Praktikumsbericht Katharina Erbes
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- Johann Fried
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1 Praktikumsbericht Katharina Erbes Deutsch-Tunesische Industrie- und Handelskammer (AHK Tunesien), DEinternational, Kompetenzfeld Industrie, Energie & Umwelt 01. August Oktober 2015 Betreuung durch: Dr. Makram Ben Hamida, Projektmanager Industrie, Energie & Umwelt
2 1. Persönliche Motivation, Bewerbungsphase und Vorbereitung Zurzeit absolviere ich den Masterstudiengang Interkulturelle Kommunikation und Europastudien an der Hochschule Fulda. Die Studienordnung sieht für die vorlesungsfreie Zeit zwischen dem zweiten und dritten Fachsemester eine mindestens zehnwöchige Praxisphase außerhalb des Heimatlandes vor. Demzufolge begann ich, mich ab Beginn des Jahres 2015 nach einem geeigneten Praktikumsplatz umzusehen. Wie sich herausstellte, war das kein einfaches Unterfangen und erforderte Durchhaltevermögen. Im späten Frühjahr wurde ich dann durch den Hinweis eines Bekannten auf die Deutsch-Tunesische Industrieund Handelskammer (AHK Tunesien) aufmerksam. Ich sah mir die Webseite an, vor allem die Informationen über die Praktika bei der AHK. Die dort geschilderten Aufgaben klangen interessant und vielfältig und den veröffentlichten Berichten konnte ich entnehmen, dass die Praktikanten größtenteils selbstständig arbeiten, was mir beides wichtig war. Zudem kenne ich einige ehemalige Praktikanten verschiedener AHKs, die alle zufrieden mit ihrer Stelle waren, was meinen positiven Eindruck unterstützte. Weitere Aspekte, die zu meiner Entscheidung, mich für ein Praktikum bei der Deutsch-Tunesischen Industrie- und Handelskammer zu bewerben, beitrugen, waren die Tätigkeit im internationalen Umfeld, das interkulturelle Team sowie die Arbeitssprachen. Ich habe im Bachelor Englisch und Französisch studiert, mein Masterstudiengang ist bilingual Deutsch Englisch. Dementsprechend freute ich mich über die Möglichkeit, mein Französisch wieder aktiv nutzen und weiter ausbauen zu können. Tunesien war für mich auch aus interkultureller Sicht sehr interessant. Meine vorherigen Auslandserfahrungen hatte ich ausschließlich in westlichen Kulturen (Neuseeland, Frankreich, Irland) gemacht und wollte gerne ein wenig weiter über den Tellerrand schauen - Land, Leute und Kultur kennenlernen. Somit reichte ich Ende Mai meine Bewerbung ein und erhielt daraufhin eine Zusage für die Abteilung DEinternational. Mit Frau Chaar, die für die Praktikanten verantwortlich ist, besprach ich den konkreten Praktikumszeitraum und erhielt dann meinen Vertrag für ein dreimonatiges Praktikum bei der Deutsch-Tunesischen Industrie- und Handelskammer. Bei der Suche nach einer Wohnung bot Frau Chaar mir ebenfalls Unterstützung an und ich hatte großes Glück: eine Kollegin suchte gerade eine neue Mitbewohnerin für ihre WG. So fand ich völlig problemlos ein Zimmer in einer netten Wohngemeinschaft in der Innenstadt von Tunis. Frau Chaar stellte auch den Kontakt zwischen den Praktikanten her, die das Praktikum im gleichen Zeitraum ableisten würden (d.h. Praktikumsbeginn zwischen Anfang August und Anfang September) und übermittelte uns zudem die Kontaktdaten der beiden Praktikanten, die zu diesem Zeitpunkt für die AHK tätig waren. Daher hatte ich schon vor Praktikumsbeginn die Möglichkeit, mich mit anderen über Tunesien, Tunis, das Praktikum und anderes auszutauschen, was den Einstieg für mich wirklich einfach gemacht hat.
