doppeltest Cannondale Claymore

Transkript

1 Test Claymore Genius LT doppeltest Mit Federweg satt, schlankem Gewicht und variablen Fahrwerken garantieren und ein breites Einsatzgebiet. Doch was können die neuen Wunder-Bikes wirklich? Ein Vergleich. Mit 180 Millimetern Federweg überall zu Hause? Dank Fahrwerksverstellung geben sich Claymore und Genius LT vielseitig. Wartezeiten sind in der Bike-Branche nichts Neues. Wenn aber zwischen der Präsentation und der Auslieferung eines Bikes ein sattes Jahr liegt, verwundert das schon. Umso mehr fieberten wir nach den Produktionsproblemen dem ersten fahrbaren Claymore entgegen. Genauer gesagt dem mittleren Modell für 3799 Euro. Der von sogenannte Overmountain -Spaß beginnt bei 2999 Euro und endet bei 5499 Euro. Bis auf die Farbe haben alle drei Modelle den gleichen Oversize-Alu-Rahmen. Als würdiger Gegner in diesem großkalibrigen Duell drängte sich das Genius LT 30 für 3599 Euro geradezu auf. Eine Begegnung auf Augenhöhe. Spricht man über gut pedalierbare Bikes mit 180 Millimetern und mehr Federweg, muss man der Vollständigkeit halber auch ein Liteville 901 nennen, das diese Gattung ins Leben rief. Die Option eines vom Lenker aus effektiv verstellbaren Dämpfers bzw. Fahrwerks jedoch bleibt in dieser Federwegsklasse exklusiv und neuerdings vorbehalten. Ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Neben dem Pullshock-Dämpfer mit Remote-Verstelloption, gibt es weitere Parallelen zu entdecken. Wenn wundert s? Während das Claymore als Produkt aus Peter Denks Neu Engagement bei stammt, basiert die langhubige LT-Version auf dem 150er-Genius. Das entsprang ebenfalls der Feder von Denk, als er seine Brötchen noch als Chefentwickler bei verdiente. Umso spannender die Frage: Welches Konzept hat mehr Potenzial? Rein optisch kommt der Claymore-Rahmen mit fetten hydrogeformten 74 BIKE 8/10

2 Remote Fahrwerksverstellung Die Funktionsweise ist bei beiden Bikes identisch. Zum Klettern wird über einen Remote-Hebel am Lenker das Luftvolumen der Zweikammer-Dämpfer halbiert. Dadurch arbeitet der Hinterbau deutlich straffer und sackt weniger ein das sorgt für weniger SAG und eine steilere Klettergeometrie. Während mit seinem Twin-Loc-Hebel in einer weiteren Position gleichzeitig noch Gabel und Dämpfer blockieren kann, begnügt sich das Claymore mit dem strafferen Elevate-Modus nur für den Dämpfer. Rahmenkonstruktion Das Claymore besticht durch eine wuchtige Oversize- Bauweise mit durchgängigem 1,5-Zoll-Steuerrohr und aufwändigem Hydroforming. Dagegen wirkt das fast zierlich. platziert die Wippe und den dreckgeschützten Dämpfer zu Gunsten der Steifigkeit ins vordere Rahmendreieck, vor das Sitzrohr. Die Nachteile: Der Sattel ist nur etwa neun Zentimeter versenkbar, der Reifen touchiert beim vollen Einfedern das Sitzrohr und der Platz für den Flaschenhalter fällt weg. Hinterbau Beide Firmen setzen auf ein Eingelenker-System mit mehrgelenkiger Abstützung. Gemeinsamkeiten gibt es auch bei der Wahl der 142-x-12-Millimeter-Steckachse und den dreidimensional ausgeformten, hohlen Ausfallenden. verwendet zusätzlich für noch mehr Steifigkeit ein Lagerpaar pro Seite. Während der Bremskörper beim Genius LT integriert im Rahmendreieck sitzt und auch 203-Millimeter-Scheiben aufnehmen kann, ist beim Claymore der Platz zur Kettenstrebe für eine große Scheibe zu knapp bemessen. Fotos: C. Stewart, D. Simon Dämpfer vertraut beim Dyad-Federbein auf die Künste von Fox, entwickelte den Equalizer- Dämpfer zusammen mit DT Swiss. Beides sind Pullshock-Dämpfer sie werden beim Einfedern auseinandergezogen. Neben der kompakten Bauform, dreckgeschützten Kolbenstange und günstiger Zugbelastung sind beides Spezialanfertigungen. Ein schneller Austausch mit einem gängigen Standarddämpfer ist nicht möglich. Über die Dämpferaufnahme ist bei beiden Bikes die Geometrie verstellbar. 8/11 BIKE 75

