Liebe Gemeinde, hundertfach.
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- Hilko Holtzer
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1 7. Predigttext und Predigt 2 Kor 9, 6-10 Gottesdienstart: Predigtgottesdienst Datum: Reihe: II Lesung: Mk 4, 1-9 Predigtstelle: 2 Kor 9, 6-10 (15) Das Wort heiliger Schrift für die heutige Predigt steht im 2. Brief des Apostels Paulus an die Korinther, im 9. Kapitel, die Verse Wer da sparsam sät, der wird auch sparsam ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen. Ein jeder, wie er's sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb. Gott aber kann machen, dass alle Gnade unter euch reichlich sei, damit ihr in allen Dingen allezeit volle Genüge habt und noch reich seid zu jedem guten Werk; ( ) Der aber Samen gibt dem Sämann und Brot zur Speise, der wird auch euch Samen geben und ihn mehren und wachsen lassen die Früchte eurer Gerechtigkeit. Liebe Gemeinde, wer sparsam sät, der wird auch sparsam ernten. Und wer reichlich sät, der wird auch reichlich ernten. Dass das wirklich so ist, das haben uns die Kinder eben mit dem Gleichnis von Jesus eindrucksvoll gezeigt. Was für einen verschwenderischen Bauern erleben wir dort! Dieser Bauer, den wir gesehen haben, der ist ja das Gegenteil von sparsam: Er wirft den Samen auf Stellen, wo eigentlich klar ist, dass da nichts wachsen wird: Er wirft den Samen auf den Weg, unter die Dornen, und auf die Steine. Es scheint ihn nicht zu kümmern. Und am Ende ist immer noch genügend Frucht, die wächst. Er erntet reichlich: dreißigfach, sechzigfach, hundertfach. Wir wissen nicht, ob Paulus das Gleichnis von Jesus gekannt hat. Aber eines ist klar: Paulus war wie Jesus kein Freund des sparsamen Säens. Dabei ging es ihm genauso wie Jesus, nicht um Säen im eigentlichen Sinn. Paulus will seinen Hörern keine landwirtschaftliche Tips zu geben, wie sie ihre Felder bestellen sollen. Er meint mit Säen so viel wie Spenden, gute Werke tun. 4
2 Denn Paulus hat in Griechenland Geld gesammelt für die christliche Gemeinde in Jerusalem. Und für diese Sammlung macht er in seinem Brief gewissermaßen Werbung. Und um die Leute zum Spenden zu animieren, bedient er sich eines Bildes aus der Landwirtschaft. Er spricht eine einfache Wahrheit aus: Wer sparsam sät, der wird auch sparsam ernten. Es gibt ein chinesisches Sprichwort, das Ähnliches besagt: Wer beim Säen träge ist, wird beim Ernten neidisch. (-) Was bedeutet es, wenn Paulus für unsere guten Werke das Bild des Säens und Erntens nimmt? Zunächst einmal bedeutet das eine Verheißung: Wenn wir anderen Gutes tun, dann ist das keine Einbahnstraße. Sondern es soll so sein, dass da etwas wächst. Dass es eine Ernte gibt. Und diese Ernte ist auch unsere Ernte. Wenn sie so wollen: Wenn wir anderen Gutes tun, dann geht es nicht nur den anderen gut, sondern auch uns: Wir selbst werden dann Gutes ernten. Und diese Verheißung bezieht sich bereits auf dieses Leben hier auf Erden. (-) Man könnte die Wahrheit dieser Verheißung an zahllosen Beispielen und Lebensbereichen veranschaulichen. Aber da wir heute Erntedank feiern, macht es Sinn, dass wir uns einen Bereich nehmen, dass auch ganz wörtlich was mit Säen und Ernten zu tun hat: Also nehmen wir mal unsere Landwirtschaft. Ich persönlich habe einen engen Bezug dazu. Erstens weil ich selber Landwirte in der Familie habe. Zweitens, weil ich in Schrozberg, wo ich Vikar war, sehr viele Landwirte in meiner Gemeinde waren. Die Hälfte unseres KGRs waren Landwirte. Ich war jede Woche auf irgendeinem Bauernhof zu Besuch. Und wenn sie da so die Runde machen, dann bekommen sie auch einiges mit. Zunächst mal, dass Lebensmittel in unserem Land nichts wert sind. Zumindest vielen Verbrauchern sind sie nichts wert, weil ihr größtes Ziel ist, dafür möglichst wenig Geld auszugeben. Das ist in anderen europäischen Ländern übrigens anders. Da geben die Leute deutlich mehr dafür aus. Ein Bauer, der Schweine mästet, hat mir mal gesagt: Jeschua, wir können machen was wir wollen, an der Kasse entscheidet der Preis, was die Leute nehmen. Und die Menschen entscheiden sich in aller Regel für das Billigste. Die gehen in 5
