Keine Kompromisse bei der Lagerhygiene!

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1 Keine Kompromisse bei der Lagerhygiene! Das Risiko von Lager- und Quarantänekrankheiten lässt sich durch konsequente Hygiene deutlich senken. Worauf es dabei ankommt, erklärt Dr. Carolin von Kröcher, LWK Hannover. Lagerkrankheiten wie Silberschorf können vor allem bei Speisekartoffeln empfindlich ins Geld gehen, weil sich die Partien nur noch mit Preisabschlag oder gar nicht mehr vermarkten lassen. Infektionen mit Quarantänekrankheiten wie Bakterienringfäule sind für betroffene Betriebe schlichtweg eine Katastrophe. Lagerkrankheiten etablieren sich erst während der Lagerung. Die Infektion mit den meisten dieser Krankheiten erfolgt zwar bereits vor der Ernte (z. B. Braunfäule). Es gibt aber auch Krankheiten, mit denen sich Kartoffeln erst im Lager oder beim Einlagern anstecken. Hierzu zählen z. B. die bakterielle Nassfäule (Erwinia ssp.) sowie die beiden Quarantänebakteriosen Bakterienringfäule und Schleimkrankheit. Das Problem: Bakterienkrankheiten lassen sich nicht direkt bekämpfen, sondern nur durch vorbeugende Maßnahmen verhindern. Auch der durch Pilze verursachte Silberschorf wird im Lager verbreitet und lässt sich nur bedingt chemisch bekämpfen. Lager reinigen und desinfizieren Um die Ausbreitung dieser Krankheiten im Lager möglichst zu verhindern, sind Lagerhygiene und Desinfektion besonders wichtig. Grundvoraussetzung einer erfolgreichen Desinfektion ist das vorherige restlose Entfernen von Erd- und Kartoffelresten an Maschinen, Transportbändern und im Lager. Die restliche Verschmutzung sollte so gering sein, dass ein aufgebrachtes Desinfektionsmittel sie leicht durchdringen kann. Das Reingen und Desinfizieren läuft in drei Schritten ab: Oft treten im Lager Mischinfektionen mit Weißfäule verursacht durch Fusarium- Pilze und bakterieller Nassfäule auf. 1. Vorreinigen: Reinigen Sie zunächst das Lager mit dem Besen vor. Staub lässt sich auch mit einem Industriestaubsauger entfernen. Er sollte unbedingt bei starkem Silberschorfbefall eingesetzt werden, um ein zusätzliches Verwirbeln zu vermeiden. 2. Nachreinigen: Hierzu verwenden Sie am besten einen Hochdruckreiniger. Im Normalfall reicht diese Reinigung aus, um das Ansteckungsrisiko für die neu einzulagernden Kartoffeln zu minimieren. 3. Desinfizieren: Dies muss unbedingt erfolgen, wenn der geringste Verdacht einer Infektion mit einer der Quarantänekrankheiten (Bakterienringfäule, Schleimkrankheit) besteht oder die eingelagerten Vorjahrespartien unter starkem Infektionsdruck, z. B. mit Erwinia-Nassfäule, gelitten haben. Auch bei sehr starkem Befall mit Silberschorf kann eine Desinfektion sinnvoll sein. Grundsätzlich gilt bei allen Desinfektionsmaßnahmen: Je länger ein Mittel einwirken kann, umso besser ist die Wirkung. Dies setzt eine tropfnasse Behandlung voraus. Eine amtliche Zulassung für die Desinfektion von Lagerräumen liegt zurzeit nur für das Mittel Menno Florades (Wirkstoff: Benzoesäure) vor. Für die Anwendung bietet der Hersteller eine Desinfektionsspritze an. Ihre Vorteile: Das Mittel lässt sich damit genau dosieren und durch den entstehenden Schaum bei der Ausbringung wird die Einwirkzeit verlängert. Die Desinfektionsspritze kann an den Wasserschlauch angeschlossen