Geschrieben von: Administrator Freitag, den 08. Oktober 2010 um 10:09 Uhr - Aktualisiert Freitag, den 08. Oktober 2010 um 11:25 Uhr

Transkript

1 Die Bremswege bei Schnee sind kürzer Winterreifen Anmerkung zu rechtlichen Diskussion - was ist ein Winterreifen? Der Text der StVO 2, in dem die Rede von geeigneter Bereifung ist, ist den Gerichten offensichtlich zu vage. Nun müssen die Verkehrspolitiker den Text neu und vor allem präziser formulieren. Die Bezeichnung M+S auf Reifen reicht offensichtlich nicht aus, da auch billige Reifen für Geländewagen und für Geländezwecke aus Fernost produziert werden, mit der Bezeichnung M+S, die offensichtlich nicht geeignet für den Winter sind. Daher ist jetzt im Gespräch, das Symbol der Schneeflocke auf Reifen vorzuschreiben. Auch der Begriff "winterliche Straßenverhältnisse" müsste noch präziser definiert werden: Schnee und/ oder Eis auf der Straße, oder schon trocken und kalt? Unterrichtsgespräch: Zu Beginn eine Geschichte zur Diskussion: Pkw-Fahrer Schmidt ist im Winter mit Sommerreifen unterwegs, in der Stadt. Die großen Straßen sind zwar geräumt, jedoch die kleinen Wohnstraßen sind noch verschneit. An einer Wohnstraßenkreuzung kommt Pkw-Fahrer Otto von links, Schmidt kommt von rechts. Weil sie beide für die Verhältnisse etwas zu schnell fahren und weil die Fahrbahn im Kreuzungsbereich glatt gefahren ist, kommt es auf der Kreuzung leider zum Crash - Blechschaden. Schmidt hat einen Schaden in Höhe von Fragen: Wer ist schuld an dem Unfall? Bekommt Schmidt seinen Schaden von der anderen Haftpflichtversicherung ersetzt? 1 / 6

2 Antwort:: Teilschuld Schnee ein hätte können. Schmidt Winterreifen Verwarnungsgeld. den nur Nun auf Die Schaden trägt mit einem wären kann Hauptschuld aber geeigneten es großen da durch auch zum Er weitaus muss den Fahrer am Gutachterstreit Teil Reifen, Unfall Einsatz sich seines billiger Schmidt. von sprich trägt gekommen von Schadens Ottos Pkw-Fahrer kommen. Winterreifen, Denn Haftpflichtversicherung sitzen und hätte Mit Otto. hätten verkleinern fahren bleiben. großer nach Er ihm dürfen. muss Wahrscheinlichkeit Das 2 viel StVO, oder Bußgeld ist Ärger Er vorhalten bitter sogar bezahlt Abs. erspart. für bezahlen. 3a ausschließen lassen, ihn. mindestens bei wirdemeine er Rechtliche Hinweise: 2 StVO Geschwindigkeit, Abs. 3a: "(3a) Bei Kraftfahrzeugen ist die Ausrüstung an die Wetterverhältnisse anzupassen. Hierzu gehören insbesondere eine geeignete Bereifung und Frostschutzmittel in der Scheibenwaschanlage. Wer ein kennzeichnungspflichtiges Fahrzeug mit gefährlichen Gütern führt, muss bei einer Sichtweite unter 50 m, bei Schneeglätte oder Glatteis jede Gefährdung anderer ausschließen und wenn nötig den nächsten geeigneten Platz zum Parken aufsuchen." Dieser Paragraph der StVO ist am in Kraft getreten. Danach muss vor Wintereinbruch ausreichend Frostschutzmittel in die Scheibenwaschanlage eingefüllt sein. Außerdem muss die Bereifung an die Wetterverhältnisse angepasst werden. Mit dieser Aussage hat sich der Verordnungsgeber etwas vage ausgedrückt. Was ist eine "geeignete" Bereifung bei welchen Wetterverhältnissen, welche Reifensorte ist bei bestimmtem Wetter die beste? Nun ist der Kraftfahrer darauf angewiesen, sich durch Lektüre von Tests von Fachzeitschriften oder der Stifung Warentest oder der Automobilverbände klug zu machen. 2, Abs. 3a wird ergänzt durch Änderung des Verwarnungs- und Bußgeldkatalogs: Wer mit ungeeigneten Reifen auf schnee- oder eisbedeckten Straßen fährt, riskiert ein Verwarnungsgeld von 20 und sogar ein Bußgeld von 40 sowie einem Punkt im Verkehrszentralregister bei Verkehrsbehinderung. Die Verwendung von Schneeketten ist keine "geeignete Bereifung". Winterbereifung/Scheibenwaschanlage: Zum tritt 2 Abs. 3 a StVO in Kraft. Danach ist die Fahrzeugausrüstung an die Wetterverhältnisse anzupassen; die Bereifung muss geeignet sein, und in die Scheibenwaschanlage muss ausreichend Frostschutzmittel eingefüllt sein. Welche Reifensorte für welches Wetter geboten ist, beantwortet die StVO nicht. Entscheidungshilfen bieten Testergebnisse von anerkannten Prüfinstituten, wie der Stiftung Warentest oder des ADAC. Kraftfahrzeuge mit ungeeigneten Reifen dürfen bei winterlichen Straßenverhältnissen nicht mehr fahren. Dies gilt nicht nur für den Fahrtantritt, sondern auch für die Weiterfahrt bei 2 / 6

