekämpfungsschwelle (% befallene Blätter von 100 ) Cercospora * Keine Behandlung * nur bei Ernte ab Mehltau 5 5 * Keine Behandlung * nur anfällige Sorten Ramularia 5 Keine Behandlung 1. Juli 15. Juli 1. Aug 15. Aug 1. Sept 15. Sept 1. Okt Anwendungszeiträume der Bekämpfungsschwellen Erstbehandlung Folgebehandlung Keine Spritzung Abb. 10: Schwellenwerte im IPS-Modell 28 Die Qualität der Zuckerrübe
29 Sortenwahl Die wichtigste, direkt vom Landwirt zu beeinflussende Größe bei der inneren Qualität von Zuckerrüben ist die Sortenwahl. Qualität und Zuckergehalt werden deutlich durch die Sorte bestimmt. Zuckerrübensorten mit hervorragender innerer Qualität sind eine Grundvoraussetzung für einen produktiven Zuckerrübenanbau heute und in Zukunft. Insbesondere in den KWS Züchtungsprogrammen wurde seit jeher ein besonders hoher Wert auf eine sehr gute innere Qualität und Saftreinheit gelegt. In den vergangenen 30 Jahren konnte die innere Qualität der Zuckerrüben enorm verbessert werden, wie in Abb. 11 am Beispiel des Amino-Stickstoffs dargestellt ist. Neben optimierter Düngung und Anbauverfahren hat insbesondere die intensive züchterische Verbesserung der technologischen Qualität dazu die Grundlagen geschaffen. Amino-Stickstoff [rel.] 140 KWS Sortenkandidaten KWS Sortenkandidaten Zuckerertrag [rel.] Abb. 11: Zuchtfortschritt der KWS am Beispiel von Zuckerertrag und Amino-Stickstoff Die Qualität der Zuckerrübe 29
30 Durch den KWS Züchtungsfortschritt wurde ein wichtiger Grundstein für die Rentabilität im Zuckerrübenanbau und in der Verarbeitung gelegt (Abb. 12) wiesen die Sortenkandidaten mit steigender Ertragsleistung auch einen höheren Amino- Stickstoff-Gehalt und damit eine schlechtere Qualität auf. Die gleiche Abbildung zeigt, dass die alte Binsenweisheit Ertragstypen haben eine schlechtere Qualität schon lange nicht mehr gilt. Mittlerweile ist unabhängig vom Ertragspotenzial der Sorte ein sehr niedriger Amino-Stickstoffgehalt möglich. Auch bei der ertragsstärksten Sorte muss nicht mehr auf die allerbeste Qualität verzichtet werden. Der enorme Fortschritt im KWS Züchtungsprogramm spiegelt sich im aktuellen Sortenangebot der KWS wider, so dass vom Z- zum E-Typ, unabhägig ob Rizomania-tolerant oder ohne Toleranz, Sorten mit bester Qualität für den Anbau zur Verfügung stehen. Bodenschonende Rübenernte mit sechsreihigem Selbstfahrer 30 Die Qualität der Zuckerrübe
31 Züchterische Verbesserung der technischen Qualität am Beispiel Rizomania-toleranter Sorten 2,50 SMV DORA RZ (%) Variationsbreite SMV 2,25 Gesamtsortiment SV-R ,00 RIZOR RZ 1,75 1,50 1,25 1,00 RIBELLA RZ CORINNA RZ MACARENA RZ BELINDA TATJANA RZ RZ SIMENIA RZ ALABAMA RZ MALENKA RZ BERETTA RZ SMV: Standardmelasseverlust (Maß für die Inhaltsstoffe, welche die Zuckerausbeute während der Fabrikation behindern: niedrige Werte stehen für eine bessere technische Qualität) Abb. 12: Quelle: IfZ Göttingen Fazit Von allen Einflussgrößen hat der Landwirt über die Wahl der Sorte die beste Möglichkeit, Qualitätsreserven zu nutzen und die Produktivität seines Rübenanbaus zu optimieren. Die nachfolgende Übersicht zeigt noch einmal in der Zusammenfassung die Gewichtung der diversen Einflussgrößen: Die Qualität der Zuckerrübe 31
32 Beeinflussbare Faktoren ausreichende Aussaatstärke (+) N-Düngung nach Empfehlung (EUF, Nmin,...) + Fungizideinsatz nach Schadschwellen-Monitoring + Sortenwahl +++ Nicht/wenig beeinflussbare Faktoren Standort/Boden (nur beste Standorte für die Rübe) Jahr-/Witterungsverlauf (Beregnung) 32 Die Qualität der Zuckerrübe
33 Weitere KWS Ratgeber Bitte beachten Sie auch unsere weiteren kostenlosen Fachbroschüren zu Rizomania, Rhizoctonia, Nematoden, Blattkrankheiten und EPD-Technologie! Einfach bestellen unter: oder Tel.: / oder Fax: / oder info@kws.de Rizomania Herkunft Verbreitung Bedeutung Nematoden Erkennen Handeln Erträge sichern Rhizoctonia Herkunft Verbreitung Bedeutung Blattkrankheiten Schadbilder Schäden Strategien Einen Gang zulegen beim Wachstum Versuche und Praxis bestätigen den EPD-Vorsprung. 33
34 5. So entsteht unser Zucker Von der Entladung bis zur Verpackung! Notizen 34 So entsteht unser Zucker
35 So entsteht unser Zucker 35
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Qualität der Zuckerrübe
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