werden, so dass sich auch große Flächen behandeln lassen. Ein Vernebeln von Reinigungs- oder Desinfektionsmitteln ist wegen der schlechteren Wirkung und zum Schutz der Anwender nicht zu empfehlen. Ein sauberes Lager nützt nur etwas, wenn Sie durch ein sorgfältiges Vorsortieren der einzulagernden Partie das größte Ansteckungsrisiko verkleinern. Auch sollten Aufbereitung und Lagerung getrennt sein, um eine Staubübertragung ins Lager zu vermeiden. Welche Krankheiten breiten sich im Lager aus? Generell unterscheidet man bei Lagerkrankheiten zwischen Trockenfäulen, Nassfäulen und Schalenerkrankungen. Trockenfäulen werden in erster Linie durch Pilze verursacht. Die wirtschaftlich bedeutendsten sind die Braunfäule und die durch verschiedene Fusariumarten verur- 48 top agrar 8/2004

2 sachten Fäulen. Im Wesentlichen machen den Kartoffeln folgende Krankheiten im Lager zu schaffen: Braunfaule Knollen, die durch den Erreger der Kraut- und Knollenfäule verursacht werden. Sie sind durch violett-graue, leicht eingesunkene Flecken auf der Schale erkennbar. Beim Durchschneiden der Knolle zeigt sich eine fleckige Braunfärbung, die ohne scharfe Abgrenzung in das gesunde Gewebe übergeht. Einmal infizierte Knollen werden von der Krankheit nach und nach vollständig erfasst. Oft treten Sekundärinfektionen durch Fusarium oder bakterielle Nassfäulen auf. Gelangen kranke Knollen ins Lager, können sie dort gesunde Knollen infizieren, wenn z.b. durch Temperaturschwankungen Feuchtigkeit im Lager entsteht. Fusarium-, Trocken- oder Weißfäulen treten in der Regel erst während der Lagerung oder sogar nach der Auslagerung auf. Als typischer Wundparasit dringt der Pilz über Verletzungen oder Wachstumsrisse in die Knollen ein und setzt dort latente (nicht sichtbare) Infektionen. Vor allem während des Rodens gelangen Fusariumsporen in oder an die Knollenoberfläche. Erfolgt nach dem Einlagern eine schnelle Wundheilung, kann der Erreger im Kartoffelgewebe eingekapselt werden und entwickelt sich zunächst nicht weiter. Durch Beschädigung der Knollen, z. B. bei der Auslagerung, kann es jedoch zu neuen Infektionen kommen. Die befallenen Stellen erscheinen zuerst dunkel und schrumpfen dann ein. Die Schale oberhalb dieser Stellen zeigt einen geriffelten, konzentrischen Rand. Bei feuchten Bedingungen bilden sich bei höheren Temperaturen helle oder auch grünliche Myzelpolster des Pilzes, so genannte Froschaugen. Die Infektion kann tief in das Knolleninnere eindringen. Dort bilden sich mit Pilzgeflecht ausgekleidete Hohlräume, die Knolle trocknet ein und mumifiziert schließlich. Die Faulmasse ist in der Regel trocken und pulvrig. Hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen von über 10 C fördern die Ausbreitung besonders. Kondenswasser im Lager vermeiden Optimale Ausbreitungsbedingungen für die durch Phoma ssp. verursachte Lagerkrankheit herrschen bei Lagertemperaturen von unter 10 ºC. Bei Phoma sind im Gegensatz zu Fusarium kleine schwarze Fruchtkörper (Pyknidien) auf den Befallsstellen zu sehen. Ohne diese Fruchtkörper, die nicht zwingend vorhanden sein müssen, ist der Befall anhand der äußeren Symptome nicht eindeutig von Fusarium zu unterscheiden. Beim Durchschneiden der Knolle sind jedoch dunkelbraune, oft abgekapselte Nekrosen oder auch tiefgehende Kavernen