Warum nicht mal Bocholt?
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- Benjamin Hermann
- vor 6 Jahren
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Transkript
1 Warum nicht mal Bocholt? Bocholt? Wo liegt das denn? Und warum wollen wir ausgerechnet dahin fahren? So oder ähnlich war ein Teil der Reaktionen im ADFC Werne, als Bocholt als mögliches Ziel der Mehrtagestour 2009 ins Auge gefasst wurde. Nach Erläuterung der von Bocholt aus erreichbaren Ziele, fand sich dann doch eine Mehrheit für diese Tour, die - ein Novum für den ADFC Werne - als "Streckentour mit Gepäck" konzipiert wurde. Die relativ geringe Entfernung von Werne nach Bocholt (ca. 100 km über die Landstraße) und die Eisenbahnanbindung ermöglichten es einigen Tourteilnehmern mit dem Auto (und reichlichem Gepäck) nach Bocholt zu fahren. Andere fuhren wegen Terminnöten früher ab, dafür kamen zwei Berufstätige erst zum Fronleichnamswochenende nach. Die Hinfahrt begann in bester Stimmung mit einer ausgiebigen Verabschiedung auf dem Marktplatz in Werne, wo mehr Abschied nehmende Angehörige als aktive Radler auftraten. Bis zum Nachmittag hatten wir eine kühle aber trockene Fahrt, dann holte uns das angekündigte Regengebiet ab und begleitete uns bis zur ersten Station in Wulfen. Wir wurden alle gut durchgefeuchtet, was aber der Stimmung keinen Abbruch tat. Die gastronomische Versorgung (mit Kaffee, Abendessen und Frühstück) war hervorragend, so dass wir am zweiten Tag bei strahlendem Sonnenschein nach der Fahrt durch die wunderschöne münsterländische Parklandschaft vorbei an der Herrlichkeit Schloss Lembeck und Schloss Raesfeld viel zu früh in Bocholt ankamen. Glücklicherweise direkt am Aasee, wo uns bei Kaffee und großen Tortenstücken die Zeit nicht lang wurde.
2 Als wir danach unser Quartier beziehen konnten, gab es zum gehobenen Jugendherbergsstandard im "Europa Institut" einige kritische Kommentare, vor allem wegen fehlender Fernseher auf den Zimmern. Für die nächsten fünf Tage standen Sternfahrten von Bocholt aus auf dem Programm. Am 1. Tag fuhren wir nach einer ausgefallenen Stadtführung der Führer erwartete uns am falschen Rathaus - ins holländische Dinxperlo, dessen Grenze zum deutschen Suderwick mitten auf der Straße verläuft. Am Dienstag radelten wir wieder über die Grüne Grenze nach Winterswijk. Auf dem Rückweg kamen wir erst an den "Italiaanse Meren" (italienischen Seen) vorbei, dann wurde in Rhede die Pralinenmanufaktur besichtigt und vor allem der dortige Werksverkauf gestürmt.
3 Mittwoch stand Kalkar auf dem Programm. Über Rees ging's zur Rheinbrücke und dann entlang des Rheindamms nach Kalkar, wo uns leider auf den letzten Metern ein Regenschauer erwischte. Gestärkt von der Jause in einem Café gegenüber vom historischen Rathaus fuhren wir weiter zum Standort des geplanten Schnellen Brüters, der als "Kernwasser Wunderland" eine relativ umweltfreundliche und kommerziell sehr erfolgreiche zweite Blüte erlebt. Die Fähre von Grieth nach Grietherort brachte uns über den Rhein, danach wurde auf dem letzten Stück vor Bocholt mal wieder unsere Regenfestigkeit geprüft Donnerstag fuhren wir erst nach Wesel, dann durch das Naturschutzgebiet Bislicher Insel nach Xanten. Die Stadt war voll - es war Fronleichnamskirmes, mit den Rädern etwas mühsam, aber am sechsten Tag unserer Tour war Gelassenheit unsere vorherrschende Einstellung. Auf dem Rückweg galt wieder "ADFC auf dem Rhein": Die Fähre "Keer 'tröch" brachte uns von Xanten nach Wesel-Bislich. In Hamminkeln erleichterten uns vor einem Café dicke Regenwolken die Entscheidung für eine kalorienreiche Zwischenmahlzeit; leider hatten sie sich während unserer Pause bei weitem nicht vollständig entleert, so dass wir die ganze letzte Stunde im Regen fahren mussten und pitschnass in Bocholt ankamen.
4 Freitag gab's Kulturprogramm: Morgens Richtung Dingden in den Konstantinsforst, wo in den letzten Jahren ein Lehrpfad zur Entwicklung der westfälischen Kulturlandschaft eingerichtet wurde. Der (Irr-)Weg von der mittelalterlichen Waldweide bis zur quasiindustriellen Großfelderwirtschaft wird dort anschaulich dargestellt. Nach dem Pfannkuchenessen beim Vennebauer erwartete uns in Bocholt eine interessante Führung durchs Textilmuseum. Durch die Textilindustrie war Bocholt im 18. und 19. Jahrhundert reich geworden, was an vielen alten Villen noch heute zu ahnen ist. Nach fünf Tagen Sternfahrten mussten wir uns wieder auf den Weg Richtung Werne machen. Bei wunderschönem Sonnenschein erreichten wir unsere Station in Dülmen, nicht ohne vorher im Merfelder Bruch die Wildpferde bewundert zu haben. Die letzte Etappe über Lüdinghausen nach Werne wurde noch einmal etwas feucht aber bis zum Schluss hielt sich die tolle Stimmung.
5 Wer von Anfang bis Ende dabei war, hatte 511 km mehr auf dem Tacho. Wir hatten zwar vier Tage mit mehr oder weniger intensivem Regen aber das ist, wie wir alle wissen, nur eine Frage der passenden Bekleidung. Bocholt selbst beeindruckte uns nicht nur mit seinem historischen Rathaus und der gut ausgebauten Kneipeninfrastruktur sondern vor allem mit seinen wunderbaren und gut durchdachten Radwegen. Nach fünf Tagen wussten wir alle, warum Bocholt 2005 zur fahrradfreundlichsten Stadt in NRW gewählt wurde! Die Fotos von Bocholter Kreuzungen haben inzwischen zur Anregung auch ihren Weg zu den für den Radverkehr in Werne Verantwortlichen gefunden Peter Böhm ADFC Werne an der Lippe Mehrtagestour 06. Juni bis 14.Juni 2009
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