3 Test Mehr Sicherheit und Komfort. Die langen Fahrwerke sind klassischen Enduros mit 160 mm Federweg klar überlegen. Rohren deutlich brachialer daher. Gegen den Trend zum Taper-Steuerrohr setzt auf einen durchgängigen 1,5-Zoll-Schaft für eine steife Oberrohr- und Vorbau anbindung. Die solide Optik macht sich auch auf der Waage bemerkbar. Der -Rahmen ist rund 220 Gramm, der Dämpfer nochmals 115 Gramm leichter. Umso erstaunlicher ist die leicht höhere Steifigkeit des Genius-LT-Rahmens und der damit eindeutig höhere STW-Wert. Da wir die Torsionssteifigkeit über den kompletten Rahmen hinweg messen, muss der Flex beim soliden Hauptrahmen des Claymores vom Hinterbau stammen. Bevor es zum Testen geht, rüsten wir beim Claymore eine Teleskop-Stütze nach. Durch den Knick im Sitzrohr lässt sich eine normale Stütze nicht tief genug versenken. Der erste Showdown im Bikepark Willingen. Trotz identischer Medium-Rahmengröße fällt das Claymore deutlich kürzer aus. Man sitzt aufrecht, gedrungen, dafür bietet der breitere Lenker mehr Kontrolle als beim. Beide Bikes fliegen mit Leichtigkeit über die ersten Tables. Die Landung wird vom Schlagen der Ketten untermalt beiden Bikes fehlt eine Kettenführung. Ein No-go in dieser Federwegsklasse. Die ersten Brechsand-Anlieger sorgen beim Claymore für Ernüchterung. Die Front ist definitiv zu hoch. Nur mit viel Körpereinsatz kommt genug Druck aufs Vorderrad. Der Niveau-Unterschied vom Tretlager bis zur Oberkante des Steuerrohrs (Stack) ist beim Claymore um satte 25 Millimeter größer als beim. Zusätzlich verstärkt die extra hohe Steuersatz-Abschlusskappe beim das stelzige Gefühl. Ein gedrehter Vorbau und eine niedrigere Kappe bringen etwas Linderung. Im Mittelteil der Strecke geht es auf den Logride mit abschließendem Drop. Durch die hohe Front und den hinten liegenden Schwerpunkt lupft man das Foto: Colin Stewart

