Radon Jahresbericht 2016

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1 Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS LABOR SPIEZ Radon Jahresbericht 2016 des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS Ident-Nr./Vers /01 Aktenzeichen 315-Radon 1/9

2 An wen geht dieser Jahresbericht? C LBA, Thomas Kaiser C Armeelogistikcenter LBA C GS VBS RU, Bruno Locher Leiter armasuisse Immobilien, Martin Stocker Stv. C FUB, Daniel Zuber C Immobilien V, Frieder Fallscheer BAG, Chef Abteilung Strahlenschutz, Sébastien Baechler SUVA, Teamleiter Strahlenschutz, Michel Hammans GL-BABS und C Fachbereiche LS Angaben zum Autor Name Funktion Arbeitgeber Markus Zürcher Chef Kompetenzzentrum Strahlenschutz VBS Bundesamt für Bevölkerungsschutz, LABOR SPIEZ Datum 1. Mai 2017 Ort Spiez Ident-Nr./Vers /01 Aktenzeichen 315-Radon 2/9

3 Sie finden in diesem Jahresbericht folgende Informationen S. 04 Zusammenfassung Kurzübersicht Ergebnisse und deren Bewertungen S. 05 Radon und seine Folgen Gesundheitliche Auswirkungen und Schutzmassnahmen S. 05 Gesetzliche Werte Welche Werte gelten heute, welche in Zukunft? S. 06 Radonsituation in der Schweiz Es herrschen grosse Unterschiede S. 07 Radonmessungen im VBS Ober- und unterirdische Gebäude und Anlagen werden auf Radon kontrolliert S. 08 Die Ergebnisse im Überblick Von wenig bis viel Radon S. 09 Schlusswort Interpretation der Messresultate im VBS Ident-Nr./Vers /01 Aktenzeichen 315-Radon 3/9

4 Zusammenfassung Radon ist ein natürliches, radioaktives Gas und kann in hohen Konzentrationen zu Lungenkrebs führen. Im Auftrag von armasuisse Immobilien hat das LABOR SPIEZ und die LBA im Berichtsjahr 102 Gebäude auf Radonbelastungen geprüft. Die Messzeit beträgt mind. 3 Monate und kann bis über 1 Jahr dauern (abhängig von der jeweiligen Radonkonzentration). Alle Messungen werden mit offiziellen, anerkannten Radonmessmitteln durchgeführt, welche das LABOR SPIEZ zur Verfügung stellt. Für Radongaskonzentrationen im Arbeitsbereich gilt ein über die monatliche Arbeitszeit gemittelter Grenzwert von Bq/m3. Die höchsten Mittelwerte liegen bei Bq/m3 und 898 Bq/m3. Im Berichtsjahr wurden erstmals Stichprobenmessungen in Wasserversorgungsanlagen des VBS durchgeführt. Dabei wurden hohe Radonkonzentrationen bis zu Bq/m3 gemessen. Wasserversorgungsanlagen sind keine Arbeitsplätze mit mehreren Stunden Aufenthalt pro Tag. Dennoch plant das VBS die Messungen auszuweiten und allfällige Massnahmen für Kontrollrundgänge oder Revisionsarbeiten in Wasserversorgungsanlagen zu definieren. Da es sich hier um ein Vorprojekt handelt, werden in diesem Bericht noch keine Werte dazu publiziert. 2'000 1'800 1'600 1'400 1'200 1' Mittelwert (Bq/m3) 1 Anzahl Objekte (Total 102) 18 Anzahl Gebäude <300 Bq/m3 Anzahl Gebäude 300-1'000 Bq/m3 Anzahl Gebäude >1'000 Bq/m3 83 Übersicht Messresultate 2016, Auszug der 10 höchsten Resultate und Verteilung der Radonkonzentration in Gebäuden Ident-Nr./Vers /01 Aktenzeichen 315-Radon 4/9