3 2. Die Deutsch-Tunesische Industrie- und Handelskammer und Deinternational Kompetenzfeld Industrie, Energie und Umwelt Die Deutsch-Tunesische Industrie- und Handelskammer bzw. AHK Tunesien gehört zu einem Netzwerk von Außenhandelskammern an 130 Standorten und in 90 Ländern. Die Außenhandelskammern vertreten die Interessen der deutschen Wirtschaft im Ausland, bewerben Deutschland als wirtschaftlichen Standort u.v.m. Die AHKs arbeiten eng mit den inländischen Industrie- und Handelskammern (IHKs) und bedeutenden Wirtschaftsverbänden beider Länder zusammen und können deutsche sowie ausländische Unternehmen somit optimal beim Auf- und Ausbau von wirtschaftlichen Verbindungen unterstützen. Die AHK Tunesien wurde 1979 gegründet und verfügt heute, mehr als 35 Jahre später, über ein großes Netzwerk an Mitgliedsunternehmen (über 700 Mitgliedsunternehmen) aus allen Branchen. Sie ist marktnah und unterhält gute Beziehungen zu Vertretern aus Wirtschaft, Politik und internationalen Organisationen. Das Team verfügt über große fachliche, sprachliche sowie interkulturelle Kompetenz, Mitglieder und Kunden profitieren daher von bester Beratung und Betreuung. Die AHK Tunesien wird, wie alle AHKs weltweit, anteilig durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert. Den Großteil seiner Gelder muss die AHK Tunesien jedoch eigenständig erwirtschaften. Sie finanziert sich folglich über Mitgliedsbeiträge, kommerzielle Dienstleistungsangebote und Projekte. DEinternational ist die Servicemarke der AHK Tunesien. Die Abteilung bietet deutschen sowie tunesischen Unternehmen Dienstleistungen an, um sie bei ihrer außenwirtschaftlichen Geschäftstätigkeit zu unterstützen. Dazu zählen Angebote rund um das Thema Markteinstieg und Kooperation mit Geschäftspartnern u.v.m. Unter dem Dach der Abteilung befinden sich drei Teams: Healthcare und Services, Nahrungsmittelindustrie und Industrie, Energie und Umwelt. Ich war während meines Praktikums im Team Industrie, Energie und Umwelt tätig, mit dem Schwerpunkt Industrie. Das Team bestand aus meinem Vorgesetzten, Dr. Makram Ben Hamida, meinem Kollegen Abdallah Souissi, einer weiteren Praktikantin und mir.
4 3. Das Praktikum Mein Praktikumsbeginn fiel in eine ruhige Phase. Der August ist in Tunesien der klassische Urlaubsmonat und viele Unternehmen, darunter auch die AHK, arbeiten mit verkürzter Arbeitszeit ( séance unique ). Dadurch ebenso wie durch die zweiwöchige Überschneidung mit meiner Vorgängerpraktikantin konnte ich mich langsam einarbeiten und hatte zunächst nur wenige Aufgaben. Im Laufe des Praktikums bekam ich zwar mehr Aufgaben, es gab jedoch immer mal wieder Phasen, in denen ich wenig zu tun hatte. Das Hauptgeschäft des Teams Industrie, Energie und Umwelt ist die Bearbeitung von Anfragen sowie Projektmanagement. Da zur Zeit meines Praktikums im Bereich Industrie leider keine größeren Projekte anstanden, lag der Schwerpunkt folglich auf der Anfragenbearbeitung. In diesem Rahmen übernahm ich in enger Zusammenarbeit mit meinem Vorgesetzten die schriftliche oder telefonische Beantwortung von Anfragen und erstellte diverse schriftliche Dienstleistungsangebote für Kunden. Bei einem Kunden hatte ich die Gelegenheit, fast den vollständigen Ablauf der Dienstleistung Markteintritt und Geschäftspartnersuche mitzubekommen und den Kunden größtenteils selbstständig zu betreuen: Anfragenbeantwortung, Erstberatung, Angebotserstellung, Rechnungserstellung, Recherche und Zusammenstellung von Marktinformationen