4 wichtige werte im vergleich Gleicher Federweg aber Unterschiede bei der Steifigkeit und im Gewicht. Bereits die Alu-Version des Genius LT hat hier die Nase leicht vorn. GEWICHT STEIFIGKEIT FEDERWEG Rahmen plus dämpfer 3717 Gramm 3378 Gramm Absolut, stw 69,8 Nm/ 75,9 Nm/ 18,8 Nm/ /kg 22,5 Nm/ /kg vorne, hinten 143 mm 134 mm 104 mm 118 mm 181 mm 177 mm 183 mm 186 mm herstellerangaben Claymore 2 genius lt 30 allgemeine infos material/grössen Alu/S/M/L/XL Alu/S/M/L preis 3799 Euro 3599 Euro bike-messdaten gewicht ohne pedale 14,3 kg 14,35 kg lenk-/sitzrohrwinkel 65,5; 66,6º/71,5; 72,5º 64,9; 65,5º/75,2; 75,8º vorbau-/oberrohrlänge 60 mm/581 mm 60 mm/570 mm radstand/tretlagerhöhe 1138 mm/345 mm 1154 mm/357 mm federweg VO./HI. 143, 181 mm/104, 183 mm 134, 177 mm/118, 186 mm Übersetzung/Lenkerbreite 39/27, 11-36; 740 mm 42/32/24, 11-36; 700 mm ausstattung gabel/dämpfer Fox Talas R/Fox DYAD RT2 Rock Shox Lyrik RLR/ Equalizer 3 kurbeln/schaltung FSA Afterburner/Shimano SLX, XT Shimano XT/SRAM X9,Shimano SLX bremsanlage/disc-ø VO./HI. Avid Elixir CR/203/185 mm Avid Elixir 5/203/185 mm laufräder EiNsatzbereich Sun Ringle Charger Pro-Systemlaufräder, Schwalbe Fat Albert 2,4-Reifen BIKE-Urteil¹ sehr gut (115,75) sehr gut (120) Im langen Federweg verläuft die Kennlinie des Claymore- Hinterbaus minimal steiler. Beide könnte jedoch etwas mehr Endprogression vertragen. Im Klettermodus arbeiten beide deutlich straffer. All Mountain Enduro freeride Federkennlinien: vorne hinten. N mm 104 mm 143 mm mm mm Alex Rims AM 44-Felgen, / SRAM X9-Naben, Schwalbe Fat Albert 2,4-Reifen All Mountain Enduro freeride Federkennlinien: vorne hinten. N mm mm 118 mm mm ¹Das BIKE-Urteil ist preisunabhängig. BIKE-Urteile: super ( P.), sehr gut (124, P.), gut (109,75-90 P.), befriedigend (89,75-65 P.), mit Schwächen, ungenügend. mm Vorderrad des Claymores wie von alleine. Auch Manuals gelingen mit wenig Körpereinsatz. An harten, stumpfen Landungen fehlt es beiden Hinterbauten mit ihren flach verlaufenden Kennlinien etwas an Progression. Während sich der maximale Federweg beim Genius LT mit einem lauten Klacken im Dämpfer bemerkbar macht, touchiert der Hinterreifen leicht das Sitzrohr am Claymore. Runde zwei: Touren-Einsatz am Tegernsee. Ein breiter Schotterweg mit rund 500 Höhenmetern und anschließendem Steilstück führt zur Neureuth- Alm. Selbst bei offenem Dämpfer wippen beide Fahrwerke nur wenig und arbeiten antriebsneutral. Ein kurzer Dreh zur Absenkung der Gabel und ein Klick am Lenkerhebel lassen die Dämpfer im Elevatebzw. Traction-Control-Modus erstraffen. Äußerst wirkungsvoll und ohne lästiges Wegsacken. Genial. Eine weitere Stufe zum Lockout von Gabel und Dämpfer bietet nur. Dafür arbeitet der Claymore-Hinterbau im Klettermodus ohnehin etwas straffer als der des s, verliert aber auch mehr Grip auf Steinen und Wurzeln. Wegen der kurzen Sitzposition mit hohem Cockpit und dem flacheren Sitzwinkel steigt das Vorderrad am Claymore deutlich früher, während das Genius LT noch sicher auf Uphill-Kurs liegt und auch die letzte Rampe vor dem Gipfel schafft. Bergab werden die Karten neu gemischt. Auf dem anschließenden Wurzel-Stakkato fühlt sich der Claymore-Hinterbau insgesamt etwas satter an und arbeitet feinfühliger. FAZIT Wer wird mit welchem Langhuber glücklich? Wer bergaborientiertes Biken liebt und auch öfters im Park fährt, sollte zum soliden und eher abfahrtslastigen Claymore greifen. Biker, die in erster Linie Federwegs reserven auf selbst erklommenen Trails benötigen, finden im Genius LT eindeutig das vielseitigere und stimmigere Bike. Das Premium GPS-Tourenportal Interaktiver Tourenplaner für alle Biker Aktuelle und perfekt gepflegte GPS Daten RichTrack, Roadbook und Höhenprofil in einer Datei Vorteilhafte RichTrack Software Basic kostenlos Daten übertragbar auf Garmin, VDO, MyNav, Xplova

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