5 Radon und seine Folgen Was ist Radon? Radon ist ein im Boden entstehendes, natürliches radioaktives Edelgas und entsteht in der Uranzerfallsreihe. Uran ist überall im Untergrund vorhanden. Beim natürlichen Zerfall von Uran entsteht unter anderem Radium und daraus folgt das Radon. Radonatome können weiter zerfallen. Es entstehen Polonium, Bismut und Blei. Diese sogenannten Radonfolgeprodukte sind auch radioaktiv und schweben in der Atemluft. In Innenräumen können sie sich allmählich an Gegenständen, Staubpartikeln und feinsten Schwebeteilchen, sogenannten Aerosolen, anlagern. Je durchlässiger der Untergrund, desto eher kann Radon bis zur Erdoberfläche aufsteigen. Eine hohe Durchlässigkeit finden wir bei feinsten Hohlräumen (Poren), bei grösseren Hohlräumen (Spalten, Klüften, Schutthalden oder in Bergsturzgebieten) und in Karstgebieten oder Höhlensystemen. Durch dichte Tonschichten dringt das Radon kaum hindurch. Lokale Unterschiede sind deshalb sehr ausgeprägt. In der Schweiz befinden sich hohe Radonkonzentrationen in den Alpen und im Jura. Aber auch im Mittelland finden wir vereinzelt hoch belastete Gebäude, denn Radon kann überall vorkommen. Gesundheitliche Auswirkungen In der Schweiz ist Radon für etwa 40% der Strahlenbelastung der Bevölkerung verantwortlich. Radon ist nach dem Rauchen die wichtigste Ursache für Lungenkrebs. Das Lungenkrebsrisiko ist umso grösser, je höher die Radonbelastung in der Atemluft ist und je länger man diese Luft einatmet. Die Radonfolgeprodukte lagern sich auf dem Lungengewebe ab und bestrahlen dieses. Zwischen der Belastung von Atemwegen und Lungengewebe und dem Auftreten von Lungenkrebs können Jahre bis Jahrzehnte vergehen. Schutzmassnahmen Gegen hohe Radonkonzentrationen hilft das häufige Belüften von Räumen. Undichtigkeiten gegenüber dem Erdreich fördern das Eindringen von Radon ins Hausinnere. Kellerräume weisen oft die höchsten Konzentrationen auf. Deshalb ist eine gute Abdichtung von Kellerräumen gegenüber bewohnten Räumen wichtig. Grenzwerte Aufgrund epidemiologischer Studien wurden 1993 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Empfehlungen zu Radongrenzwerten herausgegeben, welche die Schweiz in die Strahlenschutzverordnung von 1994 übernommen hat. Zurzeit gelten in der Schweiz folgende Radongrenzwerte: Wohnbereich Bq/m3 Arbeitsplatz Bq/m3 Zukünftig gilt im VBS ein Referenzwert von 300 Bq/m3 für Arbeitsplätze. In unterirdischen Anlagen, welche als radonexponierte Arbeitsplätze eingestuft werden, gilt ein Schwellenwert von Bq/m3. Basierend auf neuen Studien der letzten Jahre hat die WHO diese Empfehlungen angepasst und empfiehlt, den Wert von 300 Bq/m³ in Räumen mit mehreren Stunden Aufenthalt nicht zu überschreiten und bei Sanierungen, Renovationen sowie in Neubauten ein möglichst tiefes Niveau anzustreben. Die Schweiz wird diesen Wert wiederum in die neue Strahlenschutzverordnung übernehmen, welche ab 2018 in Kraft treten soll. Ab 2018 sind folgende neue Werte vorgesehen: Räume mit mehreren Stunden Aufenthalt Radonexponierter Arbeitsplatz 300 Bq/m3 (Referenzwert) Bq/m3 (Schwellenwert) Ident-Nr./Vers /01 Aktenzeichen 315-Radon 5/9

6 Radonsituation in der Schweiz (Quelle BAG) Die Schweiz ist aus geologischen Gründen besonders von der Radonproblematik betroffen. Die aktuelle Strategie des BAG zum Radonschutz ist im Aktionsplan beschrieben. Gemäss den neuen Erkenntnissen aus den WHO-Studien und unter Berücksichtigung der geologischen und klimatischen Bedingungen in unserem Land ist neu die gesamte Schweiz von der Radonproblematik betroffen. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass Radon in bestehenden Gebäuden aber auch in Neubauten gemessen wird. Eine durchschnittliche Konzentration von 100 Bq/m3 entspricht, relativ gesehen, einer Erhöhung des individuellen Lungenkrebsrisikos während der gesamten Lebensdauer um rund 16%. Nationaler Radonaktionsplan (Auszug) Die neue Situation hat weit reichende Konsequenzen auf alle Punkte des laufenden Programms und bedingt, dass ein Massnahmenpaket zur Umsetzung der sieben folgenden Hauptziele beschlossen wird: Revision der gesetzlichen Bestimmungen Erweiterung der Kenntnisse zur Radonexposition in Wohnräumen Förderung einer Politik des Radonschutzes im Bausektor Berücksichtigung der Radonproblematik bei der Erarbeitung der Energiesanierungsstrategie Einbezug der Radonproblematik in die Ausbildung von Baufachleuten und Förderung geeigneter Lösungen Vermehrte Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Gesundheitsprobleme im Zusammenhang mit Radon Entwicklung von Programmen zu den wissenschaftlichen und technischen Aspekten Durch die neue Risikoeinschätzung und der daraus folgenden Senkung der Grenzwerte wird die Radonkarte Schweiz stark beeinflusst. Ident-Nr./Vers /01 Aktenzeichen 315-Radon 6/9

