Es gilt das gesprochene Wort.
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- Bertold Möller
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1 Grußwort der Ministerin für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, Sylvia Löhrmann Fachtagung Eine neue Anerkennungskultur etablieren wie Kooperationen zwischen Schulen und außerschulischen Partnern gelingen 29. April 2016 Es gilt das gesprochene Wort. Veröffentlichung: nein; ja, intern; ja, extern ; Zeichen; ca. 20 Minuten R K-J
2 2 Sehr geehrter Herr Prof. Coelen, sehr geehrte Damen und Herren von den außerschulischen Partnern und aus den Verbänden, sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der staatlichen Institutionen und Einrichtungen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Schülerinnen und Schüler, auch ich begrüße Sie heute Morgen hier in der QUA-LiS in Soest ganz herzlich und freue mich, dass Sie alle den Weg zu dieser gemeinsamen Fachtagung von MSW, MFKJKS sowie den Dachorganisationen aus Sport, Musik und der kulturellen und freien Jugendarbeit gefunden haben, die den Titel hat: Eine neue Anerkennungskultur etablieren wie Kooperationen zwischen Schulen und außerschulischen Partnern gelingen. Lieber Herr Egyptien, Ihnen und Ihren Kolleginnen und Kollegen aus der QUA-LiS danke ich ganz herzlich für die Ausrichtung dieser Tagung schön, dass wir hier heute in bewährter Form tagen und bei Ihnen zu Gast sein können.
3 3 Mein Dank geht auch an das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport sowie an den Landesjugendring, den Landesmusikrat, den Landesverband der Musikschulen, den Landessportbund und die Landesvereinigung Kulturelle Jugendarbeit. Ich empfinde es immer wieder als Bereicherung, wenn man gemeinsam nicht nur in Schule hinein-, sondern zugleich auch über den Rand von Schule hinausschaut und dann noch wie in diesem Fall produktiv eine solche Veranstaltung gemeinsam planen und durchführen kann und die Ergebnisse im Anschluss gemeinsam nutzen, verankern und in die Breite tragen kann. Besonders danken möchte ich in diesem Zusammenhang allerdings Herrn Prof. Coelen vom Department Erziehungswissenschaft Psychologie der Fakultät Bildung Architektur Künste der Universität Siegen. Er ist mit recht geringem Vorlauf für die leider kurzfristig verhinderte Frau Prof. Andresen eingesprungen und wird uns inhaltlich gleich weiter in die Thematik des heutigen Tages einführen.
4 4 Neben den bereits Genannten heiße ich auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der LandesschülerInnenvertretung, den Landesjugendämtern, der Arbeitsstelle Kulturelle Bildung in Schule und Jugendarbeit, der Serviceagentur Ganztägig lernen und alle anderen Anwesenden herzlich willkommen! Schon jetzt möchte ich Ihnen danken für Ihr besonderes Engagement und Ihr Interesse an diesem Thema, das auch mir persönlich sehr am Herzen liegt. Für mich gehört dieser Ansatz zur ganzheitlichen Bildung dazu. Warum sind wir heute zusammengekommen? Wie kann man schulische Bildung so ausgestalten und organisieren, dass sich auch die außerschulische Bildung angemessen entfalten kann und im Idealfall beide Bereiche bestmöglich voneinander profitieren? Über diese Frage haben wir uns auch im zivilgesellschaftlichen Prozess des Runden Tisches zu G8/G9 intensiv ausgetauscht ganz unabhängig von dem intensiven Dialog, den die Landesregierung mit den außerschulischen Partnern zu unterschiedlichsten Themen seit Jahren pflegt und auch weiterhin pflegen wird.
5 5 Von diesem Geist gegenseitiger Anerkennung und in vielen Fällen auch der aktiven Zusammenarbeit getragen sind unter anderem die 6. und 7. Empfehlung des Runden Tisches entstanden. In der 6. Empfehlung geht es darum, wie Nachmittagsunterricht, schulische Ganztagsangebote, außerschulische Angebote und Freizeit der Schülerinnen und Schüler in Einklang gebracht werden können. Darin heißt es unter anderem: Die außerschulischen Partner aus den Bereichen Kultur, Sport, Jugendarbeit etc. gestalten den Prozess vor Ort kooperativ und aktiv mit. Dabei steht für Schulen und außerschulische Bildungsträger das Ziel im Mittelpunkt, allen Schülerinnen und Schülern ihre jeweils individuellen Bildungswünsche zu ermöglichen. Im Rahmen der beabsichtigten Etablierung einer neuen Anerkennungskultur und zwar nicht nur an den Gymnasien des Landes heißt es in der 7. Empfehlung:
6 6 Das Schulministerium veröffentlicht gemeinsam mit den gemeinnützigen Verbänden der Musikschulen, des Vereinssports und der Jugendarbeit gute Beispiele der Anerkennung außerschulischer Leistungen (z. B. auf Zeugnissen) in Schule NRW, ggf. in Form einer Handreichung. Das Schulministerium macht gute Praxisbeispiele über Schulleitungsdienstbesprechungen, Fortbildung etc. bekannt. Das Schulministerium bzw. die Schulaufsicht bietet Tagungen zu dieser Thematik an. Die Verbände aus Sport, Kultur und Jugendarbeit werden eingeladen, sich zu beteiligen. Gesagt, getan diese gemeinsamen Vereinbarungen einzulösen, vor allem aber auch den teilnehmenden Gymnasien und Gesamtschulen Anregungen und Hilfestellungen für ihre konkrete Arbeit vor Ort zu geben dazu sind wir heute hier.