und Daten zu potentiellen Geschäftspartnern (hierzu nahm ich Kontakt zu mehreren tunesischen Unternehmen auf, um zu sehen, ob sie sich für eine Geschäftspartnerschaft mit dem deutschen Unternehmen interessierten), Übermittlung der Ergebnisse. Bedauerlicherweise konnte ich die letzte und entscheidende Phase, die B2B-Termine vor Ort, nicht miterleben, da diese erst nach meinem Praktikumsende stattfanden. Ich konnte in diesem Kontext viel eigenverantwortlich wenn natürlich auch immer in Absprache mit Dr. Ben Hamida arbeiten und bin dankbar für das Vertrauen, das mir entgegen gebracht wurde. Zudem hatte ich das große Glück, dass in der letzten Woche meines Praktikums ein anderes deutsches Unternehmen zu B2B-Terminen im Rahmen einer Geschäftspartnersuche nach Tunesien kam und ich Dr. Ben Hamida und den Kunden zu den Terminen begleiten durfte. Dies war vor allem aus interkultureller Sicht unglaublich interessant für mich und ich konnte wertvolle praktische Erfahrungen sammeln, die mein Wissen aus dem Studium erweiterten. Mithilfe des Customer Relationship Management Systems der AHK verwaltete ich außerdem Kundendaten und bekam auch eine Einführung in die weiteren Funktionen des Systems. Außerdem übernahm ich Rechercheaufgaben zu vielfältigen Themen wie z.b. Zollinformationen, Marktinformationen u.ä. Gelegentlich übersetzte ich Texte vom Französischen ins Deutsche oder andersherum. Diese Aufgabe übernahm ich gerne, da ich in meinem Bachelorstudiengang recht viele Übersetzungskurse belegt hatte, diese Kompetenz danach aber nicht mehr einsetzen konnte und daher froh war, sie wieder aktiv anwenden zu können.
5 Des Weiteren verfasste und redigierte ich Texte und Artikel. Als Kommunikationsstudentin mit Praxiserfahrung in der Kommunikationsarbeit konnte ich hier meine Kompetenzen einbringen und erledigte dies gerne. Auf meinen Wunsch hin durfte ich zudem ein paar Tage mit den Kolleginnen aus der PR- Abteilung arbeiten, um mich mit dem Web-Content-Management-System Typo 3 vertraut zu machen. Typo 3 ist eine gängige Software und in der Kommunikationsbranche wird häufig vorausgesetzt, dass man deren Bedienung beherrscht. Ich war daher sehr dankbar, dass ich die Chance bekam, eine kleine Einführung zu erhalten und das Erlernte dann beim Einstellen des Newsletters für den Monat Oktober gleich praktisch anwenden zu dürfen. Auch bei der inhaltlichen Überarbeitung (redigieren und übersetzen) der News durfte ich mitarbeiten. Die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen hat mir großen Spaß gemacht, ich konnte etwas Neues lernen und alle haben sehr positiv auf meinen Wunsch reagiert, mal in eine andere Abteilung schnuppern zu dürfen. Eine weitere Aufgabe war die Unterstützung bei der Erstellung eines Projektantrags für ein Projekt im Rahmen der deutsch-tunesischen Transformationspartnerschaft. Leider hat sich der Start stark nach hinten verschoben und der Prozess begann erst gegen Ende meines Praktikums. Nichtsdestotrotz hatte ich die Gelegenheit, an einem Arbeitstreffen mit Regierungs- und Unternehmensvertretern teilzunehmen. Es war sehr interessant für mich zu sehen, wie ein solches Treffen abläuft. Weiterhin verfasste ich einen Teil des Projektantrags, soweit dies eben möglich war, da die tatsächliche Arbeitsphase gerade erst begonnen hatte und es noch vieles zu klären galt. Wie alle Praktikanten der AHK Tunesien habe auch ich gelegentlich Vertretung am Front Office gemacht. Zu Anfang fühlte ich mich damit schon ein wenig