Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Der Streit um die Riester-Rente - Abzocke oder sinnvolle Altersvorsorge?

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1 Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form Auszug aus: Der Streit um die Riester-Rente - Abzocke oder sinnvolle Altersvorsorge? Das komplette Material finden Sie hier: School-Scout.de

2 V Wirtschaftspolitik und Finanzen Beitrag 18 Riester-Rente 1 von 30 Abzocke oder sinnvolle Altersvorsorge? Der Streit um die Riester-Rente Harm Bengen Die Riester-Rente mit gutem Beispiel vorangehen? Von Dr. Achim Schröder, Frankfurt am Main Dauer Inhalt Ihr Plus 5 Unterrichtsstunden die Probleme der Rentenpolitik vor und nach der Riester-Reform analysieren; die Positionen von Befürwortern und Kritikern der Reform herausarbeiten und in einem Rollenspiel diskutieren; grundlegende Schritte der politischen Urteilsbildung erarbeiten; die Riester-Reform kritisch hinterfragen und begründet dazu Stellung beziehen; mögliche Reformvorschläge für die Zukunft entwickeln Materialien, um die politische Urteilsbildung der Schülerinnen und Schüler zu fördern

3 2 von 30 Riester-Rente Wirtschaftspolitik und Finanzen Beitrag 18 V Fachliche Hinweise Wie kam es zur Entscheidung, die Riester-Rente einzuführen? Nachdem die Rentenbeiträge jahrzehntelang kontinuierlich angestiegen waren und sich in der Medienberichterstattung immer deutlicher abzuzeichnen schien, dass der Rückgang der Geburtenrate und die daraus folgende Alterung der Gesellschaft das Rentensystem vor große Herausforderungen stellen würde, beschloss die damalige Bundesregierung aus SPD und Bündnis 90/Die GRÜNEN im Jahr 2001 eine weitreichende Rentenreform. Die gesetzliche Rente wurde gekürzt und die so entstehende Versorgungslücke sollte durch eine staatlich subventionierte, freiwillige private Rentenvorsorge geschlossen werden. So entstand die sogenannte Riester-Rente. Der demografische Wandel als Argument Ob die Entscheidung, die Riester-Rente einzuführen, richtig war, ist heute umstritten. Im Jahr 2001 beherrschte das Paradigma des demografischen Wandels die öffentliche Debatte und es schien weiten Teilen der Bevölkerung einleuchtend, dass eine alternde Gesellschaft mit immer weniger jungen Arbeitnehmern irgendwann nicht mehr in der Lage sein würde, die wachsende Zahl von Menschen im Rentenalter auf dem bislang üblichen Niveau zu unterstützen. Welche Argumente haben die Kritiker? Erst einige Jahre nach der Rentenreform fanden die Argumente der Kritiker in der Öffentlichkeit Gehör. Dabei ging es insbesondere um folgende Punkte: 1. Das Ziel der Rentenreform war es, die Belastung der Arbeitgeber zu senken, um so die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu stärken. Dieses Ziel wurde erreicht. Die Arbeitnehmer hingegen müssen seitdem zusätzlich privat für ihre Rente sparen. 2. Die Rentenreform wurde in den Medien heftig debattiert. Die politische Entscheidung wurde auch von Experten beeinflusst, die teilweise in Aufsichtsräten großer Versicherungsunternehmen saßen. Neben der Bundesregierung berieten die Experten den Verband der Versicherungswirtschaft und ihre Studien wurden von arbeitgebernahen Stiftungen finanziert. 3. Für die private Versicherungswirtschaft entstand durch die Reform ein neuer, lukrativer Markt für ihre Versicherungsprodukte. 4. Die Auswirkungen des demografischen Wandels auf das Rentensystem sind heute unter Experten umstritten. 5. Die Rentenreform stärkte die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exportwirtschaft, die im europäischen Vergleich von sinkenden Lohnkosten profitierte. Dies hat zur tiefgreifenden Krise anderer EU-Länder mit beigetragen. 6. Vor allem Gutverdienende profitieren von sogenannten Mitnahmeeffekten, sodass die Riester- Rente für Menschen mit niedrigem Einkommen nicht empfehlenswert erscheint. Der Streit dauert an Die öffentliche Debatte um die Rentenpolitik ist also mit der Riester-Reform nicht beendet, vielmehr wird sie weiterhin hoch polarisiert geführt. Während die Befürworter unterstreichen, dass der demografische Wandel die Reform notwendig gemacht habe, sprechen Kritiker in scharfen Tönen von einer Rentenlüge. Ziel der Unterrichtseinzeit ist es, dem Beutelsbacher Konsens folgend, das als kontrovers darzustellen, was in der Gesellschaft kontrovers diskutiert wird, damit sich die Schülerinnen und Schüler ein eigenes Urteil bilden können.