3 plötzlicher Änderung der Straßenverhältnisse. Wer mit ungeeigneten Reifen auf schnee- oder eisbedeckten Straßen fährt, riskiert ein Verwarnungsgeld von 20 und sogar ein Bußgeld von 40 sowie einem Punkt im Verkehrszentralregister bei Verkehrsbehinderung. Die Verwendung von Schneeketten oder Anfahrhilfen auf Sommerreifen ist keine "geeignete Bereifung". "Geeignete Reifen" wären eigentlich M + S-Reifen. Leider ist die Bezeichnung "M + S" nicht geschützt, So könnten auch Reifenhersteller, die Reifen ohne die Eigenschaften von Winterreifen produzieren, diesen die Bezeichnung "M + S" geben. Besser dafür würde sich das Zeichen einer Schneeflocke in einem Berg eignen, das in der US-Reifenindustrie gebräuchlich ist. Reifen mit Schneeflocke müssen ganz bestimmte Voraussetzungen bei der Traktion unter Schneebedingungen erfüllen. Auch Ganzjahresreifen gehören zu den geeigneten Reifen. Und schließlich sind auch "winterlichen Straßenverhältnisse" noch genauer zu bestimmen: Auf jeden Fall Schnee, Schneematsch oder Eis auf der Straße. Bei trockener Fahrbahn und bei Nässe greift an sich der Sommerreifen besser. Allerdings verliert er seine Reibung mit zunehmender Kälte, da die Gummimischung nicht weich genug ist. Hier müssten noch die Fachleute für genauere Nachweise sorgen. Unter 7 Grad verhärtet sich die Lauffläche des Sommerreifens zunehmend, so dass auch Bremsen auf trockener Fahrbahn immer schlechtere Reibwerte erbringt. Bildhinweise/ M + S-Reifen (Winterreifen), Lauffläche und Profil: Die Abkürzung M + S bedeutet "Matsch und Schnee". Winterreifen sind Reifen, die in besonderen Witterungssituationen im Winter bessere Reibwerte erbringen. Dazu gehören - Kälte - Matsch und Schlamm - Schnee und Eis Nicht so gut geeignet sind sie für trockene Fahrbahn, für Nässe und im Sommer. Sommerreifen dagegen sind gut geeignet für die meisten Jahreszeiten (außer bei Kälteeinbruch und bei grobem Matsch und Schlamm) und für Nässe. Winterreifen haben ein grobstolliges Blockprofil und viele, sehr fein geschnittene Lamellen. Die Lamellen auf diesem Winterreifen verlaufen in Querrichtung. Mit dem grobstolligen Blockprofil kann sich dieser Winterreifen gut durch Matsch und Schlamm wühlen. Die feinen Lamellen in 3 / 6

4 Querrichtung dienen zum Stabilisieren beim Anfahren und beim Bremsen. Sie können sich gut mit der im Winter oft glatten Fahrbahnoberfläche (Schnee, Eis) verzahnen. Wichtig: Winterreifen können ihre guten Reibwerte nur bei einem Mindestprofil von 4 mm und mehr erbringen! Die Gummimischung der Lauffläche ist weicher als bei Sommerreifen. Sie verhärtet dadurch bei Kälte nicht so schnell wie die Lauffläche von Sommerreifen und kann sich bei Schnee und Eis und Matsch auf der Fahrbahn besser an die Fahrbahn-Oberfläche anpassen und bessere Reibwerte erbringen als die Lauffläche von Sommerreifen. Ab 7 Grad plus und weniger sollten besser Winterreifen benutzt werden! Eine leicht zu merkende Formel für den Einsatz von Winterreifen sind die beide Os: Oktober - Ostern. Durch ihre weichere Gummimischung radieren Winterreifen auf trockener Fahrbahn leichter ihren Laufbelag ab als Sommerreifen. Um die Fahrstabilität zu erhöhen, sollten Winterreifen mit einem um 0,2 Bar erhöhten Luftdruck gefahren werden. Achtung: Viele Winterreifen sind laufrichtungsgebunden (durch einen Pfeil in Laufrichtung seitlich angezeigt)! Sommerreifen erreichen im Winter schlechte Reibwerte, da ihre Gummimischung bei schneeglatter Oberfläche nicht genug Reibung erbringt und überdies durch die Kälte immer mehr verhärtet. Ein Bremswegvergleich zwischen Sommer- und Winterreifen auf Schnee, Ausgangstempo 80 km/h, ergibt folgende Werte für den Bremsweg: Winterreifen: 70 m Sommerreifen: 112 m (+ 42 m!) Unterschreitet die für montierte Winterreifen geltende Höchstgeschwindigkeit die in den Fahrzeugpapieren ausgewiesenen Höchstgeschwindigkeit des Kfz, dann muss dies durch eine Plakette im Blickfeld des Fahrers angezeigt werden. Einen Kompromiss aus Winter- und Sommerreifen stellt der Ganzjahresreifen dar. Er soll im Winter und im Sommer, bei trockener, nasser, verschneiter oder vereister Fahrbahn gut greifen. Vorteil: Das Reifenwechseln in der Übergangsjahreszeit entfällt. Nachteil: Der Ganzjahresreifen bleibt ein Kompromiss, er kann nie so gute Haftwerte erbringen wie Sommerbzw. Winterreifen. Verhalten/ Fragen und Antworten: - Mein Wagen mit Sommerreifen steht im Winter geparkt am Fahrbahnrand. Es schneit. Muss ich Verwarnungsgeld bezahlen? 4 / 6