7 7 Was haben wir bislang getan? Der Landtag bzw. das Schulministerium haben in Folge der 10 Empfehlungen des Runden Tisches das Schulgesetz, die Ausbildungs- und Prüfungsordnungen, Verwaltungsvorschriften sowie mehrere Erlasse geändert, um die gefassten Beschlüsse umzusetzen. Mit Blick auf das Thema Anerkennungskultur erlaubt der veränderte Paragraph 49 des Schulgesetzes seit diesem Schuljahr jetzt ausdrücklich, auf Wunsch von Schülerinnen und Schülern neben ehrenamtlichen Tätigkeiten (wie bisher) nun auch andere außerschulische Tätigkeiten auf Zeugnissen und Schullaufbahnbescheinigungen zu würdigen. In den Verwaltungsvorschriften zur Ausbildungs- und Prüfungsordnung für die Sekundarstufe I wird dies aufgegriffen und jetzt auch ausdrücklich auf den veränderten Erlass zu Zeugnissen und Bescheinigungen über die Schullaufbahn verwiesen.
8 Dieser Erlass wiederum konkretisiert das Ganze neuerdings dahingehend, dass außerunterrichtliches und ehrenamtliches Engagement in der entsprechenden Zeugnisrubrik bzw. unter Bemerkungen aufgeführt werden kann. Auch Bescheinigungen bzw. Textbausteine des entsprechenden außerschulischen Partners können als Beiblatt zum Zeugnis beigefügt werden. 8 Neben diesen Zertifizierungsaspekten, die ggf. für spätere Bewerbungen relevant sind, haben wir im Rahmen der zuvor genannten Rechtsänderungen aber auch Regelungen geschaffen, die die erforderlichen Freiräume für die Wahrnehmung der außerschulischen Bildungsangebote ausweiten bzw. überhaupt erst ermöglichen. Es geht also zum einen um Wertschätzung und zum anderen darum, Freiräume zu schaffen für die Schulen und die außerschulischen Partner. Nur exemplarisch nenne ich in diesem Zusammenhang die vorgenommenen Begrenzungen beim Nachmittagsunterricht, die Reduzierung und Verlagerung von Hausaufgaben in die Schule (z. B. über Lernzeiten), die bessere Verteilung von Klassenarbeiten sowie, last but
9 9 not least, die Veränderungen bei den Ergänzungsstunden. Anrede, diese Änderungen sind zwar im Zusammenhang mit dem achtjährigen gymnasialen Bildungsgang zur Entlastung der Schülerinnen und Schüler erörtert worden, sie betreffen aber alle Schulen, denn das Thema Anerkennungskultur ist selbstverständlich nicht auf die Gymnasien beschränkt. Worum soll es heute konkret gehen? Innerhalb des zuvor abgesteckten Rahmens haben wir unsere außerschulischen Partner im Nachgang zum Runden Tisch darum gebeten, uns Beispiele guter Praxis gegenseitiger Anerkennung, zum Teil auch aktiver Zusammenarbeit, von Schulen und außerschulischen Bildungsträgern vor Ort zu benennen. Vor diesem Hintergrund freue ich mich, heute Initiatorinnen und Initiatoren guter Beispiele aus den Bereichen Sport, Musik, kulturelle und freie Jugendarbeit aus Gymnasien und Gesamtschulen aus dem
10 ganzen Land aus Lüdenscheid, Essen, Hilden, Köln, Oberhausen, Brakel, Lippstadt und Emmerich am Rhein bei uns begrüßen zu können. 10 Sehr schön finde ich in diesem Zusammenhang, dass heute viele von Ihnen im Tandem mit ihrem außerschulischen Partner vor Ort zu uns gekommen sind, sodass wir in den Workshops gleichermaßen die schulische wie die außerschulische Perspektive in den Blick nehmen können. In den zwei themenbezogenen Workshop-Runden, die Sie heute Mittag und Nachmittag besuchen, werden Sie zunächst kurz von meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem MSW in die jeweilige Thematik eingeführt. Die Vertreterinnen und Vertreter des bzw. der außerschulischen Partner legen Ihnen dar, warum sie gerade diese Beispiele beachtenswert finden und sie uns vorgeschlagen haben. Die Schulen und ggf. ihre örtlichen Partner stellen schließlich dar, was ihre spezifische Form der jeweils