4 V Wirtschaftspolitik und Finanzen Beitrag 18 Riester-Rente 3 von 30 Didaktisch-methodische Hinweise Für die Schülerinnen und Schüler ist das Thema Rentenpolitik eine politisch relevante Frage, denn erstens erleben sie mit ihren Eltern und Großeltern die Konsequenzen der Rentenkürzungen und zweitens können sie bereits während ihrer Berufsausbildung damit anfangen, mit kleinen Beiträgen für ihre Rente vorzusorgen. Im Zentrum der Unterrichtseinheit steht das Ziel, eine weitreichende politische Entscheidung zu beurteilen. Dabei berücksichtigen die Materialien zu jedem Aspekt Positionen und Argumente für und gegen die zu beurteilende Entscheidung. Aus den unterschiedlichen Positionen und Argumenten müssen die Schülerinnen und Schüler jeweils diejenigen auswählen, die ihnen überzeugender scheinen, und aus den Einzelaspekten schließlich ein zusammenfassendes Urteil fällen. Am Ende der Unterrichtseinheit kann eine von den Lernenden produzierte, interaktive Wandzeitung entstehen, mit der an der Schule eine Öffentlichkeit zum Unterrichtsthema hergestellt wird. Von einer interaktiven Wandzeitung kann dann die Rede sein, wenn sie Sachverhalte nicht nur darstellt, sondern andere dazu einlädt, Kommentare und Fragen an die Lerngruppe zu formulieren. Stundenverlauf Stunden 1/2 Intention Materialien M 1 M 5 Was ist die Riester-Rente und warum wurde sie eingeführt? Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit den Themen Rente und Rentenreform auseinander und bilden sich ein erstes Urteil zur Riester-Reform. Außerdem lernen sie unterschiedliche Akteure der Rentenreform kennen und erarbeiten deren jeweilige Standpunkte. Die Lernenden lesen den Text M 1, der sie in die Problematik der Unterrichtseinheit einführt. In Partnerarbeit diskutieren und klären sie 7 Fragen und bilden sich ein erstes Urteil zur Rentenreform. In einem historischen Rückblick analysieren die Jugendlichen in M 2 die Probleme des Rentensystems vor der Reform. Anschließend simulieren sie in einem Rollenspiel eine Anhörung des Bundestages zur Riester-Reform. Dabei kommen Befürworter und Kritiker der Reform zu Wort, deren Positionen die Schülerinnen und Schüler zuvor in Gruppenarbeit erarbeiten. M 3 enthält den Arbeitsauftrag für die Gruppenarbeit. In M 4 sind die Positionen von 7 Befürwortern bzw. Kritikern der Reform dargestellt. Nach der Diskussion bilden sich die Schülerinnen und Schüler ein erstes Urteil zur Rentenreform. Dabei helfen ihnen die 5 Analysefragen in M 5. Stunden 3 5 Intention Materialien M 6 M 14 War die Rentenreform richtig? Ein Gallery Walk Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit der Frage auseinander, ob die Einführung der Riester-Rente eine richtige Entscheidung war oder nicht. Mithilfe der Methode Gallery Walk verschaffen sie sich zunächst einen Überblick über die unterschiedlichen Pro- und Kontra-Argumente und fällen schließlich ihr eigenes Urteil. M 6 enthält den Arbeitsauftrag für die Gruppenarbeit. Die sieben Beurteilungsfragen in M 7 ermöglichen den Jugendlichen, ihr Urteil systematisch und gut fundiert zu begründen. Gruppe 1 führt in M 8 mithilfe zweier Grafiken einen Effektivitätscheck der Rentenreform durch, das heißt, sie beantwortet die Frage, ob die Probleme durch die Reform gelöst wurden.