sichtbar. Diese sind mit Myzel und Pyknidien ausgefüllt. Im Vergleich zur Fusarium-Trockenfäule ist das Ausmaß von Phoma-Befall selten wirtschaftlich bedeutsam. Die wichtigsten Nassfäuleerreger sind die Erwinia-Bakterien. Die verfaulenden Kartoffeln bleiben nicht trocken, sondern verändern sich zu einer breiigen, modrig riechenden Masse. Bei fortgeschrittener Infektion findet sich unter der pergamentartig veränderten Schale eine breiige Faulmasse, die sich an der Luft letztendlich schwarz verfärbt. Auf dem Feld tritt die Knollennassfäule häufig gemeinsam mit Schwarzbeinigkeit auf. Früh befallene Knollen verfaulen meist bis zur Ernte und erhöhen das Bakterienpotenzial im Boden. Eine Knolleninfektion kann über Verletzungen oder Wachstumsrisse beim Roden, aber auch über Öffnungen in der Schale (Lentizellen) durch infiziertes Bodenwasser auf dem top agrar 8/

3 Feld erfolgen. Über latent infizierte Knollen gelangt der Erreger vor allem in feuchten Jahren ins Lager. Zudem infiziert er über die Ernte-, Transport- und Sortiermaschinen gesunde Knollen. Da Knollenverletzungen bei der Ernte das Eindringen des Erregers begünstigen, ist auch hier die Wundheilung zu Beginn der Lagerung sehr wichtig zur Vorbeugung von Befall. Ein schnelles Trocknen eingelagerter Kartoffeln vermindert das Infektionspotenzial, da die Bakterien feuchte Bedingungen vorziehen. Auf schweren Böden hat sich das absetzige, geteilte Rodeverfahren als günstig erwiesen. Vermeiden Sie hohe Temperaturunterschiede im Lager, da sie zu Kondenswasserbildung im Stapel führen. Auch Pilze können Nassfäulen auslösen, wie z. B. die durch Pythium ssp. verursachte wässrige Wundfäule. Diese spielen allerdings nur vereinzelt eine Rolle als echte Lagerkrankheit. Jürgen Schulze, Vermehrer in Bergen/Dumme 900 Kisten in vier Wochen gereinigt und desinfiziert Jürgen Schulze bringt das Desinfektionsmittel mit einem selbst gebauten Gerät aus. Fotos: agrarpress, Moritz (3), Raiser Silberschorf breitet sich im Lager rasant aus Der durch einen Pilz (Helminthosporium solani) hervorgerufene Silberschorf verursacht in Konsumkartoffeln Ertragsverluste und Qualitätsmängel. Aber auch in Pflanzkartoffeln führt er z. T. zu erheblichen Verlusten, da er die Vitalität und Triebkraft mindert. Silberschorf macht sich meist erst nach dem Auslagern durch ein silbrig-fleckiges Aussehen der Schale bemerkbar. Kurz nach der Ernte sind diese Symptome jedoch nur undeutlich erkennbar. Das silbrige Aussehen entsteht erst durch das Eindringen von Luft in die infizierte Schale. Die Knollen werden durch den Feuchtigkeitsverlust gummiartig und weich, im Extremfall schrumpfen die Knollen ein. Während der Lagerung bilden sich bei hoher Luftfeuchte schwarze Sporenträger auf den überwiegend runden Befallsstellen. Mit dem bloßen Auge erscheinen diese als schwarzer Belag. Die Temperaturansprüche des Pilzes liegen in einem sehr weiten Bereich von etwa 3 bis 30 ºC. Besonders günstige Bedingungen sind Temperaturen von über 4 C und eine Luftfeuchte von mehr als 90 %. Silberschorf gehört zu den Erregern, für deren Bekämpfung eine einzelne Maßnahme nicht ausreicht. Beizungen beim Pflanzen der Kartoffeln zeigen nur Teilwirkungen. In Deutschland ist momentan nur Monceren Plus zugelassen. Von einer Lösung des Gesamtproblems ist bei der Beizung