überfordert, insbesondere dadurch, dass ich kein Arabisch spreche, aber nach einiger Zeit war es dann okay. Außerdem konnten wir die Vertretung gut unter den Praktikanten aufteilen und es war nur sehr selten der Fall, dass wir für einen längeren Zeitraum am Front Office waren. Nichtsdestotrotz war dies die Aufgabe, die mir am wenigsten gefiel. Ebenfalls hatten wir alle die Möglichkeit im September an einer Happy-Hour, einer Netzwerkveranstaltung für die Mitgliedsunternehmen, teilzunehmen. Wir halfen bei der Registrierung der Gäste und durften uns dann unter die Menge mischen. Ich durfte außerdem auch an einem Regionaltreffen der Mitglieder aus der Region Hammamet-Nabeul teilnehmen, da mein Vorgesetzter dieses leitete. Das Konzept gefiel mir gut, denn es geht bei diesen Treffen darum, den Mitgliedern einen Raum zu geben, sich zu vernetzen, auszutauschen und sich mit ihren Bitten und Anliegen direkt an die AHK wenden zu können. Neben mir und Dr. Ben Hamida war auch der Geschäftsführer der AHK, Dr. Martin Henkelmann, vor Ort und somit direkt ansprechbar für die Mitglieder.
6 4. Fazit Im Team der AHK Tunesien fühlte ich mich gut aufgenommen, die KollegInnen waren immer offen, freundlich und hilfsbereit. Durch den Jour Fixe, die zweiwöchig stattfindende Teambesprechung, bekam man einen Einblick in die Tätigkeit aller KollegInnen. Ich hätte mir gewünscht, die Zeit zu haben, um bei weiteren KollegInnen (neben der PR-Abteilung) zu hospitieren, bei einem Praktikumszeitraum von 3 Monaten ist dies aber natürlich ein wenig schwierig. In unserem Team konnte ich meine Meinung und meine Wünsche jederzeit frei äußern und eigene Ideen und Vorschläge waren gern gesehen. Mir wurde viel Wertschätzung und Vertrauen entgegen gebracht, was nicht selbstverständlich ist. Es gab zwar hier und da kleinere Kommunikationsschwierigkeiten, die durch unseren offenen und direkten Umgang aber immer schnell aus dem Weg geräumt werden konnten. Im Allgemeinen durfte ich recht selbstständig arbeiten, was mir wichtig war. Durch die große thematische Bandbreite im Bereich Industrie und mangelnde Erfahrung meinerseits auf diesem Gebiet, kam ich allerdings nie an den Punkt, wo ich Fragestellung und Themen komplett eigenständig bearbeiten konnte, was ich schade fand, denn in meinen früheren Praktika war dies nach einer Phase der Einarbeitung eigentlich immer der Fall gewesen (zumindest bei einem Teil der Aufgaben). Was mir ein wenig gefehlt hat, war eine fest verankerte Struktur, um Erwartungen zu besprechen und Feedback zu erhalten. Ich hätte mir gewünscht, zu Anfang meines Praktikums ein ausführliches Gespräch über meine Erwartungen, Kenntnisse und Erfahrungen zu führen, um meine Aufgaben etc. dann zumindest teilweise darauf abzustimmen. Zudem hätte ich während meines Praktikums gerne ein oder mehrere Feedbackgespräch(e) geführt, um beide Seiten die Möglichkeit einzuräumen, in einem fest institutionalisierten Rahmen auszutauschen, was gut läuft, wo etwas zu verbessern wäre, um Raum zum Äußern von Wünschen etc. zu bieten. Wie bereits gesagt: durch unseren offenen und direkten Umgang im Team war dies kein konkretes Problem, ich finde jedoch, dass dies für die zukünftige Betreuung von PraktikantInnen ein besserer Weg wäre. Insgesamt blicke ich auf drei lehrreiche Monate zurück, in denen ich viele Erfahrungen sammeln konnte. Land und Leute sind mir sehr ans Herz gewachsen und ich bin mir sicher, dass ich wiederkommen werde.
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