5 Nein. Wenn Sie Ihren Wagen mit Sommerreifen im Winter bei Schneefall nicht bewegen, riskieren Sie gar nichts. - Es herrscht eine Temperatur von 5 Grad plus, die Fahrbahn ist trocken. Ich fahre mit meinem Wagen mit Sommerreifen. Muss ich Verwarnungsgeld bezahlen? Nein. Wenn es während Ihrer Fahrt schneit, müssen Sie den Wagen am Fahrbahnrand stehen lassen. Ees wäre besser, den Wagen auf Winterreifen umzurüsten. - Bin ich mit M +S-Reifen auf jeden Fall sicher? Auf jeden Fall nicht. Leider haben die Chinesen billige Geländewagenreifen mit der Bezeichnung M + S auf den Markt geworfen. Diese haben zwar ein grobstolliges Profil, aber keine Lamellen. Damit sind Sie bei Winterfahrt, d.h. bei Schnee oder Eis, nicht sicher. Aber auch mit echten Winterreifen sind Sie nicht sicher. Denn entscheidend im Winter ist immer noch die Fahrweise - langsamer, vorsichtig. - Da die Bezeichnung M + S nicht geschützt ist - was kann die Polizei überhaupt kontrollieren? Die Bezeichnung M + S ist schon in den meisten Fällen aussagekräftig. Die Polizei kann überdies das Vorhandensein von Lamellen und die Profiltiefe kontrollieren. - Riskiere ich mit Ganzjahresreifen ein Verwarnungs- oder Bußgeld? Nein, damit können Sie das ganze Jahr, bei jeder Witterung, fahren. - Ich fahre im heißen Sommer auf trockener Fahrbahn oder in der warmen Jahreszeit bei Regen mit Winterreifen. Kann ich ein Verwarnungsgeld erhalten? Darüber müssen die Behörden bzw. die Gerichte noch nachdenken. Es heißt ja im Text der Verordnung, dass die Bereifung an die Wetterverhältnisse anzupassen ist. Der Winterreifen ist aber dem Sommerreifen bei Wärme, trockener Fahrbahn und Regen eindeutig unterlegen. Dazu kommt noch, dass der Winterreifen sich auf warmer, trockener Fahrbahn durch seine weiche Lauffläche sehr schnell abrubbelt. Damit haben Sie noch einen wirtschaftlichen Nachteil. - Riskiere ich Nachteile in Bezug auf die Versicherung, wenn ich im Winter mit Sommerreifen fahre? Ja. Die Kaskoversicherung könnte sich bei einem Unfall weigern, Ihren eigenen Schaden zu bezahlen. Und die Haftpflichtversicherung der gegnerischen Partei könnte Ihnen bei einem Unfall kräftige Abstriche an Ihren Forderungen machen. - Soll ich beim Wechsel auf Winterreifen gleich komplette Räder (Felgen und Reifen) kaufen oder genügt es, die alten ab- und die neuen aufzumontieren? Es empfiehlt sich dringend, gleich ganze Radsätze zu kaufen und nicht ab- und aufzumontieren. Denn das schadet den Reifen. Sie fahren auf die Dauer günstiger, wenn Sie gleich einen kompletten Radsatz kaufen. - Was mache ich mit den nicht gebrauchten Radsätzen? Im Keller einlagern, bei kühler Luft und Dunkelheit, breit aufeinanderstapeln. Oder in einen sogenannten Felgenbaum hängen. Es gibt aber auch Händler, die die Lagerung und den Austausch gegen ein kleines Entgelt, versteht sich, vornehmen. Wer schon einmal vier Reifen in den Keller rauf und runter geschleppt hat, wird die Händler-Variante bevorzugen. 5 / 6

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