jedoch nicht auszugehen. Besser angepasst sind Behandlungen bei der Einlagerung. Diese scheitern momentan noch an der Zulassung. Zwar streben einige Firmen diese an, jedoch ist es eher unwahrscheinlich, dass sie für die kommende Saison zur Verfügung stehen wird. 50 top agrar 8/2004 Die Angst vor dem Einschleppen von Quarantänekrankheiten hat uns dazu veranlasst, vor drei Jahren mit Hygienemaßnahmen im Betrieb zu beginnen, so Jürgen Schulze aus Bergen-Spithal in der Lüneburger Heide. In unserem spezialisierten Kartoffelbetrieb steht viel auf dem Spiel. Deshalb haben wir uns darüber Gedanken gemacht, wie wir die Gefahrenquellen ausschalten können. Mit zwei Berufskollegen baut Schulze in einer Betriebsgemeinschaft 210 ha Kartoffeln an, davon 60 ha Vermehrungs-, 45 ha Verarbeitungs- und 105 ha Stärkekartoffeln. Der erste Schritt war die Trennung der Vermehrung von der übrigen Kartoffelproduktion. Die Pflanzkartoffeln werden nicht nur mit einem separaten Roder geerntet, sie lagern auch getrennt. Die Entsteinungstechnik und die Transportfahrzeuge werden ebenfalls strikt getrennt gehalten. Für einen einzelnen Betrieb wäre dies nicht zu finanzieren, gibt Schulze zu bedenken. Deshalb haben wir zu dritt die Vermehrung zentral organisiert und in einen eigenen Betriebsteil überführt. Zum Hygienekonzept gehört, dass das Kartoffellager gründlich gereinigt und desinfiziert wird. Besonders viel Zeit nimmt das Reinigen und Desinfizieren der Lagerkisten in Anspruch. Ein Mitarbeiter ist vier Wochen damit beschäftigt, 900 Kisten abzuspritzen und zu desinfizieren, erklärt Schulze. Jede Kiste muss mit dem Gabelstapler aufgenommen, hingestellt, gedreht und anschließend abgespritzt und desinfiziert werden. Zur Desinfektion setzt Schulze das einzige derzeit zugelassenen Mittel ein, das er mit einer kostengünstigen Eigenbaulösung ausbringt. Damit werden auch die Fahrzeuge desinfiziert, die Pflanzgut abholen, wenn die Fahrer nicht bestätigen können, dass bereits eine Desinfektion erfolgt ist. 20 l reichen aus, um einen ganzen Zug zu desinfizieren, so die Erfahrung von Schulze. Nach seiner Schätzung beträgt der Desinfektionsmittelaufwand 400 bis 600 ml/t Pflanzkartoffeln. Die Kosten: 0,50 bis 0,60 E/t, ohne Arbeitsaufwand. Notwendig wären die Maßnahmen auch bei unseren Verarbeitungs- und Stärkekartoffeln, meint der Kartoffelerzeuger. Doch scheitert das letztlich an den Kosten und am Arbeitsaufwand. Wir müssen die Abnehmer davon überzeugen, dass es ohne Desinfektion nicht mehr geht und dass diese Geld kostet. Das Reinigen und Desinfizieren ließe sich durchaus praktikabler gestalten, meint Bernd Lachmann, Geschäftsführer der IKS in Schnega, einer von Landwirten gegründeten Ein- und Verkaufsgemeinschaft. Die IKS ist auch VO-Firma und vertreibt jährlich Pflanzkartoffeln von rund 30 bis 400 ha, die in der Region angebaut bzw. ihr zur Vermarktung angedient werden. Gemeinschaftlich ließe sich z. B. eine mobile Kistenwaschanlage kaufen, die in zwei Tagen Kisten schafft, meint Lachmann. Das wäre eine enorme Erleichterung. In Holland werden solche Anlagen bereits eingesetzt. In Deutschland scheitert dies jedoch an den hohen und teuren Auflagen für Abwasser (Rückstände Desinfektionsmittel, Tenside). -hm- Ein weiteres Beispiel aus der Praxis lesen Sie auf Seite 52.