5 4 von 30 Riester-Rente Wirtschaftspolitik und Finanzen Beitrag 18 V Gruppe 2 überlegt in M 9 mithilfe des Textes Die Rentenlüge, wem die Riester-Rente nützt. In M 10 überprüft Gruppe 3 die Überzeugungskraft der These vom demografischen Wandel als Bedrohung für unsere Gesellschaft. In M 11 analysiert Gruppe 4 die Rolle der ratgebenden Experten auf die Frage hin, wie unabhängig diese agiert haben. Mithilfe von Grafiken zu den Lohnstückkosten in Europa und dem Außenhandelssaldo in Deutschland führt Gruppe 5 in M 12 einen Stabilitätscheck durch. Die Lernenden beantworten die Frage, ob die Stabilität und Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft durch die Rentenreform gestärkt oder geschwächt wurde. In M 13 überlegen die Schülerinnen und Schüler der Gruppe 6, ob sich eine Riester-Rente für sie persönlich lohnen würde. Gruppe 7 führt in M 14 einen Alternativencheck durch. Die Jugendlichen beantworten die Frage, ob es gute Alternativen zur Riester-Rente gab und gibt. Materialübersicht Stunden 1/2 Was ist die Riester-Rente und warum wurde sie eingeführt? M 1 (Tx) Warum gibt es die Riester-Rente? 7 Fragen M 2 (Tx) Wie funktionierte das Rentensystem vor der Reform? M 3 (Ab) Wer hat wie warum an der Riester-Reform mitgewirkt? Arbeitsauftrag für die Gruppenarbeit M 4 (Ab) Wer hat wie warum an der Riester-Reform mitgewirkt? Die Akteure M 5 (Ab) Wie analysiere ich eine politische Entscheidung? 5 Analysefragen Stunden 3 5 War die Rentenreform richtig? Ein Gallery Walk M 6 (Ab) Die Riester-Rente im Check Arbeitsanweisung für den Gallery Walk M 7 (Ab) Wie beurteile ich eine politische Entscheidung? 7 Urteilsfragen M 8 (Ab) Gruppe 1: Effektivitätscheck wurde das Problem der Rente gelöst? M 9 (Ab) Gruppe 2: Interessencheck I wem nutzt die Riester-Rente? M 10 (Ab) M 11 (Ab) M 12 (Ab) M 13 (Ab) M 14 (Ab) Gruppe 3: Interessencheck II die Debatte um den demografischen Wandel Gruppe 4: Faktencheck wie unabhängig sind die Rentenexperten? Gruppe 5: Stabilitätscheck stärkt die Rentenreform die Wirtschaft? Gruppe 6: Persönlicher Interessencheck profitiere ich von der Riester-Rente? Gruppe 7: Alternativencheck und nun? Alternativen zur Riester-Rente Bedeutung der Abkürzungen Ab = Arbeitsblatt; Tx = Text Minimalplan Sie haben nur 2 Unterrichtsstunden Zeit? Dann setzen Sie folgende Materialien ein: Stunde 1 Was ist die Riester-Rente und warum gibt es sie? M 1/M 2 Stunde 2 Wer hat wie warum an der Riester-Reform mitgewirkt? M 3 M 5 Sie finden alle Materialien im veränderbaren Word-Format auf der CD RAAbits Wirtschaft Berufliche Schulen (CD 22). Bei Bedarf können Sie die Materialien gezielt am Computer überarbeiten, um sie auf Ihre Lerngruppe abzustimmen.