3 aller Regel allein nach dem Preis, nicht nach der Herkunft und der Haltungsform. Damit unsere Bauern halbwegs mit den billigen Preisen mithalten können, müssen sie eine industrielle Landwirtschaft betreiben. Das geht gar nicht anders. Mit allen Konsequenzen. Sie müssen immer größer werden. Sie brauchen immer größere Maschinen, mit denen sie in kürzerer Zeit mehr ernten können. Schwere Maschinen, die dann allerdings den Boden verdichten. Sie müssen spritzen, mit allen Konsequenzen, die das hat. Einfach deshalb, weil es allein über die Masse geht. (-) Was wäre, wenn wir nicht das Billigste nehmen würden? Wenn wir einmal darauf achten würden, woher die Dinge kommen, die wir kaufen: Ob die Zwiebeln aus Neuseeland kommen oder aus Deutschland? Ob die Kartoffeln aus unserer Region kommen, oder aus fernen Ländern? Was wäre, wenn wir bereit wären, für heimische Produkte mehr auszugeben? Was wäre dann? (-) Die Landwirte könnten weniger produzieren, und sie könnten Bedingungen arbeiten - Sie müssten sich zum Beispiel nicht mehr verschulden, um immer größere Höfe hinzustellen. Sie möchten nicht wissen, wieviel Landwirte Medikamente nehmen müssen, damit sie überhaupt noch schlafen können. Weil der Arbeitsdruck so groß ist und die Schulden. Was wäre, wenn wir mehr Geld ausgeben würden? Die Landwirte könnten es sich leisten, auf eine Art zu wirtschaften, die unsere Natur langfristig erhält. Wir würden dafür sorgen, dass der Planet, auf dem wir leben, und auf dem noch unsere Kinder und Kindeskinder leben sollen, auf eine gute Art und Weise erhalten bleibt. Und wir selbst würden in einer gesünderen Umwelt leben. Ich weiß nicht, ob sie es verfolgt haben: In manchen Bundesländern haben wir wegen Gülle- Überdüngung so hohe Nitratwerte im Grundwasser, dass die EU-Kommission schon seit Längerem ein Verfahren gegen Deutschland laufen hat. Wir ernten das, was wir säen. Aber wir haben es durchaus in der Hand, etwas Anderes zu säen. trotzdem davon leben. Sie könnten zu humaneren 6
4 Und sie können das Ganze auch noch mal global betrachten: Wenn wir Produkte von einem anderen Kontinent kaufen, etwa Kaffee aus Lateinamerika, dann entscheiden wir, zu welchen Bedingungen dieser Kaffee produziert wird. Wir haben die Wahl, zu welchem Produkt wir greifen. Wir haben die Wahl, ob wir andere Menschen gut leben lassen wollen, ob sie uns das wert sind, oder eben nicht. Wissen sie: Es geht hier nicht darum: Dürfen wir jetzt nur noch Bio kaufen? Das ist nicht die Frage. Ich stelle mich hier auch nicht hin, und sage, dass ich in meinem Konsumverhalten ohne Fehl- und Tadel bin. Aber ich denke schon, eine entscheidende Frage heute an Erntedank ist doch auch die: Wie gehen wir mit Gottes Schöpfung um? Und wie gehen wir mit den Menschen um, die dafür sorgen, dass wir morgens Brot, Butter und Kaffee auf dem Frühstückstisch haben, und meinetwegen auch noch Nutella. Oder abends ein Feierabendbier, ein Glas Rotwein oder für die Achtsamkeitsfraktion einen Yogi-Tee oder Seele- Geist-Harmonietee. (-) Wir ernten, was wir säen. Diese Aussage kann man als Warnung sehen. Man kann das aber auch als Motivation, als Ermunterung sehen. Und so, als Ermunterung war es bei Paulus ursprünglich auch gemeint. Einfach deshalb, weil Paulus guter Hoffnung war, dass seine Hörer willig sind, reich zu säen, weil sie Lust auf eine reiche Ernte haben. Und das Spannende ist, und vielleicht nehmen sie mal gerade diesen Punkt mit in den Tag, dass für Paulus tatsächlich jeder Mensch die Möglichkeit hat, reich zu säen. Warum? Paulus sagt uns warum: Der aber Samen gibt dem Sämann und Brot zur Speise, der wird auch euch Samen geben und ihn mehren und wachsen lassen die Früchte eurer Gerechtigkeit. Das heißt: Gott gibt jedem von uns die Möglichkeit Gutes zu wirken, reich zu säen. Das kann selbstverständlich in ganz verschiedenen Bereichen sein. Weil unsere Gaben verschiedenen sind, und unsere Aufgabenbereiche. Welche Möglichkeiten sie haben, welche Samen Gott ihnen persönlich gegeben hat, um Gutes in dieser Welt zu wirken, das 7
5 weiß ich nicht. Das müssen sie wissen. Wenn sie es nicht wissen, dann bitten sie Gott um seinen Heiligen Geist, dass er ihnen die Augen dafür öffnet. Denn dieses Versprechen haben wir: Gott gibt uns das, was wir brauchen, um hier auf Erden segensreich zu wirken, um reichlich zu säen und auch reichlich zu ernten. Amen. 8
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