4 Martin Rave, Erhaltungszuchtbetrieb in Agathenburg Es muss einfach sein und flott gehen Werden Hygienemaßnahmen, ähnlich wie in Schweinebetrieben, auch für Kartoffelbetriebe zur Pflicht? Überbetrieblich eingesetzte Maschinen werden vor dem Einsatz auf dem nächsten Betrieb gereinigt und desinfiziert. Ein Hygienefahrplan gehört auf dem Erhaltungszuchtbetrieb der Europlant Pflanzenzucht in Agathenburg bei Stade bereits seit Jahren zum normalen Betriebsablauf. Für uns ist die Betriebshygiene extrem wichtig, erklärt Martin Rave, Leiter der Erhaltungszucht. Auf 30 ha wird Basispflanzgut für ca. 100 Vermehrer erzeugt. Die Pflanzgutqualität und -gesundheit muss top sein, so Rave. Wir wollen nicht, dass unsere Sorten in Verruf geraten. Um die Erhaltungszucht auf dem 200 ha-ackerbaubetrieb der Stader Saatzucht vor dem Einschleppen gefürchteter Quarantänekrankheiten zu schützen, aber auch um die Infektionskette qualitätsmindernder Krankheiten wie Erwinia, Fusarium und Silberschorf zu unterbrechen, hat der Agraringenieur ein Hygienekonzept entwickelt, das mittlerweile zur Martin Rave, Leiter des Erhaltungszuchtbetriebes in Agathenburg, setzt seit Jahren ein Hygienekonzept konsequent um. Routine geworden ist. Es besteht aus drei Bausteinen: Bauliche Maßnahmen, Lagerhygiene und Reinigen der restlichen Maschinen. Die strikte Trennung von Lagerung und Aufbereitung ist die wichtigste bauliche Maßnahme. Hierdurch soll die Kontamination des Pflanzgutes mit keim- und sporenbelastetem Staub sowie die Gefahr von Kondensation durch zu große Temperaturunterschiede möglichst gering ge- halten werden. Geeignet sind hierfür automatische Türen oder Streifenvorhänge. Bereiche, in denen viel Staub entsteht, z. B. an der Sortiermaschine, sind mit einer Lüftung nach außen ausgestattet. Ein möglichst glatter Betonboden im Lagerund Aufbereitungsbereich erleichtert das Sauberhalten. Alle Kisten raus zum waschen Die Lagerhygiene besteht aus Reinigen und Desinfizieren: Ist das Lager geräumt, wird die Zeit genutzt, es gründlich zu reinigen. Mit Handbesen und Kehrmaschine machen wir zunächst das Lager besenrein, erklärt Rave. Anschließend werden Seiten- und Trennwände, Böden und Lüftungsanlagen mit dem Hochdruckreiniger abgespritzt. Wir reinigen das Lager in einem Rutsch, damit durch aufgewirbelten Staub nicht bereits gereinigte Bereiche erneut verschmutzt werden, so der Kartoffelexperte. Aufwändiger ist das Reinigen der Lagerkisten aus Holz. Sie werden alle auf dem Hof mit dem Hochdruckreiniger abgespritzt. Dies nimmt ein paar Tage in Anspruch. Mögliche Restknollen und anhaftender Dreck werden dabei entfernt. Für die Erhaltungszucht ist dies eine wichtige seuchenhygienische Maßnahme. Denn sogar gesunde, unverletzte Knollen können über Holzkisten infiziert werden, die mit Bakterien oder Pilzen kontaminiert sind. Der Erreger der Bakterienringfäule kann länger als ein halbes Jahr auf den Brettern der Holzkisten überdauern, belegen Versuche der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau. Für die gängige Praxis im Konsumkartoffelanbau hält Rave diesen Aufwand allerdings für zu hoch. Er empfiehlt Betrieben jedoch dringend, zumindest die Kisten, die mit Erwinia und Fusarium