7 Radonmessungen im VBS Aktivmessung Die Aktivmessung erlaubt eine sofortige Aussage über die momentane Radonbelastung am Messort. Die Messzeit beträgt mindestens eine Stunde. Die aufgezeichneten Werte werden anschliessend ausgelesen und am PC ausgewertet. Passivmessung Um Schwankungen bei den Radonkonzentrationen zu berücksichtigen werden Passivmessungen durchgeführt. Diese dauern in der Regel mind. drei Monate oder können auch über ein Jahr dauern. Die Messungen werden im VBS mit Kernspurdetektoren durchgeführt. Diese beinhalten keine Elektronik und die Messung erfolgt ausschliesslich über sichtbare Spuren, welche das radioaktive Edelgas Radon auf dem Kernspurdetektor hinterlässt. Aktivmessgerät Passivmessgerät Messablauf In der Regel werden pro Objekt zwischen 5 und 10 Kernspurdetektoren ausgelegt. Die Auslegung erfolgt individuell und ist vom jeweiligen Standort abhängig (Grösse und Nutzung). Die Auslegezeit beträgt mind. 3 Monate, kann aber auch über 1 Jahr dauern. Auswertung Nach der Exposition werden die Detektoren eingezogen und der Auswertestelle zugestellt. Diese meldet die Resultate ca. 4 Wochen später elektronisch an die offizielle Radonmessstelle des VBS in Spiez, wo sie anschliessend in einer Datenbank eingetragen werden. LBA und armasuisse Immobilien werden durch das KOMZ Strahlenschutz über die Messresultate informiert. Die Nutzer werden über die Linie über die Resultate informiert. In speziellen Fällen wie z.b. bei erhöhten Werten müssen zusätzliche Aktivmessungen durchgeführt werden. Die Auswertung erfolgt direkt vor Ort und wird mit den Resultaten der Passivmessung verglichen. Zusätzlich werden Abklärungen über die Örtlichkeiten gemacht und Aufenthaltszeiten der Mitarbeiter evaluiert. Ident-Nr./Vers /01 Aktenzeichen 315-Radon 7/9

8 Die Ergebnisse im Überblick Seit 2014 wurden in 507 Gebäuden des VBS die Radonkonzentrationen gemessen. Die folgenden Grafiken enthalten alle im Berichtsjahr gemessenen Gebäude durch die LBA und das KOMZ Strahlenschutz VBS. Die durchschnittliche Auslegedauer der Messmittel betrug 137 Tage pro Gebäude Anzahl Objekte (Total 507) Anzahl Gebäude <300 Bq/m3 Anzahl Gebäude 300-1'000 Bq/m3 Anzahl Gebäude >1'000 Bq/m3 443 Gesamtgrafik über alle seit 2014 gemessenen Ober- und unterirdischen Gebäuden und Anlagen 6'000 5'000 4'000 3'000 2'000 1'000 0 Mittelwert (Bq/m3) Minimum (Bq/m3) Maximum (Bq/m3) Auszug mit den 10 höchst belasteten Ober- und unterirdischen Gebäuden und Anlagen im VBS Ident-Nr./Vers /01 Aktenzeichen 315-Radon 8/9

9 ALC-Grolley ALC Hinwil ALC Mt. Ceneri ALC Othmarsingen Anzahl gemessene Gebäude in 2016 ALC Thun Durch die Armeelogistikcenter der LBA gemessener Anteil an Ober- und unterirdischen Gebäuden und Anlagen im VBS Schlusswort Im Berichtsjahr wurde unter Berücksichtigung der Aufenthaltszeit kein Grenzwert am Arbeitsplatz überschritten. Die zur Radonmessung bestimmten Objekte im VBS belaufen sich auf ca Gebäude. Diese sind von unterschiedlicher Grösse und Komplexität für die Radonmessung. Von den bisher erfassten Messungen mit 532 Objekten (alle Messungen bis April 2017) weisen 140 Objekte einen Wert über 300 Bq/m3 auf. Davon sind 38 Objekte über Bq/m3 und 9 Objekte über Bq/m3. Wir gehen davon aus, dass sich der Sanierungsaufwand bei den 140 Objekten in Grenzen hält, da meistens über eine erhöhte Frischluftzufuhr der Radongehalt stark gesenkt werden kann. Mit Stichprobenmessungen in Wasserversorgungsanlagen des VBS wurde 2016 festgestellt, dass sehr hohe Radonbelastungen (mehrere Bq/m3 möglich) entstehen können. Zurzeit prüft das VBS weitere Messungen sowie allfällige Massnahmen für Kontrollrundgänge des Personals. Das Kompetenzzentrum Strahlenschutz VBS dankt allen Personen ganz herzlich für die Unterstützung bei den Radonmessungen. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Gesundheitsschutz der Mitarbeitenden des VBS. Spiez, 1. Mai 2017 Bundesamt für Bevölkerungsschutz LABOR SPIEZ Kompetenzzentrum Strahlenschutz VBS Markus Zürcher Ident-Nr./Vers /01 Aktenzeichen 315-Radon 9/9