6 20 von 30 Riester-Rente Wirtschaftspolitik und Finanzen Beitrag 18 V M 10 Gruppe 3: Interessencheck II die Debatte um den demografischen Wandel Als die Riester-Rente eingeführt wurde, diskutierten alle über den demografischen Wandel also die Alterung der Gesellschaft. Doch taugt er wirklich als Argument für eine weitreichende Rentenreform? Nein, findet Gerd Bosbach, Professor für Statistik und Empirische Wirtschafts- und Sozialforschung an der Universität Koblenz. Im Interview mit der Hessischen Lehrerzeitung (HLZ) erklärt er, warum Produktivität schlägt Demografie HLZ: [ ] müssen wir den demografischen Wandel und seine Auswirkungen auf die Systeme der Alterssicherung nicht wirklich ernst nehmen? Bosbach: Entscheidend ist die Tatsache, dass sich nicht nur die Altersstruktur der Gesellschaft, sondern die Gesellschaft insgesamt ändert. Und wie die in 25 oder 50 Jahren aussieht, kann kein Statistiker prognostizieren. Was wusste man 1950 vom Jahr 2000? So gut wie nichts: Es gab keine Pille, keinen PC, keine Erkenntnisse über Migrationsbewegungen 1, rien! Und deshalb gab es auch damals dieselben Horrorszenarien wie heute: Friedrich Burgdörfer schrieb das Buch Volk ohne Jugend über Geburtenschwund und Überalterung des deutschen Volkskörpers im Jahr 1932 und die Schlagzeile Sozialstaat ist in der Sackgasse Wer zahlt morgen die Rente? stammt aus dem Jahr [ ] Im 20. Jahrhundert ist die Lebenserwartung in Deutschland um 30 Jahre gestiegen, der Anteil der unter 20-Jährigen hat sich von 44 Prozent auf 21 Prozent halbiert, der Anteil der Rentner mehr als verdreifacht. In derselben Zeit stieg der Wohlstand, der Sozialstaat wurde ausgebaut und die Arbeitszeit sank von 60 auf 40 Stunden. Die Erklärung ist einfach und gilt bis heute: Produktivität schlägt Demografie. Zwischen 1991 und 2012 ist das reale Bruttoinlandsprodukt in Deutschland trotz Wiedervereinigung, Finanzkrise und Depression und sinkender Arbeitsstunden um 31,8 Prozent gestiegen! [ ] Für die Arbeitnehmer sind höhere Rentenbeiträge zu verkraften, solange die Lohnerhöhungen die Inflation 2 ausgleichen und der Produktivitätsfortschritt 3 zusätzlich an den Arbeitnehmer ausbezahlt wird. Um die Heraufsetzung des Rentenalters auf 67 zu vermeiden, hätte man die Beitragssätze nur um 0,5 Prozent heraufsetzen müssen. [ ]. In: HLZ Zeitschrift der GWE Hessen für Erziehung, Bildung und Forschung, Heft 6, Juni Erläuterungen zum Text 1 Migrationsbewegung: Hier ist Einwanderung nach Deutschland gemeint. 2 Inflation: Eine beträchtliche Erhöhung des Geldumlaufs, verbunden mit Geldentwertung und Preissteigerungen 3 Produktivitätsfortschritt: Wenn mehr Maschinen eingesetzt werden oder Menschen besser und schneller arbeiten, dann steigt die Produktivität, denn pro Stunde oder pro investiertem Euro wird mehr produziert. Aufgaben 1. Sehen Sie sich die Grafik an. Auf welches Problem der gesetzlichen Rentenversicherung verweist sie? 2. Lesen Sie den Text. Notieren Sie die wichtigsten Thesen von Professor Gerd Bosbach. 3. Stellen Sie die Informationen auf Ihrem Plakat einander gegenüber.

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