belastet sind, gründlich zu reinigen und zu desinfizieren. Auch die Sortieranlage unterziehen wir einmal in der Saison einer Grundreinigung, so Rave. Sie wird mit dem Hochdruckreiniger gewaschen, bis der letzte Krümel runter ist. Regelmäßig desinfizieren Auch Verleseeinrichtungen, Transportbänder und der Gabelstapler werden dieser Prozedur unterzogen. Nach dem Abtrocknen werden Lager, Kisten und Maschinen desinfiziert mit dem einzigen derzeit zugelassenen Mittel Menno Florades. Es wird in einer Konzentration von 2 % mit 0,6 bis 0,8 l Wasser/m 2 ausgebracht. Hierzu eignet sich am besten eine spezielle Desinfektionsspritze, die an einen Wasserschlauch angeschlossen wird. Das Mittel sollte vier Stunden einwirken. 52 top agrar 8/2004

5 Seine Wirkung gegen Pilze, Bakterien und Viren entfaltet es nur in einem ph-bereich von 3 bis 4,5. Auch während der Saison sieht unser Reinigungsplan regelmäßige Arbeiten vor, erklärt Rave. Dazu gehört das tägliche Reinigen der Hauptarbeitswege, möglichst morgens vor Sortierbeginn, um die Staubbelastung gering zu halten. Mindestens alle 14 Tage werden Verleseeinrichtungen und Bänder grob gereinigt und desinfiziert. Das Desinfektionsgerät muss sich möglichst in der Nähe der Sortieranlage befinden, meint Rave. Denn nur wenn der Vorgang einfach ist und flott Das Desinfektionsmittel wird mit einer speziellen Spritze, die an einen Wasserschlauch angeschlossen ist, ausgebracht. geht, wird er auch regelmäßig durchgeführt. Problematischere Partien sollten möglichst abends bzw. vor dem Wochenende aufbereitet werden, damit die Anlage anschließend sofort gereinigt werden kann. Auch die restlichen Maschinen wie Pflanzmaschine, Entsteiner und Kartoffelroder werden gereinigt und desinfiziert, bevor sie von Betrieb zu Betrieb gehen. Entsprechende Vereinbarungen sind mit dem Maschinenring und den Lohnunternehmern getroffen, die 25 bis 30 E pro Wäsche berechnen. Die Verschleppungsgefahr durch überbetrieblich eingesetzte Kartoffel- und Rübenroder hält Rave nicht nur wegen der Nematoden für problematisch. Ein noch größeres Sorgenkind wird für den Kartoffelbau der Kartoffelkrebs, meint er. Die Dauersporen sind 40 bis 50 Jahre lebensfähig im Boden. Hier schlummert eine echte Zeitbombe. Ein Manko ist aus seiner Sicht, dass sich Kartoffelroder mit dem Hochdruckreiniger nicht ausreichend gründlich reinigen lassen. Die Wassermenge ist zu gering, gibt er zu bedenken. Einige Kartoffelbetriebe nutzen daher die Beregnungsanlage, um den Kartoffelroder zu reinigen. Aus seiner Sicht sollten auch die Hersteller bei der Neukonstruktion von Rodern mehr darauf achten, dass sich diese mit vertretbarem Aufwand gründlich reinigen lassen. Mehraufwand von 0,25 bis 0,50 Euro pro dt Die Staubminderung zur Vorbeugung gegen Silberschorf ist uns in der Saison einen zeitlichen Mehraufwand von fünfzehn Minuten pro Tag durchaus wert, erklärt Rave. Die Kosten für die Hygienemaßnahmen betragen laut englischen Untersuchungen je nach Aufwand ca. 0,25 bis 0,50 E/dt. Weniger Verluste, bessere Qualität und Arbeitsbedingungen auf Grund der geringeren Staubbelastung und höhere Lebensdauer der Maschinen wiegen dies aber mehr als auf, ist Rave überzeugt. Hildegard Moritz top agrar 8/