11 11 praktizierten Anerkennungskultur, ggf. auch der Zusammenarbeit ausmacht. Im Anschluss daran haben Sie ausreichend Zeit, innerhalb der Workshops in die Diskussion einzusteigen, ehe abschließend die Ergebnisse für die nachgelagerte Dokumentation gebündelt werden, die wir Ihnen dann auch zur Verfügung stellen werden. Welche Aspekte sollen in den Workshops jeweils in den Blick genommen werden? Um Ihnen für Ihre eigenen Schulen und außerschulischen Partner möglichst praxisrelevante Anregungen geben zu können, haben wir die Akteure vorab gebeten, zentrale Aspekte bei der Ausarbeitung ihrer Vorträge und Materialien für die Workshops zu berücksichtigen. Diese Aspekte sind: 1.) eine Kurzvorstellung der Akteure, 2.) Hinweise zur Aufnahme und Gestaltung der Kooperation zwischen Schule und außerschulischem Partner, 3.) Informationen zur Art und ggf. zum Bildungswert des außerschulischen Angebots,
12 12 4.) Informationen zur Gewinnung der Schülerinnen und Schüler für das außerschulische Angebot das berührt auch die soziale Frage, also: haben alle Schülerinnen und Schüler Zugang zu diesen Angeboten, 5.) Informationen zur Gestaltung des Freistellungsprozesses in den Schulen (falls erforderlich: rechtliche Grundlage), 6.) Informationen zur etwaigen Rückführung außerschulischer Bildungsergebnisse in den schulischen Kontext, 7.) Informationen zur Zertifizierung außerschulischen Engagements auf Zeugnissen bzw. Beiblättern und 8.) Informationen zur anderweitigen Würdigung außerschulischer Leistungen (z. B. im Rahmen von Ehrungen innerhalb schulischer Veranstaltungen). Mit diesen konkreten Informationen da bin ich mir sicher gehen Sie heute Nachmittag mit neuen Ideen und Anregungen gut gerüstet zurück in Ihre Schulen, sodass Sie gut funktionierende Räder nicht ein zweites Mal erfinden, sondern diese bestenfalls nur an Ihre eigenen Bedingungen vor Ort anpassen müssen.
13 Bevor Sie nun gleich selbst aktiv ans Arbeiten kommen, freue ich mich mit Ihnen auf den Vortrag von Herrn Prof. Dr. Thomas Coelen zum Thema Bedeutung der Anerkennungskultur für Schule und Gesellschaft. Herr Prof. Coelen, der zunächst ein Lehramtsstudium absolvierte, hat sich schon mit seinem Dissertationsthema Pädagogik und kommunale Öffentlichkeit. Zum Verhältnis von Jugendarbeit und Schule im Hinblick auf eine raumbezogene Identitätsbildung dem Schwerpunkt des heutigen Tages verschrieben. Seine Habilitation zur Ganztagsbildung hat zur Prägung dieses Begriffes maßgeblich beigetragen. 13 Seine heutige berufliche Schwerpunktbildung in den Bereichen Sozialisation, Jugendbildung und Lebenslaufforschung prädestinieren ihn dazu, das heutige Thema nicht nur von der institutionellen Seite, sondern insbesondere auch aus der Perspektive derer zu beleuchten, um die es heute vor allem geht: die Schülerinnen und Schüler!
14 14 Unter seiner maßgeblichen Beteiligung ist in diesem Zusammenhang die Studie Jugend.Leben NRW 2012 zur Lage von Kindern und Jugendlichen in NRW kurz JuLe entstanden nordrhein-westfälische Kinder und Jugendliche der Klassen bzw. Jahrgangsstufen 4 bis 12/13 aller allgemeinbildenden und beruflichen Schulformen hatten dort die Gelegenheit, sich zur eigenen und zur gesellschaftlichen Zukunft, zu ihren Wertorientierungen und zu ihrer Befindlichkeit in wichtigen Lebensbereichen u. a. in Schule, Familie und Freizeit zu äußern. Ich freue mich darauf, nun mit Ihnen zusammen Herrn Prof. Coelen zum Thema zu hören und wünsche der Veranstaltung einen guten Verlauf! Herr Prof. Coelen, Sie haben das Wort.
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